Analysis I Vorlesung von Prof. Dr. Christian Hainzl 1 Eberhardt Karls Universität Tübingen Wintersemester 2015/2016 Inhaltsverzeichnis 1 Reelle Zahlen 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Körper . . . . . . . . . . . . . . . . Anordnungen . . . . . . . . . . . . Intervalle und beschränkte Mengen Dedekind Vollständigkeit . . . . . . Die Reellen Zahlen . . . . . . . . . 2 Folgen und Reihen 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 Folgen . . . . . . . . . . Konvergenz nachweisen . Abzählbarkeit . . . . . . Reihen . . . . . . . . . . Konvergenzkriterien . . . Absolute Konvergenz . . Umordnung von Reihen Cauchy-Produkt . . . . . Exponentialreihe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 . 6 . 8 . 10 . 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 14 16 24 26 28 29 33 34 35 3 Stetige Funktionen 39 4 Anhang 42 3.1 Stetigkeit nach Folgen-Kriterium . . . . . . . . . . . . . . . . 39 3.2 Zwischenwertsatz für Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.1 4.2 4.3 4.4 Grundlegende Denitionen und Sätze Einschub 1: Relationen . . . . . . . . Einschub 2: Vollständige Induktion . Einschub 3: Folgen in der Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 46 47 49 1 Dieses Dokument wurde von einem Studenten als Mitschrieb erstellt und ist keineswegs ein vollständiges und korrektes Skript. Teile der Vorlesung wurden ausgelassen und es wurde um Denitionen und Kommentaren aus anderen Vorlesungen und Büchern ergänzt. 1 1 2 REELLE ZAHLEN 1 Reelle Zahlen Wir führen im folgenden die reellen Zahlen axiomatisch ein. Das heiÿt wir denieren Rechengesetze und Eigenschaften und postulieren, dass R diese erfüllt 1.1 Körper Die in Q oder auch R geltenden Rechengesetze, die nur Addition und Multiplikation betreen, führen zum Begri des Körpers. 1.1.1 Denition: Körper Ein Körper (engl. Field ) ist ein Tripel (K,+,·) bestehend aus einer Menge K und zwei Abbildungen von K × K → K, die Addition und Multiplikation genannt werden und mit der Form (1) (2) + : (a, b) → a + b · : (a, b) → a · b geschrieben werden, wobei verlangt wird, dass für alle a,b,c ∈ K die folgenden Axiome erfüllt sind: K1 Addition (K1.1) (Assoziativität) a + (b + c) = (a + b) + c (K1.2) Es gibt ein Element 0 ∈ K, sodass a+0=a gilt (Neutrales Element) (K1.3) Zu jedem a ∈ K gibt es ein b ∈ K, so dass a+b=0 gilt (K1.4) a + b = b + a (Inverses Element) (Kommutativität) Man nennt Tupel (K,+), die (K1.1), (K1.2), (K1.3) erfüllen Gruppe Eine Gruppe, die auch (K1.4) erfüllt heiÿt abelsch. 1 3 REELLE ZAHLEN K2 Multiplikation (K2.1) (Assoziativität) a · (b · c) = (a · b) · c (K2.2) Es gibt ein Element 1 ∈ K, sodass a·1=a gilt (Neutrales Element) (K2.3) Zu jedem a ∈ K \ {0} gibt es ein b∈ K \ {0} , so dass a·b=0 gilt (Inverses Element) (K2.4) a · b = b · a (Kommutativität) Ferner gilt noch (K3) a·(b + c) = a·b + a·c (Distributivgesetz) Kommentar : Eine Alternative Denition des Körpers ist folgende: Sei K eine Menge und +,· Abbildungen von K × K → K der Form + : (a, b) → a + b · : (a, b) → a · b Das Tripel (K,+,·) heiÿt Körper, wenn gilt: i (K,+) ist abelsche Gruppe ii (K \ {0},·) ist abelsche Gruppe iii a · (b + c) = a · b + a · c ∀a, b, c ∈ K Das die beiden Denitionen gleichwertig sind ist oensichtlich. Beispiele • (Q,+,·) ist ein Körper • (Z, +, ·) ist kein Körper, da z.b. 3 ∈ Z , aber 3−1 = 1 3 ∈ /Z 1 4 REELLE ZAHLEN 1.1.2 Lemma In einem Körper sind die neutralen Elemente 0,1 eindeutig bestimmt. Ferner sind zu gegebenem a∈ K das Inverse der Addition und, falls a 6= 0, das Inverse der Multiplikation eindeutig bestimmt. Man schreibt (-1) für das additive Inverse und a−1 für das multiplikative Inverse Beweis : Sei 0' weiteres neutrales Element von a, so folgt 00 = 00 + 0 = 0 + 00 = 0 Also ist das neutrale Element eindeutig Ist a∈ K und seien c und b additive Inverse zu a, so folgt c = c + 0 = c + (a + b) = (c + a) + b = 0 + b = b Also ist das inverse Element eindeutig Schreibweise : Wir führen folgende Notationen für die Grundrechenarten ein a + (−b) = a − b a · b = ab a ab−1 = b Daraus folgt a · b a + b c ac = d bd c ad + bc = d bd Der Beweis dafür ist eine einfach Übungsaufgabe 1.1.3 Lemma Sei K ein Körper a) Für a,b ∈ K hat die Gleichung a + x =b genau eine Lösung in K, nämlich x = b - a 1 REELLE ZAHLEN 5 b) Für jedes a ∈ K gilt -(-a) = a c) Für alle a,b ∈ K gilt -(a+b) = -(a) + -(b) = -a - b d) Für jedes a 6= 0 ∈ K und b ∈ K hat die Gleichung ax = b genau eine Lösung in K, nämlich x = ab e) Für alle a,b,c ∈ K gilt (a+b)c = ac + bd f) Für jedes a ∈ K gilt a · 0 = 0 g) Für alle a,b ∈ K gilt a · b = 0 ⇒ a = 0 oder b = 0 (Nullteilerfreiheit) h) Für alle a ∈ K gilt (-1)a = -a i) (-1)(-1) = 1 Beweis a) a + x = b : Das Element x = b - a = b + (-a) erfüllt a + x = b ; a + (b + (-a)) = a + ((-a) + b) = a + (-a) + b = 0 + b = b ⇒ Siehe Buch [Deitmar: Analysis ] für Eindeutigkeitsbeweis b) a + (-a) = 0 = (-a) + a ⇒ -(-a) = a c) (a+b)+(-a-b) = (b+a) + (-a-b) = [(b + a) − a] - b = b - b = 0 d) analog zu a e) Denition Distributivgesetz f) a0 + a0 = a(0+0) = a0 g) Übung h) (-1)a = (-1)a + 0 = (-1)a +(a-a) = ((-1)a+a)-a = ((-1)a + 1a) - a ) = 0 - a = -a i) Übung 1.1.4 Denition: Potenzen Für x ∈ K sind xn die Körperelemente mit x0 = 1, x1 = x, xn+1 = xn · x ∀n ∈ N 1 6 REELLE ZAHLEN 1.1.5 Lemma In K gelten die Folgenden Rechenregeln xn+m = xn · xm (xn )m = xn·m xn · y n = (x · y)n wobei x, y ∈ K, m, n ∈ N0 Beispiel : Sei K Körper. Damit ist L = K × K = {(x, y) | x ∈ K ∧ y ∈ K} Ein Körper mithilfe den Operatoren (x, y) + (u, v) = (x + u, y + v) (x, y) · (u, v) = (xu − yv, xv + yu), mit (0,0) als neutrales Element der Addition, (1,0) als Eins Element und (-x,-y) als additiv Inverses von (x,y), −y x , als multiplikativ Inverses von (x,y) 6= (0,0) x2 +y 2 x2 +y 2 1.2 Anordnungen Anordnung führt zum Begri des angeordneten Körpers ⇒ Einschub 1: Relationen - Siehe Anhang 1.2.1 Denition Angeordneter Körper Ein angeordneter Körper ist ein Körper K zusammen mit einer Relation < auf K, die folgende Axiome 01 - 04 für alle a,b,c∈ K erfüllt. Man liest a<b als ”a kleiner b” (01) Je zwei Zahlen (Elemente in K sind vergleichbar, das heiÿt für alle a,b∈ K gilt genau einer der drei Fälle a<b ∨ a=b ∨ a<b 1 7 REELLE ZAHLEN (02) a<b, b<c ⇒ a<c (03) a<b ⇒ a+c < b+c (04) a<b, 0<c ⇒ ac < bc Beispiel : F2 = {0, 1} sind nicht angeordnet, da 0 < 1, aber 0+1 = 1 > 1+1 =0 1.2.2 Lemma: Folgerung d. Ordnungsaxiome Seien a,b,x,y Elemente des angeordneten Körpers K (a) Es gilt x<y ⇒ 0<y-x (b) Man kann Ungleichungen addieren: a<b, x<y ⇒ x+a < y+b (c) Man kann Ungleichungen bedingt multiplizieren 0<ayb, 0≤x<y ⇒ ax < by (d) Bei Vorzeichenwechsel dreht sich das Vorzeichen um (e) Man kann ungleichungen mit strikt negativen Zahlen multiplizieren, dann drehen sich die Relationen um a<b, x<0 ⇒ ax>bx (f) Für x6=0 gilt x2 <0 (g) ∀x ∈ K gilt x<0 ⇔ 1 x >0 (h) Ist 0<x<y ⇒ x−1 > y −1 Beweis (a) Siehe (03) (b) a<b ⇒ a+x<b+x , x+b<y+b ⇒ a+x<y+b (c) Siehe (03) und (04) (d) x<y ⇔ 0<y-x = -x-(-y)⇔ -y<-x (e) -x>0 ⇒ (-x)a<(-x)b ⇒ xb < xa (f) x>0 ⇒ x2 >0. x<0 ⇒ -x >0 ⇒ (-x)(-x)=xx>0 1 8 REELLE ZAHLEN (g) "⇒"(x−1 ) > 0 ⇒ x · (x−1 )2 > 0 ⇒ x− 1 > 0 ⇐ analog (h) 0<x<y ⇒ x·y > 0 ⇒ (x·y)−1 > 0 ⇒ (x · y)−1 x < (x · y)−1 y ⇒ y −1 < x−1 1.2.3 Satz Ein angeordneter Körper hat stets unendlich viele Elemente. Genauer gesagt gilt: die Abbildung n → e + e + ... + e (3) ,wobei e das neutrale Element der Multiplikation ist, ist injektiv. Beweis Siehe Repetitorium 30.10.2015 Supremum und Inmum : Für die Analysis ist es wichtig ein Maximum und Minimum zu denieren und bestimmen zu können. Aus den Denitionen wollen wir das sogenannte Supremumsaxiom herleiten. 1.2.4 Denition: Maximum Das Maximum zweier Elemente a, b ∈ K ist das gröÿte der beiden Elemente ( a , fallsa > b max(a, b) = b , fallsb < a (4) 1.3 Intervalle und beschränkte Mengen 1.3.1 Denition: abgeschlossenes Intervall Sei K ein angeordneter Körper und a ≤ b Elemente in K. Das abgeschlossene Intervall [a,b] ist die Menge [a, b] = {x ∈ K : a ≤ x ≤ b} (5) Und das Oene Intervall (a,b) ist die Menge (a, b) = {x ∈ K : a < x < b} (6) 1 9 REELLE ZAHLEN Weiterhin gilt [a, b) = {x ∈ K : a ≤ x < b} (a, b] = {x ∈ K : a < x ≤ b} [a, ∞) = {x ∈ K : a ≤ x} (∞, b] = {x ∈ K : x ≤ b} (7) (8) (9) (10) 1.3.2 Denition: Längen von Intervallen Für jedes Intervall ist die Länge L deniert durch L ([a, b]) = L ((a, b)) = b − a > 0 (11) 1.3.3 Denition: Beschränkte Mengen Eine Teilmenge M⊂ K heiÿt nach oben beschränkt, wenn es eine Zahl S ∈ K gibt, sodass X ≤S ∀x ∈ M gilt. Jedes solche S wird obere Schranke genannt. Analog deniert man die untere Schranke Eine Menge heiÿt beschränkt, falls sie nach oben und unten beschränkt ist. Beispiele : • [0, 1] ist beschränkt • N ist nach unten beschränkt, aber nicht nach oben 1.3.4 Lemma Eine Teilmenge M des angeordneten Körpers K ist genau dann beschänkt, wenn es ein T > 0 gibt, sodass x ∈ M ⇒ |x| ≤ T (12) Beweis Folgt sehr einfach aus den Denitionen 1.3.5 Denition: Maximum einer Menge die Menge M besitzt ein Maximum, wenn es ein m0 ∈M gibt, dass eine obere Schranke zu M ist. 1 10 REELLE ZAHLEN Kommentar • Das Maximum ist eindeutig festgelegt, denn angenommen m0 ' sein auch ein Maximum. Dann folgt m00 ≤ m0 m0 ≤ m00 ⇒ m0 = m00 • Eine endliche Menge M = {a1 , a2 , ..., an } hat immer ein Maximum • Die Denition des Mimimums ist analog min(M) = kleinstes Element 1.4 Dedekind Vollständigkeit 1.4.1 Denition: Supremum Sei M eine Teilmenge eines angeordneten Körpers K. Ein Element S ∈ K heiÿt Supremum von M, falls • S ist obere Schranke zu M • ist t eine obere Schranke zu M, dann folgt S≤t. Also S = sup(M )kleinste obere Schranke zu M (13) 1.4.2 Präposition i Hat eine Teilmenge M⊂ K ein Supremum, dann ist dies eindeutig bestimmt. Es wird sup(M) genannt ii Es gibt nichtleere beschränkte Teilmengen von Q, die kein Supremum in Q besitzen. Beweis der Präposition : i Folgt aus Denition ii Beispiel: M = r ∈ Q|r2 < 2 Das Supermum S = sup(M) ist dann S 2 = 2 1 11 REELLE ZAHLEN 1.4.3 Denition: Dedekind Vollständigkeit Ein angeordneter Körper K heiÿt Dedekind-Vollständig, falls jede nach oben beschränkte Teilmenge{} = 6 M ⊂K Kommentar • Q ist nicht Dedekind Vollständig 1.5 Die Reellen Zahlen 1.5.1 Denition: Supremumsaxiom Für alle nach oben beschränkten Teilmengen der reellen Zahlen {} = 6 M ⊂R existiert ein Supremum 1.5.2 Denition: Reelle Zahlen R Wir legen die Reellen Zahlen R nur axiomatisch fest. Für R sind folgende Axiome erfüllt i. Körperaxiome ii. Anordnungsaxiome iii. Supremumsaxiom 1.5.3 Satz R ist bis auf Isomorphe der einzige Dedekind-Vollständig angeordnete Kör- per. Der Beweist der Existenz ndet sich im Appendix des Buches von Anton Deitmar Kommentar : √ Daraus folgt auch, dass 2 in den Reellen Zahlen enthalten ist. Man sieht dies indem man sich eine Teilmenge M der Reellen Zahlen deniert mit (14) M = r ∈ R|r2 < 2 √ Das Supermum S = sup(M) ist dann S 2 = 2 beziehungsweise S = 2. Nach Supremumsaxiom muss dieses Supremum nun in R liegen. Also gilt √ 2∈R 1 12 REELLE ZAHLEN 1.5.4 Präposition: Inmum i Jede nach unten Beschränkte Teilmenge M 6= {} von R besitzt eine gröÿte untere Schranke, genannt das Inmum von M inf(M ) ii Hat eine Teilmenge M ∈ R ein Maximum, dann hat sie auch ein Supremum und es gilt max(M ) = sup(M ) iii ist M nach oben beschränkt und es existiert ein Supremum, so gilt: inf(M ) = −sup(−M ) Beispiel : unvollständig 1.5.5 Satz: Archimedisches Prinzip Die Menge der natürlichen Zahlen in R ist nicht beschränkt. d.h. ∀x ∈ R ∃n ∈ N : n > x (15) Bemerkung : Angenommen N beschränkt S = sup(N). Dann gilt n≤S ∀n ∈ N Dann gilt auch n+1≤S ∀n ∈ N ⇒ n≤S-1 ∀n ∈ N Widerspruch. Annahme, dass S die kleinste obere Schranke ist 1.5.6 Präposition Zu jedem x ∈ R existiert eine eindeutig bestimmte ganze Zahl k ∈ Z, sodass k ≤x<k+1 (16) Man bezeichnet k = [x] und nennt dies die Gauÿ-Klammer. Lemma : Zu jedem ε>0 in R existiert ein n ∈ N mit 0< 1 <ε n (17) 1 13 REELLE ZAHLEN Beweis : Nach Archimedischem Prinzip gilt: Für ε>0 ∃n, sodass n> 1 1 ⇒0< <ε ε n 1.5.7 Satz: Dichtheit von Q Die Menge Q liegt dicht in R Das heiÿt: In jedem Intervall (a,b) mit a<b gibt es eine rationale Zahl. Beweis : Sei a < b. Dann gilt b − a > 0 Dann gibt es n ∈ N, mit 1 <b−a n ⇒ 1 < nb − na 0< Daraus folgt: ∃k ∈ Z mit na < k < nb k ⇒a< <b n Kommentar : Da Q ⊂ R liegen zwischen zwei Reellen Zahlen stets unendlich viele Rationale Zahlen. 2 2 14 FOLGEN UND REIHEN Folgen und Reihen Ein einleitendes Beispiel : √ Wir hatten ja bereits gezeigt, dass√ 2 keine reelle Zahl ist. Dennoch würden wir gerne eine Zahl nennen, die 2 möglichst genau approximiert. Dafür wählen wir eine Folge rationaler Zahlen, die bereits im antiken Griechenland aufgestellt wurde. xn+1 1 = 2 2 xn + xn (18) Wir wählen nun ein beliebiges x1 und setzen es ein. Wir nähern uns dabei, wie leicht daheim nachgerechnet werden kann, immer weiter der Zahl 1,41... an. Erklärung : Wie kamen die Griechen auf diese Folge? √ Wählen wir eine Zahl xn , die gröÿer als 2 ist, so wissen wir, dass x2n immer √ kleiner als 2 ist. Der Mittelwert einer Zahl die immer kleiner und einer Zahl die immer gröÿer als die gescuhte Zahl ist sollte sich langfristig der gesuchten √ Zahl annähren. Wir verwenden dabei das Wissen 1 < 2 < 2 2.1 Folgen 2.1.1 Denition: Folgen Eie Folge mit Werten in R ist eine Abbildung a:N→R Man schreibt an statt a(n) und nennt a1 , a2 , a3 , ... die Folgengleider. Die Folge kann auch als (an )n∈N oder aufgezählt als (a1 , a2 , a3 , ...) geschrieben werden. Beispiele • Die Konstante Folge (a,a,a,...) mit an =a • n1 n∈N • Die alternierende Folge an = (−1)n 2 15 FOLGEN UND REIHEN 2.1.2 Denition: Konvergenz Eine Folge reeller Zahlen (an )n∈N heiÿt Konvergent gegen den Grenzwert a ∈ R, wenn es zu jedem ε > 0 ein n0 ∈ N gibt, mit dem (19) | an − a | < ε ∀n ≥ n0 Man schreibt für den Grenzwert a der Folge an auch (20) an → a Beispiel • an = (−1)n n1 konvergiert gegen 0 2.1.3 Satz Die Folge an sei Konvergent gegen a ∈ R und gleichzeitig gegen b ∈ R Dann folgt a = b. Der Grenzwert einer konvergenten Folge ist also Eindeutig Beweis : Sei ε > 0 beliebig. ⇒ ∃n0 , sodass ε 2 ε | an − b |< 2 | an − a |< Es gilt (siehe Anhang) | x + y |≤| x | + | y | Damit erhalten wir | a − b | =| a − an + an − b | ≤| a − an | + | an − b | ε ε < + =ε 2 2 da | a − b | der Betrag ist folgt 0 ≥| a − b |< ε ⇒| a − b | = 0 ⇒a=b ∀ε > 0 (21) (22) 2 16 FOLGEN UND REIHEN Denition : an → a ⇔ lim an = a n→∞ (23) 2.1.4 Satz Seien an → α und bn → α konvergente Folgen mit dem selben Grenzwert α ∈ R Ist n0 ∈ N und (cn ) eine Folge mit der Eigenschaft an ≤ cn ≤ bn für jedes n ≤ n0 , dann konvergiert cn → α Beweis : Zu gegebenen ε > 0 existiert ein n ∈ N, sodass | an − α |< ε und | bn − α |< ε −ε < an − α ≤ cn − α ≤ bn − α < ε Daraus folgt −ε < cn − α < ε | cn − α |< ε 2.2 Konvergenz nachweisen Wir müssen sicher sehen, dass xn konvergiert. Wir bleiben dabei bei unserem Einleitenden Beispiel xn+1 1 = 2 2 xn + xn (24) Bemerkung Ist {x2 , x3 , x4 , ..., xn , ...} nach unten beschränkt, so existiert nach Supremumsaxiom eine kleinste Schranke mit • S = inf {x2 , x3 , x4 , ..., xn , ...} • ∀xm ∈ {x2 , x3 , x4 , ..., xn , ...} gilt S ≤ xm • Falls ein t ∈ R mit t ≤ xn ∀n ≥ 2 existiert, dann gilt S ≥ t. das Inmum S ist die gröÿte untere Schranke 2 17 FOLGEN UND REIHEN Behauptung : √ Wir wollen nun zeigen, dass unsere Folge wirklich gegen 2 konvergiert. xn → S = inf {x2 , x3 , x4 , ..., xn , ...} Wir denieren M:= {x2 , x3 , x4 , ..., xn , ...} S = inf M (25) ∀ε > 0 ∃x ∈ M : x ∈ (S, S + ε) Wissen wir nun, dass unsere Folge monoton ist, als xn ≤ xn+1 (im Beispiel ist das leicht nachzurechnen), so folgt ∀ε > 0 ∃m ∈ N xm ∈ (S, S + ε) ⇔ xm − S < ε |xm − S| < ε ⇒ ∀n ≥ m |xn − S| < ε Damit xm → S konvergiert zeigen wir für unser Beispiel xn+1 1 = 2 2 xn + xn 1 S = lim xn+1 = lim xn + n→∞ n→∞ 2 1 2 S= S+ 2 S 1 2 S2 = S +2 = 2 1 2 S =1 2 √ S2 = 2 ⇔ S = 2 2 xn 1 = 2 2 S+ S S2 +1 2 2.2.1 Denition:Teilfolge Sei (an ) eine Folge. Eine Teilfolge ist eine Folge, die durch "weglassen"von Folgengliedern entsteht. Z.b. lässt man aus der Folge (an ) = (a1 , a2 , a3 , a4 , a5 , ...) alle ungeraden Folgenglieder wegfallen und erhält die Teilfolge (bn ) = ( a2 , a4 , a6 , ...) |{z} |{z} |{z} b1 b2 b3 Präziser Formuliert entsetht eine Teilfolge (bk )k∈N aus der gegebenen Folge (ak )k∈N durch Angabe der Abbildung k → nk , sodass ∀k ∈ N die Ungleichung nk < nk+1 und bk = ank gilt. 2 18 FOLGEN UND REIHEN 2.2.2 Denition: Divergenz Eine Folge, die nicht konvergiert heiÿt Divergent. 2.2.3 Denition: Bestimmte Divergenz Eine Folge (an )n∈N divergiert gegen ∞, falls es zu jedem T > 0 ein n0 gibt, sodass an > T ∀n ≥ n0 (26) [−∞, ∞] = R ∪ {∞} ∪ {−∞} (27) Man schreibt auch an → ∞ Kommentar : Es gilt Auÿerdem gilt i. a + ∞ = ∞ ii. ∞ · ∞ = ∞ iii. ∞ − ∞ ist NICHT DEFINIERT iv. −∞ − ∞ = −∞ v. a > 0 ∞·a=∞ vi. −∞ · (+∞) = −∞ vii. ∞ · 0 ist NICHT DEFINIERT 2.2.4 Denition: Nullfolge Eine Folge, die gegen 0 konvergiert heiÿt Nullfolge 2.2.5 Satz Sei (an ) Folge strikt positiver Zahlen. Die Folge (an ) ist genau dann Nullfolge, wenn a1n bestimmt gegen ∞ divergiert. 2 19 FOLGEN UND REIHEN Beweis : "⇒" (an ) Nullfolge. Sei K > 0. Da ∃n0 ∈ N, mit 0 < an < 1 K ∀n ≥ n0 1 ⇒ >K an 1 ⇒ gegen ∞ divergent an ∀n ≥ n0 "⇐" Sei ε > 0 Da ∃n0 ∈ N 1 1 > an ε ⇒ 0 < an < ε ⇒ |an | < ε ⇒ |an − 0| < ε ∀n ≥ n0 ∀n ≥ n0 2.2.6 Denition: Beschränkte Folgen Eine Folge (an ) heiÿt nach oben beschränkt, falls die Menge der Folgenglieder {a1 , a2 , a3 , ..., an , ...} nach oben beschränkt ist. Also ∃S ∈ R : an ≤ S ∀n ∈ N (28) Analog deniert man nach unten beschränkt Eine Folge heiÿt beschränkt, falls die Folge der Beträge |an | nach oben beschränkt ist ∃K ∈ R : |an | ≤ K 2.2.7 Satz Jede konvergente Folge in R ist beschränkt. Also gilt für an → a die Aussage |an | → |a| ∀n ∈ N (29) 2 20 FOLGEN UND REIHEN Beweis : ∃n0 : |an − a| < 1 |an | = |an − a + a| ≤ |an − a| + |a| ≤ |1 + |a| + M mitM := max {|a1 − a|, |a2 − a|, ..., |an0 − a|} ∀n ≥ n0 Gilt nun an → a, dann folgt 0 ≤ | |an | − |a| | ≤ |an − a| ⇒ Mit Einschlieÿkriterium folgt | |an | − |a| | → 0, fürn → ∞ Bemerkung : Die Umkehrung der Aussage gilt nicht. 2.2.8 Satz a) Sei q ∈ R mit q > 1, dann divergiert an = q n bestimmt gegen ∞ b) Sei |q| < 1. Dann konvergiert an = q n gegen 0 Beweis : a) Sei q > 1. Dann ∃δ > 0 mit q = 1 + δ ⇔ δ = q − 1 q n = (1 + δ)n ≥ 1 + nδ Damit wird q n beliebig groÿ b) |q| < 1 ⇒ gegen 0 1 |q| > 1. Nach (a) geht 1 |q| gegen ∞. Also geht|q|n = |q n | 2.2.9 Satz Seien an → a, bn → b konvergent a) Die Folge (an + bn ) konvergiert gegen a + b b) Die Folge (an · bn ) konvergiert gegen a · b 2 21 FOLGEN UND REIHEN Beweis : a) lim(an + bn ) = lim(an ) + lim (bn ) ⇒ |a(an + bn ) − (a + b)| = |an − a + bn − b| ≤ |an − a| + |bn − b| | {z } | {z } →0 Nach Einschlieÿkriterium folgt die Aussage →0 b) |an · bn − ab| = UNVOLLSTÄNDIG Der Konvergenzbegri lässt sich auch im Mehrdimensionalen Anwenden ⇒ Einschub 3: Folgen in der Ebene - Siehe Anhang 2.2.10 Korollar Ist f (x) = a0 + a1 x + ... + ad xd eine Polynomfunktion, und xn → a ∈ R Dann gilt f (xn ) → f (a) für n → ∞ lim f (xn ) = f (a) = f n→∞ lim xn n→∞ (30) Beweis : (xn )2 = xn · xn → a · a (xn )m = am 2.2.11 Satz Seien an → a und bn → b konvergente Folgen und b 6= 0. Dann gibt es ein n0 ∈ N, sodass bn 6= 0 ∀n ≥ n0 und die Folge an bn gegen n≤n0 a b konvergiert. Beweis : Wir wollen zeigen, dass 1 bn → 1 b Dann folgt, dass an 1 1 a = an · →a· = bn bn b b 2 22 FOLGEN UND REIHEN Wir fangen mit b1n − 1b an. b − bn 1 1 = |bn − b| 1 − = bn b bn · b |bn | |b| Da bn → b, ∀ε > 0∃n0 |bn − b| < ε Sei ε |b|2 , so existiert ein n0 , sodass |bn − b| < |b| 2 ∀n ≥ n0 |bn | = |bn − b + b| = |b + (bn − b)| ≥ |b| − |bn − b| |b| |b| ≥ |b − | = 2 2 Damit erhalten wir, durch einsetzen in unsere erste Gleichung 1 − 1 = |bn − b| 1 bn b |bn | |b| 2 ≥ 2 |bn − b| |b| Wobei wir wissen, dass letzterer Term konvergiert. Beispiel : (n2 (3 + n7 ) 3 + n7 an 3n2 + 7n = = = 5 5 n2 + 5 bn n2 (1 + n2 ) 1 + n2 Also an bn →3 2.2.12 Satz Seinen (an ) und (bn ) zwei konvergente Folgen. Es gelte an ≤ bn ∀n ≥ n0 mit gegebenem n0 . Dann gilt a ≤ b D.h. an ≤ bn ⇒ lim an ≤ lim bn Also ∀an < bn ⇒ a ≤ b Beweis : UNVOLLSTÄNDIG 2.2.13 Denition Sei (an ) eine Folge • (an ) heiÿt monoton wachsend, wenn an ≤ an+1 ∀n ∈ N • (an ) heiÿt monoton fallend, wenn an ≥ an+1 ∀n ∈ N 2 FOLGEN UND REIHEN 23 2.2.14 Satz Sei (an ) eine monotone Folge. Ist (an ) nicht beschränkt, dann divergiert sie bestimmt. Ist (an ) beschränkt, so konvergiert sie in R Beweis : Es genügt anzunehmen, dass (an ) monoton wachsend ist (ansonsten betrachte -a n ) Wenn (an ) unbeschränkt ist, dann an → ∞. Sei an beschränkt, dann ist auch die Menge M = {a1 , a2 , ..., an , ...} beschränkt. Nach Supremumsaxiom existiert ein a ∈ R mit a = sup {M } ∀ε > 0 existiert also ein n0 mit a ≥ an0 > a − ε Mit Monotonie gilt a ≥ an ≥ an0 > a − ε ∀n ≥ n0 ∀n ≥ n0 a ≥ an ≥ an0 > a − ε 0 ≥ an − a > −ε ⇒ |an − a| < ε ∀n ≥ n0 2.2.15 Denition: Cauchy-Folge Eine Folge heiÿt Cauchy Folge, falles es zu jedem ε > 0 ein n0 gibt, sodass |an − am | < ε ∀n, m ≥ n0 2.2.16 Satz a) Jede Cauchy- Folge ist beschränkt b) Jede konvergente Folge ist eine Cauchy-Folge c) In R konvergiert jede Cauchy-Folge d) In Q gibt es Cauchy-Folgen, die in Q nicht konvergieren Beweis : a) ε > 0, ∃n0 |an − am | < ε ∀n ≥ n0 |an | = |an − an0 + an0 | ≤ |an − an0 | + |an0 ≤ ε + |an0 | ⇒ |an >≤ sup {|a1 |, |a2 |, ..., |an0 |, |an0 + ε} (31) 2 24 FOLGEN UND REIHEN b) an → a: ∀ε > 0∃n0 : |an − a| < ε 2 ∀n ≥ n0 ∀n, m ≥ n0 : |an − am | = |(an − a) + (a − am )| ≤ |an − a| + |am − a| ε ε < + =ε 2 2 c) ãN = inf {aN , aN +1 , aN +2 , ...} ãN ist monoton wachsend ⇒ ∃a ∈ R mit ãN → a, d.h. ∃N0 ∈ N, sodass |ãN − a | < Sei ε > 0 beliebig: |an − am | < 3ε ∀b, m ≥ N0 Deniere ãN0 als ε 3 ãN0 = inf {aN0 , aN0 +1 , aN0 +2 } ε ⇒ ∃n0 ≥ N mit, ãN0 ≤ an0 < ãN0 + 3 Dann folgt |an − a| = |an − an0 + an0 − ãN0 + ãN0 − a| ≤ |an − an0 | + |an0 − ãN0 | + |ãN0 − a| < ε | {z } | {z } | {z } < 3ε < 3ε < 3ε 2.3 Abzählbarkeit 2.3.1 Satz: Intervallschachtelung Sei Im = [am , bm ] eine Folge von nichtleeren abgeschlossenen Intervallen endlicher Menge, so dass Im+1 ⊂ Im ∀m ∈ M Gehen die Längen der Intervalle Im gegen 0, so besteht der Schnitt aus genau einem Punkt. Das heiÿt: ∃x∈R (32) ∩Im = {x} Also gibt es einen Punkt, der in allen Intervallen Im liegt. Dies funktioniert nicht über Q Beweis : Sei Im = [am , bm ] ein Intervall mit Im+k ⊂ Im ∀k, m ∈ N am ≤ am+k ≤ bm+k ≤ bm Also ist am monoton wachsend und bm monoton fallend. ⇒ ∃a, b ∈ R : am → a, bm → b 2 25 FOLGEN UND REIHEN Wobei gilt, dass, da am ≤ bm auch a < b ist. b − a = lim (bm − am ) = lim L(Im ) = 0 n→∞ m→∞ ⇒b=a Also ist x= a und x∈ Im ∀m ∈ N 2.3.2 Denition Eine Menge M 6= {} heiÿt abzählbar, wenn es eine surjektive Abbildung Φ: N→M gibt. Die Menge M lässt sich aufgezählt in der Form M = {φ(1), φ(2), φ(3), ..., φ(n), ...} schreiben, wobei Mehrfachnennungen möglich sind. 2.3.3 Satz Die Menge der rationalen Zahlen Q ist abzählbar Beweis : Behauptung Z × Z ist abzählbar. Dies ist klar, sobald man sich Z × Z veranschaulicht. 3 · · · · 2 · · · · 1 · · · · 0 · · · · 1 2 3 4 Wir betrachten die Abbildung ΦZ × {Z \ 0} → Q (p, q) 7→ p ∈Q q Die Abbildung ist oensichtlich surjektiv, da sie eine Verknüpfung zweier einfacher surjektiver Abbildungen ist (φ1 : p 7→ p ; φ2 : q 7→ q −1 ) 2.3.4 Lemma Eine Vereinigungn von abzähbaren Mengen ist abzählbar Der Beweis erfolgt analog zum Beweis oben. 2 26 FOLGEN UND REIHEN 2.3.5 Satz Die Menge der reellen Zahlen ist nicht abzählbar Beweis : Sei Φ: N → [0, 1] , z.z.: φ nicht surjektiv Wir erhalten Intervalle In mit φ(n) ∈/ In ∃x ∈ [0, 1] mit ∩n In , womit gilt ∀n ∈ N φ(n) 6= x Damit ist [0,1] nicht abzählbar 2.3.6 Satz Jede beschränkte Folge in R oder R2 (oder auch Rn , n ∈ N) hat mindestens einen Häufungspunkt. Das heiÿt: Jede beschränkte Folge besitzt eine konvergente Teilfolge Beweis : Intervallschachtelung: Sei (an ) beschränkt. D.h. ∃ T> 0 mit |an | ≤T ∀n ∈ N Wir nehmen das Intervall I1 = [-T,T] und halbieren es. Dann können wir davon ausgehen, dass in mindestens einem der beiden Teilintervalle I2 = [-T,0] , I3 = [0,T] unendlich viele Folgenglieder sind, da man eine unendliche Menge nicht in endlich viele endliche Teilmengen teilen kann. Wir führen das Prinzip fort und bauen damit eine Folge, die immer das unendliche Teilintervall halbiert und darin das unendliche Teilintervall auswählt (oder ein belibiges nimmt, wenn beide unendlich sind). Diese Folge konvergiert oensichtlich gegen einen Grenzwert, welcher dann ein Häufungspunkt ist. 2.4 Reihen Sei (an ) Folge in R n P Die Folge sn = ak ist die Folge der Partialsummen. Falls (sn ) konvergiert, sei ∞ P k=1 k=1 ihr Grenzwert. 2 27 FOLGEN UND REIHEN Beispiel : • ∞ P k=1 1 k(k+1) Beh: lim N P 1 n→∞ k=1 k(k+1) Bew: 1 k(k+1) N P =1 1 − k+1 N P 1 1 1 = − k+1 k(k+1) k k=1 k=1 = 1 − 21 ) + 12 − 13 ) + N P 1 =1 ⇒ lim k(k+1) = 1 k 1 3 − 14 ) + .. + 1 N − 1 ) N +1 =1− 1 N +1 n→∞ k=1 • Die harmonische Reihe Bew: ∞ P n=1 1 n = 1 + 12 + ∞ P n=1 1 n konvergiert NICHT! 1 1 1 1 1 1 + + + + + +... |3 {z 4} |5 6 {z 7 8} ≥2· 14 =2· 1 22 ≥4· 18 =22 · 1 23 Durch Verlängern dieser Schreibweise sieht man, das immer die nachfolgenden Terme gröÿer gleich 2m−1 21m sind. Damit folgt NX =2m n=1 1 1 1 ≥ 1 + 2m−1 m ≥ 1 + m n 2 2 Wobei 1 + m 12 für m → ∞ divergiert. Da nun also unsere harmonische Reihe gröÿer als eine divergente Reihe ist, ist sie divergent. 2.4.1 Satz: Geometrische Reihe ∞ P xn konvergiert für |x| < 1 und hat Die geometrische Reihe n=0 wert ∞ X n=0 xn = 1 ∀x ∈ R : |x| < 1 1−x 1 1−x als Grenz- (33) 2 28 FOLGEN UND REIHEN Beweis : sn = ∞ X xn = n=0 (1 − x) ∞ X 1 1 − xN +1 → fürN → ∞ 1−x 1−x xn = 1 − xN +1 n=0 Wenn |x| < 1, dann |x|N +1 → 0 für N → ∞ 2.4.2 Satz Sind ∞ P n=1 an und Es gilt ∞ P n=1 bn konvergent so konvergiert auch ∞ X (λ an + µ bn ) = λ n=1 ∞ X an + µ n=1 ∞ P (λ an + µ bn ) n=1 ∞ X (34) bn n=1 Beweis : Folgt aus den Konvergenzkriterien für Folgen. sN := N X an tn := n=1 N X bn n=1 lim (sN + tN ) = lim sn + lim tN n→∞ n→∞ n→∞ 2.5 Konvergenzkriterien 2.5.1 Widerholung Konvergenzrprinzipien Es gibt folgende Konvergenzprinzipien für Folgen: 1. Monoton und beschränkt ⇒ konvergent 2. Beschränkt → Es existiert eine konvergente Teilfolge 3. Cauchy Folge ⇔ konvergent |an − am | < ∀n, m ≥ n0 4. Intervallschachtelung In = [an , bn ] In+1 ⊂ In ∃! x ∈ R x = ∩n In 2 29 FOLGEN UND REIHEN 2.5.2 Satz: Cauchy-Kriterium für Reihen Eine Reihe ∞ P n=1 an konvergiert genau dann in R, wenn es zu jedem ε > 0 ein n0 gibt, so dass ∀m ≥ n ≥ n0 gilt | m X ak | < ε (35) k=n 2.5.3 Satz Konvergiert die Reihe Umkehrung gilt nicht. Sei ∞ P n=1 an in R, dann geht die Folge (an ) gegen 0. Die Beweis : ∞ P n=1 an konvergent N X ⇒ ∀ε ∃n0 ak = |an | < ε ∀n ≥ n0 k=n ⇒ an → 0 2.6 Absolute Konvergenz 2.6.1 Denition: Absolute Konvergenz Eine Reihe ∞ P n=1 an heiÿt absolut konvergent, wenn die Reihe der Absolutbe- träge konvergiert, also ∞ X |an | < ∞ n=1 2.6.2 Satz Eine absolut konvergente Reihe ist konvergent. (36) 2 30 FOLGEN UND REIHEN Beweis sn = n X ak k=1 m X |sm − sn | = | ak | ≤ |ak | < ε k=n , da |ak | konvergiert X 2.6.3 Lemma Ist die Reihe P an absolut konvergent, so gilt ∞ ∞ X X |an | an ≤ n=1 n=1 Beweis : n n ∞ X X X |Sn | = ak ≤ |ak | ≤ |an | n=1 k=1 k=1 2.6.4 Satz: Majorantenkriterium Sei cn eine konvergente Reihe mit cn > 0 ∀n ∈ N. ∞ P P Sei an eine Reihe mit |an | ≤ cn . Dann konvergiert an absolut. P n=1 Beweis : sN = ⇒ N X n=1 ∞ X n=1 |an | ≤ |an | ≤ N X n=1 ∞ X n=1 cn ≤ ∞ X n=1 cn cn 2 31 FOLGEN UND REIHEN 2.6.5 Satz: Quotientenkriterium ∞ P Sei n=1 an eine Reihe mit an 6= 0 ∀n ∈ N Es gebe n0 und 0 < q < 1, mit an+1 an ≤ q ∀n ≥ n0 (37) Dann konvergiert die Reihe absolut Beweis : Angenommen n0 = 1 an+1 an ≤ q < 1 ∀n ≥ 1 |an+1 | ≤ q|an | ≤ q · q|an−1 | ≤ q 3 |an−2 | ≤ ... ≤ q n+1 |a1 | ∞ ∞ X X |an | ≤ |a1 |q n n=1 n=1 Beispiel • ∞ P n=1 nk xn für 0 < x < 1 und k ∈ N fest Beh: Die Reihe Konvergiert Bew: k k an+1 (n + 1)k xn+1 n + 1 1 = |x| = |x| 1 + an = nk xn n n ∃q ∈ R : |x| < q < 1 k 1 ⇒ ∃n0 : |x| 1 + ≤ q ∀n ≥ n0 n 2.6.6 Satz: Leibnitz'sches Konvergenzkriterium Ist (an ) eine monoton fallende Nullfolge, dann konvergiert die Reihe ∞ P (−1)n+1 an n=1 2 32 FOLGEN UND REIHEN Beweis : S2N = a1 − a2 + a3 − a4 +... + a2N −1 − | {z } | {z } | {z ≥0 ≥0 ≥0 S2N = a1 (−a2 + a3 ) + (−a4 + a5 ) −a2 | {z } | {z } ≤0 ≤0 ⇒ S2N ist monoton fallend und d |Sn+k − Sn−1 | = |an − an+1 + an+2 − an+3 ... ± an+k | ≤ |an | → 0 2.6.7 Satz: Cauchy'scher Verdichtungssatz Sei (an ) Folge mit an ≥ 0∀n, und (an ) monoton fallend. Dann gilt ∞ X an konvergiert ⇔ ∞ X 2n a2n konvergiert (38) n=0 n=1 Beweis : ”⇒” ∞ X an ≥ n=1 N X n=1 = a1 + a2 + a3 + a4 + a5 + ...a8 + a9 + ... + a16 +... {z } | {z } | {z } | ≥2a22 22 a23 ≥23 a24 ≥ a1 + a2 + 2a22 + 22 a23 + 23 a24 + ... + an−1 a2n ∞ m X 1X l = 2n a2n konvergiert 2 a2l ⇒ 2 l=0 n=0 ”⇐” N X n=1 an = a1 + a2 + a3 + a4 + ... + a7 + a8 + ... + a15 +... | {z } | {z } | {z } ≤2a2 ≤22 a22 23 a23 ≤ a1 + 2a2 + 22 a22 + 23 a23 + ... + 2N a2N = N X 2n a2n n=1 2 33 FOLGEN UND REIHEN 2.7 Umordnung von Reihen Sei P an eine Reihe und σ : N → N eine bijektive Abbildung. ∞ X aσ(n) heiÿt Umordnung (39) n=1 Beispiel P : Man kann (−1)n+1 n1 so umordnen, dass 42 rauskommt. Beweis : Der Beweis ist mehr als Anleitung zu Betrachten. Für einen vollständigen Beweis siehe Änton Deitmar - Analysis". Wir wollen P (−1)n+1 n1 umordnen, so dass die Reihe gegen 42 konvergiert 1.) Sortiere die ungeraden Zahlen so, dass für unser gewähltes n gilt: 2n+1 X =1+ k=1 1 1 1 + + ... + > 42 3 5 2n + 1 und 2n−1 X k=1 =1+ 1 1 1 + + ... + < 42 3 5 2n − 1 UNVOLLSTÄNDIG 2.7.1 Satz Die Reihe an sei absolut konvergent. Dann konvergiert auch JEDE Umordnung gegen denselben Grenzwert. P Beweis : τ :N→N ∞ X an = A n=1 n≥n0 n ∞ X X aτ (k) − ak k=1 ∀ε > 0 ∃n0 : ∀n ≥ n0 X |an | < ε k=1 S(n) = {τ (1), τ (2), τ (3), ..., τ (n)} 2 34 FOLGEN UND REIHEN Betrachte {1, ..., n0 } und wähle n so, dass {1, ..., n0 } ⊂ S(n) Damit ist n ∞ P P ≤ε aτ (k) − a k k=1 k=1 2.7.2 Satz Sei ∞ P an eine konvergente, aber nicht absolut konvergente, Reihe. +∞ Dann gibt es zu jedem a ∈ R ∪ eine Umordnung der Reihe, die −∞ n=1 gegen 0 konvergiert. Beweis : an nicht absolut konvergent X ⇒ |an | = ∞ X ⇒ X X a+ n = ∞ a− n = −∞ n n Von hier an können wir a+n und a−n angeben und Umordnen, damit sie gegen beliebiges a konvergieren. 2.8 Cauchy-Produkt Wir betrachten die Reihen P an und cn := P n X bn sowie (40) ak bn−k k=0 Unter welchen Voraussetzungen können wir eine Aussage über treen? a0 b0 a0 b1 a0 b2 ... → a0 a1 b0 a1 b1 a1 b2 ... → a1 a2 b0 a2 b1 a2 b2 ... → a2 ∞ P n0 ∞ P n0 ∞ P n0 P n bn bn b0 wobei gilt. c0 = a0 b0 ; c1 = a0 b1 + a1 b0 ; c2 = a2 b0 + a1 b1 + a0 b2 ; ... cn = ? 2 35 FOLGEN UND REIHEN 2.8.1 Satz Seien an und bn absolut konvergente reihen. Dann ist auch das Cauchy Produkt absolut konvergent und es gilt P P X cn = X an X bn Beweis: N X ≤ X X |al | |bk | ≤ |al bk | n=0 = (|a0 | + |a1 | + ... + |aN |) × (|b0 | + |b1 | + ... + |bN |) X X ≤ |an | |bn | ⇒ ∞ X n=0 = lim n→∞ N X (· · · ) n=0 = (a0 + a1 + ... + aN ) (b0 + b1 + ... + bN ) X X = an bn 2.9 Exponentialreihe 2.9.1 Satz Für jedes x ∈ R konvergiert die Exponentialreihe exp(x) = ∞ X xn n=0 n! (41) konvergiert absolut. Für je zwei x, y ∈ R gilt exp(x + y) = exp(x) · exp(y) wobei gilt 0! = 1 und 00 = 1 Beweis : Quotientenkriterium an+1 an ≤ q ≤ 1 ∀n ≥ n0 (42) 2 36 FOLGEN UND REIHEN xn+1 (n+1)! xn = n! |x| n+1 →0 für n → ∞ ist das Quotientenkriterium erfüllt. Damit gilt exp(x) · exp(y) = ∞ ∞ X xn X y n n=0 n! n=0 n! = ∞ X cn n=0 ∞ X n X xk yn − k = k! (n − k)! n=0 k=0 ∞ X n X n 1 k n−k x y = k n! n=0 k=0 ∞ n X 1 X n 1 k n−k = x y k n! n! n=0 |k=0 {z } (x+y)n = ∞ X n=0 1 (x + y)n = exp(x + y) n! 2.9.2 Denition: die Euler'sche Zahl e Die Zahl ∞ X 1 e = exp(1) = n! nn=0 wird Euler'sche Zahl genannt Korollar : a) Für jedes x ∈ R gilt: exp(x) > 0 b) ∀x ∈ R : exp(−x) = 1 exp(x) c) ∀k ∈ N : exp(k) = ek d) Die Exponentialfunktion ist streng monoton wachsend Es gilt lim exp(x) = ∞, lim exp(x) = 0 n→∞ Beweis : UNVOLLSTÄNDIG n→0 (43) 2 37 FOLGEN UND REIHEN 2.9.3 Satz Seien (an )und(bn ) Folgen, sodass ∞ X |an | < ∞ und 2 n=0 ∞ X |bn |2 < ∞ n=0 Dann gilt: ∞ 1 ∞ 1 ∞ P P 2 2 P 2 2 an i. an bn ≤ bn n=0 ii. n=0 ∞ P 2 (an + bn ) n=0 12 ≤ ∞ P a2n 12 n=0 n=0 + ∞ P b2n 12 n=0 i. nennt man die Cauchy-Schwarzsche Ungleichung für Reihen Kommentar : • Formell gilt i. |ha, bi| ≤ kak kbk ii. ka + bk ≤ kak + kbk • Später werden wir sehen, dass auch gilt Z∞ Z∞ f (x)g(x) dx ≤ 21 |f (x)|2 dx −∞ −∞ Z∞ 21 |g(x)|2 dx (44) −∞ Beweis : i. Wir werden die, im Kommentar verwendete, formelle Notation nutzen ∞ X (an + bn )2 = n=0 ∞ X n=0 ≤ ∞ X n=0 (an + bn ) an + ∞ X (an + bn ) bn n=0 ∞ X |an + bn | |an | + n=0 |an + bn | |bn | 2 38 FOLGEN UND REIHEN a = (a1 , a2 , ..., aN ) ha, bi = X an bn → ha, 1ai = n ha + b, a + bi ≥ 0 ha − b, a − bi ≥ 0 N X b = (b1 , b2 , ..., bN ) a2n n=0 1 kak2 + kbk2 |ha, bi| ≤ 2 ha, ai + hb, bi − 2 ha, bi ≥ 0 A := UNVOLLSTÄNDIG a 1 b 1 = (a1 , a2 , ..., aN ) B := = (b1 , b2 , ..., bN ) kak kak kbk kbk |hA, Bi| = 3 3 39 STETIGE FUNKTIONEN Stetige Funktionen Im Folgenden Kapitel interessiert uns die Eigenschaft der ” Stetigkeit ” von Funktionen f. f sind dabei Funktionen mit f : R → R oder f : R2 → R oder f : R2 → R2 In der Schule waren stetige Funktionen Funktionen, deren Graph ” ohne Absetzen ” gezeichnet werden konnten. Beispiel f : R → R x 7→ 2x ist stetig ( 1 x>0 f : R → R x 7→ 0 x≤0 ist nicht stetig Wir suchen nun einen genaueren Begri, der sich auch auf R2 anwenden lässt. Im späteren Verlauf werden wir das ” , δ Kriterium ” für die Denition der Stetigkeit verwenden. Dieses Kriterium untersucht die Nahe Umgebung jedes Punktes und sagt, dass bei kleiner Änderung der x - Koordinate keine zu groÿe Änderung der y - Koordinate stattnden darf. Wir beginnen jedoch mit einem einfacheren Kriterium. 3.1 Stetigkeit nach Folgen-Kriterium 3.1.1 Denition: Stetigkeit Eine Funktion f : D → R, D ⊂ R, heiÿt stetig in p ∈ D, wenn für jede konvergente Folge pn → p in D gilt, dass (45) lim f (pn ) = f (p) n→∞ Die Funktion f heiÿt stetig, wenn sie für jeden Punkt p des Denitionsbereichs D stetig ist. f stetig in D ⇔∀p ∈ D und für alle Folgen pn → p gilt lim f (pn ) = f n→∞ ⇔ lim f (x) = f (p) x→p lim pn = f (p) n→∞ (46) (47) (48) 3 40 STETIGE FUNKTIONEN 3.1.2 Denition: Einseitiger Limes (49) lim f (x) = α x%P bedeuted, dass für jede monoton wachsende Folge xn , mit xn → p gilt, dass (50) f (xn ) → α Analog denieren wir lim f (x) = α x%P Aus diesen Denitionen folgt f stetig ⇔ lim f (x) = f (p) = lim f (x) = α x%P x&P 3.1.3 Lemma Eine Polynomfunktion P (x) = c0 + c1 x + ... + cd xd ist stetig auf R Beweis Folgt aus Korollar 2.2.10 3.1.4 Lemma Die Exponentialfunktion exp(x) ist in jedem Punkt p ∈ R stetig. Beweis zu zeigen: |exp(x) − exp(p)| → 0 für x → p ⇔ |x − p| → 0 zuerst p=0: exp(0) = 1 ∞ ∞ X xn X |x|n−1 |x| |x| ≤ 1 : |exp(x) − 1| = ≤ n! n=1 n! n=1 ≤ |x| ∞ X 1 n! {z } |n=0 e ⇒ | exp(x) − 1| ≤ e|x| ⇒ | exp(x) − 1| → 0 für |x| → 0 (51) 3 41 STETIGE FUNKTIONEN Sei p ∈ R. Zu Zeigen: | exp(pn ) − exp(p)| → 0 Sei pn → p konvergent |exp(pn − p + p) − exp(p)| = |exp(p)| exp (pn − p) −1 | {z } →0 ≤ exp(p)e |pn − p| 3.1.5 Satz Seien f, g : D → R, D ⊂ R, stetig im Punkt p ∈ D. Ist λ ∈ R. Dann sind auch f + g, f · g, λf stetig in p. Ist g(p) 6= 0, so ist auch f g stetig in p. Sind f und g stetig auf D so sind auch f + g, f · g, λf stetig auf D und f ist stetig auf D0 = {p ∈ D | g(p) 6= 0} g Beweis : Siehe Anton Deitmar - Analysis 3.1.6 Korollar Sind P (x)Q(x) Polynome und Q(x) ist nicht das Nullpolynom. P (x) Q(x) sind auf ihrem Denitionsbereich stetig. 3.1.7 Satz Die Komposition stetiger Funktionen ist stetig. f : D → R g : ER mit f (D ⊂ E. Wenn f, g stetig ist, dann ist auch f ◦ g stetig 3.2 Zwischenwertsatz für Funktionen 3.2.1 Satz: Zwischenwertsatz 4 4 42 ANHANG Anhang 4.1 Grundlegende Denitionen und Sätze Denition: Karthesisches Produkt Seien A und B beliebige Mengen. Das Karthesische Produkt A×B ist die Menge A × B = {(a, b) | a ∈ A, b ∈ B} Wichtig ist, dass (a,b) ein Element von A×B ist und keine Menge. Es gilt (auÿer für a=b)(a,b) 6= (b,a) Man bezeichnet (a,b) auch als geordnetes Paar oder Tupel Denition: Summe Wir denieren die Summe von Zahlen wie folgt Seien n,i ∈ N n X ai = a1 + a2 + ... + an (52) i=1 Denition: Produkt Wir denieren die Summe von Zahlen wie folgt Seien n,i ∈ N n Y ai = a1 · a2 · ... · an (53) i=1 Denition: Fakultät Wir denieren die Fakultät k! einer natürlichen Zahl k ∈ N wie folgt k! = 1 · 2 · ... · k Dabei setzen wir 0! := 1 Denition: Binomialkoezient Seien n,k∈ N und n ≥ k Der Binomialkoezient nk ist deniert als n n! = (n − k)! · k! k (54) 4 43 ANHANG Satz: Bernoulli'sche Ungleichung Sei x ∈ R, x ≥ −1 und n ∈ N Dann gilt (1 + x)n ≥ 1 + nx (55) Für n ≥ 2 und x 6= 0 gilt sogar (1 + x)n > 1 + nx (56) Beweis durch vollständige Induktion Sei x ∈ R, x ≥ −1 und n ∈ N IA n = 2 (1 + x)2 = 1 + 2x + x2 ≥ 1 + 2x + 0 IV (1 + x)n ≥ 1 + nx IS (1 + x)n+1 = (1 + x)n (1 + x) ≥ (1 + nx)(1 + x) = 1 + x + nx + nx2 ≥ 1 + x + nx = 1 + (n + 1)x Den Spezialfall x6=0 beweist man analog. Es gilt dabei x2 > 0 4.1.1 Denition: Komposition Seien f: A → B' und g: B → C Abbildungen wobei B' eine Teilmenge von B ist. Die Komposition g◦f, lies ”g nach f”, ist die Abbildung g ◦ f : A → C : x 7→ (g ◦ f )(x) = g (f (x)) Das heiÿt, dass für jedes Element von A erst die Abbildung f ausgeführt wird und danach die Abbildung g. 4 44 ANHANG Kommentar : • A,B',B,C müssen keineswegs verschieden von einander sein. Die einzige Bedingung ist, dass B' eine Teilmenge von B ist • Im allgemeinen gilt NICHT, dass f ◦ g = g ◦ f. Dies gilt selbst dann nicht allgemein, wenn A=B'=B=C Denition: Betrag Die Betragsfunktion |.| ist deniert durch |.| : R → R+ , x 7→ |x| (57) Wobei R+ die positiven reellen Zahlen sind und |x| dem Element x mit positivem Vorzeichen entspricht. Man schreibt auch mithilfe der Denition des Maximums. |x| = max(x, −x) (58) Später, wenn Wurzeln und Potenzen deniert sind kann man auf die allgemeine Denition, welche auch für Matrizen gilt zurückgreifen |x| = √ x2 (59) Kommentar : Es gilt für x, y ∈ R |xy| = |x| |y| |x − y| = |y − x| |x| = 0 ⇔ x = 0 x < y < |x| < |y| x = ±y ⇔ |x| = |y| All diese Aussagen sind oensichtlich. Satz: Dreiecksungleichung Seien x,y aus dem angeordneten Körper K |x + y| ≤ |x| + |y| (60) 4 45 ANHANG Beweis : Seien x,y aus dem angeordneten Körper K x ≤ |x| ∧ y ≤ |y| −x ≤ |x| ∧ −y ≤ |y| (x + y) ≤ |x| + |y| ⇒ |x + y| = max {−(x + y =, x + y} ≤ |x| + |y| −(x + y) ≤ |x| + |y| Lemma umgekehrte Dreiecksungleichung Für Elemente a,b aus dem angeordneten Körper K gilt | |a| − |b| | ≤ |a − b| (61) Beweis |a| = |a − b + b| ≤ |a − b| + |b| ⇒ |a| − |b| ≤ |a − b| |b| = |b − a + a| ≤ |b − a| + |a| ⇒ |b| − |a| ≤ |b − a| = |a − b| ⇒ Behauptung Denition: Injektiv Eine Abbildung f: X → Y : x 7→ f (x) heiÿt injektiv, wenn für alle x1 , x2 ∈ X gilt: f (x1 ) = f (x2 ) ⇒ x1 = x2 Kommentar : (62) Dies heiÿt, dass jedes Element der Denitionsmenge X eindeutig auf ein Element der Zielmenge abgebildet wird. Also, dass jedem Element der Zielmenge Y durch die Abbildung höchstens ein Element der Denitionsmenge zugeordnet wird. Demnach müssen nicht alle Elemente der Zielmenge Y ”getroen” werden aber keine zwei Elemente der Denitionsmenge werden auf das Gleiche Element der Zielmenge abgebildet Es gilt für das Bild f (X) = {y ∈ Y | y = f (x) : x ∈ X} von f f (X) ⊆ Y Also muss X weniger, oder gleich viele Elemente wie Y besitzen 4 46 ANHANG Denition: Surjektiv Eine Abbildung f: X → Y : x 7→ f (x) heiÿt Surjektiv, wenn für alle y ∈ Y gilt: ∃x ∈ X : (63) f (x) = y Kommentar : Dies heiÿt, dass alle Elemente der Zielmenge getroen werden. Es können also auch mehrere Elemente von X auf das gleiche y ∈ Y abbilden. Für das Bild f (X) = {y ∈ Y | y = f (x) : x ∈ X} von f gilt dann f (X) = Y 4.1.2 Denition: Bijektiv Eine Abbildung heiÿt Bijektiv, wenn sie Injektiv und Surjektiv ist. 4.2 Einschub 1: Relationen Denition Relation Sei X eine Menge. Eine Relation auf X ist eine Teilmenge R ⊂ X×X. x ∼ y, falls (x,y) ∈ R Beispiele : • X=Q die ”kleiner-gleich” Relation x∼y ⇔ x≤y • X=Z x∼y, wenn x-y eine gerade Zahl ist • X Menge d. Menschen x∼y, wenn x Vetter von y ist Denition Äquivalenzrelation Eine Relation heiÿt Äquivalenzrelation, falls für x,y,z ∈ X gilt x ∼x x ∼y ⇒ y ∼ x x ∼y, y ∼ z ⇒ x ∼ z (Reexivität) (Symmetrie) (Transitivität) 4 ANHANG 47 Denition Äquivalenzklasse Sei ∼ eine Äquivalenzrelation auf der Menge X. Für x ∈ X sei [x] = {y ∈ X, y ∼ x} die Äquivalenzklasse von x Beispiel : Wir betrachten ∼ auf Z mit x∼y ⇔ x-y gerade · [0] = {x | x - 0 gerade} = {x | x - 0 gerade} = {gerade Zahl} · [1] = {ungerade Zahl} · [2] = [1] 4.3 Einschub 2: Vollständige Induktion Die Vollständige Induktion ist ein gebräuchliches Beweisprinzip, für Sätze und Aussagen, über natürliche Zahlen. Das Prinzip : Um das Prinzip der Vollständigen Induktion zu verstehen müssen wir uns zuerst anschauen, was für Aussagen wir damit Beweisen. Wir Beweisen Aussagen, die für alle natürlichen Zahlen gelten. Dabei schauen wir für eine möglichst kleine Natürliche Zahl, ob die Aussage gilt und testen es dann für alle folgenden. Beispiel : Wir betrachten die Aussage: n P ∀ ∈ N gilt (2k − 1) = n2 k=1 n=1 1 P (2k − 1) = 2 · 1 − 1 = 1 = 12 k=1 n=2 2 P (2k − 1) = (2 · 1 − 1) + (2 · 2 − 1) = 1 + 3 = 4 = 22 k=1 n=3 3 P (2k − 1) = 1 + 3 + (2 · 3 − 1) = 9 = 32 k=1 n=4 4 P (2k − 1) = 9 + (2 · 4 − 1) = 9 + 7 = 16 = 42 k=1 Wir sehen also, dass die Aussage für n = 1 bis 4 gilt und wir sind der Ansicht, dass sie sogar für alle n ∈ N gilt. Dies können wir durch vollständige Induktion zeigen 4 48 ANHANG Vollständige Induktion : Da endlich viele Beispielrechnungen nicht reichen um eine Aussage allgemein zu beweisen müssen wir diese Herangehensweise verallgemeinern. Das Beweisprinzip der Vollständigen Induktion ist denkbar simpel: Man beginnt indem man zeigt, dass es eine (möglichst kleine) natürliche Zahl gibt, für die die zu zeigende Aussage gilt. Danach zeigt man: "gilt die Aussage für eine beliebige natürliche Zahl n, so gilt sie auch für die nächste natürliche Zahl n+1. Durch die Struktur der Natürlichen Zahlen folgt dann, dass die Aussage für alle natürlichen Zahlen (ab dem gewählten Anfang) gilt. Beispiel : Wir betrachten wiedereinmal die Aussage: n P (2k − 1) = n2 ∀ ∈ N gilt k=1 Die vollständige Induktion teilt sich in drei Schritte. den Induktionsanfang (IA), die Induktionsvoraussetzung (IV) und den Induktionsschritt (IS) IA Als Anfang der Induktion wählen wir n=1 1 X (2k − 1) = 2 · 1 − 1 = 1 = 12 k=1 Also wissen wir, dass es ein n ∈ N gibt, für das unsere Aussage gilt. IV Wir wissen nun n X ∃n ∈ N : (2k − 1) = n2 k=1 Nun zeigen wir, dass die Aussage für alle n gilt. IS Unter Annahme unserer Induktionsvoraussetzung zeigen wir, dass die Aussage für n → n + 1 gilt. n+1 n X X (2k − 1) = (2k − 1) + (2(n + 1) − 1) k=1 = k=1 n X k=1 2 (2k − 1) + 2n + 1 = n + 2n + 1 = (n + 1)2 (IV) Damit ist die Induktion abgeschlossen und die Aussage bewiesen. 4 49 ANHANG 4.4 Einschub 3: Folgen in der Ebene Wir betrachten im folgenden den Raum R2 . Das heiÿt für jedes Element x ∈ R2 gilt x = (x1 , x2 ) ∈ R × R (64) Zuerst müssen wir betrachten, wie man in R2 rechnet Denition Euklidisches Skalarprodukt Für x, y ∈ R2 ist das euklidische Skalaprodukt gegeben als hx, yi = x1 y1 + x2 y2 (65) Eigenschaften des Skalarprodukts : Für das (euklidische) Skalarprodukt gelten folgende Eigenschaften wobei x, y, z ∈ R2 ; λ, µ ∈ R i. hx, λy + µzi = λ hx, yi + µ hx, yi (Linearität) ii. hx, yi = hy, xi (Symmetrie) iii. hx, xi ≥ 0, (Denitheit) hx, xi = 0 ⇔ x = 0 iv. | hx, yi | ≤ kxk kyk (Cauchy-Schwarzsche Ungleichung) p , wobei kxk = hx, xi Im Allgemeinen Denieren wir eine Abbildung als Skalarprodukt, wenn sie die Eigenschaften i. ii. und iii. erfüllt, während Eigenschaft iv. aus der Denition folgt. || · || wird dabei Norm genannt und muss noch im allgeminen Deniert werden. Wir können breits sagen, dass || x - y|| der Abstand p zwischen x und y ist. Aktuell reicht uns die euklidische Norm mit kxk = hx, xi Beweis von iv. 0 ≤ hx − λy, x − λyi = hx, xi − 2λhx, yi + λ2 hy, yi Sei O.B.d.A. y 6= 0 und wähle λ = hx,yi hy,yi 2|hx, yi|2 |hx, yi|2 + · hy, yi hy, yi hy, yi2 ⇒ 0 ≤ hx, xihy, yi − 2|hx, yi|2 + |hx, yi|2 ⇒ hx, yi|2 ≤ kxk2 kyk2 ⇒ hx, yi| ≤ kxk kyk ⇒0≤ 4 50 ANHANG Denition Folgenkonvergenz in R2 Sei (xn ) = ((x1n , x2n )) eine Folge im R2 Wir sagen xn konvergiert gegen x ∈ R2 , also xn → x, falls (66) ∀ε > 0 ∃no ∈ N ∀n ≥ n0 : kxn − xk < ε Satz : Sei (xn ) = ((x1n , x2n )) eine Folge in R2 . Dann gilt xn → x ⇔ xin → xi für i = 1,2 (67) Beweis : ” ⇐ ” Sei ε>0 beliebig. Wir müssen zeigen, dass es ein n0 ∈ N gibt, so dass für n ≥ n0 gilt kxn − xk < ε Nach Vorraussetzung gibt es für i =1,2 ein ni0 , so dass für alle n ≥ ni0 |xin − xi | ≤ √ε2 gilt. Wähle n0 = max{n10 , n20 }. Dann gilt für alle n ≥ n0 2 2 ε2 ε2 + = ε2 kxn − xk2 = |x1n − x1 | + |x2n − x2 | ≤ | {z } | {z } 2 2 √ε 2 √ε 2 ⇒ kxn − xk ≤ ε ” ⇒ ” Sei ε > 0 beliebig. Wähle n0 ,so dass kxn − xk ≤ ε für ngeqn0 |xin − xi |2 ≤ |x1n − x1 |2 + |x2n − x2 |2 = kxn − xk2 ⇒ |xin − xi | ≤ ε ∀n ≥ n0 Denition : Eine reelle Polynomfunktion ist eine Funktion f(x) der Form n P f(x) = ai xi = a0 + a1 x + a2 x2 + ... + an xn i=0 Lemma : Seinen f(x) = Dann gilt: n P i=0 ai xi und g(x) = n P j=0 ai xi zwei Polynomfunktionen f (x) = g(x) ∀x ∈ R ⇔ n = mâi = bi für i=0,...,n (68) 4 51 ANHANG Beweis : ”⇒” a0 = f (0) = g(0) = b0 ⇒ a0 = b 0 f (x) = g(x) ⇔ a0 + a1 x + a2 x2 + ... + an xn = b0 + b1 x + b2 x2 + ... + bn xn ⇒ a1 + a2 x + ... + an xn−1 = b1 + b2 x + ... + bn xn−1 ∀x ∈ R \ {0} Setze 1 α für x ein, mit α ∈ N 1 a1 + a2 + ... + an α {z | cα n−1 n−1 1 1 1 = b1 + b2 + ... + bn α α α } | {z } Wir wissen cα = dα ∀α ∈ N UNVOLLSTÄNDIG dα (69) Index Äquivalenzklasse, 47 Abgeschlossenes Intervall, 8 Länge, 9 Intervallschachtelung, 24 abzählbar, 25 Angeordneter Körper, 6 Archimedisches Prinzip, 12 Körper, 2 Karthesisches Produkt, 42 Komposition, 43 Bernoulli'sche Ungleichung, 43 Betrag, 44 Bijektivität, 46 Binomialkoezient, 42 Maximum, 8 Cauchy-Schwarzsche Ungleichung, 49 Dedekind Vollständigkeit, 11 die Euler'sche Zahl e, 36 Dreiecksungleichung, 44 Einseitiger Limes, 40 Exponentialreihe, 35 Fakultät, 42 Folgen, 14 Nullfolge, 18 alternierende Folge, 14 Beschränkte Folge, 19 Cauchy-Folge, 23 Konstante Folge, 14 Monoton fallend, 22 Monoton wachsend, 22 Teilfolgen, 17 Folgenkonvergenz, 15 in R2 , 50 Konvergenzkriterien, 28 Divergenz, 18 Eindeutigkeit, 15 Gruppe, 2 Inmum, 12 Injektivität, 45 Intervall, 8 Potenzen, 5 reelle Polynomfunktion, 50 Reelle Zahlen, 11 Dichtheit von Q, 13 Reihen, 26 Cauchy-Schwarz Ungleichung, 37 Cauchy'scher Verdichtungssatz, 32 Cauchy-Kriterium, 29 Cauchy-Produkt, 34 Geometrische Reihe, 27 Harmonische Reihe, 27 Reihenkonvergenz Absolute Konvergenz, 29 Leibnitz'sches Konvergenzkriterium, 31 Majorantenkriterium, 30 Quotientenkriterium, 31 Relation, 46 Äquivalenzrelation, 46 Skalarprodukt, 49 Euklidisches Skalarprodukt, 49 Stetigkeit, 39 Einseitiger Limes-Kriterium, 40 Folgen-Kriterium, 39 Summe, 42 Supremum, 10 Supremumsaxiom, 11 52 INDEX Surjektivität, 46 Vollständige Induktion, 48 Zwischenwertsatz, 41 53