Granate im Zemmgrund Modifikationen und Erscheinungsbilder Es existieren nach OKROSCH & MATTHES (2005), bedingt durch variierenden Chemismus, sechs verschiedene Arten von Granatmineralen. Dabei handelt es sich um Pyrop, Almandin, Spessartin, Uwarowit , Grossular und Andradit. Der Pyrop ist aufgrund seiner tiefroten Farbe und seiner Reinheit die begehrteste Modifikation. Granate weisen typischerweise einen Glas- bis Fettglanz auf, vereinzelt auch einen Diamantglanz. Ihre Kanten sind häufig durchscheinend. Sie wachsen meist in Form von Rhombendodekaedern (Abb. 1 A) und Ikositetraedern (Abb. 1 B), vereinzelt findet man auch Kombinationen aus diesen beiden Wachstumsformen im Zemmgrund (CHRISTA 1931, OKROSCH & MATTHES 2005). Geopfad - Berliner Höhenweg Schautafel 10 / 28 Granatabbau im Zillertal Legende ± Mit den ersten Granatfunden im Bereich des Roßrückens (in Abb. 3 blau markiert) des Zillertaler Bauern Andrä Kreidl im Jahre 1745 begann der Granatabbau im Zillertal. Neben Kreidl erwarben in den darauffolgenden Jahren noch zahlreiche andere Einwohner Schurfgenehmigungen für das Gebiet um die Berliner Hütte (KANDUTSCH & WACHTLER 2000). Weitere Abbaugebiete befanden sich am Hornrücken und im Schwarzensteinkees (CHRISTA 1933). Schautafeln e 1 e 3 Gamshütte e e 2 e # 26 # Mittlere Grinbergspitze Ahornspitze e 25 4 20 e Grundschartner # Floitenturm Maxhütte e Steinbockhaus e 16 Hoher Riffler # e Stilluphaus 24 ee 19 Pitzenalm 5 # Dristner e Grüne-Wand Hütte 18 e Friesenberghaus Berliner Hütte N 21 Breitlahner # Gigalitz # # Olperer Olpererhütte # Dominikus Hütte 13 e 6 # Großer Greiner Schönbichler Horn 8 Pfitscherjoch eAlpenrose Berliner Hütte e 12 14 e e 11 23 21 e 22 # # Großer Löffler Großer Mörchner 10 # Schwarzenstein Furtschaglhaus Schönbichler Horn e # 1, Schöne Aussicht 2, Grinbergbach 3, Rutschung Penkenberg 4, Olperer Scherzone West 5, Hängetal 6, Schlegeisspeicher 7, Hydrochemie Zamser Grund 8, Hydrochemie Rotbachl 9, Furtschaglschiefer 10, Granate 11, Waxeggkees 12, Glimmerschiefer 13, Geologisches Panorama 14, Schwarzsteinmoor 15, Schwarzsee 16, Ophiolithe 17, Greiner Scherzone 18, Oberflächengewässer 19, Wasserkraft 20, Quellwasser 21, Alpine Naturgefahren 22, Petrografie der Gneise 23, Kare 24, Trotgal Stillupgrund 25, Olperer Scherzone Ost 26, Speicherseen 27, Tektonik des Tauernfensters 28, Ahornkern Hütten Gipfel Höhenweg Zustieg 9 0 Roßrücken e e e # e e7 Kasseler Hütte 17 15 Grawandhütte e Greizer Hütte Zsigmondyspitze Ochsner e B e 27 28 # ehem. Granatmühle A Karl von Edelhütte e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e e 1 2 4 6 8 Kilometer © OpenStreetMap (and) contributors, CC-BY-SA Abb. 4: Topographische Übersichtskarte des Geopfades - Berliner Höhenweg. Großer Möseler Abb. 1 A: Skizze eines Rhombendodekaeders, B: Skizze eines Ikositetraeders (verändert nach MARKL 2008). 1km Nach MARKL (2008) wachsen Granate meist im Zuge der Metamorphose, also während der Gesteinsumwandlung unter veränderten Temperatur- und Druckbedingungen, in Gesteinen wie Schiefern und Gneisen. Bei den vorwiegend im Zillertal zu findenden Granaten handelt es sich um Almandine (Abb. 2 A) in Form von Rhombendodekaedern. Sie besitzen die chemische Formel Fe3Al2[SiO4]3 und eine Härte von 6,5 bis 7,5 auf der Mohs’schen Härteskala. Zur Zeit seines Abbaus wurde sein Preis als Schmuckstein aufgrund seiner, nicht dem Schönheitsideal eines Granates entsprechenden, bräunlich roten Farbe gesenkt. Größere Exemplare wurden jedoch auch teurer verkauft, da solch große Granate selten waren (KANDUTSCH & WACHTLER 2000). Abb. 3: Übersichtskarte des Gebietes (Quelle: verändert nach Googlemaps, Stand: Dezember 2013). Die Größe der Granate variiert von Stecknadelkopf- bis Walnusskerngröße. Die kleineren Exemplare fanden Verwendung vor allem als Schmuckstein für ärmere Leute und zum Schmücken der Volkstrachten im Alpenraum. Unreine Exemplare wurden als Schleifmittel genutzt. Die Blütezeit des Granatabbaus im Zillertal endete noch vor Beginn des 19. Jahrhunderts, da die Granate von günstigeren Modesteinen aus Übersee abgelöst wurden (CHRISTA 1931, CHRISTA 1933, KANDUTSCH & WACHTLER 2000). Muttergestein A 1 cm 1 cm B Abb. 2 A: Granate aus den Zillertal; B: Chlorit-Biotitschiefer (Fotos: Sikora). Die Almandine, die im Zillertal abgebaut wurden, finden sich in unterschiedlichen Gesteinsarten. Im Bereich des Roßrückens handelt es sich um einen lauchgrünen feinkörnigen Chlorit-Biotitschiefer (Abb. 2 B). Darunter versteht man ein metamorphes Gestein, das stark überprägt und gefaltet wurde. Die Chlorid- und Biotitminerale liegen in grobblättriger Form vor. Die Granate sind in das Gefüge dieses Gesteins eingewachsen, weshalb sie sich nur schwer aus dem Gesteinsverband lösen lassen. Im Bereich des Schwarzensteinkeeses zwischen dem Roßkar und dem Saurüßel handelt es sich bei dem Muttergestein hingegen um einen Granatgneis. In diesem Gestein findet man besonders große Exemplare des Almandins, die bis Walnusskern groß werden können (Abb. 5). Herausgeber: Ingo Sass, Rafael Schäffer, Claus-Dieter Heldmann Bearbeiter: Christiane Sikora & Rainer Kurdum Literatur: CHRISTA, E. (1931): Das Gebiet des Oberen Zemmgrunes in den Zillertaler Alpen. Jb. Geol. Reichsanstalt, Wien, 81, 533-635. CHRISTA, E. (1933): Das Greiner-Schwarzensteingebiet der Zillertaler Alpen in geologisch-petrographischer Betrachtung. Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Universitäts-Verlag Wagner, Innsbruck, H.:13, 1-114. KANDUTSCH, G., WACHTLER, M. (2000): Die Kristallsucher - Ein Gang durch Jahrmillionen. Christian Weise Verlag (München), 160 Seiten. MARKL, G. (2008): Minerale und Gesteine: Mineralogie - Petrologie - Geochemie. 2. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag (Heidelberg), 610 Seiten. OKROSCH, M. & MATTHES, S. (2005): Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage, Springer-Verlag (Berling, Heidelberg) 526 Seiten. Abb. 5: Granatgneis, Stiellänge des Hammers etwa 30 cm (Foto: Schäffer). Granatgewinnung Das aus dem Gesteinsverband herausgesprengte granathaltige Gestein wurde zur weiteren Verarbeitung zu Granatmühlen gebracht. Die zum Abbau am Roßrücken gehörige Granatmühle befand sich nach CHRISTA (1933) im Bereich des Waxegg-Keeses (hiesiger Standort, in Abbildung 3 gelb markiert) in der Nähe eines Gletscherbaches, der die Energie und das benötigte Wasser für den Betrieb der Mühlen lieferte. Dort wurde das Gestein mit Hilfe eines hammerartigen Zerkleinerungswerkzeuges soweit zerstört, bis nur noch die Granatkerne übrigblieben (CHRISTA 1933, KANDUTSCH & WACHTLER 2000). Anschließend wurden die Granatkerne in Kübeln getrommelt, wodurch auch die letzten Gesteinsreste durch Aneinanderschlagen der Granate gelöst wurden. Die getrommelten Granate wurden schließlich in Granatschleifereien, wie in Prag, transportiert (KANDUTSCH & WACHTLER 2000). Die Zeugnisse der Granathütten und -mühlen existieren nicht mehr, da sie in den letzten Jahren durch Lawinen vollständig zerstört wurden. IAG Institut für Angewandte Geowissenschaften Ein Projekt der Hauptgeländeübung II 2013 der TU Darmstadt http://www.geo.tu-darmstadt.de/fg/angeotherm/hgue_ii_2013/eine_extrabreite_spalte.de.jsp Stand: Juli 2014