Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff TU Bergakademie Freiberg Institut für Stochastik 23. Mai 2016 Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 1 1.8.2 Stetige Gleichverteilung endliches Intervall [a, b] ⊂ R . I Parameter: I Zufallsgröße X mit Dichtefunktion fX bzw. Verteilungsfunktion FX 1 0, x < a; x−a b−a , a ≤ x ≤ b ; , a ≤ x ≤ b; fX (x) = FX (x) = 0 , sonst ; b−a 1, x > b. I Kenngrößen: EX = I Bezeichnung: X ∼ U[a, b] . I Für Teilintervalle [c, d] ⊂ [a, b] gilt a+b 2 = x0.5 P(c ≤ X ≤ d) = und VarX = (b−a)2 12 . d −c Länge von [c, d] = b−a Länge von [a, b] (wird genutzt bei der geometrischen Wahrscheinlichkeitsdefinition). Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 2 Stetige Gleichverteilung II Beispiel: a = 0, b = 1 , Dichtefunktion fX (links) Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff und Verteilungsfunktion FX (rechts) . Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 3 Pseudozufallszahlen I Um zufällige Modelle am Computer zu realisieren, erzeugen Rechnerprogramme Pseudozufallszahlen (auch kurz Zufallszahlen genannt), die sich wie Realisierungen von unabhängigen, auf dem Intervall [0, 1] gleichverteilten Zufallsgrößen verhalten. Diese werden bei Monte-Carlo-Simulationen verwendet. I Daraus lassen sich z.B. mit Hilfe der folgenden Eigenschaft Realisierungen von Zufallsgrößen mit anderen Verteilungen erzeugen. I Satz: Sind u1 , u2 , . . . gleichverteilte Zufallszahlen auf [0, 1] und ist FX die Verteilungsfunktion einer reellen Zufallsgröße X mit der Umkehrfunktion FX−1 , dann sind xi = FX−1 (ui ) , i = 1, 2, . . . nach FX verteilte Zufallszahlen (Inversionsmethode). I Es existieren noch weitere Transformationsmethoden, um für häufig gebrauchte Verteilungen, wie z.B. die Normalverteilung, entsprechende Zufallszahlen zu generieren. Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 4 1.8.3 Exponentialverteilung I Parameter: I Zufallsgröße X mit Dichtefunktion fX bzw. Verteilungsfunktion FX 0, x ≤ 0; 0, x ≤ 0; fX (x) = FX (x) = −λx −λx λe , x > 0; 1−e , x > 0. I Bezeichnung: I Exponentialverteilte Zufallsgrößen nehmen nur nichtnegative Werte an, daher sind sie prinzipiell zur Modellierung von zufälligen Lebensdauern oder Wartezeiten geeignet. Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff λ > 0. X ∼ Exp(λ) . Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 5 Exponentialverteilung II , VarX = 1 λ2 und x0.5 = ln 2 λ ≈ 0.693 λ . Kenngrößen: I Beispiel: I Beispielaufgabe: Die zufällige Lebensdauer eines Bauteils sei exponentialverteilt, dabei betrage die erwartete Lebensdauer 3 Jahre. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Bauteil länger als 6 Jahre funktioniert ? Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff EX = 1 λ I λ = 0.5 (blau), λ = 1 (rot), λ = 5 (grün) Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 6 Exponentialverteilung als Lebensdauerverteilung I Wird die zufällige Lebensdauer eines Bauteils durch eine Exponentialverteilung modelliert, dann werden Alterungseffekte nicht mit berücksichtigt (sogenannte Gedächtnislosigkeit der Exponentialverteilung). I Angenommen, das Bauteil hat schon das Alter x0 > 0 erreicht. Dann gilt für die Restlebensdauer Xx0 und x > 0 P(Xx0 > x) = P (X > x0 + x|X > x0 ) = P(X > x0 + x) P(X > x0 ) = I Damit ist die Exponentialverteilung als Lebensdauerverteilung nur dann ein gutes Modell, wenn äußere Ereignisse das Leben beenden und keine Alterung vorliegt. Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 7 1.8.4 Gammaverteilung I Parameter: λ > 0, p > 0 . ( I Dichtefunktion: I Gammafunktion: fX (x) = 0, λp p−1 −λx e Γ(p) x x ≤ 0; , x > 0. Γ(1) = 1 , Γ(p) = (p − 1)Γ(p − 1) ⇒ Γ(n) = (n − 1)! für n ∈ N . Z ∞ Allgemeine Definition: Γ(p) = e−t t p−1 dt (p > 0) . 0 und VarX = p λ2 I Kenngrößen: I Anwendung: Lebensdauerverteilung, flexibler als die Exponentialverteilung (diese ergibt sich als Spezialfall wenn p = 1) . Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff EX = p λ . Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 8 Gammaverteilung II I Beispiele: links p = 2 , λ = 0.5 (blau), λ = 1 (rot), λ = 5 (grün); rechts λ = 1 , p = 0.9 (blau), p = 2 (rot), p = 5 (grün) I Bezeichnung: I Spezialfall: I Xi ∼ Gam(pi , λ) , i = 1, 2 , unabh. ⇒ X1 + X2 ∼ Gam(p1 + p2 , λ) . I Xi ∼ Exp(λ) , i = 1, ..., n , unabh. ⇒ X1 + . . . + Xn ∼ Gam(n, λ) . Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff X ∼ Gam(p, λ) . p=n∈N ⇒ Erlangverteilung. Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 9 1.8.5 Weibullverteilung I I I I I α ∈ R, β > 0, m > 0. 0, x ≤ α; m−1 x−α m Dichtefunktion: fX (x) = − β x−α m e , x > α. β β ( 0, x ≤ α; m Verteilungsfunktion: FX (x) = − x−α β 1−e , x > α. 1 Erwartungswert: EX = α + βΓ 1 + . m 2 1 2 2 Varianz: VarX = β Γ 1 + −Γ 1+ . m m Parameter: x0.5 = α + β (ln 2)1/m . I Median: I Spezialfälle: α = 0 : zweiparametrische Weibullverteilung; α = 0 , m = 1 , β = λ1 : Exponentialverteilung Exp(λ) . Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 10 Weibullverteilung II I Beispiele: α = 0 , links: m = 1.5 , β = 0.5 (blau), β = 1 (rot), β = 5 (grün), rechts: β = 1 , m = 0.9 (blau), m = 1 (rot), m = 5 (grün) I Die Weibullverteilung ist durch die Parameter sehr anpassungsfähig. I Die Weibullverteilung kann als Grenzverteilung für das Minimum einer großen Zahl von unabhängigen Zufallsgrößen auftreten (Verteilung des schwächsten Kettengliedes). Deshalb sind Lebensdauern von Systemen oft weibullverteilt. Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 11 1.8.6 Lognormalverteilung µ ∈ R , σ2 > 0 . I Parameter: I Bezeichnung: I X ∼ N(µ, σ 2 ) ⇔ I Kenngrößen: EX = eµ+ I Beispiele: Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff X ∼ LN(µ, σ 2 ) . eX ∼ LN(µ, σ 2 ) . σ2 2 , VarX = e2µ+σ 2 µ = −2 , σ = 0.5 , µ = 0 , σ = 1 , Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 2 eσ − 1 . µ = 1, σ = 2 Version: 9. Mai 2016 12 Anwendungen der Lognormalverteilung: I als Verteilung von Aktienkursen in der stochastischen Finanzmathematik; I bei Zeitstudien und Lebensdaueranalysen in ökonomischen, technischen und biologischen Vorgängen; I bei Untersuchungen in der analytischen Chemie, wie Konzentrationsund Reinheitsprüfungen; I für wirtschaftsstatistische Merkmale, wie den Bruttomonatsverdienst von Angestellten oder Umsätze von Unternehmen. 1.8.7 Weitere stetige Verteilungen I Statistische Prüfverteilungen (später). I I I χ2 -Verteilung (Chi-Quadrat-Verteilung). t-Verteilung (Student-Verteilung). F -Verteilung (Fisher-Verteilung). I Logistische Verteilung (siehe Formelsammlung). I ... Prof. Dr. Hans-Jörg Starkloff Statistik I für Betriebswirte Vorlesung 7 Version: 9. Mai 2016 13