TPK Vorlesung von Dr. A. Rall zu Kariologie Chemisch-Parasitäre Hypothese nach Miller: Kariogene Mikroorganismen der Mundhöhle (Plaque) produzieren bei entsprechender Substratzufuhr (speziell niedermolekulare Kohlenhydrate) organische Säuren. Wirken diese Säuren lange genug auf die Zahnhartsubstanzen ein (Wirt), so demineralisieren sie diese. Es entstehen kariöse Läsionen. Plaqueentstehung (siehe auch Vorlesung „Erkrankungen des Parodonts“): Trotz selbstreinigender Mechanismen im Mund (Speichelfluss, Epitheldesquamation, Selbstreinigung während der Kaufunktion) können sich Beläge bilden. Weiche Beläge werden Plaque genannt, sie sind verantwortlich für die Entstehung von Karies. Also lagern sich an gereinigten Zahnflächen innerhalb von Minuten bis zu 2 Stunden durch Adsorption Glykoproteine ab (Pellicle). Es erfolgt eine Adhäsion von Mikroorganismen in einem hoch komplexen Biofilm. Diese Mikroorganismen (z.B. Streptococcus mutans, Laktobazillen und Actinomycesarten) wachsen durch Teilung, Kohäsion und Adhäsion. Sie bilden extrazelluläre Strukturen wie Kapselpolysaccharide oder Glykokalix, die die Mikroorganismen dann als Matrix umgeben. ! Dentale Plaque = Bakterielle Plaque ! Zu Streptococcus mutans: Durch Metabolisierung sorgt vor allem S. mutans einmal dafür, dass organische Säuren entstehen, die durch eine Ansäuerung der Zahnplaque für die Entkalkung der Zahnhartsubstanz mitverantwortlich sind. Er selbst ist säuretolerant und übersteht das Absinken des pH-Wertes ohne Schaden zu nehmen. Auf der anderen Seite baut er die Plaquematrix durch von ihm produzierte extrazelluläre Polysacharide auf, so dass er gegen äußere Angriffe geschützt ist. Außerdem kann er intrazelluläre Speicherkohlenhydrate bilden und auch somit über längere Zeit ohne Substratzufuhr aktiv bleiben. Kariesentstehung: Als Vorbedingungen für die Kariesentstehung müssen neben den drei Hauptfaktoren (Plaque, Substrat, Wirt) noch sekundäre Faktoren vorhanden sein: 1. Speichelfließrate und Speichelzusammensetzung 2. pH-Wert und Pufferkapazität des Speichels 3. Dauer und Häufigkeit der Substratzufuhr 4. Zahnfehlstellungen und Zahnfehlbildungen Prädilektionsstellen der Karies: (hier beginnt auch die Demineralisation des Schmelzes und somit die Karies, denn Zähne bieten ökologische Nischen) • Fissuren • Glattflächen • Approximalkontakte • Zahnhalsregionen • Kariöses Dentin Die eigentliche Kariesentstehung beginnt mit der Metabolisierung niedermolekularer Kohlenhydrate durch Mikroorganismen(s.o.). Es entstehen organische Säuren und der pHWert sinkt bis unter 5,0. Zuerst lassen sich Oberflächendefekte in Form von Rauhigkeiten – die bessere Retention für Plaque bieten – vermerken; sowie Lücken im Kristallgitter der Apatite. Es kommt also zu einer Demineralisierung des Zahnschmelzes (Calcium und Phosphat werden herausgelöst) und Säure kann verstärkt eindringen. Die Kariesentstehung wird begünstigt durch häufige Substrat- und Säurezufuhr, kurze Intervalle zwischen den Substratzufuhren, einen reduzierten und eine Speichelfluss schlechte Mundhygiene. Die Aufgabe des Speichels - einer kalzium- und phosphatgesättigten Lösung – ist zu remineralisieren. Eine hohe Speichelflussrate, große Zeitintervalle zwischen den Mahlzeiten, geringe Zufuhr niedermolekularer Kohlenhydrate und Säuren bedeuten also lange Remineralisationsphasen und somit weniger Karies. Stadien der Karies: • Initiale Kariesläsion im Schmelz (aber mit Fluoriden remineralisierbar) • Schmelzkaries • Dentinkaries • Zementkaries (Wurzelkaries, v.a. bei älteren Patienten und nach Parodontitistherapie) Kariesschutz: Von Seiten des Zahnarztes: Wichtig hierbei ist die Instruktion und die Motivation („instruction“, „motivation“), das heißt, den Patienten einerseits Anweisungen zur Pflege der Zähne, also für eine korrekte Mundhygiene zu geben, und andererseits auch den psychologischen Aspekt nicht zu vergessen. Zahnärztliche Kontrollen zur Kariesfrüherkennung und Individuelle Kariesrisikobestimmung, sowie die og. Professionelle Zahnreinigung (PZR) helfen, vor Karies zu schützen. Auf Patientenseite: Eine gute häusliche Mundhygiene (regelmäßiges, korrektes Zähneputzen – siehe „modified bass…, Anwendung von Zahnseide…), sinnvolle Ernährung (selten Süßes), Fluoridierung und Chlorhexidin-Lack bilden den Grundstock zur Prävention von Karies.