Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 1 DIE STRAHLENBEHANDLUNG Hinweise für unsere Patienten Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkokogie St. Vincentius-Kliniken Karlsruhe Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Freiburg Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 2 INHALTSVERZEICHNIS Seite 91. Was versteht man unter Strahlentherapie? 4 92. Wann wird eine Strahlenbehandlung durchgeführt? 6 93. Wer behandelt mit Strahlen? 7 94. Die Erstvorstellung 9 95. Die Bestrahlungsplanung 11 96. Welches Bestrahlungsgerät – welches Bestrahlungsverfahren? 15 97. Der Zeitplan 18 98. Die erste Bestrahlung 18 99. Sicherheitsvorkehrungen und Qualitätssicherung 20 10. Was sollen Sie während der Strahlenbehandlung beachten? 22 11. Nachuntersuchungen 24 12. Wie geht es nach der Strahlenbehandlung weiter? 26 13. Erklärung von Fachbegriffen 28 2 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 3 LIEBE PATIENTIN, LIEBER PATIENT, diese Broschüre soll Ihnen helfen, die Strahlenbehandlung zu verstehen. Zusätzlich ist sie ein Wegweiser durch unsere Strahlenklinik. Wir möchten damit oft gestellte Fragen beantworten und Ihnen einen Überblick darüber vermitteln, was während und nach der Strahlentherapie auf Sie zukommt. Gelegentlich werden Fachbegriffe verwendet, die wir im letzten Kapitel erläutern. Diese sind im Text kursiv gekennzeichnet. Bitte sprechen Sie uns mit allen auftretenden Fragen oder Problemen an. 3 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 4 1. WAS VERSTEHT MAN UNTER STRAHLENTHERAPIE? Unter Strahlentherapie versteht man die Behandlung von gutartigen oder bösartigen Erkrankungen mit ionisierenden Strahlen. Dabei handelt es sich um Photonenstrahlen (elektromagnetische Strahlen) oder Elektronenstrahlen, die von Linearbeschleunigern erzeugt werden. Diese Strahlen werden von außen auf die erkrankte Körperregion gerichtet. Durch die Bestrahlung werden die Tumorzellen geschädigt und abgetötet. Typischerweise erfolgt eine Strahlentherapie in Form einer Serienbehandlung mit zahlreichen aufeinanderfolgenden Bestrahlungssitzungen. Dabei wird in jeder einzelnen Bestrahlungssitzung eine sehr kleine Dosis eingestrahlt. Von dem dabei entstehenden kleinen „Strahlenschaden“ kann sich das gesunde Gewebe von Tag zu Tag erholen. Tumorgewebe hat diese Erholungsfähigkeit nicht und wird daher im Verlauf der Bestrahlungsserie abgetötet. Die für Sie als Patient oft sehr lange Bestrahlungsserie ist also in vielen Fällen notwendig, um neben einer guten Wirksamkeit der Behandlung vor allem auch eine gute Verträglichkeit der Strahlentherapie zu ermöglichen. Bei einigen Tumorerkrankungen werden zur Behandlung strahlende Substanzen wie Iridium oder Jod in den Körper eingeführt und 4 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 5 in direkten Kontakt mit dem Tumor gebracht (Brachytherapie). Diese Behandlung erfolgt häufig in Ergänzung zu einer äußerlichen Strahlentherapie. Gelegentlich kann sie auch als alleinige Behandlung durchgeführt werden. Beispielsweise bei Tumoren der Speiseröhre, des Unterleibs oder der Prostata. 5 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 6 2. WANN WIRD EINE STRAHLENBEHANDLUNG DURCHGEFÜHRT? Die Strahlentherapie ist neben Operation und medikamentöser Behandlung (Chemo- oder Immuntherapie) eine der drei tragenden Säulen der Tumorbehandlung. Sie kann sowohl alleine, in Verbindung mit einer Operation (vielfach danach, gelegentlich auch davor) oder zusammen mit einer medikamentösen Therapie durchgeführt werden. Bei vielen Tumorerkrankungen wird die Strahlentherapie mit der Absicht einer dauerhaften Tumorheilung eingesetzt. Aber auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, ist die Strahlentherapie eine sehr wirksame Behandlung, die beispielsweise zur Linderung von tumorbedingten Beschwerden wie Schmerzen eingesetzt werden kann. Auf diese Weise können Tumorabsiedlungen (Metastasen) ebenfalls häufig durch eine Bestrahlung erfolgreich und nachhaltig beeinflusst werden. 6 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 7 3. WER BEHANDELT STRAHLEN? Der für die Strahlenbehandlung verantwortliche Radioonkologe ist ein Arzt, der über eine spezielle Ausbildung in der Strahlentherapie und über besondere Kenntnisse in der Behandlung von Tumorerkrankungen verfügt. Ihn unterstützen bei seiner Arbeit folgende, ebenfalls in ihrem Gebiet speziell ausgebildete Mitarbeiter: Der Medizinphysiker ist für die Betriebssicherheit der Geräte und den physikalischen Teil der Bestrahlungsplanung verantwortlich. Mit ihm zusammen arbeiten Ingenieure und Techniker. 7 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 8 Die/der MTRA (Medizinisch-technische Radiologie-Assistent/in) führt nach Angaben der Ärzte die Strahlenbehandlung durch und hilft bei der Bestrahlungsplanung. Die Arzthelferin und die Ambulanzschwester haben zusätzlich zu ihrer Ausbildung spezielle Erfahrungen und Kenntnisse in der Betreuung von Tumorkranken. 8 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 9 4. DIE ERSTVORSTELLUNG Ihr erster Kontakt mit unserer Strahlenklinik erfolgt über die Anmeldung. Dort können Sie später auch Informationen erhalten, von außerhalb telefonische Verbindung zu unseren Mitarbeitern herstellen lassen und weitere Untersuchungstermine vereinbaren. Es erfolgen zunächst eine körperliche Untersuchung und ein ausführliches Gespräch mit dem leitenden Arzt der Strahlenklinik bzw. dessen unmittelbaren Vertretern. Der Strahlentherapeut muss zunächst entscheiden, ob die bei Ihnen vorliegende Erkrankung für eine Strahlenbehandlung geeignet ist. Zu diesem Zweck werden zunächst alle Ihre medizinischen Unterlagen systematisch geprüft. Fehlende Unterlagen werden zusammengetragen, ggf. werden ergänzende diagnostische Maßnah9 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 10 men wie z. B. Laborbestimmungen, Compu– tertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) veranlasst. Besteht bei Ihnen die Notwendigkeit einer Strahlenbehandlung, werden wir im Aufklärungsgespräch die Zielsetzung der Behandlung, alle Einzelheiten der Bestrahlung und deren Ablauf genau mit Ihnen besprechen und Ihnen einen Behandlungsplan vorschlagen. Selbstverständlich werden Sie sowohl bei dieser Untersuchung als auch später alle notwendigen Informationen über die Erkrankung und deren Behandlung erhalten. Wenn Sie etwas nicht verstanden haben, fragen Sie bitte nach. Sie können auch gerne Ihre Angehörigen oder eine Vertrauensperson zu diesen Gesprächen mitbringen. Sind Sie mit der Therapie einverstanden, wird die Strahlenbehandlung, beginnend mit der Bestrahlungsplanung, eingeleitet. 10 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 11 5. DIE BESTRAHLUNGSPLANUNG Bevor die erste Strahlenbehandlung erfolgt, muss die Bestrahlungsplanung durchgeführt werden. Diese dient dem Zweck, den Tumorherd genau und vollständig mit der Strahlentherapie zu erfassen und gleichzeitig umliegende gesunde Gewebe optimal vor der Strahlenbehandlung zu schützen. Dieses Ziel wird mit modernen Bestrahlungstechniken erreicht. In der Regel wird die Strahlentherapie dreidimensional auf der Basis eines Computertomogramms (CT), gelegentlich auch eines zusätzlichen Kernspintomogramms (MRT) mit einer speziellen Software, berechnet (3D-Plan). In einigen Fällen wird die Behandlung als intensitätsmodulierte Bestrahlung (IMRT) berechnet. Die Bestrahlungsplanung wird gemeinsam durch Radioonkologen, Medizinphysiker und Medizinisch-technische Radiologie-Assistenten/innen durchgeführt. Sie nimmt in der Regel mehrere Tage in Anspruch. Bitte haben Sie für diese Vorbereitungszeit Verständnis, sie dient Ihrer optimalen und möglichst schonenden Strahlenbehandlung. Die Bestrahlungsplanung verläuft in der Regel in folgenden Schritten: a) CT-Planung: Zur dreidimensionalen Bestrahlungsplanung (3D-Planung) oder IMRT-Planung erfolgt zuerst eine 11 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 12 Computertomographie der zu behandelnden Körperregion in der Bestrahlungsposition. Um eine exakte Lagerung sicherzustellen, wird zuvor in vielen Fällen eine spezielle Lagerungshilfe, z. B. eine individuelle Kopf- oder Halsmaske, angefertigt. Die CT-Bilder werden dann in den Bestrahlungsplanungs-Computer übermittelt. Der Strahlentherapeut zeichnet in jedem einzelnen CT-Bild das zu bestrahlende Volumen sowie die zu schonenden Organe (Risikoorgane) ein. Mit Hilfe der Planungssoftware wird ein dreidimensionaler Bestrahlungsplan berechnet. Dieser legt individuell für jeden einzelnen Patienten die optimalen Bestrahlungsfelder und -winkel sowie die individuelle Feldformung fest. 12 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 13 b) Die Lokalisation und Simulation: Hierzu werden Sie auf einem speziell entwickelten Röntgengerät (Simulator) in Bestrahlungsposition gelagert. Mit diesem Gerät lassen sich alle Einstellungen des Bestrahlungsgerätes nachahmen (simulieren). Das in der dreidimensionalen Bestrahlungsplanung festgelegte Zielgebiet der Strahlentherapie wird bei der Simulation exakt lokalisiert. Die Bestrahlungsfelder werden dokumentiert (Simulationsbilder) und anschließend vom verantwortlichen Arzt auf ihre korrekte Lage überprüft. Bei der Simulation werden einzelne Bestrahlungsfelder und Markierungen auf der Haut eingezeichnet (markiert). Eine exakte Bestrahlung ist nur möglich, wenn Ihre Lagerung bei der Simulation und am Bestrahlungsgerät identisch ist. Das 13 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 14 Anbringen von Markierungen ist daher unerlässlich. Sie müssen während der gesamten Bestrahlungsdauer erhalten bleiben und werden von dem/der Assistent/in, falls nötig, erneuert. Wichtig: Die Einzeichnungen auf der Haut können auf die Bekleidung abfärben. Gelegentlich wird die Abfolge von Bestrahlungsplanungs-CT und Simulation umgedreht. Dies ist in die Entscheidung des behandelnden Arztes gestellt und trägt der individuellen Tumorerkrankung Rechnung. 14 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 15 6. WELCHES BESTRAHLUNGSGERÄT – WELCHES BESTRAHLUNGSVERFAHREN? In unserer Klinik stehen alle modernen technischen Verfahren der Strahlentherapie einschließlich bestimmter Spezialverfahren wie der intensitätsmodulierten Strahlentherapie (IMRT) oder der Brachytherapie des Prostatakarzinoms zur Verfügung. Wir verwenden unterschiedliche Bestrahlungsgeräte. Sie unterscheiden sich dadurch, dass die Strahlung von außen durch die Haut eindringt (perkutane Bestrahlung am Linearbeschleuniger) oder dass die Strahlenquelle in den Körper eingeführt wird (Brachytherapie mit dem Afterloadinggerät). Da Tumoren oberflächlich unter der Haut oder tief im Körper liegen können, verwenden wir unterschiedliche Strahlenarten, um jeden Tumor optimal zu erreichen. Die Wirkung dieser verschiedenen Strahlen am Krankheitsherd ist jedoch gleichartig. Wir unterscheiden im Wesentlichen folgende Bestrahlungsarten: Linearbeschleuniger: Er liefert zwei Arten von Strahlung: a) Photonenstrahlung: Ultraharte Röntgenstrahlung für tief liegende Tumoren z. B. im Brustkorb und im Bauchraum. b) Elektronenstrahlung: Zur speziellen Behandlung von Krankheitsherden, die in der Haut oder wenige Zentimeter darunter liegen. Da Elektronen im Gewebe sehr stark „gebremst“ werden, dringen sie nicht tief ein, so dass tiefer liegende gesunde Gewebe 15 Strahlenklinik 10.12.2008 9:08 Uhr Seite 16 und Organe hervorragend vor einer Strahlenbelastung geschützt werden können. Afterloadinggerät (Brachytherapie): Bei bestimmten Tumorerkrankungen werden vom Arzt zunächst Applikatoren, z. B. Schläuche oder Nadeln, in Körperöffnungen gelegt (intrakavitäre Therapie) oder direkt in den Tumor eingebracht (interstitielle Therapie). Erst nach Röntgenkontrolle der Applikatoren und genauer Berechnung der Strahlenverteilung wird eine kleine Strahlenquelle ferngesteuert aus dem Afterloadinggerät eingefahren. Die Strahlung wird dadurch in direkten Kontakt zum Tumor gebracht und dort auf kleinem Raum konzentriert. Der Eingriff dauert meist nur 20 bis 30 Minuten. Die Therapie eignet sich – häufig in Verbindung mit der perkutanen Bestrahlung – sehr gut für Tumoren des Unterleibs, der Mundhöhle, der Speiseröhre oder der Luftwege. Die Angst einiger Patienten vor solchen Behandlungen ist unbegründet: Manche 16 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 17 Eingriffe sind völlig schmerzlos und ambulant möglich, andere könnten Schmerzen verursachen und werden deshalb in einer kurzen Narkose und stationär durchgeführt. Als Spezialverfahren zur Behandlung von Prostatakarzinomen stehen in unserer Klinik die Seed-Behandlung (LDR-Brachytherapie) und die HDR-Brachytherapie zur Verfügung. Diese Behandlung wird in Zusammenarbeit mit einem kooperierenden Urologen durchgeführt. Die Wahl des Behandlungsverfahrens richtet sich nach den Charakteristika der Tumorerkrankung. 17 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 18 7. DER ZEITPLAN Wir stellen vor Beginn einer Strahlenbehandlung stets einen Terminplan auf. Sie erfahren, wie viele Tage oder Wochen Sie voraussichtlich bestrahlt werden. Sie müssen allerdings bedenken, dass Zahl und Art der Bestrahlungen während der Behandlung bisweilen geändert werden müssen. Wir richten uns nach Ihrem Befinden, eventuellen Nebenwirkungen und dem Ansprechen des Tumors auf die Strahlenbehandlung. 8. DIE ERSTE BESTRAHLUNG Vor der ersten Strahlenbehandlung werden wir Ihnen alle Einzelheiten erklären. Die Bestrahlung selbst ist schmerzlos und dauert je nach Bestrahlungstechnik und Lage des Krankheitsherdes mehrere Sekunden oder Minuten. Die meisten Bestrahlungen werden im Liegen auf einem speziellen Tisch durchgeführt. Im Behandlungsraum dauert die Vorbereitung zur Bestrahlung meist wesentlich länger als die Strahlenbehandlung selber: Sie müssen richtig auf dem Bestrahlungstisch gelagert werden, eventuell ist es notwendig, Hilfsmittel wie Kopf- und Armstützen anzubringen. Das Bestrahlungsgerät wird auf den vorher bestimmten Winkel sowie die berechnete Feldgröße eingestellt. Die individuellen Feldanpassungen werden mit Lamellenkollimatoren durchgeführt. Meist wird die Bestrahlung aus mehreren Richtungen vorge18 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 19 nommen. Die Einstellung der weiteren Felder erfolgt entweder per Hand im Bestrahlungsraum oder ferngesteuert vom Schaltraum aus. Bei beiden Techniken sind die vorher berechneten individuellen Feldanpassungen gewährleistet. Bei der Bestrahlung muss das Personal den Raum aus Strahlenschutzgründen verlassen. Wir stehen jedoch mit Ihnen in ständiger Sicht- und Sprechverbindung; Sie können sich in normaler Lautstärke während der Bestrahlung mit uns verständigen. Sie sollten dies aber nur in dringenden Fällen tun. Es ist nämlich außerordentlich wichtig, dass Sie während der Bestrahlung ruhig liegen. Nur so bleibt der Krankheitsherd voll im Bestrahlungsbereich. Während der Bestrahlungsserie finden regelmäßig – in der Regel einmal pro Woche – Gespräche mit Ihrem Arzt am Bestrahlungsgerät statt. Sollten Sie zwischendurch mit einem Arzt sprechen wollen, wenden Sie sich bitte an die Technische Assistentin an Ihrem Bestrahlungsgerät. 19 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 20 9. SICHERHEITSVORKEHRUNGEN UND QUALITÄTSSICHERUNG Für den Erfolg der Strahlentherapie ist es wesentlich, dass Sie bei jeder Bestrahlung genau die vorgeschriebene Strahlenmenge erhalten. Um dieses zu gewährleisten, gelten für alle Bestrahlungsgeräte strenge gesetzliche Regelungen zur Qualitätssicherung. Die verabreichte Strahlenmenge wird mit zwei voneinander unabhängigen Messeinrichtungen gleichzeitig erfasst und genau dokumentiert. Die Therapiegeräte werden im laufenden Betrieb außerdem durch eine Vielzahl sicherheitstechnischer Steuerungen kontrolliert. Speziell ausgebildete Ingenieure und Techniker überprüfen die Geräte täglich und warten sie in vorgeschriebenen Abständen. 20 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 21 Im Laufe der Bestrahlung werden regelmäßig Kontrollaufnahmen der Bestrahlungsfelder durchgeführt. Diese Feldkontrollaufnahmen werden mit den Simulationsbildern verglichen, um die korrekte Einstellung der Bestrahlungsfelder zu gewährleisten. Regelmäßig erfolgt eine Überprüfung unserer Bestrahlungsgeräte durch externe Sachverständige (TÜV). Darüber hinaus erfolgt eine regelmäßige Zertifizierung bzw. Überprüfung der Abteilung durch externe Gutachter, beispielsweise im Rahmen des Brustzentrums oder durch die staatlichen Aufsichtsbehörden. 21 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 22 10. WAS SOLLEN SIE WÄHREND DER STRAHLENBEHANDLUNG BEACHTEN? Wie bei der Operation und Chemotherapie können auch bei der Bestrahlung bestimmte Nebenwirkungen auftreten. Voraussetzung für eine Tumorheilung ist natürlich die strahlenbedingte Vernichtung des Tumorgewebes. Da dessen Zerfallsprodukte vom Körper verarbeitet werden müssen, können sich vorübergehend das Allgemeinbefinden und der Appetit verschlechtern. Auch eine Gewichtsabnahme ist möglich. Ebenso kann gesundes mitbestrahltes Gewebe (z. B. Haut oder Darm) mit Reizerscheinungen reagieren. Bei auftretenden Beschwerden oder Unklarheiten sollten Sie stets bei Ihrem Strahlentherapeuten nachfragen. Die Nebenwirkungen selbst hängen entscheidend vom bestrahlten Körperbereich ab. Wir geben Ihnen deshalb vor Bestrahlungsbeginn im Rahmen des Aufklärungsgespräches gezielte Informationen über eventuelle Nebenwirkungen und Hinweise für deren Behandlung. Es ist wichtig, dass Sie sich während und nach der Strahlenbehandlung ausgewogen ernähren und sich genügend Ruhe gönnen. Das sollte aber nicht Inaktivität bedeuten: Leichte körperliche Bewegung wie Spazieren22 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 23 gehen, Nordic-Walking oder Fahrradfahren wirken oft günstig. Vermeiden Sie jedoch Überlastung. Falls Sie hierzu Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt am Bestrahlungsgerät. Wir bitten Sie, die Hautmarkierungen nicht zu entfernen, da diese zu einer genau reproduzierbaren Einstellung notwendig sind. Die Bestrahlungsregionen dürfen nur nach Rücksprache mit dem Strahlentherapeuten gewaschen und ausschließlich mit den von ihm empfohlenen Pudern, Cremes, Salben und Lösungen behandelt werden. Schützen Sie die Felder vor Verletzungen durch Reiben, Druck oder Reizungen. Vermeiden Sie in den Bestrahlungsfeldern Hitzeeinwirkungen, z. B. durch Wärmflaschen, Rotlicht, Heizlampen und Sonnenbestrahlung oder Kälteanwendung, z. B. durch Eispackungen. Vor allem bei Bestrahlungen im Kopf-, Halsund Lungenbereich verstärken Rauchen und Alkohol die Nebenwirkungen, weswegen beides dringend unterlassen werden sollte. 23 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 24 11. NACHUNTERSUCHUNGEN Nach der Tumorbehandlung sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich. Diese erfolgen im Allgemeinen in den ersten 2 Jahren alle 3 Monate, im 3. bis 5. Jahr alle 6 Monate und später einmal pro Jahr. Die Nachsorgeuntersuchungen werden in Zusammenarbeit mit Ihren behandelnden Ärzten (Hausarzt, Facharzt, Strahlentherapeut) durchgeführt. Die Häufigkeit Ihrer Kontrolltermine in der Strahlenklinik richtet sich nach der Art der Erkrankung, den möglicherweise bei Ihnen aufgetretenen Nebenwirkungen und nach Betreuungsmöglichkeiten durch andere Kollegen. Nachsorgeuntersuchungen sollen Auskunft über den Erfolg der Behandlung sowie deren Verträglichkeit geben. Sollte ein eventueller Rückfall der Erkrankung auftreten, kann dieser bei Nachsorgeuntersuchungen frühzeitig erkannt und dann wirksam behandelt werden. Beim Auftreten neuer Beschwerden sollten Sie – auch außerhalb der vereinbarten Termine – neben Ihrem behandelnden Arzt den Strahlentherapeuten aufsuchen. Bedenken Sie, dass viele Nebenerkrankungen Symptome verursachen, die Sie fälschlicherweise mit Ihrer früheren Tumorerkrankung oder der Strahlenbehandlung in Verbindung bringen können. Solche Missverständnisse lassen sich im gemeinsamen Gespräch mit Ihrem Strahlentherapeuten und den anderen betreuenden Ärzten ausräumen. 24 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 25 25 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 26 12. WIE GEHT ES NACH DER STRAHLENBEHANDLUNG WEITER? Während und nach einer Tumorbehandlung können vielerlei Probleme persönlicher, familiärer oder beruflicher Art auftreten. Oft scheinen diese Probleme belastender als die Tumorbehandlung selbst. Um Ihrer individuellen Situation gerecht zu werden, sollten Sie von der Sozialberatung in unserem Hause Gebrauch machen. Hier erhalten Sie Informationen über die Zuständigkeit von Ämtern für soziale Leistungen (Versorgungsamt, Versicherungen, Krankenkasse und Sozialamt) sowie Hilfestellung bei der Beantragung von Rehabilitationsmaßnahmen, sofern diese ärztlicherseits empfohlen werden. Die Ärzte unserer Klinik, Krankenhausseelsorger, Sozialarbeiter und Selbsthilfegruppen helfen Ihnen gerne bei der Bewältigung Ihrer persönlichen Probleme. Auf Wunsch vermitteln wir Ihnen gerne weitere Beratungsadressen oder Gesprächstermine. Menschen, die tagtäglich mit der Behandlung und Betreuung von Tumorkranken befasst sind oder Patienten, die selber eine solche Krankheit überwunden haben, werden Ihre Fragen am besten beantworten können. Gemeinsam möchten wir Ihnen bei der Überwindung Ihrer Erkrankung zur Seite stehen. 26 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 27 Vakat oder Bild? 27 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 28 13. ERKLÄRUNG VON FACHBEGRIFFEN Afterloadinggerät Gerät, das die Strahlenquelle ferngesteuert in einen Applikator einfährt. Wird in der Brachytherapie verwendet (Nachladegerät). Bestrahlungsplanung Festlegung des Körperbereiches, der mit der Strahlentherapie erfasst werden soll, Festlegung der für diesen Zweck optimalen Bestrahlungstechnik. Brachytherapie Bestrahlung mit einer nahe am oder im Tumor liegenden Strahlenquelle. Man unterscheidet intrakavitäre und interstitielle Therapie (siehe dort). Chemotherapie Medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen mit speziellen Medikamenten. Computertomographie (CT) Computergestützte Röntgenuntersuchung, bei der Querschnittsbilder des Körpers erstellt werden. Elektronenstrahlung Elektrisch geladene Teilchen hoher Energie. HDR-Brachytherapie der Prostata Spezialverfahren, das in Ergänzung zu einer perkutanen Strahlenbehandlung der Prostata eingesetzt wird. Hierbei wird eine Bestrahlungsquelle im Rahmen einer kurzen Narkose für kurze Zeit in die Prostata eingeführt und danach wieder entfernt. Intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT) Spezialverfahren, das eine besonders individuelle Dosisverteilung im Gewebe zulässt. 28 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 29 Häufiger Einsatz: Strahlenbehandlung von Tumoren der Rachen- und Halsregion. Interstitielle Brachytherapie Eine oder mehrere Strahlenquellen werden durch einen operativen Eingriff direkt in den Tumor eingebracht. Intrakavitäre Brachytherapie Eine oder mehrere Strahlenquellen werden mit einem Applikator in einer Körperhöhle (z. B. Scheide, Speiseröhre) an den Tumor gebracht. Ionisierende Strahlung Sammelbegriff für energiereiche Strahlung wie Photonen- und Elektronenstrahlung. Kernspintomographie (MRT) Computergestütztes Verfahren, das mit Hilfe magnetischer Felder Bilder des Körpers erzeugt. Lamellenkollimator Strahlenblende aus vielen schmalen verschieblichen Metallblöcken (Lamellen) zur Erzeugung individuell geformter Strahlenfelder, auch Multileaf-Collimator (MLC) genannt. LDR-Brachytherapie Siehe Seed-Behandlung. Linearbeschleuniger (LINAC) Bestrahlungsgerät, mit dem Photonen- und Elektronenstrahlen erzeugt werden. Metastase Absiedlung eines Tumors an einer anderen Stelle des Körpers. 29 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 30 Nuklearmedizinische Diagnostik Darstellung und Funktionsprüfung von Organen mit in den Körper eingebrachten strahlenden Substanzen. Onkologie Lehre von den tumorbedingten Krankheiten. Perkutane Bestrahlung Bestrahlung des Tumors mit einer Strahlenquelle von außen durch die Haut. Photonenbestrahlung Elektromagnetische Strahlung z. B. Röntgenbestrahlung aus Linearbeschleunigern oder Gammastrahlung aus strahlenden Substanzen wie Iridium. Radioonkologe Arzt für Strahlentherapie. Seed-Behandlung Spezialverfahren für die Therapie von Prostatakarzinomen im frühen Erkrankungsstadium. Hierbei werden kleine Strahlenquellen dauerhaft in die Prostata eingeführt und führen so zur Zerstörung der Krebszellen. Therapiesimulator (Simulator) Röntgengerät, mit dem Größe und Lage der Bestrahlungsfelder am Patienten eingestellt (simuliert) und dokumentiert werden können. 30 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 31 Herausgeber: Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie St. Vincentius-Kliniken Steinhäuserstraße 18, 76135 Karlsruhe Textgestaltung: 1. Auflage 1982 (K. Reisner, W. Haase, Ch. Hillmer, S. Schmid, K. Spesshardt) 2. überarbeitete Auflage 2000 (W. Haase, K. Reisner, S. Schmid, G. Gauß, U. Giesche, J. Zibat, H. Jahn, G. Keller, A. Weischede) 3. überarbeitete Auflage 2002 (W. Haase, K. Reisner, S. Schmid, G. Gauß, U. Giesche, J. Zibat, H. Jahn, G. Keller, A. Weischede) 4. überarbeitete Auflage 2008 (J. Claßen, G. Gauß, U. Giesche, J. Zibat, S. Tremmel) Fotos: M. Leidert Gesamterstellung: Badenia Verlag und Druckerei GmbH Karlsruhe Copyright 2008 by St. Vincentius-Kliniken gAG 31 Strahlenklinik 10.12.2008 9:09 Uhr Seite 32 Medizinisches Versorgungszentrum St. Vincentius-Kliniken Karlsruhe gAG Priv.-Doz. Dr. med. Johannes Claßen Facharzt für Strahlentherapie Steinhäuserstr. 18 76135 Karlsruhe Tel. 0721/8108-5100 Sie erreichen uns mit folgenden öffentlichen Verkehrsmitteln: Bus 55: Haltestelle Steinhäuserstraße TRAM 1: Haltestelle Europahalle / 150 Meter entfernt TRAM 2: Haltestelle ZKM / ca. 500 Meter entfernt Parkplätze für Taxi und Selbstfahrer zur ambulanten Strahlentherapie stehen direkt an der Klinik kostenlos zur Verfügung