09_28_Furtschaglschiefer - Institut für Angewandte

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Geopfad - Berliner Höhenweg
Furtschaglschiefer
Tauernfenster
Von einem tektonischen Fenster spricht man, wenn strukturell tiefer gelegene Einheiten durch Erosion oder horizontale Erdkrustenbewegung freigelegt und dadurch
gegenüber der umgebenden Decke sichtbar werden. Das Tauernfenster ist neben
dem Engadiner Fenster und dem Rechnitzer Fenster eines der größten tektonischen Fenster der Alpen.
Das Tauernfenster (Abb. 1 A) ermöglicht sowohl einen Blick auf die penninischen
Einheiten der Oberen Schieferhülle, als auch auf die helvetischen Einheiten der Unteren Schieferhülle und Zentralgneise. Den Rahmen des Tauernfensters bilden die
Decken der Ostalpen (PFIFFNER 2010).
Großer Greiner
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Den helvetischen Kern des Tauernfensters bilden nach BRANDNER et al. (2008) die
tektonisch am tiefsten gelegenen Einheiten des Venediger-Deckensystems, bestehend aus dem Zentralgneis, dem "Alten Dach" sowie der "Unteren Schieferhülle".
Der Übergang zwischen dem Zentralgneis und der Unteren Schieferhülle verläuft in
Form der zunehmend geschieferten Gesteine des Alten Dachs fließend. Der helvetische Kern des Tauernfensters wird von den penninischen Einheiten der "Oberen
Schieferhülle" umrahmt, zu denen der Glockner-Deckenkomplex und die sogenannte Matreizone gezählt werden (PFIFFNER 2010).
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Pfitscherjoch-Haus
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Legende
Schautafeln
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Gamshütte
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Karl von Edelhütte
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Mittlere Grinbergspitze
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Pitzenalm
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Steinbockhaus
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Hoher Riffler
Grundschartner
Floitenturm
Maxhütte
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Stilluphaus
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Grüne-Wand Hütte
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Friesenberghaus
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Breitlahner
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Bei den Gesteinen der Unteren Schieferhülle handelt es sich um stark geschieferte
Metamorphite, die allesamt die gleiche Streichrichtung (WSW-ENE) aufweisen und
mit einem Winkel von etwa 75° einfallen (Abb. 2). Unter dem Begriff des Streichens
versteht man die Schnittspur einer natürlichen Trennfläche (z. B. einer Schichtgrenze) an der Erdoberfläche in Bezug auf Norden.
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Olperer
Olpererhütte
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Dominikus Hütte
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Großer Greiner
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Großer Löffler
Großer Mörchner
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Kasseler Hütte
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Grawandhütte
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Greizer Hütte
Zsigmondyspitze
Ochsner
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Pfitscherjoch
Haupenhöhe
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Gigalitz
NW
Hochsteller
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Ahornspitze
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Untere Schieferhülle
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Dristner
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Schautafel 09 / 28
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Schwarzenstein
Furtschaglhaus Schönbichler Horn
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1, Schöne Aussicht
2, Grinbergbach
3, Rutschung Penkenberg
4, Olperer Scherzone West
5, Hängetal
6, Schlegeisspeicher
7, Hydrochemie Zamser Grund
8, Hydrochemie Rotbachl
9, Furtschaglschiefer
10, Granate
11, Waxeggkees
12, Glimmerschiefer
13, Geologisches Panorama
14, Schwarzsteinmoor
15, Schwarzsee
16, Ophiolithe
17, Greiner Scherzone
18, Oberflächengewässer
19, Wasserkraft
20, Quellwasser
21, Alpine Naturgefahren
22, Petrografie der Gneise
23, Kare
24, Trotgal Stillupgrund
25, Olperer Scherzone Ost
26, Speicherseen
27, Tektonik des Tauernfensters
28, Ahornkern
Hütten
Gipfel
Höhenweg
Zustieg
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Kilometer
© OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA
Abb. 3: Topographische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg.
Die verschiedenen Gesteine der Unteren Schieferhülle können aufgrund ihres
fließenden Übergangs nicht immer deutlich voneinander getrennt werden (MIGNON
1972). Der sedimentäre Ursprung dieser Gesteine dagegen ist trotz des hohen
Metamorphosegrades aufgrund des Mineralgehalts und den Gefügestrukturen
noch nachweisbar. Der in Abb. 2 dargestellte Furtschaglschiefer ist ein Vertreter der
Metamorphite der Unteren Schieferhülle.
Hochfeiler
Furtschaglschiefer
B
2 km
Innsbruck
12°E
Mayrhofen
13°E
47°N
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Sterzing
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Streichen (WSW-ENE)
25 km
Einheiten des Penninikums:
Einheiten des Helvetikums:
Obere Schieferhülle (O.S.)
Untere Schieferhülle (U.S.)
Mesozoikum der O.S.
Kalk-Glimmerschiefer der U.S.
Effusionsgestein der O.S.
Zentralgneis
Abb. 1 A: Übersichtskarte des Tauernfensters. B: Lokalisierung des Furtschaglschiefers (verändert nach SELVERSTONE et
al. 1987 und STEFFEN et al. 2001).
Einfallen: 75°
Bei den Furtschaglschiefern handelt es sich um eine Einheit der Unteren Schieferhülle. Sie werden zur Greiner Serie gezählt und besitzen in der Literatur zahlreiche
Bezeichnungen wie „granatführender Graphitschiefer“, „Biotitporphyroblastenschiefer” & „Kleinelendschiefer“. Die Bezeichnung „Furtschaglschiefer“ nach
Christa, der das Gestein nach der Furtschaglspitze bezeichnete, hat sich jedoch mit
der Zeit etabliert.
Die Furtschaglschiefer bestehen aus einer dichten Wechselfolge von dunklen
Schiefern und etwas gröberen gneisigen Lagen. Bei dem Ausgangsgestein (Edukt)
der hellen Lagen handelt es sich um Quarzsande sowie Glimmersande, die dunklen
Lagen sind aus bituminösen Tonschiefern entstanden (LAMMERER et al. 1976). Die
Hauptgemengteile der Schiefer bilden die Glimmer Muskovit (Hellglimmer) und
Biotit (Dunkelglimmer) sowie Chlorid, das die grünliche Farbe bedingt. Als
Nebengemengteile treten Quarz, Feldspat und vereinzelt Granate auf. Das Alter
des Eduktes der Furtschaglschiefer wurde von KEBEDE et al. (2005) auf 368
Millionen Jahre geschätzt, sie haben also ein oberdevonisches Alter.
Aufgrund ihrer sehr guten Spaltbarkeit in dünne Platten wurden die Schiefer früher
als Dachschiefer für kleine Hütten und Ställe in der Umgebung genutzt (CHRISTA
1933).
Abb. 2: Der Furtschaglschiefer streicht wie alle Schiefer der Unteren Schieferhülle mit Westsüdwest-Ostnordost. Diese
Streichrichtung lässt sich nicht nur im kleinen Maßstab beobachten (unten), sie ist auch großräumig sichttbar (oben).
Herausgeber:
Ingo Sass, Rafael Schäffer, Claus-Dieter Heldmann
Bearbeiter:
Christiane Sikora & Rainer Kurdum
Literatur:
BRANDNER, R., REITER, F. & TÖCHTERLE, A. (2008): Überblick zu den Ergenissen der geologischen Vorerkundung für den Brenner-Basistunnel. Institut für Geologie und Paläontologie, Universität Innsbruck, Österreich.
CHRISTA, E. (1933): Das Greiner-Schwarzensteingebiet der Zillertaler Alpen in geologisch-petrographischer Betrachtung. Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck, H.:13, 1-114.
KEBEDE, T., KLÖTZLI U., KOSTER, J. & SKILÖD, T. (2005): Understanding the pre-Variscan and Variscan basement components of the central Tauern Window, Eastern Alps (Austria): constraints from single zircon U-Pb geochronology. International Journal of Earth Sciences, 94, 336-353.
LAMMERER, B., FRUTH, I., KLEMM, D. D., PROSSER, E. & WEBER-DIEFENBACH, K. (1976): Geologische und Geochemische Untersuchungen im Zentralgneis und in der Greiner Serie (Zillertaler Alpen, Tirol). Geologische
Rundschau, 65, 436-459..
MIGNON, K. (1972): Überblick über die geologischen Verhältnisse (Zemmkraftwerke). (Overview over the geological conditions - Zemm hydroscheme). Österr. Zeitschr. Elektrizitätswirtsch., 25, H.:10, 432-436.
PFIFFNER, O. A. (2010): Geologie der Alpen. 2. Auflage, Haupt-Verlag, 359 Seiten.
SELVERSTONE, J. & MUNOZ, J. L. (1987): Fluid heterogeneities and hornblende stability in interlayered graphitic and nongraphitic schists (Tauern Window, Eastern Alps). Contrib Mineral Petrol, 96, 426-440.
STEFFEN, K., SELVERSTONE, J. & BREARLEY, A. (2001): Episodic weakening and strengthening during synmetamorphic deformation in a deep-crustal shear zone in the Alps. In: HOLDSWORTH, R. E. (Hsrg.): The nature and tectonic
significance of fault zone weakening. Geological Society Special Publication, 186, 342 Seiten.
IAG
Institut für
Angewandte
Geowissenschaften
Ein Projekt der Hauptgeländeübung II 2013 der TU Darmstadt
http://www.geo.tu-darmstadt.de/fg/angeotherm/hgue_ii_2013/eine_extrabreite_spalte.de.jsp
Stand: Juli 2014
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