Grundwissen der 10. Jahrgangsstufe im Fach Wirtschaft und Recht Stand September 2013 10.1 Denken in gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen Wie verhalten sich Haushalte und Unternehmen am Markt? Am Markt werden Güter angeboten und nachgefragt. Unternehmen Haushalte verfolgen das Ziel der Gewinnmaximierung. verfolgen das Ziel der Nutzenmaximierung. Je höher der Marktpreis ist, desto mehr Liegt der Nutzen unter dem Marktpreis, Unternehmen können Gewinne erzielen und werden sie keine Güter mehr nachfragen werden deshalb ihre Güter am Markt und den Markt verlassen. anbieten. Bei steigenden Preisen sinkt die Bei steigenden Preisen steigt die angebotene nachgefragte Menge und umgekehrt. Menge und umgekehrt. Die Entscheidungen der Anbieter (Unternehmen) und Nachfrager (Haushalte) werden durch den Marktpreis beeinflusst und dadurch koordiniert. Beim Gleichgewichtspreis sind die angebotene und die nachgefragte Menge gleich, d.h. der Markt wird geräumt. Fachspezifische Arbeitstechniken – Vorgehensweise beim Arbeit mit Modellen: In Modellen werden • viele Einzelelemente zu größeren Einheiten aggregiert und • Prämissen gesetzt, die Sonderfälle in der Regel aus dem Modell ausgrenzen. Abhängig von der jeweiligen Fragestellung entsteht so eine vereinfachte Abbildungen der Wirklichkeit, die ein besseres Verständnis der untersuchten Zusammenhänge erlauben. Das Marktmodell Das Marktmodell geht von vollkommenen Märkten (Idealtyp) aus, auf denen Angebot und Nachfrage frei aufeinandertreffen und so optimale Preise und Wettbewerb erzeugen. Folgende Annahmen werden dabei dem Modell zugrundegelegt: • keine persönlichen, räumlichen oder zeitlichen Präferenzen (Beispiel: Einziges Entscheidungkriterium zwischen I-Phone und Samsung Galaxy ist hier der Preis!) • homogene Güter (Beispiel: alle Smartphone-Handys haben die gleichen Funktionen) • vollkommene Marktransparenz Wirtschaftsbereiche in Deutschland • primärer Sektor: Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau • sekundärer Sektor: Energie- Bauwirtschaft und verarbeitende Gewerbe (Industrie) • tertiärer Sektor: Handel, Verkehr, Dienstleistungen • quartärer Sektor: Info- und Kommunikationstechnologien Definition des Bruttoinlandsprodukts (BIP) Wert aller Sachgüter und Dienstleistungen ohne Vorleistung bewertet zu Marktpreisen, die im Laufe einer Wirtschaftsperiode innerhalb einer Volkswirtschaft erbracht wurden. DAX (Deutscher Aktienindex): 30 größten Aktiengesellschaften in der BRD 10.2 Zentrale Aspekte der Wirtschafts- und Rechtsordnung der BRD Grundfrage einer Wirtschaftsordnung: „Wer produziert was wie für wen?“ diese Koordinationsaufgaben werden abhängig von der Wirtschaftsordnung unterschiedlich gelöst Zentralverwaltungswirtschaft Freie Marktwirtschaft Zentrale Arbeitsmarkt Unternehmen Anweisung & Kontrolle Unternehmen Haushalte Gütermarkt Haushalte Weiterentwicklung der freien Marktwirtschaft, da diese folgende Schwächen aufweist: Externe Effekte z.B. Umweltverschmutzung keine Bereitsstellung öffentlicher Güter durch Unternehmen z.B. Polizei sozial unbefriedigende Ergebnisse z.B. sehr geringe Arbeitseinkommen, keine Unterstützung von Alten und Schwachen 10.2.1 Soziale Marktwirtschaft Sicherung der Rahmenbedingungen für das freie Marktgeschehen => Wettbewerbsordnung (z.B. Verbot von Kartellen und Monopolen) Preis A Staatliche Eingriffe, z.B. - N Menge Ausgleich sozialer Ungleichgewichte Bereitstellung öff. Güter Umweltschutz „So viel Markt wie möglich, so viel Staat wie nötig!“ Grundelemente der sozialen Marktwirtschaft: Privateigentum, Vertragsfreiheit, freie Lohn- und Preisbildung, freie Berufswahl, Niederlassungsfreiheit, Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit, „Sozialstaatsklausel“, soziale Sicherung/Ausgleich 10.2.2 Steuern und soziale Sicherung in der sozialen Marktwirtschaft Steuern sind Zwangsabgaben an den Staat ohne direkte Gegenleistung o direkte Steuern werden direkt bei den privaten Haushalten erhoben (z.B. Lohnsteuer) o indirekte Steuern werden zwar vom Endverbraucher getragen, jedoch vom Verkäufer an das Finanzamt abgeführt (z.B. Umsatzsteuer) Gesetzliche Sozialversicherung o vom Bruttolohn wird jeden Monat ein prozentualer Anteil abgeführt o Belastung teilen sich Arbeitnehmer und -geber (=> Lohnnebenkosten) Krankenversicherung Rentenversicherung (Generationenvertrag; Umlageverfahren) Arbeitslosenversicherung Prinzipien der sozialen Sicherung o Solidaritätsprinzip o Subsidiaritätsprinzip o Versorgungsprinzip o Fürsorgeprinzip Pflegeversicherung Unfallversicherung Aktuelle Probleme der sozialen Sicherung o Demographischer Wandel, o Staatsverschuldung, o Kostenexplosion im Gesundheitswesen, ... 10.2.3 Öffentliches Recht als Handlungsrahmen Privatrecht öffentliches Recht regelt die Rechtsbeziehungen der einzelnen Bürger untereinander Prinzip der Gleichordnung z.B. BGB (Schuldrecht, Sachenrecht, Familienrecht, Erbrecht); Urheberrecht regelt die Rechtsbeziehungen der einzelnen Bürger zum Staat Prinzip der Über - und Unterordnung z.B. Strafrecht, Steuerrecht, ... Strafzwecke / Straftheorien Absolute Straftheorien Strafe ist zweckfrei vergangenheitsorientiert Relative Straftheorien Strafe soll weitere Straftaten verhindern Zukunftsorientiert Spezialprävention Negative Spezialprävention (Abschreckung vor weiteren Straftaten des Täters) Positive Spezialprävention (Resozialisierung) Vereinigungstheorie Generalprävention Negative Generalprävention (Abschreckung anderer vor Straftat) Positive Generalprävention (Bestätigung des Rechtsbewusstseins) 10.3 Weltwirtschaftliche Verflechtung und europäische Einigung Chancen: • Durch Außenhandel stehen Güter zur Verfügung, die im Inland nicht produziert werden können. • Jedes Land kann sich auf diejenigen Güter spezialisieren, die es am kostengünstigsten (absolut und relativ) herstellen kann. • Internationale Arbeitsteilung und Welthandel (weltwirtschaftliche Verflechtung) können zu • Wohlstandsgewinnen für alle Beteiligten führen. Risiken: • Die Globalisierung und der damit verbundene Strukturwandel können soziale und politische Spannungen verursachen. • Gefahr verstärkter Umweltprobleme Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion stellt einen besonders eng verflochtenen Wirtschaftsraum dar (gemeinsame Währung). Der europäische Binnenmarkt garantiert die vier Freiheiten: • • • • freier Warenverkehr freier Dienstleistungsverkehr freier Personenverkehr freier Kapitalverkehr und fördert dadurch das wirtschaftliche Wachstum in den Mitgliedsstaaten. Der erweiterte Wirtschaftskreislauf: Der Wechselkurs ist der Preis für eine Einheit einer Währung, ausgedrückt in einer anderen Währung. Bei flexiblen Wechselkursen ergibt er sich aus Angebot und Nachfrage nach dieser Währung auf Grundlage des Marktmodells.