Mehrere Informationen - Medicines for Mankind

Werbung
Magen- und
Zwölffingerdarmgeschwüre
Was sind Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre?
Unter einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür (auch als Ulcus pepticum
bezeichnet) versteht man eine Schädigung der Innenwand von Magen oder Zwölffingerdarm, die dazu führt, dass das Gewebe angegriffen wird und Entzündungen entstehen. Die Schleimhautdefekte von Magen oder Zwölffingerdarm können oberflächlich sein oder, wenn sie nicht behandelt werden, sich zu tiefen Erosionen entwickeln.
Das Geschwür entwickelt sich, wenn saure Verdauungssäfte die Schleimhaut schädigen und das darunter liegende Gewebe freilegen, das dann von Helicobacter pylori
befallen wird. Das 1982 entdeckte Bakterium Helicobacter pylori besitzt die außergewöhnliche Eigenschaft, dass es im sauren Milieu des Magens existieren kann.
Ein zweiter Typ des Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs wird bei Menschen
beobachtet, die Medikamente vom Typ der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR)
einnehmen. Diese beeinträchtigen die Bildung des Schleims, der normalerweise die
Innenwand von Magen und Zwölffingerdarm schützt. Infektionen mit Helicobacter pylori sind für 95 Prozent der Zwölffingerdarmgeschwüre und 80 Prozent der
Magengeschwüre verantwortlich, während die übrigen Fälle meist durch die Einnahme von NSAR verursacht werden.
Wen betreffen Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre?
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sind extrem häufig. In den Industrieländern
beläuft sich die jährliche Inzidenz auf 1 bis 3 Personen je 1000 Einwohner. Damit
erkrankt in Europa etwa jeder zehnte Mann und jede fünfzehnte Frau an einem
Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür. Ungefähr 250.000 Krankenhauseinweisungen jährlich sind auf diese Krankheit zurückzuführen. Komplikationen im Zusammenhang mit einem Geschwür fordern in der EU nach wie vor jedes Jahr rund 25.000
Menschenleben.
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre entstehen,
wenn saure Verdauungssekrete die schützende
Schleimhaut von Magen
oder Zwölffingerdarm
schädigen. Das Bakterium
Helicobacter pylori spielt
bei der Krankheit eine
wichtige Rolle. In den 70er
Jahren waren die einzigen
Behandlungsmöglichkeiten
eine entsprechende Diät
und Antazida – oder alternativ ein chirurgischer Eingriff. Mit der Entwicklung
von Medikamenten, die
die Säureproduktion des
Magens hemmen, und Antibiotika, die Helicobacter
pylori zerstören, wurden
seitdem jedoch spektakuläre Fortschritte erzielt.
Zwölffingerdarmgeschwüre sind am häufigsten in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen und betreffen doppelt so viele Männer wie
Frauen. Die Häufigkeit von Magengeschwüren hingegen nimmt mit dem Alter zu, und sie betreffen
ebenso viele Frauen wie Männer. Die Infektion mit
Helicobacter pylori erfolgt in der Regel schon in der
Kindheit und korreliert mit dem Alter. In Europa
liegen die Prävalenzraten für Helicobacter pyloriInfektionen etwa zwischen 30 und 60 Prozent.
M E D I K A M E N T E
F Ü R
M E N S C H E N
Epidemiologische Forschungen zeigen, dass Raucher anfälliger als Nichtraucher für die Entwicklung
von Zwölffingerdarmgeschwüren sind und dass
Menschen, die über längere Zeit häufig bestimmte
Analgetika einnehmen, häufiger Magengeschwüre entwickeln. Mit der deutlichen Verbesserung
der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen in
den vergangenen Jahrzehnten ist die Prävalenz von
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren zurückgegangen. Dennoch werden nach wie vor europaweit
sehr viele Endoskopien durchgeführt, um Magenund Zwölffingerdarmgeschwüre und verwandte
Erkrankungen zu diagnostizieren.
1/3
Aktuelle Therapie
Bei der medikamentösen Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren
und der Prävention von Rezidiven wurden spektakuläre Fortschritte erzielt. Noch
in den 1970er Jahren waren Patienten mit einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür zur lebenslangen Einhaltung einer Diät und Einnahme von Antazida verdammt. Wenn überhaupt, wurde nur eine kurzfristige Besserung der Symptome
erzielt. Oft war die einzige wirksame Maßnahme eine teilweise oder vollständige chirurgische Entfernung des Magens.
Vor ungefähr 25 Jahren stellte man fest, dass Histamin eine wichtige Rolle bei der
Anregung der Produktion von Magensäure und des Verdauungsenzyms Pepsin spielt.
Die beteiligten Rezeptoren unterscheiden sich von den H1-Histaminrezeptoren im
übrigen Körper, sodass die Entwicklung selektiver H2-Rezeptorantagonisten möglich
war. Die Medikamente dieser Stoffklasse werden in der Regel gut vertragen und sind
nach wie vor eine wertvolle therapeutische Option.
Ein zweiter wichtiger Fortschritt war die Entdeckung, dass auch die Hemmung des
Enzyms, das Säure in den Magen pumpt, eine hochwirksame Behandlung darstellt.
Protonenpumpenhemmer (PPH) gehören seitdem zu den weltweit umsatzstärksten
Medikamenten. Sie wirken schneller als H2-Rezeptorantagonisten, und auch sie werden in der Regel gut vertragen.
Ein dritter bedeutender Fortschritt kam mit klinischen Studien, die zeigten, dass die
Eliminierung von Helicobacter pylori durch Antibiotika in Kombination mit einem PPH
Rezidive verhinderte. Mittlerweile wurde eine ganze Reihe von Behandlungsschemata zur Bekämpfung des Bakteriums entwickelt, die einen PPH mit zwei Antibiotika
kombinieren (Dreifachtherapie) und Helicobacter pylori in über 90 Prozent der Fälle
erfolgreich beseitigen. Die Behandlungsdauer beträgt im Allgemeinen 7 bis 14 Tage.
Die größte Sorge bei diesem Ansatz ist, dass sich antibiotikaresistente Bakterienstämme entwickeln könnten.
Dank der Entwicklung wirksamer Medikamente in den vergangenen 30 Jahren konnten die Rezidivraten gesenkt und die Häufigkeit von chirurgischen Eingriffen reduziert
werden. Eine Operation ist bei bestimmten schweren oder lebensbedrohlichen Komplikationen von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren nach wie vor erforderlich
und kann auch in Betracht gezogen werden, wenn Medikamente nicht wirken.
M E D I K A M E N T E
F Ü R
M E N S C H E N
Neue Wege in der Entwicklung
Mittlerweile wird zwar nicht mehr ganz so intensiv auf dem Gebiet der PPH geforscht,
dennoch werden noch einige Wirkstoffe in Phase-3-Studien bei nichterosiver RefluxÖsophagitis geprüft. Ein reversibler Protonenpumpenhemmer wird in einer Phase-2Studie bei säurebedingter Erkrankung des Magen-Darm-Traktes untersucht, und weitere neue Ansätze zur Eradikation von Helicobacter pylori befinden sich in der Phase
2 der klinischen Prüfung.
2/3
Das Prostaglandinsystem spielt eine wichtige Rolle bei der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Magenschleimhaut gegen schädliche Einflüsse. Vor allem schwerkranke
Patienten haben ein hohes Risiko, stressbedingte Magenschleimhautläsionen zu entwickeln. Man vermutet, dass die Prostaglandinkonzentrationen in der Magenschleimhaut von Patienten mit Stressgeschwüren erniedrigt sind, und es wird nach neuen
zytoprotektiven Substanzen gesucht, die die Prostaglandinspiegel in solchen Fällen
wirksam erhöhen können.
Zurzeit laufen klinische Studien, um zu untersuchen, ob Kombinationspräparate mit
nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und Säurehemmern die Entwicklung von
NSAR-assoziierten Geschwüren bei Patienten, die eine tägliche Langzeitbehandlung
mit NSAR benötigen, verhindern können.
In Großbritannien hat ein Team von Hochschulforschern kürzlich eine neue Substanz gefunden, die gegen Helicobacter pylori wirkt und gleichzeitig die Aktivität des
Verdauungsenzyms Pepsin reduziert, das vermutlich auch an der Entstehung von
Geschwüren beteiligt ist.
Bei chronischen Magengeschwüren, die durch die Infektion mit Helicobacter pylori
ausgelöst werden, produzieren aktivierte weiße Blutkörperchen verschiedene entzündungsfördernde und entzündungshemmende Zytokine. Und tatsächlich sind die Konzentrationen von entzündungsfördernden und –hemmenden Zytokinen in Magenschleimhaut, die mit Helicobacter pylori infiziert ist, erhöht. Verschiedene Arten
von Zytokinen spielen vermutlich auch eine wichtige Rolle bei der Pathogenese von
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren und Magenkrebs.
Es ist jedoch noch unklar, ob entzündungsfördernde oder entzündungshemmende Zytokine mit der
Pathogenese der Erkrankung verbunden sind. Zurzeit
laufen Forschungsprojekte, um den Zusammenhang
zwischen den verschiedenen Arten von Interleukinen
und der Anfälligkeit für Magen-Darm-Erkrankungen
aufzuklären.
Angesichts der infektiösen Ursache von Magen- und
Zwölffingerdarmgeschwüren ist es nur logisch, dass
auch der Ansatz auf Basis eines Impfstoffs zur Eradikation des Erregers getestet wird. Zwei europäische
Unternehmen arbeiten derzeit gemeinsam an der Entwicklung eines solchen Impfstoffs und haben die klinischen Studien der Phase 2 bereits abgeschlossen.
Auch in den USA wurde mittlerweile eine Phase-1Studie mit einem Impfstoff gegen Helicobacter pylori
abgeschlossen.
Das Bakterium Helicobacter pylori verursacht
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.
Langzeitperspektiven
In den vergangenen 20 Jahren wurden auf dem Gebiet der Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre durch die Entwicklung neuer Medikamente spektakuläre Erfolge bei
den Behandlungsergebnissen erzielt. Angesichts der Verbesserungen, die sich mit den
heute verfügbaren Medikamenten erzielen lassen, erklärt der bisherige rasante Fortschritt das etwas geringere Tempo bei den Neuentwicklungen in letzter Zeit.
DISCLAIMER
Last update: June 2008
M E N S C H E N
Photocredits: ABPI, Allergan, AstraZeneca, EFPIA/Lander Loeckx, Damian Foundation, Galderma, Hilaire Pletinckx,
Roche, sanofi-aventis; Design & Production: Megaluna
F Ü R
Editing Board: Dr. Robert Geursen (Chief Editor), Peter Heer, Bill Kirkness, Philippe Loewenstein,
Steve Mees, Dr. Jean-Marie Muschart, Marie-Claire Pickaert (Coordinator).
M E D I K A M E N T E
EFPIA has made all reasonable efforts to include accurate and up-to-date information in this PDF, but cannot guarantee completeness or accuracy of the information. You must consult your doctor, or other qualified healthcare professional on any specific problem or matter covered by the information in this PDF. The “Medicines for Mankind” publications are made available on condition that no part of the publications (including photographs) may be reproduced
or abstracted without prior agreement with the European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations
(EFPIA). Under no circumstance can any of the material included in this PDF be used in promotional material and/
or campaigns.
3/3
Herunterladen