Medizin Krebserkrankungen von Speiseröhre und Magen Sodbrennen, Magenschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit – verschiedene Beschwerden lenken die Aufmerksamkeit auf die oberen Abschnitte des Verdauungstraktes. Neben harmlosen Unpässlichkeiten des Alltags können diese Symptome erste Zeichen ernstzunehmender Erkrankungen sein. Bei längstens zweiwöchiger Dauer der Beschwerden ist deswegen immer eine sorgfältige Untersuchung und Beratung über das weitere Vorgehen in der Hausarztpraxis erforderlich. Oft fällt dann die Entscheidung für eine Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm, kurz Gastroskopie genannt. Hierdurch können Erkrankun­ gen wie ein Magengeschwür oder eine Magenschleimhautentzündung sicher nachgewiesen und dann auch frühzeitig und wirkungsvoll medikamentös behandelt werden. Wesentlich seltener kann die Untersuchung aber auch den Befund einer Krebserkrankung erbringen. Insbesondere dann, wenn zudem von Schluckbeschwerden, einer ungewollten Gewichtsabnahme oder auch anhaltender Heiserkeit berichtet wird, muss umgehend eine bösartige Erkrankung von Speiseröhre und Magen ausgeschlossen werden. Ein Krebs des Magens, das sogenannte Magenkarzinom, nimmt in der Rangliste der häufigsten Krebserkrankungen den 5. Platz ein und tritt bei bis zu 13 von 100 000 Menschen pro Jahr auf. Bislang konnte noch keine sichere auslösende Ursache festgestellt werden. Wir wissen von Veränderungen im Erbmaterial und möglichen Vorläufererkrankungen, wie Magenschleimhautentzündungen bei Befall des Magens mit dem Bakterium Helicobacter Pylori oder den seltenen Magenpolypen, die mit einem erhöhten Risiko für eine Magenkarzinomentwicklung einhergehen. Inwieweit unsere Ernährung in der Entstehung von Magenkrebs eine Rolle spielt, ist vielfach untersucht worden. Nachzuweisen ist ein Zusammenhang der Krebsentstehung mit häufigem Genuss von geräuchertem und gepökeltem Fleisch und dem Tabakrauch, ebenso wie ein Schutz vor Erkrankung durch reichlichen Verzehr von Obst- und Gemüse. Die seltenere Krebserkrankung der Speise­röhre, auftretend bei bis zu 8 von 100 000 Menschen pro Jahr, trifft deutlich häufiger Männer als Frauen. Täglicher Konsum von hochprozentigem Alkohol und starkes Zigarettenrauchen sind in bis zu 75 Prozent der Fälle Ursache der im medizinischen Sprachgebrauch als Ösophaguskarzinom bezeichneten Erkrankung. Hauptrisikofaktor für die am Übergang der Speiseröhre zum Magen auftretenden Adenokarzinome ist jedoch das Vorliegen einer Refluxerkrankung, deren bekanntestes Symptom das Sodbrennen darstellt. Entscheidend für den Verlauf einer Krebserkrankung ist ihr frühzeitiges Erkennen, eine genaue Kenntnis über das Tumorstadium, d.h. die Ausbreitung der Krebserkrankung zum Diagnosezeitpunkt und eine an den aktuellen wissenschaftlichen Standard orientierte Therapieplanung. In ausgewählten Fällen kann heute bei sehr frühen Tumorstadien eine endoskopische Mukosaresektion, d.h. Abtragung der betroffenen Magen- oder Ösophagusschleimhaut über eine Spiegelung empfohlen werden. Für die anderen Patienten in einem Frühstadium wird eine unmittelbare Operation von Magen oder Speiseröhre die richtige Entscheidung sein. Haben die Untersuchungsergebnisse zum Zeitpunkt der Diagnosestellung jedoch ein mittleres Tumorstadium ergeben, besteht trotz einer sorgfältigen Operation leider eine erhöhte Rückfallgefahr. Deswegen ist die Behandlung für diese Patientengruppe in den letzten Jahren erweitert worden. Beim Magenkarzinom kann durch eine Chemotherapie, also eine medikamentöse Behandlung mit Zellgiften vor und nach der Operation, visavis – Patientenzeitschrift des Klinikums Fürstenfeldbruck Akademisches Lehrkrankenhaus der LMU München „Nach einer Krebsdiagnose ist für jeden Patienten eine abgestimmte Therapieplanung möglich. Durch eine sinnvolle Kombination von Chemothe­ rapie, Strahlentherapie und Operation sind in den letzten Jahren Verbesse­ rungen im Behandlungsergebnis die­ ser weiterhin sehr ernsten Erkrankung möglich geworden.“ Dr. med. Florian Edrich Abteilung für Gastroenterologie, Onkologie, Diabetologie, Palliativmedizin die Rückfallgefahr reduziert werden. Für Patienten mit einem Ösophaguskarzinom ist zusätzlich zur Vorbehandlung mit einer Chemotherapie auch eine begleitende oder sogar eine die Operation ersetzende Strahlentherapie in die Behandlungs­ pläne eingeführt worden. Im fortgeschrittenen Stadium, wenn bereits eine Absiedlung von Tumorzellen in andere Organe oder ferner gelegenen Lymphknoten stattgefunden hat, ist eine Heilung der Krebserkrankung nicht mehr zu erwarten. Es stehen dann Maßnahmen zur Kontrolle der Krebsausbreitung und zur Beschwerdelinderung im Vordergrund. Durch bewährte und neue Chemotherapiemedikamente kann eine Rückdrängung der Krebserkrankung oder eine Verzögerung der Krankheitsausbreitung erzielt werden. Abgestimmt auf die Beschwerden des Patienten erfolgen zu­dem eine Schmerztherapie, in einzel­nen Fällen eine Bestrahlung oder auch Maßnahmen zur Ernährung, wie beispielsweise die Einlage einer Stütze zum Offenhalten der Speiseröhre. Bei weiter fortschreitender Erkrankung kann schließlich dem Patienten und seinen Angehörigen durch die Angebote der Palliativmedizin erneut wertvolle Hilfe zukommen. 7