Olperer Scherzone West Geologie Die interne Struktur des Tauernfesters besteht aus mehreren parallelen aufrechtstehenden Falten. Dabei bildet die Faltenlinie mit maximaler Krümmung die sogenannte Faltenachse. Sie ist das wichtigste strukturelle Element einer Falte, da die Strukturen in dieser Richtung eine maximale Kontinuität zeigen und somit den Spannungsverlauf des beanspruchten Gesteins rekonstruieren lassen. Die Faltenachsen des Tauernfensters streichen hierbei parallel zu mehreren Scherzonen, deren Scherrichtung sinistral verläuft. Diese Scherzonen entstanden gleichzeitig während der Heraushebung und der Faltung der regionalen Gesteinsschichten. (EBNER et al. 2004) Die Olperer Scherzone ist Teil des Salzach-Ennstal-Mariazell-Puchberg-Störungs-Systems (SEMP), das sich über eine Länge von 400 km in den östlichen Alpen erstreckt (ROSENBERG & SCHNEIDER 2008). Zu diesem Störungssystem gehören außerdem noch die parallel verlaufende Ahorn Scherzone im Norden sowie die Greiner Scherzone und die Ahrntal-Störung im Süden (Abb. 1). Das SEMP-Störungssystem markiert die nördliche Grenze der Zentralgneise, während die einzelnen Scherzonen diese durchschneiden. Die steilstehende Verwerfung zeigt einen sinistralen Versatz und resultiert aus der Anhebung des südlichen N Tauernfensters während der Alpenbildung (SCHNEIDER et al. 2010). Wildschrofen Standort Graue Platte / Wildschrofen Aufschluss 1 Gunggltal Mayrhofen Ginzlingen Speicher Stillup Speicher Stillup / Tunnel Aufschluss 2 Eine Scherzone ist eine Zone meist großer Längs- und Tiefenstreckung, die durch tektonische Beanspruchung in der Erdkruste und im Oberen Mantel hervorgerufen wird. Ihre Entstehung lässt sich auf einen nicht homogenen Verformungsprozess zurückführen. Sie reichen von spröden Scherzonen (Störungen) über spröd-duktile Scherzonen, hin zu rein duktilen Scherzonen (Abb. 2). In spröden Scherzonen konzentriert sich die Verformung auf enge Bruchflächen zwischen benachbarten Gesteinsblöcken, wohingegen sich in duktilen Scherzonen die Verformung auf einen breiteren Bereich ausdehnt und dabei in ihrer Stärke zwischen den unverformten Blöcken kontinuierlich variiert (REUTHER 2012). gescherte Zone Verformung der Gesteinkomponenten zeigt Duktilität und Einregelung von Mineralen senkrecht zur Hauptspannungsrichtung Versatz durch Sprödigkeit rz e h p Untersuchungs Gebiet Untere Schieferhülle Zentral Gneiss 20 km AS = Ahornscherzone Scherrrichtung GS = Greinerscherzone SEMP = Salzach-Ennstal-Mariazell-Puchberg-Störung Abb. 1: Tauernfenster und SEMP Störungssystm (verändert nach HANDY et al. 2005). Aufgeschlossen ist die Olperer Scherzone an der Grauen Platte am Wildschrofen längs zur Scherrichtung. Ein weiterer Aufschluss quer zur Scherrichtung ist in einem Tunnel nahe des Speichers Stillup (Tafel 25) gelegen. 28 e # 26 # Karl von Edelhütte e 27 # Ahornspitze e 25 Dristner 4 20 e # e Stilluphaus 24 e e19 Pitzenalm Grundschartner # Floitenturm Maxhütte e Steinbockhaus e 16 Grüne-Wand Hütte 18 e 21 Block B # Gigalitz # # Olperer Olpererhütte # Dominikus Hütte 13 e 6 # e 23 21 e 22 17 eAlpenrose Berliner Hütte e 12 e 14 e 11 Großer Greiner Kasseler Hütte e e 15 e e Greizer Hütte Zsigmondyspitze Ochsner Grawandhütte # # Großer Löffler Großer Mörchner 10 # # e 7 8 Pfitscherjoch 1, Schöne Aussicht 2, Grinbergbach 3, Rutschung Penkenberg 4, Olperer Scherzone West 5, Hängetal 6, Schlegeisspeicher 7, Hydrochemie Zamser Grund 8, Hydrochemie Rotbachl 9, Furtschaglschiefer 10, Granate 11, Waxeggkees 12, Glimmerschiefer 13, Geologisches Panorama 14, Schwarzsteinmoor 15, Schwarzsee 16, Ophiolithe 17, Greiner Scherzone 18, Oberflächengewässer 19, Wasserkraft 20, Quellwasser 21, Alpine Naturgefahren 22, Petrografie der Gneise 23, Kare 24, Trotgal Stillupgrund 25, Olperer Scherzone Ost 26, Speicherseen 27, Tektonik des Tauernfensters 28, Ahornkern Hütten # Gipfel Höhenweg e 9 e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e Schwarzenstein Furtschaglhaus Schönbichler Horn e Zustieg 0 1 2 4 6 8 Kilometer © OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA Abb. 3: Topographische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg. Graue Platte Die Graue Platte am Wildschrofen zeigt einen Aufschluss der Olperer Scherzone. Die anstehende Steilwand weißt die Hauptstreichrichtung der Scherzone auf (WSW nach ENE). Der Verwitterung und Lösung des Gesteins der südlichen Flanke ist es zu verdanken, einen direkten Einblick auf den Grenzbereich dieser Störung zu erhalten (Abb. 4a, Scherzonenbereich orange eingefärbt). Die bei der Scherung auftretende hohe Druckeinwirkung erzeugt, dass Kristalle eines Gesteins zerbrochen und deformiert werden. Durch die mechanische Bewegung kommt es dabei zu regelrechten Mahlprozessen bei denen die ehemaligen großen Kristalle zerkleinert und zu Bändern auseinandergezogen werden (Abb. 4b, rot markiert). Die auf diese Weise entstehenden kataklastischen Gesteine zeigen Gebiete mit ausgeprägter Bruchtektonik an. Ein typisches Beispiel sind die feinkörnigen Mylonite. Sie zeigen die Gefügeumwandlung im Gestein in Richtung der Scherbewegung. (Abb. 4c, orange markiert). GS Obere Schiefernhülle e 2 e Abb. 2: Spröd-duktile Scherzone. Brenner 3 Gamshütte Breitlahner e on Ol e Friesenberghaus Krimml Sc r ere e Mittlere Grinbergspitze Scherzone und Duktilität SEMP-Störzone Hintertux ± 1 # Mittersill AS Schautafeln e Hoher Riffler Schlegeisspeicher N Legende 5 N Graue Platte Schautafel 04 / 28 Die Olperer Scherzone verläuft von WSW nach ENE (Streichen) und zeigt ein nahezu vertikales Einfallen (senkrecht zum Streichen). Streichen beschreibt die Himmelsrichtung, in der die Schnittlinie einer geneigten Gesteinsschicht mit einer horizontalen Ebene verläuft. Die Olperer Scherzone entstand vor etwa 24-12 Mio. Jahren und formt eine bis 300 m breite Zone im Zentralgneis (SCHNEIDER et al. 2010). An dieser tektonischen Störungszone entstanden unter hohen Temperaturen bei mittleren Drücken metamorphe Gesteine durch scherende Bewegungen zweier aneinander vorbeigleitender Gesteinskörper. Block A Hintertux Geopfad - Berliner Höhenweg Durch den Scherprozess werden planare und lineare Minerale eingeregelt und gestreckt. Hierbei werden die Minerale senkrecht zur Hauptspannungsrichtung einrotiert (Abb.2). Im Idealfall wird eine Scherzone von zwei undeformierten parallelen Rändern begrenzt, meist erfolgt der Übergang zum undeformierten Gestein jedoch graduell. Die Entstehung von duktilen Scherzonen beruht auf das Auftreten von Verformungsschwächung im Gestein. Auch die unter metamorphen Bedingungen erfolgende Mineralneubildung, welche leichter druckdeformierbar sind als die ursprünglichen Minerale, sowie die Einwirkung von Fluiden, welche ebenfalls Minerale neu bilden oder auflösen, können Auslöser für Verformungsschwächung sein. Bei der Scherung unterscheidet man zwischen sinistraler und dextraler Scherrichtung. Damit wird die relative Verschiebung des gegenüberliegenden Blocks beschrieben. Eine sinistrale Scherung bezeichnet damit eine Linksverschiebung (REUTHER 2012). Herausgeber: Ingo Sass, Rafael Schäffer, Claus-Dieter Heldmann Bearbeiter: Julia Gumbert & Sebastian König Literatur: EBNER, M., DECKER, K., GRASEMANN, B. (2004): Normal versus strike-slip faulting – deformation mechanisms during exhumation in the footwall of the Brenner normal fault (Tyrol, Austria). Ber. Inst. Erdwiss. K.-F.-Univ. Graz, Band 9, 114-115. HANDY, M. R., BABIST, J., WAGNER, R., ROSENBERG, C. L., KONRAD, M. (2005): Decoupling and its relation to strain partitioning in continental lithosphere: insigt from the Periadriatic fault system (European Alps). Deformation Mechanisms, Rheology and Tectonics: from Minerals to the Lithosphere. Geological Society of London, Special Publication, 243, 249–276. REUTHER, C.-D. (2012): Grundlagen der Tektonik, Kräften und Spannungen der Erde auf der Spur. Spektrum Akademischer Verlag; Springer, Berlin, 277 Seiten ROSENBERG, C., SCHNEIDER, S. (2008): The western termination of the SEMP Fault (eastern Alps) and its bearing on the exhumation of the Tauern Window. Geological Society, London, Special Publications, 298, 197-218. SCHNEIDER, S., ROSENBERG, C, HAMMERSCHMIDT, K. (2010): The Western Tauern Window (Eastern Alps): Timing and Interplay of Folds and Sinistral Shear Zones as Result of South-Alpine Indentation. Geophysical Research Abstracts, 12, EGU2010-15113, Wien, Österreich. .. S S N N Grinbergspitze b) 5m a) c) 5m Abb. 4: Olperer Scherzone unterhalb der Grauen Platte. (Fotos: Rafael Schäffer) IAG Institut für Angewandte Geowissenschaften Ein Projekt der Hauptgeländeübung II 2013 der TU Darmstadt http://www.geo.tu-darmstadt.de/fg/angeotherm/hgue_ii_2013/eine_extrabreite_spalte.de.jsp Stand: März 2014