Mathematik für Informatiker I Prof. Dr. Martin Henk, Dr. Michael Höding, Janine Bastian, Matthias Henze, Eva Linke WS 2006/2007 1 Inhaltsverzeichnis -1 Spielregeln 3 0 Schulsto 4 1 Aussagen und Mengen 1.1 Aussagen 1.2 Mengen 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2 Relationen und Abbildungen 13 3 Elementares Zählen und komplexe Zahlen 17 3.1 Elementares Zählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.2 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Index 26 2 -1 Spielregeln • Anmelden in Übungsgruppen unter http://lammbock1.math.uni-magdeburg.de/henk/ (ab 10.10.2006, 18:00 freigeschaltet). • Übungsbeginn: Montag, den 09.10.2006. • Der zu bearbeitende wöchentliche Übungszettel bendet sich jeweils Montags ab 12:00 unter http://www.math.uni-magdeburg.de/~henk/lectures/math4inf_I/material.html. • Die bearbeiteten Aufgaben eines Übungszettel können bis Montags 12:00 unter http://lammbock1.math.uni-magdeburg.de/henk/aufgaben/. (under construction!) angekreuzt werden. • Angekreuzte Aufgaben müssen nach Auorderung durch den/die Übungsleiter/in an der Tafel vorgerechnet werden. • Am Ende der Vorlesungszeit ndet eine Klausur zum Erwerb der Leistungspunkte statt. Zulassungsvoraussetzungen zu der Klausur sind: • mindestens 50% angekreuzte Übungsaufgaben, erfolgreiche und aktive Mitarbeit in den Übungen. Informationen zu der Vorlesung, Folien der Vorlesung, Übungszettel etc. nden sich unter http://www.math.uni-magdeburg.de/~henk/lectures/math4inf_I 3 0 Schulsto Bemerkung 0.1. i) x≤y ii) x ≤ y, iii) x≤y iv) x ≤ y, v) und y ≤ z, dann und Notation 0.2 der Betrag von ii) iii) |x| ≥ 0 dann gilt: x ≤ z. x · z ≤ y · z. −x ≥ −y . 1 dann y ≥ . (Betrag) 1 x > 0. x heiÿt ( x, |x| = −x, Für eine reelle Zahl falls falls x ≥ 0, x ≤ 0. x. Bemerkung 0.3. i) dann x, y, z x ± z ≤ y ± z. z ≥ 0, dann 0 < x ≤ y, Für reelle Zahlen Für reelle Zahlen mit Gleichheit nur für x, y gilt: x = 0. |x · y| = |x| · |y|. |x + y| ≤ |x| + |y| (Dreiecksungleichung). ! sin α α cos α Abbildung 1: Sinus, Cosinus am Einheitskreis Bemerkung 0.4. i) ii) sin(α + 2π) = sin α, cos(α + 2π) = cos α, sin(−α) = − sin α, cos(−α) = cos α, 1 iii) sin2 α + cos2 α = 1, iv) sin(α + β) = sin α cos β + cos α sin β (Phytagoras) und cos(α + β) = cos α cos β − sin α sin β . 1 Pythagoras von Samos, 582507 4 (Additionstheoreme) Notation 0.5. Zur Abkürzung längerer Summen oder Produkte schreibt man n X i=1 n Y ai = a1 + a2 + . . . + an , ai = a1 · a2 · . . . · an . i=1 Bemerkung 0.6. ai j Seien Zahlen für 1 ≤ i ≤ n , 1 ≤ j ≤ m. n X m X ai j = i=1 j=1 Notation 0.7. i) Sei a eine reelle Zahl, und n m X n X Dann ist ai j . j=1 i=1 eine nicht-negative ganze Zahl. an = a · a · . . . · a (n-mal), ii) a0 = 1, iii) a−n = 1 an , Notation 0.8. a 6= 0. Sei a n eine positive ganze Zahl. Dann gibt es genau√eine √ n x mit xn = a; x√wird mit a bezeichnet. Für n = 2 schreibt man auch nur a. √ a < 0 so ist auch n a = − n −a deniert. eine nicht-negative reelle Zahl und nicht-negative reelle Zahl Ist n ungerade und Notation 0.9. a und positive ganze √ √ m n am = n a , 1 = m , a 6= 0. an Für eine nicht-negative reelle Zahl m Zahlen m, n deniert man an = m a− n Bemerkung 0.10. i) ii) iii) iv) v) Für reelle Zahlen x, y und rationale Zahlen gilt xp · xq = xp+q , xp xq = xp−q , x 6= 0, xp · y p = (x · y)p , p xp x , y 6= 0, = p y y (xp )q = xp·q . Diese Regeln gelten auch für beliebige reelle Exponenten Notation 0.11 (Logarithmus) heiÿt Logarithmus von a . Seien zur Basis b a, b p, q . positive reelle Zahlen, und wird Ist die Basis gegeben durch die Eulersche b 6= 1. logb a bezeichnet. e = 2, 71828182..., 2 Zahl ln a = loge a natürlicher Logarithmus. Bemerkung 0.12. i) p, q blogb a = a, logb b = 1, logb 1 = 0, 2 Leonhard Euler, 1707 1783 5 Die eindeutige Zahl dann heiÿt x mit bx = a ii) logb (a · c) = logb a + logb c, logb logc a = iv) logb (an ) = n · logb a, vi) = logb a − logb c. logb a logb c , iii) v) a c logb a · loga b = 1, alogb c = clogb a . 6 1 Aussagen und Mengen 1.1 Aussagen Vereinbarung 1.1 (Aussagen3 ). es sei wahr (w) oder falsch (f ). Eine Aussage ist ein sprachliches Gebilde, von dem es sinnvoll ist zu sagen, Eine Aussage also ist ein Satz, der entweder wahr oder falsch ist, aber nie beides zugleich. w und f • 12 ist durch 6 teilbar ist eine wahre Aussage. • Jede gerade Zahl heiÿen Wahrheitswerte der Aussage ≥ 4 A. ist Summer zweier Primzahlen ist eine Aussage. Wahrheitswert unbekannt 4 (Goldbachsche Vermutung ). • Dieser Satz ist falsch ist keine Aussage. • Aus gegebenen Aussagen gewinnt man durch Verknüpfungen (Junktionen) neue Aussagen, sogenannte Aussageformen. Denition 1.2 . (Negation, Konjunktion, Disjunktion) Aussageform Negation von A A und B A und B Konjunktion von Disjunktion von • A und B Aussagen. Symbol Sprechweise A A∧B A∨B nicht A A A B oder B . und Die Wahrheitswerte einer Aussageform werden in Wahrheitstafeln angegeben: A f w A w f • Seien A w w f f A∧B w f f f B w f w f A w w f f B w f w f A∨B w w w f Weitere Aussageverbindungen, die insbesondere in der Mathematik verwendet werden, sind Implikationen. Denition 1.3 (Implikation) . Seien A B und Aussagen. Die Aussage wenn A⇒B Implikation (oder logische Folgerung) genannt und mit durch A w w f f Weitere Sprechweisen: aus für A folgt B , A B w f w f impliziert A gilt, dann gilt B wird bezeichnet. Ihre Wahrheitswerte sind gegeben A⇒B w . f w w B , A ist hinreichend für B , oder B ist notwendig A . Denition 1.4 . (Äquivalenz) Seien A und B Aussagen. Die Aussageform (A ⇒ B) ∧ (B ⇒ A) heiÿt Äquivalenz und wird mit A⇔B bezeichnet. Sprechweisen: A ist gleichwertig mit wenn B gilt , A ist äquivalent zu B B , A gilt genau dann, wenn B gilt , A gilt dann und nur dann, oder A ist notwendig und hinreichend für 3 Aristoteles, 384 322 4 Christian Goldbach, 1690 1764 7 B . • A w w f f Bemerkung 1.5. Für Aussagen A und B B w f w f A⇔B w f f w gilt, d.h. die folgenden Aussagen sind wahr: (A ∧ B) ⇔ (A ∨ B), i) ii) (A ⇒ B) ⇔ (B ⇒ A) ⇔ A ∧ B, iii) Bemerkung 1.6. Für Aussagen A, B und C iv) (A ∨ B) ⇔ (A ∧ B), (A ⇔ B) ⇔ (A ⇔ B). gilt: i) ((A ⇒ B) ∧ (B ⇒ C)) ⇒ (A ⇒ C), ii) ((A ⇔ B) ∧ (B ⇔ C)) ⇒ (A ⇔ C). Logische Schlüsse sind Aussageformen, die ausgehend von wahren Aussagen (Voraussetzungen) wieder wahre Aussagen liefern. Sie sind die Grundlage für alle mathematischen Beweise. Die gebräuchlichsten Beweismethoden in der Mathematik sind: 1. Direkter Beweis einer Implikation (Konklusion) B A ⇒ B: Aus der Voraussetzung (Prämisse) abgeleitet, indem gezeigt wird, dass die Implikation 2. Indirekter Beweis oder Widerspruchsbeweis einer Implikation kann man auch die Implikation B⇒A A⇒B A ⇒ B: A wird die Behauptung wahr ist. Anstatt der Implikation nachweisen, oder zeigen, dass die Konjunktion A∧B A⇒B falsch ist, d.h. zu einem Widerspruch führt (vgl. Bemerkung 1.5 iii)). 3. Beweis einer Äquivalenz 1.2 A ⇔ B: Man beweist die Aussageformen A⇒B und B ⇒ A. Mengen Vereinbarung 1.7 (Mengen5 ). Eine Menge ist eine Zusammenfassung von verschiedenen Objekten zu einer Gesamtheit. Die Objekte in einer Menge heiÿen Elemente der Menge. Weiterhin fordern wir, dass für jedes nur vorstellbare Objekt eindeutig entschieden werden kann, ob es ein Element der Menge ist oder nicht. Notation 1.8. mit x∈ / M, Notation 1.9 • Die Aussage x ist ein Element der Menge d.h. x ist kein Element der Menge (Beschreibung von Mengen) wird mit x∈M . Aufzählung der Elemente, z.B., M = {1, 2, 3, 4, 5}, • N = {1, 2, 3, 4, 5, . . . } M = {◦, , ?}. ist die Menge der natürlichen Zahlen • Z = {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . . } • M M. ist die Menge der ganzen Zahlen Beschreibung von Eigenschaften, z.B., M = {alle geraden positiven natürlichen = {n ∈ N : n ist Vielfaches von 2} = {2 n : n ∈ N} 5 Georg Cantor, 18451918 8 Zahlen} bezeichnet, die Negation • Q = { pq : p ∈ Z, q ∈ N} • R bezeichnet die Menge der reellen Zahlen • ∅ = {} • ist die Menge der rationalen Zahlen bezeichnet die leere Menge 6 Russellsche Antinomie . Sei M die Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten, d.h., M = {X : X ∈ / X}. Ist M ∈ M? Ist M ∈ M, dann muss Ist M∈ / M, dann gilt nach Denition von M die Bedingung Im Sinne unserer Vereinbarung ist Denition 1.10 A(x) M M∈ /M erfüllen! M M ∈ M! aber keine Menge! . (Allquantor und Existenzquantor) Sei M eine nichtleere Menge und für jedes x∈M sei eine Aussage. i) Die Aussage für alle x∈M ii) Die Aussage es gibt ein gilt A(x) x ∈ M, wird mit für das A(x) ∀x ∈ M : A(x) bezeichnet; gilt ∃x ∈ M : A(x) wird mit ∀ heiÿt Allquantor. bezeichnet; ∃ heiÿt Existenzquantor. Bemerkung 1.11. Seien A(x), x ∈ M , Aussagen. Es gilt: ∀x : A(x) ⇔ ∃ x : A(x) Erklärung 1.12 seien . (Vollständige Induktion) A(n), n ∈ M , Sei ∃ x : A(x) ⇔ ∀x : A(x). und M = {k, k + 1, k + 2, . . . }, wobei k eine ganze Zahl ist, und ∀n ∈ M : A(n) verwendet man häug das Prinzip Aussagen. Zum Beweis der Aussage der vollständigen Induktion: i) Induktionsanfang: Man zeigt, dass die Aussage für ii) Induktionsschritt: Man zeigt die Implikation n=k Satz 1.13 n, dass aus A(n) die Aussage . (Geometrische Reihe) Sei A(n + 1) x ∈ R, x 6= 1, n X i=0 Beweis. Für n∈N sei A(n) A(k). A(n) ⇒ A(n + 1). In Worten: Wir zeigen zunächst, dass für die kleinste Zahl in wir für jedes gilt, also xi = M die Aussage gilt, d.h., und sei n ∈ N. 1 X A(1) Dann beweisen Dann gilt 1 − xn+1 . 1−x (1.1) die Aussage (1.1). i) (Induktionsanfang) Wir zeigen, dass A(k). folgt. wahr ist, denn xi = x0 + x1 = 1 + x = (1 + x) i=0 6 Bertrand Russell, 18721970 9 1−x 1 − x2 = . 1−x 1−x ii) (Induktionsschritt) Wir folgern n+1 X A(n + 1) aus n X i x = A(n): ! + xn+1 = i x A(n) i=0 i=0 n+1 = 1−x 1 − xn+1 + xn+1 1−x 1 − xn+2 +x (1 − x) = . 1−x 1−x n+1 n ∈ N sei A(n) die Aussage, dass in jeder Gruppe von n Studenten, in der einer Mathematik Beispiel 1.14. Für studiert, alle Mathematik studieren. • Induktionsanfang: • Induktionsschritt: Sei A(1) ist sicherlich wahr. M s1 , . . . , sn Also gilt eine Gruppe von A(n) ein Mathematikstudent. s2 , . . . , sn+1 und n+1 s1 , . . . , sn+1 bezeichnen. Sei s2 und {s2 , . . . , sn+1 } zeigt, dass gilt A(n + 1). Studenten, die wir mit angewendet auf die Gruppe {s1 , . . . , sn } Mathematik studieren; also alle und somit A(n)? Denition 1.15 i) Eine Menge . (Teilmenge) B heiÿt Teilmenge A ist, d.h., einer Menge A (Schreibweise: B ⊆ A), B wenn jedes Element von auch Element von B ⊆ A ⇔ ∀b ∈ B : b ∈ A. ii) Zwei Mengen A und B heiÿen gleich (Schreibweise: nicht gleich, so schreibt man iii) Eine Menge B Bemerkung 1.16. Denition 1.17 B = A), falls B⊆A und A ⊆ B. Sind A und B A 6= B . A heiÿt echte Teilmenge einer Menge (Schreibweise: B ⊂ A), wenn B⊆A und B 6= A. Die leere Menge ist Teilmenge einer jeden Menge. . (Durchschnitt, Vereinigung, Dierenz) Seien A, B Mengen. i) A ∩ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ B} heiÿt Durchschnitt von A und B. Ist A ∩ B = ∅, so heiÿen A und B disjunkt. ii) A ∪ B = {x : x ∈ A ∨ x ∈ B} heiÿt Vereinigung von A und B. iii) A \ B = {x : x ∈ A ∧ x ∈ / B} heiÿt Dierenz von iv) Ist A und B ⊆ U , so heiÿt die B bezeichnet. B. Dierenz U \B auch Komplementärmenge von B in der Grundmenge U und wird mit Satz 1.18 (Verknüpfungsregeln für Mengen) . Seien A, B 10 Teilmengen einer Grundmenge U, also A, B ⊆ U . i) Kommutativität: A ∩ B = B ∩ A, A ∪ B = B ∪ A. ii) Assoziativität: (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C), (A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C). iii) Distributivität: A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C), A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C). iv) Idempotenz: A ∩ A = A, A ∪ A = A. v) Absorption: (A ∪ B) ∩ A = A, vi) Neutralität von ∅ und (A ∩ B) ∪ A = A. U: A ∩ ∅ = ∅, A ∪ ∅ = A, A ∪ U = U, A ∩ U = A. vii) Komplementregeln: A ∩ A = ∅, A ∪ A = U, A = A. 7 viii) De Morgan'sche Regeln : A ∪ B = A ∩ B, Denition 1.19 8 . (Boolesche Algebra ) A ∩ B = A ∪ B. Eine Menge, in der drei Operationen, z.B. (∩, ∪, −) oder (∧, ∨, −), deniert sind, die den Eigenschaften i)-vii) aus Satz 1.18 genügen, wird als Boolesche Algebra bezeichnet. Denition 1.20 9 . (Kartesisches Produkt ) i) Das kartesische Produkt X ×Y (Sprechweise: X Y) kreuz zweier Mengen X,Y ist deniert als X × Y = {(x, y) : x ∈ X, y ∈ Y }. (x, y) ∈ X × Y heiÿt geordnetes Paar. ii) Allgemein ist das kartesische Produkt X1 × X2 × · · · × Xn von n-Mengen X1 , . . . , Xn deniert als X1 × X2 × · · · × Xn = {(x1 , x2 , . . . , xn ) : xi ∈ Xi , 1 ≤ i ≤ n}. (x1 , x2 , . . . , xn ) ∈ X1 × X2 × · · · × Xn Für das kartesische Produk Bemerkung 1.21. Für heiÿt geordnetes X × X × · · · × X (n-mal) n-Tupel. schreibt man auch (x1 , . . . , xn ), (x01 , . . . , x0n ) ∈ X1 × · · · × Xn X n. gilt (x1 , . . . , xn ) = (x01 , . . . , x0n ) ⇔ xi = x0i , 1 ≤ i ≤ n. Denition 1.22 . (Mächtigkeit endlicher Mengen) mente enthält. Die Anzahl der Elemente von A Eine Menge A heiÿt endlich, wenn sie endlich viele Ele- heiÿt Mächtigkeit von 7 Augustus De Morgan, 18061871 8 George Boole, 18151864 9 René Descartes, 15961650 11 A und wird mit |A| bezeichnet. Bemerkung 1.23. i) ii) Seien A, B endliche Mengen. Dann gilt |A ∪ B| = |A| + |B| − |A ∩ B|, |A × B| = |A| · |B| Denition 1.24 . (Potenzmenge) heiÿt Potenzmenge von Lemma 1.25. Sei A Sei A Menge. Die Menge A. eine endliche Menge. Dann gilt |P (A)| = 2|A| . 12 P (A) = {X : X ⊆ A} aller Teilmengen von A 2 Relationen und Abbildungen Denition 2.1 (Relationen) i) Eine binäre Relation R . zwischen den beiden Mengen A1 und A2 ist eine Teilmenge von A1 × A2 , also R ⊆ A1 × A2 . (x, y) ∈ R Für Im Falle ii) Eine sagt man, A1 = A2 = A n-stellige x y und R heiÿt stehen in Relation Relation auf Relation auf den R und schreibt dafür auch xRy . A. n-Mengen A1 , . . . , An ist eine Teilmenge von A1 × A2 × · · · × An . Denition 2.2 (Verkettung (Komposition) von Relationen). Sei R eine Relation zwischen den beiden MenA1 , A2 , und sei S eine Relation zwischen den Mengen A2 und A3 . Unter der Verkettung (Komposition) S ◦ R von S nach R versteht man die Relation zwischen A1 und A3 gegeben durch gen S ◦ R = {(x, z) ∈ A1 × A3 : ∃ y ∈ A2 Denition 2.3 . (Inverse Relation) Sei R ⊆ A1 × A2 mit (x, y) ∈ R und (y, z) ∈ S} eine binäre Relation. Dann heiÿt R−1 = {(y, x) ∈ A2 × A1 : (x, y) ∈ R} die zu R inverse Relation. Bemerkung 2.4. Seien A1 , A 2 , A 3 Mengen und R = (R−1 )−1 Denition 2.5 R i) Sei ii) . (Äquivalenzrelation) A. eine Relation auf der Menge x∈A a) R heiÿt reexiv, falls für alle R heiÿt symmetrisch, falls für alle c) R heiÿt transitiv, falls für alle Eine binäre Relation R auf A, In diesem Fall sagt man für Denition 2.6 Dann gilt (S ◦ R)−1 = R−1 ◦ S −1 . und b) A. R ⊆ A1 × A2 , S ⊆ A2 × A3 . . (Äquivalenzklasse) gilt: (x, x) ∈ R, (x, y) ∈ R gilt: (x, y), (y, z) ∈ R (y, x) ∈ R, gilt: (x, z) ∈ R. die reexiv, symmetrisch und transitiv ist, heiÿt Äquivalenzrelation auf (x, y) ∈ R Sei R auch x ist äquivalent zu y . eine Äquivalenzrelation auf A. Für x∈A heiÿt [x]R = {y ∈ A : (x, y) ∈ R} die Äquivalenzklasse von Satz 2.7. i) A= Sei S R In Worten: bzgl. R. eine Äquivalenzrelation auf A. Dann gilt: x∈A [x]R , x, y ∈ A ii) Für x A gilt entweder [x]R = [y]R oder [x]R ∩ [y]R = ∅. ist die Vereinigung seiner Äquivalenzklassen, und zwei verschiedene Äquivalenzklassen sind disjunkt. Satz 2.8. für i 6= j . Sei A eine nicht-leere Menge. Seien Sei die Relation R⊆A×A R = {(x, y) : x Dann ist R A1 , . . . , An ⊆ A, Ai 6= ∅, mit A= Sn gegeben durch und eine Äquivalenzrelation auf A y liegen in der derselben Teilmenge mit den Äquivalenzklassen 13 Ai . Ai }. i=1 Ai und Ai ∩ Aj = ∅ Beispiel 2.9 (Restklassen). Sei m∈N und sei Rm die Relation auf Rm = {(x, y) ∈ Z × Z : x − y • Dann ist Rm eine Äquivalenzrelation, und Äquivalenzklassen • [k]Rm Z ist [0]Rm , [1]Rm , . . . , [m − 1]Rm . i) ii) R (Totale, partielle, Ordnung(srelation)) Eine Relation R A, auf iii) Ein Ordnung(srelation) x, y ∈ A teilbar}. die disjunkte Vereinigung der paarweise verschiedenen m den [k]m . besteht aus allen Zahlen, die bei Division durch heiÿt antisymmetrisch, falls für alle gegeben durch m ist durch auch Restklasse, und man bezeichnet sie einfach mit Denition 2.10 Z . Sei R k lassen. Daher nennt man und (y, x) ∈ R gilt: [k]Rm A. eine Relation auf der Menge (x, y) ∈ R mit Rest x = y. die reexiv, antisymmetrisch und transitiv ist, heiÿt Ordnung(srelation) auf R auf A mit der Eigenschaft totale Ordnung. Andernfalls heiÿt R (x, y) ∈ R oder (y, x) ∈ R für alle x, y ∈ A A. heiÿt eine partielle Ordnung. Beispiel 2.11. • ≤ ist eine totale Ordnung auf • ⊆ ist eine partielle Ordnung auf einer Menge von Mengen. Denition 2.12 Y R. . (Abbildung(Funktion)) x∈X ist eine Vorschrift, die jedem Eine Abbildung (Funktion) genau ein Element f :X→Y Man sagt: x wird auf Die Menge X f (x) mit . (Graph) f von einer Menge X abgebildet, bzw. f (x) ist das Bild oder der Funktionswert von Sei f :X→Y x 7→ f (x) mit in eine Menge zuordnet. Man schreibt dafür: x 7→ f (x). heiÿt Denitionsbereich und die Menge Denition 2.13 f (x) ∈ Y Y x. f. heiÿt Wertebereich der Abbildung eine Abbildung. Die Relation Γf = {(x, f (x)) : x ∈ X} ⊆ X × Y heiÿt der Graph der Abbildung. Denition 2.14 . (Bildmenge, Urbildmenge) Sei f : X → Y mit x 7→ f (x) eine Abbildung. Für A ⊆ X schreibt man auch einfach f −1 (y). heiÿt f (A) = {f (x) : x ∈ A} Bildmenge von A, und für B⊆Y heiÿt f −1 (B) = {x ∈ X : f (x) ∈ B} Urbildmenge von B. Beispiel 2.15. Sei • Für einelementige Mengen f :R→R mit x 7→ x2 , d.h., B, also B = {y}, y ∈ Y , f (x) = x2 . Denitions- und Wertebereich sind die reellen Zahlen. • f (R) = R≥0 = {x ∈ R : x ≥ 0}, • f ({0, −1, 1}) = {0, 1} und Γf = {(x, x2 ) : x ∈ R}. also die nicht-negativen reellen Zahlen. √ f −1 ({2, 4}) = {± 2, ±2}. • f −1 ({−1}) = f −1 (−1) = ∅. 14 8 6 4 2 –3 –2 –1 1 2 3 x Abbildung 2: Der Graph Denition 2.16 i) f (Injektiv, surjektiv, bijektiv) . Sei f :X→Y Γf eine Abbildung. heiÿt injektiv, wenn ∀x1 , x2 ∈ X : x1 6= x2 ⇒ f (x1 ) 6= f (x2 ), d.h., verschiedene Elemente aus ii) f X werden auf verschiedene Elemente in Y abgebildet. heiÿt surjektiv, wenn f (X) = Y, d.h., jedes Element aus iii) f Y ist das Bild eines Elementes aus X. heiÿt bijektiv, oder eins-zu-eins Abbildung bzw. eineindeutige Abbildung, wenn f injektiv und surjektiv ist. Beispiel 2.17. • Sei f : R → R mit f (x) = x2 . f • Sei f : R → R≥0 • Sei f : R≥0 → R≥0 Denition 2.18 mit f (x) = x2 . mit Dann ist f (x) = x2 . f f (1) = f (−1), noch surjektiv, da f (R) = R≥0 6= R. surjektiv, aber immer noch nicht injektiv. Dann ist f bijektiv. . 0 f (X) ⊆ X . Die Verkettung (Komposition) x 7→ (g ◦ f )(x) = g(f (x)). • g : X0 → Y 0 0 g nach f ist die Abbildung g ◦f : X → Y (Verkettung (Komposition) von Abbildungen) Abbildungen mit mit ist weder injektiv, da von Seien f : X → Y Die Verkettung von Abbildungen entspricht der Verkettung von Relationen: Lemma 2.19. Seien f :X→Y und g:Y →Z f und g injektiv, dann auch ii) Sind f und g surjektiv, dann auch iii) Sind f und g bijektiv, dann auch Seien Γg◦f = Γg ◦ Γf . Abbildungen. g ◦ f : X → Z. i) Sind Lemma 2.20. und g ◦ f : X → Z. g ◦ f : X → Z. 0 f :X →Y, g :Y →Z und h : Z0 → W Abbildungen mit f (X) ⊆ Y 0 und g(Y 0 ) ⊆ Z 0 . Dann gilt (h ◦ g) ◦ f = h ◦ (g ◦ f ), d.h. die Komposition von Abbildungen ist assoziativ. Denition 2.21 . (Identische Abbildung) identische Abbildung auf Sei X Menge. Die Abbildung X. 15 idX : X → X mit x 7→ x heiÿt Denition 2.22 . Sei f : X → Y bijektiv. Die Abbildung g : Y → X , die jedem y ∈ Y y = f (x) zuordnet, heiÿt inverse Abbildung, und man schreibt für g auch (Inverse Abbildung) das eindeutig bestimmte x∈X mit f −1 . • Die inverse Abbildung entspricht der inversen Relation: Lemma 2.23. Sei f :X→Y bijektiv. Dann gilt: i) f −1 ◦ f = idX , ii) f ◦ f :Y →Z ◦ g −1 . Sei g −1 f Γf −1 = Γ−1 f . −1 = idY , d.h. d.h. (f −1 ◦ f )(x) = x, (f ◦ f −1 )(y) = y, für alle x ∈ X, für alle y ∈ Y. eine weitere bijektive Abbildung. Für die Umkehrfunktion von Denition 2.24 (Gleichmächtigkeit von Mengen). Zwei Mengen Kardinalität wenn es eine bijektive Abbildung von schreibt dann auch A nach B g◦f : X → Z gilt: (g ◦ f )−1 = A, B heiÿen gleichmächtig oder von gleicher B nach A) gibt. Man (und somit auch von |A| = |B|. Beispiel 2.25. • Zwei endliche Mengen • N und N0 = N ∪ {0} • N und Z • |A| = |B| sind stets gleichmächtig. sind gleichmächtig. Man kann auch zeigen, dass M mit sind gleichmächtig. Denition 2.26 i) A, B R und {x ∈ R : 0 < x < 1} . (Abzählbarkeit, Überabzählbarkeit) Sei M gleichmächtig sind. eine unendliche Menge. heiÿt abzählbar unendlich oder kurz abzählbar wenn es eine bijektive Abbildung von d.h. ii) Ist M M ist von gleicher Mächtigkeit wie nicht abzählbar unendlich, dann heiÿt M überabzählbar unendlich oder kurz überabzählbar. Satz 2.27. i) Q ist abzählbar. ii) R ist überabzählbar. N nach M N. iii) Die Vereinigung von abzählbar vielen abzählbaren Mengen ist abzählbar. 16 gibt, 3 Elementares Zählen und komplexe Zahlen 3.1 Elementares Zählen Denition 3.1 . (Permutationen) n∈N Für sei Sn = {σ : {1, . . . , n} → {1, . . . , n} : σ die Menge aller bijektiven Abbildungen von Denition 3.2 . (Fakultät) Für n∈N {1, . . . , n} bijektiv auf sich selbst. } σ ∈ Sn heiÿt Permutation. heiÿt n! = n Y = 1 · 2 · 3 · . . . · (n − 1) · n i=1 Fakultät (sprich: Lemma 3.3. n-Fakultät). n∈N Für Bemerkung 3.4 ist Man vereinbart zudem |Sn | = n!. 10 -Formel). (Stirling n! ≈ d.h. für groÿe n Bemerkung 3.5. Satz 3.6 0! = 1. entspricht n! √ 2π n n n e , etwa dem Ausdruck auf der rechten Seite. g : N0 → N mit g(n) = n! lässt ( 1, n = 0, g(n) = n · g(n − 1), n ≥ 1. Die Fakultätsfunktion sich auch rekursiv denieren: 11 ). Es sei z0 ∈ Z, Z≥z0 = {z ∈ Z : z ≥ z0 } und M eine beliebige, nicht leere f : Z≥z0 × M → M eine Abbildung und m ∈ M . Dann liefert die folgende rekursive eindeutige Abbildung g : Z≥z0 → M . ( m, n = z0 , g(n) = f (n, g(n − 1)), n ≥ z0 + 1. (Rekursionssatz Menge. Weiter sei Vorschrift eine Beispiel 3.7. • Sei z0 = 0 und f : Z≥0 × N0 → N0 mit f (n, m) = n + m. ( 0, n = 0, g(n) = f (n, g(n − 1)), n ≥ 1, = n X i= i=0 • 12 -Zahlen: Sei (Verallgemeinerung) Fibonacci (n + 1) n . 2 F : N0 → N0 mit n = 0, 0, F (n) = 1, n = 1, F (n − 1) + F (n − 2), n ≥ 2. 10 James Stirling, 16921770 11 Richard Dedekind, 18311916 12 Leonardo Pisano, 1170(80)-1250 17 Dann ist Bemerkung 3.8. Zahl F (n) gilt √ • Sei a =√(1 + 5)/2 (goldener F (n) = (1/ 5)(an − bn ). • Think recursively! • Türme von Hanoi, siehe Denition 3.9 n k b = (1 − √ 5)/2. Für die n-te Fibonacci- http: // en. wikipedia. org/ wiki/ Tower_ of_ Hanoi =0 falls . n ∈ N0 und k ∈ {0, . . . , n} heiÿt n n! = k!(n − k)! k k < 0 oder k > n. nk liest man n über (Binomialkoezient) Zudem vereinbart man Schnitt) und Für k. Satz 3.10. i) n k = n−1 k ii) n k = n n−k . Satz 3.11. Sei n−1 k−1 für n ≥ 1. k -elementigen Teilmengen einer n-elementigen • 40 = 1, 41 = 4, 42 = 6, 43 = 2, 44 = 1. Die Anzahl der Beispiel 3.12. • + n k . M = {1, 2, 3, 4}. 0-elem. 1-elem. 2-elem. 3-elem. 4-elem. Satz 3.13 ∅ {1}, {2}, {3}, {4} {1, 2}, {1, 3}, {1, 4}, {2, 3}, {2, 4}, {3, 4} {2, 3, 4}, {1, 3, 4}, {1, 2, 4}, {1, 2, 3} {1, 2, 3, 4} Teilmengen: Teilmengen: Teilmengen: Teilmengen: Teilmengen: . (Binomischer Lehrsatz) Für n ∈ N0 x, y ∈ R und (x + y)n = n X n k k=0 Korollar 3.14. n X n k k=0 Denition 3.15 1 Menge beträgt . (Primzahl) Eine natürliche Zahl teilbar ist. Die Menge aller Primzahlen wird mit Satz 3.16 (Primfaktorzerlegung) . gilt: xn−k y k . = 2n . p > 1 heiÿt Primzahl, P bezeichnet. Jede natürliche Zahl gröÿer als 1 wenn sie nur durch sich selbst und lässt sich eindeutig (bis auf die Reihen- folge) als Produkt von Primzahlen schreiben. Satz 3.17 13 ). Es gibt unendlich viele Primzahlen. (Euklid Bemerkung 3.18. 14 sagt aus, dass Der Primzahlsatz |{p ∈ P : p ≤ n}| ≈ Notation 3.19. gibt mit Für Zahlen a, b ∈ Z schreibt man a|b, falls n . ln n a ein Teiler von b = m · a. 13 Euklid, ca. 300 v.Chr. 14 Jacques Hadamard, 1865 1963; Charles de la Vallée Poussin, 18661962 18 b ist, d.h. falls es ein m∈Z Bemerkung 3.20. Für Denition 3.21 (ggT). p∈P und k ∈ {1, . . . , p − 1} ist p kp . gröÿte gemeinsame Teiler von a, b ∈ Z, a 6= 0, heiÿt die gröÿte natürliche a und b. Er wird mit ggT(a, b) bezeichnet. Lemma 3.22. und i) ii) Seien Für a, b ∈ Z Zahl n∈N mit n|a und n|b der m ∈ N. ggT(a, b) = ggT(b, a) = ggT(−a, b) = ggT(a, −b) = ggT(−a, −b). ggT(a, b) = ggT(a ± m · b, b) = ggT(a, b ± m · a). Lemma 3.23 (Division mit Rest). a ∈ Z und b ∈ N. Dann gibt es eindeutige q ∈ Z und r ∈ {0, . . . , b−1} Sei mit a = q · b + r. r a heiÿt der Rest von einfach a mod • bei Division durch b und wird mit Insbesondere gilt bezeichnet (gesprochen a modulo b oder ggT(a, b) = ggT(a mod b, b). Satz 3.24 (Euklidischer Algorithmus). Seien Euklidische Algorithmus, berechnet (rekursiv) a, b ∈ N und sei a ≥ b. Das folgende Verfahren, der sogenannte ggT(a, b). r = a mod b. (1) Berechne (2) Ist a mod b b). r = 0, dann ggT(a, b) = b (3) Rufe das Verfahren auf für Beispiel 3.25. Berechnen von und STOP. a=b und b = r, d.h. berechne ggT(b, a mod b). ggT(29393, 2805). ggT(a, b) ggT(29393, 2805) ggT(2805, 1343) ggT(1343, 119) ggT(119, 34) ggT(34, 17) r = a mod b Aufruf von 1343 119 34 17 0 29393 = 10 · 2805 + 1343 (3.1) 2805 = 2 · 1343 + 119 1343 = 11 · 119 + 34 (3.2) (3.3) 119 = 3 · 34 + 17 (3.4) 34 = 2 · 17 + 0 ggT(29393, 2805) = 17 Lemma 3.26 (Lemma von Bézout 15 ). Seien a, b ∈ Z. Dann gibt es x, y ∈ Z, so dass ggT(a, b) = x · a + y · b. Bemerkung 3.27. Diese Zahlen x, y lassen sich leicht aus dem Euklidischen Algorithmus berechnen, wenn man in jedem Schritt bei der Berechnung von r = a mod b 15 Étienne Bézout; 1730 1783 19 auch die Zahl m∈N mit a = m·b+r abspeichert. Beispiel 3.28 (ggT(29393, 2805) (fortgesetzt)). Aus (3.4) folgt 17 = 119 − 3 · 34. Mit (3.3) erhält man 17 = 119 − 3 · (1343 − 11 · 119) = 34 · 119 − 3 · 1343. Mit (3.2) erhält man 17 = 34 · (2805 − 2 · 1343) − 3 · 1343 = 34 · 2805 − 71 · 1343. Und abschlieÿend mit (3.1) 17 = 34 ∗ 2805 − 71 · (29393 − 10 · 2805) = −71 · 29393 + 744 · 2805. Denition 3.29 . Seien a, b ∈ Z m den gleichen Rest lassen, a kongruent b mod(ulo) m. (Kongruente Zahlen) falls sie bei Division durch a ≡ b mod m, • gesprochen Mit der Notation aus Beispiel 2.9 gilt also: Rm und m ∈ N. a und b heiÿen kongruent modulo m, a mod m = b mod m. Man schreibt dafür d.h. falls a ≡ b mod m genau dann, wenn a, b in der gleichen Restklasse enthalten sind. Satz 3.30. Sei a ≡ b mod m und c ≡ d mod m. Dann gilt a + c ≡ (b + d) mod m, a · c ≡ (b · d) mod m. Notation 3.31. Sei m ∈ N, m ≥ 2. i) Sei Zm = {[0]m , [1]m , . . . , [m − 1]m } m die Menge der Restklassen bei Division durch ii) Auf der Menge Zm wird nun eine Addition ⊕ (siehe Beispiel 2.9). und Multiplikation [a]m ⊕ [b]m = [a + b]m Bemerkung 3.32. Aufgrund von Satz 3.30 sind ⊕ und und wie folgt deniert: [a]m [b]m = [a · b]m wohldeniert, d.h. für gilt [a]m ⊕ [b]m = [c]m ⊕ [d]m Also sind ⊕ und Abbildungen von Zm × Zm Beispiel 3.33 (Verknüpfungstafeln für und nach [a]m [b]m = [c]m [d]m . Zm . m = 4). ⊕ [0]4 [1]4 [2]4 [3]4 [0]4 [0]4 [1]4 [2]4 [3]4 [1]4 [1]4 [2]4 [3]4 [0]4 [2]4 [2]4 [3]4 [0]4 [1]4 [3]4 [3]4 [0]4 [1]4 [2]4 [0]4 [1]4 [2]4 [3]4 [0]4 [0]4 [0]4 [0]4 [0]4 [1]4 [0]4 [1]4 [2]4 [3]4 [2]4 [0]4 [2]4 [0]4 [2]4 [3]4 [0]4 [3]4 [2]4 [1]4 20 [c]m = [a]m , [d]m = [b]m Beispiel 3.34 (Verknüpfungstafeln für m = 5). ⊕ [0]5 [1]5 [2]5 [3]5 [4]5 [0]5 [0]5 [1]5 [2]5 [3]5 [4]5 [1]5 [1]5 [2]5 [3]5 [0]5 [0]5 [2]5 [2]5 [3]5 [0]5 [1]5 [1]5 [3]5 [3]5 [0]5 [1]5 [2]5 [2]5 [4]5 [4]5 [0]5 [1]5 [2]5 [3]5 [0]5 [1]5 [2]5 [3]5 [4]5 [0]5 [0]5 [0]5 [0]5 [0]5 [0]5 [1]5 [0]5 [1]5 [2]5 [3]5 [4]5 [2]5 [0]5 [2]5 [4]5 [1]5 [3]5 [3]5 [0]5 [3]5 [1]5 [4]5 [2]5 [4]5 [0]5 [4]5 [3]5 [2]5 [1]5 Bemerkung 3.35. i) Sowohl bei (Z4 , ⊕) als auch bei (Z5 , ⊕) gilt [a]m ⊕ [0]m = [a]m , und für jedes [a]m ∈ Zm existiert ein [a0 ]m ∈ Zm mit [a]m ⊕ [a0 ]m = [0]m . ii) Für (Z4 , ) und (Z5 , ) gilt analog [a]m [1]m = [a]m , [2]4 gibt es kein Element in Z4 ∈ Zm \ {[0]m } ein [a0 ]m ∈ Zm mit aber für [a]m mit [2]4 · [a0 ]4 = [1]4 . Für m=5 gibt es hingegen für jedes [a]m [a0 ]m = [1]m . Denition 3.36 . (Gruppe) Sei G eine nichtleere Menge, und sei ⊗ : G×G → G mit (x, y) 7→ x ⊗ y eine Abbildung (Verknüpfung). (G, ⊗) heiÿt Gruppe, wenn die folgenden Bedingungen 1.3. erfüllt sind: 1. Für alle x, y, z ∈ G gilt: (x ⊗ y) ⊗ z = x ⊗ (y ⊗ z) 2. Es gibt ein neutrales Element 3. Zu jedem x∈G e ∈ G, (Assoziativgesetz). so dass für alle gibt es ein inverses Element x0 ∈ G, x∈G gilt: so dass e ⊗ x = x ⊗ e = x. x ⊗ x0 = x0 ⊗ x = e. x0 wird auch mit x−1 bezeichnet. • Gilt zusätzlich x⊗y =y⊗x für alle x, y ∈ G, dann heiÿt (G, ⊗) 16 ) Gruppe. kommutative (abelsche Beispiel 3.37. • (Z, +) ist kommutative Gruppe mit neutralem Element Ebenso sind • (Q \ {0}, ·) (Q, +), (R, +) 0, und für ist kommutative Gruppe mit neutralem Element Element. Ebenso ist a∈Z ist −a das inverse Element. kommutative Gruppen. (R \ {0}, ·) kommutative Gruppe. 16 Niels Abel, 18021829 21 1, und für a ∈ Q \ {0} ist 1/a das inverse • (Sn , ◦) ist Gruppe mit neutralem Element Sn Umkehrabbildung gegeben. • (Zm , ⊕) id{1,...,n} , und das inverse Element von ist nicht kommutativ für σ ∈ Sn ist durch die n ≥ 3. ist kommutative Gruppe mit neutralem Element [0]m , und für [a]m ∈ Zm ist [m − a]m das inverse Element. • (Z4 \ {0}, ) ist keine Gruppe, aber Denition 3.38 (Körper) (Addition), bzw. (x, y) 7→ x · y . Sei K (Z5 \ {0}, ) ist kommutative Gruppe. +, · : K × K → K mit (x, y) 7→ x + y (K, +, ·) heiÿt Körper, wenn die folgenden eine nichtleere Mengen, und seien (Multiplikation) Abbildungen. Bedingungen 1.3. erfüllt sind: 1. (K, +) ist kommutative Gruppe. Das neutrale Element von 2. (K \ {0}, ·) wird mit 0 bezeichnet. ist kommutative Gruppe. Das neutrale Element von 3. Für alle (K, +) x, y, z ∈ K gilt: (K \ {0}, ·) wird mit 1 x · y + x · z = x · (y + z) bezeichnet und Einselement genannt. (Distributivgesetz). Beispiel 3.39. • (Q, +, ·), (R, +, ·) • (Z, +, ·) ist kein Körper. Satz 3.40. (Zm , ⊕, ) 3.2 sind Körper. ist genau dann ein Körper, wenn m Primzahl ist. Komplexe Zahlen Denition 3.41 . (Komplexe Zahlen) Die Menge C = {x + y · i : x, y ∈ R} heiÿt Menge der komplexen Zahlen. Dabei ist i∈C deniert durch i2 = i · i = −1 und heiÿt imaginäre Einheit. z = x + y · i ∈ C heiÿt x Realteil von z und wird mit Re(z) Im(z) bezeichnet. 0 0 0 Zwei komplexe Zahlen z = x + y i und z = x + y i sind gleich, 0 und y = y . Für bezeichnet. y heiÿt Imaginärteil von z und wird mit d.h. z = z0, • Es ist • Betrachtet man die imaginäre Einheit als eine Variable mit der Eigenschaft genau dann, wenn x = x0 N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R ⊂ C. i2 = −1, dann ergeben sich Addition und Multiplikation von komplexen Zahlen unmittelbar aus den entsprechenden Operationen für reelle Zahlen. Seien z = x + y i, z 0 = x0 + y 0 i ∈ C: z + z 0 = (x + y i) + (x0 + y 0 i) = (x + x0 ) + (y + y0) i. z · z = (x + y i) · (x0 + y 0 i) = x · x0 + x · y 0 i + y i · x0 + y i · y 0 i 0 = x x0 + y y 0 i2 + x y 0 i + y x0 i = x x0 − y y 0 + (x y 0 + y x0 ) i. 22 Im(z) z y z+z 0 |z| x0 z Re(z) x y0 0 −y z Abbildung 3: Addition und Betrag von komplexen Zahlen in der Gauÿsche Zahlenebene • Weiterhin ist für z = x + y i 6= 0 (= 0 + 0 i) x −y 1 = 2 + 2 i. x+yi x + y2 x + y2 z −1 = Satz 3.42. (C, +, ·) Denition 3.43 i) ii) i) ii) . (Konjugierte Zahl, Betrag) z = x−yi ∈ C p |z| = x2 + y 2 Satz 3.44. Seien heiÿt die zu und konjugierte (komplexe) Zahl. z. z · z0 = z · z0. iii) |z|2 = z · z . iv) z −1 = z/|z|2 , z 6= 0. (Gauÿsche Denition 3.46 1 (= 1 + 0 i). z = x + y i ∈ C. heiÿt der Betrag der komplexen Zahl genau dann, wenn Notation 3.45 z Sei und Einselement z, z 0 ∈ C. z + z0 = z + z0 z=z 0 (= 0 + 0 i) ist ein Körper mit neutralem Element z ∈ R. 17 Zahlenebene). (Polardarstellung) . Jede komplexe Zahl z = x + y i ∈ C, z 6= 0, lässt sich eindeutig in der Form z = r (cos φ + i sin φ) darstellen. Dabei ist r = |z|, und φ ist der Winkel zwischen cos φ = (3.5) heiÿt Polardarstellung von Bemerkung 3.47. Für z, und (r, φ) x |z| und z (3.5) und der reellen Achse, also sin φ = y . |z| nennt man Polarkoordinaten von z = r(cos φ + i sin φ), z 0 = r0 (cos φ0 + i sin φ0 ) ∈ C ist (siehe Bemerkung 0.4). z · z 0 = r(cos φ + i sin φ) · r0 (cos φ0 + i sin φ0 ) = r r0 (cos(φ + φ0 ) + i sin(φ + φ0 )) . 23 z. Im(z) z z0 r r0 φ + φ0 φ0 φ Re(z) r·r 0 z · z0 Abbildung 4: Multiplikation von komplexen Zahlen in Polardarstellung Lemma 3.48 (Formel von Moivre 18 ). Für z = r (cos φ + i sin φ) und n∈N gilt: z n = rn (cos(n · φ) + i sin(n · φ)). Denition 3.49 . (Einheitswurzeln) ωnk = cos n-te • n ∈ N heiÿen 2k π 2k π , + i sin n n Für k = 0, . . . , n − 1, Einheitswurzeln. Es ist (ωnk )n = 1 für k = 0, . . . , n − 1. Beispiel 3.50. • n = 1: ω01 = 1. • n = 2: ω02 = 1, ω12 = −1. • n = 3: ω03 = 1, ω13 = − 12 + √ 3 2 i, ω23 = − 12 − √ 3 2 i. • n = 4: ω04 = 1, ω14 = i, ω24 = −1, ω34 = − i. Bemerkung 3.51. Die n-ten Einheitswurzeln {ωkn : k = 0, . . . , n − 1} bilden mit der Multiplikation eine Gruppe. Bemerkung 3.52. gilt Sei z = r (cos φ + i sin φ) ∈ C und n ∈ N. Für √ φ φ n wk = r cos + i sin · ωkn , k = 0, . . . , n − 1, n n (wk )n = z . wk , k = 0, . . . , n − 1, Notation 3.53. Sei sind die z = r (cos φ + i sin φ). √ n-ten Wurzeln von z. Als (Quadrat)-Wurzel von z= √ r cos φ φ + i sin 2 2 17 Carl Friedrich Gauÿ (Gauss) 17771855 18 Abraham de Moivre, 16671754 24 . z, im Zeichen √ z, versteht man Beispiel 3.54. • • √ −1 = i, Für √ i= √1 2 x ∈ R, x ≤ 0, Satz 3.55 + ist √1 i. 2 √ x= p |x| i. . (Fundamentalsatz der Algebra) Jede Polynomfunktion f :C→C der Form f (z) = an z n + an−1 z n−1 + . . . + a1 z + a0 mit an 6= 0 besitzt eine Darstellung f (z) = an (z − c1 ) · (z − c2 ) · . . . · (z − cn ), mit ci ∈ C, 1 ≤ i ≤ n. Beispiel 3.56. • Sei f (z) = z 2 + a1 z + a0 . Mit a1 c1 = − + 2 ist r a1 2 − a0 , 2 a1 c2 = − − 2 f (z) = (z − c1 )(z − c2 ). • z 2 + 1 = (z − i)(z + i), z 4 − 1 = (z − 1)(z − i)(z + 1)(z + i). Qn−1 • z n − 1 = k=0 (z − ωkn ). 25 r a 2 1 2 − a0 Index N, 8 Q, 9 R, 9 R≥0 , 14 Z, 8 cos, 4 ∅, 9 ∈ Q, 8 Inverse Abbildung, 16 Inverse Relation, 13 Kartesisches Produkt, 11 Kommutativität, 11 Komplementregeln, 11 Logarithmus natürlicher, 5 , 5 sin, 4 ⊂, 10 ⊆ P, 10 Mächtigkeit endlicher Mengen, 11 Menge , 5 gleichmächtig, 16 Äquivalenz, 7 Mengen, 8 Äquivalenzklasse, 13 Dierenz, 10 Äquivalenzreltion, 13 Durchschnitt, 10 Vereinigung, 10 Abbildung, 14 Graph, 14 Ordnung, 14 identische, 15 partiell, 14 invers, 16 total, 14 Komposition, 15 Ordnungsrelation, 14 Verkettung, 15 Absorption, 11 Potenzmenge, 12 Allquantor, 9 Assoziativität, 11 Relation Aussagen, 7 antisymmetrsich, 14 binär, 13 Betrag, 4 reexiv, 13 bijektiv, 15 symmetrisch, 13 Bild, 14 transitiv, 13 Bildmenge, 14 relation Boolesche Algebra, 11 inverse, 13 Restklassen, 14 De Morgan'sche Regeln, 11 Russellsche Antinomie, 9 Denitionsbereich, 14 Distributivität, 11 surjektiv, 15 Existenzquantor, 9 Teilmenge, 10 Funktion, 14 Urbildmenge, 14 Funktionswert, 14 Verkettung von Abbildungen, 15 Geometrische Reihe, 9 Verknüpfungsregeln für Mengen, 10 Graph, 14 Vollständige Induktion, 9 Idempotenz, 11 Wertebereich, 14 Identische Abbildung, 15 Implikation, 7 injektiv, 15 26