Zur Frage der Gesteinsfestigkeit und ihres Einflusses auf den maschinellen Stollenvortrieb Autor(en): Schönholzer, A. Objekttyp: Article Zeitschrift: Schweizerische Bauzeitung Band (Jahr): 85 (1967) Heft 6 PDF erstellt am: 18.03.2016 Persistenter Link: http://dx.doi.org/10.5169/seals-69370 Nutzungsbedingungen Mit dem Zugriff auf den vorliegenden Inhalt gelten die Nutzungsbedingungen als akzeptiert. Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die angebotenen Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungshinweisen und unter deren Einhaltung weitergegeben werden. 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Die Kenntnisse von der Abhängigkeit zwischen Temperatur und ' Betonfestigkeit, allzulange wenig bekannt, werden neuerdings von planenden und ausführenden Ingenieuren mit Erfolg in Fertigbeton¬ fabriken wie auch für Bauten in Ortsbeton angewendet. Die Anwendung von sommerähnlichen Temperaturen bis etwa 30 °C ist gefahrlos, aber wirtschaftlich gesehen von ungenügendem Einfluss auf die Betonerhärtung. Die hohen Temperaturen bis 80 °C erlauben eine gute Wirtschaftlichkeit, sind aber von Einflüssen begleitet, die genau beobachtet werden müssen, um Fehlschläge zu vermeiden. Beim Bau einer Schwimmbadhalle in Strasbourg wurden weit¬ gespannte Eisenbetonträger, an Ort hergestellt, durch Dampf erhärtet. Die Umsetzung der Schalungen und Gerüste konnte damit auf rund ein Drittel der normalen Zeit herabgesetzt werden. Diese Ausführungs¬ art gab zu folgenden Bedenken der planenden und der kontrollierenden Ingenieure Anlass: — Ungleichmässigkeiten bei der Härtung in einem relativ grossen, dem Winde ausgesetzten Tunnel, — Ungenügende Härtung beim Anschluss an den ungeheizten Ortsbeton, — Ungenügende Haftfestigkeit der Armierung im gehärteten Beton, Verformungsmodul wächst nicht in gleichem Masse wie die Druck¬ festigkeit, was trotz genügender Härtung zu unzulässiger Durch¬ biegung führt, Rissebildung. - Lokale Austrocknung des Frischbetons und dadurch Im vorliegenden Aufsatz wird gezeigt, wie diesen Bedenken Rechnung getragen wurde: — durch Vorversuche über Heizdauer und Heizstärke; durch weitgehende Kontrolle des Temperaturanstiegs und des Temperaturabfalls; — durch Kontrolle der Druckfestigkeiten; — durch Anordnung einer Auffangstütze (Notstütze) am ersten Träger, welche nachher weggelassen wurde. Es wird gezeigt, dass die Eichkurven des Schmidt-Hammers (Messung der Aufprallhärte) für französische Betonkiese stark ver¬ schieden sind von den schweizerischen. Bei jeder Baustelle mit nicht schon bekannten Betonzuschlagsstoffen muss eine individuelle Eich¬ kurve aufgestellt werden. Die Dauerbeobachtung der lotrechten Durchbiegungen hat ergeben, dass das befürchtete Kriechen des wärmegehärteten Betons nicht eingetreten oder wenigstens so klein ist, dass es von den hygrothermischen Verformungen überdeckt wird. - - Zur Frage der Gesteinsfestigkeit und ihres Einflusses auf den maschinellen Stollenvortrieb DK 624.191.2:622.831 Von A. ScKönholzer, dipl. Ing. ETH, SIA, ASIC, Thun Die Maschinenfabrik Habegger AG in Thun hat im Laufe der letzten Jahre eine Tunnelfräsmaschine entwickelt. Diese schweizerische Konstruktion hat heute nach Überwindung der unvermeidlichen Kinderkrankheiten die volle Fabrikations- und Einsatzreife erreicht. Ein erstes Modell der Maschine ist in Japan im Einsatz, wo es im untermeerischen Seikan-Tunnel-Projekt am Vortrieb des PilotStollens von 3,6 m Durchmesser arbeitet. Beim durchörterten Gestein handelt es sich bisher um weiche Sandsteine vulkanischen Ursprungs mit hohem Wassergehalt, vergleichbar mit unseren Molasse-Sand¬ steinen. Eine weitere Maschine wird nächstens in einem Stollen der Julia-Kraftwerke der Stadt Zürich den Dienst aufnehmen. Die mit diesen ersten Maschinen vor ihrer Ablieferung in massi¬ gem mittelharten Gestein (Malmkalk) durchgeführten Versuche lassen erkennen, dass ein wirtschaftlicher Einsatz des neuen Gerätes in Felsen bis gegen 1600 kg/cm2 Druckfestigkeit sicher und bis 2000 kg/cm2 durchaus möglich ist. Ein Überschreiten dieser Grenze ist denkbar, die Wirtschaftlichkeit hängt indessen von den Bedingungen des betreffenden Projektes und den noch durchzuführenden Versuchen ab. Sicher ist, dass durch diese Neuentwicklung die Einsatzmöglich¬ keiten für eine Vortriebsmaschine ganz wesentlich in Richtung höherer Gesteins-Festigkeiten verschoben worden sind. Dem Bauingenieur fällt die Aufgabe zu, aus den geologischen und geotechnischen Unterlagen die Einsatzmöglichkeit und die Leistungen der Maschine abzuschätzen. Die ihm als Grundlage zur Verfügung stehenden Angaben umfassen in der Regel die Beschreibung der geologischen Formation und allenfalls die am einfachsten mess¬ bare Gesteins-Qualifikation, die Druckfestigkeit am Probekörper, die wir aber, im Gegensatz zur Praxis, nicht ohne weiteres mit der Härte gleichstellen dürfen. Es sei daher ganz allgemein die Frage gestellt, welche Angaben für den Einsatz der Stollenbohrmaschine von Be¬ deutung sein können. Die Qualifikation des Felsens lässt sich ungefähr in die folgenden Einzel-Aussagen aufteilen: Kristalle, - die Härte der Einzelkörner und des Verbandes, sowie das Poren¬ und Härte Dichte die Natur, volumen und der Wassergehalt, trocken, - die Festigkeit des Gefüges im präparierten Probekörper, dem mit d.h. natürlicher in des Lagerung, Gefüges die Festigkeit Einfluss der vorhandenen Risse und Schieferungen, sowie des Strei¬ chens und Fallens zur Stollen- und zur Schnittrichtung. Auf der Maschinenseite stehen die folgenden, experimentell zu er¬ mittelnden Kriterien gegenüber: - die optimale Fräser-Schnittgeschwindigkeit, - das optimale Verhältnis von Schnittbreite zu Brechbreite, 92 die Standzeit der Fräser (Wirtschaftlichkeit), der Energiekonsum, das Verhalten des Gesteines im Schnittvorgang und in der Schutterung, - die Möglichkeit der Wasserzugabe. Es ist klar, dass die bisherigen Versuchsbohrungen viel zu kurz waren, um über diese Zusammenhänge endgültige Aussagen zu machen. Sie Hessen aber die Vielschichtigkeit des ganzen Fragen¬ komplexes erkennen und gaben somit Anlass zu den nachfolgenden Überlegungen. Es wird überhaupt schwer sein, wirklich allgemein gültige Regeln aufzustellen, denn der innere Aufbau der alpinen Felsgesteine ist viel zu mannigfaltig. Zur Illustration stelle man sich das dichte Kristallgefüge eines Granites vor, ein Gemisch aus harten und mittelharten Körnern mit minimalem Porenvolumen (weniger als 1 %), und als Gegensatz dazu einen Molasse-Sandstein, aus an sich gleich harten Quarzkörnern, aber mangelhaft verkittet, und mit einem Porenvolumen bis zu 20 %. Wieder anders sind die Verhältnisse bei weichen, blätterigen Schiefern oder schliesslich bei den dichten kalkigen Tiefseeablagerungen mit ihren stark veränderlichen Festigkeits¬ werten. Oftmals sind an sich sehr harte Felsen in grösseren und kleineren Abständen von Tonhäuten durchzogen, die als präparierte Bruchlinien wirken und den Zusammenhalt des Gefüges stark ver¬ mindern. Dazu ist jedes Gestein in seiner natürlichen Lagerung und nur diese kann uns hier interessieren - als Folge der tektonischen Vorgänge von Rissen durchzogen, die je nach ihrer Charakteristik den Tunnelbau im allgemeinen und das Tunnelfräsen im speziellen beein¬ flussen. Aus diesen Überlegungen geht hervor, dass die Angabe der geologischen Formation, der Lagerung und der Würfeldruckfestigkeit vorerst nur Indizien für die Zweckmässigkeit des Einsatzes einer Tunnelfräsmaschine und deren Leistungsbedarf und Kostenaufwand geben können. Betrachten wir zunächst einmal den mechanischen Vorgang des Vortriebes mit dieser Maschine. Im Gegensatz zur klassischen Spren¬ Tiefe und den vollen Querschnitt gung, die den Felsen auf durch eine Serie Explosionen zertrümmert, wird das Gestein an einer festen Zahl kleiner Angriffsstellen abgebaut. Der grosse Vorteil des Vorgehens liegt darin, dass die Zertrümmerung des Gefüges nur ganz oberflächlich bleibt. Der innere Zusammenhang des Gesteines wird viel weniger gestört als beim Sprengen; gefährliche Schichtungen können sich nicht so fatal auswirken. Das Überprofil, ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor, entfällt fast vollständig. Dieser Vorteil ist natürlich allen Stollen-Bohrmaschinen eigen. Neu und entscheidend bei der Habegger-Maschine ist der Abbau des Gesteines durch Fräsen. Der Begriff stammt aus der Metallbearbeitung und - - - - Iv3m Schweizerische Bauzeitung • 85, Jahrgang Heft 6 ¦ 9. Februar 1967 s .Y \ Bild 1. vi ^^ ' % m» ;,¦'¦•¦ |la ST ^ \ 1? 7 Angriffseite der Tunnelfräsmaschine Habegger 3ild 2. bedeutet ein Schneiden durch Überwindung der Scherfestigkeit im Material. Man ist daher versucht, anstelle der Druckfestigkeit vorerst einmal die Scherfestigkeit als das eigentliche Kriterium für den Einsatz der Maschine zu bezeichnen. Sie ist indessen der direkten Messung kaum zugänglich und muss über den Umweg der Druckund der Zugfestigkeit rechnerisch ermittelt werden. Wie liegen die Verhältnisse tatsächlich? Wir nennen als Beispiel den Beton als gut erforschtes Kunstgestein mit 400 -=- 600 kg/cm2 Druckfestigkeit. Die Zugfestigkeiten am Probekörper, der infolge seiner Fabrikation rissefrei sein soll, erreichen rund 30 -t- 50 kg/cm2, also knapp den zehnten Teil der Druckfestigkeit. Beim Gestein in natürlicher Lagerung sinkt die Zugfestigkeit in der Regel tiefer, da sich die unvermeidlichen, meist unsichtbaren Risse auswirken. Aus den bisherigen Untersuchun¬ gen seien einige Beispiele angeführt, wobei nur Gesteine mit kleiner Streuung der Versuchswerte, also mit relativ homogenem Charakter zitiert werden: Würfeldruck¬ Spaltzug¬ festigkeit1) festigkeit in kg/cm2 kg/cm2 3 56 1715 Malmkalk (Simmenfluh) 154 7 2263 kristall. Konglomerat (Japan) Sandstein (Japan) 5 55 1030 1) Bild 3. Messung der EMPA an kleinen Probekörpern, also sicher rissefrei! Fräser im Einsatz im Sandstein (Molasse) Schweizerische Bauzeitung • 85. Jahrgang Heft 6 • 9. Bild 4. Februar 1967 Stollenbrust im Malmkalk, Durchmesser 3,60 m Das Kunstgestein Beton erreicht in dieser Auswahl die relativ höchste Zugfestigkeit von 8-10% der Druckfestigkeit. Diese Zusammenstel¬ lung lässt erwarten, dass die Zugfestigkeit im allgemeinen klein bleibt, d.h. unter 10% der Druckfestigkeit, dass sie aber in erster Annäherung wie bei den Metallen proportional zu ihr verläuft. Dies lässt weiter den Schluss zu, dass auch die Scherfestigkeit, die mit Zug- und Druckfestigkeit in festem Zusammenhang steht, ebenfalls klein sein und ungefähr proportional zur Druckfestigkeit verlaufen muss. Die Druckfestigkeit am Probekörper darf daher vereinfachend als das massgebende Kriterium für den Einsatz der Tunnelfräsmaschine Habegger bestätigt werden. Damit ist aber über Abhängigkeit der Druckfestigkeit von der Porosität und dem Wassergehalt des Steines noch nichts ausgesagt. Es ist bekannt, dass die «Aufweichung» durch den Wassergehalt je nach dem Bindemittel wesentliche Festigkeitseinbussen bewirken kann. Diese aus der Literatur2) übernommene Tatsache ist auch hier im Molasse-Sandstein beobachtet worden. Der Fräsaufwand erwies sich als viel geringer, als nach der Druckfestigkeit zu erwarten war. Im Stollen hat man es in der Regel mit naturfeuchtem Gestein zu tun, während die Druckfestigkeitsmessungen ausnahmslos an getrockneten Probekörpern stattfinden. Die Druckversuche müssen sich daher auch auf naturfeuchte Proben erstrecken, sofern die Porosität eine Aufwei2) de Quervain: Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. Ausbruchmaterial in natürlicher Schüttung, Stückgrösse im Vordergrund 20—30 cm 93 chung erwarten lässt. Diese Frage wird zur Zeit speziell in Australien untersucht, wo unter der Stadt Sydney ausgedehnte Lagen von porö¬ sem Sandstein mit Kieselsäure als Bindemittel zu durchfahren wären. Nach dieser ersten Betrachtung der Verhältnisse im Fels sei zu den bei dem Fräsen auftretenden Vorgängen und Kräften an der Maschine übergegangen. Ihre Angriffsseite (Bild 1) ist mit vier rotierenden Fräserscheiben versehen, deren Achsen ihrerseits in festen Abständen um die Stollenaxe kreisen. Alle vier Fräserachsen stehen in festen Winkeln leicht schief zur Stollenaxe. Die beiden aussein Fräserscheiben, jede mit sechs Messern bestückt, folgen einer äussern Kreisbahn, die beiden Innen-Fräser mit je 16 Messern einer ande¬ ren. Als Messer sind auswechselbare Hartmetallklötze von cm eingesetzt, deren Kanten leicht gerundet sind. Jedes dieser Messer schneidet in jedem Durchgang einen sichelförmigen (Innenfräser), bzw. kommaförmigen Abschnitt wie eine Nute aus dem Felsen. Diese Abschnitte oder Streifen aneinandergereiht ergeben ein schrauben¬ förmiges Abschälen der Stollenbrust (Bild 2), wobei sich die Steigung dieser zweigängigen Schraube aus der Messerbreite plus einem Zwi¬ schenraum von 0 H- 8 cm zusammensetzt. Der gesamte Vorschub pro cm einmaliger voller Umdrehung des Fräswerkes kann daher Fräsbreite plus 2 x max. 8 cm Brechbreite, also bis 24 cm erreichen. Die Zwischenräume, wo das Gestein dank seiner geringen Zugfestig¬ keit nicht geschnitten sondern mitgebrochen wird, wären bei Felsen von metallartigem Charakter nicht denkbar. In der Stollenaxe selbst bleibt ein Gesteinszapfen stehen, der die doppelte Schraubenspur der Innenfräser trägt und von Zeit zu Zeit abbricht. Von den Aussenfräsern sind jeweils im Komma ein Viertel, von den Innenfräsern die Hälfte der Messer im Angriff, also im ganzen 18 Messer. Welcher Art ist nun die von ihnen auf den Felsen ausgeübte Beanspruchung? Sie ist jedenfalls eine doppelte und besteht aus dem Vorschub parallel zur Stollenaxe und aus der Rotation des Fräs¬ werkes und der Fräser-Scheiben. Die bisherigen Versuche im Malmkalk ergaben einen wirtschaftlichsten Anpressdruck in der Grössenordnung von 40 t, oder 2,2 t pro arbeitendes Messer, oder um die 1000 kg/cm2 Flächenpressung zwischen Messer und Fels. Dieser Druck erscheint bescheiden; er bewirkt aber im Kalk wie im Sandstein einen erstaun¬ lich regelmässigen Vortrieb. Jede Messerkante zeichnet auf der Stollen¬ brust eine geringe Spur lokaler Kornzertrümmerung, die das Schnitt¬ bild und übrigens auch die Spur eines defekten Messers getreulich nachzeichnet (Bild 3). Wesentlich anders sind die Verhältnisse bei der eigentlichen Fräsarbeit in der quer zur Stollenaxe liegenden Ebene. Die verfüg¬ bare Umfangskraft jeder Fräserscheibe beträgt bei den heutigen Modellen rund 27 t, die sich theoretisch proportional je nach ihrer Arbeitstiefe auf die vier bzw. fünf eingreifenden Messer verteilt. Unter der hypothetischen Voraussetzung eines vollständig gleichmassig schneidbaren Gesteins ergäbe sich eine spezifische Flächen¬ pressung zwischen Messer und Fels von 1,5 t/cm2. Diese hat sich bisher als durchaus hinreichend erwiesen, um die Messer sozusagen ruckfrei eindringen und das Gestein abtragen zu lassen (Bild 3). Dabei zeigt die Beobachtung des Schneidvorganges, dass es sich erwartungsgemäss - kaum um ein Schneiden, sondern um ein fortlaufendes Abdrücken oder Absplittern handelt. Es ist klar, dass die vorherr¬ schenden Spaltrichtungen des Felsens eine gewisse Rolle spielen können, obwohl jeder Fräser in seinem Durchgang den optimalen wie den ungünstigsten Schnittwinkel zu durchlaufen hat. Nach diesem Überblick über die von der Fräsmaschine auf den Felsen ausgeübten Kräfte kehren wir zum Ausgangspunkt der Be¬ trachtung zurück, der Beurteilung der Felsgesteine im Hinblick auf 4x4x3 2x4 - den Einsatz dieses Gerätes. An erster Stelle wurde die Härte der Einzelkörner und Kristalle genannt, wobei der Quarz als mengenmässig überragendes Hartmineral im Vordergrund steht. In der bekannten empirischen Härteskala steht er an siebter Stelle. Härter sind nur noch die seltenen Minerale Topas, Korund und Diamant. Leider liess sich kein direkter Vergleich zwischen den Härten der modernen Werkstoffe (Rockwell) und den genannten Mineralien¬ härten finden. Es darf aber als erwiesen gelten, dass die an der Fräse verwendeten Hartmetalle in die Klasse 8-9 gehören. So wurden auch die in der Nagelfluh (Molasse) steckenden Quarzknollen glatt abge¬ tragen und nicht etwa aus dem Gefüge gebrochen. Mit andern Worten: die Härte der Fräser-Werkstoffe würde genügen, um sozusagen jedes Hartgestein zu bearbeiten. Jedoch steigt mit der Annäherung der Mineralhärte an die Werkzeughärte der Verschleiss gewaltig an, der die Grenze des wirtschaftlichen Einsatzes bestimmen wird. Auf der Maschinenseite stehen indessen eine Reihe Anpassungsmöglichkeiten zur Verfügung, nämlich: - die Variation des Anpressdruckes, - die Anpassung der Drehgeschwindigkeit des Fräswerkes (Fräser¬ vorschub) - die Anpassung der Schnittgeschwindigkeit der Fräser,den Messern. - und schliesslich die Verstärkung der Kühlung an Die Kühlung ist ein kleineres Problem, solange Wasser in belie¬ biger Menge verwendet werden darf. Die Berieselung der Fräser bindet zugleich den Staub, erleichtert die Materialabfuhr und verhilft im trockenen Gestein zu einem guten Arbeitsklima. Im übrigen erscheint es selbstverständlich, dass zum Abtragen eines Kubikmeters Granit mit 2200 kg/cm2 Druckfestigkeit und 40 % Quarzgehalt bedeutend mehr Arbeit aufzuwenden ist als für einen Kalkstein mit 10 % Quarz und 1000 kg/cm2 Druckfestigkeit. Daher muss die Vor¬ triebsleistung der Maschine bei gleichem Energieverbrauch entspre¬ chend zurückgehen. Im Gegensatz zu den auf dem Rollmeisselprinzip beruhenden Maschinen fallen (im Malmkalk) nur rund 50 % des Ausbruchmate¬ rials als Sand der Körnung 0-8 mm an, die andern 50 % verteilen sich auf die Körnungen 10-300 mm (Bild 4). Zunehmende Klüftung oder Schieferung verschiebt die Verteilung der Körnung sofort zu Gunsten der groben Komponenten und vermindert damit den Fräsaufwand. Abschliessend sei festgehalten, dass der Verlauf der Versuche zu grossen Hoffnungen berechtigt. Die Messerkosten sind in mittelharten Gesteinen schon deutlich unter die Sprengstoff kosten, bezogen auf den Kubikmeter Fels, gesunken. Es ist zu erwarten, dass mit zuneh¬ mender Erfahrung und in günstig gelagerten Fällen auch die Grenze der Festigkeiten über 2000 kg/cm2 überschritten wird. Die überwie¬ gende Menge der in unserm Land angetroffenen Felsgesteine, abge¬ sehen von den kristallinen Zentralmassiven, bleibt aber unter der heute erreichten Grenze und eröffnen der Stollen-Fräsmaschine ein weites Arbeitsfeld. Besonderes Interesse verdient die in der Entwick¬ lung stehende Klein-Fräse, die zum Ausbruch von Rechteckstollen für Kanalisationen mit ungefähr 1,20-1,30 m Breite und bis 2,25 m Höhe bestimmt ist. Der saubere Schnitt einer glatten konkaven Felssohle im Radius von 1,5 m, der gewölbte Scheitel und die geringe Störung des umliegenden Felsgefüges beschränken die Ausbauarbeiten auf ein Minimum. Es wird damit möglich sein, auch in mittleren bis schlechten Felsqualitäten knapp unter Verkehrswegen und Häusern durchzufahren. Adresse des Verfassers: A. Schönholzcr, dipl. Ing. ETH/SIA, Hofstettenstrasse 2, 3600 Thun. Hydraulisches Deckenhebeverfahren für Skelettbauten DK 624.016:621.86 Von Peter Sommer, dipl. Ing. ETH/SIA, Tübach In Rorschach wurde kürzlich der Neubau des Schweizeri¬ schen Bankvereins im Rohbau fertiggestellt. Der obere Teil (3. bis 7. Obergeschoss), welcher als Bürotrakt in Skelettbauweise konzipiert ist (Stützen, Decken und Treppenhaus als einzige tragende Elemente), wurde mit Hilfe eines hydraulischen Hebe¬ verfahrens erstellt. Diese erste Anwendung des für mehrgeschos¬ sige Bauten weiterentwickelten schweizerischen Hebeverfahrens System Wälli l) wird nachstehend kurz beschrieben. ') Von E. Wälli. dipl. Ing. ETH, Arbon, beschrieben in der Tech¬ nischen Beilage der «Neuen Zürcher Zeitung» vom 13. Februar 1963. 94 Balivorgang Der Unterbau bis einschliesslich der Decke über dem zweiten Obergeschoss wurde konventionell gebaut. Direkt auf diese Decke wurden dann sämtliche weiteren Decken inklusive Dachplatte auf¬ einander betoniert. Jede Decke diente der nächst oberen als Schalung, so dass schliesslich ein Paket von fünf Decken mit einer Gesamtstärke von 104 cm für die vertikale Hebung bereitlag. Das ganze Deckenpaket wog 620 t und wurde an 15 Hubstellen, nämlich an elf Gebäudestützen und an vier Punkten am Treppen¬ haus, hochgezogen (Bilder 1, 2, 3). Auf Stockwerkhöhe wurden jeweils die unterste Decke in ihrer Endlage befestigt, vom DekSchweizerische Bauzeitung • 85. Jahrgang Hell 6 ¦ 9. Februar 1967