1 xxx Krankenbericht über einen Patienten der Pferdeabteilung der Medizinischen Gerichtlichen Veterinärklinik 1 xxx Die Untersuchung des Pferdes „Storm“ findet am 01.11.2001 zwischen 9 und 12 Uhr in der Pferdeabteilung statt. Der Besitzer des Tieres ist Herr X aus Y. I. Anamnese Das Pferd zeigt laut Besitzer seit dem 21.10.2001 ca. eine Stunde nach der Futteraufnahme Koliksymptome. Daraufhin wird es 31.10.2001 in die MVK eingeliefert. Es weist außerdem seit zwei Jahren ein Ekzem an Schweifansatz und Mähne auf. Es wird viermal im Jahr entwurmt. II. Signalement Es handelt sich um einen 5 jährigen Connemarawallach, ein Apfelschimmel mit einer Größe von ca. 155 cm. Der I3 im Unterkiefer ist gewechselt und hochgewachsen. III. Klinische Untersuchung (Status praesens) A) Allgemeine Untersuchung Die Körperhaltung ist aufrecht Der Patient verhält sich aufmerksam, sein Ernährungszustand ist mäßig, der Entwicklungszustand entspricht dem Alter. Das Tier ist gut gepflegt, sein geschätztes Gewicht beträgt ca. 450-550 kg. Die Atemfrequenz liegt bei 16 Zügen pro Minute. Die Pulsfrequenz beträgt bei 44 pro Minute. Die Körperinnentemperatur ist 36,3 °C. B) Zusätzliche Allgemeinuntersuchung Die Hautfalte an der lateralen Halsseite verstreicht gleich. Die Körperoberflächentemperatur ist gleichmäßig verteilt und nimmt zu den Akren hin ab. Die Schleimhäute sind blaß-rosarot und physiologisch leicht gelblich, in der Nasenhöhle leicht bläulich (Plexus vascularis), feucht, glatt, glänzend und ohne Auflagerungen. Die kapilläre Rückfüllzeit liegt unter zwei Sekunden. Die Episkleralgefäße sind gut gefüllt. 2 Die Lnn. mandibulares sind als mehrere erbsengroße Gebilde von gummiartiger Konsistenz zu fühlen, die frei beweglich und nicht schmerzempfindlich sind. Die Lnn. retropharyngeales medd. sind nicht tastbar. C) Spezielle klinische Untersuchung 1) Haarkleid und Haut Das Haarkleid ist struppig und lang. Fettgehalt, Feuchtigkeit und Geruch sind ohne besonderen Befund. Die Mähnen- und Schweifhaare sind abgeschabt, am Kopf befindet sich über der Nüster und auf der Stirn jeweils eine fünfmarkstückgroße krustöse Veränderung. Die Haare sind nicht vermehrt ausziehbar. Die Haut ist pigmentiert und von normaler Dicke und Elastizität. Nur an den abgeschabten Stellen ist sie etwas verdickt. An beiden Halsseiten befinden sich ca. handtellergroße Umfangsvermehrungen der Unterhaut. Es sind keine Parasiten zu finden, und momentan ist kein Juckreiz feststellbar. 2) Zirkulationsapparat Die Pulsfrequenz liegt bei 44 pro Minute. Der Puls ist kräftig, regelmäßig und gleichmäßig. Die Arteria linguofacialis ist bleistiftdick, gut gefüllt und gut gespannt. Der Füllungszustand der Vv. jugulares ist gut, beide lassen sich gut anstauen. Das Blut fließt dannach sofort wieder ab. Der Venenpuls ist physiologisch. Die Herzauskultation ergibt eine Frequenz von 44 Schlägen pro Minute. Das Herz schlägt kräftig, regelmäßig und gleichmäßig. Der erste Herzton ist gespalten und es sind keine Nebengeräusche vorhanden. 3) Respirationsapparat Die Atemfrequenz liegt bei 16 Zügen pro Minute. Der Atemtyp ist costoabdominal mit leichter abdominaler Betonung. Der Atemrhythmus ist regelmäßig und gleichmäßig. Die Nüstern sind symmetrisch, und es sind keine Veränderungen festzustellen. Die Ausatemluft ist gleichmäßig, warm und geruchlos. Es ist kein Nasenausfluß vorhanden. Es sind keine Atemgeräusche feststellbar. Kehlkopf, Luftröhre u. Schilddrüse weisen adspektorisch und palpatorisch keine Veränderungen auf. Es ist kein Husten auslösbar. Der Brustkorb ist symmetrisch und ohne Deformierungen. Die Lungenperkussion ergibt einen vollen Lungenschall an den physiologischen Grenzen 17/14/10. Bei der Lungenauskultation sind keine pathologischen Atemgeräusche feststellbar. 4) Digestitionsapparat Die Futter- und Tränkeaufnahme kann während der Untersuchung nicht beobachtet werden. Die Maulschleimhaut, Zunge, und Schlund sind unauffällig. Trotz schon vorhandenem bleibendem I3, ist der Milch-I3 noch vorhanden. Bei der Palpation des Oesophagus sind keine Umfangsvermehrungen oder Verhärtungen festzustellen. Das Abdomen zeigt keine 3 Umfangsvermehrung und keine vermehrte Spannung auf. Auskultatorisch ist im Bereich der linken Kolonlage und des Blinddarmkörpers eine rege Peristaltik festzustellen, dagegen ist das ileocaecale Einspritzgeräusch nur einmal in 3 min zu hören und auch die Dünndarmperistaltik ist etwas vermindert. Der Afterbereich ist nicht verschmutzt. Das Pferd setzt während der Untersuchung keinen Kot ab. 5) Harnapparat/Geschlechtapparat Harnabsatz ist während der Untersuchung nicht zu beobachten. Penis und Präputium sind unverändert. 6) Nervensystem und Sinnesorgane Der Wallach ist aufmerksam. Es sind keine Veränderungen in Verhalten und Motorik feststellbar. Die Oberflächen- wie auch Tiefensensibilität sind erhalten. Lid-, Pupillar-, Ohr- und Drohreflex fallen normalreflektorisch aus. „Storm“ reagiert sowohl auf akustische , wie auch auf optische Reize. Die Pupillengröße ist physiologisch, beide Pupillen sind gleich groß. Es sind keine pathologischen Veränderungen am Auge, wie vermehrter Tränenfluß oder Corneatrübung, feststellbar. 7) Bewegungsapparat Das Pferd belastet alle vier Gliedmaßen gleichmäßig. Sowohl in Ruhe als auch in Bewegung ist keine Beeinträchtigung im Sinne einer Lahmheit zu erkennen. Weder Gliedmaßen noch Gelenke sind vermehrt warm. Es sollten bei rezidivierenden Koliken noch weiterführende Untersuchungen wie genaue Untersuchung der Zähne, Gastroskopie und Urinuntersuchung vorgenommen werden. D) Diagnose a) Chronische rezidivierende Kolik mit v.a. Gastritis, Magenulcera und Plattenepithelkarzinom im Magen (peripranchiales Auftreten) b) Sommerekzem E) Differentialdiagnosen ad a) Caecumobstipation Zahnerkrankungen chron. Peritonitis Sandkolik Koppen 4 Wurmaneurysma Nieren-, Harnleiter-, Harnblasen- und Harnröhrenerkrankungen Borna`sche Krankheit ad b) Haarlingsbefall Dermatophytosen I) Therapie a) Koliktherapie Die Grundsätze der Koliktherapie sind: 1) Analgesie/Spasmolyse 2) Schocktherapie /Prophylaxe Kreislaufunterstützung Prävention von Endotoxämie 3) Spezifische Therapie (Operation, Laxation) 4) Wiederherstellung gastrointestinaler Funktionen Die Schmerztherapie ist wichtig, da Schmerzen zur Hemmung der intestinalen Motilität führen können. Beispielsweise wird Metamizol in einer Dosierung von 20 bis 50 mg/kg KGW i.m. oder langsam i.v. gegeben. Indikationen sind diagnostische Therapie, spastische Kolik und Obstipationskolik. Zusätzlich wirkt es noch antipyretisch und antiphlogistisch. Bei den motilitätsbeeinflussenden Mitteln unterscheidet man zwischen anregenden (Neostigmin 0,01-0,05 mg/kg KGW s.c.) und dämpfenden (Butylscopolamin 0,2 mg/kg KGW i.m. oder langsam i.v.) Wirkstoffen. Neostigmin wird bei einer Paralyse des Darmes eingesetzt, während das Spasmolytikum Butylscopolamin bei spastischen Obstipationen verwendet wird. Dabei ist zu beachten, daß diese Medikamente nur bei einer gesicherten Diagnose und unter kontinuierlicher Überwachung verabreicht werden sollen. Die Infusionstherapie wird einerseits zur Kreislaufstabilisierung und andererseits als Hyperinfusion bei der Obstipationskolik eingesetzt. Es sollten mindestens 20 Liter pro Pferd infundiert werden, um einen positiver Effekt zu erreichen. Für die spezifische Koliktherapie möchte ich nur einige Beispiele geben: thrombotisch embolisches Koliksyndrom: Heparin als intravenöse Infusion unter Kontrolle der Blutgerinnungszeiten und eine antiparasitäre Behandlung z.B. mit Fenbendazol (7,5 mg/kg über 5 Tage) Caecumobstipation: Es wird Natriumsulfat in 5%iger Lösung in der Dosierung 1g/kg KGW in Wasser gelöst und per Nasenschlundsonde eingegeben. Dies bewirkt eine osmotische Wasserbindung im Darm, sowie durch den Dehnungsreiz eine Verstärkung der Darmmotilität, wodurch es aber auch zu leichten kolikartigen Schmerzen kommen kann. Eine weitere in Kombination mit Glaubersalz eingesetzte Laxantie ist Paraffinum liquidum (1/2 Liter/100 kg KGW per Nasenschlundsonde). Sie wirkt stuhlregulierend und erleichtert die Defäkation. b) Sommerekzemtherapie: Eine symptomatische Therapie mit Glucocorticoiden kann versucht werden, wobei es vor allem bei Ponies zu einer Besserung der Symptome kommt. Dabei wird Prednisolon in einer Dosierung von 1,0 mg/kg pro Tag für 7-10 Tage verabreicht. Stufenweise sollte dann eine Reduzierung bis auf eine Tagesdosis erfolgen, die den Juckreiz gerade noch zu unterdrücken vermag. Zusätzlich sollte über ein Weidewechsel nachgedacht werden 5 (Culicidae Milderung der Symptome liefern. J) Epikrise Als Kolik werden Abdominalschmerzen bezeichnet, die durch krampfhafte Kontraktionen bzw. Dehnungen oder Strangulation im Bereich des Gastrointestinaltraktes hervorgerufen werden. Für chronische rezidivierende Koliken gibt es unterschiedliche Ursachen: - Parasiten - Magen-/Duodenalulzera - chronische Blinddarmobstipation - chronische Obstipation des großen und/oder des kleinen Kolons - Fremdkörper (Blasen- oder Darmsteine) - chronische Invaginatio caecalis -Adhäsion von Netz oder Darmteilen - Sandkolik - intraabdominale Abszesse (Druse) - viszerale Tumoren (lymphatische Leukose, Lymphosarkome) Magenulzera werden oft am Übergang der Pars nonglandularis zur Pars glandularis beobachtet. Sie entstehen durch Gabe von NSAID´s oder Corticosteroiden, durch Streß, intestinale Koliken, Parasiten (Habronema oder Gastrophilus-Befall, Fremdkörper oder Mißbildungen. Symptomatisch zeigen die Pferde chronische und rezidivierende Kolik, verminderter Appetit, schlechtes Allgemeinbefinden, Abmagerung und rezidivierende Kolonobstipation. Neben den klinischen Symptomen wird die Diagnose durch Gastroduodenoskopie gestellt. Gastrophilus intestinalis aus der Familie der Magendasselfliegen verursacht das gastrointestinale Syndrom, wobei das erste Larvenstadium in der Maulschleimhaut sitzt und dort Stomatitis, Gingivitis und Glossitis verursacht. Der Hauptschaden entsteht aber durch das zweite und dritte Larvenstadium im Magen, indem sie Erosionen, geschwürige Veränderungen, Verdauuungsstörungen und Kolikanfälle bewirken. Die Diagnose kann sicher nur durch eine Gastroskopie erfolgen. Habronema muscae und H. majus aus der Familie der Rollschwänze bohren sich mit den Vorderenden in die Magendrüsen ein und lösen eine chronische Gastritis, Geschwürbildung und eine Verdickung der Magenschleimhaut aus. Als Folge treten rezidivierende Kolikerscheinungen, besonders während der Futteraufnahme auf. Durch Kotuntersuchung kann der Habronemabefall nicht sicher nachgewiesen werden. Im Darmkanal spielt vor allem der Befall mit Strongylus vulgaris eine Rolle. Das vierte Larvenstadium des Strongylus vulgaris wandert in der Intima zu der vorderen Gekrösearterie. Von dort wandert die Larve fünf wieder in die Darmwand zurück. Bei der Wanderung in der Intima entstehen Endothelläsionen mit Gefäßwandverdickungen und Fadenthromben (Endarteritis verminosa). Durch Schädigung der gesamten Arterienwand entstehen Wurmaneurysmen. Durch diese kommt es zu einem starken Zug am Peritonäum, 6 was die Pferde durch Rückenlage auszugleichen versuchen. Beim Abschwemmen von Thromben oder Larven verstopfen die Darmgefäße, und es kommt zu Embolien und Infarkten (thrombotisch-embolisches Koliksyndrom). Das Krankheitsbild ist nicht einheitlich. Es ist abhängig von der Lokalisation und Größe der nekrotischen Darmbezirke. Die Diagnose basiert auf der Anamnese (Weidehaltung), Kolikverlauf und Klinik, unterstützt wird sie durch eine Kotuntersuchung mit der Flotation. Im Dünndarm des Pferdes parasitieren mehrere Zestodenarten aus der Familie Anoplocephalidae, wobei in Europa Anoplocephala perfoliata überwiegt. Zwischenwirte sind die Moosmilben (Oribatidae). A. perfoliata wird auch für einen Teil der Caecum Koliken verantwortlich gemacht, da dieser Bandwurm an der Ileocaecalklappe sitzt und diese in ihren Bewegungen behindern kann, aber vor allem durch die Wirkung seiner Stoffwechselprodukte. Es entstehen Ulzerationen der Schleimhaut. A. magna, der im Jejunum lokalisiert ist, löst regelmäßig Verdauungsstörungen aus. Wechselnder Appetit, rezidivierende Kolik und Durchfall sind die häufigsten Symptome. Die Diagnose erfolgt durch koproskopischen Nachweis der Eier oder Proglottiden durch Flotation mit Zuckerlösung. Mit dem Begriff Invagination wird eine Darmeinschiebung beschrieben, die eine Lageveränderung einer Darmschlinge in Richtung ihrer Längsachse darstellt. Peristaltische Dysfunktionen und Atonie benachbarter Darmteile sollen durch physikalische und toxische Reize (Enteritis) auslösend wirken, aber auch mechanische Reize z.B. Anoplocephala perfoliata, die an der Ileocaecalklappe Motilitätsstörungen verursachen können. Weiterhin kann Askaridenbefall als Ursache für Invaginationen angesehen werden. Bei der Invaginatio caecalis sind die Koliksymptome längere Zeit mild. Meist läßt sie sich durch Spasmoanalgetika beseitigen, solange keine vollständige Obstruktion des Darmes vorliegt. Puls, Atmung, Hämatokrit und Gesamteiweiß sind längere Zeit im physiologischen Bereich. Unter Obstipationen versteht man die Eindickung und verzögerte Passage von Ingesta mit Ausweitung und Überdehnung des betroffenen Segmentes ohne primäre Beeinträchtigung der Zirkulation. Sie können durch übermäßige Rohfaseraufnahme, Zahnprobleme, reduzierte Bewegung, ungenügende Wasseraufnahme und/oder hohe Schweißverluste und motorische Störungen infolge Parasitenwanderung im Darmlumen oder der Darmwand entstehen. Die chronische Blinddarmobstipation wiederholt sich in dem überhängenden Teil der Basis caeci in unregelmäßigen Abständen. Durch eine rektale Untersuchung läßt sich dieser Verdacht leicht bestätigen. Außer den Taenien ist jetzt auch das Caecum mit seinen Poschen in der rechten, oberen Flankengegend tastbar. Diese Erkrankung geht oft mit einer Einengung des Ostium ileale einher, welches durch die Verstopfung bedingte Ausdehnung des Darmabschnittes noch zusätzlich eingeengt wird. Meist entwickelt sich die Caecumobstipation nur langsam über einen längeren Zeitraum, und das Pferd zeigt nur geringe klinische Symptomatik. Typische Symptome sind Einnehmen einer Streckstellung und Umdrehen nach dem Bauch. Oftmals sind Puls und Blutbild ohne Befund, und die Darmperistaltik ist erhalten. Meist ist der Kotabsatz zuerst verringert und verzögert, der Kot ist trocken und kleingeballt. Der Harnabsatz kann durch Druck auf die Blase oder einen reflektorischen Krampf des Blasenhalses gestört sein. Hierbei kann leicht die Fehldiagnose Harnkolik gestellt werden. Folgen sind Leistungseinbuße, Abmagerung und Tod durch Ruptur. Mit der chronisch rezidivierenden Blinddarmobstipation kann auch eine rezidivierende Verstopfung des kleinen Kolons einhergehen. Dann kommt es zu einer 7 chronischen Dilatation des Darmrohrs und Hypertrophie seiner Muskulatur. Die Ursache hierfür ist unbekannt. Bei der Obstipation des großen Kolons unterscheidet man die Obstipation der linken ventralen Kolonlage und/oder der Beckenflexur sowie der magenähnlichen Erweiterung der rechten dorsalen Kolonlage. Eine primäre Obstipation kann hier auch durch neurogene Funktionsstörung des Colon descendens bei normaler Fütterung verursacht werden. Sekundäre Obstipationen entstehen vor Stenosen oder infolge mechanischer Hindernisse (Darmsteine, Fremdkörper). Bei Darmsteinen unterscheidet man zwischen echten Darmsteinen (Enterolithen) und den Pflanzenbezoaren (Phytobezoare). Fremdkörper und Darmsteine bleiben längere Zeit ohne Schaden im großen Kolon liegen. Erst wenn sie in die engeren Darmteile gelangen, verursachen sie einen Darmverschluß. Darmsteine bleiben vor allem an dem Übergang vom kleinen zum großen Kolon hängen. Es kommt an dieser Stelle zu einem erhöhten Dauertonus der Darmwand, der zu einer ischämischen Nekrose führen kann. In Folge entwickelt sich eine Darmruptur. Futteranschoppungen in der ventralen linken Längslage, der Beckenflexur und der linken dorsalen Kolonlage lassen sich rektal relativ einfach diagnostizieren, während eine Obstipation der magenähnlichen Erweiterung rektal recht schwierig festzustellen ist. Verwachsungen von Darmteilen behindern die freie Beweglichkeit des Darmes und grenzen oft sein Lumen ein. In beiden Fällen kommt es zu Einschränkungen der Mobilität und Motilität, die prästenotisch durch Hypertrophie der Darmwand ausgeglichen werden. Verwachsungen können nach Kastrationen auftreten, wenn sich der Bereich des inneren Leistenringes entzündet und wenn sich dort Darmschlingen anlegen und verwachsen. Ebenfalls nach Bauchhöhlenoperationen oder nach einer lokalen Peritonitis. Auch intraabdominale Abszesse können zu rezidivierenden Koliken führen. Im Verlauf einer Infektion mit Streptococcus equi (Druse) kommt es zu Lymphknoteneinschmelzungen (Lnn. mesenterici craniales). Dabei kann es zu Verklebungen zwischen Abszessen und Dünn- oder Dickdarmschlingen kommen. Da das Pferd bei der Untersuchung keine Anzeichen für Druse zeigt, ist diese Diagnose relativ unwahrscheinlich. Ebenso können viszerale Tumoren z.B. verursacht durch eine lymphatische Leukose oder durch Lymphosarkome rezidivierende Koliken verursachen. Unter Sandkolik versteht man die Ansammlung von Sand im Darmkanal infolge Aufnahme von versandetem Futter. Die Diagnose wird durch den Nachweis von Sand mittels Kotaufschwemmung gestellt. Differentialdiagnostisch muß auch an Urololithiasis gedacht werden. Harnsteine enthalten beim Pferd immer Calcium. Durch zu viel Calcium im Futter kann es so zu Harnsteinproblemen kommen. Nierensteine lösen selten klinische Symptomatik aus. Sie können sekundär Entzündungen oder beim Durchwandern der Harnleiter Kolikanfälle verursachen. Harnblasensteine verursachen erst in der Nähe der Urethra kolikartige Schmerzen mit Strangurie und Pollakisurie. Die Diagnose kann durch rektale Untersuchung oder eine Harnanalyse gestellt werden. Auch entzündlich Veränderungen an den Harnorganen rufen Kolikerscheinungen hervor. Die Nephritis purulenta ist eine Folge von Infektion mit Actinobacillus equli bzw. Streptococcus equi. Sie geht mit Fieber, Inappetenz, kolikartiger Unruhe und steifem Gang einher. Auch die Zystitis, die oft die Begleiterscheinung oder Folge einer anderen Krankheit darstellt, geht mit kolikartigen Schmerzen einher, die von einer Pollakisurie begleitet werden. Die rektale Untersuchung und die Harnuntersuchung sind hierbei die wichtigsten Grundlagen für eine Diagnosestellung. 8 Die Borna´sche Krankheit wird durch eine Virusinfektion ausgelöst. Das Bornavirus ist ein stark neurotroper Erreger, der aber im sogenannten Prodromalstadium auch gastrointestinale Symptome wie Kolik und Kotverhalten oder auch leichte Diarrhoe hervorrufen kann. Klinisch kann nur eine Verdachtdiagnose gestellt werden. Zur sicheren Abklärung muß ein Erregernachweis durchgeführt werden (IFA). Das Sommerekzem ist eine jährlich wiederkehrende Dermatose, die auf eine Sensibilisierung durch Culicoides zurückgeführt wird. Symptome wie starker Juckreiz und papulöse Effluorezenzen treten ab April auf. Durch das ständige Reiben und Scheuern kommt es zum Ausschwitzen von seröser Flüssigkeit und zur Borkenbildung. Bevorzugte Stellen sind Mähne und Schweifrübe. Es können allerdings auch Reaktionen an Augen und Ohren, entlang der Rückenlinie oder am Unterbauch entlang der Linea alba beobachtet werden. Im Winter verschwinden die Hauterscheinungen meistens. Der Speichel der weiblichen Culicoides wird für die Sensibilisierungsreaktion verantwortlich gemacht. Es handelt sich um eine reine Kontaktallergie vom verzögerten Typ, da auch spezifische IgE im Blut nachgewiesen werden können. Eine genetische Dispostion wird angenommen, da vor allem Kleinpferde erkranken. Differentialdiagnostisch muß auch an Haarlingsbefall gedacht werden, der vor allem die oberen Regionen am Pferdekörper betrifft (Mähne, Widerrist). Die Haarlinge und ihre Nissen sind dann allerdings sichtbar, die Haare sind in dem Fall auch gut ausziehbar. Bei „Storm“ ist nichts dergleichen feststellbar. Bei Befall mit Dermatophilus congolensis einem grampositiven nicht säurefesten Bakterium zeigen sich an den Gelenken und am Rücken Knötchen. Mit zunehmender Exsudation bilden sich Krusten mit darunterliegendem gelb-grünen Eiter. Bei dem Connemarawallach gibt es dafür kein Anhaltspunkt. Auch Dermatophytosen (Mikrosporie, Trichophytie) kommen in Betracht, die mit der Woodschen Lampe und mit einem Hautgeschabsel diagnostiziert werden können. Der gespaltene erste Herzton, der allerdings oft auch physiologisch ist, kann durch verschieden lange Reizleitungswege entstehen und deutet dann auf eine asymetrische Herzdilatation hin. Zur genauen Diagnose müssten weiterführende Untersuchungen vorgenommen werden (EKG etc.). K) Prognose Die Prognose der rezidivierenden Kolik ist abhängig von ihrer genauen Ursache, die erst durch weiterführende Untersuchungen noch festgestellt werden muß. Beim Sommerekzem handelt es sich um eine unheilbare Krankheit, solange das Pferd dem Allergen ausgesetzt ist. Durch eine Optimierung der Haltungsbedingungen (Nachtweide, Stallhaltung, vorbeugende Maßnahmen) kann in vielen Fällen eine Milderung der Symptome erreicht werden. 9 Xxx xxx Pferdebericht I. Anamnese (Grund d. Vorstellung, Dauer, Verlauf, Vorbehandlungen, Behandlungsauftrag) 10 I. Signalement Rasse: Geschlecht: Alter (Wechsel: 2 ½, 3 ½, 4 ½; kundenfrei UK: 6, 7, 8 OK: 9, 10, 11 Zangengebiß bis 8a, halbes Zangengebißbis15a, Winkelgebiß über 15 a): Größe (Bandmaß oder Stockmaß): ................ Farbe, Abzeichen: II. Klinische Untersuchung A) AU 1. Allgemeinzustand (Habitus) Körperhaltung: ........................................................................................................................................... Verhalten:.......................................................................................................................... .......................... Körperbau:........................................................................................................................ .......................... Ernährungszustand:........................................................................................................... .......................... Entwicklungszustand:....................................................................................................... .......................... Pflegezustand:................................................................................................................... .......................... Gewicht:........................................ 2. Atmung Frequenz (8-16/min):.................................... Atemtyp (costoabdominal, leichte Betonung):....................................................... Atemrhythmus:.............................................................. abdominale 3. Puls Frequenz (28-40/min):.................................... Rhythmus (regelmäßig, gleichmäßig) Qualität (Größe/Dauer, Stärke/Kraft):.................................................................................................... Gefäßfüllung (A. facialis bleistiftdick):.................................................................................................. Gefäßspannung:................................................................................................................ ...................... 4. Körperinnentemperatur (37,0-38,0 °C):............................................. 11 B) zusätzliche AU 1. Unterhaut/Körperoberflächentemp.:.................................................................... ................... 2. Schleimhäute: Farbe:........................................ Oberflächenbeschaffenheit:............................................................ Episkleralgefäße:............................................................................. KRZ:........................................................... 3. Lymphknoten (Lage, Größe, Konsistenz, Wärme, Empfindlichkeit) Lnn. mandibulares :................................................................................................................... ................. Lnn. retropharyngeales (physiolog. tastbar):..................................................................................... ev. Lnn. parotidei, superficiales:............................................................................................... nicht cervicales C) spezielle klinische Untersuchung 1. Haarkleid und Haut (Dichte, Geschlossenheit, Länge...) 2. Zirkulationsapparat Arterien (Spannungsund Füllungszustand):............................................................................................. Venen(Füllungszustand................,Abfluß...........................,Venenstauprobe........................................... ., Venenpuls:physiolog=neg./patholog.=positiv) Episkleralgefäße (Füllung.............................., Farbe..................., Konturierung......................................) Ödem (kalt/warm):......................................................................................... Herzperkussion (3-5. IKR, handtellergroß, re. und li.) Herzauskultation Frequenz..............., Intensität Regelmäßigkeit..............................................................., Abgesetzheit.........................................................................................., Nebengeräusche pochend/schwach, 3. Respirationstrakt Atmung siehe AU Nase Nasenöffnung Umgebung:.......................................................................................................................... Ausatemluft (Gleichheit des Geruch):........................................................................................... Nasenausfluß (Menge, Farbe, Beimengungen):................................................................ und Luftstromes, Konsistenz, Geruch, 12 Nasenschleimhaut Beschaffenheit):....................................................................................................... (Farbe, Atemgeräusche (nasal=schniefend, laryngeal=pfeifend, pharyngeal=röhrend, tracheal=brummend) Nasennebenhöhlen Deformierung):....................................................................................... (Fingerperkussion, Luftsack (Füllung, Tympanie):............................................................................................................................... Kehlkopf, Luftröhre u. Schilddrüse (Adspektion, Palpation) Husten (spontan, auslösbar, Auswurf:.............................................................................) Charakter......................, Brustkorb:............................................................................................................................................... ................ Lungenperkussion (17/14/11) (tympanisch o. subtympanisch=Emphysem, voller Lungenschall, relative oder unvollständige Dämpfung z.B. Herzperkussionsfeld, weitgehende aber noch unvollständige Dämpfung=ventraler Eingeweidebereich, absolute Dämpfung=Muskel, Leber) Lungenauskultation Trachea (laryngotracheal „CH“, insp. u. exspiratorisch):..................................................................................... cranioventraler Bereich (tracheobronchale, v.a. insp.):......................................................................................... caudodorsaler Bereich (bronchobronchuläre, nur insp.):....................................................................................... Atemnebengeräusche: Knattern/Knacken (tonlos):............................................................................................. Giemen (tönendes AG) Röhrenatmung (wie laryngotracheales) Schaben/Reiben Fehlen von hörbaren Atemgeräuschen 4. Digestitionstrakt Appetit Durst:...................................................................................................................................................... ..................... Futter u. Wasseraufnahme:.................................................................................................................................... ......... Kauen und Abschlucken:.......................................................................................................................................... .... Mund- und Rachenhöhle Speichelfluß:.............................................................................................................................. ........................ Mundgeruch:.............................................................................................................................. ....................... 13 Zunge/Zähne:............................................................................................................................. ....................... Gebiß (Scheren-, Hecht-, Karpfengebiß):........................................................................................................ Milchkappen:............................................................................................................................. ...................... Schlund (Adspektion, Palpation):.................................................................................................................................. Abdomen Form:.......................................................................................................................................... ...................... Spannung (Flanke):........................................................................................................................................... Auskultation: After und Umgebung:............................................................................................................................................. ..... Kot (Häufigkeit......................., Menge...................., Farbe................, Geruch.................., Konsistenz....................., Beimengungen..............................., Gehalt an verdaulichen Futterbestandteilen..........................................................) 5. Harnapparat/Geschlechtapparat Harnabsatz:............................................................................................................................................. ....................... Farbe/Trübung:....................................................................................................................................... ........................ ev. rektale Untersuchung (Niere, Harnleiter....):............................................................................................................ Geschlechtapparat: ml.:............................................................................................................................................. ....................... wbl.:........................................................................................................................................... ........................ 6. Nervensystem psychisches Verhalten:............................................................................................................................................... .... Motilttät (Parese, Paralyse):........................................................................................................................................... Lähmungen (nukleäre-infranukleäre: keine Reflexe, supranukleäre: gesteigerte Reflexe, spastisch o. schlaff): Krämpfe (tonsich, klonisch, Tremor):........................................................................................................................... Nystagmus:............................................................................................................................................. ........................ Zwangsbewegungen:.............................................................................................................................. ......................... 14 Ataxie:.................................................................................................................................................... .......................... Hautsensibilität (Nadelstiche):........................................................................................................................................ Tiefensensibilität :........................................................................................................................................................... Reflexe:....................................................................................................................................................... ................ Hornhaut:.................... Pupillar:....................... Anal:............................. 7. Sinnesorgane Auge (Miosis, Mydriasis, Nystagmus, Tränenfluß, Cornea, Trigeminus-, Facialislähmung) 8. Bewegungsapparat in der Ruhe:....................................................................................................................................................... ........... in Bewegung:.............................................................................................................................................. ................. D) ergänzende Untersuchung E) Diagnose F) Differentialdiagnose G) Prognose I) Therapie J) weiterer Verlauf K)Epikrise 15