ERFAHRUNGEN Fit in die Zukunft: E-Health im medizinischen Alltag Behandlungsprozesse wirtschaftlicher gestalten Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker sind mehr denn je gehalten, Kosten zu sparen und effizienter zu arbeiten. Die Patienten wiederum fordern eine immer bessere, verlässlichere und vor allem umfassendere Versorgung sowie individuelle Dienstleistungen. Mit diesen zahlreichen Anforderungen geht die Nachfrage nach neuen Technologien einher. Moderne EHealth-Lösungen als Abhilfe stellt Adrian Reimering, Head of Marketing, Siemens IT Solutions and Services, vor. Sich mit wenigen Mausklicks schnell digitalen Zugriff auf sämtliche Befunde, Röntgenbilder oder Ergebnisse von Blutuntersuchungen zu verschaffen – das können zum Beispiel die Mediziner der RhönKlinikum AG. Die Krankenhausgruppe zählt zu den Vorreitern beim Einsatz webbasierter, elektronischer Patientenakten. Wer in Untersuchungszimmern oder im OP rasch umfassende Informationen über den Patienten benötigt, kann an einem PC via Internet die gewünschte Akte einsehen. Mit der entsprechenden Berechtigung können Ärzte dann neue Diagnosen und Befunde automatisch in die Akte einfließen lassen. Ein weiterer Vorteil: Bei der Aufnahme oder bei Verlegungen müssen die im Klinikverbund behandelten Patienten Dokumente und Bilder aus Voruntersuchungen nicht mehr mitbringen. Speziell chronisch Kranke profitieren, wenn ihre Krankengeschichte dem Arzt vollständig und jederzeit zur Verfügung steht. Die umfassenden Informationen helfen dem Arzt zudem, unnötige Doppeluntersuchungen 52 Ausgabe 6/2009 zu vermeiden. Der Zugriff auf die individuellen Gesundheitsdaten ist jedoch streng reglementiert und darf nur mit der Einwilligung des Patienten erfolgen. Schnelle und transparente Abwicklung Da die gesamten Klinik- und Praxisdaten heute von jedem autorisierten Arbeitsplatz eingesehen und verändert werden können, ist eine sichere und persönliche Identifizierung des Personals unabdingbar. Häufig kommen biometrische IT-Zugangskontrollen zum Einsatz, die den Anwender via Fingerabdruck eindeutig identifizieren. So sinken mit dem Wegfall der Passwörter etwa der Administrationsbedarf und die damit verbundenen Kosten. Studien von Forrester und Gartner belegen, dass bei der herkömmlichen Authentifizierung mit User-Name und Passwort durch vergessene Login-Daten, die daraus resultierenden Helpdesk-Aktivitäten und den Zeitverlust zirka 250 Euro Kosten pro Jahr und User entstehen. Einsparpotenzial bieten auch elektronische Gesundheitskarten. In Österreich beispielsweise ist die so genannte e-card seit Ende 2005 flächendeckend im Einsatz. Sie ist der Schlüssel zum österreichischen Gesundheitssystem, in dem Ärzte, Krankenhäuser und Solzialversicherungen vollständig elektronisch miteinander vernetzt sind. Das Besondere dabei: Auf der e-card sind lediglich die Personendaten des Karteninhabers wie Name, Titel und Versicherungsnummer gespeichert. Erst wenn die Karte eingelesen wird, funktioniert sie wie der Schlüssel zu einem Safe. Sie öffnet den Zugang zu Anwendungen, Dienstleistungen oder Daten für den Karteninhaber selbst oder für berechtigte Dritte, wie zum Beispiel Ärzte. Leistungserbringer und Patienten profitieren gleichermaßen Voraussichtlich Ende 2009 soll die e-card jedes österreichischen Patienten auch als Schlüssel zu seinen persönlichen Einträgen in einer Medikationsdatenbank dienen. Damit ist es dem behandelnden Arzt oder Apotheker mit Zustimmung des Patienten möglich, dessen Medikation einzusehen und auf Doppelverschreibung sowie Wechselwirkungen der Medikamente zu überprüfen. Das Gesundheitssystem spart durch die eMedication-Lösung drastisch Kosten ein. Das belegt die eineinhalbjährige Pilotprojektphase des so genannten Arzneimittelsicherheitsgurtes im Raum Salzburg: Bei 175.000 ausgegebenen Medikamenten wurden über 26.000 Fälle von Wechselwirkungen und Mehrfach-Verschreibungen angezeigt und verhindert. Auf ganz Österreich hochgerechnet könnten durch E-Medication somit Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. Auch Ärzte und Einwohner der norditalienischen Region Lombardei profitieren von einer elektronischen Bürgerkarte beim Gesundheitscheck. Die Chips auf den Karten übertragen neben Alter und Adresse auch Erkrankungen, Medikationen und Ergebnisse vorangegangener Untersuchungen. Auf Großrechnern in Mailand werden die elektronischen Gesundheitsdaten der rund neun Millionen Lombarden gespeichert und ständig aktualisiert, etwa wenn ein Arzt ein Rezept ausstellt oder in einem Labor eine Blutuntersuchung gemacht wird. Um ein bis zwei Prozent sind die Ausgaben für das Gesundheitssystem in der Lombardei dadurch gesunken – das macht jährlich bis zu 240 Millionen Euro aus. Entscheidend für die Kostenreduzierung waren vor allem folgende Aspekte: weniger Verwaltung, kaum mehr unnötige Doppel-Untersuchungen sowie insgesamt schnellere Abläufe.