2-72 – 2.8.2.5 Fabianca BWL III – A – Marketing Sonstige Faktoren Es gibt noch eine Reihe weiterer Einflussfaktoren, die bei der Preisfestsetzung beachtet werden sollten: Hier sind zunächst psychologische Auswirkungen von Preisen zu beachten. Diese wirken wesentlich auf die Nachfrager ein, teilweise aber auch auf Wettbewerber und ggf. auf den Handel. So liegen die Preise oftmals entweder unterhalb von Preisschwellen wie 1 €, 10 € etc. Muss der Preis eines Produktes z.B. aufgrund gestiegener Unternehmenskosten über eine solche Preisschwelle gehoben werden, wird er meist deutlich über die Preisschwelle gehoben. Aus 9,99 € werden dann z.B. 10,49 €. Manchmal kann man das Phänomen beobachten, dass ein Produkt zu einem höheren Preis sogar häufiger gekauft wird als zu einem niedrigeren Preis. Hierbei spielt eine Rolle, dass der Preis eines Produktes von vielen Kunden als Qualitätsindikator herangezogen wird und entsprechend ein höherer Preis als Hinweis auf eine hohe Produktqualität gewertet wird. Selbstverständlich müssen bei der Preisfestlegung auch die preispolitischen Zielsetzungen des Unternehmens berücksichtigt werden. Diese limitieren den Spielraum der Preise und schließen unter Umständen das Angebot besonders preiswerter oder teurer Produkte aus. In einigen Märkten haben schließlich Gesetzesvorschriften Relevanz für die Preispolitik (z.B. Buchpreisbindung, Märkte mit hohen Steuerlasten wie Tabakwaren oder Alkoholika) und müssen bei der Preisfestlegung Berücksichtigung finden. Für alle Märkte außer dem Buchhandel gilt in Deutschland im Übrigen das Verbot der Preisbindung. 2.8.3 Die Preiselastizität der Nachfrage Für preispolitische Maßnahmen von Unternehmen genügt es oft nicht, zu wissen, dass die nachgefragte Menge eines Gutes grundsätzlich von der Höhe des Preises, vom Einkommen der Haushalte und anderen Faktoren abhängt. Als Entscheidungsgrundlage sind vielmehr häufig Informationen darüber wichtig, in welchem Ausmaß sich die Gesamtnachfrage nach einem Gut ändert, wenn sich beispielsweise der Preis oder das Einkommen ändert. Eine Maßzahl für das Ausmaß einer solchen Änderung ist die Elastizität: Die Elastizität gibt an, um wie viel Prozent sich eine abhängige (= reagierende) Größe ändert, wenn sich die unabhängige (= verursachende) Größe um 1 % ändert. Mit Hilfe der Preiselastizität versucht man also, den Zusammenhang zwischen der Nachfragemenge und dem Preis zu konkretisieren. Man spricht von einer elastischen Nachfrage, wenn sich eine Preisänderung stark auf die nachgefragte Menge auswirkt und von einer unelastischen Nachfrage, wenn eine Preisänderung die nachgefragte Menge nur wenig verändert. Beispiel: Eine Preiserhöhung für einen bestimmten Autotyp von 40.000 € um 200 € auf 40.200 € wird die nachgefragte Menge kaum beeinflussen, die Nachfrage ist demnach bei dieser Preiserhöhung unelastisch. Wird dagegen der Preis eines Mountainbikes ebenfalls um 200 € von bisher 400 € auf jetzt 600 € erhöht, wird die nachgefragte Menge spürbar sinken. Diese Nachfrage ist also elastisch. Aus dieser Beobachtung lässt sich aber nicht schließen, dass bei beliebigen Preisänderungen die Nachfrager nach Autos weniger stark reagieren als die Nachfrager nach Mountainbikes. Der Preis für das Auto wurde nur um1%, der Preis für das Mountainbike dagegen um 50 % erhöht. Bei einer Erhöhung des Autopreises um 50% würde die nachgefragte Menge bei Autos ebenfalls stark zurückgehen, die Nachfrage wäre dann ebenfalls elastisch. 2.8.3.1 (Direkte) Preiselastizität der Nachfrage Die direkte Preiselastizität der Nachfrage misst, wie sich eine Preisänderung eines Gutes auf die nachgefragte Menge und damit auf dem Umsatz dieses Produktes auswirkt. Sie ist das Verhältnis zwischen der prozentualen Änderung der nachgefragten Menge eines Gutes zur prozentualen Fabianca BWL III – A – Marketting – 2-73 Prreisänderung g dieses Gutes und gibt a an, um wie viel v Prozent sich s die nachhgefragte Me enge eines Gutes ändert, wenn sich der Preis diesses Gutes um m 1 % ändert. Diie Preiselastizität der Nac chfrage kann n durch folge ende Formel berechnet w werden: x 100 x1 prozentuale Änderung g der Nachfra agemenge x P1 x1 x 2 P1 P 100 P x1 P1 P2 x1 prrozentuale Pr eisänderun ng P1 Man bezeichnet diese Elas stizität auch als Bogenelastizität. Ess gilt: hfrage elastiisch, d.h. die e prozentuale e Änderung der Nachfrag ge ist größerr Ist ε < -1, ist die Nach als die prrozentuale Än nderung dess Preises. Ein ne starke Reaktion der N Nachfrage auf Preisveränderung gen zeigt sich h beispielswe eise bei gute en Substituten wie etwa S Schrauben oder Nägel ise fast alle Kunden zur einer besstimmten Sorrte. Wird der Preis erhöhtt, wechseln möglicherwe m Konkurrenz, wird der Preis verring gert, wechse eln die Kunde en wieder zurrück. Eine Preiserhöhung verkkleinert die Gesamteinna G ahmen, währrend eine Pre eissenkung zzu einer Ums satzsteigerung führtt. Ist -1 > ε < 0, ist die Nachfrage N u unelastisch, d.h. die proz zentuale Ändderung der Nachfrage N ist kleiner alss die prozentuale Änderu ung des Preises. Eine schwache Reaaktion der Na achfrage auf Preisverä änderungen zeigt z sich be esonders bei lebensnotwe endigen Wirttschaftsgüterrn wie Nahrungsmitttel, die schlec cht substituie ert werden können. Eine Preiserhöhuung vergröße ert also den Erlös, wä ährend eine Preissenkung P g die Einnahmen verklein nert. Ist ε = -1, spricht man n von einer p proportionale en Elastizitä ät. Dann ist ddie prozentua ale Änderung der Nachfrage genau so groß ß wie die pro ozentuale Än nderung des Preises. In diesem d Fall bleibt derr Umsatz kon nstant. 2-74 – Fa Fabianca BW WL III – A – Marketing Ist ε = 1, ist die Nacchfrage völliig unelastis ch. Auch ein ne maximale Preisänderuung bewirkt keine M Mengenände erung. Dies is st z.B. bei leb benswichtige en Medikame enten (z.B. Innsulin) oder Sammllerstücken (zz.B. Briefmarrken) der Falll. Ist ε > 1, spricht ma an von einer anormalen Elastizität, einer inversen Elastizitäät oder einerr positiv ven Elastizittät. Dabei ind duziert ein hö öherer Preis eine höhere e Nachfrage. In diesem Fall F sprichtt man auch von v superiorren Gütern ((meist auch als a Luxusgüter bezeichneet). Dies ist beispie elsweise der Fall, wenn mit m steigende em Preis eine e zunehmend de Exklusivittät des Gutes s assoziiiert wird (Sno obeffekt, de emonstrative er Konsum) oder wenn aus a der Erhööhung des Preisess auf eine be evorstehende e Verknappu ung des Gute es geschlossen wird (Ham msterkauf). Bei Ha aushalten, die e am Existen nzminimum le eben, findet man die sog. Giffen-Güttern (absolu ut inferio oren Gütern), ) die ebenfalls eine inverrsen Elastizittät aufweisen n. Beispiel: JJemand hat 3 Euro am Tag zur Verfügung. Er kauft jede en Tag 1 Laib b Brot für 1 Euro E und 1 S Stück Fleisch h für 2 Euro. Jetzt ste eigt der Brotp preis auf 1,5 0 Euro. Da er e nach einem m Laib Brot nnicht mehr genug Ge eld für Fleiscch übrig hat, kauft er statttdessen eine en weiteren Laib L Brot. Die Pre eiselastizität der Nachfrage eines besstimmten Gu utes kann alle erdings nichtt für jedes Preisniiveau positivv sein; dies würde w das Vo orhandensein n unendlicher finanziellerr Mittel bei de en Nachfrragern erfordern. Der Bro otpreis steigt weiter auf 2 Euro. Derjen nige, der nurr 3 Euro am Tag zu ur Verfügung hat, kann sich nunmehr nur noch 1,5 5 Laibe Brot pro Tag leistten. Fabianca 2..8.3.2 BWL III – A – Marketting – 2-75 Be eispiel zurr Elastizitä ätsberechnung An ngenommen, ein Lebens smittelmarkt h hat für eine bestimmte b Sorte Frischm milch einen Zu usammenha ang zwischen n der tägliche en Absatzme enge und dem Preis festg gestellt, wie er in der folg genden linearren Nachfrag gekurve zum Ausdruck ko ommt: g um 0,25 € von 1,00 € auf W Wie Sie sehen n, führt eine Preissenkun P a 0,75 € (d .h. eine Preisänderung vo on –25%) zu einer Nachfrrageerhöhun ng von 40 au uf 80 Liter (d.h. eine Absaatzsteigerung g um +1 100%). Die Preiselastizitä P ät der Nachfrrage beträgt x x 2 P1 40 80 1 1 4 , P1 P2 x1 1 0,75 40 d.h. die Nachffrage ist stark k elastisch. Alternativ könn nte man die Elastizität au uch über die Prozentzahlen berechneen: prozentuale Nachfrage eänderung 100 4 25 prozentuale Pr eisän nderung La ag der Umsa atz vor der Prreisänderung g bei Ualt = Palt xalt = 1 40 = 40 €, liiegt er nach der Preisse enkung bei Uneu = Pneu xneu = 0,75 80 = 60 €, d.h. der Umsa atz ist um 500 % gestiegen. W Würde man be ei einem Aus sgangspreis vvon 0,50 € den d Preis noc chmals um 00,25 € senken n, ergäbe da as eine Nach hfragesteigerrung von 120 0 auf 160 Lite er. Dann läge e die Elastiziität bei x x 2 P1 120 160 0 0,5 1 0,,66 , P1 P2 x1 0,5 0,25 5 120 h wenn die absoluten d.h. die Nachffrage ist unelastisch, auch a Pre eis- und Menngenänderun ngen identissch sind. La ag der Umsa atz vor der Prreisänderung g bei Ualt = Palt xalt = 0,5 120 = 60 €€, liegt er nach der Prreissenkung bei Uneu = Pneu xneu = 0 ,25 160 = 40 4 €, d.h. der Umsatz ist um 50 % ge esunken. Da as Zahlenbeispiel zeigt, dass d die dire ekte Preiselastizität der Nachfrage N trootz gleicher absoluter a Prreis- und Mengenänderungen und lin nearer Nachfrragefunktion in beiden Fäällen verschiieden ist. Istt die prozenttuale Änderu ung der nach gefragten Menge genaus so hoch wie die prozentu uale Preisän nderung, so hat die Elastizität den W Wert 1. Das trrifft hier für de en Halbierunngspunkt derr Nachfrageku urve zu (Punkt B). 2-76 – Fabianca 2.8.3.3 BWL III – A – Marketing Punkt- und Bogenelastizität Alle bisher betrachteten Elastizitäten waren sog. Bogenelastizitäten der Nachfrage, denn wir sind immer von zwei Punkten auf der Nachfragekurve ausgegangen. Bei „kleinen“ Preis-MengenÄnderungen liefert diese Form der Elastizitäten einen guten Näherungswert. Die Bogenelastizität hat die Eigenschaft, dass sie bei einer Preissenkung von P1 auf P2 genau so groß ist wie bei einer Preissteigerung von P2 auf P1. Will man jedoch den exakten Wert der Elastizität in einem Punkt bestimmen, benötigt man die sog. Punktelastizität der Nachfrage. Sie ist definiert als das Verhältnis der relativen Änderung der Nachfrage nach einem Gut zu der sie auslösenden relativen Preisänderung für dieses Gut in einem infinitesimal kleinen Bereich. Zur Berechnung der (relativen) Punktelastizität kann man folgende Formel benutzen: (x) dx P P x '(P) dP x x Beispiel 1: Für die Preis-Absatz-Funktion x(P) 10 ergibt sich die Punktelastizität P P 10 P 10 2 . x Px P x 10 10 1 1 . Im Punkt x 10 beträgt damit die direkte Punktelastizität Px 10 1 P 10 10 2 Im Punkt x 5 beträgt damit die direkte Punktelastizität 1 . Px 52 P Damit handelt es sich bei dieser Funktion um einen Sonderfall mit konstanten Elastizitäten. Eine Erhöhung (Senkung) des Preises um 1 % hat eine Nachfrageänderung in gleicher Größenordnung zur Folge. x '(P) Beispiel 2: Die Nachfrage x nach einem Gut kann in Abhängigkeit vom Verkaufspreis P durch folgende Funktion wiedergegeben werden: x(P) = 2P + 24 mit 0 P 12. Zum aktuellen Preis von 2 € ergibt sich also ein Absatz von N(2) = 20 ME. Um welchen Prozentsatz verändert sich die Nachfrage, wenn der Preis um 1 % erhöht wird? Diese Fragestellung kann man mit Hilfe der Punktelastizität beantworten. Es gilt: P P 2P x '(P) 2 x x x 2P 22 0,2 . Im Punkt P = 2 mit x(2) = 20 beträgt damit die direkte Punktelastizität x 20 Die Nachfrage wird um 0,2 % abnehmen. Sie ist damit unelastisch. Diese Lösung kann man auch konventionell überprüfen: Steigt der Preis um 1 %, ist der neue Preis 2,02 €. Eingesetzt in die Nachfragefunktion ergibt sich eine Absatzmenge von N(2,02) = 19,96 ME. Das entspricht einem Rückgang um 0,4 ME oder von 0,2 %.