Geopfad - Berliner Höhenweg Entstehung der Alpen Die Alpen sind das Resultat einer langwierigen und komplexen Abfolge gebirgsbildender Prozesse. Eine Besonderheit der Alpen ist, dass es sich um zwei Gebirge in einem handelt, wobei Gesteinseinheiten, die durch die variszische Orogenese geformt wurden, den Sockel für die alpinen Sedimentfolgen bilden. (FRISCH & MESCHEDE 2009). Es fand eine eo-alpine (frühalpine) Gebirgsbildung im späten Jura und in der unteren Kreide (vor ca. 145 Millionen Jahren), aufgrund der beginnenden Annäherung von Afrika (Gondwana) und Eurasien, statt. Sowohl am Nordost-Rand Afrikas als auch am Südwest-Rand Eurasiens befanden sich konvergierende Plattengrenzen an denen ozeanische Kruste subduziert wurde. Dies hatte eine (Teil-)Schließung der Tethys, dem damaligen Ozean zwischen den Kontinenten, zur Folge. Die späte Phase der Orogenese (Gebirgsbildung) ereignete sich aber erst im Neogen (ab ca. 23 Millionen Jahren) als auch die Paratethys, die noch verbliebene nördliche Randzone der Tethys in Europa und dem heutigen Zentralasien, allmählich geschlossen wurde. Die Kontinentalplatten Afrika und Eurasien prallten daraufhin aufeinander und erfuhren aufgrund der kompressiven Kräfte Deformationen, die mit Metamorphose-Prozessen einhergingen. Zwischen den Platten wurden Kontinentalsplitter und Ozean-bodenreste der penninischen Einheiten (Penninikum) eingeklemmt. Durch die Unterschiebung (Subduktion) des Kontinentalrandes der Eurasischen Platte bildeten sich mächtige Deckenstapel. Durch den folgenden isostatischen Auftrieb erfolgte eine Hebung des gesamten Gebirgskomplexes. Diese Entwicklung bedingte das Einsetzten des Molassestadiums, in dem tiefe Vorsenken mit Erosionsschutt gefüllt wurden. Dieser Erosionsschutt ist abgetragenes Material der Bereiche der Gesteinsabfolgen, die durch die Auffaltung und Hebung eine besonders exponierte Lage erfahren haben. Im Bereich des heutigen Tauernfensters wurde die gesamte Gesteinsfolge des Ost- und Südalpins abgetragen, so dass man hier die Möglichkeit hat ältere Gesteinsdecken des Penninikums an der Oberfläche aufgeschlossen zu finden (FRISCH & MESCHEDE 2009). N Ostalpin Sedimente Grundgebirge Penninikum Mo Engadiner Fenster Helvetikum zon lasse e Innsbruck A Tauernfenster Ö B Lienz Periad riatisch nter e d n I n e olomit D r Insubrische Indenter Brenner - Scherzone W Ö A es Line Gneisdome Gräben G ament 100 km Katschberg - Scherzone Tauernfenster 50 km G N fen rn ue Molasse Ta 0 r e t s obere Kru ste untere Kru 50 (km) tis a i dr ent a i r Pe eam Lin S uste r K e r obe ruste K e r e unt ste sch i n a Afrik e t Plat Moho Eura s e ch sisc he P e latte Abb. 2: Nord-Süd Profil durch die zentralen Alpen. Die Moho (Mohorovičić-Diskontinuität) kennzeichnet den Übergang zwischen Erdkruste und Erdmantel (NEUBAUER et al. 2000). Der Berliner Höhenweg führt durch das Herz des Hochgebirgs-Naturparks Zillertaler Alpen. Der hochalpine Wanderweg bietet nicht nur wunderschöne Aussichten, sondern auch einen einmaligen Einblick in die komplexe erdgeschichtliche Entwicklung der Alpen. So erstreckt sich der Berliner Höhenweg über weite Teile des westlichen Tauernfensters, der in seiner Stellung als tektonisches Fenster maßgeblich zum Verständnis der alpinen Gebirgsbildung beigetragen hat. Aus der Unterschiebung (Subduktion) des Penninkums unter das Ostalpin, das sich seinerseits deckenartig über die Gesteine des ehemaligen Penninischen Ozeans schob, resultierten hohe Druck und Temperaturbedingungen die zu Umwandlung der mineralogischen Zusammensetzung der Gesteine (Metamorphose) führte. Die Gesteinsumwandlung bei erhöhten Druck und Temperaturbedingungen durch solche plattentektonischen Prozesse konnten insbesondere dank der geologischen Arbeiten im Tauernfenster analysiert und modelliert werden. Bei genauerer Betrachtung der Gesteine des Tauerfensters kann man also die Spuren der tektonischen Beanspruchung, beispielsweise anhand der Schieferung, Faltung und des Mineralbestands, erkennen. Es wurde eigens der Begriff „Tauernkristallisation“ von Sander (1920) für die spät-alpine Metamorphose der Gesteine der Tauern eingeführt. 1903 wurde erstmals die „Theorie des Tauernfensters“ von Thermier publiziert und bietet somit seit über 100 Jahren Raum für intensive geologische Studien (EXNER 1993). Abb. 3: Topographische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg Erleben Sie die geologische Vielfalt dieser Region und begeben Sie sich auf eine Reise durch die Erdgeschichte. Entlang des „Geopfades Berliner Höhenweg“ wurden an ausgewählten Standorten Schautafeln im Zuge einer Projektarbeit Studierender der TU Darmstadt erstellt, die vertiefende Informationen zu interessanten geologischen Fragestellungen liefern. Entdecken Sie die Schönheit der Gesteine und Minerale des Tauenfensters sowie die tektonische Entstehungsgeschichte. Erfahren Sie mehr über die Hydrogeologie und Wasserversorgung von Mayrhofen und Ginzling sowie die eindrucksvollen Hinterlassenschaften der quartären Gletschermassen und informieren Sie sich über alpine Georisiken. E B Abb. 1: Übersicht über die zentralen und östlichen Alpen (oben). West - Ost Schnitt durch das Tauernfenster (unten) Ö: Ötztal-Block, G: Gurktal-Block (FRISCH & MESCHEDE 2009). Herausgeber: Ingo Sass, Rafael Schäffer, Claus-Dieter Heldmann Bearbeiter: Sarah Bacher & Ines Betten Literatur: EXNER, C., (1993): Bald 100 Jahre Tauernfenster. Mitteilung österreichische Geologische Gesellschaft, 93. Jg, 175-179. FRISCH, W. & MESCHEDE, M. (2009): Plattentektonik und Gebirgsbildung. 3. Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft / Primus-Verlag, Darmstadt, 196 Seiten. NEUBAUER F., GENSER J., HANDLER R. (2000): The Eastern Alps: Result of a two-stage collision process. In: Austrian Journal of Earth Sciences, 92, 117-134. Abb. 4: Geologische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg Ein Projekt der Hauptgeländeübung II 2013 der TU Darmstadt http://www.geo.tu-darmstadt.de/fg/angeotherm/hgue_ii_2013/eine_extrabreite_spalte.de.jsp Stand: März 2014