3. AUFFÜHRUNGSABEND S aiso n 2012 20 13 M i t t wo c h 15 . 5 .13 2 0 U h R I S e m p e r o p e r D r e sd e n 3. aufführungsabend Zum 200. Geburtstag von Richard Wagner Christoph König Dirigent Antigone Papoulkas Mezzosopran Richard Wagner (1813 -18 8 3) »Siegfried-Idyll« für Orchester P a us e Markus Butter Bariton Hans Werner Henze Sächsischer Staatsopernchor Dresden Einstudierung: Christof Bauer »Richard Wagnersche Klavierlieder« für Mezzosopran, Bariton, Chor und Orchester gesetzt (1998/1999) Karl-Heinz Steffens musste seine Mitwirkung am heutigen Aufführungsabend leider absagen. Wir danken Christoph König, der sich bereit erklärt hat, an seiner Stelle die Leitung des Konzerts zu übernehmen. (19 2 6 -2 012) 1. Gruß seiner Treuen an Friedrich August den Geliebten bei seiner Rück­ kunft aus England den 9. August 1844 (1844 / Text: Richard Wagner) 2. Der Knabe und der Tannenbaum (1838 / Text: Georg Scheurlin) Sieben Kompositionen zu Goethes »Faust« (1831) 1. Lied der Soldaten 2. Gretchen am Spinnrade 3. Branders Lied 4. Lied des Mephistopheles 5. Zweites Lied des Mephistopheles 6. Melodram 7. Bauer unter der Linde Acht französische Lieder (1839/1840) 1. Berceuse (Dichter unbekannt) 2. Extase (Text: Victor Hugo) 3. Attente (Text: Victor Hugo) 4. L a tombe dit à la rose (Text: Victor Hugo) 5. Mignonne (Text: Pierre de Ronsard) 6. Tout n’est qu’images fugitives (Soupir) (Text: Jean Reboul) 7. L es deux grenadiers (Text: Heinrich Heine, übersetzt von François-Adolphe Loève-Veimars) 8. Adieux de Marie Stuart (Text: Pierre Jean de Béranger) Richard Wagner im Spiegel Das »Siegfried-Idyll« und Henzes »Richard Wagnersche Klavierlieder« In seinen Partituren und Schriften feilte Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag in wenigen Tagen, am 22. Mai, bevorsteht, wirkungsmächtig an seiner Idee des Musiktheaters. Trotz dieser Konzentration auf die Opernbühne aber gibt es im Schaffen des großen Musikdramatikers noch andere kompositorische Gebiete, auf die sich zeitweise oder gar zeitlebens sein Interesse richtete: Er schrieb Klaviermusik sowie ein Streichquartett, das leider verschollen ist, er komponierte Ouvertüren und Märsche, bearbeitete Musik von Komponistenkollegen, vor allem aber setzte er sich von jungen Jahren an mit der Gattung der Symphonie auseinander. Seine Symphonie in C-Dur von 1832 hat Eingang in unser Konzertrepertoire gefunden, Skizzen und Entwürfe zu weiteren Symphonien sind überliefert, und gerade in Wagners letzten Lebensjahren nahm der Plan, die Gattung der Symphonie mit neuen Werken zu reformieren, wieder an Fahrt auf. Ausdrücklich mit »Symphonie« überschrieb Wagner auch jenes Instrumentalstück, das sich unter dem Titel »Siegfried-Idyll« fest in unseren Konzertsälen etabliert hat. Die Bezeichnung »Symphonie« wurde später wieder verworfen, im Hause des Komponisten kursierten stattdessen Namen wie »Tribschener Idyll«, »Morgenmusik« oder »Treppenmusik«. Gerade in ihnen dokumentiert sich der spezielle Entstehungshintergrund der Komposition, die Wagner im November und Dezember 1870 in Tribschen am Vierwaldstätter See am Rande von Luzern in Partitur goss und am ersten Weihnachtstag im Treppenhaus seiner Schweizer Villa uraufführen ließ: als Geburtstagsgeschenk für seine Gattin Cosima. Beide, Richard und Cosima, hatten erst im August geheiratet, ein Jahr zuvor war der gemeinsame Sohn Siegfried, genannt »Fidi«, als drittes ihrer Kinder zur Welt gekommen. All dies floss ein in das Werk, wie der Untertitel verrät: »Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als Symphonischer Geburtstagsgruss Seiner Cosima dargebracht«. Was damit gemeint war, lässt sich anhand der Tagebucheintragungen Cosimas noch genauer entschlüsseln. Ihnen zufolge wurde Wagner nach der Geburt des Sohnes in den Morgenstunden Zeuge eines eindrucksvollen Farbenspiels, als die Sonne über das Bergmassiv des Rigi strahlte und einen atemberaubenden »Orange-Sonnenaufgang« in Szene setzte. Ganz ähnlich spielt auch der »Fidi-Vogelgesang« auf ein Naturereignis »beim ersten Tagesleuchten« an: auf einen kleinen Vogel, genauer gesagt auf »Siegfried’s Vogel, der ihn (›Fidi‹) angekündigt und nun sich nach ihm erkundig(t)«. Kein Wunder, dass Wagner bei einer späteren Aufführung des »Idylls« verblüfft feststellte, er habe, so Cosima, »unbewußt unser ganzes Leben darin verwoben«. Ausgangspunkt und Hauptthema ist die große E-Dur-Melodie aus dem dritten Akt des »Siegfried« (»Ewig war ich, ewig bin ich«), ein symbolträchtiges melodisches Gebilde, das Wagner bereits 1864 in Starnberg niedergeschrieben hatte, nach dem ersten Besuch von Cosima. Schon damals hatte er in Erwägung gezogen, aus dem Thema ein Quartett oder eine Symphonie zu komponieren. Fast alle Motive des »Idylls« stammen aus dem zur selben Zeit ausgearbeiteten »Siegfried« und formieren sich zu einem zarten, zauberhaften Melodienstrom. Das Geschehen entfaltet sich in ausgesprochen gelöster, lyrischer Atmosphäre, in immer neuen Kombinationen werden die Themen ausgeleuchtet, in fein gesponnene Klänge gebettet. Gegenüber der Welt des Musikdramas ging Wagner im »symphonischen«, wortlosen Kontext ganz ungewohnte Wege. Eine andere, aber nicht weniger reizvolle Konstellation begegnet in den »Richard Wagnerschen Klavierliedern«, einer Sammlung von Gesangsstücken aus der Feder Wagners, die Hans Werner Henze 1998/1999 aus der kammermusikalischen Sphäre heraus- und in orchestrale Gefilde hineinführte. Wieder also hat man es mit einer Gattung zu tun, die bei Wagner mit einigem Gewicht außerhalb des Schaffenszentrums steht, und wieder sind der Partitur mehrere Schichten eingeschrieben: Statt der latenten Spannung zwischen Musikdrama und Symphonie (oder Symphonischer Dichtung?) wie beim »Siegfried-Idyll« leben Henzes Bearbeitungen von dem Kontrast zwischen ursprünglichem Klavierlied und daraus entwickeltem Vokalstück mit Orches­ terbegleitung. Den Zyklus in die Konzerte der Sächsischen Staatskapelle in dieser Spielzeit aufzunehmen, war ein ausdrücklicher Wunsch des im vergangenen Jahr in Dresden verstorbenen Capell-Compositeurs Henze, der dem einstigen Dresdner Hofkapellmeister Wagner in kritischer Bewunderung gegenüberstand und 1976 schon die »Wesendonck-Lieder« orchestriert hatte. Die Gesänge, die sich Henze vorgenommen hatte, stammen aus verschiedensten Zeiten der Wagner’schen Biografie: Der »Gruß seiner Treuen« ist, dem Adressaten gemäß, eine Dresdner Komposition, »Das Kind und der Tannenbaum« wurde 1838 in Riga geschrieben, die »Faust«-Kompositionen entstanden bereits 1831 in Leipzig, die französischen Lieder wurden zwischen Herbst 1839 und Frühjahr 1840 in Paris zu Papier gebracht. Mal ausgestattet mit gehörigem Witz und dezenter Ironie, mal tiefgründig oder mit südlichem Kolorit, zeigen sie Wagner als Meister auch der kleinen Form. Dass es sich bei Henzes Fassungen keineswegs um bloße Instrumentierungen handelt, ist bei »Extase« und »La tombe dit à la rose« offenkundig, da sie Fragment geblieben sind und der Vollendung noch bedurften. Aber auch generell griff Henze in vielerlei Hinsicht in die kompositorische Substanz ein: »Ich wollte, ich musste weiter, als ich in meiner Wesendonck-Einrichtung gegangen war, wenn die ganze Operation sich nicht als künstlerisch völlig überflüssig herausstellen sollte. So treten also vielerlei Veränderungen ans Licht, nicht aus Willkür, sondern aus artistischer Neugier: Taktwechsel zum Beispiel, Transformationen von Tonart und tessitura …, neue Nebenstimmen – lauter Dinge, welche meinem Wunsche entsprachen, die oftmals im Klavierpart versteckten, dort nur andeutungsweise erfahrbaren Schönheiten dieser Musik ans Tageslicht zu heben und sie in ihrem ganzen Reichtum aufzufächern und erstrahlen zu lassen. Bei der Arbeit habe ich immer gedacht, wie es wohl gewesen wäre oder was der Große wohl gedacht und gesagt hätte, wenn er hier oder dort meiner Interventionen, meiner Ein- und Zugriffe gewahr geworden wäre.« To rs ten B la ich Besetzung »Siegfried-Idyll«: Flöte, Oboe, 2 Klarinetten, Fagott, 2 Hörner, Trompete, Streicher // Uraufführung: 25. Dezember 1870 in Tribschen/Luzern (Musiker des Orchesters der Zürcher Tonhalle, Dirigent: Richard Wagner) // Dauer: ca. 20 Min. Besetzung »Richard Wagnersche Klavierlieder«: Mezzosopran, Bariton, Chor, 2 Flöten (1. auch Piccolo, 2. auch Piccolo und Altflöte), 2 Oboen (2. auch Englischhorn), 2 Klarinetten (2. auch Bassklarinette), 2 Fagotte (2. auch Kontrafagott), 2 Hörner, 2 Trompeten, Tenortuba, Kontrabasstuba, Schlagzeug, Harfe, Celesta, Klavier, Streicher // Uraufführung: 28. August 1999 in Berlin (Solisten: Stella Doufexis, Thomas Mohr, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Rundfunkchor Berlin, Dirigent: Semyon Bychkov) // Dauer: ca. 60 Min. Christoph König D i ri g e n t ist an der Semperoper kein Unbekannter: Von 1994 bis 1997 wirkte er an diesem Haus als Solo­ repetitor und dirigierte Ballettvorstellungen. Sein Studium in den Fächern Orchesterdirigieren, Kla­ vier und Gesang absolvierte er ebenfalls in seiner Heimatstadt Dresden. Wichtige Erfahrungen sammelte er in Meisterkursen bei Sergiu Celibidache oder auch als Assistent von Sir Colin Davis. Christoph König ist seit 2009 Chefdirigent des Orquestra Sinfónica Casa da Música in Porto, seit 2010 hat er die Chefposition auch bei den Solistes Européens Luxembourg inne. Als Gastdirigent in ganz Europa gefragt, erhält er Einladungen von Klangkörpern wie dem Royal Philharmonic Orchestra London, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, dem Orchestre de Paris und dem Nederlands Philharmonisch Orkest, seinem US-Debüt schlossen sich Auftritte mit den großen nordamerikanischen Orchestern von Los Angeles bis Pittsburgh und Toronto an. Opernvorstellungen leitete er u.a. am Opernhaus Zürich, am Teatro Real in Madrid und an der Deutschen Oper Berlin. Antigone Papoulkas M ezzo s o p r an gehörte zunächst dem Ensemble der Hamburgischen und später der Wiener Staatsoper an. Von 2005 bis 2010 war sie festes Ensemblemitglied der Semperoper, der sie bis heute eng verbunden ist. Erleben konnte sie das Dresdner Publikum u.a. als Octavian, Dorabella, Hänsel und Sesto, in dieser Saison stand sie in verschiedenen Rollen in Henzes »Wir erreichen den Fluss« oder auch als Rosina auf der Bühne. Über die Oper hinaus ist die Münchnerin auf dem Konzert- und Liedpodium hoch geschätzt. Markus Butter B a r i t on singt seit 2005 im Ensemble der Semperoper, an der er zahlreiche Rollen verkörperte, darunter Don Giovanni, Papageno, Wolfram und Marcello. Zuvor war er Ensemble­ mitglied der Bayerischen Staatsoper und der Deutschen Oper am Rhein. Im Konzertfach trat der Österreicher u.a. mit den Berliner und Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de Paris und den Orchestern des MDR und WDR auf. Seinen Einstand in den Konzerten der Sächsischen Staatskapelle gab er 2010 unter Daniel Harding. Sächsischer Staatsopernchor Dresden Künstlerisch umsichtig und traditionsbewusst geleitet, zählt der Dresdner Staatsopernchor, der 1817 auf Initiative Carl Maria von Webers gegründet wurde, zu den besten Opernchören Europas. Regelmäßig konzertiert das Ensemble, an dessen Spitze seit 2009 Chordirektor Pablo Assante steht, gemeinsam mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Opern- und Konzertreisen sowie eine kontinuierliche Präsenz bei Festspielen und in Rundfunk und Fernsehen brachten den Sängerinnen und Sängern weltweite Beachtung ein. Tourneen führten u.a. nach Russland, Italien, Österreich, Spanien, Frankreich sowie nach Japan. Eine Vielzahl von CD- und DVD-Produktionen – nicht zuletzt mit der Sächsischen Staatskapelle – zeugen von der außerordentlichen Qualität des Staatsopernchores. Text Der Einführungstext von Dr. Torsten Blaich ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. G e s ta lt u n g u n d s at z Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden schech.net Strategie. Kommunikation. Design. Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein Union Druckerei Dresden GmbH D ru c k Impressum Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann w w w. s ta at s k a p e l l e - d r e s d e n . d e Spielzeit 2012 | 2013 H e r aus g e b e r Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © Mai 2013 R e da k t i o n Dr. Torsten Blaich b i l d n ac h w e i s Christoph König: Gunter Glücklich; Markus Butter, Sächsischer Staatsopernchor Dresden: Matthias Creutziger.