Gesundheit & Vorsorge Bunt in den Mund 18 p a 1 · 2010 Obst und Gemüse Die natürlichen Farbstoffe in Äpfeln, Ka­rotten & Co. sorgen nicht nur für optische Abwechslung auf dem Teller. Vielmehr weiß man heute: Bunt essen heißt gesund essen. Kräuter-Gnocchi auf einem Gazpacho von roten und grünen Paprika. Mais-Poulardenbrust mit Orangen-Graupen und roter PapayaTomaten-Salsa. Kokos-Pannacotta mit Passionsfrucht-Bananen-Curry. Wer schon einmal eine Kreation à la Johann Lafer vor sich hatte, der weiß, was es bedeutet: Das Auge isst mit. Farbliche Kontraste sind in der Sterneküche fast genauso wichtig wie geschmackliche Überraschungen. Doch auch zu Hause muss es eben nicht der farbliche „Einheitsbrei“ vieler Fertiggerichte sein. Leicht lässt sich mit gelbem, rotem, grünem Obst und Gemüse ein buntes, frisches, leckeres und zudem auch noch überaus gesundes Essen zaubern. Die einfache und leicht auch in den beruflichen Alltag zu integrierende Formel „Bunt ist gesund“ bringt viele Ernährungsweisheiten auf den Punkt. Denn nachdem die Ernährungswissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten gute und schlechte Bestandteile in Lebensmitteln immer genauer identifiziert und erforscht hat, wird eines deutlicher denn je: Es ist viel zu kompliziert, gezielt bestimmte Bunt mit Grund Lebensmittel zu bevorzugen oder zu meiden, um sich geUm die Verbreitung ihrer Samen sund zu ernähren. Die Lösung zu fördern, haben Pflanzen wohl­ ist einfacher: Entscheidend ist riechende, schmackhafte und die Vielfalt. Wer sich abwechs­ bunte Früchte entwickelt. Hier­ lungs­­reich ernährt, kommt voll für produzieren sie besondere in den Genuss der zahlreichen Duft-, Aroma- und Farbstoffe, gesundheitsfördernden Inhalts­ die ausschließlich dazu dienen, stoffe und läuft nicht Gefahr, die Früchte unwiderstehlich für sich zu sehr mit den schädlichen Tiere und Menschen zu machen. zu belasten. Bestimmte Farbstoffe haben aber noch andere Aufgaben. So die­ nen die Carotinoide der Paprika oder Tomate den Pflanzen als Schutz vor UV-Strahlen. Kunterbuntes Potpourri. „Eine obst- und gemüsereiche Ernährung liefert neben präventiven Nahrungsinhaltsstoffen wie sekundären Pflanzenstoffen oder Antioxidantien auch komplexe Kohlenhydrate, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe und ist in aller Regel fett- und energiearm“, verdeutlicht Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Die DGE rät zum täglichen Verzehr von rund 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst.“ Mit farblicher Je bunter – desto mehr Amerikanische Ernährungsforscher haben he­raus­ gefunden, dass wir umso mehr essen, je bunter das Angebot ist. Proban­den verzehrten bis zu 69 Prozent mehr Süßigkeiten, wenn diese ihnen in einer bunten Auswahl und nicht einfarbig angeboten wurden. Was bei Smarties und Gummibär­chen, die für die Versuche ein­gesetzt wurden, ernährungsphy­­sio­lo­ gisch eher problematisch ist, kann bei einer bunten Gemüsepfanne oder bei einem frischen Obstsalat von Vorteil sein. Auch ein bunt gemischter Früchte­ korb kann zum vermehrten Obstkonsum anregen. Abwechslung schaffen es selbst „Gemüsemuffel“, auf die empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag zu kommen. Wer farblich abwechselnd zu rotem, gelbem und grünem Obst und Gemüse greift, stellt sicher, dass er auch in den Genuss all jener wertvollen Vitalstoffe kommt, die in den Früchten angereichert sind. „Um ein möglichst breites Spektrum an sekundären Pflanzenstoffen aufzunehmen, ist es prinzipiell sinnvoll und empfehlenswert, die farbenfrohe Vielfalt von Obst und Gemüse zu nutzen, denn die einzelnen Substanzgruppen kommen nicht in allen Gemüse- oder Obstarten vor“, so Gahl. „Dies soll aber nicht heißen, dass man sich strikt nach dem Ampelprinzip orientieren muss. Essen sollte auch Genuss sein und Spaß machen.“ Gesunde Farbstoffe. Zu den sekundären Pflan­zenstoffen gehören auch die Farbstoffe selbst: Anthocyane machen den Rotkohl violett, Flavone die Paprika gelb, Betacarotin die Möhren orange. Die Pflanzenfarbstoffe sind aber nicht nur für das attraktive Aussehen der Früchte verantwortlich, ihnen wird auch eine ganze Reihe positiver Wirkungen auf den Menschen nachgesagt. So sollen sie das Risiko von Krebs und Herzinfarkt senken, aber zum Beispiel auch der Haut Schutz vor zu starker UVStrahlung bieten. Doch allzu viel weiß man noch nicht über die Gesundheitspotenziale und vor allem die komplexen Wechselwirkungen der vielen ver- p a 1 · 20 1 0 19 Gesundheit & Vorsorge Obst und Gemüse sind Trumpf Sekundäre Pflanzenstoffe Die sekundären Pflanzenstoffe, die keine „essenzi­ ellen“ Funktionen im pflanzlichen Stoffwechsel ha­ ben, kommen in der Pflanze nur in geringen Mengen vor, und es gibt sie in wahrscheinlich 60 000 bis 100 000 verschiedenen Variationen. Neben der An­ lockung von Nützlingen hat diese große Gruppe chemischer Verbindungen eine Reihe weiterer inter­ essanter Aufgaben: Einige halten Schädlinge fern, andere schützen vor UV-Strahlung und wieder ande­ re verhindern, dass die kostbaren Samen von Enzy­ men der Pflanzenfresser verdaut werden. Für die Wissenschaft waren die sekundären Pflanzen­ stoffe lange Jahre uninteressant. Mittlerweile ha­ ben sich die bioaktiven Pflanzenstoffe aber zum Lieblingsforschungsobjekt von Ernährungswissen­ schaftlern gemausert. Nach und nach stellte sich heraus, dass die chemisch komplexen und verschie­ denartigen Verbindungen nicht nur nützlich für den pflanzlichen Organismus sind, sondern auch im menschlichen Körper gesundheitsfördernd wirken können: So schützen bestimmte Vertreter vor der schädlichen Wirkung freier Radikale, senken den Cholesterinspiegel, stärken das Immunsystem, hel­ fen bei Entzündungen oder schützen antibiotisch vor Bakterien, Pilzen oder Viren. 20 p a 1 · 2010 schiedenen Stoffe. Etliche Erkenntnisse beruhen zudem noch auf Reagenzglas- und Tierversuchen. „Nach derzeitigem Wissensstand muss davon ausgegangen werden, dass die Wirkung der pflanzlichen Lebensmittel auf der Gesamtheit aller Inhaltsstoffe und nicht auf einzelnen Substanzen beruht“, erklärt Harald Seitz vom AID Informationsdienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V. Die Ein­nahme von isolierten Komponenten etwa in Form von Tabletten sei daher keinesfalls sinnvoll und habe in Studien auch keine Wirkung gezeigt. „Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die einzelnen Substanzen in vielfältiger, noch unbekannter Art und Weise zusammenwirken“, so Er­­nährungswissenschaftler Seitz. „Aus den gleichen Gründen halten sich die Experten auch mit Zufuhrempfehlungen für einzelne sekundäre Pflanzenstoffe zurück.“ Farben machen Appetit. Dass Farbe das Essverhalten und sogar den Geschmack verän­ dert, haben auch Farbpsychologen längst he­­raus­ gefunden. Die natürlichen Farben Rot, Gelb und Grün werden als gesund empfunden. Aber auch bei Gummibärchen greift der Deutsche am liebsten zu roten Bären, bei denen er den Geschmack von frischen Kirschen oder Erdbeeren zu schmecken glaubt. Selbst die Inten­ sität des Farbtons beeinflusst das Geschmacks­ erlebnis. Je intensiver das Orange des Orangensafts, desto fruchtiger und intensiver wird sein Geschmack wahrgenommen. Das gesunde Image der bunten Farben wird natürlich auch von der Lebensmittelindustrie gezielt eingesetzt. Soll etwas fruchtig schmecken, greift man zu beerigem Rot. Frische verheißen gelbe Lebensmittel. Auch grün ist positiv besetzt, während Menschen bei blau allzu leicht an Schimmel denken, weshalb es bei industriell hergestellten Lebensmitteln nur selten eingesetzt wird. Aber selbst bei Naturproduk- Verena Sturm, Fachberaterin Ernäh­ rung bei der AOK PLUS „Sie bringen Farbe auf den Teller und viele wert­ volle Inhaltsstoffe ins Essen: Obst und Gemüse. Nach der Faustregel sollten Sie bei den bunten Lebensmitteln mindestens fünfmal täglich zugrei­fen. Dabei ist insbesondere die Vielfalt entschei­dend. Denn wer reichlich die ganze Fülle an Obst- und Gemüsesorten zu sich nimmt, ver­ sorgt seinen Körper mit jeder Menge an Vitami­ nen sowie Mineral- und Ballaststoffen. Wie Sie sich auf einfache Weise gesund und aus­ gewogen ernähren können, erfahren Sie bei Ihrer AOK PLUS. Lassen Sie sich in Ihrer Filiale vor Ort oder am Servicetelefon 0180 2 471000* beraten. Mit einem Gutschein können Sie kostenfrei an Gesundheitskursen teilnehmen. Im Arbeitsalltag bleibt oft nur wenig Zeit, für eine ausgewogene Ernährung zu sorgen. Die AOK-Bro­ schüre ,Gesund Essen im Beruf‘ bietet wertvolle Informationen und viele praktische Tipps für eine abwechslungsreiche Verpflegung am Arbeits­ platz – vom gesunden Frühstück bis hin zur rich­ tigen Auswahl an Speisen in der Kantine oder am Imbiss. Fragen Sie Ihren AOK-Firmenkundenberater nach der Broschüre.“ * 6 Cent/Anruf aus dem deutschen Festnetz, max. 42 Cent/Minute aus den Mobilfunknetzen. ten wird farblich mitunter etwas nachgeholfen – etwa bei der Gelbfärbung von Butter. Und dass es in Supermärkten kaum noch weiße Eier gibt, liegt daran, dass der Verbraucher bei braunen Eiern oftmals denkt, sie stammten von frei laufenden Hühnern – selbst wenn sie aus dem Käfig kommen @ www.aok-business.de/aokplus @ webcode: 100313