Grundlagen 1 1 Grundlagen Der Abschnitt orientiert über Notation und Sprechweisen und präsentiert ergänzende Sachverhalte. Die Ausführungen über Konvergenz von Reihen sind insbesondere im Zusammenhang mit Abschnitt 12 Erwartungswerte zu sehen. 1.1 Allgemeines a := b meint, dass a denitionsgemäÿ gleich b ist. =⇒ bzw. ⇐⇒ meint die Implikation bzw. die Äquivalenz. kennzeichnet das Ende eines Beweises. 1.2 Mengen, Allquantor Die Begrie Menge, Element, Teilmenge einer Menge, die leere Menge werden als bekannt vorausgesetzt. Die P(A) der Menge A ist die Menge aller Teilmengen von A x ∈ A besagt, dass x Element von A ist, während A ⊂ B die Menge A als Teilmenge der Menge B ausweist. ∅ bezeichnet die leere Menge. Der Durchschnitt A ∩ B , die Vereinigung A ∪ B sowie die Dierenz A \ B werden als bekannt vorausgesetzt. Ac als Komplementmenge der Menge ist die Dierenz Ω \ A bez. einer Grundmenge Ω. Potenzmenge Überblick Grundlagen 2 A ×B der Mengen A und Menge (a, b) | a ∈ A , b ∈ B . Das kartesische Produkt B ist deniert als die n i=1 Ai meint entsprechend das kartesische Produkt der Mengen Ai , i = 1, . . . , n. × N, Z, Q, R kennzeichnen die Mengen der natürlichen, ganzen, rationalen und reellen Zahlen. Rn meint den linearen Raum der nTupel reeller Zahn n len. Insbesondere ist R+ := {x ∈ R | x ≥ 0}. 0 0 0 Die Mengen N , Nn und Nn sind deniert als N := N ∪ {0}, Nn := {1, . . . , n} und N0n := {0, 1, . . . , n}. Ω, Ω0 , Ω00 bezeichnen Grundmengen, I, J Indexmengen; sie sind stillschweigend als nichtleer vorausgesetzt. A(ω) (ω ∈ Ω) bzw. A(i), i = 1, . . . , n meint, dass die Aussage A(ω) bzw. A(i) für alle ω ∈ Ω bzw. alle i ∈ {1, . . . , n} zutrit. 1.3 Abbildungen Der Begri der Abbildung (Funktion) wird als bekannt vorausgesetzt, ebenso die Konzepte der Injektivität, Surjektivität und Bijektivität. A bijektiv auf Nm für ein m ∈ N bzw. auf N abbilden, so heiÿt A endlich bzw. abzählbar Lässt sich eine Menge (unendlich). Grundlagen 3 Notation einer Abbildung bedienen wir uns Zur Darstellungsweise der f : A −→ B , der dann die Funktionswertzuweisung folgt f (a) := . Wir (a ∈ A) . schreiben aber auch f ( . ) bzw. a 7→ f (a), sofern die Darstellung aufgrund des Kontextes Missverständnisse ausschlieÿt. f : A → B und g : A → C Abbildungen, so meint (f, g) die Produktabbildung von f und g , d.h. die Sind Abbildung (f, g) : A −→ (f, g)(a) := B×C mit f (a), g(a) f ◦ g ist die Komposition B → C und g : A → B gemeint: Mit (a ∈ A) . der Abbildungen f ◦ g( . ) := f g( . ) . f : Grundlagen 4 idΩ : Ω → Ω meint die Identität auf Ω, id(x) = x für alle x ∈ Ω. 1.3.1 Denition (Indikatorfunktion) A eine Teilmenge von Ω. Die Funktion 1A : Ω → R mit ( 1, falls ω ∈ A 1A (ω) := 0, falls ω ∈ /A Sei heiÿt Indikatorfunktion von A. 1.3.2 Satz A, B ⊂ Ω. Dann gilt (1.3.2.1) 1Ac = 1 − 1A , (1.3.2.2) A ⊂ B =⇒ 1A ≤ 1B , (1.3.2.3) 1A∩B = 1A · 1B . Seien Grundlagen 5 1.4 Mengen (Ergänzungen), Mengensysteme 1.4.1 Denition (ωi Schnitt) Sind V ⊂ Ω1 × Ω2 Vω̄1 := der und ω̄1 ∈ Ω1 , so heiÿt ω2 ∈ Ω2 | (ω̄1 , ω2 ) ⊂ V ω̄1 Schnitt von V ; analog deniert man den ω̄2 V. Schnitt von 1.4.2 Bemerkungen 1.4.2.1 Stellt man die Menge V in einem Koor- dinatensystem mit den Achsen ω1 und ω2 dar, so ergibt sich für die Schnittmengen Vω1 und Vω2 bei festen stellung, die den fertigt. ω1 bzw. ω2 eine Dar- Namen Schnitt recht- Grundlagen Vω1 6 ω2 6 ....................................................................................................................................................................................................................................................................................................... ....... . ... ....... ....... ...... ... ....... ...... ...... ... ..... .... .. .... . ω2 ... ... ... .... ... ... ... ... ... ... ... ... . .. ... . . .. .. ... . . .. .... .... .. . . .. . . .. ... .... .. ... ... .. . .. . . ....................................................................................................................................................................................................... .. ....... ... . ..... . .. . . . . . . . . .... ... .. . . . . . . . . . . ... ... . .. ... . . .. . . . . ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................... .... ..... ........... ....... .... ..... ...... . ... .......... ... ...... ... ...... .... ..... .... . ........... . . . . ......... . .. ... ............... ... . . .................................. ............................. ... ... ... .... .... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... V | ω i Schnitt 1.4.2.2 1.4.2.3 {z | von } | ω {z1 Vω2 V , i = 1, 2. ∅ω̄i = ∅, i = 1, 2, Für A1 ⊂ Ω1 , A2 ⊂ Ω2 und ω̄1 ∈ Ω1 falls ω̄1 ∈ A1 ω̄1 ∈ / A1 , gilt oenbar ( (A1 × A2 )ω̄1 = A2 , ∅, falls ein entsprechender Sachverhalt gilt für Ω2 . ω̄2 ∈ {z } } - ω1 Grundlagen 1.4.2.4 (Ω1 × Ω2 )ω̄i = Ω3−i , 7 i = 1, 2. Grundlagen 8 1.4.3 Denition 1.4.3.1 Eine Menge von Mengen heiÿt ein Mengensystem. 1.4.3.2 Ist I eine (nichtleere) Menge, gensystem und die jedem i∈I f :I→K K ein Men- eine Abbildung, ein Element f (i) = Ai ∈ K, (Ai | i ∈ also eine Menge, zuordnet, so heiÿt I) eine Familie von Mengen bzw. Men- genfamilie (aus 1.4.3.3 ne (Ai | i ∈ N) heiÿt eiΩ); wir schreiben da- Eine Mengenfamilie Mengenfolge (in für auch 1.4.3.4 K). (Ai ). Sind in 1.4.3.2 bzw. in 1.4.3.3 alle Ele- K Teilmengen ein und derselben Ω, so sprechen wir von einer Mengenfamilie bzw. Mengenfolge in Ω. mente von Grundmenge Als Beispiel für ein Mengensystem nennen wir die ge aller Teilmengen einer Menge te Potenzmenge P(A) von Men- A, die sogenann- A. 1.4.4 Denition (disjunkte Vereinigung) Grundlagen Ist 9 (Ai | i ∈ I) eine Familie paarweise fremder Men- gen, so schreiben wir X Ai := i∈I X Ai . [ I und sprechen von der Mengen Ai := Ist Ai := I [ Ai . i∈I disjunkten Vereinigung der I = Nn bzw. I = N, so schreiben wir auch n X Ai = A1 + . . . +An i=1 bzw. ∞ X Ai = A1 +A2 + . . . i=1 1.4.5 Denition (Zerlegung, Partition) (Ai | i ∈ I) paarweise fremder Mengen in I Ai = Ω heiÿt Zerlegung (oder Partition) Eine Familie Ω mit von P Ω. Grundlagen 10 1.4.6 Satz 1.4.6.1 Sei (Bi | i ∈ I) eine Zerlegung von Ω und A ⊂ Ω. Dann gilt X A = (A ∩ Bi ) . I 1.4.6.2 Ist I = Nn oder I =N und (Ai | i ∈ I) eine Familie von Mengen, so gilt [ Ai = A1 + i∈I X Ai − i−1 [ Aj . j=1 i∈I i6=1 1.5 Die erweiterten reellen Zahlen Erweitert man die Menge R der reellen Zahlen durch Adjunktion (=Hinzufügen) der Elemente +∞ und −∞ R := R∪{+∞}∪{−∞} der erweitert reR üblichen Rechenregeln ergänzen.Man setzt für a ∈ R: zur Menge ellen Zahlen, so sind die in zu (1.5.1) a + (±∞) = (±∞) + a = (±∞) + (±∞) = ±∞ . Hingegen bleiben die Operationen (1.5.2) (±∞) − (±∞) Grundlagen 11 a ∈ R: ±∞ 0 a · (±∞) = (±∞) · a = ∓∞ unerklärt. Weiter setzt man für (1.5.3) für für für a>0 a=0 a<0 (1.5.4) (±∞)·(±∞) = +∞ , (±∞)·(∓∞) = −∞ , a 1 = 0, ±∞ 0 Eigenschaften: Die oben denierte Addition und Multiplikation ist kommutativ und assoziativ, freilich bleiben gewisse Operationen (siehe (1.5.2))unerklärt. R ist daher kein Kör- per. ±∞ oene Umgebung gemäÿ (c < (−∞ ≤ x < c) und übernimmt man Deniert man für x ≤ +∞) bzw. die übliche Denition der Umgebung für die übrigen Punkte, so ist die Menge der erweitert reellen Zahlen kompakt. Grundlagen 12 1.6 Konvergenz von Reihen i∈ P i∈N ai mit Gliedern ai ∈ Nn , wird als bekannt vorausgesetzt. Ist für n ∈ Der Begri der Reihe sn := n X R, N ai i=1 die nte Teilsumme, so sagt man, die Reihe giert in der R (bzw. in R) zum Reihenwert Grenzwert der Teilsummenfolge (bzw. in R) konver- a, (sn ) wenn in R existiert und a = lim sn n→∞ gilt. Wir werden uns was den denitorischen Aufbau betrit auch in Abschnitt 12 Erwartungswerte auf die Konvergenz in R beschränken. Alle Rei- hen werden im folgenden auch ohne explizite Erwähnung als Reihen mit ausschlieÿlich reellen Gliedern vorausgesetzt. Nun lässt sich ein Reihenwert nur dann sinnvoll denieren, wenn dieser für jede Summationsreihenfolge Grundlagen 13 stets derselbe ist. Ist I eine Indexmenge und b:N→I eine Bijektion, so wird man vernünftigerweise fordern, dass X ab(i) für jede beliebige Bijektion Reihenwert in b:I→N gegen denselben R konvergiert. Damit wird die Menge N mit ihrer natürlichen Ordnung entbehrlich. 1.6.1 Denition Sei I eine abzählbare Indexmenge. Konvergiert X (1.6.1.1) ab(i) , mit ab(i) ∈ R (i ∈ N) , i∈N in R für jede beliebige Bijektion P i∈I R. zum sel- so konvergiert die Reihe unbe- Für den Reihenwert schreiben wir auch ben Reihenwert dingt in b:N→I a, ai . Als Beispiel: Eine Reihe mit lauter nichtnegati- ven Gliedern konvergiert unbedingt, allerdings in R. 1.6.2 Denition Grundlagen 14 Eine Reihe P ai absolut in R, wenn i∈N ai ∈ R , iP ∈ N, konvergiert die Reihe i∈N |ai | in R kon- mit vergiert. Bekanntlich gilt der 1.6.3 Satz Konvergiert die Reihe vergiert sie P ai R. i∈N unbedingt in absolut in R, so kon- Weiter gilt der 1.6.4 Satz (Umordnungssatz für absolut konvergente Reihen) (Ik | k ∈ K) eine Zerlegung der P abzählbaren Indexmenge I . Konvergiert die Reihe Pi∈I ai absolut in R, so konvergiert jede der Reihen a (k ∈ K), sowie P Ik i P auch die Reihe unbedingt in R, k∈K i∈Ik ai wobei die letztere für jede Zerlegung von I densel- Sei ben Reihenwert hat. 1.6.5 Bemerkungen 1.6.5.1 Setzt man für Ik insbesondere die Einpunktmengen von I , so geht (1.6.4) in (1.6.3) über. 1.6.5.2 P i∈N ai einer Reihe mit nichtnegativen Gliedern in R, so ist sie Existiert der Wert Grundlagen 15 absolut konvergent, so dass Satz 1.6.4 gilt. Wir sprechen in diesem Fall auch vom Um- ordnungssatz von Reihen mit nichtnegativen Gliedern. Die folgenden Sachverhalte sind unmittelbar einsichtig. 1.6.6 Satz Sind P i∈I ai und 1.6.6.1 P i∈I bi Reihen und α, β ∈ R. P P i∈I ai und i∈I bi absolut konvergent, so auch die Reihe Sind die Reihen P i∈I (αai α X i∈I 1.6.6.2 + βbi ), ai + β und es gilt X bi = i∈I X (αai + βbi ) . i∈I P P bi ai ≤ X i∈I ai und solut konvergent, so gilt Sind die Reihen ai ≤ b i (i ∈ I) =⇒ X i∈I i∈I i∈I ab- bi . Grundlagen 1.6.6.3 Ist 16 P i∈I ai absolut konvergent, so gilt X X ai ≤ |ai | . i∈I i∈I 1.7 Binomialkoezient n Der Binomialkoezient k n, k ∈ N0 deniert durch ( n := k (sprich: n! , k!(n−k)! falls 0 falls n! (sprich: nFakultät) 3 · · · · · n, 0! = 1. , n über k) ist für k≤n k > n. ist festgelegt durch n! := 1 · 2 ·