Kinder „Ich fand es ganz A fest fein“ Ein Bericht zur Sonderwoche «Genuss» vom 14. bis 18. September 2009 an der Primarschule Grub SG mit Beiträgen der Schülerzeitungsredaktion der Primarschule Grub SG. Was verleiht der Confi Goût? Schüler bilden ihren Geschmacksinn. Slow Food macht Schule. von Michael Higi m Anfang war die Idee, ein Konzept für eine Projektwoche an Schulen zu erarbeiten, das der Slow Food-Philosophie entspricht. Genügend konzeptionelle Gedanken waren vorhanden, also machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Schule, um den Feldversuch zu starten. In der Primarschule Grub SG fanden wir einen tollen Partner, gute Räumlichkeiten, eine grosse Küche, ein motiviertes Lehrerteam und rund 50 begeisterungsfähige Kinder vom Kindergartenalter bis zur sechsten Primarklasse. Auf lust- und genussvolle Art sollte die Freude der Kinder am bewussten Umgang mit dem Essen geweckt werden. Dabei war uns wichtig, die kulturelle Bedeutung der regionalen Lebensmittel und den respektvollen Umgang mit der uns ernährenden Natur in den Vordergrund zu stellen. Die Vorbereitung Nach einigen Besprechungen stand das Gerüst für die «Genusswoche». Die Feinplanung durch die Lehrpersonen konnte beginnen. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurden zusammen mit den Schülern Ziele für die Zeit nach der Sonderwoche erarbeitet und Unterrichtseinheiten zum Thema Ernährung in den Stundenplan aufgenommen. Doch nicht nur die Schüler wurden auf die Woche hin mit verschiedenen Themen vorbereitet. Ebenso wichtig war der Einbezug der Eltern. Zum Schluss des genussreichen Elternabends – vom Most und Wein über Käse bis zum Brot kam alles aus der Region – stellten wir die Inhalte der Sonderwoche vor und natürlich auch Slow Food Ostschweiz. 48 Der Start Für den Einstieg konnten wir drei Seniorinnen aus dem Dorf gewinnen, die über Essensgewohnheiten zur Zeit ihrer Kindheit erzählten. Es war ein eindrücklicher Morgen für beide Seiten. Am Nachmittag begannen die Vorbereitungen für den Sinnesparcours und den Schlussmarkt am Freitag. «Heute war der erste Tag von der Genusswoche. Alle warteten gespannt was kommen wird. Wir dürfen heute Seniorinnen über das frühere Essen interviewen. Dazu haben wir uns Fragen aufgeschrieben, die uns interessierten. Wir haben viel gelernt z.B.: Früher gab es fast nur Kartoffeln, Süsses nur selten, der Vater bekam immer am meisten Fleisch, von einer Wurst die Hälfte, die Mutter ein Viertel und den Rest die Kinder. Und sie sparten Geld für eine Orange. Das Weihnachtsessen war Suurchrut und Wienerli.» «Dann durften wir frische Brötchen und Öpfel vom Baum essen.» Die Sinne Das grosse Thema am Dienstag war der Sinnesparcours. Im und ums Schulhaus wurden Posten zu den einzelnen Sinnen aufgebaut und eingerichtet. Und dann ging die Post ab! Die Kinder erfuhren spielerisch, wie spannend es ist, mit offenen Sinnen die Umwelt zu erfahren. Gleichzeitig wurde das entsprechende Hintergrundwissen vermittelt. Der Parcours war abends auch für Eltern und Geschwister offen. Stolz erklärten die Schüler ihren Familien die Stationen: «Lueg Mami, das isch im Fall schwierig! Häsch das chönne?» «Dienstagmorgen um acht trafen wir uns in der Schule. Die Unterstufen Schüler schauten einen Film über die Herstellung von Schokolade, die Mittelstüfler einen Film über Fast Food. Nachher fingen wir an, die Posten für den Sinnes-Parcours vorzubereiten. Es gab fünf verschiedene Posten. Beim Tastsinn musste man drei Bananen 49 kinder ananea heraussuchen und es gab auch noch ein Memory und noch mehr Posten.» Der Ausflug Wir haben uns vorgenommen, möglichst alle Grundprodukte für das grosse Abschlussessen und den Markt am Freitag bei Bauern aus der Umgebung zu kaufen. In drei Altersgruppen eingeteilt, marschierten wir los, um unsere Einkaufstaschen mit frischen Produkten vom Bauernhof zu füllen. Dafür wurden drei Höfe ausgewählt, die in Knospe- oder Demeterqualität produzieren. Es war uns wichtig, die Bereiche Umwelt, Ressourcen und Verfügbarkeit (Saisonalität) anschaulich zu zeigen. Ergänzend zu den Filmen am Dienstagmorgen konnten wir die Unterschiede zwischen handwerklicher und industrieller Lebensmittelproduktion aufzeigen und die Kinder so zum letzten Teil der Woche hinleiten. «Alle waren gespannt, denn wir gingen auf verschiedene Bio-Bauernhöfe. Meine Gruppe durfte Eier aus den Nestern der Hühner hohlen und Salat abschneiden. Es war sehr spannend was die Bauern erzählt haben, sie bespritzen das Gemüse nicht mit Gift und die Tiere dürfen raus und rein wann sie wollen. Dann durften wir frische Brötchen und Öpfel vom Baum essen. Es war sehr lecker!» Die Produktion Es war eine logistische Herausforderung, alle Wünsche der Kinder zu berücksichtigen und die nötigen Gerätschaften für die Posten zu organisieren. Doch dann lief die Produktion. Noch selten hat es in einem Schulhaus so wunderbar gerochen. Alle Speisen, die wir am Freitag kochen oder auf dem Markt verkaufen wollten, sollten selbst hergestellt werden. Wie wird aus der Milch vom Bauernhof Butter oder Käse? Woher kommen die Nudeln? Wie gerät die Himbeere in den Sirup oder die Konfitüre? Auf all diese Fragen fanden die Schüler eine sinnfällige und konkrete Antwort. Am Abend lag alles bereit: Die Würste waren schön gerollt, auch die Rekordwurst von 1,60 m Länge; die Teigwaren präsentierten sich aufgereiht wie Schmuckstücke auf Tüchern und die Butterförmli glänzten gelb vor sich hin. Ein wahres Fest für die Sinne! «Wir haben am Donnerstag verschiedene Glaces hergestellt. Die fertige Creme gibt man in eine Kühlmaschine, die die Creme zu einer festen Glace rührt. Andere haben Brot gebacken. Mit einer Hand muss man die Schüssel halten und mit der anderen Hand mit dem Handballen den Teig kneten. Auch Teigwaren, Butter und Frischkäse haben wir hergestellt und eingemachte Früchte, Sirup und Pesto und Guetzli. Ein paar haben sogar Würste selber gemacht. Dazu braucht es Fett, Schweinefleisch, Kalbfleisch, Salz, Zitronenschale und Pfeffer. Wenn man alles ineinander gemischt hat, kommt alles in eine Maschine, die Fleischwolf heisst.» Der Höhepunkt Am Freitag hiess es «Ärmel hochkrempeln!» Zusammen mit drei Köchen und Helfern von Slow Food Ostschweiz wurde gerüstet, gekocht, probiert, weiter gekocht, abgewaschen, viel gelacht und nochmals probiert. Der grosse Saal war festlich geschmückt, die Tische hätten schöner nicht gedeckt sein können. Und endlich konnte das Buffet gestürmt werden. Es blieb kein Krümel übrig! Zum Abschluss waren die Eltern eingeladen, den traumhaft hergerichteten Markt leer zu kaufen. Von eingemachten Früchten, Konfitüre, Brot, Guetzli, Pesto, Teigwaren bis zum eingelegten Frischkäse war alles vorhanden. Mit Stolz wurden die Produkte angepriesen und in die selbstgemachten Taschen verpackt. «Es wurde ein lustiger Morgen, bei dem wir viel lernten. Es kamen nämlich 50 nachhaltiges reisen von besonderer intensität auch drei Profiköche, die uns halfen. Die etwas Kleineren durften dekorieren und tischen. Es gab Frischkäsebrötchen, Salat, Teigwaren mit Gemüsesauce, Würste mit Kartoffeln und Glace. Nach dem Essen kamen die Eltern zum Kaffee und sie kauften alles an unserem Markt.» www.ananea.ch Die Nachbereitung Eine Woche mit vielen Eindrücken ist vorbei. Die Leidenschaft der Kinder, dieses Feuer und ihre Wissbegierde haben uns in unserem Vorhaben bestärkt: Wir wollen die Idee einer Genusswoche auch anderen Schulen schmackhaft machen. Die Grundlagen dazu haben wir zusammen mit der Schule Grub SG erarbeitet. Nun gilt es für Slow Food Ostschweiz, dies alles aufs Papier zu bringen. Im Schulhaus werden nach der Woche die angesprochenen Themen weiter vertieft und Nachfolge-Projekte gestartet. Ein kleiner Schulgarten soll angelegt und ein Pausenkiosk mit «guete Znünis» aufgebaut werden. Sicher, die Organisation der Genusswoche bedeutete für die Lehrer und Lehrerinnen sowie die Beteiligten von Slow Food Ostschweiz einen zusätzlichen Aufwand. Doch waren sich alle einig: Es hat sich gelohnt! Das Schlusswort «Was hast du in der Sonderwoche gemacht?» – «Ich hab den Probier-Posten gemacht.» – «Ich Guetzli, Butter und vertröchneti Öpfel.» «Was hat dir am besten gefallen?»– «Mir hat das Essen geschmeckt und das Nüdeli machen.» – «Mir hat das Glace herstellen am besten gefallen.» «Wie fandest du das Essen am Freitag?» – «Ich fand es ganz fest fein.» – «Ich auch sehr.» Michael Higi ist Leiter der Sozialbegleitung Appenzellerland und Präsident von Slow Food Ostschweiz Slow Food Reise mit ananea roggenbrot, honig und ziegenk äse – un terwegs im münstertal highlights Nachhaltige Gourmetreise in Kooperation mit Slow Food Einblicke in das facettenreiche Münstertal Führung durch die Ländereien des Klosters St. Johann h Brot backen auf traditionelle Art h klassisches Honigschleudern h Ziegenkäse verköstigen h h pr eise r eiseter mine Im Doppelzimmer 790.- CHF Zuschlag Alleinbenützung 60.- CHF Teilnehmer (min./max.) 4/12 17. Juni - 20. Juni 2010 1. Juli - 4. Juli 2010 15. Juli - 18. Juli 2010 29. Juli - 1. August 2010 12. August - 15. August 2010 9. September - 12. September 2010 IM PREIS INBEGRIFFEN h Anreise ab Wohnort Schweiz nach Zernez und Postbus nach Müstair und zurück, 1 Übernachtung mit Frühstück, 2 Übernachtungen mit Halbpension, 2 x Lunch, alle erwähnten Besichtigungen und die Begleitung am 2. und 3. Tag durch einen von der Stiftung Slow Food Schweiz geschulten lokalen Reiseführer. Buchungscode: G5B RTPSFM TP (40) Informationen und Buchungen: 044 - 277 41 51 Buchungen per Email: [email protected]