Gesundheit in besten Händen DARMERKRANKUNGEN Signale aus dem Bauch • Wie die Verdauung funktioniert • Was dem Darm Beschwerden bereitet • Hilfe gegen die häufigsten Darmprobleme Mit Tipps zur Darmgymnastik ]3 EINBLICK Das richtige Bauchgefühl Sie können sich in der Regel darauf verlassen: Ihr Bauch sagt Ihnen sofort, wenn etwas nicht stimmt. Denn der Verdauungstrakt ist sehr empfindlich und reagiert sowohl auf Stress als auch auf unausgewogene Ernährung oder zu wenig Bewegung schnell mit Durchfall, Blähungen oder Verstopfungen. Außerdem können Unverträglichkeit von Speisen, Bakterien, Viren oder eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr die Ursachen dieser unangenehmen Beschwerden sein. Dann sind sie harmlos und verschwinden nach kurzer Zeit von selbst. Und all diese Faktoren können Sie selbst beeinflussen, um Ihren Darm wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Doch dauern die vermeintlich banalen Symptome längere Zeit an oder kehren sie regelmäßig wieder, beeinträchtigen sie nicht nur die Lebensqualität – sie können auch Signale für eine ernsthafte Krankheit sein. Dann ist ein Arztbesuch sinnvoll. HINTERGRUND]4 Der lange Weg der Nahrung ZAHLEN UND FAKTEN]6 Höchstleistungen MONATELANG dachte ich, DARMTRÄGHEIT]8 meine Bauchkrämpfe und Gestörter Rhythmus Durchfälle würden von allein verschwinden. Bis ich deswegen als Notfall in die Klinik kam Der Darm wehrt sich und eine chronisch entzünd- REIZDARM]12 liche Darmerkrankung dia- Aufruhr im Bauch gnostiziert wurde. Anfangs DIAGNOSTIK]14 war ich überfordert. Heute bin ich zur Expertin geworden: Ärztliche Spurensuche Ich weiß, welche Medikamente DARMGYMNASTIK]16 mir bei einem akuten Schub Übungen für zu Hause helfen und was ich für meine DARMKREBS]18 allgemeine Darmgesundheit Lange unerkannt tun kann. Ich weiß jetzt auch, wie sehr das gesamte Wohlbefinden von einem gesunden Darm abhängen kann. Ihre AOK – Die Gesundheitskasse DURCHFALL]10 Almut Woller, 27, Studentin BALANCE]20 6 Tipps für einen gesunden Darm ADRESSEN UND LITERATUR]22 Hier finden Sie noch mehr Hilfe 4] dass die einzelnen Nährstoffe aus der Nahrung optimal in das Blut aufgenommen werden können, das sie im Körper dorthin transportiert, wo sie gebraucht werden. Der lange Weg der Nahrung Mit einem ausgeklügelten Verdauungssystem sorgen Magen und Darm dafür, dass die Nahrung optimal verwertet wird. MEDIZIN-INFOS Sie haben Fragen zu medizinischen Themen oder zu bestimmten Diagnosen und Behandlungsmöglichkeiten? Oder Sie brauchen zusätzliche Informationen über ein Medikament? Oder Sie hätten einfach gerne schnell einen ärztlichen Rat? Dann wenden Sie sich an das Ärzte-Team der AOK. Die unabhängigen Ärzte und medizinischen Fachleute stehen Ihnen rund um die Uhr zur Verfügung und geben Ihnen kompetent und umfassend Auskunft – für AOK-Versicherte kostenlos. Die Telefonnummer der Ärzte-Teams finden Sie im Internet unter: www.aok.de Gut gekaut ist halb verdaut – so heißt eine Volksweisheit. Und tatsächlich beginnt die Verdauung mit dem Speichel bereits im Mund. Durch die Speiseröhre gelangt das Essen in den Magen, wo die Säure des Magensafts wie eine „chemische Keule“ gegen die meisten Bakterien und andere schädliche Keime wirkt. DICKDARM RÄUMT AUF Die vorletzte Station der Nahrung im Körper ist der etwa 1,5 Meter lange Dickdarm. Hier werden dem restlichen Darminhalt Wasser sowie Spurenelemente wie Mineralien und Vitamine entzogen. Außerdem bauen Darmbakterien die bis dahin transportierten Ballaststoffe ab. Nur etwa ein Zwanzigstel von der Essensmenge, die wir zu uns genommen haben, sammelt sich im Enddarm und wird als unverwertbarer Nahrungsrest ausgeschieden. NÜTZLICHER MIKROKOSMOS Einen bedeutenden Anteil am Verdauungsprozess und der Weitergabe der Nährstoffe in das Blut haben spezielle Mikroorganismen, die im Dünndarm, vor allem aber im Dickdarm sitzen. Diese Darmflora besteht aus mehreren hundert Bakterienarten. Der Darm ist das größte Immunsystem des Körpers. Die Bakterien sowie darmwandeigene Abwehrmechanismen verhindern, dass schädliche Stoffe durch die Darmwand in den Körper gelangen. Außerdem bilden sie lebenswichtige Vitamine wie das Vitamin K, das bei der Blutgerinnung hilft, und verschiedene B-Vitamine, die beispielsweise bei dem Zusammenspiel von Gehirn und Nerven eine Rolle spielen. 쐍 MAGEN UND DARM – DAS VERDAUUNGSSYSTEM MAGEN HAUPTUMSCHLAGPLATZ DÜNNDARM Portionsweise wandert die angesäuerte Nahrung dann in den drei bis fünf Meter langen Dünndarm. Hier wird die Magensäure neutralisiert, und Gallenblase und Bauchspeicheldrüse geben fettlösende und enzymhaltige Verdauungssäfte hinzu: Die Nahrung wird in ihre einzelnen Bausteine wie Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Vitamine, Mineralstoffe und Wasser aufgespalten. Die Innenseite der Dünndarmwand liegt in Falten, die mit feinen Ausstülpungen, den Darmzotten, bedeckt sind. Sie vergrößern die Oberfläche des Dünndarms so, DICKDARM DÜNNDARM BLINDDARM WURMFORTSATZ (APPENDIX) AFTER MAST- ODER ENDDARM ]7 Höchstleistungen Der Verdauungstrakt ist ein sensibles Multitalent, das ununterbrochen Höchstleistungen bringt. Spannende Zahlen und Fakten: 9 Liter Täglich rund Wasser werden der Nahrung im Darm entzogen. 33 und 43 Stunden Insgesamt dauert es zwischen von Nahrungsaufnahme bis Ausscheidung – je nachdem, was man gegessen hat. Die Gallenblase gibt für die Fettverdauung durchschnittlich Gallenflüssigkeit in den Dünndarm ab. 700 ml 2 bis 3 Liter Magensaft produziert ein Erwachsener täglich. 1,5 Liter Bis zu Speichel werden bei normaler Ernährung gebildet. 8 Stunden und länger ver- weilen sehr fettes Fleisch und Ölsardinen im Magen – Fisch und Reis dagegen nur 1,5 Stunden. ]9 WANN ZUM ARZT? Es gibt viele Ursachen für einen trägen Darm. Meist sind eine ballaststoffarme Ernährung, Flüssigkeitsmangel und zu wenig Bewegung verantwortlich. Hier können Sie selbst viel tun. Auch Stress, Hormonumstellungen, verschiedene Medikamente (z. B. einige Magensäurebinder, Eisenpräparate, Blutdrucksenker, Schlaf- und Beruhigungsmittel) und Grunderkrankungen (z. B. Schilddrüsenfunktionsstörungen) verlangsamen die Darmfunktion. Bei anhaltender Verstopfung, auch im Wechsel mit Durchfällen, Appetitlosigkeit oder häufigem Erbrechen, bei Schmerzen oder gar Blut im Stuhl sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Gestörter Rhythmus Das Gefühl, eine Verstopfung zu haben, ist sehr subjektiv. Abführmittel sind nicht die Lösung. Dass der Mensch einmal täglich Stuhlgang haben muss, ist einer von zahlreichen Irrtümern rund um das Thema Verdauung. Es gibt keinen Normwert: Drei Darmentleerungen pro Tag können ebenso normal sein wie zwei in der Woche. Ärzte sprechen erst dann von einer akuten Verstopfung (Obstipation), wenn der Stuhl zu wenig Wasser enthält und verhärtet ist, dadurch schlecht gleitet und mindestens drei Tage ausbleibt. ABFÜHRMITTEL STARTEN EINEN TEUFELSKREIS BALLASTSTOFFE – DIE GESUNDE ALTERNATIVE Schätzungsweise jeder zehnte Deutsche greift täglich zu Abführmitteln (Laxantien), um regelmäßig auf die Toilette gehen zu können. Doch damit tut man sich keinen Gefallen. Denn Abführmittel entziehen dem Körper lebenswichtige Salze und Mineralstoffe, die für den Stoffwechsel in Muskeln, Herz, Nieren und für den Darm selbst notwendig sind. Das wiederum fördert die Darmträgheit – ein Teufelskreis mit Suchtpotenzial. Außerdem kann dadurch die Wirkung anderer Medikamente, beispielsweise von Blutdrucksenkern, Antibiotika und hormonellen Verhütungsmitteln, gestört werden. Das gilt für scheinbar harmlose pflanzliche Abführmittel ebenso wie für chemische. Ob und wie Abführmittel eingenommen werden, sollte deshalb mit dem Arzt abgesprochen werden. Die einfachste Maßnahme, den Darm in Schwung zu bringen, ist ausreichend zu trinken. Ein großes Glas Wasser, auf einmal getrunken, spült den Verdauungstrakt durch und sorgt dafür, dass der Stuhl aufweicht und ohne Anstrengung ausgeschieden werden kann. Grundsätzlich und langfristig hilft eine ballaststoffreiche Ernährung. Ballaststoffe regen den trägen Darm zu mehr Eigenbewegung an. Rund 30 Gramm täglich werden empfohlen. Die sind schon in einem gesunden Frühstück enthalten. Viele Ballaststoffe stecken außerdem in Vollkorngetreideprodukten, Gemüse und Obst. Damit die Ballaststoffe die Verdauung richtig ankurbeln können, müssen sie mit viel Flüssigkeit kombiniert werden – am besten täglich rund zwei Liter Wasser, Früchte- oder Kräutertees. 쐍 10 ] Der Darm wehrt sich Wohl jeder Mensch hat hin und wieder Durchfall. Wie kann man ihn selbst behandeln und wann sollte man zum Arzt gehen? Durchfall ist lästig und unangenehm – und immer ein Zeichen dafür, dass der Körper sich gegen etwas wehrt. Bei akutem Durchfall sind meist Keime die Ursache. Beispiel Kolibakterien: Sie befinden sich in verschmutztem Wasser oder auf verunreinigten Lebensmitteln. Gelangen sie in den Darm, bilden sie dort Giftstoffe. Die Darmzellen wehren sich dagegen, indem sie verstärkt Flüssigkeit abgeben und den Stuhl verdün- DARMDIVERTIKEL Durchfall und Erbrechen können auch Anzeichen von entzündeten Darmdivertikeln sein. Das sind Ausstülpungen in Dünn- oder Dickdarm. Bei den meisten Menschen verursachen sie lebenslang keine Symptome. Wenn sich die Divertikel aber entzünden oder sogar aufplatzen, können Darmbakterien in den Bauchraum austreten. Die Folgen sind Fieber, starke Übelkeit und heftige Bauchschmerzen. Ein sogenannter Darmdurchbruch kann lebensgefährlich sein. Eine Abklärung durch einen Arzt ist dann unbedingt erforderlich. Darmdivertikel können erblich bedingt sein. Ein erhöhtes Risiko besteht außerdem bei: • Übergewicht • Bewegungsmangel • ballaststoffarmer • Ernährung häufigen Verstopfungen QUERSCHNITT DURCH DEN DARM BLUTGEFÄSS DIVERTIKEL DIVERTIKEL DARMINNERES MUSKELSCHICHT SCHLEIMHAUT nen. Dadurch gehen dem Körper aber auch wichtige Mineralstoffe verloren. Viel trinken und eine fettfreie, leicht gesalzene Schonkost unterstützen den Körper dabei, die Bakterien zu bekämpfen. Ist der Durchfall nicht innerhalb von zwei bis vier Tagen verschwunden, ist Blut enthalten oder kommt es zu starken Beschwerden, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Er kann bei Keiminfektionen ein Antibiotikum verschreiben und ernsthafte Erkrankungen oder Unverträglichkeiten ausschließen. VIRENINFEKTION Auch Viren können Durchfall verursachen. Bekannte Vertreter sind Noroviren und Rotaviren. Über Schmier- und Tröpfcheninfektionen gelangen sie in den Verdauungstrakt. Werden die Krankheitserreger mit dem Stuhl ausgeschieden und gelangen dann durch die Aufnahme von verunreinigtem Wasser oder Lebensmitteln in den Körper, ist das eine Schmierinfektion. Bei einer Tröpfcheninfektion erfolgt die Ansteckung durch feinste Tröpfchen, die zum Beispiel beim Niesen, Husten oder Sprechen übertragen werden. Anders als die Bakterien schädigen Viren die Darmschleimhaut direkt. Solche Infektionen gehen fast immer mit starken Beschwerden einher. Weil Antibiotika gegen Viren nicht wirken, können meist nur die Symptome behandelt werden. Ausreichend zu trinken ist auch bei Virusinfektionen wichtig. Wird die Flüssigkeit immer wieder erbrochen, kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden, wo der Flüssigkeitsverlust durch Infusionen ausgeglichen wird. 쐍 HILFE BEI DURCHFALL So unterstützen Sie bei leichtem Durchfall Ihren Körper beim Gesundwerden und verringern die Ansteckungsgefahr: • ein bis zwei Tage nur leichte Kost wie Zwieback, Salzkartoffeln oder Haferflocken essen • eine selbst hergestellte Elektrolytlösung trinken: 2 Esslöffel Zucker und ein kleiner Teelöffel Salz pro Liter Tee oder Wasser • sich körperlich schonen • verstärkt auf persönliche Hygiene achten: mehrmals täglich die Hände waschen, Handtücher täglich wechseln • intimen Kontakt zu anderen Personen vermeiden ] 13 Aufruhr im Bauch Wie sehr Darm, Nervensystem und Psyche zusammenspielen können, zeigt sich am Reizdarmsyndrom. Manche Menschen haben häufig Verstopfung oder Durchfall im Wechsel, andere Völlegefühl und Blähungen oder auch zusätzlich Schmerzen und Krämpfe im Unterbauch. Zehn bis zwanzig Prozent der 35- bis 50-Jährigen leiden unter einem sogenannten Reizdarm. Die Beschwerden beeinträchtigen das tägliche Leben sehr. HILFE BEI DER DIAGNOSE AUSLÖSER NOCH UNKLAR Weil die Symptome eher unspezifisch sind, ist die Diagnose des Reizdarmsyndroms nicht ganz einfach. Folgende medizinischen Kriterien können dem Arzt als Anhaltspunkt für gezielte Untersuchungen dienen: • Die Schmerzen oder das Unwohlsein sind in den letzten drei Monaten an mindestens drei Tagen pro Monat aufgetreten. Die • Beschwerden bestehen seit mindestens sechs Monaten. • Die Beschwerden lassen nach dem Stuhlgang nach. • Mit Beginn der Beschwerden verändert sich die Häufigkeit des Stuhlgangs. Mit • Beginn der Beschwerden verändert sich das Aussehen des Stuhls. Die Ursachen für diese Dickdarmerkrankung sind noch nicht vollständig bekannt. Es wird vermutet, dass Störungen der Darmmuskulatur und überempfindliche Darmnerven eine Rolle spielen. Möglicherweise können die Darmnerven nicht angemessen auf die alltäglichen Belastungen des Magen-Darm-Trakts reagieren. Außerdem tritt das Reizdarmsyndrom bei Menschen, die eine Darminfektion hatten, häufiger auf. Auch psychische Belastungen, Ernährungsgewohnheiten und Lebensmittelunverträglichkeiten werden als mögliche Auslöser vermutet. ENTSPANNUNG FÜR DEN DARM: Gereizt oder entspannt? Bei vielen Menschen reagiert der Darm sofort auf die allgemeine Stimmungslage. Um Beschwerden vorzubeugen, wird regelmäßige maßvolle Bewegung wie Schwimmen, Fahrradfahren oder Spazierengehen empfohlen. Auch Auszeiten zur Entspannung und Übungen zum Stressabbau wie Yoga können das Darmgleichgewicht unterstützen. LANGER WEG ZUR BEHANDLUNG Die Diagnose kann sehr langwierig sein und deshalb vergehen manchmal Monate, bis eine individuelle Behandlung gefunden ist. Diese orientiert sich meist an den vorherrschenden Symptomen: Müssen eher der Schmerz und die Krämpfe oder eher Durchfälle oder Verstopfung gelindert werden? Daneben können kleine ballaststoffreiche Mahlzeiten, regelmäßige körperliche Aktivität, das Erlernen von Entspannungsübungen und unter Umständen eine psychotherapeutische Beratung hilfreich sein. Die gute Nachricht: Bei vielen Menschen verschwinden die Beschwerden von allein. 쐍 STRESS SCHLÄGT mir auf den Magen. Wenn mir alles zu viel wird, spielt meine Verdauung verrückt. Der Arzt hat mir Entspannungsübungen empfohlen, die mir tatsächlich sehr helfen – gegen den Stress und gegen die Bauchschmerzen. Cornelia Lutz, 34, Vorstandsassistentin 14 ] Ärztliche Spurensuche Zur Diagnose von akuten oder chronischen Darmbeschwerden gibt es verschiedene Möglichkeiten. TASTEN UND ABHÖREN Bei Darmbeschwerden erhält der Hausarzt schon einen ersten wichtigen Eindruck durch das Abtasten. Ein gefüllter Darm fühlt sich anders an als ein leerer und schmerzende Regionen lassen sich eingrenzen. Durch das Klopfen auf den Bauch und Abhören mit dem Stethoskop werden auch krankhafte Darmgeräusche bzw. das Fehlen von normalen Darmgeräuschen hörbar. LABOR Manche Darmerkrankungen verändern die Blutwerte. Einen wichtigen Hinweis geben Entzündungswerte, die Menge des roten Blutfarbstoffes oder Antikörper gegen bestimmte Erreger. entzündlichen Darmerkrankungen). Veränderungen in der Innenschicht des Darms können mit dieser Methode nicht erfasst werden. DICKDARMSPIEGELUNG (KOLOSKOPIE) Die Dickdarmspiegelung ist eine Untersuchung des Dickdarms (Kolon) mit einem Spezialendoskop. Dieses besteht aus einem flexiblen Schlauch mit Lichtquelle und Kamera, der über den After in den Darm eingebracht wird. So kann der Gastroenterologe das Innere des Dickdarms betrachten, bei Bedarf Gewebeproben entnehmen und sogar kleinere operative Eingriffe durchführen. Diese Methode ist die aussagekräftigste zur Erkennung von Darmveränderungen wie Divertikel, Blutungen, Entzündungen oder Verengungen. RÖNTGEN Nach einem Einlauf mit einem Kontrastmittel und anschließendem Röntgen werden Veränderungen und Unregelmäßigkeiten in der Schleimhautstruktur der Darmwand sichtbar. 쐍 • Wo genau sind Ihre Beschwerden? • Seit wann bestehen sie? • Wie häufig treten sie auf und wie lange halten STUHLTEST (HÄMOKKULTTEST) Mit dieser einfachen Suchmethode wird verstecktes Blut im Stuhl erkennbar als mögliches Zeichen für Darmpolypen, Divertikel oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. WICHTIGE INFOS FÜR DEN ARZT sie an? IMMER IM URLAUB, wenn das Essen • Treten die Beschwerden zu einem speziellen anders war als gewohnt, litt ich unter furchtbaren Durchfällen und Schmerzen. ULTRASCHALL Als die dann auch im Alltag immer häufi- Diese Untersuchung kann der Hausarzt oder ein Gastroenterologe durchführen. Mit dem Ultraschall können zum Beispiel einzelne Darmschlingen sichtbar gemacht oder eine Verdickung der Darmwand erkannt werden (häufig bei chronisch- ger wurden, diagnostizierte mein Arzt Darmdivertikel. Seit die operativ entfernt wurden, geht es mir wieder gut. Elisabeth Sinn, 55, Hausfrau • • • Anlass auf (bestimmte Speisen und Getränke, Alkoholgenuss, Stress)? Gab es zuvor eine Veränderung Ihrer Lebensumstände (Reise, Stress, Umstellung der Ernährung)? Welche Medikamente nehmen Sie ein? Gibt es Befunde, die dazu schon bei einem anderen Arzt erhoben wurden? ] 17 LOCKERT STAUUNGEN IM DARM Übungen für zu Hause Für eine gute Verdauung braucht der Darm eine Muskelstütze von außen. Viele Berufstätige sitzen den ganzen Tag und haben nach Feierabend auch nur wenig Ausgleich. Fehlt die Bewegung, erschlafft die Muskulatur – auch die des Darms. Außerdem fehlt dem Darmsystem die muskuläre Stütze und Führung. Spezielle Gymnastikübungen, kombiniert mit gezielter Atmung, wirken wie eine sanfte Massage auf den Darm. Der Wechsel zwischen Muskelan- und -entspannung entkrampft und aktiviert die Bauchmuskeltätigkeit. 쐍 Legen Sie sich auf den Rücken, stellen Sie die Beine vor dem Gesäß auf. Streichen Sie mit der flachen Hand im Uhrzeigersinn über Ihre Bauchdecke. Rechts unten beginnen und nach oben, über den Magen nach links und wieder hinunter. Massieren Sie mit einem nassen, kalten Leinentuch. Das hilft, Luftansammlungen im Darm zu lösen. FÖRDERT DIE DARMBEWEGUNG DEHNT DEN BAUCHRAUM REGT DARM UND KREISLAUF AN Legen Sie sich auf den Rücken. Die Arme seitlich neben den Körper legen, Handflächen nach unten. Die Beine im 90-GradWinkel anziehen. Das Becken leicht nach vorn kippen. Nun losradeln und dabei gleichmäßig atmen. Das bringt Kreislauf und Stoffwechsel auf Touren. 30 Sekunden radeln, 30 Sekunden Pause, 10 Wiederholungen. DEHNT DEN BRUSTKORB, TRAINIERT BAUCH UND RÜCKEN Setzen Sie sich mit dem Po auf die Fersen, verschränken Sie die Finger hinter dem Po. Atmen Sie langsam aus und legen Sie dabei den Bauch auf die Oberschenkel und die Stirn auf den Boden. Anschließend die Arme gestreckt so weit wie möglich in Richtung Kopf führen. Atmen Sie ruhig weiter. Position einige Sekunden halten und mit dem Einatmen in umgekehrter Reihenfolge wieder in den Fersensitz zurückkehren. 10 Wiederholungen. Stellen Sie auf dem Rücken liegend die Füße auf. Dabei heben Sie das Becken, die Unterschenkel stehen senkrecht zum Boden, die Hände liegen mit den Handflächen nach unten neben den Füßen. Drücken Sie das Becken beim Einatmen so weit wie möglich nach oben. Kurz halten. Bei tiefem Ausatmen den Rücken langsam abrollen und das Becken ablegen. 10 Wiederholungen. Setzen Sie im Vierfüßlerstand die Knie hüftbreit auf. Strecken Sie beim Einatmen das linke Bein waagerecht nach hinten und heben Sie den Kopf dabei an. Halten Sie die Spannung und die Luft kurz an. Beim bewussten Ausatmen einen Buckel machen und das linke Knie und das Kinn zur Brust ziehen. 10 Wiederholungen. Seite wechseln. ] 19 KREBSFRÜH ERKENNUNG Bösartige Tumoren im Darm entwickeln sich häufig langsam aus gutartigen Wucherungen, den Darmpolypen. Diese Veränderungen können bei Früherkennungsuntersuchungen festgestellt und entfernt werden. Je eher eine Krebserkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Nehmen Sie deshalb regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen wahr: Im Alter von 50 bis 54 Jahren können Sie einmal jährlich bei Ihrem Hausarzt, einem Internisten, Frauenarzt oder Urologen einen Test auf Blut im Stuhl machen lassen. Ab 55 Jahren haben Sie Anspruch auf zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren oder auf eine Stuhluntersuchung alle zwei Jahre. www.aok.de Lange unerkannt Weil ein Darmtumor anfangs keine typischen Beschwerden zeigt, wird er oft erst spät erkannt. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten. Nach Schätzungen des Robert KochInstituts in Berlin erkranken jedes Jahr über 70000 Menschen an Darmkrebs. Er gehört zu den häufigsten bösartigen Krebserkrankungen. Warum er entsteht, ist noch nicht eindeutig geklärt. Doch die Faktoren, die das Darmkrebsrisiko erhöhen, wurden in zahlreichen wissenschaftlichen Studien eindeutig nachgewiesen. Übergewicht, zu wenig Bewegung und eine fettreiche Ernährung mit zu wenig Ballaststoffen, zu wenig Gemüse und zu viel Wurst und rotem Fleisch, regelmäßig Alkohol und Zigaretten fördern die Entstehung von Darmkrebs. Auch kann die Veranlagung vererbt werden. Daneben besteht ein erhöhtes Risiko durch andere Krankheiten wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. FRÜHE DIAGNOSTIK IST WICHTIG Bei Darmkrebs sind die Heilungschancen sehr hoch – wenn er frühzeitig erkannt wird. Deshalb bietet die AOK regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen an. Außerdem sollte sich jeder selbst beobachten und bei folgenden Krank- heitszeichen einen Arzt aufsuchen: • veränderte Stuhlgewohnheiten wie über längere Zeit anhaltende Verstopfung und Durchfall im Wechsel • Blut im Stuhl (schwarzer Stuhl) • Schleimhautbeimischungen im Stuhl • unerklärbarer Gewichtsverlust • Blutarmut (Blässe, Müdigkeit) • wochenlang andauernde Leibschmerzen • Darmverschluss Der Erfolg einer Therapie hängt vor allem davon ab, wo im Darm der Krebs lokalisiert ist und in welchem Stadium er sich befindet. 쐍 ] 21 6 Tipps für einen FETTBEWUSST ESSEN gesunden Darm Rotes Fleisch wie von Rind, Schwein, Lamm und Ziege sollte nur selten auf den Teller kommen. Studien zeigen, dass es das Darmkrebsrisiko erhöht – möglicherweise wegen des hohen Anteils an gesättigten Fetten. Fisch hingegen enthält mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, die dem Darm guttun. Wenn Sie Fisch nicht so gerne mögen: Rapsöl, Walnussöl, Leinsamenöl, Sojaöl und Leinsamen sind ebenfalls gute Lieferanten dieser gesunden Fette. MEHR BEWEGEN Regelmäßige körperliche Aktivität – am besten Ausdauersport – bringt den Darm auf Touren: Er wird besser durchblutet, die Verdauung kommt in Schwung, Nährstoffe werden optimal aufgenommen und Gase können besser entweichen. Unterstützen Sie Ihren Darm außerdem von außen: mit gezieltem Bauchmuskeltraining. DARMFLORA STÄRKEN GELASSENER WERDEN Eine gesunde Darmflora ist nicht nur für die Verdauung, sondern für das gesamte Immunsystem wichtig. Dabei sind gar keine speziellen Nahrungsmittel oder Tabletten, die besondere Bakterienkulturen enthalten (Probiotika), notwendig. Wenn Sie täglich Lebensmittel wie Joghurt, Kefir, Buttermilch, Molke oder Sauerkraut in Ihren Speiseplan einbauen, sind Sie mit diesen nützlichen Bakterien ausreichend versorgt. Weil das Nervensystem und der Darm eng miteinander verknüpft sind, schadet ihm auch anhaltender Stress. Denn dabei werden Hormone aktiviert, die das Immunsystem im Darm schädigen, Durchfälle verursachen und sogar eine Darmentzündung auslösen können. Mit dem AOK-Programm Stress im Griff können Sie lernen, Stress gezielt abzubauen. ALKOHOL MEIDEN ÜBERGEWICHT ABBAUEN Täglich 1,5 bis 2 Liter Wasser oder Tee unterstützen die Darmtätigkeit. Alkohol hingegen ist einer der größten Feinde des Darms. Vor allem die Schleimhaut im Dünndarm ist sehr empfindlich und kann bei übermäßigem oder häufigem Alkoholgenuss mit Reizungen oder Entzündungen reagieren. Übergewichtige Menschen haben ein doppelt so hohes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wie Normalgewichtige. Fettgewebe kann selbst Hormone bilden. Chronische Entzündungsreaktionen im Darm und Zellentartungen sind mögliche Folgen. Halten Sie ein gesundes Wohlfühlgewicht und ernähren Sie sich ausgewogen. Das AOK-Programm Abnehmen mit Genuss unterstützt Sie dabei. ] 23 Hier finden Sie noch mehr Hilfe Wenn Sie weitere Informationen und Tipps zur Darm-gesundheit suchen, sind Sie hier richtig: ADRESSEN LITERATUR Gastro-Liga e. V. Sven-David Müller, Christine Weissenberger Friedrich-List-Straße 13, D-35398 Gießen Tel. 0641 974810 [email protected] www.gastro-liga.de Ernährungsratgeber Magen und Darm – Genießen erlaubt Schlütersche 2012, 19,95 Euro Thilo Schleip, Dr. Gabi Hoffbauer Stiftung LebensBlicke Reizdarm – Was wirklich dahinter steckt Schuckertstr. 37, 67063 Ludwigshafen Tel. 0621 549306-1611 [email protected] www.lebensblicke.de Gräfe & Unzer 2009, 12,99 Euro Deutsche Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) e. V. Reinhardtstraße 18, 10117 Berlin Tel. 030 2000392-0 www.dccv.de Deutsche Krebshilfe e.V. Buschstr. 32, 53113 Bonn Tel. 0228 729900 [email protected] www.krebshilfe.de Gudrun Biller-Nagel, Christiane Schäfer Gesund Essen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Trias 2012, 19,95 Euro INTERNET www.aok.de www.darmkrebs.de www.dzg-online.de (Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e. V.) www.reizdarmselbsthilfe.de www.dge.de (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) Eine Information Ihrer AOK. © wdv Gesellschaft für Medien und Kommunikation mbH & Co. OHG, Siemensstraße 6, 61352 Bad Homburg. Verantwortlich: Beate Stotz-Jonas, Telefon: 06172 670-300, Telefax: 06172 670-272, E-Mail: [email protected]. Redaktion: Corina Rüb. Fachliche Beratung: Prof. Dr. Jürgen F. Riemann (Gastro-Liga e. V.). Text: Dr. Leonie Stöhr. Gestaltungskonzept: Susanne Weser. Gestaltung: Heike Kleinhenz. Bildredaktion: Theresa Rundel. Fotos: corbis, wdv/O. Hermann, wdv/J. Lauer, wdv/A. Peisl, wdv/B. Rüttger, wdv/O. Szekely. Illustrationen: E. Nohel. Druck: Wacker Offsetdruck GmbH, Remshalden-Grunbach. 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