Magen-Darm Karsten Kulms Kolik bei Pferden Ursachen und Therapie einer „Alltagskrankheit“ Neben den Schwachpunkten „Lunge“ und „Beine“ des Biosystems Pferd bildet der Verdauungsapparat einen weiteren deutlichen Angriffspunkt für eine ganze Reihe von Erkrankungen. Da die Kolik beim Pferd ein sehr häufig auftretendes Gesundheitsproblem ist, sollen an dieser Stelle die Möglichkeiten, aber auch Grenzen der naturheilkundlichen Behandlung aufgezeigt werden. Als Kolik wird im engen Sinne ein schmerzhafter Zustand am Dickdarm (Kolon) bezeichnet. Im allgemeinen tiermedizinischen Sprachgebrauch ist damit aber jeder schmerzhafte Zustand im Abdomen gemeint. Hier unterscheidet man zwischen „echter“ Kolik im MagenDarm-Trakt und „falscher Kolik“, wenn andere Organe der Bauchhöhle betroffen sind. An dieser Stelle wird jedoch von den schmerzhaften Prozessen im Magen-Darm-Trakt im Allgemeinen gesprochen. Die Kolik wird ihrer Art nach unterschieden in: • Krampfkolik, • thrombotisch-embolische Kolik, • Die Thrombenabsprengung vom Wurmaneurysma der Gekrösewurzel ist der Auslöser für thrombotisch-embolische Koliken. • Eine Reihe von Krankheiten wie z. B. Tollwut oder Milzbrand können ebenso Koliken auslösen, ebenso wie auch die Verabreichung zu drastisch wirkender Medikamente. • Gifte und Fremdkörper kommen als weitere Ursachen für Koliken in Betracht. Folgende Symptome sind typisch und werden in der Praxis häufig beobachtet: • Unruhe, Schweißausbruch • stechender Schmerz, führt zu anfallsweisem Hinwerfen, Aufspringen und Wälzen • Darmverschluss durch Invagination, Verdrehung, Einklemmung (häufig zwischen Bauchdecke und Milz-Nierenband), Anschoppung, Verstopfung oder Fremdkörper, • bei dumpfem Schmerz ist das Tier oftmals auffällig ruhig, steht in „Sägebockhaltung“ (breitbeiniges Stehen) und schaut sich beständig nach einer Bauchseite um • primäre oder sekundäre Magenüberladung. • Verweigerung der Futteraufnahme Wenn auch Koliken bei allen anderen (Säuge-) Tierarten vorkommen, so ist das Pferd auf Grund des Aufbaus des Magen-Darm-Traktes und der oft nicht artgerechten Haltung und Fütterung in besonderem Maße für Erkrankungen dieser Art anfällig. • erhöhte Pulsfrequenz Koliken treten in der Regel plötzlich und mit deutlichen Symptomen auf. Ausgelöst werden Koliken durch eine Vielzahl von exogenen Reizen: • Durch die besondere Sensibilität des Magen-Darm-Traktes können äußere Einflüsse wie z. B. psychogene Reize („Stress“), mechanische Reize (z. B zu kurze Futterhäcksel, d. h. unter fünf Zentimeter Länge) oder thermische Reize (z. B. zu kaltes Trinkwasser für erhitzte Pferde) zu Koliken führen. • Falsche Futterverabreichung oder / und Fehlfunktionen des vegetativen Nervensystems sind weitere Kolik-Faktoren. 11/07 • Schlagen der Hinterhufe nach dem Bauch • Aufblähung des Abdomen Ein pathologischer Auskultations- und rektaler Befund (z. B. Ertasten von Verlagerungen der Darmschlingen) sind ebenfalls typisch für Darmerkrankungen dieser Art. Diagnose Eine wertvolle Hilfe zur sicheren Diagnose ist ein möglichst genauer Vorbericht durch den Besitzer sowie eine gründliche Anamnese. Wichtige Hinweise sind vor allem Art und Weise der üblichen Fütterung sowie der zeitliche Verlauf der Erkrankung von der letzten Futteraufnahme bis zum Auftreten der ersten Symptome. Als weitere diagnostische Hilfe dient die klinische Untersuchung (Auskultation, Rektalisierung) und – soweit möglich – das Setzen einer Nasen-Schlund-Sonde, um Hinweise auf möglichen Reflux aus dem Darm in den Magen zu erhalten. Der Einsatz der NasenSchlund-Sonde ist vor allem bei Verdacht auf eine Darmobstipation angezeigt. Differenzialdiagnose Ferner ist die genaue Körpertemperatur festzustellen. Dieser Parameter ist auch differentialdiagnostisch insofern von Bedeutung, als dass andere Organerkrankungen wie etwa Erkrankungen an Leber, Niere oder Uterus bzw. Infektionen auszuschließen sind. Als Abgrenzung zum allgemeinen Verlauf der Kolik wird an dieser Stelle kurz auf das spezielle Problem der Blinddarm- oder Zäkumobstipation eingegangen. Diese Art der Erkrankung zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Blinddarms. Man unterscheidet hier zwischen einer akuten und einer chronisch-rezidivierenden Form. Der akute Verlauf ist durch einmaliges Auftreten gekennzeichnet und dadurch, dass sich der angeschoppte Blinddarm nach ca. zwei bis vier Tagen entleert und die Obstipation nicht rezidiviert. Dagegen gilt für das chronisch am Blinddarm erkrankte Pferd, dass sich die Obstipationen – meist im Blinddarmkopf und seinem überhängenden Anteil – in unregelmäßigen Abständen wiederholen. Das Problem, das sich bei der Diagnose stellt, ist die Tatsache, dass hierbei auch krankheitsfreie Intervalle, zum Teil auch über längere Zeiträume, auftreten. Auch die Intensität der Obstipation kann so gering sein, dass der Pferdehalter keinen Anlass sieht, fachkundigen Rat einzuholen. Daher kann die chronisch-rezidivierende Form über Monate bis Jahre unbemerkt bleiben, weil ihre Symptome zunächst unauffällig sind. Darmaufbau und -mechanik Der Blinddarm unterteilt sich in Basis, Corpus und Apex caeci (s. Abb. 1). Am blasenförmigen Blinddarmkopf unterscheidet man eine Curvatura major und eine Curvatura minor. Der Blinddarm steht über das Osteum ileale mit dem Ileum und über das Osteum caecocolikum mit der ventralen rechten Kolonlage in Verbindung. Die Ostia, die keine eigenen Schließmuskel besitzen, sind in der Regel verschlossen und werden nur vorübergehend beim Ein- bzw. Austritt des Darminhalts geöffnet. Die Inges- 1 Magen-Darm Therapieansätze Grundsätzlich gilt, dass sich eine Behandlung nach der entsprechenden, genauen Diagnose richtet; daher müssen z. B. mechanisch bedingte Ursachen normalerweise auch mechanisch behandelt werden. So kann etwa bei pathologischen Verlagerungen der Darmschlingen ein chirurgischer Eingriff unumgänglich werden. Hier ist den Verfahren der Naturheilkunde eine deutliche Grenze gesetzt. Leichte Kolikerkrankungen lassen sich jedoch durch den Einsatz von naturheilkundlichen Verfahren nachhaltig bekämpfen. Besonders der Einsatz bzw. die Verfahren aus den Bereichen der (Komplex-) Homöopathie (Krampfkoliken, Obstipationen, Gas- bzw. Blähungskoliken), der Phytotherapie (spastische Kolik, Gärungskoliken, Krampfkolik) und der Akupunktur (Krampfkoliken) bietet sich entweder ausschließlich oder unterstützend zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden an. Abb. 1: Auf Grund der komplizierten Lagerung des Magen-Darm-Traktes beim Pferd ist eine häufig auftretende akute Erkrankung des Verdauungsapparates die Obstipation des Dickdarms durch Abkippen des Blinddarmkopfes. Die nachfolgend angestaute Ingesta bewirkt in der Regel zunächst die (schmerzhafte) Aufgasung des Dickdarms, nachfolgend kommt es zur Anschoppung des festen Darminhaltes. Kann die Kolikursache (gekippter Blinddarmkopf) nicht manuell beseitigt werden, ist ein –möglichst rasch zu erfolgender – chirurgischer Eingriff notwendig. (nach: Salomon, W. 2002, S. 102) ta verweilen zwischen vier und 24 Stunden im Blinddarm. Die Darmperistaltik verläuft hier von der Blinddarmspitze in Richtung auf den Blinddarmkopf. Das Lumen des Blinddarms verengt sich dabei durch kontrahieren der Ringmuskulatur, und die Ingesta werden vom Blinddarmkörper gegen die große Kurvatur der Basis caeci „geschleudert“, gelangen dadurch in den Überhang des Blinddarmkopfes und treten durch die fortgesetzte peristaltische Arbeit der Basis caeci durch das Ostium caecocolicum in den schlanken Anfangsteil der ventralen Colonlage (Collum coli) über. Blinddarmobstipationen beginnen fast immer im Bereich der Basis caeci, vor dem Ostium caecocolicum. In einer Zwischenphase kann in Folge der Siebwirkung der dort angelagerten Ingesta nur noch Wasser das Ostium caecocolicum passieren, so dass sich immer mehr feste Darminhaltsstoffe vor dem Ostium ansammeln. Im Spätstadium der Obstipation kommt es zum Verschluss des Ostium caecocolicum, wenn die angeschoppte Basis caeci einen bestimmten Füllgrad erreicht hat. Durch Vergrößerung der großen Kurvatur rollt sich die Basis caeci ein, wodurch das Ostium verschlossen wird. Zudem übt die überfüllte Basis caeci Druck auf den Anfangsteil der ventralen rechten Kolonlage aus. Erst danach füllen sich Blinddarmkörper und Blinddarmspitze mit eingetrocknetem Darminhalt. 2 Bei Obstipation des überhängenden Teils der Basis caeci haben die Pferde nur eine geringe oder milde Kolik, die mit reduzierter Futteraufnahme, leichtem Ikterus und nur geringen Störungen im Wasserhaushalt einhergeht. Die abgesetzten Kotballen sind meist klein, geformt und trocken. Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten in der Regel mittel- bis hochgradige Koliken auf. In dieser Phase wird der Kot kaum oder gar nicht mehr nachgeschoben, der Blinddarm ist extrem mit Flüssigkeit, Futter und Gas angefüllt. Nach einigen Tagen ist die Blinddarmwand leicht ödematisiert, der Flüssigkeitshaushalt ist gestört. Aus der akuten Blinddarmanschoppung kann sich eine chronisch-rezidivierende Erkrankung entwickeln, die u. a. durch folgende Symptome gekennzeichnet ist: • reduzierte Futteraufnahme in Folge mangelnden Appetits, die langfristig zu einer chronischen Abmagerung führt, • häufiges Liegen zu ungewöhnlichen Zeiten, • rezidivierende, milde Koliken mit unterschiedlichen Füllungszuständen des Blinddarms, besonders im Bereich der Basis caeci, • wechselnde Konsistenz des Kotes von normal bis durchfallartig; oft ist der Kot breiig mit unangenehmem Geruch, • rezidivierender Blinddarmmeteorismus, Blinddarmentleerungsstörungen. Im oben genannten Beispiel der Blinddarmobstipation behandelt der Tierarzt in leichten Fällen die Obstipationen im überhängenden Teil des Blinddarmkopfes mit Glaubersalz und Spasmoanalgetika. Dabei genügt die mehrmalige Gabe von 150-300 g Glaubersalz als 4-5%-ige wässrige Lösung mit einigen Litern Paraffinöl in Abständen von acht bis 24 Stunden. Auch kann die Verabreichung von 40 ml Buscopan compositum oder 10-20 mg Atropin subcutan in Intervallen von zwölf Stunden vorgenommen werden. In diesem Stadium einer milden Kolik beginnt der Tierheilpraktiker zunächst mit Aconitum D3, um die Unruhe zu nehmen. Nach spätestens einer halben Stunde wird die Therapie mit Nux vomica D6 fortgeführt. Bei heftigen Schmerzäußerungen oder großer Unruhe kann man ein Gemisch aus Nux vomica D6 und Colocynthis D4 geben. Geht der ganze Krankheitsverlauf sehr schnell und mit großer Heftigkeit vor sich, ist Laurocerasus D6 besonders geeignet. Dabei sollten 15-20 Tropfen im Abstand von einer Stunde gegeben werden, in hochakuten Fällen alle zehn Minuten. Im Besserungsstadium empfiehlt sich dann ein Einschütt aus einem halben Liter Wasser mit 25 g Hoffmannstropfen oder eine Lösung von zwei Litern Wasser mit 200g Glaubersalz. Im Falle eines akuten Kolikanfalles ist, nicht zuletzt zur eigenen juristischen Absicherung gegenüber dem Tierhalter, zumindest bei der Diagnose stets ein Tierarzt hinzuzuziehen. Um den Verlauf der Erkrankung positiv zu unterstützen, bieten sich zudem einige phytothe- 11/07 Magen-Darm Karsten Kulms ist ausgebildeter Tierheilpraktiker mit eigener Praxis in Kerken am Niederrhein. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Akupunktur, Homöopathie, Magnetfeldtherapie, Fachvorträge zu tierheilkundlichen Themen. In Mülheim / Ruhr baut er ein naturheilkundliches Therapiezentrum für Pferde auf. Er ist Mitglied im Arbeitskreis klassische Homöopathie Niederrhein und betreut in CO’MED die Rubrik Tierheilkunde. Kontakt: der Naturheilkunde als auch in der Schulmedizin dieselben, lediglich in der Wahl der Arzneimittel bestehen Unterschiede (synthetische Spasmolytika, Buscopan in der Schulmedizin bzw. Nux vomica, Laurocerasus usw. in der Naturheilkunde, s. o.). Es ist in jedem Fall darauf abzuzielen, den Schmerzzustand des Pferdes zu beheben und vor allem die reguläre Darmtätigkeit wieder zu beleben. Obereyller Str. 6a, D-47647 Kerken Tel. / Fax: 02833 / 573513 [email protected]; www.tierheilpraxis-kulms.de rapeutische Verfahren an. So helfen beispielsweise warmfeuchte Umschläge aus Quendeltee, die Verkrampfung einer spastischen Kolik zu lösen. Bei Gärungskoliken können unterstützend Tees etwa aus Anis, Kamille und Kümmel gegeben werden, ferner Radix valerianae, Baldrianwurzelpulver oder auch grüne Walnussschalen (max. fünf pro Tag). Auf Grund der Verspannungen, die gerade bei spastischen Koliken auftreten, stellt zudem die Akupunktur eine sehr geeignete Therapieform dar. So werden bei einer Kolik die entsprechenden Alarmpunkte des Magen-DarmTrakts druckschmerzempfindlich. Über diese Punkte kann man somit den aufgestauten Energiefluss z. B. des Dickdarmmeridians positiv beeinflussen, um den im Magen-DarmTrakt vorliegenden Spasmus zu lösen und den Energiefluss wieder zu normalisieren. Einige Akupunkturpunkte, mit denen sich der Verlauf einer Kolik günstig beeinflussen lässt, sind etwa folgende: LG 26, Di 20, KS 6, KG 6, KG 12, Ma 25, Ma 36, MP 4 oder auch Bl 25. Bei der Auswahl dieser Punkte ist auch hier natürlich der jeweils individuelle Krankheitsverlauf des Patienten zu berücksichtigen, ebenso wie die jeweiligen Ursachen (Ätiologie) der Erkrankung. Ihre Grenzen findet die Akupunktur immer dann, wenn mechanische Blockaden oder irreparable Zerstörungen an Geweben und Organen vorliegen. Für alle vorgenannten Therapieformen gilt, dass das erkrankte Pferd nach Abklingen der Kolik einen Tag lang hungern sollte. Nehmen die Obstipationen in ihrer Heftigkeit jedoch zu, besteht die Gefahr einer Blinddarmruptur, und ein sofortiger chirurgischer Eingriff ist unumgänglich. Weiterführende Maßnahmen Hat die Anamnese und klinische Untersuchung einen eindeutigen Befund erbracht, sind die Zielsetzungen der Kolikbehandlung sowohl in 11/07 Die Naturheilkunde setzt zu den rein krampflösenden Arzneien zusätzlich Mittel wie Aconitum oder Colocynthis zum Abfangen der mit den Schmerzen einhergehenden Unruhe ein. Bei rezidivierenden bzw. chronischen Kolikern kommt zudem eine homöopathische Umstimmungstherapie in Betracht, um die Kolikdisposition des Tieres zu verringern. Hierbei ist zunächst möglichst genau und umfangreich das Wesen des zu behandelnden Pferdes zu bestimmen, um dementsprechende Typmittel einzusetzen (Phosphorus, Pulsatilla etc.). Als Therapieform hat sich in diesen Fällen auch die Eigenblutbehandlung bewährt. Ist der Klimax der Erkrankung überstanden, kann der Heilungsprozess durch Bewegung und Massage unterstützt werden. Hierbei sind zehnminütiges kräftiges Reiben von Bauch und Flanken auf beiden Seiten sowie Führen des Pferdes im Schritt bis zum Kotabsatz (bei Verstopfungskoliken) sowie unter Umständen warmes Eindecken (je nach Wetterlage) zu empfehlen. Beispiel Ein Pferd (Rheinisches Warmblut, Wallach, ca. acht Jahre alt) wird auf Grund anhaltender, chronischer Kolikanfälle in eine Klinik eingeliefert. Es wird schulmedizinisch behandelt, in mehreren Operationen wird der Dickdarm um insgesamt ca. fünf Meter verkürzt. Trotzdem halten die Koliken an. Zufällig wird von mir beobachtet, dass dieses Tier eine hochgradige Phobie vor sehr kleinen Pferden (Shetland-Ponies, kleine Islandpferde etc.) hat. Nach einer erfolgten Einstallung eines solchen Pferdes mit direktem Sichtkontakt häuften sich prompt die Kolikvorfälle. Nach erfolgtem Abzug des kleinen Pferdes normalisierte und stabilisierte sich der Gesundheitszustand des Warmblutes wieder. Der Ablauf wiederholt sich, eine erneute Einstallung eines Kleinpferdes löste bei dem Warmblut umgehend die gleiche Reaktion aus. Sobald das Kleinpferd die Klinik verlassen hat, normalisierte sich die Situation, die Kolikanfälle bleiben aus. Dem Besitzer dieses Tieres ist daher zu empfehlen, zu prüfen, ob sich in dem täglichen Umfeld des Pferdes auch Pferde mit nur geringer Körpergröße befinden. Hier wäre entsprechend zu handeln „Kolikwetter“ Abb. 2: Oftmals sind klimatische Einflüsse auf den Pferdeorganismus ein Auslöser für Koliken. So häufen sich die Fälle dieser Erkrankung einerseits während der Übergänge der Jahreszeiten (v.a. Winter/ Frühling), aber auch ein aufziehendes Gewitter kann bei entsprechend disponierten Pferden eine Kolikreaktion auslösen. Ein nicht zu unterschätzender Auslöser von Koliken bei Pferden ist nach Aussagen vieler Tierheilpraktiker, Tierärzte, Reiter und Pfleger eine entsprechende, instabile Wetterlage. So kann ein Wetterumschwung vor allem während der Wechsel der Jahreszeiten (d. h. vom Sommer zum Herbst bzw. vom Winter zum Frühjahr) oder aber auch die Wettersituation kurz vor einem Gewitter eine Kolik auslösen. Wenn auch der genaue Wirkmechanismus dabei noch nicht bekannt ist, so zeigt die Erfahrung, dass weniger die auftretenden Temperaturwechsel, als vielmehr deutliche Schwankungen des Luftdrucks sowie der Luftfeuchte im Tagesverlauf, wie sie beim Übergang der o. g. Jahreszeiten auftreten, für dieses Phänomen verantwortlich sind. Weiß man um die Disposition eines Pferdes zu einer entsprechenden Reaktion auf das Wettergeschehen, sollte eine rechtzeitige bzw. vorbeugende Behandlung erfolgen. So kann etwa homöopathisch mit Colocynthis oder Ipecacuanha (beides in CPotencen) gearbeitet werden oder auch mit entsprechenden Akupunkturpunkten (s. Text), um die Kolikdisposition des Pferdes bereits im Vorfeld eines Wetterwechsels möglichst einzudämmen. Voraussetzung für den Zeitpunkt einer vorbeugenden Behandlung ist dabei das Entwickeln eines Gespürs für den Wandel einer Großwetterlage seitens des Therapeuten, um eine Kolikprophylaxe rechtzeitig anzusetzen. (unter Umständen Umstallen des Pferdes), um diesen Stress auslösenden Umweltfaktor als eigentliche Kolikursache zu beseitigen. Dieses Beispiel belegt sehr deutlich die enge Verbindung zwischen physischer Erkrankung und psychischem Auslöser. Zusammenhänge dieser Art werden jedoch in der täglichen Praxis oft zuwenig beachtet; erst eine tiefgehende Anamnese und intensive Beobachtung kann Korrelationen dieser Art aufdecken. Auch hierin zeigt sich der Vorteil der naturheil- 3 Magen-Darm kundlichen, ganzheitlichen Verfahrensweisen, die in weitaus stärkerem Maße auf diese Beziehungen eingehen als es in der schulmedizinischen Betrachtung und Behandlung der Fall ist. Fazit Die Vielzahl der Ursachen für die Erkrankung an einer Kolik lässt kein generelles Urteil über den Vorteil schulmedizinischer oder naturheilkundlicher Therapieformen zu. Das Problem, dass sich dem Behandler stellt, ist, eine genaue Einschätzung über die Schwere der Erkrankung zu treffen. So sind beispielsweise Gaskoliken für das Tier sehr schmerzhaft, aber weniger „gefährlich“ als Verstopfungskoliken, die in ihrer Äußerung womöglich weniger heftig als Gaskoliken sind. Auch der zeitliche Verlauf der Erkrankung ist für den Behandler oft nur schwer zu erfassen; wird z. B. ein Pferd auf der Weide nur einmal am Tag kontrolliert, kann es bereits zwölf oder mehr Stunden erkrankt sein, und große Teile des Darms sind bereits abgestorben. Da nekrotisches Gewebe nicht wiederbelebt werden kann, ist in einem solchen Fall eine sofortige Notoperation angezeigt, bei der der abgestorbene Teil des Darms entfernt werden muss. Die schulmedizinische Behandlung von Koliken bietet den Vorteil der raschen Wirkung der eingesetzten Medikamente im akuten Zustand der Erkrankung. Neigt ein Pferd jedoch zu chronischen oder rezidivierenden Koliken, kann die Naturheilkunde umfassender an der Heilung (oder wenigstens Linderung) der Erkrankung arbeiten. Hierzu zählen auch die Einbeziehung des Umfeldes und der Umstände (z. B. Umstellung von Boxenhaltung auf Offenstallhaltung etc.) sowie die Einbeziehung der das Pferd betreuenden Personen. Daher eignet sich der ganzheitliche Ansatz der Naturheilkunde besonders in solchen Fällen, wo eine chronische Disposition des Tieres zu Kolikerkrankungen vorliegt. 4 11/07