Biomechanik von Sportverletzungen und Rehabilitation Gruppe 4 Thema Rehabilitation: Wie kann der Belastungsaufbau nach Achillessehnenruptur gesteuert werden? Achillessehnenruptur Die Achillessehne ist die stärkste Sehne im Körper. Sie verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Calcaneus und überträgt dabei die kraftvollen Kontraktionen der Wadenmuskulatur auf den Fuss (1). Eine Achillessehnenruptur ist schmerzhaft und hat einen unmittelbaren, negativen Einfluss auf viele alltägliche Aktivitäten, wie z.B. Gehen oder Rennen. Gemäss Kearney et al. sind jährlich etwa 18 von 100`000 Menschen betroffen, Tendenz steigend (2). Die Achillessehnenruptur hat zwei Peaks, von welchen der erste typischerweise Männer zwischen 30-40 Jahren und der zweite Frauen zwischen 60-80 Jahren betrifft (2). Eine Achillessehnenruptur kann sowohl operativ, als auch konservativ behandelt werden. Während bei einem operativen Eingriff die abgerissenen Sehnenenden zusammengenäht werden, beinhaltet die konservative Behandlung eine Ruhigstellung über längere Zeit, so dass sich die Sehne von selbst regeneriert. Die Endresultate der beiden Behandlungsmethoden differieren kaum. Die operative Behandlung führt allerdings zu einer früheren Wettkampffähigkeit (nach sechs bis acht Monaten gegenüber neun bis zwölf Monaten bei einer konservativen Behandlung) und einer geringeren Rerupturrate. Sie birgt dafür aber auch ein höheres Infektionsrisiko und die Gefahr einer Verletzung des Nervus suralis (1). Steuerung des Belastungsaufbaus Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten den Belastungsaufbau nach einer Achillessehnenruptur zu steuern. Dies indiziert, dass sich die Fachwelt über die richtige Behandlungsmethode uneinig ist. Jeder Chirurg verfolgt basierend auf eigenen Erfahrungswerten leicht verschiedene Rehabilitationsmethoden. Zusätzlich gilt es auch, die immer unterschiedliche Konstitution des jeweiligen Patienten zu berücksichtigen. Eine angemessene Kombination aus Immobilisation und Aktivität scheint essentiell zu sein, um die Funktion schnell zurück zu gewinnen (3). Der posttraumatische Aufbau, der in etwa 7 Wochen dauert, wird deshalb mit zwei Parametern kontrolliert: Bewegungsumfang Belastung Bewegungsumfang: Der Bewegungsumfang des Fussgelenkes wird mit Hilfe eines Orthesenschuhs gesteuert. Dabei sollte eine komplette Ruhigstellung bis zum vollständigen Wiederverwachsen der Achillessehne, vermieden werden, da dies zu Verklebungen der Sehne mit dem umhüllenden Gewebe, einer Versteifung des Sprunggelenks, Atrophie der peripheren Muskeln und einer Verschlechterung des neuromuskulären Zusammenspiels führen würde (4). Uneinigkeit herrscht in Bezug auf die Frage, wie lange und in welcher Position das Fussgelenk immobilisiert werden sollte. Brumann et al. zeigen in ihrer Metastudie, bestehend aus 12 verschiedenen Untersuchungen, dass eine Fixierung während der ersten zwei Wochen mit anschliessender Teilmobilisierung die besten Ergebnisse erzielt (5). Es wird empfohlen, den Fuss anfangs in einer 30° Plantarflexion zu fixieren und während einer vier-wöchigen Phase schrittweise auf 0° zu erhöhen. Es ist zusätzlich möglich durch angepasste Einlagen die Absatz- und Fussinnenranderhöhung zu verändern um so das Risiko einer Sehnenverlängerung zu minimieren (6). Biomechanik von Sportverletzungen und Rehabilitation Gruppe 4 Belastung: Nach dem aktuellen Stand der Forschung ist man sich einig, dass eine frühe Rückkehr zu vollständiger Belastung unter kontrollierten Bedingungen und in Kombination mit einem frühzeitig ansetzenden Rehabilitationsprogramm zu guten Resultaten führen. Ziel der Belastung ist eine schnelle Funktionsrückgewinnung, eine möglichst geringe Muskelatrophie, eine tiefe Rerupturrate und eine geringe Sehnenverlängerung (5, 7-9). Ein typischer Belastungsplan beginnt mit isometrischen Muskelübungen, zunächst ohne angewandtem Krafteinsatz und später mit leichtem Kraftaufkommen. Der weitere Verlauf sieht ein vorsichtiges dynamisches Muskeltraining im schmerzfreien Bewegungsbereich vor. Der Krafteinsatz sollte dabei langsam, jedoch stetig erhöht werden bis der vollständige Wiederaufbau der Muskulatur erreicht ist (4, 10). Das Belastungstraining sollte dabei mit Dehnungs- und Koordinationsübungen unterstützt werden, um die verlorengegangene, neuronale Rückmeldung zurückzugewinnen (4). Fazit Zusammenfassend lassen sich folgende Punkte festhalten: Obwohl die Achillessehne Ursache des medizinischen Problems ist, müssen in der Rehabilitation auch periphere Strukturen (Muskeln, Nerven etc.) berücksichtigt werden. Aus diesem Grund sind Muskelübungen, Dehnungsübungen und ein Koordinationstraining essentielle Bestandteil des Rehabilitationsprogramms. Ein früher Beginn mit der Funktionalisierung des Fussgelenks führt dabei zu guten Resultaten. Trotzdem ist die posttraumatische Achillessehnenbehandlung noch Bestandteil der aktuellen Forschung, weshalb zurzeit noch kein perfekter Rehabilitationsplan, der einheitlich angewendet werden könnte, existiert. Literaturverzeichnis 1. Jiang N, Wang B, Chen A, Dong F, Yu B. Operative versus nonoperative treatment for acute Achilles tendon rupture: a meta-analysis based on current evidence. International orthopaedics. 2012;36(4):765-73. 2. Kearney RS, McGuinness KR, Achten J, Costa ML. A systematic review of early rehabilitation methods following a rupture of the Achilles tendon. Physiotherapy. 2012;98(1):24-32. 3. Enwemeka CS. Inflammation, cellularity, and fibrillogenesis in regenerating tendon: implications for tendon rehabilitation. Physical therapy. 1989;69(10):816-25. 4. Goldhahn J. Grundlagen der Rehabilitation. Vorlesung. ETH Zürich. 09.11.2015. 5. Brumann M, Baumbach SF, Mutschler W, Polzer H. Accelerated rehabilitation following Achilles tendon repair after acute rupture - Development of an evidence-based treatment protocol. Injury. 2014;45(11):1782-90. 6. Hüfner T, Gaulke R, Imrecke J, Krettek C, Stübig T. Konservativ-funktionelle Behandlung der Achillessehnenruptur. Unfallchirurg. 2010;113(9):699-704. 7. Porter MD, Shadbolt B. Randomized controlled trial of accelerated rehabilitation versus standard protocol following surgical repair of ruptured Achilles tendon. ANZ journal of surgery. 2015;85(5):373-7. 8. Jacob KM, Paterson R. Surgical repair followed by functional rehabilitation for acute and chronic achilles tendon injuries: excellent functional results, patient satisfaction and no reruptures. ANZ journal of surgery. 2007;77(4):287-91. 9. Huang J, Wang C, Ma X, Wang X, Zhang C, Chen L. Rehabilitation regimen after surgical treatment of acute Achilles tendon ruptures: a systematic review with meta-analysis. The American journal of sports medicine. 2015;43(4):1008-16. 10. Praxisklinik Rennbahn AG Muttenz. Nachbehandlungsschema Achillessehnen-Naht und Umkehrplastik. Persönliche Mitteilung. 2015.