top Haushalt PRAXISTEST Ein seit 20 Jahren in der Schweiz gebräuchlicher Spezialkochtopf soll jetzt den deutschen Markt erobern. Gertrud Berning hat getestet. Töpfe im Test: Kochen nach der Softgar-Methode? D er doppelwandige Edelstahlkochtopf soll im Vergleich zum normalen Kochtopf bis zu 60 % Energie sparen, gesund und wasserarm garen und das Essen ohne Geschmackseinbuße bis zu zwei Stunden heiß halten. Wir haben den Durotherm-Kochtopf der schweizer Firma Kuhn-Rikon vier Monate lang im Küchenalltag getestet. Solide vearbeitet Der 18/10-Edelstahlkochtopf hat sehr stabile Griffe und wirkt äußerst solide verarbeitet. Dank gut geformter Griffe liegt er prima in der Hand. Auffallend ist sein Gewicht. Nicht zu schwer, aber doch deutlich schwerer als vergleichbare Töpfe. Beim Abnehmen des Deckels wird schnell klar, warum. Topf und Deckel sind doppelwandig verarbeitet. Nach dem Isolierkannenprinzip nutzt der Hersteller den schlechten Wärmeleiter Luft zur Isolation. 118 top agrar 6/2002 Die isolierten Doppelwände sollen mit dem speziell wärmegespeicherten Boden und dem mitgelieferten Warmhalteuntersetzer dafür sorgen, dass das Gargut ohne Geschmackseinbuße mehr als zwei Stunden warm bleibt (Kochkisteneffekt). Durch die Doppelwandigkeit des Deckels sollen laut Herstellerangabe alle Vitamine und Aromen und jeder Tropfen Flüssigkeit im Topf bleiben. Dies soll auch durch die besondere Ausgestaltung des Deckels erreicht werden. Am unteren Deckelrand bildet sich beim Kochen ein schützender Kondenswasserring. Dieses Kondenswasser tropft auf das Gargut und befeuchtet es andauernd, wie wir es auch von guten Brätern kennen. Die vier Schritte zum Softgaren Der Topf soll sich für alle Garmethoden eignen, auch z. B. zum Braten mit oder ohne Fett. Der große Vorteil aber soll im so genannten „Softgaren“ liegen. Hierbei lässt sich auch die vom Hersteller angegebene Energieeinsparung erzielen. Der Topf wird z. B. zu ca. zwei Dritteln mit gut tropfnassem Gemüse befüllt. Der Deckel wird aufgelegt und der Topf bei drei Viertel der vollen Herdplattenleistung aufgeheizt. Sobald ein winziges Dampffähnchen entweicht und der Deckel sich auf dem Topf nur noch wenig drehen lässt, wird die Hitze auf ein Minimum reduziert oder der Herd sogar ganz abgeschaltet. Letzteres gilt z. B. bei Lebensmitteln, die schnell garen, wie z. B. Fisch, Obst oder empfindliche Gemüsearten. Das Gemüse nun laut Gartabelle, z. B. frische Möhren 5 Minuten, auf dem Herd garen. Dann den Topf vom Herd nehmen, sofort auf den Warmhalteuntersatz stellen und hier noch weitere 15 Minuten nachgaren (softgaren) lassen. Die im Boden enthaltene Energie reicht zusammen mit der Doppelwandigkeit und dem Warmhalteuntersatz dazu, das Gemüse ohne weitere Energiezufuhr auf den Punkt zu garen. Durch diese sehr kurze Garzeit auf Das Wichtigste auf einen Blick ■ Als Gemüsetopf hat der doppelwandige Spezialtopf mit Warmhaltefunktion im Test überzeugt. Geschmack, Farbe und Aroma von Gemüse bleiben prima erhalten. ■ Auch zum Kochen von Reis, Suppen oder Eintöpfen ist der Energiespartopf praktisch, da die Gerichte unbeaufsichtigt neben der Herdplatte garziehen können. ■ Nicht überzeugt hat der Topf im Test beim Kochen von Salzkartoffeln, da diese ungleichmäßig darin garen. ■ Das Garen im Spezialtopf erfordert Umdenken und Erfahrung. Während der kurzen Ankochzeit kann man ähnlich wie beim Dampfdrucktopf kaum die Küche verlassen. ■ Praktisch ist der Topf für die Versorgung von Nachzüglern, für Mütter, die während der Essenszubereitung die Kinder holen müssen und für die Gästebewirtung. Bleibt der stattliche Preis und die Tatsache, dass sich der Spezialtopf nicht universell einsetzen lässt. dem Herd wird das Lebensmittel nicht übergart, hat unser Test ergeben. Gemüse behält seine schöne frische Farbe, sein tolles Aroma und seinen guten Geschmack. Bemerkenswert: Der gewünschte Garpunkt bleibt auch während der Warmhaltephase gut erhalten. Bei tiefgefrorenem Schüttgemüse in gleicher Größe kann man beim Erscheinen der Dampffahne den Topf sofort vom Herd nehmen und noch ca. 5 bis 10 Minuten nachgaren lassen. Auch Reis lässt sich nach dieser Methode prima garen. Den Reis dafür 5 Minuten auf dem Herd kochen und anschließend 15 bis 20 Minuten auf dem Untersatz quellen lassen. Probleme bei Kartoffeln Was bei Gemüse sehr gut funktioniert, bereitet dagegen bei Salzkartoffeln leichte Probleme. Diese garten beim Softgaren trotz des Halbierens auf etwa gleiche Größe recht unterschiedlich. Auch nachdem wir laut Herstellerangabe in mehr Wasser kochten (den Boden etwa 1 cm hoch bedeckt), war das Ergebnis nicht besser. Und wer will schon die Salzkartoffeln in 2 x 2 cm große Stücke schneiden, wie in der Bedienungsanleitung angegeben? Ein gleichmäßigeres Garergebnis erzielt man bei Kartoffeln, wenn man diese beim Ankochen auf dem Herd etwa zweibis dreimal schwenkt. Auch bei anderem Gargut mit unterschiedlich großen Stücken oder insgesamt großen Stücken kann dies angebracht sein. Je nach Sorte benötigen Kartoffeln ca. 12,5 bis 15 Minuten Nach einer kurzen Ankochzeit soll das Gericht auf dem Untersatz neben der Herdplatte garziehen. Fotos: Heil Ankochzeit auf dem Herd. Danach müssen sie sofort abgeschüttet werden und noch ca. 15 Minuten auf dem Warmhalteuntersatz softgaren. Das Ergebnis war aber dennoch nicht optimal. Eintöpfe und Suppen garen dagegen sehr schön gleichmäßig und ziehen prima nach, was dem Geschmack zugute kommt. Eine Linsensuppe wird z. B. in etwa einer halben Stunde auf dem Herd angekocht und kann dann auf dem Warmhalteuntersatz in etwa 15 Minuten unbeaufsichtigt nachgaren. Fleisch wie z. B. Geflügelbrust, Kasselernacken oder Ähnliches wurde in unserem Test in diesem Topf beim Anbraten durchaus braun. Der Topf wird dafür leer bei voller Heizleistung bis zur Zischprobe aufgeheizt (Wassertropfen tanzen über den Topfboden). Dann lässt sich mit oder ohne Fett braten. Auch hier lässt sich durch das anschließende Softgaren Energie sparen. Allerdings benötigt man für den richtigen Garpunkt etwas Erfahrung. Insgesamt erfordert der Topf ein Umdenken beim Kochen, und man benötigt schon Erfahrung für den richtigen Umgang. Erstens kocht der Inhalt blitzschnell, und zweitens muss man die Garzeit aufsplitten, um den Topf entsprechend zu nutzen. Während der Ankochzeit kann man dann ähnlich wie beim Dampfdrucktopf kaum die Küche verlassen. Die Gerichte bleiben im Topf bis zu zwei Stunden gut warm, wie wir feststellen konnten. Je mehr Inhalt der Topf enthält, desto Und die Vitamine? G rundsätzlich gilt: Bei niedrigeren Gartemperaturen werden in gleicher Zeit weniger Vitamine zerstört. Ein Garziehen bei etwa 80 Grad darf deshalb etwa vier- bis sechsmal so lange dauern wie herkömmliches Kochen. Genaue Aussagen zum Vitaminabbau beim hier vorgestellten Garverfahren lassen sich zwar nur über Temperaturmessungen treffen; dennoch rechnet Prof. Dr. Antal Bognar, Lebensmittelchemiker bei der Bundesforschungsan- länger bleibt die Speise warm. Das ist praktisch für Essensnachzügler wie z. B. Schulkinder. Allerdings darf der Topf zwischenzeitlich nur kurz geöffnet werden. Nicht für den Backofen geeignet Das Kochgeschirr ist aufgrund seiner Doppelwandigkeit nicht für den Backofen geeignet. Die gut isolierten Griffe werden nicht heiß, was den Topflappen eigentlich überflüssig macht. Durotherm ist für alle Herdarten einschließlich Induktion geeignet. Die Töpfe werden über den Fachhandel vertrieben, was auch Sinn macht. Denn um die Vorteile zu nutzen, sollte der Topf erklärt werden. Wobei die Bedienungsanleitung mit den erforderlichen Garzeittabellen hilfreich und sehr informativ ist. Einen deutschen Versand (gegen Versandkosten) übernimmt außerdem: Service-Center Grossmann, Feldbergstr. 21, 79650 Schopfheim, Tel.: 0 76 22/6 74 5107, Fax: 619 00. Den Spezialtopf gibt es in einer Größe von 0,5 bis 7,5 l Inhalt. Die Töpfe sind einzeln erhältlich. Der 2 l-Topf, den wir testeten, kostet 129 E. Der Hersteller KuhnRikon aus der Schweiz bietet 10 Jahre Garantie, wobei der Topf lebenslang halten soll. Die Garantie erstreckt sich nicht auf auswechselbare Teile wie Griffe und Warmhalteuntersatz. Hierfür besteht aber Ersatzteillieferung. stalt für Ernährung in Karlsruhe, in puncto Vitaminverlust nicht mit wesentlichen Abweichungen vom herkömmlichen Kochen. Gefährdet durch das längere Warmhalten sind nicht die B-Vitamine, sondern vor allem oxidationsempfindliches Vitamin C. Die hierfür verantwortlichen Enzyme dürften jedoch durch die kurze Ankochzeit zerstört werden, so dass sich der Vitamin C-Abbau während der Warmhaltephase in Grenzen hält, vermutet der Experte. Gleich bleibende Geschmacksqualität lässt darüber hinaus auf einen kaum veränderten Vitamingehalt schließen, so Prof. Bogner. top agrar 6/2002 119