Kapitel C_226- Kopie:Kapitel C_226- Kopie 09.03.09 13:12 Seite 243 VOM MAUL ÜBER MAGEN UND DARM: DER VERDAUUNGSAPPARAT C 5.4. Therapie bei Magenerkrankungen Magenentzündung Hausmittel Massage/ Umschläge Akupressur Bachblüten Kräuter Tees Zusatzfutter Magengeschwür Warmer Hafer- oder Leinsamenschleim in kleinen Portionen schützt die Magenwände. Dazu gibt es gutes Heu. Tierkohle oder Heilerde saugen die Magensäure gut auf. Warme Bauchwickel Eine leichte Massage des Pferdebauchs hilft Ihrem Pferd Ma 36, Di 4, Le 3, Bl 60 sowie ein Yin-Yang-Ausgleich Holly, eventuell Rock Rose dazu Rock Rose, Vervain Danach zur Erholung: Danach zur Erholung: Olive und Wild Oat Olive und Wild Oat Je 100 g Brombeer- und Himbeerblätter, 100 g Baldrian (steht auf der Dopingliste), 100 g Pfefferminze, 80 g Eibisch, 80 g 100 g Pfefferminze, 80 g Beinwell, 80 g Oregano, 40 g Süßholz, 100 g Isländisch Mädesüß, 120 g Kamille, 40 g Süßholz, Moos, 100 g Kamille, 80 g Thymian, je 50 100 g Schafgarbe, 80 g Eibisch und 50 g Fenchel-Samen (zerstoßen) mischen und g Kümmel und Fenchel (zerstoßen) mischen und über 4-6 Wochen 50 g tägl. über 4-6 Wochen 50 g tägl. ins Futter mischen. ins Futter geben. Je 1 TL Brombeer- und Himbeerblätter, Melisse, Kamille und Pfefferminze werden mit 1 l kochendem Wasser übergossen, 10 Min. ziehen lassen, evtl. abseihen (Sie können die Kräuter auch mitfüttern) und lauwarm 2-mal täglich 1/4 l dem Pferd eingegeben. Eventuell mit etwas Honig oder Traubenzucker süßen! Dazu 2 Becher Joghurt und 2 EL Honig tägl. ins Futter. 6. Erkrankungen des Darms 6.1. Kolik Eine Kolik ist im eigentlichen Sinne keine Krankheit, sondern ein Anzeichen, das sich auf einen stark schmerzhaften Zustand im Bereich von Bauch und Becken bezieht. Dies kann vom Magen-Darmtrakt, aber auch von den dort liegenden inneren Organen wie Nieren, Blase, Leber oder dem Geschlechtsapparat kommen. Da jedoch in den meisten Fällen die Schmerzen ihre Ursache im Verdauungsapparat haben, bedeutet das Wort Kolik (echte Kolik) gemeinhin ein akutes, schmerzhaftes Magen-Darmproblem. Ein stark schmerzhafter Zustand an den anderen Organen in diesem Bereich wird im Volksmund auch als „falsche” Kolik bezeichnet. Je nach Sitz bzw. Ursache der Kolik unterscheidet man verschiedene Kolikformen. Dabei unterteilt man die Kolikformen je nach Ursache in Verstopfungskolik, Krampfkolik, Gaskolik, Sandkolik und thrombotisch-embolische Kolik. Eine weitere Einteilungsmöglichkeit ist die nach betroffenem Darmabschnitt: Magen-, Dünndarm- und Dickdarmkolik sowie die Blinddarmkolik (eigentlich zum Dickdarm gehörig). Dies sagt jedoch nur etwas über den betroffenen Bereich des Verdauungstraktes aus. Die Kolik ist eine der häufigsten Ursachen für eine Notfallbehandlung beim Pferd. VORBEUGUNG gegen Magenerkrankungen!! Die Ernährung Ihres Pferdes spielt eine große Rolle bei den Erkrankungen des MagenDarm-Trakts. Überprüfen Sie regelmäßig Zustand und Qualität des Futters. Vermeiden Sie unregelmäßige Fütterungen oder plötzliche Futterwechsel. Füttern Sie wenig Kraft- und viel Raufutter. Geben Sie Kraftfutter in mehreren, kleinen Portionen und bieten Sie Raufutter den ganzen Tag über an. Ist dies nicht möglich, füttern Sie das Raufutter vor dem Kraftfutter, da durch das stärkere Kauen des faserreichen Raufutters die Speichelbildung angeregt wird. Welche Kolikformen gibt es? ● MAGENKOLIK ODER AUCH MAGENÜBERLADUNG: Der Magen der Pferde ist relativ klein. Wird zu viel Futter auf einmal aufgenommen, das im Magen noch aufquillt, wird der Magen schnell überladen. Aber das Pferd kann sich nicht wie andere Tiere erbrechen. Auch ist er nicht sehr dehnbar, sodass dann schnell kolikartige Schmerzen auftreten. In schweren Fällen kann die Magenwand sogar reißen. ● DÜNNDARMKOLIK: Verstopfungskoliken gibt es im Dünndarm nur sehr selten. Häufiger sind Gaskoliken und Krampfkoliken. Die Dünndarmkolik macht sich durch die starken Schmerzen rasch bemerkbar. Typisches Anzeichen ist dünner, übelriechende Kot. ● DICKDARMKOLIK: Meist handelt es sich um eine Verstopfungskolik. Die weiten Anteile des Grimmdarms können aber auch stark aufgegast sein. ● BLINDDARMKOLIK: Hier kommen anatomisch begünstigt sowohl Gaskoliken als auch Verstopfungskoliken vor. ● KRAMPFKOLIK: Die häufigste Form der Kolik ist die Krampfkolik. Dabei leiden die Pferde unter heftigen, mehrere Minuten andauernden Schmerzattacken mit spastisch verkrampftem Darm. Dies führt erst zu Durchfall, dann zu einem Kotverhalten und schließlich zu einem Verschluss des Darmes. Dabei sind insbesondere im Dünndarm die Darmschlingen so beweglich, dass er sich sogar verdrehen kann. Die Tiere 243 Kapitel C_226- Kopie:Kapitel C_226- Kopie 09.03.09 13:12 Seite 244 PFERDE-GESUNDHEITSBUCH Pferdekrankheiten, ihre Behandlung und Vorbeugung zeigen einen schmerzhaften Drang zum Kot- und Wasserabsetzen. Dazwischen gibt es häufig immer wieder schmerzfreie Phasen. Sie wird bevorzugt durch Wettereinflüsse, Arbeits- und Fütterungsfehler ausgelöst. ● VERSTOPFUNGSKOLIK: Nach der Krampfkolik die häufigste Form. Durch zu starke Strohfütterung (oder verholztes, hartes Heu) in Verbindung mit Darmträgheit durch mangelnde Bewegung, kann sich der Darm leicht verstopfen. Besonders im Dickdarm gibt es weite und übergangslos enge Darmabschnitte, wo größere Raufutterbissen leicht stecken bleiben können. Eine Verstopfungskolik kann aber ebenso durch Zahnfehler verursacht werden. Betroffene Pferde kauen ihre Nahrung nicht richtig durch, was schnell eine Verstopfung zur Folge hat. ● GASKOLIK: Die Aufnahme von großen Mengen gärendem Futter (Obst, Kohl, eiweißreiches Gras im Frühjahr, welkes Grünfutter, Brot, Klee, zu frisches Getreideschrot) führt zu einer starken Gasbildung. Dann sind die Darmanteile des Dünn- oder Dickdarms prall mit Gas gefüllt und schmerzen stark. Anfangs sind laute Darmgeräusche zu hören. Durch die Aufgasung können sich die Schlingen leicht verdrehen und einen Darmverschluss hervorrufen. Bei sehr aktiven Koppern kann es auch durch das Luftschlucken zu einer Gaskolik kommen. ● SANDKOLIK: Einige Pferde haben die Unart, Graswurzeln mit Sand zu fressen. Auf Koppeln mit besonders kurzer Grasnarbe kann dies auch versehentlich passieren. Der Sand bleibt meist in den weiten Abschnitten des Grimmdarms liegen. Anfangs zeigen die Pferde nur sehr wenig Kolikanzeichen, aber wenn der Sand sich sammelt, kann der Darm sich schließlich kaum noch bewegen und verstopft. In Folge des stän- Das Wälzen schadet einem Pferd mit Kolik nicht. 244 digen Druckgefühls fressen die Pferde nichts und magern ab. Nehmen die Pferde sogar kleine Erdklumpen auf, kann sich der Darm schnell komplett verschließen. Dann muss sofort eine Notoperation durchgeführt werden, will man den Darm und damit das Pferd retten. ● (THROMBOTISCH-)EMBOLISCHE KOLIK: Diese Kolikform wird durch wandernde Wurmlarven hervorgerufen. Bei der Wanderung entstandene Blutgerinnseln (Thromben) können noch nach Jahren fortgeschwemmt und in Blutgefäße getragen werden, die den Darm versorgen. Hier können sie zu Verstopfungen (Embolie) führen, wodurch die Peristaltik des betroffenen Darmabschnitts zum Erliegen kommt. Dieses führt zu einer heftigen Kolik. Dauert die Verstopfung an, können die betroffenen Darmabschnitte sogar absterben. Was ist eine Kolik? ANZEICHEN: Erste Hinweise auf eine Kolik sind Appetitlosigkeit verbunden mit Unruhe, Schweifschlagen, Schwitzen und tiefer Kopfhaltung. Scharren, Flehmen oder Gähnen sowie Schwitzen, Umsehen und Schlagen nach dem Bauch sind Anzeichen für die Schmerzen, die die Pferde dort verspüren. Anfangs legen sich die Pferde oft ruhig hin und sehen sich nach ihrem Bauch um, später, wenn der Schmerz heftiger wird, wälzen sie sich unruhig. Manche Pferde toben sogar richtig. Kot und Harn wird nicht mehr abgesetzt oder häufiger in kleinen Mengen. Dabei sind Puls mit 80-100 Schläge/Min. (normal 28-40) und Atmung mit 30-40 Züge/Min. (normal 8-16) deutlich erhöht. Manche Pferde versuchen sich Erleichterung zu verschaffen, indem sie die Vorder- und Hinterbeine möglichst weit abspreizen, andere setzen sich einfach hin. URSACHE: Neben mangelnder Bewegung, Wetterfühligkeit oder Fehlfunktionen des vegetativen Nervensystems sind es vor allem die Fütterungsfehler, die eine Kolik verursachen können. Jeder abrupte Futterwechsel, aber auch ein Ungleichgewicht zwischen Kraft- und Raufutter kann zu einer Kolik führen. Oft ist der Kraftfutteranteil zu groß und der Raufutteranteil zu klein. Schadstoffhaltige (Schimmelpilze u.a.) ist ebenso schädlich wie verdorbene, faulige Nahrung und führt zu einer Krampfkolik. Daneben begünstigen große Mengen Obst und anderes, leicht gärendes Futter eine Aufgasung der Därme. Einige Koliken sind anatomisch bedingt. Der Blinddarm als große Gärkammer verursacht oft Probleme. Bei stark gärendem Futter, manchmal auch durch die Darmbakterien, entwickelt sich so viel Gas, dass dieses nicht mehr auf natürliche Weise entsorgt werden kann. Je umfangreicher Kapitel C_226- Kopie:Kapitel C_226- Kopie 09.03.09 13:12 Seite 245 VOM MAUL ÜBER MAGEN UND DARM: DER VERDAUUNGSAPPARAT der Blinddarm dann wird, desto mehr wird der enge Durchgang in den Grimmdarm in die Länge gezogen und damit weiter verengt. Diese enge Passage ist auch der Grund für eine weitere Kolikform des Blinddarms. Große Mengen bzw. gröbere Futteranteile bleiben hier leicht hängen, was dann zu einer Verstopfung führt. Eine weitere anatomische Besonderheit der Pferde ist die mangelnde Befestigung der großen Lagen des Grimmdarmes in der Bauchhöhle. Dadurch kann es an diesen Stellen leicht zu einer Verlagerung, Verdrehung (Abknickung) oder gar Einstülpung von Darmschlingen kommen und damit zu einem Darmverschluss. Ein Darmverschluss endet innerhalb weniger Stunden tödlich, wenn das Pferd nicht rechtzeitig operiert wird1. Auch Parasiten können Koliken verursachen. Manche Würmer beschädigen die Darmschleimhaut, andere zerstören Blutgefäße der Darmwand. Das führt zu Entzündungen und durch die verminderte Sauerstoffversorgung des Darmes zu Krämpfen. KOMPLIKATIONEN: Durch eine Verlagerung oder das Abknicken von Darmanteilen wird oft auch die Blutversorgung mitabgeknickt und damit unterbrochen. Die betroffenen Darmabschnitte sterben schnell ab. Ein übervoller Darm kann ebenso wie ein übervoller Magen reißen. In diesem Fall hat das Pferd keine Chance mehr. Stellt der Darm während einer heftigen Kolik seine Funktion ganz ein, können die im Darm entstehenden giftigen Stoffwechselprodukte in den Körper des Pferdes gelangen. Sie belasten den Kreislauf so stark, das akute Lebensgefahr besteht. Merke Ein Pferd mit Kolik darf sich wälzen, wenn es das möchte! Manchmal kann dies sogar eine Verlagerung des Darmes lösen. Damit es dabei nicht in Gefahr gerät, bringen Sie das Pferd in die Halle. Ein Kolikpferd muss nicht unbedingt geführt werden. Massagen helfen ihm oftmals mehr. Was macht der Tierarzt? Je nach Art der Kolik muss der Tierarzt unterschiedlich behandeln. Eine Magenüberladung muss mittels Magen sonde entleert werden. Bei einer Krampfkolik wird er krampflösende und kreislaufunterstützende Mittel sprit zen. Eine Gaskolik löst er mit Medikamenten und abwechselnd kalten und warmen Einläufen in den Darm. So kommt der Darm wieder in Schwung und die Gase werden auf natürlichem Wege entsorgt. Bei sehr schweren Gaskoliken hilft manchmal nur eine Punktion des betroffenen Darmabschnitts. Dabei kann das Gas direkt C durch die Bauchwand nach außen entweichen. Bei einer Verstopfungskolik muss der Tierarzt zunächst abklären, dass kein Darmverschluss vorliegt. Sodann kann er durch Eingabe von gelöstem Glaubersalz und Rhizinusöl den Darminhalt lösen und gleitfähig machen. Der Darminhalt wird dann auf natürliche Weise entsorgt. Da dies manchmal längere Zeit in Anspruch nimmt, sollte durch Infusionen eine Austrocknung verhindert werden. Bei jeglichen Verlagerungen, Einstülpungen oder Darmverschlüssen muss schnellstens operiert werden. Hierbei werden die verlagerten Darmanteile wieder richtig gelagert und abgestorbene Darmteile entfernt. Eine solche Operation ist, nicht zuletzt durch den meist schon geschwächten Kreislauf, nicht ganz ungefährlich. Was können Sie selbst tun? Wenn Sie den Tierarzt gerufen haben, können Sie einiges tun, was Ihrem Pferd die Wartezeit erleichtert. Decken Sie Ihr Pferd ein, da die Wärme entspannt und krampflösend wirkt. Beruhigen Sie Ihr Pferd durch ruhiges Zureden und Akupressur. Ihr Pferd darf sich wälzen, sorgen Sie dafür, dass es sich dabei nicht wehtut oder verfängt. Führen Sie es in eine große, gut gepolsterte Box oder in die Reithalle, wo es sich ungehindert wälzen kann. Massieren Sie Ihr Pferd! Das lindert die Schmerzen und kann auch eine leichte Kolik beheben. Auch das Massieren der Ohren hat eine beruhigende Wirkung. Näheres dazu lesen Sie unter 3., S. 236f. >WENN DIE MAGEN-DARM-ERKRANKUNG AUSGEBROCHEN IST<. Bachblüten-Notfalltropfen helfen Ihrem Pferd gegen die aufkommende Panik. Entfernen Sie das Futter aus der Box, Ihr Pferd darf jetzt nichts mehr fressen. Trinken sollte es nur schluckweise. Dies sollten Sie ebenso überwachen wie Puls und Atmung. Ist die Pulsfrequenz unter 60 Schlägen/ Min. und zeigt Ihr Pferd Lust dazu, so können Sie es im Schritt kurz führen. Lesen Sie in den Unterkapiteln 2 und 3 weitere wichtige Tipps zur Vorbeugung von Koliken sowie deren Behandlung mit verschiedenen Heilmitteln. ACHTUNG! Jede Kolik ist ein Fall für den Tierarzt. Versuchen Sie nie, eine Kolik alleine oder nur mit Naturheilmitteln zu bekämpfen. Das Pferd kann schnell in eine lebensbedrohende Situation geraten, in der nur der Tierarzt helfen kann. 1 Vorsicht! Pferde mit Darmverschluss können nach einer akuten Schmerzphase plötzlich verdächtig ruhig sein (Duldungsphase). Dies führt oft zu einer gefährlichen Unterschätzung der Lage, in der sich das Pferd befindet. 245