Nivolumab jetzt unabhängig von der NSCLC

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Neue Ära in der Therapie des nichtkleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC)
Nivolumab jetzt unabhängig von der
NSCLC-Histologie als Zweitlinientherapie einsetzbar
Weiterhin «medical need» beim
NSCLC
Schlechte Prognose und hohe Sterblichkeit
beim NSCLC sind darauf zurückzuführen,
dass die Mehrzahl der Tumore erst in fortgeschrittenen oder metastasierten, d.h. kurativ
nicht mehr anzugehenden Stadien erkannt
wird [5]. Bei den meisten betroffenen Patienten können derzeit leitliniengemäß nur Platindoubletten (+/- Bevacizumab) in der Erstlinientherapie eingesetzt werden. Bei der zytotoxischen Zweitlinientherapie – beispielsweise
mit Docetaxel (ggf. mit Angiogenesehemmer)
– sind oft therapiebegleitende Toxizitäten in
Kauf zu nehmen [6], was ihren breiten Einsatz
bei Patienten mit schlechtem Allgemeinzu-
sches Signal übermittelt. So wird die Aktivität
der T-Zelle herunterreguliert. Mit Nivolumab
(Opdivo®) wurde ein Antikörper gegen PD-1
entwickelt, der die Interaktion des Rezeptors
mit seinem Liganden verhindert [9]. Die aktivierte T-Zelle wird so bei der Erkennung der
Tumorzelle nicht mehr in ihrer Funktion blokkiert – die Tumorzelle wird zerstört. Mit dieser
neuen immunonkologischen Strategie ist ein
Paradigmenwechsel in der Tumortherapie erfolgt: Greifen die bisherigen Therapeutika die
Tumorzelle selbst an, so zielt der neue Ansatz
auf die Immunzellen, um die Immunbremse
gegenüber dem Tumor zu lösen.
Paradigmenwechsel in der
Tumortherapie
Zwei positive Phase-III-Studien
mit Nivolumab beim NSCLC
Mit der Immun-Checkpoint-Blockade hat in
den letzten Jahren ein innovativer Therapieansatz bei mittlerweile verschiedenen Tumorentitäten Erfolge gezeigt. Ziel dieser Strategie ist
die Modulation der komplexen Mechanismen,
mit deren Hilfe sich Tumoren der zellulären
und humoralen Immunabwehr entziehen.
Letztlich soll so die Immuntoleranz des Organismus gegenüber Tumorzellen ausgeschaltet
werden. Wichtige Moleküle in diesem Prozess
der «immune escape» sind der auf aktivierten
T-Zellen exprimierte Rezeptor PD-1 und sein
Ligand PD-L1 auf der Oberfläche von Tumorzellen [8]. Bei Interaktion zwischen Rezeptor
und Ligand und damit direktem Kontakt zwischen T- und Tumorzelle wird ein inhibitori-
Als erster PD-1-Inhibitor zeigte Nivolumab
in einer Phase-III-Studie einen Überlebensvorteil bei vorbehandelten Patienten mit lokal
fortgeschrittenem oder metastasiertem
NSCLC mit Nicht-Plattenepithelhistologie im
Vergleich zur Referenztherapie [1]. Die zulassungsrelevante Studie CheckMate 057
(CA209-057) umfasste 582 Patienten (Stadium IIIB/IV) mit Progress nach platinbasierter
First-Line-Therapie. Sie wurden randomisiert
dem Arm mit Nivolumab (3 mg/kg intravenös (i.v.) alle 2 Wochen) oder der Referenztherapie mit Docetaxel (75 mg/m² i.v. alle
3 Wochen) zugeteilt (Abb. 1).
Beim Gesamtüberleben (primärer Endpunkt)
erwies sich Nivolumab als signifikant überle-
Patienten mit fortgeschrittenem nicht-plattenepithelialem NSCLC nach Versagen einer
Platin-basierten Chemotherapie (n = 582)
Haupteinschlusskriterien für die
Patienten
• nicht-plattenepitheliales NSCLC im
Stadium IIIB/IV
• nach Versagen einer Platin-basierten
Chemotherapie
• (archivierte oder frische) Gewebeproben vor Behandlung verfügbar
• ECOG PS 0--1
• vorhergehende TKI-Therapie erlaubt
(bei Patienten mit bekannter EGFRMutation oder ALK-Translokation)
Nivolumab
3 mg/kg i.v. q2w
PD oder inakzeptable
Toxizität
(n = 292)
Docetaxel
75 mg/m2 i.v. q3w
PD oder inakzeptable
Toxizität
(n = 290)
Primärer Endpunkt:
OS
Sekundäre Endpunkte:
ORR, PFS, Sicherheit,
Wirksamkeit
in Abhängigkeit von
der PD-L1-Expression,
Lebensqualität
Stratifikation
Vorherige Erhaltungstherapie
Therapielinie (2. vs. 3.)
Abb. 1. Design der Studie CheckMate 057, modifiziert nach [1]. PD = progrediente Erkrankung;
OS = Gesamtüberleben; ORR = objektive Ansprechrate; PFS = progressionsfreies Überleben.
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Das Lungenkarzinom ist mit 1,6 Millionen
Todesfällen der Tumor mit der weltweit höchsten krebsbedingten Mortalität [2]. Auch in
Deutschland gehört der Lungenkrebs mit
rund 34 000 Neuerkrankungen bei Männern
und 16 000 bei Frauen zu den häufigsten
Krebserkrankungen, wobei die Fallzahlen bei
Frauen wegen der veränderten Rauchgewohnheiten derzeit sogar noch steigen [3]. Häufigste histologische Subentität bei den Lungenkarzinomen ist mit rund 85% das NSCLC.
Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome stellen hier den größten Anteil [4].
stand erschweren kann. Die personalisierte
Therapie mit «small molecules» hat zwar das
Management von Patienten mit Treibermutationen im EGF-Rezeptor oder mit EML4/
ALK-Fusionsgen verbessert. Diese definierten
genetischen Anomalien sind jedoch nur bei
maximal 20% aller NSCLC-Patienten nachweisbar [7]. Bei dem prognostisch ungünstigen fortgeschrittenen NSCLC besteht daher
zweifellos weiterhin hoher therapeutischer
Bedarf. Da es sich um eine palliative Therapie
handelt, kommt dem Erhalt bzw. der Besserung der Lebensqualität in dieser Situation
hohe Bedeutung zu.
Randomisierung
1:1
Im April 2016 wurde die Indikation von Nivolumab beim NSCLC in der Europäischen Union
(EU) auf die Behandlung lokal fortgeschrittener
oder metastasierter Nicht-Plattenepithelkarzinome nach vorheriger Chemotherapie bei Erwachsenen ausgedehnt. Die Zulassungserweiterung
stützt sich auf die Daten der Phase-III-Studie
CheckMate 057, in der der Programmed Cell
Death Protein 1 (PD-1)-Inhibitor zu einer signifikanten Verbesserung von Gesamtüberleben
und Ansprechrate im Vergleich zu Docetaxel als
Referenztherapie führte [1]. Bereits im Juli 2015
war Nivolumab für erwachsene Patienten mit
lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Plattenepithelkarzinomen der Lunge nach vorheriger
Chemotherapie zugelassen worden. Damit kann
der PD-1-Inhibitor jetzt unabhängig von der
NSCLC-Histologie breit eingesetzt werden. Eine
Testung auf die Expression des PD-1-Liganden
(PD-L1) vor Therapiebeginn ist nicht
erforderlich.
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12-Monats-OS
mOS, Monate
1-Jahres
OS-Rate, %
Nivo
(n = 292)
Doc
(n = 290)
Nivo
(n = 292)
Doc
(n = 290)
12,2
9,4
12,2
9,4
51
39
51
39
39
23
18-MonatsOS-Rate, %
HR
(95%-KI)
80
60
0,73 (0,59–0,89)
p = 0,0015
0,72 (0,60–0,88)
Post-hoc p = 0,0009
51%
Nivolumab
Docetaxel
39%
40
39%
20
23%
0
0
3
6
9
12
15
18
Zeit, Monate
21
24
27
30
Anwendung unabhängig von der
Histologie
Das 18-Monats-Update zeigte ein unverändertes medianes Überleben
(12,2 Monate mit Nivolumab vs. 9,4 Monate mit Docetaxel)
Abb. 2. CheckMate 057: Anhaltende Verbesserung des Gesamtüberlebens durch Nivolumab vs.
Docetaxel, modifiziert nach [10].
gen: Mit Docetaxel behandelte Patienten lebten
median 9,4 Monate, die im Nivolumab-Arm
dagegen 12,2 Monate. Der Unterschied entspricht einer signifikanten Reduktion des
Mortalitätsrisikos um relativ 27% (Hazard
Ratio (HR) 0,73; p = 0,002). Die 1-JahresÜberlebensrate wurde von 39% im Referenzarm auf 51% mit Nivolumab verbessert. Der
Überlebensvorteil des PD-1-Inhibitors blieb
auch bei längerem Follow-up erhalten: So
lebten nach 18 Monaten noch 39% der mit
Nivolumab behandelten im Vergleich zu 23%
der mit Docetaxel behandelten Patienten
(Abb. 2) [10].
Langfristig anhaltender
Überlebensvorteil
Besonders ausgeprägt profitierten Patienten
mit starker PD-L1-Expression von Nivolumab [10]: Patienten mit ≥ 1%iger Expression
überlebten median 17,7 Monate (Docetaxel:
9,0 Monate), die mit ≥ 5%iger Expression
19,4 Monate (Docetaxel 8,1 Monate) und die
mit ≥ 10%iger Expression 19,9 Monate
(Docetaxel 8,0 Monate). Bei Patienten mit
geringer oder keiner PD-L1-Expression
(< 1%) waren die Überlebenszeiten mit 10,5
Monaten im Nivolumab-Arm und 10,1 Monaten im Kontrollarm vergleichbar. Auch die
Gesamtansprechrate konnte verbessert werden – von 12% mit dem Taxan auf 19% bei
den mit Nivolumab behandelten Patienten
(p = 0,02). Die Zeit bis zum Remissionseintritt war mit median 2,1 Monaten unter Ni-
lumab, aber 15% mit Docetaxel. Damit kann
das Sicherheitsprofil des PD-1-Inhibitors als
günstiger im Vergleich zu Docetaxel gewertet
werden. Auch stimmt es mit den Erfahrungen
aus vorherigen Studien mit Nivolumab überein. Zu den für die Wirkklasse der ImmunCheckpoint-Blocker spezifischen Begleiterscheinungen gehören immunvermittelte Nebenwirkungen (z.B. Hautreaktionen, Hepatitis), die vermutlich auf die Modulation des
Immunsystems zurückzuführen sind. Immunbedingte Nebenwirkungen Grad 3/4 waren
jedoch mit Raten von maximal je 1% selten
und können sich nach Einleiten der jeweils
geeigneten Maßnahmen (siehe Therapiealgorithmen Fachinformation) zurückbilden.
volumab und 2,6 Monaten mit dem Taxan
ähnlich. Die Dauer des Ansprechens wurde
durch den PD-1-Inhibitor etwa verdreifacht:
Sie betrug unter Docetaxel median 5,6
Monate, unter Nivolumab dagegen 17,2
Monate.
Besser verträglich als die
Taxantherapie
Zudem musste die bessere Wirksamkeit des
PD-1-Inhibitors nicht mit vermehrten Nebenwirkungen erkauft werden – im Gegenteil:
schwerwiegende therapiebedingte Nebenwirkungen (alle Grade) waren unter Nivolumab
mit 7% seltener als unter dem Taxan mit 20%.
Gleiches gilt für Therapieabbrüche aufgrund
von Nebenwirkungen mit 5% unter Nivo-
Aufgrund der positiven Ergebnisse der Studie
CheckMate 057 wurde die Indikation von Nivolumab beim lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC nach vorheriger Chemotherapie im April 2016 erweitert: Der PD-1-Inhibitor kann jetzt in der Zweitlinientherapie bei
erwachsenen Patienten unabhängig von der
zugrunde liegenden Tumorhistologie – d.h. bei
Plattenepithel- und Nicht-Plattenepithelkarzinomen der Lunge – eingesetzt werden. Eine
Testung auf die PD-L1-Expression vor Therapiebeginn ist nicht erforderlich. Doch sind bereits diagnostische Antikörper für die immunhistochemische Testung auf PD-L1 vorhanden.
So stehen das in den Studien mit Nivolumab
benützte Kit PharmDx DAKO 28-8 bzw. der
Antikörper Abcam 28-8 zur Verfügung. Derzeit
erfolgt im Rahmen eines deutschen Ringversuches eine Harmonisierung und Zertifizierung
der PD-L1-Testung.
Mit Nivolumab steht somit ein neuer Ansatz in
der Zweitlinientherapie nach Versagen der Chemotherapie in der ersten Linie zur Verfügung.
NSCLC mit plattenepithelialer Histologie, Stadium IIIb/IV
1 vorherige platinbasierte Chemotherapie, ECOG PS 0–1,
n = 272
Nivolumab
3 mg/kg i.v. q2w
n = 135
Bis PD oder inakzeptable Toxizität
Randomisierung 1:1
Stratifizierungsfaktoren:
Region, vorherige
Behandlung mit Paclitaxel
Docetaxel
75 mg/m2 i.v. q3w
n = 137
Bis PD oder inakzeptable Toxizität
Primärer Endpunkt: OS
Zusätzliche Endpunkte: ORR (Investigator-bestimmt), PFS (Investigator-bestimmt),
Korrelation zwischen PD-L1-Expression und Wirksamkeit, Sicherheit, Lebensqualität (LCSS)
Abb. 3. Design der Studie CheckMate 017, modifiziert nach [12].
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100
Gesamtüberleben (OS),
% der Patienten
18-Monats-OS
mOS,
Monate
(95%-KI)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Nivolumab
n = 135
Docetaxel
n = 137
9,2
(7,33–12,62)
6,0
(5,29–7,39)
103
122
Ereignisse
Langfristige Überlegenheit von
Nivolumab
HR = 0,62 (0,48–0,081); P = 0,0004
12-Monats-OS-Rate = 42%
18-Monats-OS-Rate = 28%
12-Monats-OS-Rate = 24%
0
3
Anzahl der Patienten
Nivolumab 135
113
Docetaxel
137
104
6
9
Nivolumab
Docetaxel
18-Monats-OS-Rate = 13%
12
15
18
21
24
27
30
33
Zeit, Monate
86
69
69
57
51
37
25
14
6
46
33
22
17
11
7
3
Mindest-Follow-up zum Überleben: 18 Monate
0
1
0
0
Abb. 4. CheckMate 017: Verlängerung des Gesamtüberlebens durch Nivolumab vs. Docetaxel, modifiziert nach [12].
Fortschritt beim Lungenkarzinom
mit Plattenepithel-Histologie
Bereits seit Juli vergangenen Jahres ist Nivolumab in der EU für die Behandlung des
lokal fortgeschrittenen oder metastasierten
NSCLC mit Plattenepithelhistologie nach
vorheriger Chemotherapie bei Erwachsenen
zugelassen. Die Zulassung der European Medicines Agency stützte sich auf die unverblindete Studie CheckMate 017 (CA209-017), die
weitestgehend das identische Design besitzt
wie CheckMate 057 [11]. Sie umfasste 272
vorbehandelte Patienten, die in randomisierter Zuordnung mit Nivolumab oder Docetaxel behandelt wurden (Abb. 3). Primärer
Endpunkt war wiederum das Gesamtüberleben; als sekundäre Endpunkte waren u.a.
progressionsfreies Überleben und Gesamtansprechrate definiert. Für CheckMate 017
konnten Patienten ebenfalls unabhängig vom
PD-L1-Expressionsstatus rekrutiert werden.
Die Anteile von Teilnehmern mit PD-L1negativen und -positiven Tumoren in CheckMate 017 waren ausgewogen.
Auch in dieser Studie belegte Nivolumab
seine Überlegenheit gegenüber dem bisherigen Therapiestandard: Während mit Docetaxel behandelte Teilnehmer median 6,0
Monate überlebten, erstreckte sich das Gesamtüberleben im Nivolumab-Arm auf 9,2
Monate. Die 1-Jahres-Überlebensrate stieg
von 24% mit dem Taxan auf 42% bei den mit
Nivolumab behandelten Patienten. Damit
reduzierte der PD-1-Inhibitor das Sterberisiko signifikant um relativ 41% (HR 0,59;
p < 0,001). Auch aus CheckMate 017 liegen
bereits positive 18-Monats-Daten vor, die für
die anhaltende Überlegenheit des ImmunCheckpoint-Inhibitors im Vergleich zur
Zweitlinien-Chemotherapie sprechen: Die
18-Monats-Überlebensrate im NivolumabArm beträgt 28% und ist damit mehr als
doppelt so hoch wie bei den mit Docetaxel
behandelten Patienten mit 13% (Abb. 4) [12].
Es fällt auf, dass sich die Überlebenskurve
des Nivolumab-Arms praktisch von Beginn
an von der im Docetaxel-Arm trennte. Von
der Therapie hatten Patienten fast aller vorab
definierten Subgruppen einen Überlebensvorteil, unabhängig von der Art der Vortherapie, dem Eastern Cooperative Oncology
Group (ECOG) Performance-Status (PS),
Zentralnervensystem (ZNS)-Metastasen und
Raucherstatus.
mPFS, Monate
(95%-KI)
progressionsfreies Überleben
(PFS), % der Patienten
Die Option einer weiteren Chemotherapie in
der dritten Linie bleibt bestehen.
Auch beim progressionsfreien Überleben zeigte sich ein deutlicher Benefit für Nivolumab:
Mit dem PD-1-Inhibitor behandelte Patienten
lebten median 3,5 Monate ohne Progress, die
mit Docetaxel behandelten 2,8 Monate (HR
0,62; p < 0,001) [11]. Die 1-Jahres-Rate für das
progressionsfreie Überleben wurde mehr als
verdreifacht: von 6,4% im Referenzarm auf
21% mit Nivolumab. Nach 18 Monaten lag die
Rate im Nivolumab-Arm bei 17% und unter
Docetaxel bei 2,7% (Abb. 5) [12].
Die Responserate wurde etwa verdoppelt: Auf
Nivolumab sprachen 20% der Studienteilnehmer, auf Docetaxel dagegen 9% an (p = 0,008).
Wiederum war die Zeit bis zum Ansprechen
bei beiden Therapien mit 2,2 Monaten für Nivolumab und 2,1 Monaten für das Taxan vergleichbar. Erneut aber zeigte sich ein deutlicher Unterschied in der Remissionsdauer: Sie
beträgt bei den mit Docetaxel behandelten
Patienten 8,4 Monate. Bei Respondern auf Nivolumab ist der Median in der Ansprechdauer
dagegen noch nicht erreicht (2,9 bis 20,5+).
Der Expressionslevel von PD-L1 (1%, 5%,
10%) in der Studie CheckMate 017 erwies sich
weder als prognostisch noch als prädiktiv [12]:
Patienten mit ≥ 5%iger Expression überlebten
unter der Nivolumab-Therapie median 10,0
Monate (Docetaxel: 6,4 Monate). Bei geringerer Expression von PD-L1 (< 5%) betrug die
Überlebenszeit unter Nivolumab median 8,5
Monate, unter Docetaxel median 6,1 Monate.
Auch bei der Verträglichkeit punktete Nivolumab erneut: Therapiebedingte Nebenwirkungen (Grad 3–5) traten bei 8% der Studien-
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Ereignisse
Nivolumab
n = 135
Docetaxel
n = 137
3,5
(2,14–5,06)
2,8
(2,14–3,52)
105
122
HR = 0,63 (0,48–0,83); P = 0,0008
12-Monats-PFS-Rate = 21%
12-Monats-PFS-Rate = 6,4%
18-Monats-PFS-Rate = 17%
Nivolumab
18-Monats-PFS-Rate = 2,7%
0
3
6
9
12
Anzahl der Patienten
Nivolumab 135
68
Docetaxel 137
62
48
27
33
10
24
8
15
18
Zeit, Monate
20
3
16
1
Docetaxel
21
24
27
30
12
1
8
0
2
0
30
0
Mindest-Follow-up zum Überleben: 18 Monate
Abb. 5. CheckMate 017: Verlängerung des progressionsfreien Überlebens durch Nivolumab vs.
Docetaxel, modifiziert nach [12].
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Gesamtüberleben (OS),
% der Patienten
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10
Docetaxel
MID
0
í10
í20
í30
a
a,b
a,b
a
a,b
Nivolumab
a
aP < 0,05 vs. Ausgangswert
bP < 0,05 für Nivolumab vs. Docetaxel
12
24
30
29
47
9
29
5
29
MID
í40
Docetaxel (n = 89)
Nivolumab (n = 97)
36
42
Zeit, Woche
5
20
4
17
48
54
60
4
12
2
12
1
8
Abb. 6. CheckMate 017: Verbesserung der Symptomlast durch Nivolumab vs. Docetaxel, modifiziert
nach [13]. MID = Minimal Important Difference.
teilnehmer auf, wurden im Docetaxel-Arm
dagegen in 58% der Fälle dokumentiert [12].
Auch starben 2% der mit dem Taxan behandelten Patienten therapiebedingt, während
unter Nivolumab kein derartiger Todesfall
verzeichnet wurde. Behandlungsabbrüche
wegen therapiebedingter Nebenwirkungen
(Grad 3–5) waren im Docetaxel-Arm mit 7%
mehr als doppelt so häufig wie unter Nivolumab mit 3%.
Abnahme der Symptomlast und
verbesserte Lebensqualität
Hohe Effektivität und gute Verträglichkeit von
Nivolumab äußerten sich zudem in einer Verbesserung der mit der Lung Cancer Symptom
Scale (LCSS) ermittelten Symptomlast [13]:
Während sich diese im Docetaxel-Arm im
Studienverlauf allmählich verschlechterte, war
bei den mit Nivolumab behandelten Patienten
eine Verbesserung festzustellen (Abb. 6). Ab
Studienwoche 30 war der Unterschied zu Docetaxel signifikant (p < 0,05). Deutlich vorteilhaft war der PD-1-Inhibitor insbesondere bei
den Symptomen Anorexie, Fatigue, Dyspnoe
und Schmerzen. Eine symptomatische Verschlechterung trat bei den mit Nivolumab behandelten Patienten erheblich später auf als
unter der Docetaxel-Therapie. Ein ähnliches
Bild zugunsten von Nivolumab ergab sich auch
bei der Ermittlung der Lebensqualität mithilfe
des Fragebogens EQ-5D VAS.
Neu in der Onkopedia-Leitlinie
der DGHO
Aufgrund der positiven Daten der Studie
CheckMate 017 zu Effektivität und Verträglichkeit wurde die Zweitlinientherapie mit
Nivolumab bereits in die Onkopedia-Leitlinie
der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie
und Medizinische Onkologie (DGHO) aufgenommen [14]. Der PD-1-Blocker sollte
danach bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC mit Plattenepithelhistologie eingesetzt werden, die
nach platinhaltiger Kombinationschemotherapie einen Progress erleiden. Die bisherigen
Zweitlinienoptionen Docetaxel und Erlotinib
sind in die dritte Therapielinie gerückt.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA)
hat für die Patienten, die für Docetaxel geeignet sind, Nivolumab beim Plattenepithelkarzinom der Lunge einen Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen attestiert. Laut
G-BA handelt es sich «um eine bisher nicht
erreichte deutliche Verbesserung des therapierelevanten Nutzens, insbesondere da eine
moderate Verlängerung der Lebensdauer
sowie eine bedeutsame Verringerung von
schwerwiegenden Nebenwirkungen und anderen Nebenwirkungen erreicht wird.» Bei
Patienten, die nicht für Docetaxel geeignet
sind und bei denen Nivolumab gegenüber
Best-Supportive-Care zu vergleichen war,
wurde aufgrund fehlender Daten kein Zusatznutzen festgestellt [15].
Fazit: Neue Säule in der
Krebstherapie
Mit Nivolumab steht damit jetzt eine effektive
und verträgliche Zweitlinientherapie für
NSCLC-Patienten im Stadium IIIB und IV
nach Progress unter platinbasierter Chemotherapie unabhängig von der Tumorhistologie
zur Verfügung. Eine Testung auf die
PD-L1-Expression ist nicht nötig, sodass der
Arzt in seiner Therapiewahl frei ist.
Positive
Daten
zur
Immun-Checkpoint-Blockade liegen inzwischen nicht nur
beim Melanom und NSCLC, sondern auch
beim Nierenzellkarzinom vor. Die immun-
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Fax + 49 761 4 52 07 14
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Dr. Katharina Arnheim, Freiburg i.Br.
Literatur
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dgho-onkopedia.de, Version 02/2016.
https//:www.g-ba.de/downloads/92-975-922/2015-08-12_
Modul1_Nivolumab.pdf.
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Impressum
Neue Ära in der Therapie des nicht-kleinzelligen
Lungenkarzinoms (NSCLC)
Nivolumab jetzt unabhängig von der
NSCLC-Histologie als Zweitlinientherapie
einsetzbar
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20
onkologische Therapie ist damit auf gutem
Wege, sich zu einer weiteren Säule in der
Krebstherapie – neben Chirurgie, Strahlenund Chemotherapie sowie zielgerichteter Therapie – zu entwickeln. Von der American
Society of Clinical Oncology (ASCO) wurde
der Aufstieg der Immuntherapie kürzlich in
ihrem Jahresreport 2016 als «ASCO’s Advance
of the Year» bewertet [16]. Die ASCO erwartet, dass die Immuntherapie nach dem Melanom auch das Outcome für Patienten mit
Karzinomen von Lunge, Blase, Leber, Niere
sowie Kopf-Hals-Tumoren und NonHodgkin-Lymphomen verbessern wird.
1506DE16PR05551-01
30
Schlechter
40
Besser
LCSS: Durchschnittliche Abweichung des Symptomlastindex
vom Ausgangswert
PharmaForum
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