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Paris: Bayard; 2000. 8 Cramer B, Palacio F, Dufour R, Gottardi P-Y, Knauer D. Trente-six encoprétiques en thérapie. Psychiatr Enfant 1983;26:309–410. Cramer B, Palacio F. La pratique des psychothérapies mères-bébés. Le fil rouge. Paris: PUF; 1993. 11 Winnicott DW. La consultation thérapeutique et l’enfant. Paris: Gallimard; 1972. 12 Palacio F. La place de la parentalité dans les processus d’organisation et de désorganisation psychique chez l’enfant. Psychologie clinique et projective 2000;6:15–29. Forum Erfahrungen mit dem therapeutischen Einsatz von Clozapin1 ■ M. C. G. Merlo, Genève; F. Müller-Spahn, Basel; F. Seywert, Lausanne; W. Strik, Bern; D. Umbricht, Zürich prazol (Abilify®). Das Clozapin (Leponex®) stand meist als Modellsubstanz Pate. Die Beurteilungskriterien für antipsychotisch wirksame Substanzen haben sich in den vergangenen 20 Jahren erheblich verändert: Stand früher ausschliesslich die Besserung der Positivsymptomatik im Mittelpunkt, erwartet man heute von neuen Antipsychotika neben einer günstigen Beeinflussung der produktiv psychotischen Symptomatik vor allem eine Besserung der Negativsymptomatik, affektiver Störungen und kognitiver Dysfunktionen, einen günstigen Effekt auf chronifizierte Verläufe, das weitgehende Fehlen von extrapyramidalmotorischen Störungen und daraus resultierend eine Besserung der Lebensqualität. Clozapin nimmt aufgrund seines speziellen pharmakologischen Wirkprofils und seiner Wirksamkeit, insbesondere bei therapieresistenten Verläufen, nach wie vor eine Sonderstellung ein. Die Überlegenheit von Clozapin über klassische Antipsychotika (z.B. Haloperidol) ist insbesondere für therapieresistente schizophrene Störungen gut dokumentiert [2]). Es gibt jedoch vermehrt Hinweise darauf, dass Clozapin auch bei nicht therapieresistenten schizophrenen Störungen und bei schizoaffektiven und bipolaren Störungen besser wirksam ist [3]. Da in den letzten 10 Jahren eine grosse Vielfalt an neuen Substanzen in der Behandlung psychotischer Störungen eingeführt wurde, ist der Einsatz von Clozapin in Bezug zu diesen zu definieren. Zu den Antipsychotika der neuen beziehungsweise zweiten Generation gehören: Risperidon, Olanzapin, Amisulprid, Quetiapin und Sertindol. Verschiedene andere Antipsychotika 1 Die Expertengruppe erhielt eine finanzielle Unterstützung von Novartis (Schweiz) AG. SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE 155 ■ 6/2004 Im folgenden werden die 1997 veröffentlichten Empfehlungen für den therapeutischen Einsatz von Clozapin [1] auf den Stand des heutigen Wissens angepasst. Sie geben lediglich die Meinung dieses Expertengremiums wieder. Jeder Arzt, der sich für eine der dargestellten Empfehlungen entscheidet, handelt im Rahmen seiner ärztlichen Kurierfreiheit selbstverantwortlich. Einführung Die Entwicklung der Psychopharmakologie vollzog sich in den vergangenen fünfzig Jahren im wesentlichen in zwei Wellen: In den 1950ern und Anfang der 1960er Jahre wurden alle – mit Ausnahme der Nootropika – auch noch heute geltenden Prototypen von Psychopharmaka entwickelt. Die Zeit seit Mitte der 1980er Jahre gilt zu Recht wieder als besonders kreativ und innovativ. Markante Beispiele sind im Bereich der Antipsychotika der neueren Generation Substanzen wie Risperidon (Risperdal®), Olanzapin (Zyprexa®),Amisulprid (Solian®), Quetiapin (Seroquel®), Sertindol (Serdolect®), Ziprasidon (Zeldox®) und Aripi- Korrespondenz: Marco C. G. Merlo Dépar tement de psychiatrie Ser vice de psychiatrie adulte Hôpitaux Universitaires de Genève Secteur 4-Pâquis Rue de Lausanne 67 CH-1202 Genève e-mail: [email protected] 286 stehen vor der Zulassung in der Schweiz (Aripiprazol, Ziprasidon). Clozapin (Firma Novartis) wurde in der Schweiz 1958 entwickelt und ist hier schon seit 1972 eingeführt. Indikationen für den Einsatz von Clozapin Referenz für den Einsatz von Clozapin in der Schweiz ist die Fachinformation (siehe Schweiz. Arzneimittelkompendium), wie sie von der Swissmedic genehmigt wurde. Für die Indikationsstellungen von Clozapin lautet diese: A. Therapieresistente Schizophrenie Leponex® ist nur bei therapieresistenten schizophrenen Patienten indiziert, die nachweislich auf klassische Neuroleptika nicht oder nicht befriedigend ansprechen oder auf diese mit schweren extrapyramidalen Nebenwirkungen, insbesondere Spätdyskinesien, reagieren. B. Reduktion (länger fristig) des wiederholten suizidalen Verhaltens bei Schizophrenie und schizoaffektiver Störung Leponex® ist indiziert, um längerfristig das Risiko wiederholten suizidalen Verhaltens bei Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung zu verringern, bei denen ein solches Risiko auf Grund der Krankheitsgeschichte und des gegenwärtigen klinischen Bildes angenommen wird. 4. Vorgehen bei partieller oder vollständiger Therapieresistenz unter anderen Antipsychotika; 5. Vorgehen bei Rückfall unter prophylaktischer Dauermedikation. C. Psychose im Verlauf eines Morbus Parkinson 1.1 Behandlung der ersten psychotischen Episode Leponex® ist bei Psychosen im Verlauf eines Morbus Parkinson nach Versagen der Standardtherapie angezeigt [4, 5]. Das Versagen der Standardtherapie wird definiert als fehlende Kontrolle der psychotischen Symptome und/oder das Auftreten von funktional unakzeptablen Verschlechterungen der motorischen Symptome, nachdem folgende Massnahmen durchgeführt wurden: – Absetzen der anticholinergen Medikation inkl. trizyklischer Antidepressiva, – versuchsweise Reduktion der Dosis von Anti-Parkinson-Medikamenten mit dopaminerger Wirkung. Unter Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit (d.h. in den ersten 18 Wochen wöchentliche Kontrolle der Leukozytenzahl und danach monatliche Bestimmungen) haben über 30 Jahre klinische Erfahrungen gezeigt, dass im Interesse des Patienten die erwähnten Kriterien auf den speziellen Fall abzustimmen sind und dass im Rahmen der ärztlichen Kurierfreiheit auch andere Indikationsstellungen und Anwendungsformen für Clozapin therapeutisch sinnvoll sind. Dabei ist zu berücksichtigen, dass dieses spezielle Prozedere durch eine umfassende, besonders sorgfältige Dokumentation der Begründung und Durchführung juristisch abgesichert wird. Ebenfalls ist es notwendig, vor Behandlungsbeginn zumindest einen mündlichen «Informed Consent» vom Patienten einzuholen (generell ist aber die Einholung eines schriftlichen Einverständnisses zu empfehlen). Bei Gefahr in Verzug (akute Suizidalität oder Fremdgefährdung) und der Kenntnis eines früheren guten Ansprechens auf Clozapin kann von dem behandelnden Arzt ein «Handeln ohne Auftrag» erwogen werden. Soweit es möglich ist, sollte dann aber die Zustimmung der Angehörigen vorgängig eingeholt werden. Unter Mittel der ersten Wahl wird das Medikament verstanden, das bei einer bestimmten Episode als erstes gegeben wird. Die Antipsychotika der zweiten Generation (siehe oben) gelten allgemein als Mittel der ersten Wahl bei Patienten mit einer ersten psychotischen Episode [3, 6]. Insbesondere bei katatonem Syndrom (v.a. Stupor), starker Desorganisation des Denkens und affektiven Mischzuständen (d.h. starken Affektschwankungen) sowie bei schizophrenen und schizoaffektiven Störungen mit Suizidalität kann Clozapin als Mittel erster Wahl eingesetzt werden [7]. Darüber hinaus kommt bei NichtAnsprechen der initialen Medikation eine frühe Umstellung auf Clozapin in Betracht. 1.5 Vorgehen bei Rückfall unter prophylaktischer Dauermedikation Patienten, die einen Rückfall nach einer Teiloder Vollremission unter Dauermedikation mit einem anderen Antipsychotikum erleiden und vorher noch nicht mit Clozapin behandelt wurden, sollten einen Behandlungsversuch mit Clozapin erhalten. Dies gilt besonders für Patienten, die in der Psychose suizidal oder aggressiv sind. Die anderen Kriterien für die Behandlung der ersten psychotischen Episode sollten ebenfalls geprüft werden (siehe 1.1). 1.2 Rückfallprophylaxe nach Vollremission unter Clozapin Bei vollständiger Remission unter Clozapin sollten Dosis und Zeitpunkt der Verabreichung (meist vor der Nachtruhe) so angepasst werden, dass der Patient tagsüber möglichst wenig sediert ist. Bei guter Verträglichkeit wird dann eine Umstellung auf Antipsychotika der zweiten Generation nicht empfohlen. 2. Umstellung von klassischen Antipsychotika und Antipsychotika der neuen Generation auf Clozapin Man geht von einer ungenügenden Wirksamkeit eines Medikamentes aus, wenn die antipsychotische Wirkung nach einem Zeitraum von mindestens 4 Wochen unter ausreichender Dosierung ausbleibt oder unvollständig ist. In diesem Fall wird heute vor dem Einsatz von Clozapin ein Therapieversuch mit einem Antipsychotikum der zweiten Generation empfohlen. Führt auch dieser Versuch zu keiner zufriedenstellenden Verbesserung nach weiteren 4 Wochen, ist eine Umstellung auf Clo- Grundsätzlich sollten bei einem Wechsel von einem klassischen Antipsychotikum oder einem Antipsychotikum der zweiten Generation auf Clozapin folgende Punkte beachtet werden: 1. Die Umstellung sollte überlappend erfolgen. 2. Das abzusetzende Medikament sollte langsam ausgeschlichen werden. 3. Während der Umstellung sollten Patienten engmaschiger im Hinblick auf die Exarzerbation der zugrundeliegenden psychotischen Störung beobachtet werden (differentialdiagnostisch sind Absetzphänomene abzugrenzen). Bei einer Umstellung von einem klassischen Antipsychotikum sind folgende Punkte zu bedenken: 1. Wenn von nieder- und mittelpotenten trizyklischen Substanzen (z.B. Levomepromazin), die wie Clozapin eine starke anticholinerge Wirkung haben, umgestellt werden soll, kann es zu epileptischen Anfällen, deliranten Syndromen und anderen Folgen einer erhöhten cholinergen Blockade kommen. 2. Da bei trizyklischen Antipsychotika (z.B. Flupentixol, Fluphenazin) ebenfalls eine erhöhte Gefahr von Agranulozytosen besteht, sollten diese Substanzen nur über einen möglichst kurzen Zeitraum während der Umstellungsphase zusammen mit Clozapin verabreicht werden. 3. Falls anamnestisch eine Selbst- und Fremdgefährdung vorhanden ist, bedarf es besonderer Vorsicht und ein Medikamentenwechsel sollte als ein länger andauernder, überlappender Umstellungprozess geplant werden. SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE 155 ■ 6/2004 1.3 Rückfall nach Absetzen der Medikation Bei einem Rückfall nach einer Zeit mit Teiloder Vollremission, der durch Absetzen des ursprünglichen erfolgreichen Antipsychotikums oder Non-Compliance ausgelöst wurde, empfiehlt es sich, das gleiche Medikament nochmals einzusetzen. Im Falle des Clozapins bedeutet es, dass es als Mittel der ersten Wahl für die psychotische Episode eingesetzt wurde (siehe 1.1). Falls der Patient länger als 2 Tage medikamentenfrei war, muss Clozapin wieder langsam aufdosiert werden (siehe Dosierungsschema weiter unten). 1. Anwendungen von Clozapin bei nichtorganischen psychotischen Störungen In den letzten Jahren hat die Früherkennung und -behandlung psychotischer Störungen grosse Fortschritte gemacht. Wegen der Schwierigkeit der Diagnosestellung in der initialen Phase wird allgemein erst nach einem längeren Beobachtungszeitraum, die Diagnose einer schizophrenen Störung gestellt. Für die medikamentöse Behandlung hat sich die folgende Einteilung bewährt: 1. Behandlung der ersten psychotischen Episode; 2. Rückfallprophylaxe nach Vollremission unter Clozapin; 3. Rückfall nach Absetzen der Medikation; 287 zapin indiziert. Ein Wechsel auf Clozapin kann früher oder später auch notwendig sein, wenn trotz Dosisreduktion und adäquater Begleitmedikation eine subjektiv schwerwiegende Akathisie und/oder ein Parkinsonoid weiterbestehen. Dies sollte besonders im Zusammenhang mit Suizidalität erwogen werden, da gute Hinweise bestehen, dass das Suizidrisiko unter Clozapin reduziert wird. Beim Auftreten von ersten Zeichen einer Spätdyskinesie empfiehlt es sich, möglichst rasch auf Clozapin umzustellen [8]. 1.4 Vorgehen bei par tieller oder vollständiger Therapieresistenz unter anderen Antipsychotika Vor der Umstellung von einem Depotneuroleptikum auf Clozapin sollten die möglichen Konsequenzen einer Non-Compliance gegen die erhofften Vorteile einer ClozapinTherapie sorgfältig abgewogen werden. Zum Zeitpunkt der vorgesehenen nächsten Injektion wird mit der Clozapin-Therapie begonnen und das klassische Antipsychotikum sollte in oraler Form langsam ausgeschlichen werden. Wenn bei Patienten mit Negativsymptomatik ein Ausschleichen des klassischen oralen Antipsychotikums und eine Washout-Phase (mindestens 2–4 Wochen) vor der Gabe von Clozapin durchführbar sind, kann dieses Prozedere die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Negativsymptomen (Medikamenten-induziert) erleichtern. Bei der Umstellung von einem Antipsychotikum der zweiten Generation auf Clozapin sollten die gleichen Vorsichtsregeln wie für die klassischen Antipsychotika berücksichtigt werden. Obwohl Antipsychotika der zweiten Generation gewisse pharmakologische Eigenschaften teilen, unterscheiden sie sich zum Teil erheblich in bezug auf ihr agonistisches und antagonistisches Profil an bestimmten Rezeptoren. Auch wenn die Rolle dieser unterschiedlichen Eigenschaften für die klinische Wirkung noch weitgehend im dunkeln liegt, ist die Annahme berechtigt, dass sie nicht unerheblich sind und sich die klinische Wirkung von Antipsychotika der zweiten Generation aus diesem Grund bei bestimmten Patienten unter Umständen signifikant unterscheidet [3]. Bei einer Substitution eines Antipsychotikums der zweiten Generation durch ein anderes muss mit einer symptomatischen Verschlechterung gerechnet werden; andererseits kann bei einem ungenügenden Ansprechen auf ein Antipsychotikum der zweiten Generation ein anderes zu einer Verbesserung führen. Insbesondere ist grösste Zurückhaltung geboten, wenn Clozapin bei guter oder zufriedenstellender klinischer Wirkung aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen durch ein anderes Antipsychotikum der zweiten Generation ersetzt werden soll. Es sind zum Teil nach Substitution von Clozapin psychotische Exarzerbationen beobachtet worden; zudem könnte das Ansprechen auf Clozapin verlorengehen. Andererseits gibt es Hinweise, dass bei therapierefraktären Patienten, die auf ein erstes Antipsychotikum nicht genügend ansprechen, Clozapin noch zu einer Verbesserung führen kann. Verwirrtheitszuständen reduziert werden. Bei Kindern und Jugendlichen sowie im ambulanten Bereich empfiehlt es sich, ebenfalls mit 12,5 mg zu beginnen. Die erste Gabe («Testdosis») sollte nicht abends erfolgen, damit eventuell auftretende Nebenwirkungen wie Verwirrtheit oder delirante Zustände bemerkt werden können. Falls diese Dosis gut vertragen wird (Kontrolle des Blutdrucks und der Pulsfrequenz sowie des Psychostatus), können am ersten Tag im Abstand von mindestens 2–3 Stunden weitere 25 mg Clozapin gegeben werden. Im Ausnahmefall kann bereits am ersten Tag eine höhere Dosis erreicht werden; dies verlangt jedoch eine sorgfältige Indikationsstellung und eine intensive Überwachung im stationären Bereich (Gefahr von deliranten Zuständen, epileptischen Anfällen und/oder hypotonen Krisen). Bei jungen Erwachsenen wird eine Steigerung um 25 bis 50 mg jeden zweiten Tag in der Regel problemlos vertragen. Nur unter engmaschiger täglicher Überwachung sind auch tägliche Steigerungen um maximal 50 mg möglich. Während der akuten Krankheitsphase ist eine Dosis von 250 bis 400 mg/die bei den meisten Patienten ausreichend. Bei Kindern und Jugendlichen sowie Ersterkrankten ist ein Dosisbereich von 50 bis 150 mg/die angezeigt.Aufgrund der individuell sehr unterschiedlichen Plasmaspiegel bei gleicher Dosierung und der allgemein sehr variierenden Dosis–Wirkungsbeziehung ist die optimale Dosis immer aufgrund der klinischen Beurteilung zu finden. Sie kann zwischen unter 100 mg und 600 mg und darüber liegen und ist immer als der individuell beste Kompromiss aus Symptomreduktion und Nebenwirkungen zu verstehen. Die Höchstdosis von 600 mg/die muss zwar nur selten erreicht werden, in Ausnahmefällen führen allerdings auch noch Dosierungen bis 900 mg/die zu einer zufriedenstellenden Besserung. Zusätzlich ist zu beachten, dass sich bei manchen Patienten eine klinisch bedeutsame Verbesserung langsam über Monate entwickeln kann. Zur Erhaltungstherapie kann die Dosis in der Regel zur Vermeidung von unerwünschten Begleiteffekten reduziert werden; eine typische Dosierung liegt zwischen 150 und 300 mg. Es empfiehlt sich, die Tagesdosis auf 2 oder 3 Einzeldosen zu verteilen, wobei die höchste Einzeldosis zur Nacht gegeben werden sollte, um den sedierenden Effekt tagsüber zu vermeiden und die schlaffördernde Wirkung zu nutzen. In der Erhaltungsphase, bei unkomplizierten Fällen oder aus organisatorischen Gründen kann allerdings auch die Einmalgabe erwogen werden, die ebenfalls zur Nacht erfolgen sollte. Einzeldosen von 200 mg sollten jedoch nicht überschritten werden. Wurde die Clozapin-Behandlung für mehr als zwei Tage unterbrochen, gelten – entsprechend den Empfehlungen der Firma Novartis Pharma Schweiz, Bern – die Regeln für eine Neueinstellung, das heisst wöchentliche Leukozytenkontrollen und einschleichende Dosierung. Der Patient sollte nach einem solchen Unterbruch mit seinem be- handelnden Arzt die Wiederaufnahme der Clozapin-Behandlung besprechen. Wichtig erscheint eine gute Übergabe der Informationen bei einem Wechsel von stationärer zu ambulanter Behandlung. Zu diesem Zwecke wurde von der Firma Novartis Pharma Schweiz, Bern, ein Medikamentenpass entwickelt. SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE 155 ■ 6/2004 3. Dosierungsanleitung A. Therapieresistente Schizophrenie und B. Reduktion (länger fristig) des wiederholten suizidalen Verhaltens bei Schizophrenie und schizoaffektiver Störung Es empfiehlt sich, Clozapin zunächst in einer Anfangsdosis von 25 mg zu verabreichen. Bei älteren Patienten kann mit einer Erstmedikation von 12,5 mg das Risiko von orthostatischen Dysregulationen oder von 288 C. Psychose im Verlauf eines Morbus Parkinson Zunächst sollte der Versuch unternommen werden, die Dosierung von Medikamenten, die eine Psychose oder Bewusstseinseintrübungen auslösen oder verstärken können (insbesondere Levodopa, Anticholinergika, Amantadin, Selegilin, Dopamin-Agonisten, trizyklische Antidepressiva und Benzodiazepine), zu reduzieren. Nur falls diese Massnahme nicht zu einer Verbesserung der Symptomatik führt oder das Auftreten von nicht tolerierbaren Parkinson-Symptomen verursacht, ist eine Behandlung mit einem Antipsychotikum in Erwägung zu ziehen. Die Behandlung mit Clozapin sollte mit einer viertel Tablette mit 25 mg (6,25 mg) in einer einmaligen Dosis am Abend begonnen werden. Die Initialdosis darf 12,5 mg (eine halbe Tablette mit 25 mg) täglich in einer einmaligen Dosis am Abend nicht überschreiten. Die nachfolgenden Dosiserhöhungen dürfen maximal in Schritten von 12,5 mg vorgenommen werden mit höchstens zwei Schritten pro Woche bis zu maximal 50 mg, einer Dosis, die nicht vor dem Ende der zweiten Woche erreicht werden darf. Es wird empfohlen, die tägliche Gesamtdosis vorzugsweise in einer Einmaldosis am Abend zu geben. Dosiserhöhungen sollten begrenzt oder aufgeschoben werden, wenn orthostatische Hypotension, übermässige Sedierung oder Verwirrungszustände auftreten. Während der ersten Wochen der Behandlung ist der Blutdruck zu kontrollieren. Die durchschnittliche wirksame Erhaltungsdosis beträgt üblicherweise 25–37,5 mg/ die. Falls die Behandlung mit einer Dosis von 50 mg über mindestens eine Woche keine ausreichende Wirksamkeit zeigt, kann die Dosierung vorsichtig in Schritten von 12,5 mg/Woche angehoben werden. Eine Dosis von 50 mg/die sollte nur in Ausnahmefällen, die Maximaldosis von 100 mg/die darf nie überschritten werden. Nach einer vollständigen Remission der psychotischen Symptome über mindestens 2 Wochen ist eine Erhöhung der Anti-Parkinson-Medikation möglich, wenn dies auf Grund des motorischen Status angezeigt ist. Wenn hierbei die psychotischen Symptome erneut auftreten, kann die Dosis von Clozapin in Schritten von 12,5 mg/Woche bis zur Maximaldosis von 100 mg/die erhöht werden. Die Gabe erfolgt in einer Einmaldosis am Abend oder auf zwei Einzeldosen verteilt. Bei Beendigung der Therapie wird eine schrittweise Reduzierung der Dosis in Schritten von 12,5 mg über eine (besser zwei) Wochen empfohlen. Bezüglich einer Unterbrechung der Behandlung gelten die oben geschilderten Vorsichtsmassnahmen. 5. Umgang mit Komplikationen Vergleiche Empfehlungen des Arzneimittelkompendiums der Schweiz und Iqbal et al. [11]. 4. Plasmaspiegelbestimmungen Bestimmungen der Plasmakonzentration von Clozapin zur Optimierung der Therapie können bei folgenden Situationen hilfreich sein [9]: – bei Verdacht auf Non-Compliance; – Nichtansprechen oder starke unerwünschte Wirkungen bei üblichen Dosen; – Komorbidität mit organischen Krankheiten (z.B. Leber- und Nierenkrankheiten), die zur Vermeidung einer Überdosierung eine individuell angepasste Dosierung notwendig machen; – bei Komedikation mit Substanzen, die den Metabolismus von Clozapin beeinflussen. Die Bestimmung sollte 12 Stunden nach Verabreichung der letzten Gabe erfolgen. Es ist zu beachten, dass die Verabreichung einer Einzeldosis am Vorabend höhere Konzentrationen ergibt als die gleichmässige Verteilung auf 2–3 Gaben über den Tag. Zudem ist die Konzentration von der Stundenzahl zwischen letzter Clozapin-Gabe und Blutentnahme abhängig. Clozapin wird hauptsächlich zu zwei Metaboliten – dem Clozapin-N-Oxid und dem N-Demethylclozapin – abgebaut; beide werden als therapeutisch inaktiv angesehen. Es besteht kein Hinweis für einen Zusammenhang zwischen dem Risiko für eine Leukopenie beziehungsweise Agranulozytose und der Plasmakonzentration von Clozapin. Die Pharmakokinetik von Clozapin ist bei gesunden Probanden mit einer Defizienz des Cytochroms P-450 (CYP2C19 oder CYP2D6), sogenannten Low-Metabolizern, nicht auffällig, weshalb ein entsprechender pharmakogenetischer Test nicht sinnvoll ist. Durch Enzymhemmung steigt die Plasmakonzentration stark an bei Kombination mit Fluvoxamin, weniger stark bei Kombination mit Valproat und Fluoxetin. In diesen Fällen sollte die Dosierung des Clozapins mittels Messung der Plasmakonzentration überprüft werden. Im allgemeinen sind Plasmakonzentrationen von 250 bis 350–400 ng/ml therapeutisch wirksam. Jedoch gibt es starke individuelle Unterschiede, so dass routinemässig nach klinischer Einschätzung und nicht nach Plasmakonzentration die optimale Dosis bestimmt werden sollte [9]. Bei Nichtansprechen nach einem genügend langen Behandlungsversuch kann vor einer Kombinationsbehandlung ein Therapieversuch mit einer Plasmakonzentration über 350 ng/ml unternommen werden [10]. Bei diesen höheren Konzentrationen können Schlafstörungen, Verwirrtheitszustände und Krampfanfälle auftreten. Eine Plasmakonzentration von 800 ng/ml soll auf keinen Fall überschritten werden. 289 5.1 Blutbildveränderungen Clozapin kann dosisunabhängig Blutzellschäden hervorrufen und bei weiterer Verabreichung zu Agranulozytose und Panzytopenie führen. Im einzelnen werden unter der Behandlung mit Clozapin folgende Blutbildveränderungen unterschieden: – Leukozytopenie (<3500 Gesamtleukozyten/mm3), – Granulozytopenie (<1500 neutrophile Granulozyten/mm3), – Agranulozytose (<500 neutrophile Granulozyten/mm3), – Eosinophilie (>500 eosinophile Granulozyten/mm3), – Thrombopenie (<125 000 Thrombozyten/ mm3), – Leukozytose (>10 000 Gesamtleukozyten/mm3). Nach heutigem Kenntnisstand beträgt die Inzidenz der Granulozytopenie ca. 3%, die der Agranulozytose ca. 1%. Ca. 83% der weltweit beobachteten Agranulozytosen traten innerhalb der ersten 18 Behandlungswochen auf, der Gipfel des Auftretens lag zwischen der 6. und 10. Behandlungswoche. Clozapin-induzierte Agranulozytosen gehören zu den sogenannten idiosynkratischen oder Typ-β -Arzneimittelreaktionen. Bei einer Leukozytenzahl unter 3500/mm3 und/oder einer Granulozytenzahl unter 2000/mm3 ist mindestens zweimal wöchentlich ein Differentialblutbild zu bestimmen. Bei einer Leukozytenzahl unter 3000/mm3 und/oder einer Zahl neutrophiler Granulozyten unter 1500/mm3 muss Clozapin sofort abgesetzt und engmaschig das Differentialblutbild überwacht werden. Wenn trotz Absetzen der Clozapin-Behandlung die Leukozytenzahl unter 2000/mm3 und/oder die Zahl der neutrophilen Granulozyten unter 1000/mm3 fällt, soll für die weitere Behandlung ein erfahrener Hämatologe hinzugezogen werden. Nach Auftreten einer Clozapin-induzierten Agranulozytose ist eine erneute Behandlung mit Clozapin absolut kontraindiziert. Leukozytosen sind unter Clozapin vor allem in den ersten Behandlungswochen relativ häufig (bis 15%). Sie sind harmlos, ihre Pathophysiologie ist nicht bekannt. Im Einzelfall kann eine über die regelmässigen Blutbildkontrollen hinausgehende hämatologische Abklärung notwendig sein. 5.2 Erniedrigte Krampfschwelle/Anfälle Das Risiko für zerebrale Krampfanfälle ist dosisabhängig und steigt erheblich bereits bei niedrigen Tagesdosen (unter 300 mg), wenn die Dosis in der Einschleichphase schnell gesteigert wird, bei einer Dauermedikation über 600 mg/die und bei einer Vor- SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE geschichte von zerebralen Krampfanfällen. Eine elektroenzephalographische (EEG) Untersuchung sollte vor Therapiebeginn bei Risikopatienten durchgeführt werden, um die Anzeichen einer erniedrigten Krampfschwelle aufzudecken beziehungsweise für das Monitoring zu dokumentieren. Bei Dosierungen über 300 mg/die werden weitere EEG-Kontrollen empfohlen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass unspezifische, hochgespannte langsame Wellen, die unter Clozapin häufig auftreten, unbedenklich sind und kein Anzeichen für ein höheres Krampfrisiko darstellen. Lediglich bei Auftreten typischer Spike-Wave-Komplexe oder Spikes sollte die Dosis reduziert werden oder eine antiepileptische Prophylaxe begonnen werden. 5.3 Delir (Ver wirr theitszustand) Bei zu schneller Dosissteigerung, bestimmten Arzneimittelkombinationen, hirnorganischer Vorschädigung und im Alter kann Clozapin ein Delir auslösen. In diesem Falle soll der Patient, falls er ambulant behandelt wird, sofort stationär aufgenommen werden. Als erste therapeutische Massnahme wird Clozapin abgesetzt. Falls diese therapeutische Massnahme nicht ausreicht, empfiehlt sich primär zur Behandlung des deliranten Syndroms die Verabreichung von Haloperidol. Nach Rückbildung des deliranten Syndroms kann in der Regel mit einer wesentlich niedrigeren Dosis Clozapin weiterbehandelt werden. Diese Dosis soll, falls nötig, in den nächsten Tagen nur um kleine Schritte (25 mg) gesteigert werden. Auch nach dem abrupten Absetzen von Clozapin wurden in Einzelfällen delirante Syndrome beschrieben, die im Sinne eines cholinergen Rebound-Phänomens interpretiert wurden. 5.4 Tachykardie Clozapin kann dosisabhängig besonders in den ersten Wochen der Behandlung eine supraventrikuläre Tachykardie (Pulsfrequenz höher als 100 Schläge pro Minute) auslösen. Darum sollte in den ersten Tagen oder bei Dosissteigerungen täglich die Pulsfrequenz gemessen werden. Bei Auftreten einer Ruhetachykardie oder anderer Herzrhythmusstörungen, die mit Dyspnoe oder Symptomen einer Herzinsuffizienz einhergehen, sind schnellstmögliche diagnostische Massnahmen einzuleiten, um eine Myokarditis bzw. eine Myokardiopathie auszuschliessen. Eine Tachykardie, die nicht reaktiv auf eine Hypotonie auftritt, kann – nach einer elektrokardiographischen (EKG) Kontrolle – mit Atenolol (50–100 mg/die) oder Propranolol (20–80 mg/die) behandelt werden. Die anfängliche Dosis des Betablockers sollte bei Bedarf schrittweise erhöht werden. 5.5 Myokarditis/Myokardiopathie Unter Clozapin-Behandlung kann in seltenen Fällen eine Myokarditis oder eine Myo- 155 ■ 6/2004 kardiopathie auftreten. In beiden Fällen ist Clozapin abzusetzen und eine symptomorientierte internistische Therapie sicherzustellen. 5.6 Hypotonie Insbesondere während der Aufdosierungsphase (vor allem nach der ersten Dosis) kann es zu einer orthostatischen Hypotonie kommen. Diese bedarf in der Regel keiner zusätzlichen Medikation. Wichtig ist es, den Patienten darüber zu informieren, dass er langsam aus einer liegenden oder sitzenden Position aufsteht. Die Behandlung ist symptomatisch. Adrenalin kann zu paradoxen Wirkungen führen und ist deshalb zu meiden. Die Hypotonie kann mit Norfenefrin behandelt werden. Bei bereits auf Clozapin eingestellten Patienten kann durch Zugabe von Benzodiazepinen eine orthostatische Hypotonie ausgelöst werden. nen. Mittels Differentialblutbild kann in den meisten Fällen ein fieberhafter Infekt von einer benignen Hyperthermie unterschieden werden. Besonders wichtig ist die frühzeitige Diagnose eines Infektes bei Leukopenie oder Agranulozytose. Die benigne Hyperthermie bedarf in der Regel keiner medikamentösen Behandlung. 5.10 Malignes Neuroleptika-Syndrom (MNS) Bisher ist aus der Literatur nicht eindeutig zu entscheiden, ob ein malignes NeuroleptikaSyndrom (MNS) bei Clozapin-Monotherapie auftreten kann. Die Behandlung dieses Syndroms erfolgt in der Regel auf einer internistischen Intensivstation. 5.11 Müdigkeit und Sedierung Bei Müdigkeit oder Sedierung während des Tages sollte die Einzelgabe beziehungsweise die höchste Dosis am Abend eingenommen werden. 5.7 Gewichtszunahme/Stoffwechselstörungen 5.12 Obstipation Antipsychotika der neuen Generation wie Clozapin, Olanzapin und Risperidon können zum Teil erhebliche Gewichtszunahmen hervorrufen [12, 13]. Die Gewichtszunahme ist eine relativ häufige unerwünschte, vermutlich nicht dosisabhängige Wirkung des Clozapins. In Verbindung mit, aber auch ohne Übergewicht wurden unter Clozapin Insulinresistenz beziehungsweise Typ-2-Diabetes und Hyperlipidämien berichtet [12]. Durch Information des Patienten und seiner Angehörigen kann diese unerwünschte Wirkung häufig mit Hilfe von Diätmassnahmen positiv beeinflusst werden. Vor und regelmässig während der Behandlung mit Clozapin sollte das Körpergewicht sowie Nüchternblutzucker und die Blutfettkonzentrationen kontrolliert werden. 5.8 Hypersalivation Die Hypersalivation ist dosisabhängig und tritt unter Clozapin bei bis zu 25–30% der Patienten auf. Bei leicht verstärkter Salivation können Salbeitropfen verabreicht werden. In schweren Fällen muss eventuell die Clozapin-Dosis reduziert werden. Falls eine Dosisreduktion nicht möglich ist, kann im stationären Bereich unter besonderen Vorsichtsmassnahmen (Cave: Delir, Krampfanfälle) ein Therapieversuch mit einer anticholinergen Substanz (z.B. Trihexyphenidyl) erwogen werden. Jedoch ist von einem solchen Vorgehen bei älteren, kardial oder hirnorganisch vorgeschädigten Patienten abzuraten. Gute klinische Erfahrungen bestehen auch mit Gastrozepin. 5.9 Benigne Hyper thermie Regelmässige Messung der Körpertemperatur hilft, Fieberzustände frühzeitig zu erken- 290 Bei Obstipation sollte man primär diätische Massnahmen ergreifen (reichliche Flüssigkeitszufuhr, ballastreiche Nahrung). Gegebenenfalls können kurzfristig Laxantien eingesetzt werden. Die Möglichkeit eines Subileus sollte in Betracht gezogen werden. 6. Kombinationen Grundsätzlich ist eine Monotherapie mit Clozapin anzustreben. Eine Kombinationsbehandlung kann bei persistierender psychotischer Symptomatik (Clozapin-resistenter Psychose) und bei zusätzlichen Symptomen, wie zum Beispiel Depression, Angst, Stimmungsschwankungen und Impulskontrollstörungen, sinnvoll sein [14–16]. Eine besondere Indikation ist der Erregungszustand in der akuten Psychose. Allgemein sollte das zusätzliche Medikament folgende Eigenschaften haben: a) geringes Agranulozytoserisiko, b) geringe anticholinerge Wirkung, c) geringe sedierende Wirkung (Ausnahme: Behandlung des Erregungszustandes), d) geringe epileptogene Wirkung. 6.1 mit Antiepileptika Wie oben erwähnt empfiehlt sich eine Anfallsprophylaxe bei bekanntem Anfallsleiden oder bei Auftreten von epilepsiespezifischen Potentialen im EEG. Mittel der ersten Wahl ist Valproat, wobei zu beachten ist, dass der Plasmaspiegel von Clozapin dadurch erhöht werden kann. Als Alternative kann eines der neueren Antiepileptika (Lamotrigin,Topiramat) verabreicht werden [17]. Von einer kombinierten Anwendung mit Carbamazepin wird aufgrund des erhöhten Agranulozytoserisikos abgeraten. SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE 6.2 mit Lithium Bei dieser Kombination sind EEG- und EKG-Kontrollen wichtig. In der Literatur wurde auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines deliranten Syndroms bei der gleichzeitigen Verabreichung von Lithium und Clozapin hingewiesen. Kasuistisch wurde auch über das Auftreten eines malignen Neuroleptika-Syndroms (MNS) und neurotoxischer Nebenwirkungen bei dieser Kombination berichtet. 6.3 mit Hypnotika/Anxiolytika Bei psychomotorischen Erregungszuständen und Schlafstörungen kann die Verabreichung eines Benzodiazepins (z.B. Lorazepam) als Zusatzmedikation hilfreich sein. Bei kurzwirksamen Benzodiazepinen ist das Risiko einer Wirkstoffkumulation mit gegenseitiger Potenzierung der sedierenden Wirkung geringer. Dieses Risiko sollte besonders bei älteren Patienten berücksichtigt werden. Unter dieser Kombination ist besonders auf Blutdruckabfall und Atemdepression zu achten. Mit neueren Hypnotika und Anxiolytika (z.B. Zolpidem) bestehen noch keine ausreichenden Erfahrungen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn nach Absetzen einer höheren Dosis des Clozapins das delirante Syndrom mit Clomethiazol oder einem Benzodiazepin behandelt wird, da in der Literatur in diesem Zusammenhang kasuistisch das Auftreten von schweren Herz-Kreislauf-Komplikationen und zum Teil lebensbedrohlichen Atemdepressionen berichtet wurde. 6.4 mit Antidepressiva Die Kombination eines trizyklischen Antidepressivums (z.B. Imipramin, Amitriptylin) mit Clozapin ist nicht indiziert, da diese Medikamente zum einen die anticholinergen unerwünschten Wirkungen des Clozapins (Delir, Krampfanfälle) wahrscheinlicher machen, zum anderen, weil bei diesen Substanzen selbst mit einem erhöhten Agranulozytoserisiko zu rechnen ist. Bisher liegen nur wenige Erfahrungen mit der Kombination von SSRI (Specific Serotonin Reuptake Inhibitors) und Clozapin vor. Die Blutplasmakonzentration des Clozapins wird durch Fluvoxamin und Fluoxetin deutlich erhöht, dagegen haben Paroxetin, Sertralin und Citalopram keinen Einfluss auf dessen Plasmakonzentration. Dies gilt auch für das Razemat des Citaloprams, das neue Escitalopram. 6.5 mit Antipsychotika Zwei Indikationen führen zu einer Kombination von Clozapin mit einem anderen Antipsychotikum: 1. der psychomotorische Erregungszustand, und 2. die therapieresistente Psychose bei Monotherapie mit Clozapin. 155 ■ 6/2004 Wie bei den Antidepressiva besteht bei trizyklischen Antipsychotika ein erhöhtes Agranulozytoserisiko; ebenfalls sollten Antipsychotika mit anticholinerger Wirkung vermieden werden. Die Kombination von Clozapin mit Haloperidol (bis 3 mg/die) oder anderen hochpotenten Butyrophenonen (z.B. Penfluridol, Pimozid) hat sich bewährt. In neuerer Zeit wurden auch positive Ergebnisse bei Kombination mit Sulpirid und Risperidon berichtet [16]. Die Weiterentwicklung des Sulpirids, das Amisulprid, kann ebenfalls in Erwägung gezogen werden. Eine Kombination mit Olanzapin erscheint wegen der Summation der anticholinergen unerwünschten Wirkungen beider Substanzen weniger sinnvoll. 6.6 mit nicht-steroidalen Antiphlogistika 3 Davis JM, Chen N, Glick ID. A metaanalysis of the efficacy of secondgeneration antipsychotics. Arch Gen Psychiatr y 2003;60:553–64. 13 Taylor DM, McAskill R. Atypical antipsychotics and weight gain – a systematic review. Acta Psychiatr Scand 2000;101:416–32. 4 French Clozapine Study Group. Clozapine in drug-induced psychosis in Parkinson’s disease. Lancet 1999;353:2041–2. 5 The Parkinson Study Group. Low-dose clozapine for the treatment of druginduced psychosis in Parkinson’s disease. N Engl J Med 1999;340:757–63. 14 Buckley P, Miller A, Olsen J, Gar ver D, Miller DD, Csernansky J. When symptoms persist: clozapine augmentation strategies. Schizophr Bull 2001;27:615–28. 6 WPA Task Force. The usefulness and use of second-generation antipsychotic medications – an update. Current Opinion in Psychiatr y 2003; 16(Suppl I):S3–S44. 16 Freudenreich O, Goff DC. Antipsychotic combination therapy in schizophrenia. A review of efficacy and risks of current combinations. Acta Psychiatr Scand 2002;106:323–30. 7 Meltzer HY, Alphs L, Green AI, Altamura AC, Anand R, Ber toldi A, et al. Clozapine treatment for suicidality in schizophrenia: International Suicide Prevention Trial (InterSePT). Arch Gen Psychiatr y 2003;60:82–91 (corrections: 2003;60:735). 17 Dursun SM, Deakin JF. Augmenting antipsychotic treatment with lamotrigine or topiramate in patients with treatmentresistant schizophrenia: a naturalistic case-series outcome study. J Psychopharmacol 2001;15:297–301. 8 Chakos M, Lieberman J, Hoffman E, Bradford D, Sheitman B. Effectiveness of second-generation antipsychotics in patients with treatment-resistant schizophrenia: a review and meta-analysis of randomized trials. Am J Psychiatr y 2001;158:518–26. Azetylsalizylsäure empfiehlt sich als antiphlogistisches Kombinationspräparat zu Clozapin, andere nicht-steroidale Antiphlogistika sollten vermieden werden, da sie selbst das Agranulozytoserisiko erhöhen. 7. Andere Indikationen In folgenden klinischen Situationen wurde die Wirksamkeit von Clozapin beschrieben [18]: – schizophrene Patienten mit Substanzmissbrauch [19, 20], – Tic-Erkrankungen und Gilles-de-la-Tourette-Syndrom, – psychotisches Syndrom bei Prolaktinom, – Rapid-Cycling [21]. Literatur 1 Merlo MCG, Brenner HD, Andreoli A, Battegay R, Baumann P, Bleuer S, et al. Empfehlungen für den therapeutischen Einsatz von Clozapin (Leponex®). Schweiz Arch Neurol Psychiatr 1997; 148(Suppl IV):3–7. 2 Wahlbeck K, Cheine M, Essali A, Adams C. Evidence of clozapine’s effectiveness in schizophrenia: a systematic review and meta-analysis of randomized trials. Am J Psychiatr y 1999;156:990–9. 291 15 Chong SA, Remington G. Clozapine augmentation: safety and efficacy. Schizophr Bull 2000;26:421–40. 9 Greenwood-Smith C, Lubman DI, Castle DJ. Serum clozapine levels: a review of their clinical utility. J Psychopharmacol 2003;17:234–8. 10 Schulte P. What is an adequate trial with clozapine?: therapeutic drug monitoring and time to response in treatmentrefractor y schizophrenia. Clin Pharmacokinet 2003;42:607–18. 18 Marder SR. Can clinical practice guide a research agenda? Schizophr Bull 2002;28:127–9. 19 Green AI, Burgess ES, Dawson R, Zimmet SV, Strous RD. Alcohol and cannabis use in schizophrenia: effects of clozapine vs. risperidone. Schizophr Res 2003;60:81–5. 20 Potvin S, Stip E, Roy JY. Clozapine, quetiapine and olanzapine among addicted schizophrenic patients: towards testable hypotheses. Int Clin Psychopharmacol 2003;18:121–32. 21 Frye MA, Altshuler LL, Bitran JA. Clozapine in rapid cycling bipolar disorder. J Clin Psychopharmacol 1996;16:87–90. 11 Iqbal MM, Rahman A, Husain Z, Mahmud SZ, Ryan WG, Feldman JM. Clozapine: a clinical review of adverse effects and management. Ann Clin Psychiatr y 2003;15:33–48. 12 Henderson DC, Cagliero E, Gray C, Nasrallah RA, Hayden DL, Schoenfeld DA, et al. Clozapine, diabetes mellitus, weight gain, and lipid abnormalities: a five-year naturalistic study. Am J Psychiatr y 2000;157:975–81. SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE 155 ■ 6/2004