Geopfad - Berliner Höhenweg Furtschaglschiefer Tauernfenster Von einem tektonischen Fenster spricht man, wenn strukturell tiefer gelegene Einheiten durch Erosion oder horizontale Erdkrustenbewegung freigelegt und dadurch gegenüber der umgebenden Decke sichtbar werden. Das Tauernfenster ist neben dem Engadiner Fenster und dem Rechnitzer Fenster eines der größten tektonischen Fenster der Alpen. Das Tauernfenster (Abb. 1 A) ermöglicht sowohl einen Blick auf die penninischen Einheiten der Oberen Schieferhülle, als auch auf die helvetischen Einheiten der Unteren Schieferhülle und Zentralgneise. Den Rahmen des Tauernfensters bilden die Decken der Ostalpen (PFIFFNER 2010). Großer Greiner h Sc N Den helvetischen Kern des Tauernfensters bilden nach BRANDNER et al. (2008) die tektonisch am tiefsten gelegenen Einheiten des Venediger-Deckensystems, bestehend aus dem Zentralgneis, dem "Alten Dach" sowie der "Unteren Schieferhülle". Der Übergang zwischen dem Zentralgneis und der Unteren Schieferhülle verläuft in Form der zunehmend geschieferten Gesteine des Alten Dachs fließend. Der helvetische Kern des Tauernfensters wird von den penninischen Einheiten der "Oberen Schieferhülle" umrahmt, zu denen der Glockner-Deckenkomplex und die sogenannte Matreizone gezählt werden (PFIFFNER 2010). leg eis e Se Pfitscherjoch-Haus r u F h c ts ls g a Legende Schautafeln e ± 1 e 3 Gamshütte e e 2 Karl von Edelhütte e 27 28 e # 26 # Mittlere Grinbergspitze 25 ee 19 Pitzenalm 20 e # e Steinbockhaus e 16 Hoher Riffler Grundschartner Floitenturm Maxhütte # # e Stilluphaus 24 Grüne-Wand Hütte 18 e Friesenberghaus 21 Breitlahner Bei den Gesteinen der Unteren Schieferhülle handelt es sich um stark geschieferte Metamorphite, die allesamt die gleiche Streichrichtung (WSW-ENE) aufweisen und mit einem Winkel von etwa 75° einfallen (Abb. 2). Unter dem Begriff des Streichens versteht man die Schnittspur einer natürlichen Trennfläche (z. B. einer Schichtgrenze) an der Erdoberfläche in Bezug auf Norden. # # Olperer Olpererhütte # Dominikus Hütte 13 e 6 # Großer Greiner e 23 21 e 22 e e eAlpenrose Berliner Hütte e 12 14 e e 11 # # Großer Löffler Großer Mörchner 10 # # e e7 Kasseler Hütte 17 15 Grawandhütte e Greizer Hütte Zsigmondyspitze Ochsner e 8 Pfitscherjoch Haupenhöhe # Gigalitz NW Hochsteller r e f e Ahornspitze e 4 Untere Schieferhülle # Dristner e 5 SE i h c Schautafel 09 / 28 Schwarzenstein Furtschaglhaus Schönbichler Horn e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e # 1, Schöne Aussicht 2, Grinbergbach 3, Rutschung Penkenberg 4, Olperer Scherzone West 5, Hängetal 6, Schlegeisspeicher 7, Hydrochemie Zamser Grund 8, Hydrochemie Rotbachl 9, Furtschaglschiefer 10, Granate 11, Waxeggkees 12, Glimmerschiefer 13, Geologisches Panorama 14, Schwarzsteinmoor 15, Schwarzsee 16, Ophiolithe 17, Greiner Scherzone 18, Oberflächengewässer 19, Wasserkraft 20, Quellwasser 21, Alpine Naturgefahren 22, Petrografie der Gneise 23, Kare 24, Trotgal Stillupgrund 25, Olperer Scherzone Ost 26, Speicherseen 27, Tektonik des Tauernfensters 28, Ahornkern Hütten Gipfel Höhenweg Zustieg 9 0 1 2 4 6 8 Kilometer © OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA Abb. 3: Topographische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg. Die verschiedenen Gesteine der Unteren Schieferhülle können aufgrund ihres fließenden Übergangs nicht immer deutlich voneinander getrennt werden (MIGNON 1972). Der sedimentäre Ursprung dieser Gesteine dagegen ist trotz des hohen Metamorphosegrades aufgrund des Mineralgehalts und den Gefügestrukturen noch nachweisbar. Der in Abb. 2 dargestellte Furtschaglschiefer ist ein Vertreter der Metamorphite der Unteren Schieferhülle. Hochfeiler Furtschaglschiefer B 2 km Innsbruck 12°E Mayrhofen 13°E 47°N ch rei ter Ös n lie I ta Sterzing A Streichen (WSW-ENE) 25 km Einheiten des Penninikums: Einheiten des Helvetikums: Obere Schieferhülle (O.S.) Untere Schieferhülle (U.S.) Mesozoikum der O.S. Kalk-Glimmerschiefer der U.S. Effusionsgestein der O.S. Zentralgneis Abb. 1 A: Übersichtskarte des Tauernfensters. B: Lokalisierung des Furtschaglschiefers (verändert nach SELVERSTONE et al. 1987 und STEFFEN et al. 2001). Einfallen: 75° Bei den Furtschaglschiefern handelt es sich um eine Einheit der Unteren Schieferhülle. Sie werden zur Greiner Serie gezählt und besitzen in der Literatur zahlreiche Bezeichnungen wie „granatführender Graphitschiefer“, „Biotitporphyroblastenschiefer” & „Kleinelendschiefer“. Die Bezeichnung „Furtschaglschiefer“ nach Christa, der das Gestein nach der Furtschaglspitze bezeichnete, hat sich jedoch mit der Zeit etabliert. Die Furtschaglschiefer bestehen aus einer dichten Wechselfolge von dunklen Schiefern und etwas gröberen gneisigen Lagen. Bei dem Ausgangsgestein (Edukt) der hellen Lagen handelt es sich um Quarzsande sowie Glimmersande, die dunklen Lagen sind aus bituminösen Tonschiefern entstanden (LAMMERER et al. 1976). Die Hauptgemengteile der Schiefer bilden die Glimmer Muskovit (Hellglimmer) und Biotit (Dunkelglimmer) sowie Chlorid, das die grünliche Farbe bedingt. Als Nebengemengteile treten Quarz, Feldspat und vereinzelt Granate auf. Das Alter des Eduktes der Furtschaglschiefer wurde von KEBEDE et al. (2005) auf 368 Millionen Jahre geschätzt, sie haben also ein oberdevonisches Alter. Aufgrund ihrer sehr guten Spaltbarkeit in dünne Platten wurden die Schiefer früher als Dachschiefer für kleine Hütten und Ställe in der Umgebung genutzt (CHRISTA 1933). Abb. 2: Der Furtschaglschiefer streicht wie alle Schiefer der Unteren Schieferhülle mit Westsüdwest-Ostnordost. Diese Streichrichtung lässt sich nicht nur im kleinen Maßstab beobachten (unten), sie ist auch großräumig sichttbar (oben). Herausgeber: Ingo Sass, Rafael Schäffer, Claus-Dieter Heldmann Bearbeiter: Christiane Sikora & Rainer Kurdum Literatur: BRANDNER, R., REITER, F. & TÖCHTERLE, A. (2008): Überblick zu den Ergenissen der geologischen Vorerkundung für den Brenner-Basistunnel. Institut für Geologie und Paläontologie, Universität Innsbruck, Österreich. CHRISTA, E. (1933): Das Greiner-Schwarzensteingebiet der Zillertaler Alpen in geologisch-petrographischer Betrachtung. Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck, H.:13, 1-114. KEBEDE, T., KLÖTZLI U., KOSTER, J. & SKILÖD, T. (2005): Understanding the pre-Variscan and Variscan basement components of the central Tauern Window, Eastern Alps (Austria): constraints from single zircon U-Pb geochronology. International Journal of Earth Sciences, 94, 336-353. LAMMERER, B., FRUTH, I., KLEMM, D. D., PROSSER, E. & WEBER-DIEFENBACH, K. (1976): Geologische und Geochemische Untersuchungen im Zentralgneis und in der Greiner Serie (Zillertaler Alpen, Tirol). Geologische Rundschau, 65, 436-459.. MIGNON, K. (1972): Überblick über die geologischen Verhältnisse (Zemmkraftwerke). (Overview over the geological conditions - Zemm hydroscheme). Österr. Zeitschr. Elektrizitätswirtsch., 25, H.:10, 432-436. PFIFFNER, O. A. (2010): Geologie der Alpen. 2. Auflage, Haupt-Verlag, 359 Seiten. SELVERSTONE, J. & MUNOZ, J. L. (1987): Fluid heterogeneities and hornblende stability in interlayered graphitic and nongraphitic schists (Tauern Window, Eastern Alps). Contrib Mineral Petrol, 96, 426-440. STEFFEN, K., SELVERSTONE, J. & BREARLEY, A. (2001): Episodic weakening and strengthening during synmetamorphic deformation in a deep-crustal shear zone in the Alps. In: HOLDSWORTH, R. E. (Hsrg.): The nature and tectonic significance of fault zone weakening. Geological Society Special Publication, 186, 342 Seiten. IAG Institut für Angewandte Geowissenschaften Ein Projekt der Hauptgeländeübung II 2013 der TU Darmstadt http://www.geo.tu-darmstadt.de/fg/angeotherm/hgue_ii_2013/eine_extrabreite_spalte.de.jsp Stand: Juli 2014