Geisteswissenschaft Andrea Tauber Der Islam: Die 5 Säulen und die Glaubensgrundsätze Eine Einführung Essay Essay im Rahmen des Proseminars „Einführung in die Religionswissenschaft“ Der Islam: Die 5 Säulen / Die Glaubensgrundlagen Wintersemester 2011/2012 1 Einleitung Nicht erst seit den verübten Terroranschlägen des 11. September 2001 in New York, deren Attentäter sich auf den Islam beriefen, werden weltweit zahlreiche Kontroversen über den Islam geführt und die Angst der westlichen Welt vor den „Anhängern, die selbst vor Gewalt nicht zurückschrecken, wenn es um die Verteidigung ihrer Glaubensgrundsätze geht“, sichtbar. 1 In der heutigen Zeit spielt der Islam in unserer Gesellschaft eine zunehmend größere Rolle. Nicht selten wird in den Medien von neuen Schreckensmeldungen berichtet, die von terroristischen Selbstmordattentätern begangen werden. Der letzte Anschlag wurde anlässlich des Aschura-Festes am vergangenen Dienstag in Kabul verübt, bei dem die Zielscheibe schiitische Pilgerer waren. Ein Fußgänger, der der sunnitischen Terrororganisation Lashkar e-Jhangvi al Alamigte angehörte, sprengte sich selbst in die Luft und tötete dabei 58 Menschen und verletzte weitere 150 Gläubige.2 Das Wort „Islam“ assoziieren Nichtmuslime mit fundamentalistischer Gewalt, Unterdrückung und Terror. Dementsprechend begegnen sie Muslime mit Zurückhaltung und teilweise auch mit Ablehnung. In der BRD leben laut einer Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge ca. 4 Millionen Muslime, von denen ca. 45 % die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen3 und somit Deutschland als ihre (zweite) Heimat bezeichnen können. Trotz dieser Tatsache haben Nichtmuslime oft Vorurteile gegenüber den Anhängern des Islam. Durch Unwissenheit und Ignoranz wird von vielen Menschen in unserer Kultur der Islam abgelehnt und dessen Gläubige mit Terroristen gleichgesetzt. So finden auch in Deutschland zahlreiche Diskussionen statt, beispielsweise geht es darum, ob der Islam ein Teil von Deutschland ist, ob es in deutschen Schulen den Islam-Religionsunterricht für muslimische Schüler geben soll, ob Großmoscheen in den Metropolen Deutschlands gebaut werden dürfen oder ob eine muslimische Lehrerin ihr Kopftuch beim Unterrichten tragen darf. Die Debatten sind zahlreich und reißen nicht ab, werfen jedoch eine entscheidende Frage auf, nämlich diejenige, was eigentlich mit „Islam“ gemeint ist. Das Wort „Islam“ bedeutet im Arabischen „Selbsthingabe“ und ist 1 Ruthven, Malise: Der Islam, Eine kurze Einführung, 1. Aufl. Stuttgart: Reclam 2000, S. 9. vgl. Matern, Tobias: Blutiges Märtyrerfest. In: Süddeutschen Zeitung, 07.12.2011, Nr. 282, S. 9. 3 vgl. Muslimisches Leben in Deutschland im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz, online abrufbar unter: http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/Politik_Gesellschaft/DIK/vollversion_studie_ muslim_leben_deutschland_.pdf?__blob=publicationFile, S. 11, letzter Aufruf am 06.12.2011. 2 2 etymologisch eng verwandt mit „salaam“, dem Wort für Frieden. 4 Angesichts zahlreicher islamistischer Selbstmordattentate und terroristischer Anschläge erscheint diese Etymologie paradox, denn Terror ist das lateinische Wort für „Schrecken“ und hat mit Frieden rein gar nichts zu tun. Demzufolge muss das Wort „Islam“ mehrere Begriffsunterscheidungen innehaben. Malise Ruthven unterscheidet zwischen drei Begriffsbestimmungen des Islam. Die Bezeichnung des „religiösen Glaubens, der politischen Ideologie sowie der Kennzeichnung der Identität eines Individuums oder einer Gruppe“.5 Für zukünftige Religionslehrer/innen, insbesondere in einer Stadt wie Frankfurt am Main, in der viele Menschen unterschiedlicher Ethnien und Religionen leben, besitzt das Thema des islamisch-religiösen Glaubens – man denke beispielsweise an den täglichen Umgang mit muslimischen Schüler/innen – einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert. Die Rolle des/r (Religions)lehrers/in sollte dabei diejenige sein, bei Schülern Vorurteile nicht aufkommen zu lassen bzw. gezielt durch hinreichende Informationen über den Glauben des Islam abzubauen und den Begriff des religiösen Glaubens von dem der politischen Ideologie abzugrenzen. Im Folgenden soll ein kurzer Einstieg über die Religion des Islam erfolgen, danach werden die Glaubensgrundsätze skizziert und die fünf Säulen des Islam erläutert. Das islamische Glaubensbekenntnis und die fünf Säulen „Die islamische Zeitrechnung beginnt im Jahre 622 nach Christus“ 6 , somit ist der Islam die jüngste der drei monotheistischen Weltreligionen und neben dem Judenund Christentum ebenso eine Religion der Schrift. Die Anhänger des Islam werden im deutschsprachigen Raum als Muslime oder Moslems bezeichnet, was übersetzt so viel wie „sich hingeben“ bedeutet.7 Das heilige Buch im Islam ist der Koran, der für die Muslime das unverfälschte Wort Gottes ist und nur in arabischer Sprache gilt. Eine Übersetzung des Koran wird daher von der islamischen Welt abgelehnt, da diese nicht Allahs Wort ist, sondern bestenfalls eine Interpretation dessen, was er gesagt hat.8 Im Gegensatz dazu ist die Bibel eine Sammlung religiöser Schriften, die 4 vgl. Ruthven: Der Islam, 2000: S. 9. ebenda, S. 11. 6 Pieper, Dietmar/Traub, Rainer: Der Islam: 1400 Jahre Glaube, Krieg und Kultur, 1. Aufl. München: Deutsche Verlags Anstalt, 2011, S. 44. 7 Ruthven: Der Islam, 2000: S. 11. 8 vgl. Raeder, Siegfried: Der Islam und das Christentum, Eine historische und theologische Einführung, 1. Aufl. NeukirchenVluyn: Neukirchener Verlag, 2001, S. 205. 5 3