Spieltheoretische Methoden in der Logik Markus Lohrey Universität Leipzig http://www.informatik.uni-leipzig.de/alg/lehre/ss08/SPIELE/ Sommersemester 2008 Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 1 / 188 0. Allgemeines Überblick: 1 Motivation 2 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik, Logik 1.Stufe 3 Paritätsspiele — modaler µ-Kalkül Literatur: Grädel, Thomas, Wilke. Automata, Logics, and Infinite Games: A Guide to Current Research. Lecture Notes in Computer Science 2500, Springer 2002 Stirling. Modal and Temporal Properties of Processes, Springer 2001 Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 2 / 188 Motivation Model-Checking Das Model-Checking Problem für eine Logik L (z. B. Prädikatenlogik oder Modallogik): EINGABE: Eine endliche Struktur A (z. B. ein Graph) und eine Formel ϕ∈L FRAGE: Gilt ϕ in A, kurz A |= ϕ? Beispiel: ϕ = ∀x∀y ∀z : E (x, y ) ∧ E (y , z) → E (x, z) Dies ist eine Formel der Prädikatenlogik (= Logik 1.Stufe), die in einer Struktur A = (V , E ) (ein gerichteter Graph) genau dann gilt, wenn die Kantenrelation E transitiv ist. Model-Checking hat vielerlei Anwendungen in der Informatik: Automatische Verifikation von Software- und Hardwaresystemen Datenbanktheorie Künstliche Intelligenz Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 3 / 188 Motivation Model-Checking und Spiele Unser Ansatz zur Lösung des Model-Checking Problems: Konstruiere aus A, ϕ eine Spielarena G (A, ϕ) in der zwei Spieler Adam und Eve gegeneinander spielen. Eve versucht zu zeigen, dass A |= ϕ gilt. Adam versucht zu zeigen, dass A 6|= ϕ gilt. G (A, ϕ) wird so konstruiert, dass gilt: A |= ϕ ⇐⇒ Eve hat eine Gewinnstrategie im Spiel G (A, ϕ) Viele Fragen müssen noch geklärt werden: Welche Strukturen A betrachten wir? Welche Logiken L betrachten wir? Wie sieht die Spielarena G (A, ϕ) aus? Was bedeutet “Eve eine Gewinnstrategie in G (A, ϕ)?” Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 4 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Überblick In diesem Abschnitt werden wir eine spezielle Klasse von Spielen einführen, sogenannte Erreichbarkeitsspiele. Diese werden wir benutzen, um das Model-Checking Problem für zwei Logiken zu lösen: Modallogik Logik 1.Stufe (= Prädikatenlogik, siehe Vorlesung Logik im 1. Semester) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 5 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kripkestrukturen Eine Kripkestruktur ist ein Tupel K = (V , Σ, σ, Π, π) wobei gilt: V ist eine beliebige Menge (Menge der Welten/Zustände/Knoten) Σ und Π sind endliche Mengen (Kantenmarkierungen und Knotenmarkierungen) σ : Σ → 2V ×V , σ(a) ist die Menge der a-markierten Kanten. π : Π → 2V , π(p) ist die Menge der a-markierten Knoten. Falls V endlich ist, ist K eine endliche Kripkestruktur. Elemente aus Σ (bzw. Π) werden auch als Aktionen (bzw. Propositionen) bezeichnet. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 6 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kripkestrukturen Beispiel: Die endliche Kripkestruktur K = ({0, 1, 2, 3}, {a, b}, σ, {p, q}, π) mit σ(a) = {(0, 1), (2, 3), (3, 0)}, σ(b) = {(0, 2), (1, 3), (3, 0), (3, 3)} und π(p) = {0}, π(q) = {0, 1, 3} kann wie folgt graphisch dargestellt werden: 2 a b a, b p, q 0 a q 3 b b q 1 Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 7 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Syntax und Semantik der Modallogik Seien Σ und Π endliche Mengen von Kantenmarkierungen bzw. Knotenmarkierungen. Die Menge aller Formeln der Modallogik über Σ und Π (kurz ML(Σ, Π)) ist die kleinste Menge mit folgenden Eigenschaften: Π ⊆ ML(Σ, Π) (alle Propositionen sind Formeln) Wenn ϕ, ψ ∈ ML(Σ, Π), dann auch ¬ϕ, ϕ ∧ ψ, ϕ ∨ ψ ∈ ML(Σ, Π). Wenn ϕ ∈ ML(Σ, Π) und a ∈ Σ, dann auch haiϕ, [a]ϕ ∈ ML(Σ, Π). Sei nun K = (V , Σ, σ, Π, π) eine Kripkestruktur. Wir ordnen jeder Formel ϕ ∈ ML(Σ, Π) induktiv eine Teilmenge [[ϕ]]K ⊆ V zu. Für p ∈ Π ist [[p]]K = π(p) [[¬ϕ]]K = V \ [[ϕ]]K [[ϕ ∨ ψ]]K = [[ϕ]]K ∪ [[ψ]]K , [[ϕ ∧ ψ]]K = [[ϕ]]K ∩ [[ψ]]K [[haiϕ]]K = {v ∈ V | ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a) ∧ u ∈ [[ϕ]]K } [[[a]ϕ]]K = {v ∈ V | ∀u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a) → u ∈ [[ϕ]]K } Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 8 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Syntax und Semantik der Modallogik Für einen Knoten v ∈ V der Kripkestruktur K und eine Formel ϕ ∈ ML(Σ, Π) definieren wir: (K , v ) |= ϕ ⇐⇒ v ∈ [[ϕ]]K Beispiel: Sei K wieder die folgende Kripkestruktur 2 a b q a, b p, q 0 3 b a b q 1 gegeben. Dann gilt z. B. (K , 0) |= p ∧ haihbi(¬p ∧ [b]q) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 9 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele Eine Spielarena ist ein Tupel G = (S, →, ρ), wobei S eine beliebige Menge ist, → ⊆ S × S eine Menge von Kanten ist, und ρ : S → {Adam, Eve} jedem Knoten einen Spieler zuordnet. Für s ∈ S sei NG (s) = {t ∈ S | s → t}. Definiere Adam = Eve und Eve = Adam. Für x ∈ {Adam, Eve} sei Sx = {s ∈ S | ρ(s) = x} die Menge aller Spielpositionen, wo Spieler x ziehen muss. Idee: Wenn die aktuelle Spielposition s ∈ S ist, dann muss der Spieler ρ(s) ziehen, indem er eine Position t ∈ NG (s) auswählt. Die neue Spielposition ist dann t. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 10 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele Sei G = (S, →, ρ) eine Spielarena. Ein Spiel in G ist ein maximaler Pfad im Graphen (S, →), d.h. es ist entweder ein unendlicher Pfad s = [s0 → s1 → s2 → · · · ] mit s0 , s1 , . . . ∈ V oder ein endlicher Pfad s = [s0 → s1 → · · · → sn ] mit n ≥ 0, s1 , . . . , sn ∈ V und NG (sn ) = ∅ (sn ist eine Sackgasse). Im ersten Fall sprechen wir von einem unendlichem Spiel im zweiten Fall von einem endlichem Spiel. In beiden Fällen beginnt das Spiel s bei s0 . Spieler x ∈ {Adam, Eve} gewinnt das Spiel s genau dann, wenn s endlich ist (sei s = [s0 → s1 → · · · → sn ]) und ρ(sn ) = x. Intuitiv: Move or lose Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 11 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele Eine Strategie für Spieler x ∈ {Adam, Eve} ist eine Abbildung τ : Sx ∩ {s ∈ S | NG (s) 6= ∅} → S, so dass s → τ (s) für alle s ∈ Sx ∩ {s ∈ S | NG (s) 6= ∅}. Ein Spiel s ist konform mit der Strategie τ für Spieler x, falls gilt: s = [s0 → s1 → s2 → · · · ] und ∀i ≥ 0 : si ∈ Sx ⇒ si+1 = τ (si ) oder s = [s0 → s1 → . . . → sn ] und ∀0 ≤ i < n : si ∈ Sx ⇒ si+1 = τ (si ). Alternative Definition: Definiere die Spielarena G ↾τ = (S, {(s, τ (s)) | s ∈ dom(τ )} ∪ {(s, t) | s ∈ Sx , s → t}, ρ) Dann ist s konform zu τ genau dann, wenn s ein Spiel in G ↾τ ist. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 12 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Sei s ∈ S eine Spielposition in G = (S, →, ρ) und sei τ eine Strategie für Spieler x ∈ {Adam, Eve}. τ ist eine Gewinnstrategie für Spieler x auf s (in G ) genau dann, wenn x jedes mit τ konforme und bei s beginnende Spiel in G gewinnt. Beachte: Insbesondere kann in G ↾τ kein unendliches Spiel in s beginnen, falls τ eine Gewinnstrategie für x auf s ist. Die Gewinnmenge für Spieler x ∈ {Adam, Eve} ist WxG = {s ∈ S | ∃ Gewinnstrategie für x auf s}. Satz 1 G in Polynomialzeit Für eine gegebene Spielarena G = (V , →, ρ) kann WEve berechnet werden. Bei geeigneter Repräsentation des Graphen (V , →) (Adjazenzlisten für G in Zeit O(|V | + | → |) berechnen. (V , →) und (V , →−1 )) kann man WEve Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 13 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Zunächst ein Beispiel: Sei G die folgende Spielarena (grüne Knoten gehören Eve, rote Knoten gehören Adam): 0 Markus Lohrey (Universität Leipzig) 1 2 3 Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 14 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Zunächst ein Beispiel: Sei G die folgende Spielarena (grüne Knoten gehören Eve, rote Knoten gehören Adam): 0 1 2 3 Eine Gewinnstrategie für Eve im Knoten 0: 0 Markus Lohrey (Universität Leipzig) 1 2 3 Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 14 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Zunächst ein Beispiel: Sei G die folgende Spielarena (grüne Knoten gehören Eve, rote Knoten gehören Adam): 0 1 2 3 Keine Gewinnstrategie für Eve im Knoten 0: 0 Markus Lohrey (Universität Leipzig) 1 2 3 Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 14 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Beweis von Satz 1: G mit dem folgenden Algorithmus: Wir berechnen WEve winning-region(G = (S, →, ρ)) W := ∅ for all s ∈ SEve mit NG (s) 6= ∅ do τ (s) := t mit t ∈ NG (s) beliebig endfor repeat U1 := {s ∈ S \ W | ρ(s) = Eve und NG (s) ∩ W 6= ∅} U2 := {s ∈ S \ W | ρ(s) = Adam und NG (s) ⊆ W } W := W ∪ U1 ∪ U2 forall s ∈ U1 do τ (s) := t, wobei t ∈ NG (s) ∩ W beliebig ist. until U1 ∪ U2 = ∅ return W und τ Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 15 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Sei W∗ , τ∗ die Ausgabe von winning-region. Sei Wi (i ≥ 1) der Wert der Variablen W nach dem i-ten Durchlauf durch die repeat-until-Schleife, sei W0 = ∅. S W∗ = i≥0 Wi Wir zeigen folgende drei Behauptungen: (B1) winning-region arbeitet in Polynomialzeit. (B2) Für alle s ∈ W∗ ist τ∗ eine Gewinnstrategie für Eve in G , s. G . Insbesondere: W∗ ⊆ WEve G ⊆W (B3) WEve ∗ Beweis von (B1): Die repeat-until-Schleife kann höchstens |S| mal durchlaufen werden. Ein Durchlauf durch die repeat-until Schleife benötigt höchstens | → | Schritte. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 16 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve Beweis von (B2): Für s ∈ W∗ sei rank(s) die eindeutige Zahl i ≥ 1 mit s ∈ Wi \ Wi−1 . Wir zeigen durch Induktion über rank(s) ≥ 1, dass τ∗ eine Gewinnstrategie für Eve auf s ist. Sei s ∈ W∗ mit rank(s) = i und sei τ∗ eine Gewinnstrategie für Eve auf allen t ∈ W∗ mit rank(t) < i. 1. Fall: ρ(s) = Eve und NG (s) ∩ Wi−1 6= ∅. Sei t ∈ NG (s) ∩ Wi−1 die Position mit τ∗ (s) = t. Es gilt rank(t) ≤ i − 1. Induktion Spiel. Eve gewinnt jedes bei t beginnende und mit τ∗ konforme Eve gewinnt auch jedes bei s beginnende und mit τ∗ konforme Spiel. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 17 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve 2. Fall: ρ(s) = Adam und NG (s) ⊆ Wi−1 . Induktion Eve gewinnt jedes bei einer Position aus NG (s) beginnende und mit τ∗ konforme Spiel. Eve gewinnt auch jedes bei s beginnende und mit τ∗ konforme Spiel. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 18 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve G ⊆W Beweis von (B3): WEve ∗ G und fixiere eine Gewinnstrategie τ für Eve auf s. Sei Sei s ∈ WEve R = {t ∈ V | ∃ Pfad von s nach t in G ↾τ }. In G ↾τ kann kein unendlicher Pfad im Knoten s beginnen. Also können wir für alle t ∈ R definieren: rank′ (t) = max. Länge eines bei t beginnenden Pfades in G ↾τ Durch Induktion über rank′ (t) ≥ 1 zeigen wir ∀t ∈ R : t ∈ W∗ . Sei t ∈ R und gelte u ∈ W∗ für alle u ∈ R mit rank′ (u) < rank′ (t). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 19 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Berechnung der Gewinnpositionen für Eve 1. Fall: ρ(t) = Eve Dann gilt rank′ (τ (t)) < rank′ (t). Nach Induktion gilt also τ (t) ∈ W∗ , d.h. NG (t) ∩ W∗ 6= ∅. Dies impliziert t ∈ W∗ . 2. Fall: ρ(t) = Adam. Dann gilt rank′ (u) < rank′ (t) für alle u ∈ NG (t). Nach Induktion gilt also NG (t) ⊆ W∗ . Dies impliziert t ∈ W∗ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 20 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Fakten über Erreichbarkeitsspiele Korollar 1 aus Satz 1 Sei G = (S, →, ρ) ein Spielarena für ein Erreichbarkeitsspiel. Dann existiert eine Strategie τ für Eve mit: ∀s ∈ WGEve : τ ist eine Gewinnstrategie für Eve auf s. Beweis: Wähle für τ die Strategie τ∗ aus Behauptung (B2). Korollar 2 aus Satz 1 Sei G = (S, →, ρ) ein Spielarena für ein Erreichbarkeitsspiel und sei s ∈ S. 1 Wenn ρ(s) = Adam dann (NG (s) ⊆ WGEve ⇐⇒ s ∈ WGEve ). 2 Wenn ρ(s) = Eve dann (NG (s) ∩ WGEve 6= ∅ ⇐⇒ s ∈ WGEve ). Beweis: Folgt aus WGEve = W∗ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 21 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik Sei K = (V , Σ, σ, Π, π) eine Kripkestruktur, v ∈ V und ϕ ∈ ML(Σ, Π). Wir konstruieren nun eine endliche Spielarena G (K , ϕ) und eine Spielposition u, so dass gilt: (K , v ) |= ϕ ⇐⇒ u ∈ WGEve (K ,ϕ) Wie können o.B.d.A. davon ausgehen, dass in ϕ das Negationszeichen nur direkt vor Propositionen p ∈ Π steht, da folgende Äquivalenzen gelten: ¬(ψ ∧ θ) ≡ ¬ψ ∨ ¬θ ¬(ψ ∨ θ) ≡ ¬ψ ∧ ¬θ ¬haiψ ≡ [a]¬ψ ¬[a]ψ ≡ hai¬ψ Hierbei bedeutet ψ ≡ θ, dass [[ψ]]K = [[θ]]K für jede Kripkestruktur K . Die Menge sub(ϕ) aller Teilformeln von ϕ ist induktiv wie folgt definiert: sub(p) = {p} und sub(¬p) = {¬p} für p ∈ Π sub(ψ ◦ θ) = {ψ ◦ θ} ∪ sub(ψ) ∪ sub(θ) für ◦ ∈ {∧, ∨} sub(haiψ) = {haiψ} ∪ sub(ψ) für a ∈ Σ sub([a]ψ) = {[a]ψ} ∪ sub(ψ) für a ∈ Σ Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 22 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik Schließlich können wir die Spielarena G (K , ϕ) = (S, →, ρ) wie folgt definieren: S = V × sub(ϕ) (beachte: V war die Knotenmenge von K ) → und ρ sind wie folgt definiert: v, θ v, θ v, ψ ∧ θ v, ψ ∨ θ v, ψ v , haiψ v, ψ u, ψ ∀(v , u) ∈ σ(a) v , [a]ψ u, ψ ∀(v , u) ∈ σ(a) ρ(v , ψ ∧ θ) = Adam ρ(v , ψ ∨ θ) = Eve ρ(v , [a]ψ) = Adam ρ(v , haiψ) = Eve ρ(v , p) = Adam für v ∈ π(p) ρ(v , p) = Eve für v 6∈ π(p) ρ(v , ¬p) = Adam für v 6∈ π(p) ρ(v , ¬p) = Eve für v ∈ π(p) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 23 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik Intuition: Eve will von einer Position (v , ϕ) aus zeigen, dass (K , v ) |= ϕ gilt. Adam will von einer Position (v , ϕ) aus zeigen, dass (K , v ) 6|= ϕ gilt. Hieraus ergibt sich die Definition der Spielarena G (K , ϕ) auf natürliche Weise. Z. B.: (v , haiψ) → (u, ψ) für alle u ∈ V mit (v , u) ∈ σ(a), denn um (K , v ) |= haiψ zu zeigen (Eves Ziel) muss man einen Knoten u ∈ V mit (v , u) ∈ σ(a) finden, für den (K , u) |= ψ gilt. ρ(v , p) = Adam, falls v ∈ π(p), denn letzteres impliziert (K , v ) |= p. Also sollte Eve an der Position (v , p) gewinnen. Dies ist auch der Fall, denn Positionen (v , p) (ebenso wie (v , ¬p)) sind Sackgassen. Da in der Position (v , p) Adam ziehen soll, gewinnt Eve. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 24 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik Beispiel: Sei K die Kripkestruktur a p a 0 q 1 b b Sei ϕ = hai[b](p ∨ q). Dann sieht die Spielarena G (K , ϕ) wie folgt aus (grüne Knoten gehören Eve, rote Knoten gehören Adam) 0, hai[b](p ∨ q) 1, hai[b](p ∨ q) 0, [b](p ∨ q) 1, [b](p ∨ q) 0, p ∨ q 1, p ∨ q 0, p Markus Lohrey (Universität Leipzig) 0, q 1, p 1, q Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 25 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik Satz 2 Sei K = (V , Σ, σ, Π, π) eine Kripkestruktur und ϕ ∈ ML(Σ, Π). Dann gilt für alle v ∈ V und alle ψ ∈ sub(ϕ): (K , v ) |= ψ ⇐⇒ (v , ψ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Beweis: Wir beweisen den Satz durch Induktion über den Aufbau der Formel ψ. Sei G = G (K , ϕ) = (V × sub(ϕ), →, ρ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 26 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik 1. Fall: ψ = p ∈ Π. Dann gilt (K , v ) |= p ⇐⇒ v ∈ π(p) ⇐⇒ ρ(v , p) = Adam ⇐⇒ (v , p) ∈ WGEve (K ,ϕ) Für die letzte Äquivalenz beachte, dass (v , p) eine Sackgasse in G ist. 2. Fall: ψ = ¬p für ein p ∈ Π. Dann gilt (K , v ) |= ¬p ⇐⇒ v 6∈ π(p) ⇐⇒ ρ(v , ¬p) = Adam ⇐⇒ (v , ¬p) ∈ WGEve (K ,ϕ) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 27 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik 3. Fall: ψ = ψ1 ∨ ψ2 . Dann gilt (K , v ) |= ψ ⇐⇒ IH ∃i ∈ {1, 2} : (K , v ) |= ψi ⇐⇒ ∃i ∈ {1, 2} : (v , ψi ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Kor. 2 (v , ψ) ∈ WGEve (K ,ϕ) ⇐⇒ 4. Fall: ψ = ψ1 ∧ ψ2 . Dann gilt (K , v ) |= ψ ⇐⇒ IH ∀i ∈ {1, 2} : (K , v ) |= ψi ⇐⇒ ∀i ∈ {1, 2} : (v , ψi ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Kor. 2 (v , ψ) ∈ WGEve (K ,ϕ) ⇐⇒ Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 28 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erreichbarkeitsspiele und Modallogik 5. Fall: ψ = haiθ. Dann gilt (K , v ) |= ψ ⇐⇒ IH ∃(v , u) ∈ σ(a) : (K , u) |= θ ⇐⇒ ∃(v , u) ∈ σ(a) : (u, θ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Kor. 2 (v , ψ) ∈ WGEve (K ,ϕ) ⇐⇒ 6. Fall: ψ = [a]θ. Dann gilt (K , v ) |= ψ ⇐⇒ IH ∀(v , u) ∈ σ(a) : (K , u) |= θ ⇐⇒ ∀(v , u) ∈ σ(a) : (u, θ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Kor. 2 (v , ψ) ∈ WGEve (K ,ϕ) ⇐⇒ Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 29 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Model-Checking Modallogik Satz 3 Für eine gegebene Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π), v ∈ V und ϕ ∈ ML(Σ, Π) können wir in Zeit O(|V |2 · |ϕ|) entscheiden, ob (K , v ) |= ϕ gilt. Beweis: (1) Konstruiere die Spielarena G = G (K , ϕ) Beachte: G hat nur |V | · |ϕ| Knoten und höchstens |V |2 · |ϕ| viele Kanten. (2) Berechne W = WGEve und teste, ob (v , ϕ) ∈ W gilt. Nach Satz 1 können wir W in Zeit O(|V |2 · |ϕ|) berechnen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 30 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe: Syntax Logik 1. Stufe (= Prädikatenlogik) wurde in der Vorlesung Logik im 1. Semester behandelt. Eine Signatur ist ein Paar S = (R, arity) wobei gilt: R ist eine endliche Menge von Relationssymbolen. arity : R → N ist eine Funktion, die jedem Relationssymbol r ∈ R seine Stelligkeit arity(r ) zuordnet. Sei X im folgenden eine abzählbar-unendliche Menge von Variablen. Variablen werden wir im folgenden mit x, y , z, x ′ , x0 , . . . bezeichnen. Die Menge FO(S) aller Formeln der Logik 1. Stufe (über der Signatur S) ist die kleinste Menge mit: Wenn r ∈ R, arity(r ) = n und x1 , . . . , xn ∈ X , dann r (x1 , . . . , xn ) ∈ FO(S). Wenn ϕ, ψ ∈ FO(S), dann auch ¬ϕ, ϕ ∧ ψ, ϕ ∨ ψ ∈ FO(S). Wenn ϕ ∈ FO(S) und x ∈ X , dann auch ∃x ϕ, ∀x ϕ ∈ FO(S). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 31 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe: Syntax Beachte: Im Gegensatz zur Vorlesung Logik erlauben wir keine Funktionssymbole. Für das Model-Checking Problem für Logik 1. Stufe ist dies keine Einschränkung, da eine Funktion f : An → A durch die Relation {(a, a) ∈ An+1 | f (a) = a} ersetzt werden kann. Die Menge der freien Variablen free(ϕ) ⊆ X einer Formel ϕ ∈ FO(S) ist induktiv wie folgt definiert: free(r (x1 , . . . , xn )) = {x1 , . . . , xn } free(¬ϕ) = free(ϕ), free(ϕ ∧ ψ) = free(ϕ ∨ ψ) = free(ϕ) ∪ free(ψ). free(∃x ϕ) = free(∀x ϕ) = free(ϕ) \ {x}. Ein Formel ϕ ∈ FO(S) ist ein Satz, falls free(ϕ) = ∅ gilt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 32 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe: Semantik Eine Struktur über der Signatur S = (R, arity) ist ein Tripel A = (A, IS , IX ), wobei gilt: A ist eine beliebige Menge (das Universum der Struktur). IS ist eine Funktion, die jedem Relationssymbol r ∈ R eine arity(r )-stellige Relation IS (r ) ⊆ Aarity(r ) zuordnet. IX : X → A ist eine partielle Funktion, ihr Definitionsbereich sei dom(IX ). Für eine Formel ϕ ∈ FO(S) und eine Struktur A = (A, IS , IX ) über der Signatur S mit dom(IX ) = free(ϕ) schreiben wir A |= ϕ genau dann, wenn einer der folgenden Fälle gilt: ϕ = r (x1 , . . . , xn ) und (IX (x1 ), . . . , IX (xn )) ∈ IS (r ). ϕ = ¬ψ und A 6|= ψ. ϕ = ψ ∧ θ und (A |= ψ und A |= θ). ϕ = ψ ∨ θ und (A |= ψ oder A |= θ). ϕ = ∃x ψ und es gibt ein a ∈ A mit (A, IS , IX ∪ {(x, a)}) |= ψ ϕ = ∀x ψ und für alle a ∈ A gilt (A, IS , IX ∪ {(x, a)}) |= ψ. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 33 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe: Model-Checking Die Struktur A = (A, IS , IX ) ist endlich, falls A eine endliche Menge ist. Falls dom(IX ) = ∅ gilt, identifizieren wir die Struktur (A, IS , IX ) mit (A, IS ). Das Model-Checking-Problem für FO(S): EINGABE: Eine endliche Struktur A = (A, IS ) und ein Satz ϕ ∈ FO(S). FRAGE: Gilt A |= ϕ? Wir werden das Model-Checking-Problem für FO(S) wieder mittels eines Erreichbarkeitsspiels lösen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 34 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe und Erreichbarkeitsspiele Sei A = (A, IS ) eine endliche Struktur und ϕ ∈ FO(S). O.B.d.A. kommt in ϕ die Negation ¬ nur direkt vor atomaren Formeln vor. Wir definieren eine Spielarena G (A, ϕ) = (S, →, ρ) wie folgt: S = {(I , ψ) | ψ ∈ sub(ϕ), I : free(ψ) → A} → ist wie folgt definiert: I ↾free(θ), θ I ↾free(θ), θ I,ψ ∧ θ I,ψ ∨ θ I ↾free(ψ), ψ I , ∃x ψ I ∪ {(x, a)}, ψ ∀a ∈ A Markus Lohrey (Universität Leipzig) I ↾free(ψ), ψ I , ∀x ψ Spieltheoretische Methoden in der Logik I ∪ {(x, a)}, ψ ∀a ∈ A SS 2008 35 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe und Erreichbarkeitsspiele ρ ist wie folgt definiert ρ(I , ψ ∨ θ) = Eve ρ(I , ψ ∧ θ) = Adam ρ(I , ∃x ψ) = Eve ρ(I , ∀x ψ) = Adam ( Eve ρ(I , r (x1 , . . . , xn )) = Adam ( Eve ρ(I , ¬r (x1 , . . . , xn )) = Adam Markus Lohrey (Universität Leipzig) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) 6∈ IS (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) ∈ IS (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) ∈ IS (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) 6∈ IS (r ) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 36 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe und Erreichbarkeitsspiele Satz 4 Sei A = (A, IS ) eine endliche Struktur und ϕ ∈ FO(S). Dann gilt für alle ψ ∈ sub(ϕ) und I : free(ψ) → A: (A, IS , I ) |= ψ ⇐⇒ (I , ψ) ∈ WGEve (A,ϕ) Beweis: Analog zum Beweis von Satz 2 für Modallogik (Übung). Folgt aus Satz 4, dass das Model-Checking-Problem für FO(S) in Polynomialzeit gelöst werden kann ? Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 37 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Logik 1. Stufe und Erreichbarkeitsspiele Satz 4 Sei A = (A, IS ) eine endliche Struktur und ϕ ∈ FO(S). Dann gilt für alle ψ ∈ sub(ϕ) und I : free(ψ) → A: (A, IS , I ) |= ψ ⇐⇒ (I , ψ) ∈ WGEve (A,ϕ) Beweis: Analog zum Beweis von Satz 2 für Modallogik (Übung). Folgt aus Satz 4, dass das Model-Checking-Problem für FO(S) in Polynomialzeit gelöst werden kann ? Nein! Das Problem ist, dass die Spielarena G (A, ϕ) nicht polynomiell in der Größe von ϕ beschränkt ist: Die Menge der Spielpositionen von G (A, ϕ) ist S = {(I , ψ) | ψ ∈ sub(ϕ), I : free(ψ) → A}. P |S| = ψ∈sub(ϕ) |A||free(ψ)| . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 37 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Komplexität von Model-Checking für FO Bemerkung: In der Tat ist das Model-Checking Problem für FO(S) PSPACE-vollständig (insbesondere also NP-hart), weshalb es wohl keinen Polynomialzeitalgorithmus für das Problem gibt. Wir können jedoch Fragemente von FO(S) definieren, für das Model-Checking Problem in Polynomialzeit entschieden werden kann. Für ϕ ∈ FO(S) definiere die Weite von ϕ width(ϕ) = max{|free(ψ)| | ψ ∈ sub(ϕ)}. Satz 5 Das Model-Checking Problem für FO(S) kann in Zeit O(|ϕ| · |A|width(ϕ) ) gelöst werden. Allgemeiner: Für eine gegebene Formel ϕ ∈ FO(S) und eine Struktur A = (A, IS , IX ) mit dom(IX ) = free(ϕ) können wir in Zeit O(|ϕ| · |A|width(ϕ) ) entscheiden, ob A |= ϕ gilt? Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 38 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Komplexität von Model-Checking für FO Beweis: (1) Konstruiere die Spielarena G = G (A, ϕ) Beachte: G hat höchsten |A|width(ϕ) · |ϕ| viele Knoten und nur O(|A|width(ϕ) · |ϕ|) viele Kanten. (2) Berechne W = WGEve und teste, ob (v , ϕ) ∈ W gilt. Nach Satz 1 können wir W in Zeit O(|A|width(ϕ) · |ϕ|) berechnen. Korollar aus Satz 5 Sei w ≥ 0 eine feste Konstante. Das Model-Checking Problem, eingeschränkt auf FO(S)-Formeln der Weite ≤ w , kann in Polynomialzeit gelöst werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 39 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Modallogik → FO Sei K = (V , Σ, σ, Π, π) eine Kripkestruktur, o.B.d.A. Σ ∩ Π = ∅. Definiere die Signatur SK = (Σ ∪ Π, arity), wobei arity(a) = 2 für alle a ∈ Σ und arity(p) = 1 für alle p ∈ Π. Dann können wir K mit der Struktur AK = (V , σ ∪ π) über SK identifizieren. Wir definieren nun für jede modallogische Formel ϕ ∈ ML(Σ, Π) eine Formel ϕf ∈ FO(SK ) induktiv. Seien x0 , y0 ∈ X zwei ausgezeichnete Variablen. p f = p(x0 ) für p ∈ Π. (¬ϕ)f = ¬ϕf , (ϕ ∧ ψ)f = ϕf ∧ ψ f , (ϕ ∨ ψ)f = ϕf ∨ ψ f (haiϕ)f = ∃y0 (a(x0 , y0 ) ∧ (ϕf )[x0 7→ y0 ]) ([a]ϕ)f = ∀y0 (a(x0 , y0 ) → (ϕf )[x0 7→ y0 ]) Hierbei entsteht ψ[x0 7→ y0 ] aus ψ, indem jedes freie Vorkommen von x0 in ψ durch y0 ersetzt wird. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 40 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Modallogik → FO Beachte: Für jede Formel ϕ ∈ ML(Σ, Π) gilt free(ϕf ) = {x0 } und width(ϕf ) ≤ 2. Lemma 1 Für jede Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π), jeden Knoten v ∈ V und jede Formel ϕ ∈ ML(Σ, Π) gilt: (K , v ) |= ϕ ⇐⇒ (AK , x0 7→ v ) |= ϕf Aus Lemma 1 sowie Satz 5 folgt Satz 3: Für eine gegebene Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π), v ∈ V und ϕ ∈ ML(Σ, Π) können wir in Zeit O(|V |2 · |ϕ|) entscheiden, ob (K , v ) |= ϕ gilt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 41 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kleine Modelle in der Modallogik Eine Fomel ϕ ∈ ML(Σ, Π) ist erfüllbar, falls eine Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π) und v ∈ V mit (K , v ) |= ϕ existieren. Satz 6 (small model property für Modallogik) Sei ϕ ∈ ML(Σ, Π) erfüllbar. Dann existiert eine Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π) und v ∈ V mit (K , v ) |= ϕ |V | ≤ 2|ϕ| Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 42 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kleine Modelle in der Modallogik Beweis: Sei ϕ ∈ ML(Σ, Π) erfüllbar. Also existiert eine Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π) und v ∈ V mit (K , v ) |= ϕ. Wir definieren eine Äquivalenzrelation ≡ auf V durch: x ≡y ⇐⇒ ∀ψ ∈ sub(ϕ) : (K , x) |= ψ ⇔ (K , y ) |= ψ [x] = {y ∈ V | x ≡ y } ist die x enthaltende Äquivalenzklasse. V ′ = {[x] | x ∈ V } ist die Menge aller Äquivalenzklassen. Nun definieren wir die Kripkestruktur K ′ = (V ′ , Σ, σ ′ , Π, π ′ ), wobei σ ′ (a) = {([x], [y ]) | ∃(u, v ) ∈ σ(a) : u ≡ x, v ≡ y } für a ∈ Σ π ′ (p) = {[x] | ∃u ∈ π(p) : u ≡ x} für p ∈ Π Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 43 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kleine Modelle in der Modallogik (A) |V ′ | ≤ 2|ϕ| Definiere eine Abbildung f : V → 2sub(ϕ) durch f (x) = {ψ ∈ sub(ϕ) | (K , x) |= ψ}. Dann gilt für alle x, y ∈ V : [x] = [y ] ⇐⇒ f (x) = f (y ) |V ′ | = |f (V )| ≤ |2sub(ϕ) | ≤ 2|ϕ| Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 44 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kleine Modelle in der Modallogik (B) (K ′ , [v ]) |= ϕ. Wir zeigen die folgende allgemeinere Aussage durch Induktion über den Aufbau der Formel ψ ∈ sub(ϕ): ∀x ∈ V : (K , x) |= ψ ⇐⇒ (K ′ , [x]) |= ψ Wegen (K , v ) |= ϕ folgt hieraus (K ′ , [v ]) |= ϕ. 1.Fall. ψ = p ∈ Π: Es gilt (K , x) |= p ⇐⇒ ∗ x ∈ π(p) ⇐⇒ [x] ∈ π ′ (p) ⇐⇒ (K ′ , [x]) |= p Zu (*): Es gilt offensichtlich x ∈ π(p) [x] ∈ π ′ (p). ′ Andererseits: [x] ∈ π (p) ∃y ∈ π(p) : x ≡ y x ∈ π(p) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 45 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kleine Modelle in der Modallogik 2.Fall. ψ = ¬θ: Es gilt (K , x) |= ¬θ ⇐⇒ (K , x) 6|= θ IH ⇐⇒ (K ′ , [x]) 6|= θ ⇐⇒ (K ′ , [x]) |= ¬θ 3.Fall. ψ = ψ1 ∧ ψ2 : Es gilt (K , x) |= ψ1 ∧ ψ2 ⇐⇒ IH Markus Lohrey (Universität Leipzig) (K , x) |= ψ1 und (K , x) |= ψ2 ⇐⇒ (K ′ , [x]) |= ψ1 und (K ′ , [x]) |= ψ2 ⇐⇒ (K ′ , [x]) |= ψ1 ∧ ψ2 Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 46 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Kleine Modelle in der Modallogik 4.Fall. ψ = haiθ. Gelte zunächst (K , x) |= haiθ. ∃y ∈ V : (x, y ) ∈ σ(a), (K , y ) |= θ. (K ′ , [y ]) |= θ IH (x, y ) ∈ σ(a) ([x], [y ]) ∈ σ ′ (a) (K ′ , [x]) |= haiθ Gelte nun (K ′ , [x]) |= haiθ ∃[y ] ∈ V ′ : ([x], [y ]) ∈ σ ′ (a), (K ′ , [y ]) |= θ. IH (K , y ) |= θ ([x], [y ]) ∈ σ ′ (a) ∃(u, v ) ∈ σ(a) : x ≡ u, y ≡ v y ≡v (K , v ) |= θ x ≡u (K , x) |= haiθ Markus Lohrey (Universität Leipzig) (K , u) |= haiθ Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 47 / 188 Erreichbarkeitsspiele — Modallogik und Logik 1.Stufe Erfüllbarkeit für Modallogik Korollar aus Satz 6 Es ist entscheidbar, ob eine gegebene Formel ϕ ∈ ML(Σ, Π) erfüllbar ist. Beweis: Da Σ und Π endlich sind gibt es nur endlich viele Kripkestrukturen K = (V , Σ, σ, Π, π) mit |V | ≤ 2|ϕ| . Für jedes solche K und alle v ∈ V testen wir, ob (K , v ) |= ϕ gilt. Bekommen wir dabei einen Treffer, so ist ϕ erfüllbar, ansonsten ist ϕ nach Satz 6 nicht erfüllbar. Bemerkungen: Der im obigen Beweis skizzierte Algorithmus ist nicht sehr effizient. Es wurde gezeigt, dass das Erfüllbarkeitsproblem für Modallogik PSPACE-vollständig ist. Das Erfüllbarkeitsproblem für Logik 1. Stufe ist sogar unentscheidbar. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 48 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Überblick In diesem Abschnitt werden wir unendliche Spiele (insbesondere Paritätsspiele) untersuchen. Diese werden wir benutzen, um das Model-Checking Problem für den modalen µ-Kalkül zu lösen. Der modale µ-Kalkül ist eine ausdrucksstarke Logik, in der z. B. Eigenschaften wie Ein Knoten, wo die Proposition p gilt, ist erreichbar. “ ” ausgedrückt werden können. Eigenschaften dieser Art lassen sich nicht in Logik 1. Stufe ausdrücken. Formal: Es gibt keine Formel ϕ(x) ∈ FO({r , p}, arity) (mit arity(r ) = 2, arity(p) = 1), so dass für jede Struktur (A, IS , IX ) über der Signatur ({r , p}, arity) mit dom(IX ) = {x} gilt: (A, IS , IX ) |= ϕ(x) ⇐⇒ ∃b ∈ IS (p) : (IX (x), b) ∈ IS (r )∗ Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 49 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Wiederholung: Eine Spielarena ist ein Tripel G = (S, →, ρ), wobei → ⊆ S × S und ρ : S → {Adam, Eve}. Beachte: S muss nicht endlich sein. Ein Spiel in G ist ein maximaler Pfad im Graphen (S, →). Ein Spiel kann unendlich sein oder endlich sein und in einer Sackgasse enden. Bei Erreichbarkeitsspielen gab es für ein unendliches Spiel s0 s1 s2 · · · keinen Gewinner. Dies soll sich jetzt ändern. Für eine Menge A bezeichnet Aω = {a1 a2 a3 · · · | ∀i ≥ 1 : ai ∈ A} die Menge aller unendlichen Wörter über A. Eine Gewinnbedingung für die Spielarena G = (S, →, ρ) ist eine Teilmenge L ⊆ Sω. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 50 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Sei G = (S, →, ρ) eine Spielarena und L ⊆ S ω eine Gewinnbedingung. Sei s ein Spiel in G . Eve gewinnt das Spiel s, falls einer der beiden folgenden Fälle gilt: s = s0 s1 · · · sn (das Spiel ist endlich) und ρ(sn ) = Adam. s = s0 s1 s2 · · · (das Spiel ist unendlich) und s ∈ L. Adam gewinnt das Spiel s, falls Eve das Spiel s nicht gewinnt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 51 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Problem: Wie soll die Gewinnbedingung L ⊆ S ω spezifiziert werden? Eine gefärbte Spielarena ist ein Tupel G = (S, →, ρ, χ) wobei (S, →, ρ) eine Spielarena wie bisher ist, und χ : S → C eine Funktion von S in eine endliche Menge von Farben C ist. Für eine Menge L ⊆ C ω sei χ−1 (L) = {s0 s1 s2 · · · | χ(s0 )χ(s1 )χ(s2 ) · · · ∈ L} ⊆ S ω . Wir spezifizieren eine Gewinnbedingung durch eine Menge L ⊆ C ω . Die zugehörige Gewinnbedingung ist dann χ−1 (L). Teilmengen von C ω werden durch verschiedene Bedingungen definiert, siehe nächste Folie. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 52 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Für ein Wort c = c0 c1 c2 · · · ∈ C ω ist Inf(c) = {c | es existieren unendlich viele i mit ci = c} ⊆ C die Menge aller Farben, die unendlich oft in c vorkommen. Eine Mullerbedingung ist eine Teilmenge M ⊆ 2C . zugehörige Gewinnbedingung: χ−1 ({c ∈ C ω | Inf(c) ∈ M}) Wir nennen (S, →, ρ, χ, M) auch eine Mullerspielarena. Eine Büchibedingung ist eine Teilmenge B ⊆ C . zugehörige Gewinnbedingung: χ−1 ({c ∈ C ω | Inf(c) ∩ B = 6 ∅}) Wir nennen (S, →, ρ, χ, B) auch eine Büchispielarena. Paritätsbedingung: Hier setzen wir lediglich voraus, dass C ⊆ N gilt. zugehörige Gewinnbedingung: χ−1 ({c ∈ C ω | max(Inf(c)) gerade }) Wir nennen (S, →, ρ, χ) auch eine Paritätsspielarena. Die Farben in C werden auch Prioritäten genannt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 53 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Beispiel (von R. Mazala, aus Grädel, Thomas, Wilke. Automata, Logics, and Infinite Games, LNCS 2500, Springer 2002): Betrachte folgende gefärbte Spielarena G , wobei C = {1, 2, 3, 4}. Die Farbe χ(s) einer Spielposition s steht neben s als Markierung. Grüne Knoten gehören Eve, rote Knoten gehören Adam. 1 s0 s1 2 1 s2 3 s3 2 s4 4 s5 s6 2 Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 54 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Beispiel (Fortsetzung) Ist die Gewinnbedingung durch die Mullerbedingung {{1, 2}, {1, 2, 3, 4}} gegeben, so gewinnt Eve das Spiel s6 s3 s2 s4 s6 s5 (s2 s4 )ω , während Adam das Spiel (s2 s4 s6 s5 )ω gewinnt. Ist die Gewinnbedingung durch die Büchibedingung {1} gegeben, so gewinnt Eve das Spiel (s2 s4 s6 s3 )ω . Ist die Gewinnbedingung schließlich durch die Paritätsbedingung gegeben, so gewinnt Eve das Spiel (s2 s4 s6 s5 )ω , während Adam das Spiel (s2 s4 s6 s3 )ω gewinnt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 55 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Für unendliche Spiele müssen wir den Begriff einer Strategie neu definieren. Sei G = (S, →, ρ) eine Spielarena und L ⊆ S ω eine Gewinnbedingung. Für x ∈ {Adam, Eve} sei Sx = {s ∈ S | ρ(s) = x} die Menge aller Knoten, wo Spieler x ziehen muss. Sei s = s0 s1 s2 · · · (bzw. s = s0 s1 s2 · · · sn ) ein Spiel in G . Ein Präfix von s ist eine Folge s0 s1 · · · sm mit m ∈ N (bzw. 0 ≤ m ≤ n). Sei τ : S ∗ Sx → S eine partielle Abbildung und sei s0 s1 · · · sm Präfix eines Spiels in G . Dann ist s0 s1 · · · sm konform mit τ , falls gilt: ∀i ∈ {0, . . . , m − 1} : si ∈ Sx =⇒ si+1 = τ (s0 s1 · · · si ) Ein Spiel s ist konform mit τ , falls jeder Präfix von s konform mit τ ist. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 56 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Eine Strategie für Spieler x ist eine partielle Abbildung τ : S ∗ Sx → S mit folgender Eigenschaft: Für alle s0 s1 · · · sm−1 ∈ S ∗ und sm ∈ Sx , so dass s0 s1 · · · sm Präfix eines Spiels in G ist, s0 s1 · · · sm konform mit τ ist, und NG (sm ) 6= ∅ (sm ist keine Sackgasse), gilt s0 s1 · · · sm ∈ dom(τ ) und sm → τ (s0 s1 · · · sm ). Die Strategie τ für Spieler x ist eine Gewinnstrategie für x auf U ⊆ S genau dann, wenn x jedes mit τ konforme und bei einer Position aus U beginnende Spiel gewinnt. Spieler x gewinnt auf U ⊆ S, falls x eine Gewinnstrategie auf U ⊆ S hat. Falls U = {s} gilt, sagen wir auch, dass x auf s (in der Arena G ) gewinnt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 57 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Unendliche Spiele Beispiel: Sei wieder folgende gefärbte Spielarena gegeben. s0 1 1 s2 3 s3 2 s4 s1 2 4 s5 2 s6 Die Gewinnbedingung sei durch die Mullerbedingung {{1, 2}, {1, 2, 3, 4}} gegeben. Eine Gewinnstrategie für Eve auf {s2 , s3 , s4 , s5 , s6 } ist: s4 falls w ∈ S ∗ s2 s falls w ∈ S ∗ s5 (s2 s4 )+ s6 3 τ (w ) = s5 falls w ∈ S ∗ s3 (s2 s4 )+ s6 ∪ (S \ {s3 , s5 })∗ s6 s falls w ∈ S ∗ s5 2 Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 58 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Büchi, Parität → Muller Eine Büchibedingung B ⊆ C kann offensichtlich mit der Mullerbedingung M = {F ⊆ C | F ∩ B = 6 ∅} identifiziert werden (beide liefern die gleiche Gewinnbedingung). Analog kann eine durch χ : S → N (mit f (S) endlich) gegebene Paritätsbedingung mit der Mullerbedingung M = {F ⊆ C | max(F ) gerade } identifiziert werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 59 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Die Paritätsbedingung erscheint zunächst recht speziell, sie ist jedoch in der Tat sehr mächtig: Satz 7 Sei G = (S, →, ρ, χ, M) eine Mullerspielarena. Dann existiert eine Paritätsspielarena G ′ = (S ′ , →′ , ρ′ , χ′ ) und eine Abbildung f : S → S ′ so dass für alle s ∈ S gilt: Eve gewinnt auf s in G ⇐⇒ Eve gewinnt auf f (s) in G ′ . Falls S endlich ist, ist auch S ′ endlich. Beweis: Für ein Wort w = a1 a2 · · · an bezeichnet alph(w ) = {a1 , a2 , . . . , an } die Menge aller Symbole, die in w vorkommen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 60 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Sei C die Farbenmenge von G , d. h. χ : S → C und M ⊆ 2C . Sei # 6∈ C und sei C ′ = {x#y | x, y ∈ C ∗ , ∀c ∈ C : |xy |c ≤ 1, |y | ≥ 1} Die Menge der Spielpositionen von G ′ ist S ′ = {(s, x#y ) ∈ S × C ′ | y endet mit χ(s) }. Sei ρ′ (s, x#y ) = ρ(s) für alle (s, x#y ) ∈ S × C ′ . Definiere die update-Funktion µ : S ′ → C ′ wie folgt: falls χ(s) 6∈ alph(x y ). x # y χ(s) µ(s, x#y ) = x1 # x2 y χ(s) falls x = x1 χ(s) x2 . x y1 # y2 χ(s) falls y = y1 χ(s) y2 . Die Kantenrelation von G ′ ist dann: →′ = { (s, x#y ), (t, µ(t, x#y )) | s → t, (s, x#y ) ∈ S ′ }. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 61 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Die Färbungsfunktion χ′ : S ′ → N der Paritätsspielarena G ′ ist ( 2 · |y | − 1 if alph(y ) 6∈ M χ′ (s, x#y ) = 2 · |y | if alph(y ) ∈ M Beachte: χ′ (S ′ ) ⊆ {0, . . . , |C |}. Damit ist die Paritätsspielarena G ′ = (S ′ , →′ , ρ′ , χ′ ) definiert. Schließlich sei f : S → S ′ definiert durch f (s) = (s, #χ(s)) für alle s ∈ S. Bemerkung: Die in der C ′ -Komponente berechnete Datenstruktur ist auch als LAR (least appearance record) bekannt, und geht auf Büchi zurück. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 62 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Beispiel: Sei G die folgende Mullerspielarena, wobei die Mullerbedingung M = {{b}} ist. a s0 a s1 b s2 Dann sieht die Paritätsspielarena G ′ wie folgt aus: 1 s0 , #a 1 s1 , #a 3 s2 , #ab 2 s2 , a#b s0 , #ba 3 s2 , #b 2 3 s1 , #ba s0 , b#a 1 Markus Lohrey (Universität Leipzig) s1 , b#a 1 Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 63 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Sei s = s0 s1 s2 · · · ein unendliches Spiel in G . Definiere das folgende in f (s0 ) beginnende unendliche Spiel in G ′ : f (s) = (s0 , q0 )(s1 , q1 )(s2 , q2 ) · · · , wobei q0 = #χ(s0 ) (d.h. (s0 , q0 ) = f (s0 )) und qi+1 = µ(si+1 , qi ) für i ≥ 1 Umgekehrt: Ist s ′ = (s0 , q0 )(s1 , q1 )(s2 , q2 ) · · · ein in (s0 , q0 ) = f (s0 ) beginnendes unendliches Spiel in G ′ , so ist s := s0 s1 s2 · · · ein unendliches Spiel in G mit f (s) = s ′ . Eine analoge Korrespondenz gilt auch für endliche Spiele. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 64 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Sei im folgenden s = s0 s1 s2 · · · ein unendliches Spiel in G , f (s) = (s0 , x0 #y0 )(s1 , x1 #y1 )(s2 , x2 #y2 ) · · · und F = Inf(χ(s)). Behauptung 1: ∃j ≥ 0 ∀i > j : yi ∈ F ∗ ( |yi | ≤ |F |) Es existieren 0 ≤ k < j, so dass: {χ(sk ), χ(sk+1 ), χ(sk+2 ), . . .} = F (1) {χ(sk ), χ(sk+1 ), χ(sk+2 ), . . . , χ(sj )} = F (2) Angenommen es gibt i > j und c ∈ C \ F mit c ∈ alph(yi ), d.h. xi # yi = x i # u c v . 1.Fall: v = ε, d.h. xi # yi = xi # u c. χ(si ) = c 6∈ F Widerspruch zu (1) wegen i ≥ j ≥ k. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 65 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität 2.Fall: v 6= ε, d.h. xi # yi = xi # u c w c ′ mit c ′ = χ(si ) ∈ F . Wähle ein maximales ℓ ∈ N mit k ≤ ℓ ≤ i − 1 (beachte: i − 1 ≥ j wegen i > j) χ(sℓ ) = c ′ (existiert wegen (2)) xℓ #yℓ ist von der Form · · · c · · · c ′ xi #yi ist von der Form · · · c · · · # · · · c ′ Widerspruch! Dies beweist Behauptung 1. Sei j im folgenden die Zahl aus Behauptung 1. Behauptung 2: Es gibt ∞ viele i mit alph(yi ) = F . Sei ℓ ≥ j beliebig. F ⊆ alph(xℓ yℓ ) (wegen (2)). Sei c ∈ F , so dass in xℓ #yℓ keine Farbe c ′ ∈ F links von c steht. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 66 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Wähle i > ℓ minimal mit χ(si ) = c (muss existieren). alph(yi ) = F Dies beweist Behauptung 2. Behauptung 3: Eve gewinnt das unendliche Spiel s in G genau dann, wenn Eve das unendliche Spiel f (s) in G ′ gewinnt. =⇒: Angenommen Eve gewinnt das Spiel s in G . Sei Inf(χ(s)) = F . Dann gilt: F ∈M ∃j ∀i > j : alph(yi ) ⊆ F und es existieren ∞ viele i mit alph(yi ) = F . Mit n = |F | folgt: ∃j ∀i > j : χ′ (si , xi #yi ) ≤ 2n und χ′ (si , xi #yi ) = 2n für ∞ viele i. Eve gewinnt das unendliche Spiel f (s). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 67 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität ⇐=: Angenommen Eve gewinnt das Spiel s in G nicht. Sei Inf(χ(s)) = F . Dann gilt: F 6∈ M ∃j ∀i > j : alph(yi ) ⊆ F und es existieren ∞ viele i mit alph(yi ) = F . Mit n = |F | folgt: ∃j ∀i > j : χ′ (si , xi #yi ) ≤ 2n − 1 und es existieren ∞ viele i mit χ′ (si , xi #yi ) = 2n − 1. Eve gewinnt das unendliche Spiel f (s) nicht. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 68 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Muller → Parität Wesentlich einfacher kann man auch zeigen: Eve gewinnt ein endliches Spiel s in G genau dann, wenn Eve das endliche Spiel f (s) in G ′ gewinnt. Hieraus ergibt sich: Eve gewinnt auf s in G genau dann, wenn Eve auf f (s) in G ′ gewinnt. Denn: Eine Gewinnstrategie für Eve auf s in der Mullerspielarena G liefert eine Gewinnstrategie für Eve auf f (s) in G ′ wie folgt: Zieht Eve in G zum Zeitpunkt t von von s1 nach s2 und ist (s1 , x#y ) die Position in G ′ zum Zeitpunkt t, so zieht Eve in G ′ von (s1 , x#y ) nach (s2 , µ(s2 , x#y )). Eine Gewinnstrategie für Eve auf f (s) in der Paritätsspielarena G ′ liefert eine Gewinnstrategie für Eve auf s in G wie folgt: Zieht Eve in G ′ zum Zeitpunkt t in G ′ von (s1 , x#y ) nach (s2 , µ(s2 , x#y )), so zieht Eve in G zum Zeitpunkt t von s1 nach s2 . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 69 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Gedächtnislose Strategien Sei G = (S, →, ρ) wieder eine Spielarena und L ⊆ S ω eine Gewinnbedingung. Wir machen im Weiteren die Einschränkung, dass G keine Sackgassen hat: ∀s ∈ S : NG (s) 6= ∅. Dies ist jedoch bei den von uns betrachteten Gewinnbedingungen keine wirkliche Einschränkung, siehe Aufgabe 3 auf dem Übungsblatt 2. Eine gedächtnislose Strategie für Spieler x ist eine Abbildung τ : Sx → S, so dass s → τ (s) für alle s ∈ Sx . Die gedächtnislose Strategie τ : Sx → S kann offensichtlich mit der Strategie τ ′ : S ∗ Sx → S mit τ ′ (ws) = τ (s) identifiziert werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 70 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Gedächtnislose Strategien Für x ∈ {Adam, Eve} sei WGx (τ ) = {s ∈ S | τ ist eine Gewinnstrategie für x auf s}. Lemma 2 (Strategievereinheitlichung) Sei G = (S, →, ρ) eine Arena. Angenommen die Gewinnbedingung L ⊆ S ω erfüllt folgende Bedingung: ∀u, v ∈ S ∗ ∀w ∈ S ω : uw ∈ L ⇐⇒ vw ∈ L. Dann existiert S für jeden Spieler x eine gedächtnislose Strategie τ mit WGx (τ ) = {WGx (τ ′ ) | τ ′ ist eine gedächtnislose Strategie für Spieler x}. S Beachte: {WGx (τ ′ ) | τ ′ ist eine gedächtnislose Strategie für Spieler x} ist die Menge aller Positionen, wo Spieler x gedächtnislos gewinnen kann. Für den Beweis von Lemma 2 benötigen wir einige mathematische Grundlagen zu Ordinalzahlen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 71 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Definition (Wohlordnung) Eine Relation ≤ ⊆ M × M auf einer Menge M wird als lineare Ordnung bezeichnet, wenn gilt: 1 ∀a ∈ M : a ≤ a (Reflexivität) 2 ∀a, b, c ∈ M : (a ≤ b ∧ b ≤ c) =⇒ a ≤ c (Transitivität) 3 ∀a, b ∈ M : (a ≤ b ∧ b ≤ a) =⇒ a = b (Antisymmetrie) 4 ∀a, b ∈ M : a ≤ b ∨ b ≤ a (Linearität) Falls a ≤ b und a 6= b, dann schreiben wir a < b. Eine lineare Ordnung ≤ auf einer Menge M ist eine Wohlordnung, wenn es keine unendliche Folge · · · < a2 < a1 < a0 mit a0 , a1 , . . . ∈ M gibt. Alternativ: Jede nicht-leere Teilmenge A ⊆ M hat ein bezüglich ≤ kleinstes Element. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 72 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Beispiele: ≤ auf Z bzw. auf Q+ , R+ sind lineare Ordnungen, aber keine Wohlordnungen. ≤ eingeschränkt auf eine beliebige Teilmengen von N ist eine Wohlordung. ≤ auf N ∪ {ω} ist eine Wohlordung. Wenn wir Worte in {a, b}∗ nach der Länge, und gleichlange Worte lexikographisch ordnen, dann erhalten wir eine Wohlordnung von {a, b}∗ : ε < a < b < aa < ab < ba < bb < aaa < · · · Die Struktur dieser Ordnung entspricht ≤ auf N. Die lexikographische Ordnung ≤ auf {a, b}∗ ist eine lineare Ordnung, aber keine Wohlordnung wegen · · · < a3 b < aab < ab < b. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 73 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Beispiele: Betrachten nun die lexikographische Ordnung auf der Menge a+ ∪ b+ : a < a2 < a3 < · · · < b < b 2 · · · Dies ist eine Wohlordnung, welche anders strukturiert als (N, ≤) ist: Zu dem Wort b gibt es unendlich viele kleinere Worte, während es in (N, ≤) zu jeder Zahl nur endlich viele kleinere Zahlen gibt. Diese Ordnung ist auch anders strukturiert als (N ∪ ω, ≤), weil es kein größtes Element gibt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 74 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Zwei wohlgeordnete Mengen (M1 , ≤1 ) und (M2 , ≤2 ) werden als isomorph bezeichnet, wenn es eine bijektive Abbildung h : M1 → M2 gibt, so dass für alle a, b ∈ M1 gilt: a ≤1 b ⇐⇒ h(a) ≤2 h(b). Definition (Ordinalzahlen) Eine Ordinalzahl ist eine Isomorphieklasse wohlgeordneter Mengen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 75 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Es sei ξ = (M, ≤) eine Ordinalzahl und a ∈ M. Es sei ξ<a = (M, ≤)<a := ({x ∈ M | x < a}, ≤). Dann ist ξ<a wiederum eine Ordinalzahl. Eine Ordinalzahl ξ ′ ist echtes Anfangsstück von ξ, wenn es ein a ∈ M gibt, so dass ξ ′ und ξ<a isomorph sind. Notation: ξ ′ ⊏ ξ Die Notation ξ ′ ⊑ ξ bedeutet, dass ξ ′ ⊏ ξ gilt oder ξ ′ und ξ isomorph sind. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 76 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Eigenschaften von ⊏ bzw. ⊑: Es gibt keine Folge · · · ⊏ ξ2 ⊏ ξ1 ⊏ ξ0 von Ordinalzahlen. Es gibt keine Ordinalzahl ξ mit ξ ⊏ ξ. Die Relationen ⊏ und ⊑ sind transitiv, ⊑ ist reflexiv. Die Relation ⊑ ist antisymmetrisch. Seien hierzu ξ1 und ξ2 zwei Ordinalzahlen mit ξ1 ⊑ ξ2 und ξ2 ⊑ ξ1 . Wenn ξ1 6= ξ2 , dann gilt ξ1 ⊏ ξ2 und ξ2 ⊏ ξ1 und damit ξ1 ⊏ ξ1 . Widerspruch! Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 77 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Die Relation ⊑ ist linear. Seien hierzu ξ1 = (M1 , ≤1 ) und ξ2 = (M2 , ≤2 ) wieder zwei Ordinalzahlen. Wir definieren eine Relation f ⊆ M1 × M2 durch: (a1 , a2 ) ∈ f genau dann, wenn (M1 , ≤1 )<a1 und (M2 , ≤2 )<a2 isomorph sind. Eigenschaften von f : (a1 , a2 ), (b1 , b2 ) ∈ f =⇒ (a1 = b1 ⇐⇒ a2 = b2 ) d.h. f ist eine partielle Injektion. (a1 , a2 ), (b1 , b2 ) ∈ f =⇒ (a1 <1 b1 ⇐⇒ a2 <2 b2 ) d.h. (dom(f ), ≤1 ) und (ran(f ), ≤2 ) sind isomorph (via f ). Angenommen es gilt M1 \ dom(f ) 6= ∅ = 6 M2 \ ran(f ). Sei a1 = min(M1 \ dom(f )) und a2 = min(M2 \ ran(f )). (existieren, da (M1 , ≤1 ) und (M2 , ≤2 ) Wohlordnungen sind). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 78 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen dom(f ) = {x ∈ M1 | x < a1 } und ran(f ) = {x ∈ M2 | x < a2 }. (M1 , ≤1 )<a1 und (M2 , ≤2 )<a2 sind isomorph. (a1 , a2 ) ∈ f . Widerspruch! Also gilt M1 = dom(f ) oder M2 = ran(f ). 1.Fall: dom(f ) = M1 und ran(f ) = M2 . Dann gilt ξ1 = ξ2 . 2.Fall: M1 \ dom(f ) 6= ∅ und ran(f ) = M2 . Sei a1 = min(M1 \ dom(f )). (M1 , ≤1 )<a1 und (M2 , ≤2 ) sind isomorph. ξ2 ⊏ ξ1 . 3.Fall: M2 \ ran(f ) 6= ∅ und dom(f ) = M1 . ξ1 ⊏ ξ2 (folgt analog). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 79 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Für jede Ordinalzahl ξ = (M, ≤) ist somit ({χ | χ ⊏ ξ}, ⊑) eine Wohlordnung. Es ist sogar die gleiche Wohlordnung: ξ = ({χ | χ ⊏ ξ}, ⊑). Definiere hierzu die Abbildung f : M → {χ | χ ⊏ ξ} durch f (a) = (M, ≤)<a = ξ<a ⊏ ξ. Dies ist ein Isomorphismus zwischen ξ = (M, ≤) und ({χ | χ ⊏ ξ}, ⊑). In Worten: Jede Ordinalzahl kann mit der Menge aller echt kleineren Ordinalzahlen identifiziert werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 80 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Ein Paradoxon: A) Es gibt keine größte Ordinalzahl, weil man zu jeder Ordinalzahl durch Anhängen eines größten Elements eine größere Ordinalzahl konstruieren kann. B) Es sei O die Menge aller Ordinalzahlen. Dann ist (O, ⊑) eine Ordinalzahl. Nun sei ξ = (M, ≤) eine beliebige Ordinalzahl. Es gilt ξ ∈ O. Dann sind ξ und (O, ⊑)⊏ξ isomorph durch die Abbildung h : M → O mit h(a) := ξ<a für alle a ∈ M. Damit ist jede Ordinalzahl ξ ein echtes Anfangstück von (O, ⊑), d.h. (O, ⊑) ist die größte Ordinalzahl. Wo ist der Fehler? Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 81 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Es gibt drei Arten von Ordinalzahlen: 1 Die Ordinalzahl über der leeren Menge (∅, ≤). 2 Ordinalzahlen, die ein größtes Element besitzen. Diese werden als Nachfolgerordinale bezeichnet. 3 Nichtleere Ordinalzahlen, die kein größtes Element besitzen. Diese werden als Limesordinalzahlen bezeichnet. Zu jedem n ∈ N notieren wir mit n die Ordinalzahl {1, 2, . . . , n}, ≤ , insbesondere sei 0 die Ordinalzahl (∅, ≤). Zu jedem Ordinal ξ notieren wir mit ξ + 1 die Ordinalzahl, die durch Anhängen eines neuen größten Elements an ξ entsteht. Es gilt ξ ⊏ ξ + 1 und es gibt kein Ordinal ξ ′ mit ξ ⊏ ξ ′ ⊏ ξ + 1. Ein Ordinal ξ ist ein Nachfolgerordinal, genau dann, wenn ein Ordinal ξ ′ mit ξ = ξ ′ + 1 existiert. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 82 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Ein “kleines” Anfangsstück der Ordinalzahlen lautet: 0 ⊏ 1 ⊏ 2··· ⊏ ω ⊏ ω + 1 ⊏ ω + 2··· ⊏ ω + ω = ω · 2 ⊏ ω · 2 + 1 ⊏ ω · 2 + 2 ⊏ ··· ⊏ ω · 3 ⊏ ··· ⊏ ω · ω = ω ω 2 ⊏ ω 3 ⊏ · · · ⊏ ω ω ⊏ ω ω ⊏ · · · ω1 ⊏ · · · , hierbei ist ω1 das kleinste nicht abzählbare Ordinal. Wohlordnungsprinzip Jede Menge M kann wohlgeordnet werden, d.h. es existiert eine Wohlordnung ≤ auf M. Das Wohlordnungsprinzip ist zum Auswahlaxiom der Mengenlehre äquivalent. Es ist “nicht-konstruktiv”, z. B. kann niemand eine Wohlordnung der reellen Zahlen konstruktiv angeben. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 83 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Ordinalzahlen Prinzip der transfiniten Induktion Sei (M, ≤) eine Wohlordnung und sei A ⊆ M eine Teilmenge mit min(M) ∈ A ∀x ∈ M : (∀y < x : y ∈ A) =⇒ x ∈ A Dann gilt A = M. Alternative Formulierung: Sei P eine Aussage (über Ordinale). Angenommen P gilt für das leere Ordinal 0 und für jedes Ordinal ξ gilt: wenn P für alle χ ⊏ ξ gilt, dann gilt P auch für ξ. Dann gilt P für jedes Ordinal. Mit transfiniter Induktion kann man Aussagen für beliebige wohlgeordnete Mengen beweisen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 84 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Gedächtnislose Strategien Beweis von Lemma 2: S Sei W = {WGx (τ ′ ) | τ ′ ist eine gedächtnislose Strategie für Spieler x}. Fixiere eine Wohlordnung < auf W (existiert nach Wohlordungsprinzip). Fixiere für jedes s ∈ W eine Gewinnstrategie τs für Spieler x auf s. Wir definieren die neue gedächtnislose Strategie τ für Spieler x wie folgt: Für s ∈ W ∩ Sx sei τ (s) = τt (s) falls t = min{u ∈ W | s ∈ WGx (τu )}. Beachte: da < eine Wohlordnung ist, existiert min{u ∈ W | s ∈ WGx (τu )}. Behauptung: τ ist eine Gewinnstrategie für Spieler x auf W . Sei s ∈ W und sei s = s0 s1 s2 · · · ein mit τ konformes Spiel, s = s0 . Sei t = min{u ∈ W | WGx (τu ) ∩ {si | i ≥ 0} = 6 ∅}. sei etwas si ∈ WGx (τt ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 85 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Gedächtnislose Strategien Durch Induktion über j ≥ i zeigt man leicht, dass jede Position sj im Spiel si si+1 si+2 · · · zu WGx (τt ) gehört, und dass dieses Spiel konform zu τt ist. Spieler x gewinnt si si+1 si+2 · · · , da si ∈ WGx (τt ). Spieler x gewinnt s = s1 · · · si si+1 · · · ; hier wird die Forderung ∀u, v ∈ S ∗ ∀w ∈ S ω : uw ∈ L ⇐⇒ vw ∈ L an die Gewinnbedingung L benutzt. Wir haben somit W ⊆ WGx (τ ) gezeigt. Da offensichtlich auch WGx (τ ) ⊆ W gilt erhalten wir W = WGx (τ ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 86 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Gedächtnislose Strategien Bemerkung: Die Forderung ∀u, v ∈ S ∗ ∀w ∈ S ω : uw ∈ L ⇐⇒ vw ∈ L ist erfüllt, falls die Gewinnbedingung über eine Mullerbedingung (und damit auch eine Büchi- oder Paritätsbedingung) definiert ist. Wir bezeichnen dann mit WGx die Menge WGx (τ ), wobei τ die Strategie aus Lemma 1 ist. WGx ist also die Menge aller Positionen, wo Spieler x gedächtnislos gewinnen kann. Offensichtlich gilt WGEve ∩ WGAdam = ∅. Im Beispiel auf Folie 61 haben wir für eine Mullerbedingung gesehen, dass Eve auf einer Position s gewinnen kann, jedoch nicht gedächtnislos auf s gewinnen kann. Dies kann bei Paritätsspielarenen nicht passieren: Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 87 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Gedächtnislose Determiniertheit von Paritätsspielen Satz 8 Für jede Paritätsspielarena G = (S, →, ρ, χ) gilt WGEve ∪ WGAdam = S. Bemerkungen: Satz 8 impliziert, dass falls Spieler x auf einer Position x überhaupt gewinnen kann, sie/er auch gedächtnislos gewinnen kann. Für Mullerspielarenen gilt immer noch: Auf jeder Spielposition s kann entweder Eve oder Adam gewinnen (aber eben nicht unbedingst gedächtnislos). Dies folgt aus Satz 7 und Satz 8. Man sagt auch, dass Mullerspiele determiniert sind. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 88 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Für den Beweis von Satz 8 benötigen wir eine transfinite Verallgemeinerung des Algorithmus winning-region zur Berechnung der Gewinnmenge eines Erreichbarkeitsspiels. Sei G = (S, →, ρ) eine Arena, sei U ⊆ S und sei x ∈ {Adam, Eve} ein Spieler. Wir definieren nun für jedes Ordinal ξ eine Menge Attxξ (U) durch transfinite Induktion wie folgt: Attx0 (U) = U Attxχ+1 (U) = Attxχ (U) ∪ {s ∈ Sx | NG (s) ∩ Attxχ (U) 6= ∅} ∪ {s ∈ Sx | NG (s) ⊆ Attxχ (U)} [ Attxχ (U) falls ξ ein Limesordinal ist Attxξ (U) = χ⊏ξ Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 89 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Eigenschaften von Attxχ (U): 1 2 3 χ ⊑ ξ =⇒ Attxχ (U) ⊆ Attxξ (U). Attxχ (U) = Attxχ+1 (U) =⇒ ∀ξ ⊒ χ : Attxχ (U) = Attxξ (U) (Beweis durch transfinite Induktion) Es gibt ein Ordinal χ mit Attxχ (U) = Attxχ+1 (U): Begründung für (3): Sei ξ eine beliebige Ordinalzahl deren Kardinalität größer als die Kardinalität von S ist (wir können z. B. nach dem Wohlordnungsprinzip für ξ eine Wohlordnung auf 2S wählen). Sei Attxχ (U) ( Attxχ+1 (U), d.h. Attxχ+1 (U) \ Attxχ (U) 6= ∅ für alle χ ⊏ ξ. Dann erhalten wir eine injektive Abbildung f : ξ = {χ | χ ⊏ ξ} → S, indem wir für alle χ ⊏ ξ ein xχ ∈ Attxχ+1 (U) \ Attxχ (U) auswählen und f (χ) = xχ setzen. Die Existenz einer solchen Injektion widerspricht jedoch |ξ| > |S|. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 90 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Sei nun α das kleinste Ordinal mit Attxα (U) = Attxα+1 (U) und definiere Attx (U) = Attxα (U). Diese Menge wird auch als Attraktor (für Spieler x) bezeichnet. Wir definieren nun eine Strategie τ : Sx → S wie folgt: Wenn s ∈ Sx ∩ (Attxξ+1 (U) \ Attxξ (U)) für ein ξ ⊏ α dann wähle ein beliebiges t ∈ NG (s) ∩ Attxξ (U) mit s → t aus und setze τ (s) = t. Für alle anderen s ∈ Sx setze τ (s) = t für ein beliebiges t ∈ NG (s). Lemma 3 (Attraktorlemma) Sei G = (S, →, ρ) eine Arena und U ⊆ S. Sei s ein beliebiges mit τ konformes Spiel, welches bei einer Position aus Attx (U) beginnt. Dann besucht s eine Position aus U. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 91 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Beweis: Da die Arena G keine Sackgassen enthält (wir haben uns auf solche Arenen eingeschränkt) muss s = s0 s1 s2 · · · ein unendliches Spiel sein. Sei ξ ⊑ α das kleinste Ordinal mit {si | i ≥ 0} ∩ Attxξ (U) 6= ∅. Behauptung: ξ = 0 (wegen Attx0 (U) = U impliziert dies das Lemma) Sei ξ ⊐ 0 und sei si ∈ Attxξ (U). Fall 1: ξ ist ein Limesordinal. S Wegen Attxξ (U) = χ⊏ξ Attxχ (U) muss ein Ordinal χ ⊏ ξ mit si ∈ Attxχ (U) existieren. Widerspruch zur Minimalität von ξ. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 92 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Fall 2: ξ = χ + 1 ist ein Limesordinal. Also gilt si ∈ Attxχ (U) ∪ {s ∈ Sx | NG (s) ∩ Attxχ (U) 6= ∅} ∪ {s ∈ Sx | NG (s) ⊆ Attxχ (U)}. Aufgrund der Minimalität von ξ können wir si 6∈ Attxχ (U) annehmen. Fall 2.1: si ∈ {s ∈ Sx | NG (s) ∩ Attxχ (U) 6= ∅} si+1 = τ (si ) ∈ Attxχ (U) Widerspruch zur Minimalität von ξ = χ + 1. Fall 2.1: si ∈ {s ∈ Sx | NG (s) ⊆ Attxχ (U)} si+1 ∈ Attxχ (U) Widerspruch zur Minimalität von ξ = χ + 1. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 93 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Lemma 4 Sei G = (S, →, ρ) eine Arena und U ⊆ S. Für alle s ∈ S \ Attx (U) gilt: s ∈ Sx =⇒ NG (s) ∩ Attx (U) = ∅ s ∈ Sx =⇒ NG (s) ∩ (S \ Attx (U)) 6= ∅ Beweis: Wir hatten definiert: Attx (U) = Attxα (U), wobei α das kleinste Ordinal mit Attxα (U) = Attxα+1 (U) ist. Sei nun s ∈ S \ Attx (U) = S \ Attxα (U). Fall 1: s ∈ Sx . Falls NG (s) ∩ Attx (U) 6= ∅ würde s ∈ Attxα+1 (U) gelten. Widerspruch zu Attxα (U) = Attxα+1 (U). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 94 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Attraktoren Fall 2: s ∈ Sx . Falls NG (s) ∩ (S \ Attx (U)) = ∅, d.h. NG (s) ⊆ Attx (U) = Attxα (U) würde wieder s ∈ Attxα+1 (U) gelten. Widerspruch zu Attxα (U) = Attxα+1 (U). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 95 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beweis der gedächtnislosen Determiniertheit Wir kommen nun zum Beweis von Satz 8. Sei G = (S, →, ρ, χ) eine Paritätsspielarena (ohne Sackgassen) mit n = max{χ(s) | s ∈ S}. Wir zeigen Satz 8 durch Induktion über n. IA: n = 0. Dann gilt WGEve = S und WGAdam = ∅. IS: n > 0, o.B.d.A. sei n gerade. Es sei τAdam die nach Lemma 2 existierende maximale gedächtnislose Gewinnstrategie für Adam auf WGAdam . Wir konstruieren eine gedächtnislose Strategie τ für Eve mit WGEve (τ ) = S \ WGAdam . Sei H = G ↾(S \ WGAdam ) die Arena G , eingeschränkt auf S \ WGAdam . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 96 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beweis der gedächtnislosen Determiniertheit Dann hat H wieder keine Sackgassen: Sei s ∈ S \ WGAdam . ρ(s) = Eve NG (s) ∩ (S \ WGAdam ) 6= ∅, denn sonst würde s zu WGAdam gehören. ρ(s) = Adam ∅= 6 NG (s) ⊆ S \ WGAdam , denn sonst würde s zu WGAdam gehören. Sei nun Adam A = AttEve | χ(s) = n}). H ({s ∈ S \ WG Aus Lemma 3 folgt die Existenz einer Strategie τA für Eve (in der Arena H), so dass jedes mit τA konforme und bei einer Position aus A beginnende Spiel schließlich eine Position s ∈ S \ WGAdam mit χ(s) = n besucht. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 97 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beweis der gedächtnislosen Determiniertheit Sei nun K = G ↾(S \ (WGAdam ∪ A)) die Arena G , eingeschränkt auf S \ (WGAdam ∪ A). Dann hat K wieder keine Sackgassen: Sei s ∈ S \ (WGAdam ∪ A). Wir wissen bereits, dass NH (s) 6= ∅ gilt. Lemma 4 impliziert: NH (s) ∩ (S \ (WGAdam ∪ A)) 6= ∅ ρ(s) = Adam ρ(s) = Eve NH (s) ⊆ (S \ (WGAdam ∪ A)) Es gilt max{χ(s) | s ∈ S \ (WGAdam ∪ A)} < n. Also können wir IH auf die Arena K anwenden: WKEve ∪ WKAdam = S \ (WGAdam ∪ A) Angenommen WKAdam 6= ∅. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 98 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beweis der gedächtnislosen Determiniertheit Dann gäbe es eine Position s ∈ S \ (WGAdam ∪ A) und eine gedächtnislose Strategie τ ′ für Adam, so dass Adam jedes mit τ ′ konforme und bei s beginnende Spiel in der Arena K gewinnt. Dann hätte Adam auch eine gedächtnislose Strategie, mit der Adam auf s in der Arena G gewinnen würde (dies widerspricht jedoch s 6∈ WGAdam ): Solange die aktuelle Position in S \ (WGAdam ∪ A) liegt: Adam zieht entsprechend τ ′ . Falls die aktuelle Position in WGAdam liegt: Adam zieht entsprechend τAdam . Beachte: Das Spiel wird so nie in eine Spielposition aus dem Attraktor A gelangen, denn es gibt keine Kante s1 → s2 mit s1 ∈ S \ (WGAdam ∪ A), s2 ∈ A und ρ(s1 ) = Eve (siehe wieder Lemma 4). Also gilt WKAdam = ∅, d.h. WKEve = S \ (WGAdam ∪ A). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 99 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beweis der gedächtnislosen Determiniertheit Sei τ ′ eine gedächtnislose Strategie für Eve, so dass Eve jedes mit τ ′ konforme Spiel in der Arena K gewinnt. Nun können wir endlich eine gedächtnislose Strategie τ für Eve mit WGEve (τ ) = S \ WGAdam definieren: Falls die aktuelle Spielposition zu S \ (WGAdam ∪ A) gehört: Eve zieht entsprechend τ ′ . Falls die aktuelle Spielposition t zum Attraktor A gehört und χ(t) < n: Eve zieht entsprechend τA Beachte: Eve erzwingt so, dass eine Position t ′ mit χ(t ′ ) = n schließlich erreicht wird. Falls die aktuelle Spielposition t zu S \ WGAdam gehört, und χ(t) = n: Eve zieht zu einer beliebigen Position aus NG (t) ∩ (S \ WGAdam ) (dies ist möglich). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 100 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beweis der gedächtnislosen Determiniertheit Behauptung: Sei s ∈ S \ WGAdam . Dann gewinnt Eve jedes mit τ konforme und bei s beginnende Spiel. Sei s0 s1 s2 · · · ein mit τ konformes Spiel, s0 = s. Fall 1: Es existiert ein i ≥ 0 mit sj ∈ S \ (WGAdam ∪ A) für alle j ≥ i. Das Spiel si si+1 si+2 · · · ist konform zu τ ′ . Eve gewinnt das Spiel si si+1 si+2 · · · und damit auch s0 s1 s2 · · · . Fall 2: Es existieren unendlich viele i ≥ 0 mit si ∈ A. Es existieren unendlich viele i ≥ 0 mit χ(si ) = n. Da n gerade ist, gewinnt Eve das Spiel s0 s1 s2 · · · . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 101 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Komplexität von Paritätsspielen Die Komplexitätsklasse coNP ist Menge aller Komplemente von NP-Mengen: coNP = {A | A ∈ NP} Satz 9 Das folgende Problem PARITY gehört zu NP ∩ coNP: EINGABE: Eine endliche Paritätsspielarena G = (S, →, ρ, χ) und eine Position s ∈ S FRAGE: s ∈ WGEve ? Beweis: Wir zeigen zunächst PARITY ∈ NP. Sei hierzu G = (S, →, ρ, χ) eine endliche Paritätsspielarena, o.B.d.A. ohne Sackgassen, und sei s ∈ S. Es gilt: s ∈ WGEve ⇐⇒ Eve hat eine gedächtnislose Gewinnstrategie τ auf s Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 102 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Komplexität von Paritätsspielen Ein nicht-deterministischer Polynomialzeitalgorithmus, der s ∈ WGEve überprüft, arbeitet wie folgt: 1 Rate eine gedächtnislose Strategie τ : SEve → S für Eve. 2 Sei G ↾τ = (S, {(s, t) | s → t, ρ(s) = Adam oder t = τ (s)}, ρ, χ). 3 Überprüfe, ob für jeden unendlichen Pfad s0 s1 s2 · · · in G ↾τ mit s0 = s gilt: max(Inf(χ(s0 )χ(s1 )χ(s2 ) · · · )) gerade. Wir müssen noch zeigen, dass Eigenschaft (3) (oder ¬(3)) deterministisch in Polynomialzeit überprüft werden kann. Da die Arena G endlich ist, ist Eigenschaft ¬(3) ist äquivalent zu: Es gibt Positionen t1 , . . . , tn , n ≥ 1, mit s →∗ t1 → t2 → · · · tn → t1 in G ↾τ χ(t1 ) ist ungerade und χ(ti ) ≤ χ(t1 ) für alle 1 ≤ i ≤ n. Hierbei kann ausserdem noch n ≤ |S| vorausgesetzt werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 103 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Komplexität von Paritätsspielen Dies ist äquivalent zu: Es gibt eine Position t ∈ S mit: n := χ(t) ist ungerade In G ↾τ gibt es einen Pfad von s nach t. In G ↾τ , eingeschränkt auf alle Positionen u ∈ S mit χ(u) ≤ χ(t), gibt es einen nicht-leeren Pfad von t nach t. Dies kann leicht in Polynomialzeit (z. B. mittels des Algorithmus von Dijkstra) überprüft werden. Dies zeigt PARITY ∈ NP. PARITY ∈ coNP (d.h PARITY ∈ NP) folgt nun leicht aus der Determiniertheit: s 6∈ WGEve ⇐⇒ s ∈ WGAdam Natürlich können wir s ∈ WGAdam genauso in NP überprüfen, wie s ∈ WGEve . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 104 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Komplexität von Paritätsspielen Bemerkungen zu PARITY ∈ NP ∩ coNP: Es gilt P ⊆ NP ∩ coNP. Ob jedoch PARITY ∈ P gilt, ist ein berühmtes offenes Problem. Andererseits ist es sehr unwahrscheinlich, dass PARITY NP-vollständig ist, denn dies würde NP = coNP implizieren, was Komplexitätstheoretiker als sehr unwahrscheinlich ansehen. Die Frage, ob s ∈ WGEve für eine gegebene Mullerspielarena G und eine Position s gilt, scheint schwieriger zu sein: Dieses Problem ist PSPACE-vollständig, siehe: Paul Hunter, Anuj Dawar: Complexity Bounds for Regular Games, Proceedings of MFCS 2005, Lecture Notes in Computer Science 3618, S. 495-506, Springer 2005. Beachte: Die Umwandlung einer Mullerspielarena in eine “äquivalente” Paritätsspielaren (siehe Beweis von Satz 7) erfordert einen exponentiellen Blow-Up. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 105 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunkte Idee: Viele interessante Eigenschaften von Kripkestrukturen lassen sich über Fixpunkte beschreiben. S Sei K = (V , Σ, σ, Π, π) eine Kripkestruktur, E = a∈Σ σ(a), und p ∈ Π. Beispiel 1: Sei A1 = {v ∈ V | ∃u ∈ π(p) : (v , u) ∈ E ∗ }. Sei f1 : 2V → 2V definiert durch f1 (U) = π(p) ∪ {v ∈ V | ∃u ∈ U : (v , u) ∈ E } = π(p) ∪ predK (U), wobei predK (U) = {v ∈ V | ∃u ∈ U : (v , u) ∈ E }. Beachte: f1 ist monoton, d.h. U1 ⊆ U2 =⇒ f1 (U1 ) ⊆ f1 (U2 ). Dann gilt: A1 = \ {U ∈ 2V | f1 (U) ⊆ U} = min{U ∈ 2V | f1 (U) = U} D.h. A1 ist der kleinste Fixpunkt von f1 . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 106 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunkte Beispiel 2: Sei A2 = {v0 ∈ V | ∃v1 , v2 , . . . ∀i ≥ 0 : vi ∈ π(p) ∧ (vi , vi+1 ) ∈ E }. Sei f2 : 2V → 2V definiert durch f2 (U) = π(p) ∩ predK (U), Beachte: f2 ist wieder monoton. Dann gilt: A2 = [ {U ∈ 2V | U ⊆ f2 (U)} = max{U ∈ 2V | f2 (U) = U} D.h. A2 ist der größte Fixpunkt von f2 . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 107 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Sei A eine Menge und f : 2A → 2A . Die Abbildung f ist monoton, falls für alle X , Y ∈ 2A gilt: X ⊆ Y =⇒ f (X ) ⊆ f (Y ). Y ∈ 2A ist Fixpunkt von f , falls f (Y ) = Y gilt. Sei Y ∈ 2A ein Fixpunkt von f . Y ist kleinster (bzw. größter) Fixpunkt von f , falls für alle Fixpunkte X ∈ 2A von f gilt: Y ⊆ X (bzw. X ⊆ Y ). Im Allgemeinen muss ein Fixpunkt (geschweige denn ein kleinster bzw. größter Fixpunkt) von f nicht existieren. Aber: Satz 10 (Fixpunktsatz von Knaster-Tarski) Sei f : 2A → 2A eine monotone Abbildung. Dann hat f einen kleinsten Fixpunt µf und einen größten Fixpunkt νf und es gilt: \ [ µf = {Y ⊆ A | f (Y ) ⊆ Y } und νf = {Y ⊆ A | Y ⊆ f (Y )}. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 108 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Beweis: Wir beweisen zunächst die Existenz eines kleinsten Fixpunktes µf . Sei F = {Y ⊆ A | f (Y ) ⊆ Y }. Beachte: F = 6 ∅ (denn f (A) ⊆ A) und jeder Fixpunkt von f gehört zu F. T Definiere µf = F. ∀Y ∈ F : µf ⊆ Y ∀Y ∈ F : f (µf ) ⊆ f (Y ) ⊆ Y wegen der Monotonie von f : T T f (µf ) ⊆ {Y ⊆ A | Y ∈ F} = F = µf , d.h. f (µf ) ⊆ µf . µf ∈ F. Wir müssen noch µf ⊆ f (µf ) zeigen: Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 109 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Aus f (µf ) ⊆ µf und der Monotonie von f folgt f (f (µf )) ⊆ f (µf ). f (µf ) ∈ F. T µf = {Y | Y ∈ F} ⊆ f (µf ). Also gilt f (µf ) = µf und µf ⊆ Y für alle Y ∈ F (und damit auch für alle Fixpunkte Y von f ). Wir beweisen nun die Existenz des größten Fixpunktes νf . Für Y ⊆ A sei g (Y ) = A \ f (A \ Y ). g ist monoton. Definiere νf = A \ µg . f (νf ) = f (A \ µg ) = A \ (A \ f (A \ µg )) = A \ g (µg ) = A \ µg = νf . Also ist νf ein Fixpunkt von f . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 110 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Sei nun Y ein beliebiger Fixpunkt von f , d.h. f (Y ) = Y . A \ Y = A \ f (Y ) = A \ f (A \ (A \ Y )) = g (A \ Y ). A \ Y ist Fixpunkt von g . µg ⊆ A \ Y (da µg der kleinste Fixpunkt von g ist) Y ⊆ A \ µg = νf . Also ist νf der größte Fixpunkt von f . S Behauptung: νf = {Y ⊆ A | Y ⊆ f (Y )}. T Es gilt: µg = {Y ⊆ A | g (Y ) ⊆ Y }. Also gilt: Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 111 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski νf = A \ µg \ = A \ {Y [ = {A \ Y [ = {A \ Y [ = {A \ Y [ = {Y | Y | g (Y ) ⊆ Y } | g (Y ) ⊆ Y } | A \ f (A \ Y ) ⊆ Y } | f (A \ Y ) ⊇ A \ Y } ⊆ f (Y )} Aus dem Beweis von Satz 10 folgt: Lemma 5 Sei f : 2A → 2A monoton und sei g : 2A → 2A definiert durch g (Y ) = A \ f (A \ Y ) für alle Y ∈ 2A . Dann gilt: νf = A \ µg . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 112 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski “Berechnung” des kleinsten und größten Fixpunktes von f : Satz 11 (Knaster-Tarski) Sei f : 2A → 2A eine monotone Abbildung. Definiere für jedes Ordinal ξ die folgenden “Approximationen”: F0 = ∅ Fξ+1 = Fξ ∪ f (Fξ ) [ Fξ Fχ = ξ⊏χ F0 = A F ξ+1 = F ξ ∩ f (F ξ ) \ F ξ für ein Limesordinal χ Fχ = ξ⊏χ Dann existieren kleinste Ordinale α, β mit Fα = Fα+1 und F β = F β+1 und es gilt Fα = µf und F β = νf . Beachte: ξ ⊑ χ =⇒ Fξ ⊆ Fχ und F ξ ⊇ F χ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 113 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Beweis von Satz 11: Sei α eine beliebige Ordinalzahl deren Kardinalität größer als die Kardinalität von A ist (wir können z. B. nach dem Wohlordnungsprinzip für α eine Wohlordnung auf 2A wählen). Angenommen es gilt Fχ ( Fχ+1 für alle χ ⊏ α. Dann erhalten wir eine injektive Abbildung i : α = {χ | χ ⊏ α} → A, indem wir für alle χ ⊏ α ein xχ ∈ Fχ+1 \ Fχ auswählen und i(χ) = xχ setzen. Die Existenz einer solchen Injektion widerspricht jedoch |α| > |A|. Aufgrund der Wohlordnung der Ordinalzahlen existiert also das kleinste Ordinal α mit Fα = Fα+1 . Analog ergibt sich die Existenz des kleinsten Ordinals β mit F β = F β+1 . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 114 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Fα = Fα+1 = Fα ∪ f (Fα ) und F β = F β+1 = F β ∩ f (F β ). f (Fα ) ⊆ Fα und F β ⊆ f (F β ). µf ⊆ Fα und νf ⊇ F β (Satz 10). Wir zeigen nun Fα ⊆ µf (analog ergibt sich F β ⊇ νf ). Behauptung: Für jedes Ordinal χ gilt Fχ ⊆ µf . Beweis durch transfinite Induktion über χ. (i) χ = 0: Es gilt Fχ = ∅ ⊆ µf . (ii) χ = ξ + 1: Nach IA gilt Fξ ⊆ µf . Aus der Monotonie von f folgt Fξ+1 = f (Fξ ) ∪ Fξ ⊆ f (µf ) ∪ µf = µf . (iii) χ ist ein Limesordinal: Nach IA gilt Fξ ⊆ µf für alle ξ ⊏ χ. S Fχ = ξ⊏χ Fξ ⊆ µf . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 115 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der Fixpunktsatz von Knaster-Tarski Beispiel: Sei G = (S, →, ρ) eine Spielarena ohne Sackgassen, und sei U ⊆ S. Wir definieren für einen Spieler x ∈ {Eve, Adam} eine monotone Funktion fx : 2S → 2S wie folgt: fx (A) = U ∪ {s ∈ Sx | NG (s) ∩ A 6= ∅} ∪ {s ∈ Sx | NG (s) ⊆ A} Dann gilt: µfx = AttxG (U). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 116 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül erweitert Modallogik um Konstrukte zur Definition von kleinsten und größten Fixpunkten. Seien Σ und Π endliche Mengen von Kantenmarkierungen bzw. Knotenmarkierungen (Propositionen) und sei X eine (abzählbar-unendliche) Menge von Variablen (Fixpunktvariablen). Die Menge aller Formeln des modalen µ-Kalküls über Σ und Π (kurz µC(Σ, Π)) ist die kleinste Menge mit folgenden Eigenschaften: Für alle p ∈ Π sind p, ¬p ∈ µC(Σ, Π). X ⊆ µC(Σ, Π). Wenn ϕ, ψ ∈ µC(Σ, Π), dann auch ϕ ∧ ψ, ϕ ∨ ψ ∈ µC(Σ, Π). Wenn ϕ ∈ µC(Σ, Π) und a ∈ Σ, dann auch haiϕ, [a]ϕ ∈ µC(Σ, Π). Wenn ϕ ∈ µC(Σ, Π) und X ∈ X , dann auch µX .ϕ, νX .ϕ ∈ µC(Σ, Π). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 117 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Die Menge free(ϕ) der freien Variablen von ϕ ist wie üblich induktiv definiert: free(p) = free(¬p) = ∅ für p ∈ Π free(X ) = {X } für X ∈ X , free(ϕ ∧ ψ) = free(ϕ ∨ ψ) = free(ϕ) ∪ free(ψ). free(haiϕ) = free([a]ϕ) = free(ϕ). free(µX .ϕ) = free(νX .ϕ) = free(ϕ) \ {X }. Ein Formel ϕ ∈ µC(Σ, Π) ist ein Satz, falls free(ϕ) = ∅ gilt. Die Menge sub(ϕ) aller Teilformeln von ϕ ist wie üblich definiert. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 118 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Um die Semantik des modalen µ-Kalkül zu definieren, betrachten wir im Weiteren Kripkestrukturen der Form K = (V , Σ, σ, Π ∪ X , π). Insbesondere gilt also π : Π ∪ X → 2V . Fixpunktvariablen aus X werden also mit Teilmengen von V belegt. Für X ∈ X und U ⊆ V sei K [X /U] die Kripkestruktur (V , Σ, σ, Π ∪ X , π[X /U]), wobei ( U falls y = X π[X /U](y ) = π(y ) sonst. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 119 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Wir ordnen jeder Formel ϕ ∈ µC(Σ, Π) induktiv eine Teilmenge [[ϕ]]K ⊆ V zu. Für p ∈ Π ist [[p]]K = π(p) und [[¬p]]K = V \ π(p) Für X ∈ X ist [[X ]]K = π(X ) [[ϕ ∨ ψ]]K = [[ϕ]]K ∪ [[ψ]]K , [[ϕ ∧ ψ]]K = [[ϕ]]K ∩ [[ψ]]K [[haiϕ]]K = {v ∈ V | ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a) ∧ u ∈ [[ϕ]]K } [[[a]ϕ]]K = {v ∈ V | ∀u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a) → u ∈ [[ϕ]]K } [[µX .ϕ]]K = µFXK,ϕ , [[νX .ϕ]]K = νFXK,ϕ . Hierbei ist FXK,ϕ die monotone Funktion von 2V nach 2V mit FXK,ϕ (U) = [[ϕ]]K [X /U] für U ∈ 2V . Die Monotonie der Funktion Fϕ beweisen wir auf der nächsten Folie. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 120 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Lemma 6 Für jede Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π ∪ X , π), alle ϕ ∈ µC(Σ, Π) und alle Variablen X ∈ X ist die Abbildung FXK,ϕ monoton. Beweis: Induktion über den Aufbau von ϕ. ϕ = p ∈ Π: FXK,ϕ (U) = π(p) für alle U ⊆ V . ϕ = ¬p ∈ Π: FXK,ϕ (U) = V \ π(p) für alle U ⊆ V . ϕ = X ∈ X : FXK,ϕ (U) = U für alle U ⊆ V . ϕ = Y ∈ X \ {X }: FXK,ϕ (U) = π(Y ) für alle U ⊆ V . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 121 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül ϕ = ψ ∧ θ: FXK,ϕ (U) = [[ψ ∧ θ]]K [X /U] = FXK,ψ (U) ∩ FXK,θ (U). Da nach IH FXK,ψ und FXK,θ monoton sind, ist auch FXK,ϕ monoton. ϕ = ψ ∨ θ: Analog. ϕ = haiψ: FXK,ϕ (U) = [[haiψ]]K [X /U] = {v ∈ V | ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a) ∧ u ∈ [[ψ]]K [X /U] } = {v ∈ V | ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a) ∧ u ∈ FXK,ψ (U)}. Da nach IH FXK,ψ monoton ist, ist auch FXK,ϕ monoton. ϕ = [a]ψ: Analog. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 122 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül ϕ = µY .ψ: Falls Y = X gilt, so erhalten wir: FXK,ϕ (U) = [[µX .ψ]]K [X /U] K [X /U] = µ FX ,ψ \ = {W \ = {W \ = {W \ = {W K [X /U] ⊆ V | FX ,ψ (W ) ⊆ W } ⊆ V | [[ψ]]K [X /U][X /W ] ⊆ W } ⊆ V | [[ψ]]K [X /W ] ⊆ W } ⊆ V | FXK,ψ (W ) ⊆ W } = µ FXK,ψ , d.h. FXK,ϕ ist eine konstante (und somit monotone) Funktion. K [X /U] Beachte: Nach IH sind FXK,ψ und FX ,ψ Markus Lohrey (Universität Leipzig) beide monoton. Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 123 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Sei nun Y 6= X . Dann gilt: FXK,ϕ (U) = [[µY .ψ]]K [X /U] K [X /U] = µFY ,ψ \ = {W \ = {W \ = {W \ = {W K [X /U] ⊆ V | FY ,ψ (W ) ⊆ W } ⊆ V | [[ψ]]K [X /U][Y /W ] ⊆ W } ⊆ V | [[ψ]]K [Y /W ][X /U] ⊆ W } K [Y /W ] ⊆ V | FX ,ψ (U) ⊆ W } Sei nun U ⊆ U ′ . IH K [Y /W ] FX ,ψ K [Y /W ] (U) ⊆ FX ,ψ Markus Lohrey (Universität Leipzig) (U ′ ) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 124 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Also gilt: FXK,ϕ (U) = ⊆ \ \ K [Y /W ] {W ⊆ V | FX ,ψ {W ⊆ V | (U) ⊆ W } K [Y /W ] FX ,ψ (U ′ ) ⊆ W} = FXK,ϕ (U ′ ) ϕ = νY .ψ: Analog. Dies beendet den Beweis der Monotonie von FXK,ϕ . Beachte: Entscheidend für den Beweis von Lemma 6 war, dass wir keine Formeln der Gestalt ¬X (X ∈ X ) erlauben. In der Tat wäre FXK,¬X : U 7→ V \ U nicht monoton. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 125 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Seien ϕ, ψ ∈ µC(Σ, Π) und sei X ∈ X eine Fixpunktvariable. Die Formel ϕ[X /ψ] entsteht durch Ersetzen aller freien Vorkommen von X in ϕ durch ψ: p[X /ψ] = p, (¬p)[X /ψ] = ¬p X [X /ψ] = ψ, Z [X /ψ] = Z für Z ∈ X \ {X } (θ1 ∧ θ2 )[X /ψ] = θ1 [X /ψ] ∧ θ2 [X /ψ], (θ1 ∨ θ2 )[X /ψ] = θ1 [X /ψ] ∨ θ2 [X /ψ] (haiθ)[X /ψ] = hai(θ[X /ψ]), ([a]θ)[X /ψ] = [a](θ[X /ψ]) (µX .θ)[X /ψ] = µX .θ, (νX .θ)[X /ψ] = νX .θ (µZ .θ)[X /ψ] = µZ .θ[X /ψ], (νZ .θ)[X /ψ] = νZ .θ[X /ψ] für Z 6= X Offensichtlich gilt: [[µX .ϕ]]K = [[µY .ϕ[X /Y ]]]K falls Y 6∈ free(µX .ϕ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 126 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Bemerkungen: Der Beweis der Monotonie von FXK,ϕ hat auch gezeigt: [[µX .ψ]]K [X /U] = [[µX .ψ]]K für alle U ⊆ V (analoges gilt für ν). D.h. der Wert π(X ) spielt für den Wert [[µX .ψ]]K keine Rolle. Insbesondere: Ist ϕ ∈ µC(Σ, Π) ein Satz, so sind alle Werte π(X ) mit X ∈ X irrelevant, und wir können ϕ über einer gewöhnlichen Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π) auswerten. Wir erlauben in µC-Formeln die Negation nur direkt vor Propositionen. Alternativ könnten wir die Negation überall erlauben, müssten jedoch dann die folgende Einschränkung vornehmen: Wenn ϕ ∈ µC(Σ, Π), X ∈ X und jedes freie Vorkommen von X in ϕ innerhalb einer geraden Anzahl von Negationen liegt, dann auch µX .ϕ, νX .ϕ ∈ µC(Σ, Π). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 127 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül In einer Formel, die dieser Einschränkung genügt, können dann Negationen durch wiederholte Anwendung der folgenden Äquivalenzen bis auf Propositionen heruntergedrückt werden: ¬(ψ ∧ θ) ≡ ¬ψ ∨ ¬θ ¬(ψ ∨ θ) ≡ ¬ψ ∧ ¬θ ¬¬ψ ≡ ψ ¬haiψ ≡ [a]¬ψ ¬µX .ψ ≡ νX .¬ψ[X /¬X ] ¬[a]ψ ≡ hai¬ψ ¬νX .ψ ≡ µX .¬ψ[X /¬X ] Die beiden letzten Äquivalenzen ergeben sich aus Lemma 5. Alternativ zeigen die obigen Äquivalenzen, dass man auf die Operatoren ∧, [a] und νX verzichten kann, falls man die Negation ¬ (eingeschränkt wie auf der vorherigen Folie erläutert) erlaubt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 128 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Beispiele: Sei K = (V , Σ, σ, Π, π) eine Kripkestruktur. Für die Formel ϕ = µX .(p ∨ haiX ) gilt: [[ϕ]]K = {v ∈ V | ∃u ∈ π(p) : (v , u) ∈ σ(a)∗ } Für die Formel ϕ = µX .(p ∨ haiX ∨ hbiX ) gilt: [[ϕ]]K = {v ∈ V | ∃u ∈ π(p) : (v , u) ∈ (σ(a) ∪ σ(b))∗ } Für die Formel ϕ = µX .[a]X gilt: [[ϕ]]K = {v0 ∈ V | ¬∃v1 , v2 , . . . ∈ V ^ (vi , vi+1 ) ∈ σ(a)} i≥0 Für die Formel ϕ = νX .(p ∧ haiX ) gilt: [[ϕ]]K = {v0 ∈ π(p) | ∃v1 , v2 , . . . ∈ π(p) ^ (vi , vi+1 ) ∈ σ(a)} i≥0 Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 129 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Der modale µ-Kalkül Eine Formel ϕ ∈ µC(Σ, Π) ist in Normalform falls gilt: Keine Fixpunktvariable wird zweimal in ϕ gebunden: Sind αX .ψ und βY .θ (mit α, β ∈ {µ, ν}) zwei Teilformeln von ϕ, die an verschiedenen Positionen in ϕ beginnen, so gilt X 6= Y . Keine Fixpunktvariable kommt in ϕ sowohl gebunden als auch frei vor: Falls ϕ eine Teilformel der Gestalt αX .ψ (mit α ∈ {µ, ν}) enthält, so gilt X 6∈ free(ϕ). Lemma Für jede Formel ϕ ∈ µC(Σ, Π) gibt es eine Formel ψ in Normalform mit [[ϕ]]K = [[ψ]]K für jede Kripkestruktur K . Für den Beweis des Lemmas muss man nur systematisch alle gebundenen Variablen in ϕ geeignet umbenennen. Für ϕ ∈ µC(Σ, Π) in Normalform und eine in ϕ gebundene Variable X sei βXϕ ∈ sub(ϕ) die eindeutige Teilformel der Gestalt µX .ψ oder νX .ψ. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 130 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Sei K = (V , Σ, σ, Π ∪ X , π) eine Kripkestruktur, v ∈ V und ϕ ∈ µC(Σ, Π). Wir konstruieren nun eine Paritätsspielarena G (K , ϕ) mit: v ∈ [[ϕ]]K ⇐⇒ (v , ϕ) ∈ WGEve (K ,ϕ) O.B.d.A. sei ϕ in Normalform. Es sei G (K , ϕ) = (V × sub(ϕ), →, ρ, χ), wobei → wie folgt definiert ist: v, θ v, θ v, ψ ∧ θ v, ψ ∨ θ v, ψ v, ψ v , [a]ψ u, ψ ∀(v , u) ∈ σ(a) v , haiψ u, ψ ∀(v , u) ∈ σ(a) v , νX .ψ v, ψ v , µX .ψ v, ψ v, X v , βXϕ Markus Lohrey (Universität Leipzig) falls X in ϕ gebunden ist Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 131 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Die Funktion ρ : V × sub(ϕ) → {Eve, Adam} ist wie folgt definiert: ρ(v , ψ ∧ θ) = Adam ρ(v , ψ ∨ θ) = Eve ρ(v , [a]ψ) = Adam ρ(v , haiψ) = Eve ρ(v , p) = Adam für v ∈ π(p) ρ(v , p) = Eve für v 6∈ π(p) ρ(v , ¬p) = Adam für v 6∈ π(p) ρ(v , ¬p) = Eve für v ∈ π(p) ρ(v , X ) = Adam für X ∈ free(ϕ), v ∈ π(X ) ρ(v , X ) = Eve für X ∈ free(ϕ), v 6∈ π(p) ρ(v , µX .ψ) = ρ(v , νX .ψ) = egal = ρ(v , X ), falls X in ϕ gebunden ist. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 132 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Wir müssen nun noch die Funktion χ : V × sub(ϕ) → N definieren. Hierzu definieren wir die Alternierungstiefe ad(λX .ψ) einer Formel λX .ψ (λ ∈ {µ, ν}) induktiv wie folgt: ad(µX .ψ) ist die kleinste ungerade Zahl a ∈ N, so dass a ≥ ad(λY .θ) für alle λY .θ ∈ sub(ψ), λ ∈ {µ, ν}. ad(νX .ψ) ist die kleinste gerade Zahl a ∈ N, so dass a ≥ ad(λY .θ) für alle λY .θ ∈ sub(ψ), λ ∈ {µ, ν}. Dann ist χ : V × sub(ϕ) → N definiert als: ( ad(ψ) falls ψ von der Form λX .θ mit λ ∈ {µ, ν} ist χ(v , ψ) = 0 sonst Beachte: χ(v , λX .ψ) ≥ χ(w , θ) für alle λ ∈ {µ, ν} und alle θ ∈ sub(ψ). ran(χ) ist endlich, auch wenn V unendlich ist. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 133 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Beispiel: Sei ϕ = µX .(p ∨ haihaiX ) und sei K die Kripkestruktur a 0 1 p a Dann sieht die Spielarena G (K , ϕ) wie folgt aus (grüne Knoten gehören Eve, rote Knoten gehören Adam, blaue Zahlen sind Prioritäten > 0): 1 0, µX .(p ∨ haihaiX ) 0, p ∨ haihaiX 0, haihaiX 1, haiX 0, p 1, µX .(p ∨ haihaiX ) 1 1, p ∨ haihaiX 1, p 1, haihaiX 0, haiX 0, X Markus Lohrey (Universität Leipzig) 1, X Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 134 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Beispiel: Sei ϕ = νX .(p ∧ haiX ) und sei K die Kripkestruktur 0 a a 1 p Dann sieht die Spielarena G (K , ϕ) wie folgt aus: 0 0, νX .(p ∧ haiX ) 0, p ∧ haiX 0, haiX 0, p 1, νX .(p ∧ haiX ) 0 1, p ∧ haiX 1, p 1, haiX 0, X Markus Lohrey (Universität Leipzig) 1, X Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 135 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Satz 12 Sei K = (V , Σ, σ, Π ∪ X , π) eine Kripkestruktur und ϕ ∈ µC(Σ, Π). Dann gilt für alle v ∈ V : v ∈ [[ϕ]]K ⇐⇒ (v , ϕ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Für den Beweis werden das folgende einfache Lemma benutzen. Lemma 7 Sei G = (S, →, ρ, χ) eine Paritätsspielarena und sei s ∈ S. Definiere die Arena Gs = ({t ∈ S | s →∗ t}, →, ρ, χ), d.h. Gs ist G eingeschränkt auf alle Positionen, die von s aus in G erreichbar sind. . Dann gilt: s ∈ WGEve ⇐⇒ s ∈ WGEve s Beweis: Übung Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 136 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Beweis von Satz 12: Induktion über den Aufbau von ϕ. Sei v ∈ V . Die Fälle ϕ = p, ϕ = ¬p und ϕ = X sind einfach. ϕ = ϕ1 ∧ ϕ2 : Aus der Konstruktion von G = G (K , ϕ) folgt: G(v ,ϕ1 ) = G (K , ϕ1 )(v ,ϕ1 ) und G(v ,ϕ2 ) = G (K , ϕ2 )(v ,ϕ2 ) (3) Wir erhalten: (v , ϕ) ∈ WGEve ⇐⇒ (v , ϕ1 ), (v , ϕ2 ) ∈ WGEve Lem. 7 ⇐⇒ (v , ϕ1 ) ∈ WGEve , (v , ϕ2 ) ∈ WGEve (v ,ϕ ) (v ,ϕ 2) 1 (3) Eve ⇐⇒ (v , ϕ1 ) ∈ WGEve (K ,ϕ1 )(v ,ϕ ) , (v , ϕ2 ) ∈ WG (K ,ϕ2 )(v ,ϕ 2) 1 Lem. 7 Eve ⇐⇒ (v , ϕ1 ) ∈ WGEve (K ,ϕ1 ) , (v , ϕ2 ) ∈ WG (K ,ϕ2 ) IH ⇐⇒ v ∈ [[ϕ1 ]]K , v ∈ [[ϕ2 ]]K ⇐⇒ v ∈ [[ϕ]]K Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 137 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele ϕ = ϕ1 ∨ ϕ2 : analog ϕ = haiψ: Aus der Konstruktion von G = G (K , ϕ) folgt für alle u ∈ V : G(u,ψ) = G (K , ψ)(u,ψ) (4) Wir erhalten: (v , ϕ) ∈ WGEve ⇐⇒ ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a), (u, ψ) ∈ WGEve Lem. 7 ⇐⇒ ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a), (u, ψ) ∈ WGEve (u,ψ) (4) ⇐⇒ ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a), (u, ψ) ∈ WGEve (K ,ψ)(u,ψ) Lem. 7 ⇐⇒ ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a), (u, ψ) ∈ WGEve (K ,ψ) IH ⇐⇒ ∃u ∈ V : (v , u) ∈ σ(a), u ∈ [[ψ]]K ⇐⇒ v ∈ [[ϕ]]K ϕ = [a]ψ: analog Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 138 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele ϕ = µX .ψ: Sei f = FXK,ψ : U 7→ [[ψ]]K [X /U] für U ⊆ V . \ [[µX .ψ]]K = µf = {U ⊆ V | f (U) ⊆ U}. Wir müssen also zeigen: (v , µX .ψ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) ⇐⇒ v ∈ \ {U ⊆ V | f (U) ⊆ U}. (5) Sei Vµ = {u ∈ V | (u, µX .ψ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) }. Dann ist (5) äquivalent zu Vµ = Beweis von ”⊇”: \ {U ⊆ V | f (U) ⊆ U} Wir zeigen dafür f (Vµ ) ⊆ Vµ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 139 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Sei also u ∈ f (Vµ ) u ∈ [[ψ]]K [X /Vµ ] IH (u, ψ) ∈ WGEve (K [X /Vµ ],ψ) Eve hat also eine gedächtnislose Gewinnstrategie τψ auf der Spielposition (u, ψ) in der Arena G (K [X /Vµ ], ψ). Wir zeigen nun, dass dann Eve auch eine gedächtnislose Gewinnstrategie τ auf der Spielposition (u, µX .ψ) in der Arena G (K , µX .ψ) hat, denn dies bedeutet u ∈ Vµ . Die gedächtnislose Strategie τ sieht wie folgt aus: Im ersten Schritt zieht Eve von (u, µX .ψ) nach (u, ψ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 140 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Nun zieht Eve solange konform zur Strategie τψ , wie die aktuelle Spielposition nicht von der Form (w , X ) für ein w ∈ V ist. Sollte dies nie passieren, so erhalten wird ein zu τψ konformes Spiel in der Arena G (K [X /Vµ ], ψ), also gewinnt Eve. Beachte: Positionen der Form (w , X ) sind Sackgassen in G (K [X /Vµ ], ψ), in G (K , µX .ψ) kann/muss jedoch von solch einer Position zu (w , µX .ψ) gezogen werden. Falls die aktuelle Position doch irgenwann von der Form (w , X ) ist, dann muss in der Arena G (K [X /Vµ ], ψ) Adam auf dieser Position ziehen. Denn: Eve spielte von (u, ψ) aus konform zu ihrer Gewinnstrategie τψ , und (w , X ) ist eine Sackgasse in G (K [X /Vµ ], ψ). w ∈ Vµ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 141 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Nach Definition von Vµ hat Eve eine Gewinnstrategie τ ′ auf (w , µX .ψ) in der Arena G (K , µX .ψ). Eve zieht deshalb von (w , X ) nach (w , µX .ψ) und spielt fortan konform zu τ ′ . Eve gewinnt. Dies beendet den Beweis von ”⊇”. Wir kommen nun zum Beweis von \ Vµ ⊆ {U ⊆ V | f (U) ⊆ U} = µf . (6) Sei τ eine gedächtnislose Strategie für Eve mit der Eve auf allen Positionen aus WGEve (K ,µX .ψ) in der Arena G (K , µX .ψ) gewinnt (existiert nach Lemma 2). (6) folgt aus: ∀U ⊆ V : f (U) = U ⇒ Vµ ⊆ U Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 142 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Sei also U ⊆ V ein Fixpunkt von f : f (U) = U, und sei v0 ∈ Vµ , d.h. (v0 , µX .ψ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) . Wir zeigen v0 ∈ U. Angenommen es gilt v0 6∈ U = f (U) = [[ψ]]K [X /U] . IH (v0 , ψ) 6∈ WGEve (K [X /U],ψ) Aus (v0 , µX .ψ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) und N(v0 , µX .ψ) = {(v0 , ψ)} folgt andererseits Eve (v0 , ψ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) = WG (K ,µX .ψ) (τ ). Betrachte nun die Einschränkung τ ′ der Strategie τ auf die Positionen der Arena G (K [X /U], ψ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 143 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele ′ Wegen (v0 , ψ) 6∈ WGEve (K [X /U],ψ) kann τ keine Gewinnstrategie für Eve auf (v0 , ψ) sein. es existiert ein zu τ ′ konformes und bei (v0 , ψ) beginnendes Spiel s 0 in G (K [X /U], ψ), welches Adam gewinnt. Ein Vergleich der Arenen G (K [X /U], ψ) und G (K , µX .ψ) zeigt, dass das Spiel s 0 endlich sein muss und bei einer Sackgasse (v1 , X ) enden muss. Da Adam das Spiel s 0 gewinnt, muss Eve in der Sackgasse (v1 , X ) ziehen. v1 6∈ U. Da s 0 ein Präfix eines zu τ konformen Spiels in der Arena G (K , µX .ψ) ist, folgt: (v1 , X ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) . Wegen N(v1 , X ) = {(v1 , µX .ψ)} folgt (v1 , µX .ψ) ∈ WGEve (K ,µX .ψ) , d.h. v1 ∈ Vµ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 144 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Wir sind nun wieder in einer Situation wie am Anfang: Wir haben eine Position v1 (anstatt v0 ) vorliegen mit: v1 6∈ U und v1 ∈ Vµ . Wir können also die obige Argumentationskette unendlich lange wiederholen und erhalten so ein unendliches Spiel s = s 0 s 1 s 2 · · · , welches konform zur Strategie τ ist und bei einer Position aus WGEve (K ,µX .ψ) beginnt. Eve gewinnt s. Aber: die höchste Priorität (χ-Wert), der in dem Spiel s unendlich of vorkommt, ist 2 · fd(µX .ψ) + 1. Adam gewinnt s. Widerspruch. Also muss wie gewünscht v0 ∈ U gelten. Dies beendet den Fall ϕ = µX .ψ. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 145 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele ϕ = νX .ψ: Sei wieder f = FXK,ψ : U 7→ [[ψ]]K [X /U] für U ⊆ V . [ [[νX .ψ]]K = νf = {U ⊆ V | U ⊆ f (U)}. Wir müssen also zeigen: (v , νX .ψ) ∈ WGEve (K ,νX .ψ) ⇐⇒ v ∈ [ {U ⊆ V | U ⊆ f (U)}. (7) Sei Vν = {u ∈ V | (u, νX .ψ) ∈ WGEve (K ,νX .ψ) }. Dann ist (7) äquivalent zu Vν = Beweis von ”⊆”: [ {U ⊆ V | U ⊆ f (U)}. Wir zeigen dafür Vν ⊆ f (Vν ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 146 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Sei also u ∈ Vν (u, νX .ψ) ∈ WGEve (K ,νX .ψ) Sei τ eine gedächtnislose Gewinnstrategie für Eve auf der Spielposition (u, νX .ψ) in der Arena G (K , νX .ψ). Wir zeigen nun, dass die Einschränkung τψ von τ auf die Arena G (K [X /Vν ], ψ) eine Gewinnstrategie für Eve auf der Position (u, ψ) in der Arena G (K [X /Vν ], ψ) ist ( u ∈ [[ψ]]K [X /Vν ] = f (Vν ) mit IH). Sei s ein zu τψ konformes Spiel in der Arena G (K [X /Vν ], ψ), welches bei (u, ψ) beginnt. Fall 1: s besucht niemals eine Position der Form (w , X ) für ein w ∈ V . Dann ist s ein zu τ konformes Spiel in der Arena G (K , νX .ψ), welches in der Position (u, ψ) beginnt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 147 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Da (u, νX .ψ) nur den Nachfolger (u, ψ) in der Arena G (K , νX .ψ) hat, ist (u, νX .ψ)s ist ein zu τ konformes Spiel in der Arena G (K , νX .ψ), welches bei (u, νX .ψ) beginnt. Eve gewinnt das Spiel (u, νX .ψ)s und damit auch das Spiel s. Fall 2: s besucht schließlich eine Position der Form (w , X ) für ein w ∈ V . (w , X ) ∈ WGEve (K ,νX .ψ) Da (w , νX .ψ) der einzige Nachfolger von (w , X ) in der Arena G (K , νX .ψ) ist, folgt (w , νX .ψ) ∈ WGEve (K ,νX .ψ) . w ∈ Vν in G (K [X /Vν ], ψ) muss Adam in der Sackgasse (w , X ) ziehen. Eve gewinnt das Spiel s in der Arena G (K [X /Vν ], ψ). Dies beendet den Beweis von ”⊆”. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 148 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Wir kommen nun zum Beweis von [ Vν ⊇ {U ⊆ V | U ⊆ f (U)} = νf . Sei v0 ∈ ν(f ) = f (νf ) = [[ψ]]K [X /νf ] . IH (v0 , ψ) ∈ WGEve (K [X /νf ],ψ) Sei τψ eine gedächtnislose Strategie für Eve mit der Eve auf allen Positionen aus WGEve (K [X /νf ],ψ) (insbesondere also auf (v0 , ψ)) in der Arena G (K [X /νf ], ψ) gewinnt (existiert nach Lemma 2). Wir konstruieren nun eine Strategie τ für Eve in der Arena G (K , νX .ψ): τ (u, µX .ψ) = (u, ψ) τ (u, X ) = (u, µX .ψ) τ (u, θ) = τψ (u, θ) falls θ 6∈ {X , νX .ψ} Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 149 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Behauptung: τ ist eine Gewinnstrategie für Eve auf (v0 , νX .ψ). ( v0 ∈ Vν ) Sei s0 s1 s2 · · · (bzw. s0 s1 s2 · · · sm ) ein zu τ konformes Spiel in der Arena G (K , νX .ψ), welches mit s0 = (v0 , νX .ψ) beginnt. Fall 1: Keine Position si ist von der Form (w , X ) für ein w ∈ V . Dann ist s1 s2 · · · (bzw. s1 s2 · · · sm ) ein zur Strategie τψ konformes Spiel in der Arena G (K [X /νf ], ψ), welches bei s1 = (v0 , ψ) beginnt. Eve gewinnt, da (v0 , ψ) ∈ WGEve (K [X /νf ],ψ) (τψ ). Fall 2: sk = (v1 , X ) ist die erste Position von der Form (w , X ) ( sk+1 = (v1 , νX .ψ)). s1 s2 · · · sk ist Präfix eines zu τψ konformen Spiels in der Arena G (K [X /νf ], ψ). Da sk = (v1 , X ) eine Sackgasse in der Arena G (K [X /νf ], ψ) ist, muss Adam in (v1 , X ) ziehen. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 150 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele v1 ∈ νf = f (νf ) = [[ψ]]K [X /νf ] IH (v1 , ψ) ∈ WGEve (K [X /νf ],ψ) . Wir sind damit wieder in der Ausgangslage: (v1 , ψ) ∈ WGEve (K [X /νf ],ψ) und sk+1 sk+2 · · · (bzw. sk+1 sk+2 · · · sm ) ist ein mit τ konformes Spiel, welches in der Spielposition sk+1 = (v1 , νX .ψ) beginnt. Wir können somit die obige Argumentation beliebig oft wiederholen. Einer der beiden folgenden Fälle gilt: Fall 1 tritt irgendwann ein, d.h. es gibt ein i ≥ 0, so dass ab der Position si keine Position (w , X ) für ein w ∈ V besucht wird. Eve gewinnt. Fall 2 wird stets eintreten. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 151 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele es wird ∞ oft eine Spielposition der Form (w , νX .ψ) besucht. max Inf(χ(s0 )χ(s1 ) · · · ) = 2 · fd(νX .ψ) Eve gewinnt. Dies beendet den Beweis von Satz 12. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 152 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele Satz 13 Das folgende Problem (Model-Checking Problem für den modalen µ-Kalkül) gehört zu NP ∩ coNP: EINGABE: Eine endliche Kripkestruktur K = (V , Σ, σ, Π, π), v ∈ V und ϕ ∈ µC(Σ, Π) (ohne freie Variablen) FRAGE: Gilt v ∈ [[ϕ]]K ? Beweis: Für Enthaltensein in NP: (1) Konstruiere die Spielarena G = G (K , ϕ) Beachte: G hat nur |V | · |ϕ| viele Knoten und kann leicht in Polynomialzeit aus K und ϕ konstruiert werden. (2) Teste mit einem NP-Algorithmus (raten einer Gewinnstrategie, siehe Satz 9), ob (v , ϕ) ∈ WGEve (K ,ϕ) (⇐⇒ v ∈ [[ϕ]]K nach Satz 12) gilt. Enthaltensein in coNP folgt aus: v 6∈ [[ϕ]]K ⇐⇒ v ∈ [[¬ϕ]]K . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 153 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül Satz 14 Aus einer endlichen Paritätsspielarena G = (S, →, ρ, χ) kann man in Polynomialzeit eine Kripkestruktur K = (S, Σ, σ, Π, π) und eine Formel ϕ ∈ µC(Σ, Π) mit WGEve = [[ϕ]]K berechnen. Beweis: Sei G = (S, →, ρ, χ) eine Paritätsspielarena. Sei d = max{χ(s) | s ∈ S} die maximale Priorität. Wir definieren die Kripkestruktur K = (S, Σ, σ, Π, π) wie folgt: Σ = {a} und σ(a) = {(s, t) | s → t}. Π = {Ei , Ai | 0 ≤ i ≤ d} π(Ei ) = {s | ρ(s) = Eve und χ(s) = i} π(Ai ) = {s | ρ(s) = Adam und χ(s) = i} Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 154 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül Die Formel ϕ sei schließlich: d _ ϕ = λd Xd · · · µX1 νX0 (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi ) , i=0 wobei λi = ν, falls i gerade, und λi = µ, falls i ungerade. Nach Satz 12 gilt für alle s ∈ S: s ∈ [[ϕ]]K ⇐⇒ (s, ϕ) ∈ WGEve (K ,ϕ) Eve Behauptung: (s, ϕ) ∈ WGEve (K ,ϕ) ⇐⇒ s ∈ WG (dies impliziert s ∈ [[ϕ]]K ⇐⇒ s ∈ WGEve ). Betrachte hierzu die Arena G (K , ϕ). Ein Ausschnitt hiervon sieht wie folgt aus (siehe nächste Folie): Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 155 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül s ′ , λd Xd d s, λd Xd d s ′ , λi Xi i s, µX1 1 s ′ , νX0 0 s, νX0 0 W s, Eve rät χ(s) s, ∨ Eve rät ρ(s) s, ∧ s, ∧ Adam überprüft Eve s, Ei s, haiXi ... Eve rät Nachfolger von s Markus Lohrey (Universität Leipzig) s, Ai s ′ , Xi s, [a]Xi ... Adam rät Nachfolger von s Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 156 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül Eve Wir zeigen nun: (s, ϕ) ∈ WGEve (K ,ϕ) ⇐⇒ s ∈ WG . “⇐”: Sei τ eine Gewinnstrategie für Eve aus s ∈ S in der Arena G . Definiere eine Strategie τ ′ für Eve in der Arena G (K , ϕ) wie folgt: Von einer Position d _ (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi ) ) (t, i=0 zieht Eve nach (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi )), falls χ(t) = i. Von einer Position (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi )) zieht Eve nach (t, Ei ∧ haiXi ), falls ρ(t) = Eve. Von einer Position (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi )) zieht Eve nach (t, Ai ∧ [a]Xi ), falls ρ(t) = Adam. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 157 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül Eve zieht also entsprechend den tatsächlichen Werten χ(t) und ρ(t). Sei χ(t) = i und ρ(t) = Eve, d.h. Eve wird nach (t, Ei ∧ haiXi ) ziehen. Zieht Adam nun von der Position (t, Ei ∧ haiXi ) nach (t, Ei ), so wird Eve gewinnen, da t ∈ π(Ei ). Also wird Adam von (t, Ei ∧ haiXi ) nach (t, haiXi ) ziehen. Nun zieht Eve zur Position (τ (t), Xi ), von wo das Spiel nach (τ (t), λi Xi · · · ) gelangt. Diese Position hat Priorität i. Falls ρ(t) = Adam, gelangt das Spiel in die Position (t, [a]Xi ), von der Adam zu einer beliebigen Position (t ′ , Xi ) mit t ′ ∈ NG (t) ziehen. Von dort gelangt das Spiel in die Position (t ′ , λi Xi · · · ), welche Priorität i. Wenn Eve sich an die Strategie τ ′ hält, wird ein zu Eves Gewinnstrategie τ -konformes Spiel in der Arena G simuliert. Eve gewinnt. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 158 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül “⇒”: Sei τ eine Gewinnstrategie für Eve auf (s, ϕ) ∈ S in G (K , ϕ). O.B.d.A. gilt für die Strategie τ : Von einer Position d _ (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi ) ) i=0 zieht Eve nach (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi )), falls χ(t) = i. Von einer Position (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi )) zieht Eve nach (t, Ei ∧ haiXi ), falls ρ(t) = Eve. Von einer Position (t, (Ei ∧ haiXi ) ∨ (Ai ∧ [a]Xi )) zieht Eve nach (t, Ai ∧ [a]Xi ), falls ρ(t) = Adam. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 159 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Paritätsspiele → modaler µ-Kalkül Wenn dies nicht gelten würde, könnte Adam gewinnen. Wir definieren nun eine Strategie τ ′ für Eve in der Arena G wie folgt: Sei t ∈ S mit ρ(t) = Eve und χ(t) = i. τ ′ (t) = t ′ , falls τ (t, haiXi ) = (t ′ , Xi ). Ein zu τ ′ konformes und bei s beginnendes Spiel in der Arena G entspricht dann einem zu τ konformen und bei (s, ϕ) beginnenden Spiel in der Arena G (K , ϕ). Also ist τ ′ eine Gewinnstrategie für Eve auf der Positon s. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 160 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Weitere Resultate zum modalen µ-Kalkül Das folgende Problem (Erfüllbarkeitsproblem für den modalen µ-Kalkül) ist entscheidbar: EINGABE: Formel ϕ ∈ µC(Σ, Π). FRAGE: Existiert eine Kripkestruktur K mit [[ϕ]]K 6= ∅? Genauer: Dieses Problem ist vollständig für die Komplexitätsklasse EXPTIME (deterministische exponentielle Zeit). Auch für den Beweis dieses Resultats spielen Paritätsspiele eine zentrale Rolle. Ist ϕ ∈ µC(Σ, Π) erfüllbar, so existiert eine endliche Kripkestruktur K mit [[ϕ]]K 6= ∅ (finite model property) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 161 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunktlogik Der modale µ-Kalkül ist eine Erweiterung von Modallogik um Fixpunktkonstrukte. Logik 1. Stufe ist ebenfalls eine Erweiterung von Modallogik. Eine gemeinsame Erweiterung des modalen µ-Kalküls und von Logik 1. Stufe ist Fixpunktlogik (LFP für least fixpoint logic). Zur Erinnerung: Eine Signatur ist ein Paar S = (R, arity) wobei gilt: R ist eine endliche Menge von Relationssymbolen. arity : R → N ist eine Funktion, die jedem Relationssymbol r ∈ R seine Stelligkeit arity(r ) zuordnet. Sei X wieder eine abzählbar-unendliche Menge von Variablen 1. Stufe (x, y , z, x ′ , x0 , . . .). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 162 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunktlogik Sei Yi im folgenden eine abzählbar-unendliche Menge von S Fixpunktvariablen von Rang i ≥ 1 (X , Y , Z , X ′ , X0 , . . .), Y = i≥1 Yi . Ist also Y ′ ⊆ Y eine endliche Menge von Fixpunktvariablen, so ist auch (R ∪ Y ′ , arity) eine Signatur. Wir definieren die Menge LFP(S) aller Fixpunktformeln (über der Signatur S) und simultan die Menge aller freien Variablen (1.Stufe) free1 (ϕ) von ϕ ∈ LFP(S): (x = y ), (x 6= y ) ∈ LFP(S) für alle x, y ∈ X und free1 (x = y ) = free1 (x 6= y ) = {x, y }. Wenn r ∈ R, arity(r ) = n und x1 , . . . , xn ∈ X , dann r (x1 , . . . , xn ), ¬r (x1 , . . . , xn ) ∈ LFP(S). free1 (r (x1 , . . . , xn )) = free1 (¬r (x1 , . . . , xn )) = {x1 , . . . , xn } Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 163 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunktlogik Wenn X ∈ Yn und x1 , . . . , xn ∈ X , dann X (x1 , . . . , xn ) ∈ LFP(S). free1 (X (x1 , . . . , xn )) = {x1 , . . . , xn } Wenn ϕ, ψ ∈ LFP(S), dann auch ϕ ∧ ψ, ϕ ∨ ψ ∈ LFP(S). free1 (ϕ ∧ ψ) = free1 (ϕ ∨ ψ) = free1 (ϕ) ∪ free1 (ψ) Wenn ϕ ∈ LFP(S) und x ∈ X , dann auch ∃x ϕ, ∀x ϕ ∈ LFP(S). free1 (∀x ϕ) = free1 (∃x ϕ) = free1 (ϕ) \ {x} Sei ϕ ∈ LFP(S), X ∈ Y, arity(X ) = n, free1 (ϕ) = {x1 , . . . , xn } mit xi 6= xj für i 6= j. Sei x = (x1 , . . . , xn ) und sei y = (y1 , . . . , yn ) ein Tupel von Variablen 1.Stufe (yi = yj für i 6= j ist erlaubt). Dann ist [lfp(X , x).ϕ] y ∈ LFP(S) und [gfp(X , x).ϕ] y ∈ LFP(S). free1 ([lfp(X , x).ϕ] y ) = free1 ([lfp(X , x).ϕ] y ) = {y1 , . . . , yn } Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 164 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Semantik für Fixpunktlogik Die Menge free2 (ϕ) ⊆ Y der freien Fixpunktvariablen von ϕ ist analog definiert, wobei lfp und gfp Fixpunktvariablen binden. Eine Struktur über der Signatur S = (R, arity) ist ein Tripel A = (A, I2 , I1 ), wobei gilt: A ist eine beliebige Menge (das Universum der Struktur). I2 ist eine partielle Funktion, für deren endlichen Definitionsbereich dom(I2 ) gilt: R ⊆ dom(I2 ) ⊆ R ∪ Y. Jedem α ∈ dom(I2 ) ordnet I2 eine arity(α)-stellige Relation I2 (α) ⊆ Aarity(α) zu. I1 : X → A ist eine partielle Funktion mit endliche Definitionsbereich dom(I1 ). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 165 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Semantik für Fixpunktlogik Für eine Formel ϕ ∈ LFP(S) und eine Struktur A = (A, I2 , I1 ) über der Signatur S mit dom(I1 ) = free1 (ϕ) und dom(I2 ) = free2 (ϕ) ∪ R (d.h. A passt zu ϕ) schreiben wir A |= ϕ genau dann, wenn einer der folgenden Fälle gilt: ϕ = (x = y ) und I1 (x) = I1 (y ) ϕ = (x 6= y ) und I1 (x) 6= I1 (y ) ϕ = r (x1 , . . . , xn ) und (I1 (x1 ), . . . , I1 (xn )) ∈ I2 (r ). ϕ = ¬r (x1 , . . . , xn ) und (I1 (x1 ), . . . , I1 (xn )) 6∈ I2 (r ). ϕ = X (x1 , . . . , xn ) und (I1 (x1 ), . . . , I1 (xn )) ∈ I2 (X ). ϕ = ψ ∧ θ und (A |= ψ und A |= θ). ϕ = ψ ∨ θ und (A |= ψ oder A |= θ). ϕ = ∃x ψ und es gibt ein a ∈ A mit (A, I2 , I1 ∪ {(x, a)}) |= ψ ϕ = ∀x ψ und für alle a ∈ A gilt (A, I2 , I1 ∪ {(x, a)}) |= ψ. ϕ = [lfp(X , x).ψ] y oder ϕ = [gfp(X , x).ψ] y : siehe nächste Folie. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 166 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Semantik für Fixpunktlogik Sei arity(X ) = n und x = (x1 , . . . , xn ), y = (y1 , . . . , yn ). Da free1 ([lfp(X , x).ψ] y ) = free1 ([gfp(X , x).ψ] y ) = {y1 , . . . , yn } gilt I1 : {y1 , . . . , yn } → A. Beachte: yi = yj für i 6= j ist erlaubt, dann muss natürlich auch I1 (yi ) = I1 (yj ) gelten. n n Wir definieren eine Funktion F : 2A → 2A wie folgt: Sei R ⊆ An . F (R) = {(a1 , . . . , an ) | (A, J2 , J1 ) |= ψ} Hierbei ist J2 = I2 ∪ {(X , R)} und J1 = {(x1 , a1 ), . . . , (xn , an )}. Analog zum modalen µ-Kalkül zeigt man, dass F monoton ist (eigentlich müssten wir FXA,x,ψ anstatt F schreiben). Dann gilt: A |= [lfp(X , x).ψ] y ⇐⇒ (I1 (y1 ), . . . , I1 (yn )) ∈ µF A |= [gfp(X , x).ψ] y ⇐⇒ (I1 (y1 ), . . . , I1 (yn )) ∈ νF Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 167 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Beispiele für Fixpunkformeln (1) Sei S = ({E }, arity) mit arity(E ) = 2, und sei ϕ die folgende LFP(S)-Formel: ϕ = [lfp(X , (x, y )). E (x, y ) ∨ ∃z(E (x, z) ∧ X (z, y ))](u, v ). Dann gilt für jede Struktur A = (A, I2 , I1 ) (die zu ϕ passt): A |= ϕ ⇐⇒ (I1 (u), I1 (v )) ∈ I2 (E )+ . (2) Für die LFP(S)-Formel ϕ = [lfp(X , (x, y )). (x = y ) ∨ ∃z(E (x, z) ∧ X (z, y ))](u, v ). gilt: A |= ϕ ⇐⇒ (I1 (u), I1 (v )) ∈ I2 (E )∗ . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 168 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunktformeln in Normalform Eine Formel ϕ ∈ LFP(S) ist in Normalform falls gilt: Keine Fixpunktvariable wird zweimal in ϕ gebunden: Sind [α(X , x).ψ]u und [β(Y , y ).θ]v (mit α, β ∈ {lfp, gfp}) zwei Teilformeln von ϕ, die an verschiedenen Positionen in ϕ beginnen, so gilt X 6= Y . Keine Fixpunktvariable kommt in ϕ gebunden und frei vor: Falls ϕ eine Teilformel der Gestalt [α(X , x).ψ]u (mit α ∈ {lfp, gfp}) enthält, so gilt X 6∈ free2 (ϕ). Für jede Teilformel der Gestalt [α(X , x).ψ](y1 , . . . , yn ) sind die Variablen y1 , . . . , yn paarweise verschieden, d.h. yi 6= yj für i 6= j. (mit α ∈ {lfp, gfp}) Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 169 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Fixpunktformeln in Normalform Lemma Für jede Formel ϕ ∈ LFP(S) gibt es eine Formel ψ in Normalform mit den gleichen freien Variablen, so dass für alle passenden Strukturen A gilt: A |= ϕ ⇔ A |= ψ. Beweis: Die ersten beiden Forderungen können durch systematisches Umbenennen gebundener Fixpunktvariablen erreicht werden. Die letzte Forderung kann durch Einführen neuer Variablen 1.Stufe erreicht werden, z.B: [lfp(X , (x1 , x2 )).ψ](y1 , y1 ) Markus Lohrey (Universität Leipzig) ∃y2 (y2 = y1 ∧ [lfp(X , (x1 , x2 )).ψ](y1 , y2 )). Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 170 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele Sei ϕ ∈ LFP(S) in Normalform und sei A = (A, I2 , I1 ) eine zu ϕ passende Struktur. Wir konstruieren eine Paritätsspielarena G (A, ϕ) = (S, →, ρ, χ) wie folgt: S = {(I , ψ) | ψ ∈ sub(ϕ), I : free1 (ψ) → A} → ist wie folgt definiert: I ↾free1 (θ), θ I,ψ ∧ θ I ↾free1 (θ), θ I,ψ ∨ θ I ↾free1 (ψ), ψ I , ∃x ψ I ∪ {(x, a)}, ψ ∀a ∈ A Markus Lohrey (Universität Leipzig) I ↾free1 (ψ), ψ I , ∀x ψ Spieltheoretische Methoden in der Logik I ∪ {(x, a)}, ψ ∀a ∈ A SS 2008 171 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele I , [lfp(X , x).ψ]y J, ψ I , [lfp(X , x).ψ]y J, ψ Hierbei ist J : {x1 , . . . , xn } → A definiert durch J(xi ) = I (yi ) für 1 ≤ i ≤ n, wobei x = (x1 , . . . , xn ) und y = (y1 , . . . , yn ). Falls X in ϕ gebunden ist: J, X (x1 , . . . , xn ) I , [lfp(X , x).ψ]y Hierbei ist [lfp(X , x).ψ]y die (wegen Normalform) eindeutige Teilformel von ϕ, die X bindet. Die Funktion I : {y1 , . . . , yn } → A ist definiert durch I (yi ) = J(xi ) für 1 ≤ i ≤ n. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 172 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele Die Funktion ρ : S → {Eve, Adam} ist wie folgt definiert: ρ(I , ψ ∨ θ) = Eve ρ(I , ψ ∧ θ) = Adam ρ(I , ∃x ψ) = Eve ρ(I , ∀x ψ) = Adam ( Eve ρ(I , r (x1 , . . . , xn )) = Adam ( Eve ρ(I , ¬r (x1 , . . . , xn )) = Adam ( Eve ρ(I , X (x1 , . . . , xn )) = Adam für (I (x1 ), . . . , I (xn )) 6∈ I2 (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) ∈ I2 (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) ∈ I2 (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) 6∈ I2 (r ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) 6∈ I2 (X ) für (I (x1 ), . . . , I (xn )) ∈ I2 (X ) Auf allen anderen Spielpositionen kann ρ beliebig definiert werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 173 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele Wir müssen nun noch die Funktion χ : S → N definieren. Hierzu definieren wir die Alternierungstiefe ad([α(X , x).ψ]u) einer Formel [α(X , x).ψ]u (α ∈ {lfp, gfp}) induktiv wie folgt: ad([lfp(X , x).ψ]u) ist die kleinste ungerade Zahl a ∈ N, so dass a ≥ ad([α(Y , y ).θ]v ) für alle Teilformeln [α(Y , y ).θ]v von ψ (α ∈ {lfp, gfp}). ad([gfp(X , x).ψ]u) ist die kleinste gerade Zahl a ∈ N, so dass a ≥ ad([α(Y , y ).θ]v ) für alle Teilformeln [α(Y , y ).θ]v von ψ (α ∈ {lfp, gfp}). Dann ist χ : S → N definiert als: ( ad(ψ) falls ψ von der Form [α(X , x).θ]y (α ∈ {lfp, gfp}) ist χ(I , ψ) = 0 sonst Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 174 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele Satz 15 Sei ϕ ∈ LFP(S) und sei A = (A, I2 , I1 ) eine zu ϕ passende Struktur. Dann gilt: A |= ϕ ⇐⇒ (I1 , ϕ) ∈ WGEve (A,ϕ) Der Beweis verläuft völlig analog zum Beweis von Satz 12 (modaler µ-Kalkül → Paritätsspiele). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 175 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele Beispiel: Die Signatur S enthalte nur ein 2-stelliges Relationssymbol E . Sei A die folgende Struktur (gerichteter Graph) über der Signatur S: 0 1 Sei ϕ = ∀u∀v [lfp(X , (x, y )).θ](u, v ) mit θ = E (x, y ) ∨ ∃z(E (x, z) ∧ X (z, y ). Dann sieht die Spielarena G (A, ϕ) wie folgt aus, wobei wir eine Position (I , ψ(x1 , . . . , xn )) identifizieren mit ψ(I (x1 ), . . . , I (xn )). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 176 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele ∀u∀v [lfp(X , (x, y )).θ](u, v ) [lfp(X , (x, y )).θ](0, 0) [lfp(X , (x, y )).θ](0, 1) 1 1 [lfp(X , (x, y )).θ](1, 0) [lfp(X , (x, y )).θ](1, 1) 1 1 θ(0, 0) θ(0, 1) θ(1, 0) θ(1, 1) ∃z E (0, z) ∧ X (z, 0) ∃z E (0, z) ∧ X (z, 1) ∃z E (1, z) ∧ X (z, 0) ∃z E (1, z) ∧ X (z, 1) E (0, 0) ∧ X (0, 0) E (0, 0) E (0, 1) ∧ X (1, 0) E (0, 0) ∧ X (0, 1) E (0, 1) X (0, 0) Markus Lohrey (Universität Leipzig) E (0, 1) ∧ X (1, 1) X (0, 1) E (1, 0) ∧ X (0, 0) E (1, 0) E (1, 1) ∧ X (1, 0) X (1, 0) Spieltheoretische Methoden in der Logik E (1, 0) ∧ X (0, 1) E (1, 1) E (1, 1) ∧ X (1, 1) X (1, 1) SS 2008 177 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül LFP → Paritätsspiele ∀u∀v [lfp(X , (x, y )).θ](u, v ) [lfp(X , (x, y )).θ](0, 0) [lfp(X , (x, y )).θ](0, 1) 1 1 [lfp(X , (x, y )).θ](1, 0) [lfp(X , (x, y )).θ](1, 1) 1 1 θ(0, 0) θ(0, 1) θ(1, 0) θ(1, 1) ∃z E (0, z) ∧ X (z, 0) ∃z E (0, z) ∧ X (z, 1) ∃z E (1, z) ∧ X (z, 0) ∃z E (1, z) ∧ X (z, 1) E (0, 0) ∧ X (0, 0) E (0, 0) E (0, 1) ∧ X (1, 0) E (0, 0) ∧ X (0, 1) E (0, 1) X (0, 0) Markus Lohrey (Universität Leipzig) E (0, 1) ∧ X (1, 1) X (0, 1) E (1, 0) ∧ X (0, 0) E (1, 0) E (1, 1) ∧ X (1, 0) X (1, 0) Spieltheoretische Methoden in der Logik E (1, 0) ∧ X (0, 1) E (1, 1) E (1, 1) ∧ X (1, 1) X (1, 1) SS 2008 178 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Komplexität von Model-Checking für LFP Für das Model-Checking Problem für LFP gilt (ohne Beweis): Satz 16 (Vardi 1982) Das folgende Problem (Model-Checking Problem für Fixpunktlogik) kann in exponentieller Zeit gelöst werden: EINGABE: Eine Formel ϕ ∈ LFP(S) und eine passende Struktur A. FRAGE: A |= ϕ? Dieses Problem ist sogar vollständig für die Komplexitätsklasse EXPTIME. Für eine bestimmte Klasse von Fixpunktformeln kann man die obere Schranke von EXPTIME verbessern: Für ϕ ∈ LFP(S) definiere die Weite von ϕ wie für FO-Formeln: width(ϕ) = max{|free1 (ψ)| | ψ ∈ sub(ϕ)}. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 179 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Komplexität von Model-Checking für LFP Satz 17 Sei w ≥ 0 eine feste Konstante. Das Model-Checking Problem für Fixpunktlogik, eingeschränkt auf LFP(S)-Formeln der Weite ≤ w , liegt in NP ∩ coNP. Beweis: Sei ϕ ∈ LFP(S) (ohne freie Variablen) der Weite ≤ w und sei A eine zu ϕ passende Struktur. (1) Konstruiere die Spielarena G = G (A, ϕ) Beachte: G hat höchsten |A|width(ϕ) · |ϕ| ≤ |A|w · |ϕ| viele Knoten. (2) Teste in NP (bzw. coNP), ob (∅, ϕ) ∈ WGEve . Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 180 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Solitärarenen Will man einen Polynomialzeitalgorithmus für das Model-Checking Problem für Fixpunktlogik erhalten, so muss man weitere Einschränkungen fordern. Sei G = (S, →, ρ, χ) eine Paritätsspielarena. Die Arena G ist eine Solitärarena, falls ein x ∈ {Adam, Eve} existiert mit: ∀s ∈ S : |NG (s)| > 1 ⇒ ρ(s) = x D.h. alle nicht-trivialen Züge werden vom gleichen Spieler gemacht. Definiere eine Äquivalenzrelation ≡ auf S durch: s ≡ t ⇐⇒ s →∗ t →∗ s. Die Äquivalenzklassen von ≡ sind die starken Zusammenhangskomponenten von (S, →). Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 181 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Solitärarenen Auf der Menge [S]≡ = {[s]≡ | s ∈ S} aller starken Zusammenhangskomponenten können wir eine partielle Ordnung wie folgt definieren: [s]≡ [t]≡ ⇐⇒ s →∗ t Die Arena G ist eine geschachtelte Solitärarena falls für jede starke Zusammenhangskomponente Z ⊆ S ein x ∈ {Adam, Eve} existiert mit: ∀s ∈ Z : |{t ∈ Z | s → t}| > 1 ⇒ ρ(s) = x Satz 18 Es existiert ein Polynomialzeitalgorithmus für das folgende Problem: EINGABE: Eine geschachtelte Solitärarena G AUSGABE: Die Gewinnmenge WGEve Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 182 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Solitärarenen Beweis: Zunächst zeigen wir, wie für eine Solitärarena G = (S, →, ρ, χ) die Gewinnmengen WGEve und WGAdam = S \ WGEve in Polynomialzeit berechnet werden können. Gelte o.B.d.A.: ∀s ∈ S : |NG (s)| > 1 ⇒ ρ(s) = Adam. Damit gilt: s ∈ WGEve ⇐⇒ von s aus ist kein Zyklus erreichbar ist, dessen maximale Priorität ungerade ist. Dies kann in Polynomialzeit überprüft werden, siehe Beweis von Satz 9. Sei nun G = (S, →, ρ, χ) eine geschachtelte Solitärarena und sei Z eine bzgl. maximale Zusammenhangskomponente. ∀s ∈ Z : NG (s) ⊆ Z Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik (*) SS 2008 183 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Solitärarenen Nach der obigen Betrachtung können wir für H = G ↾Z die Gewinnmengen WHEve und WHAdam = S \ WHEve in Polynomialzeit berechnen. (*) WGEve ∩ Z = WHEve und WGAdam ∩ Z = WHAdam . Eve Berechne nun in Polynomialzeit die Attraktoren AEve = AttEve G (WH ) und AAdam = AttAdam (WHAdam ). G AEve ⊆ WGEve und AAdam ⊆ WGAdam . Sei nun G ′ = G ↾(S \ (AEve ∪ AAdam )). WGEve = AEve ∪ WGEve und WGAdam = AAdam ∪ WGAdam ′ ′ (siehe Aufgabe 2 von Blatt 6). Es genügt also die Gewinnmengen WGEve und WGAdam zu berechnen. ′ ′ Behauptung: G ′ ist wieder eine geschachtelte Solitärarena. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 184 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Solitärarenen Sei Z ′ eine starke Zusammenhangskomponente von G ′ . es gibt eine starke Zusammenhangskomponente Z von G mit Z ′ ⊆ Z . Sei x ∈ {Adam, Eve}, so dass ∀s ∈ Z : |{t ∈ Z | s → t}| > 1 ⇒ ρ(s) = x Sei nun s ∈ Z ′ ⊆ Z mit |{t ∈ Z ′ | s → t}| > 1 |{t ∈ Z | s → t}| > 1. ρ(s) = x. Dies zeigt, dass G ′ tatsächlich eine geschachtelte Solitärarena ist. Wir können daher das obige Verfahren wiederholt anwenden. Beachte: Da AEve ∪ AAdam 6= ∅ gilt, wird die Arena in jeder Iteration echt kleiner. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 185 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Das Solitärfragment von LFP Wir definieren nun ein Fragment von Fixpunktlogik, das sogenannte Solitärfragment SLFP, so dass für jede SLFP-Formel ϕ und jede Struktur A gilt: G (A, ϕ) ist eine geschachtelte Solitärarena. Für eine LFP-Formel ϕ in Normalform definieren wir den Graphen G (ϕ) = (sub(ϕ), →) mit folgenden Kanten, die mit 1 oder 2 markiert sind: 1 1 ψ1 ∧ ψ2 → ψi , ψ1 ∨ ψ2 → ψi für i ∈ {1, 2} 2 2 ∀xψ → ψ, ∃xψ → ψ 1 1 [lfp(X , x).ψ]y → ψ, [gfp(X , x).ψ]y → ψ 1 1 X → [lfp(X , x).ψ]y und X → [gfp(X , x).ψ]y Beachte: Nur eine dieser Möglichkeiten kann zutreffen, da ϕ in Normalform ist. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 186 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Das Solitärfragment von LFP Eine LFP-Formel ϕ ist eine Adam-Formel (bzw. Eve-Formel), falls in ϕ der oberste Operator ∧ oder ∀ (bzw. ∨ oder ∃) ist. Eine Formel ϕ ∈ LFP(S) gehört zum Fragment SLFP(S), falls für jede starke Zusammenhangskomponente Z des Graphen G (ϕ) ein x ∈ {Eve, Adam} existiert mit: P Für jede x-Formel ψ ∈ Z gilt: θ∈Z Markierung der Kante (ψ, θ) ≤ 1 Beispiele: Die LFP-Formel ∀u∀v [lfp(X , (x, y )).E (x, y ) ∨ ∃z(E (x, z) ∧ X (z, y )](u, v ) gehört zum Solitärfragment von LFP. Die Formel ∀u∀v [lfp(X , (x, y )).E (x, y ) ∨ ∃z(X (x, z) ∧ X (z, y )](u, v ) gehört nicht zum Solitärfragment von LFP. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 187 / 188 Unendliche Spiele — modaler µ-Kalkül Das Solitärfragment von LFP Lemma Für jede Formel ϕ ∈ SLFP(S) und jede passende Struktur A ist G (A, ϕ) eine geschachtelte Solitärarena. Beweis: Folgt direkt aus der Konstruktion der Arena G (A, ϕ). Satz 17 (Berwanger, Grädel 2004) Sei w ≥ 0 eine feste Konstante. Das Model-Checking Problem für Fixpunktlogik, eingeschränkt auf SLFP(S)-Formeln der Weite ≤ w , kann in Polynomialzeit gelöst werden. Markus Lohrey (Universität Leipzig) Spieltheoretische Methoden in der Logik SS 2008 188 / 188