@googlemail.com> , Anfrage bezüglich unseres Geld- und Bankensystems @googlemail.com> An: [email protected] Sehr , haben Sie herzlichen Dank für Ihr Schreiben und für das Übersenden der Veröffentlichung ,,Geld und Geldpolitik'' der Deutschen Bundesbank. Nun ist es so, dass ich sowohl diese Veröffentlichung als auch die Vorgängerversion als pdf-Versionen zur Kenntnis genommen habe. Und ich habe im Vorwort gelesen, dass es der Bundesbank ein Anliegen sei, das Wissen um die Themen Geld und Bankensystem breiter in der Öffentlichkeit zu verankern als das zur Zeit der Fall ist. In diesem Semester halte ich eine Vorlesung zum Thema Volkswirtschaftslehre, und ich möchte im Rahmen dieser Veranstaltung auch unser Geld- und Bankensystem ansprechen. Nun bin ich mir bei einigen grundlegenden Fragen auch nach dem Studium Ihres Buches nicht sicher, und so wende ich mich direkt an Sie. Nach meiner Einschätzung sind die gestellten Fragen weniger komplex denn fundamental. Und ich erbitte auch nicht Antworten bis ins erschöpfende Detail und auch nicht gänzlich vollständig, sondern ich möchte das Prinzip verstehen. Ich reduziere den Umfang meiner Fragen und bitte Sie höflich darum, sich diese mit meinen vermuteten Antworten noch einmal anzuschauen und mich dort, wo ich falsch liege, zu korrigieren oder zu ergänzen: ------------------------------Fragen zur Funktionsweise unseres Bankensystems 1. Muss es zwingend erst Kundeneinlagen geben, bevor Kredite vergeben werden können? Wieviele Kredite kann eine Bank ausreichen? Wodurch ist das Kreditvolumen beschränkt? Mein bisheriger Erkenntnisstand (MbE): Nein, es muss nicht zwingend Einlagen geben, sollte Bargeld benötigt werden, könnte dieses ggf. von der ZB geliehen werden. Begrenzender Faktoren für die Kreditvergabe sind im wesentlichen eine je nach Rating erforderliche Eigenkapitalunterlegung und eine Liquiditätsreserve bei der Deutschen Bundesbank. Im Rahmen eines persönlichen Gespräches mit dem Leiter der Kreditabteilung unserer Volksbank wurde mir versichert, dass es beispielsweise möglich wäre, kommunale Kredite in einer praktisch beliebigen Größenordnung zu vergeben, da diese als risikolos eingestuft würden. Insbesondere ist für eine derartige Kreditvergabe nicht die vorherige Einlage von Bargeld erforderlich ist, wie es immer 5. April 2011 noch in vielen VWL-Büchern und auch in der älteren Veröffentlichung der Bundesbank dargestellt wird. 2. Warum ist eine Bank an Sparkunden interessiert? (Die Einlagen kosten doch nur Geld. Warum gibt eine Bank Zinsen für Einlagen? In welcher Weise kann mit Kundengeldern gearbeitet werden?) MbE: Erster Grund: Aus den Sparkunden rekrutieren sich die Kreditkunden und die Kunden für weitere Geschäfte, wie Lebensversicherungen, Bausparverträge, Fondsinvestitionen, usw. Zweiter Grund: Mit den Einlagen kann ein lukrativer Aktivtausch vorgenommen werden. Dritter Grund: Je mehr Kunden, desto weniger Interbanken-Überweisungen, desto geringer die benötigten ZB-Reserven. Vierter Grund: Nennenswerte Einnahmen durch Dispo-Kredit-Überziehungszinsen. Eine Bank ist aber nicht deshalb an Sparkunden interessiert, um mit diesen Einlagen noch mehr Kredite vergeben zu können. Mit mehr Krediten macht die Bank mehr Geschäfte, aber mit jedem Kredit rückt die Eigenkapitalgrenze näher. 3. Geldschöpfung kreditbasiert? Ist es also so, dass die Summe aller Geld-Vermögen der Summe aller Schulden entspricht? MbE: Ja. Im Glossar der Deutschen Bundesbank ist erklärt: „... Hauptquelle der Geldschöpfung ist heute die Kreditgewährung der Geschäftsbanken (aktive Geldschöpfung): Dem Kreditnehmer wird ein Sichtguthaben (Sichteinlagen) in Höhe des aufgenommenen Kredites eingeräumt, wodurch die gesamtwirtschaftliche Geldmenge unmittelbar steigt. ...“. Das bedeutet, Zu- oder Abnahme von Vermögen und Zu- oder Abnahme von Schulden bilden stets eine Einheit. VWL-Jargon S=I, d h. Sparen = Investitionen. 4. Welche Restriktionen gibt es bezüglich des Leihens von ZB-Reserven? MbE: Können ausreichend Sicherheiten hinterlegt werden, dann reicht die ZB einen angeforderten Kredit aus, je nach Anforderung ganz oder teilweise in ZB-Geld. -----------------------------------------Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich von Ihnen eine klärende Rückmeldung erhalten könnte. Für schriftliche Rückfragen oder für ein Telefonat stehe ich Ihnen ggf. selbstverständlich gerne zur Verfügung. Herzlichen Dank und viele Grüße, ------------------------------ @googlemail.com> , Anfrage bezüglich unseres Geld- und Bankensystems pressestelle [email protected] <pressestelle [email protected]> An: @googlemail.com> Sehr gerade die Beantwortung "fundamentaler" Fragen bedarf i. d. R. einer umfassenden Beantwortung, was uns aus personellen und zeitlichen Gründen für den Einzelfall nahezu unmöglich ist. Dessen ungeachtet wollen wir Ihre Fragen nicht völlig unbeantwortet lassen, bitten aber um Verständnis, wenn dies nur sehr schematisch, ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Zitierfähigkeit möglich ist. Zu 1: Grundsätzlich ist zutreffend, dass Kreditvergabe ohne Kundeneinlagen möglich ist. Dies hat aber, neben der von Ihnen genannten Eigenkapitalunterlegung (die nicht von einem Rating abhängig, sondern per Gesetz (KWG) festgelegt ist) und der Liquiditätsreserve bei der Deutschen Bundesbank (die Mindestreserve) noch folgende wesentliche Voraussetzungen: - Zum einen Vertrauen auf die Rückzahlungsfähigkeit des Kreditnehmers und die Werthaltigkeit evtl. gegebener Sicherheiten für den Kredit und - zum anderen ganz entscheidend, der auf die Kreditvergabe folgende Prozess – Auszahlung und Verwendung z. B. für Anschaffung eines wie immer gearteten Gegenstandes muss (weitgehend) bargeldlos erfolgen. Zutreffend ist auch, dass die Banken sich das benötigte Bargeld bei der Zentralbank beschaffen können. Auch das erfolgt mittels Kredit, hat aber 8. April 2011 wiederum zwei Voraussetzungen - auch dafür müssen Sicherheiten hinterlegt werden und - sie sind nicht kostenfrei, sondern erfordern Zinszahlungen. Zu 2: Die Verzinsung von Kundeneinlagen ist i. d. R. günstiger als die o. g. Zinszahlungen der Bank an die Zentralbank. Eine Bank ist sehr wohl daran interessiert, mit mehr Einlagen mehr Kredite zu vergeben. Bei mehr Kundeneinlagen macht sie sich zudem von der (teureren) Refinanzierung bei anderen Banken unabhängiger. Das hat sich doch gerade in der zurückliegenden Krise bei den Sparkassen und Volksbanken, die traditionell mit Kundeneinlagen arbeiten, als Vorteil erwiesen. Zu 3: Dies haben Sie hinreichend selbst erläutert. Einen Presseartikel zu dem Thema finden Sie hier www faz.net/-01rvuz Zu 4: Es geht nicht um Leihen von "ZB-Reserven" – ein eigentlich ungebräuchlicher Begriff - sondern um die Bereitstellung von "Zentralbankgeld", das definiert ist als umlaufendes Bargeld plus Sichtguthaben bei der Notenbank. Restriktionen für den Erwerb von Zentralbankgeld (stichwortartig) - durch die Zentralbank geschätzter Bedarf der Banken an Zentralbankgeld und die daraus abgeleitete Zuteilungsmenge, - zu zahlende Zinssätze für die jeweiligen Fazilitäten (im Wesentlichen "Hauptrefinanzierungsinstrument", Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, Spitzenrefinanzierungsfazilität). Darüber hinaus empfehlen wir dazu doch noch einmal die einschlägige Literatur. Mit freundlichen Grüßen DEUTSCHE BUNDESBANK Hauptverwaltung Mainz gez. gez. ________________________________________________ Deutsche Bundesbank Hauptverwaltung Mainz - Stab des Präsidenten Hegelstr. 65 55122 Mainz Internet: www.bundesbank.de/hv/hv_mainz E Mail: pressestelle [email protected] Phone: +49 6131 377-3010 Fax: +49 6131 384983 Eingang An: pressestelle [email protected] Kopie: Blindkopi e: Von: Datum: @googlemail.com> 05.04.2011 10:57