L EHRSTUHL A FÜR M ATHEMATIK Aachen, den 24. November 2004 Prof. Dr. E. Görlich Dipl.-Math. I. Klöcker 4. Übung zur Approximationstheorie Abgabe: Montag, 6. Dezember 2004, 12 Uhr Definition: Sei X 6= {0} ein normierter Vektorraum. Eine Menge Φ = {φ1 , . . . , φn } stetiger, reell- oder komplexwertiger Funktionen auf X heißt ein Chebychev-System (oder Haar-System) auf X, falls die folgende Bedingung erfüllt ist: Sind x1 , . . . , xn ∈ X paarweise verschieden, dann gilt φ1 (x1 ) · · · φn (x1 ) .. 6= 0. .. D(Φ; x1 , . . . , xn ) := det ... . . φ1 (xn ) · · · φn (xn ) Aufgabe 1 (5 Punkte) Sei X 6= {0} ein normierter Vektorraum und seien x1 , . . . , xn ∈ X paarweise verschieden. Ferner sei Φ = {φ1 , . . . , φn } eine Menge stetiger, komplexwertiger Funktionen auf X. Das allgemeine (komplexe) Lagrange-Interpolationsproblem lautet dann: Gegeben seien beliebige komplexe Zahlen y1 , . . . , yn . Gesucht sind Koeffizienten a1 , . . . , an ∈ C, so dass gilt: n ∑ a j φ j (xi) = yi für 1 ≤ i ≤ n. j=1 Zeigen Sie, dass folgende Aussagen äquivalent sind: (i) Für beliebige y1 , . . . , yn ∈ C und paarweise verschiedene Elemente x1 , . . . , xn ∈ X ist das allgemeine (komplexe) Lagrange-Interpolationsproblem eindeutig lösbar. (ii) Φ ist ein Chebychev-System. (iii) Jede Funktion P = a1 φ1 + · · · + an φn , für die mindestens einer der Koeffizienten ai 6= 0 ist, hat höchstens n − 1 paarweise verschiedene Nullstellen in X. Aufgabe 2 (3 + 1 Punkte) a) Gegeben seien n + 1 paarweise verschiedene komplexe Vandermonde-Determinante 1 z0 · · · .. .. . . Vn := det . . . 1 zn · · · den folgenden Wert besitzt: Vn = ∏ Zahlen z0 , . . . , zn . Zeigen Sie, dass die zn0 .. . znn (z j − zi ). 0≤i< j≤n b) Zeigen Sie mit Hilfe von Aufgabe 1 und Teil a), dass das spezielle (komplexe) LagrangeInterpolationsproblem der Vorlesung (vgl. Satz III.1) eine eindeutige Lösung hat. Aufgabe 3 (1 + 2 + 2 + 2 + 2 Punkte) Für f ∈ X2π und m, n ∈ N0 , m ≤ n sind die de La Vallée-Poussin Mittel (delayed means) definiert durch n 1 Vm,n f (x) := ∑ Sk f (x), n − m + 1 k=m wobei Sk f die k-te Fourier-Teilsumme von f ∈ X2π bezeichne. a) Welche Operatoren werden über die Spezialfälle m = 0 bzw. m = n reproduziert? b) Zeigen Sie die Darstellung 1 Vm,n f (x) = 2π Z π −π f (x − u)vm,n (u) du mit Kern n+1 m Fn (x) − Fm−1 (x), n−m+1 n−m+1 wobei Fn der Fejér-Kern ist und F−1 (x) := 0 gesetzt wird. vm,n (x) := c) Bestimmen Sie die sogenannten Konvergenzfaktoren ρk,m,n in der Darstellung n vm,n (x) = ∑ ρk,m,n eikx . k=−n d) Zeigen Sie, dass für die spezielle Wahl m = [n/2] + 1 die Vm,n einen Approximationsprozess auf X2π bilden ([x] bezeichne die Gaussklammer von x). e) Zeigen Sie die Projektionseigenschaft der Vm,n auf Πm , d. h. für alle tm ∈ Πm gilt Vm,n (tm ) = tm . Aufgabe 4 (1 + 5 + 1 + 3 Punkte) Das Legendre-Polynom der Ordnung n ∈ N0 sei definiert durch q n + 12 d n n ϕn (x) := (−1) [(1 − x2 )n ] n 2 n! dx Zeigen Sie: für alle x ∈ R. a) Es gilt ϕn (x) = ∑nk=0 ak xk mit an 6= 0, d. h. ϕn ∈ Pn . b) Die Folge (ϕn )n≥0 bildet ein Orthonormalsystem im Raum L2 (−1, 1), d. h. Z1 ϕn (x)ϕk (x) dx = δn,k für n, k ∈ N0 . −1 c) Für alle n ∈ N ist ϕn orthogonal auf Pn−1 , d. h. für alle pn−1 ∈ Pn−1 gilt Z1 ϕn (x)pn−1 (x) dx = 0. −1 d) Zeigen Sie, dass die ϕn bis auf das Vorzeichen die einzigen Polynome aus Pn sind, die b) erfüllen. Hinweis: Verwenden Sie das Eulersche Integral erster Art (Eulersche Betafunktion) Z1 B(x, y) = 0 t x−1 (1 − t)y−1 dt = Γ(x)Γ(y) Γ(x + y) für alle x, y > 0. Aufgabe 5 (1 + 1 + 1 + 1 + 3 + 3 + 2 Punkte) Beweisen Sie Lemma VI.1 der Vorlesung: Sei X ein normierter Vektorraum über dem Körper Φ ∈ {R, C} und M ⊂ X ein Unterraum. Dann gilt: a) EM [ f ] ≤ k f kX für alle f ∈ X. b) EM [ f1 + f2 ] ≤ EM [ f1 ] + EM [ f2 ] für alle f1 , f2 ∈ X. c) EM [α f ] = |α|EM [ f ] für f ∈ X und α ∈ Φ. d) EM [ f + g] = EM [ f ] für f ∈ X und g ∈ M. e) EM [ f1 + α f2 ] ist eine stetige Funktion von α ∈ Φ bei festen f1 , f2 ∈ X. f) EM [ f1 + α f2 ] ist eine konvexe Funktion von α ∈ R bei festen f1 , f2 ∈ X. g) Ist f2 ∈ X mit EM [ f2 ] > 0, so gilt lim EM [ f1 + α f2 ] = ∞ für alle f1 ∈ X. |α|→∞ Aufgabe 6 (1 + 4 Punkte) Sei c0 der Vektorraum aller komplexen Nullfolgen x = (x j ) j≥1 versehen mit der Norm kxk := sup |x j |. j∈N Zeigen Sie: −j a) Die Menge M := {x ∈ c0 ; ∑∞ j=1 2 x j = 0} ist ein Untervektorraum von c0 . b) Zu beliebigem y ∈ c0 \ M existiert kein Element bester Approximation aus M. (Literatur: E. W. Cheney, S. 21)