00_28_HGÜ_II_Einstiegstafel

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Geopfad - Berliner Höhenweg
Entstehung der Alpen
Die Alpen sind das Resultat einer langwierigen und komplexen Abfolge
gebirgsbildender Prozesse. Eine Besonderheit der Alpen ist, dass es sich um
zwei Gebirge in einem handelt, wobei Gesteinseinheiten, die durch die
variszische Orogenese geformt wurden, den Sockel für die alpinen Sedimentfolgen bilden. (FRISCH & MESCHEDE 2009). Es fand eine eo-alpine (frühalpine)
Gebirgsbildung im späten Jura und in der unteren Kreide (vor ca. 145 Millionen
Jahren), aufgrund der beginnenden Annäherung von Afrika (Gondwana) und
Eurasien, statt. Sowohl am Nordost-Rand Afrikas als auch am Südwest-Rand
Eurasiens befanden sich konvergierende Plattengrenzen an denen ozeanische
Kruste subduziert wurde. Dies hatte eine (Teil-)Schließung der Tethys, dem
damaligen Ozean zwischen den Kontinenten, zur Folge.
Die späte Phase der Orogenese (Gebirgsbildung) ereignete sich aber erst im
Neogen (ab ca. 23 Millionen Jahren) als auch die Paratethys, die noch
verbliebene nördliche Randzone der Tethys in Europa und dem heutigen
Zentralasien, allmählich geschlossen wurde. Die Kontinentalplatten Afrika und
Eurasien prallten daraufhin aufeinander und erfuhren aufgrund der kompressiven
Kräfte Deformationen, die mit Metamorphose-Prozessen einhergingen.
Zwischen den Platten wurden Kontinentalsplitter und Ozean-bodenreste der
penninischen Einheiten (Penninikum) eingeklemmt. Durch die Unterschiebung
(Subduktion) des Kontinentalrandes der Eurasischen Platte bildeten sich
mächtige Deckenstapel. Durch den folgenden isostatischen Auftrieb erfolgte eine
Hebung des gesamten Gebirgskomplexes. Diese Entwicklung bedingte das
Einsetzten des Molassestadiums, in dem tiefe Vorsenken mit Erosionsschutt
gefüllt wurden. Dieser Erosionsschutt ist abgetragenes Material der Bereiche der
Gesteinsabfolgen, die durch die Auffaltung und Hebung eine besonders
exponierte Lage erfahren haben.
Im Bereich des heutigen Tauernfensters wurde die gesamte Gesteinsfolge des
Ost- und Südalpins abgetragen, so dass man hier die Möglichkeit hat ältere
Gesteinsdecken des Penninikums an der Oberfläche aufgeschlossen zu finden
(FRISCH & MESCHEDE 2009).
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Abb. 2: Nord-Süd Profil durch die zentralen Alpen. Die Moho (Mohorovičić-Diskontinuität)
kennzeichnet den Übergang zwischen Erdkruste und Erdmantel (NEUBAUER et al. 2000).
Der Berliner Höhenweg führt durch das Herz des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler
Alpen. Der hochalpine Wanderweg bietet nicht nur wunderschöne Aussichten,
sondern auch einen einmaligen Einblick in die komplexe erdgeschichtliche
Entwicklung der Alpen. So erstreckt sich der Berliner Höhenweg über weite Teile des
westlichen Tauernfensters, der in seiner Stellung als tektonisches Fenster
maßgeblich zum Verständnis der alpinen Gebirgsbildung beigetragen hat. Aus der
Unterschiebung (Subduktion) des Penninkums unter das Ostalpin, das sich
seinerseits deckenartig über die Gesteine des ehemaligen Penninischen Ozeans
schob, resultierten hohe Druck und Temperaturbedingungen die zu Umwandlung
der mineralogischen Zusammensetzung der Gesteine (Metamorphose) führte. Die
Gesteinsumwandlung bei erhöhten Druck und Temperaturbedingungen durch
solche plattentektonischen Prozesse konnten insbesondere dank der geologischen
Arbeiten im Tauernfenster analysiert und modelliert werden. Bei genauerer
Betrachtung der Gesteine des Tauerfensters kann man also die Spuren der
tektonischen Beanspruchung, beispielsweise anhand der Schieferung, Faltung und
des Mineralbestands, erkennen. Es wurde eigens der Begriff „Tauernkristallisation“
von Sander (1920) für die spät-alpine Metamorphose der Gesteine der Tauern
eingeführt. 1903 wurde erstmals die „Theorie des Tauernfensters“ von Thermier
publiziert und bietet somit seit über 100 Jahren Raum für intensive geologische
Studien (EXNER 1993).
Abb. 3: Topographische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg
Erleben Sie die geologische Vielfalt dieser Region und begeben Sie sich auf eine
Reise durch die Erdgeschichte. Entlang des „Geopfades Berliner Höhenweg“
wurden an ausgewählten Standorten Schautafeln im Zuge einer Projektarbeit
Studierender der TU Darmstadt erstellt, die vertiefende Informationen zu
interessanten geologischen Fragestellungen liefern. Entdecken Sie die Schönheit
der Gesteine und Minerale des Tauenfensters sowie die tektonische
Entstehungsgeschichte. Erfahren Sie mehr über die Hydrogeologie und
Wasserversorgung von Mayrhofen und Ginzling sowie die eindrucksvollen
Hinterlassenschaften der quartären Gletschermassen und informieren Sie sich über
alpine Georisiken.
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Abb. 1: Übersicht über die zentralen und östlichen Alpen (oben). West - Ost Schnitt durch
das Tauernfenster (unten) Ö: Ötztal-Block, G: Gurktal-Block (FRISCH & MESCHEDE 2009).
Herausgeber:
Ingo Sass, Rafael Schäffer, Claus-Dieter Heldmann
Bearbeiter:
Sarah Bacher & Ines Betten
Literatur:
EXNER, C., (1993): Bald 100 Jahre Tauernfenster. Mitteilung österreichische Geologische Gesellschaft, 93. Jg, 175-179.
FRISCH, W. & MESCHEDE, M. (2009): Plattentektonik und Gebirgsbildung. 3. Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft / Primus-Verlag, Darmstadt, 196 Seiten.
NEUBAUER F., GENSER J., HANDLER R. (2000): The Eastern Alps: Result of a two-stage collision process. In: Austrian Journal of Earth Sciences, 92, 117-134.
Abb. 4: Geologische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg
Ein Projekt der Hauptgeländeübung II 2013 der TU Darmstadt
http://www.geo.tu-darmstadt.de/fg/angeotherm/hgue_ii_2013/eine_extrabreite_spalte.de.jsp
Stand: März 2014
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