Technische Universität Darmstadt Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld F-Praktikumsversuch B 1.5 Durchgeführt von: Hans Peter Loens und Ulrich Seyfarth Durchgeführt am: 24. Januar 2005 Betreuer: Herr Dr. Sergej Zhukov Verfasst von: Ulrich Seyfarth <[email protected]> Version vom: 13. Februar 2005 Matrikelnummer: 0000000 Anlagen: Originalprotokoll, Aufgaben zu den möglichen Übergängen INHALTSVERZEICHNIS Seite 2 Inhaltsverzeichnis 1 Theoretischer Hintergrund 1.1 Spektroskopische Notation . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Der Landéfaktor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Russel-Saunders-Kopplung . . . . . . . . . . . . . . . 1.4 jj-Kopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 Atome im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.6 Klassische Erklärung des Zeemann-Effektes . . . . . . 1.7 Quantenmechanische Erklärung des Zeemann-Effektes . 1.8 Auswahlregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.9 Paschen-Back-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 3 3 3 3 4 4 4 4 2 Versuchsaufbau 5 3 Versuchsdurchführung 3.1 Messung des Quecksilbers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Messung des Heliums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Auswertung des Bohrschen Magnetons . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 6 6 4 Fazit 7 Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld Ulrich Seyfarth 1 THEORETISCHER HINTERGRUND 1 1.1 Seite 3 Theoretischer Hintergrund Spektroskopische Notation Die Spektroskopie betrachtet die Wellenlängen ausgesendeter Photonen von Atomen. So lässt sich auf deren Zustand zurückschliessen. Der Zustand eines einzelnen Elektrons ist charakterisiert durch die Hauptquantenzahl n, den Bahndrehimpuls l, die magnetische Quantenzahl mJ und den Spin s. Besteht ein System aus mehreren Elektronen, so fasst man diese Quantenzahlen je nach Kopplungstyp zusammen Entweder nach der LS- oder der jj-Kopplung, bzw. häufig auch aus einer Kombination aus beiden. Daraus ergeben sich Gesamtbahndrehimpuls L (S, P, D, F, G, ..), Gesamtspin S und Gesamtdrehimpuls J. Als zusammengesetzte Grösse, die die Aufspaltung der Energieniveaus zeigt, definiert man noch die Multiplizität für S für S ≤ L mit 2S + 1 und > L mit 2L + 1 . Man spricht dann von Singulett, Dublett, Triplett, usw. Die Nomenklatur für den Gesamtzustand ist: nMultiplizität Lj 1.2 Der Landéfaktor Als Proportionalitätsfaktor zwischen einem Drehimpuls und dessem magnetischen Moment gibt es den Landéschen g-Faktor. Er bestimmt sich durch: gJ = 1 + J(J + 1) − L(L + 1) + S(S + 1) 2J(J + 1) . Es lässt sich für jeden Übergang noch ein ∆geff bestimmen mit ∆geff = gmj − g 0 m0j 1.3 Russel-Saunders-Kopplung Bei schwacher Wechselwirkung zwischen Spin und P Bahndrehimpuls lassen sich beide P unabhängig voneinander zum Gesamtspinn S = si und Gesamtbahnimpuls L = li addieren, welche wiederum mit S +L = J ergeben. Diese Kopplung wird auch LS-Kopplung genannt. 1.4 jj-Kopplung Ist die Wechselwirkung zwischen Spin und Bahndrehimpuls der einzelnen Elektronen sehr gross, P so addieren sich sich jeweils zu ji = li + si . Der Gesamtdrehimpuls ist dann durch J = ji bestimmt. 1.5 Atome im Magnetfeld Durch das anliegende Magnetfeld lässt sich der Hamiltonoperator des Systems mithilfe der Störungstheorie schreiben als: H = H0 + HLS + HB Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld , Ulrich Seyfarth 1 THEORETISCHER HINTERGRUND Seite 4 wobei H0 den ungestörten Hamiltonoperator bezeichnet. Die Störung des Magnetfeldes ist mit HB = −µ · B = −gl µB J·B h̄ anzusetzen. Für ein B-Feld in z-Richtung erhält man HB = gJ µB BMJ . HLS bezeichnet die Spin-Bahn Wechselwirkung. 1.6 Klassische Erklärung des Zeemann-Effektes Man kann die Wechselwirkung der Elektronen im Magnetfeld mit einem harmonischen Oszillator vergleichen. Legt man das Magnetfeld in z-Richtung an, so können die Schwingungen des Elektrons in die orthogonale x- bzw. die y-Richtung als Kreisbewegungen gedeutet werden. Durch die Lorentzkraft ändert sich die Rotationsfrequenz und zwei senkrecht zum Feld zirkular polarisierte Wellen (σ ± ) werden emittiert, sowie eine parallel zum Feld polarisierte (π). 1.7 Quantenmechanische Erklärung des Zeemann-Effektes Ist der Gesamtspin des Atoms null, so ist J = L und gL = gJ = 1. Somit ist die Multiplizität 2J + 1 und es tritt eine Aufspaltung in 3 Spektrallinien auf, wenn die g-Faktoren des Ausgangs- und des Endzustandes gleich sind. Man spricht in diesem Fall vom normalen Zeemann-Effekt. Die Verallgemeinerung des Zeemann-Effektes ist der anormale Zeemann-Effekt. Er nutzt die quantenmechanische Erklärung und setzt sich deshalb von der klassischen Erklärung ab. In diesem Fall ist der Gesamtspinn ungleich null, weil die g-Faktoren unterschiedlich sind. Die Anzahl möglicher Übergänge lässt sich durch die Auswahlregeln bestimmen. Für die π-Komponenten ist ∆MJ = 0, für die σ ± -Komponenten ∆MJ = ±1. 1.8 Auswahlregeln Aus den verschiedensten Gründen sind nicht alle Übergänge zwischen Energieniveaus in Atomen erlaubt. Folgende Änderungen in den Quantenzahlen sind es: ∆l ∆j ∆ml ∆ms ∆mJ ∆J = = = = = = ±1 0, ±1 0, ±1 0 0, ±1 0, ±1 , wobei für ∆J = 0, ∆mJ = 0 verboten ist. 1.9 Paschen-Back-Effekt Verhindert das angelegte Magnetfeld durch seine Stärke die Spin-Bahn-Kopplung, präzidieren beide unabhängig voneinander um die Feldrichtung des Magnetfeldes. Die Spektrallinien spalten wie beim normalen Zeemann-Effekt in 3 Linien auf. Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld Ulrich Seyfarth 3 VERSUCHSDURCHFÜHRUNG 2 Seite 5 Versuchsaufbau Der generelle Versuchsaufbau ist bei allen Messungen der gleiche, es werden lediglich die Farbfilter und die Quelle getauscht. Zudem wird zum Messen der π-Komponente das Magnetfeld um 90◦ gedreht. Das Magnetfeld ist zum Messen der σ-Komponenten senkrecht zur Beobachtungsrichtung, es folgt ein System aus Linse, Polfilter, Farbfilter und einem Fabry-Pérot Interferometer, bevor der Lichtstrahl von einer Kamera aufgenommen und auf einem Monitor dargestellt wird. Abbildung 1: Messung der σ ± - und der π-Komponenten senkrecht zum Magnetfeld Das Magnetfeld ist stufenlos einstellbar. Durch die möglichen Wegunterschiede im Interferometer erscheinen Ringe als Interferenzmuster auf dem Monitor. Ohne Magnetfeld zeigen sie immer wieder das gleiche Energieniveau, da nur eine Wellenlänge durch das Interferometer gelangt. Da sich die Ringe bei angelegtem Magnetfeld aufspalten, kann man die aufgespaltenen Teile durch Regeln des Magnetfeldes so übereinanderlegen, bzw. in ein solches Abstandsverhältnis zueinander setzen, dass man ein bekanntes Winkelverhältnis erhält. 3 Versuchsdurchführung Die entsprechenden Übergänge für die Wellenlängen und die daraus resultierenden g-Faktoren finden sich fast alle im angefügten Protokoll (zu bearbeitende Aufgaben). Hier wird nur noch auf die fehlenden Informationen eingegangen. 3.1 Messung des Quecksilbers λ / nm 405 405 ∆geff 2 2 436 436 1 1 546 3 2 δα1 δα2 1 2 1 4 1 8 1 16 1 4 I3 / A I¯ / A 1,15 0,41 1,15 0,42 1,6 0,42 1,34 0,49 1,29 0,54 1,3 0,53 1,31 0,52 0,96 0,91 0,97 0,95 I1 / A I2 / A 1,18 0,43 • Violette Linie (405 nm): Die erwartete Aufspaltung in drei Linien war deutlich sichtbar. • Blaue Linie (436 nm): Weil für ∆J = 0, ∆mJ = 0 nicht erlaubt ist (1.8), wurde hier nur in eine Aufspaltung in zwei Linien pro Polarisationsrichtung erwartet. Die sonst mittlere Linie ist also nicht vorhanden. Ausserdem hat es die Messapparatur nicht erlaubt, alle Aufspaltungen zu sehen, nur die Werte für ∆geff = 1 waren messbar. Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld Ulrich Seyfarth 3 VERSUCHSDURCHFÜHRUNG Seite 6 • Grüne Linie (546 nm): Nach den Auswahlregeln (1.8) erwartet man eine Aufspaltung in neun Linien, in jeder Polarisationsrichtung drei. Auch hier setzte die Messaparatur Grenzen und nur drei Linien konnten vermessen werden. Alle betrachteten Aufspaltungen des Quecksilbers zeigen den anormalen Zeemann-Effekt, da S 6= 0 ist und damit die beiden g-Faktoren jeweils unterschiedlich sind (1.7). 3.2 Messung des Heliums λ / nm 589 668 ∆geff 1 1 δα1 δα2 1 8 1 8 I1 / A I2 / A 0,36 0,53 0,42 0,51 I3 / A I¯ / A 0,4 0,49 0,39 0,51 Die Messung beim Helium war sehr schwierig, da die Heliumlampe bei höheren Feldstärken stark flackerte und es eine Rückkopplung zum Magnetfeld gab. • Gelbe Linie (589 nm): Der Übergang ist 3 D3,2,1 →3 P2,1,0 . Es ergeben sich damit die folgenden g-Faktoren: g(3 D3 ) = g(3 P1 ) = 4 3 7 6 1 2 3 2 3 2 g(3 P0 ) = 0 g(3 D2 ) = g(3 D1 ) = g(3 P2 ) = Dass statt der 54 erwarteten Linien nur drei gemessen werden, könnte mit dem Paschen-Back-Effekt (1.9) erklärt werden. Das hiesse, das Magnetfeld ist zu gross für eine Spin-Bahn Kopplung. • Rote Linie (667 nm): Die Aufspaltung in drei Linien war deutlich zu sehen. Wegen S = 0 liegt der normale Zeemanneffekt vor (1.7). Die jeweiligen Polarisationen (π-Komponente linear und parallel zum Feld, σ ± -Komponenten senkrecht dazu und zirkular) waren durch Verstellen des Polarisationsfilters erkennbar. 3.3 Auswertung des Bohrschen Magnetons Es wird für jede Wellenlänge das Bohrsche Magneton betrachtet. Dafür gilt: µB = ∆µB = hc 2d·H·∆g hc 2d·H 2 ·∆g eff · δα1 eff δα2 1 · δα δα2 · ∆H Der Literaturwert ist µB = 9, 274015 · 10−24 J/T. Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld Ulrich Seyfarth 4 FAZIT λ / nm 4 Seite 7 405 ∆geff 2 405 2 436 1 436 1 546 3 2 589 1 667 1 δα1 δα2 1 2 1 4 1 8 1 16 1 4 1 8 1 8 I¯ / A H / mT µB /10−24 J/T 1,16 ± 0,03 349,0 ± 6,0 9,4235 ± 0,1620 0,42 ± 0,03 189,5 ± 7,5 8,6777 ± 0,3434 1,31 ± 0,03 375,0 ± 4,8 8,7702 ± 0,1226 0,52 ± 0,03 215,5 ± 6,7 7,6307 ± 0,2372 0,95 ± 0,03 311,5 ± 5,6 7,0387 ± 0,1898 0,39 ± 0,08 186,0 ± 24,5 8,841 ± 1,1645 0,51 ± 0,08 214,0 ± 20,5 7,6855 ± 0,7361 Fazit Der Versuch bringt dem Experimentator anschaulich die Quantenzahlen näher. Man bekommt damit auf experimenteller Basis einen Einstieg und ein besseres Gefühl für Quanteneffekte. Für beschriebene Effekte und die Nomenklatur der Spektroskopie in Experimentalphysikvorlesungen ist der Versuch eine Antwort. Die ungenaue Darstellung auf dem Monitor und die Probleme bei der He-Lampe machen qualitatives Messen aber teilweise sehr schwierig. Aufspaltung von Spektrallinien im Magnetfeld Ulrich Seyfarth