BIOCHEMIE des Stoffwechsels Stryer Biochemie (3 Std., 772.113) J. M. Berg, J. L. Tymoczko, L. Stryer 6. Auflage (2007) 1. Einheit Spektrum der Wissenschaft, ELSEVIER Reaktionsmechanismen Die Lebewesen der heutigen Welt kann man anhand ihrer biochemischen Eigenschaften in drei große, als Domänen bezeichnete Gruppen einteilen: Eukarya (Eukaryoten) Bacteria (früher Eubacteria genannt) Archaea (die früheren Archaebakterien) Die Vorlesung befasst sich mit den biochemischen Reaktionen und den damit zusammenhängenden biologischen Makromolekülen und Metaboliten in Eukarya mit Fokus auf dem humanen Stoffwechsel. Der mikrobielle Stoffwechsel wird in der VO Mikrobielle Physiologie (Christina Schäffer, 2 Std.) behandelt. Bacteria Bacterial Cell Structure Experimentelle Ansätze zur Untersuchung des Stoffwechsels Beispiel kataboler Stoffwechsel: • Untersuchung der Reaktionsfolge (Überführung eines bestimmten Nährstoffes in sein Folgeprodukt) und der Energetik dieser Umwandlung • Untersuchung des Mechanismus der einzelnen Umwandlungschritte (Enzyme, Reaktionsmechanismus organische Chemie bzw. Bioorganische Chemie bzw. Anorganische Biochemie) • Untersuchung der Lokalisation, Regulation und der Integration der Stoffwechselwege Ziel der Vorlesung ist das Glycolyse Citrat-Cyclus Oxidative Phosphorylierierung Verständnis der Reaktionsfolgen Energetik der Umwandlungen Reaktionsmechanismen Lokalisation (Zelle, Gewebe, Organ) Regulation und Integration des jeweiligen Stoffwechselweges in den Gesamtstoffwechsel Organische Reaktionsmechanismen Rückführung der biochemischen Reaktionen auf wenige Grundtypen: A. Chemische Grundlagen B. Reaktionsmechanismen • • • • Die allermeisten biochemisch relevanten Reaktionen werden von Enzymen katalysiert. Entsprechend den Regeln der internationalen Enzym Kommission (Enzyme Commission, EC) werden Enzyme in 6 Klassen eingeteilt, durch einen 4 Zahlen-Code eindeutig charakterisiert und durch einen systematischen Namen (der auf der katalysierten Reaktion beruht) benannt. 1. Klasse: Oxidoreduktasen: Transfer von H-Atomen, O-Atomen oder Elektronen zwischen Metaboliten 2. Klasse: Transferasen: Transfer funktioneller Gruppen 3. Klasse: Hydrolasen: Katalyse hydrolytischer Reaktionen 4. Klasse: Lyasen: Gruppeneliminierungen unter Bildung von Doppelbindungen oder Addition einer Gruppe an eine Doppelbindung 5. Klasse: Isomerasen: Intramolekulare Gruppenübertragungen 6. Klasse: Ligasen: Knüpfung von kovalenten Bindungen unter gleichzeitiger Spaltung von Nucleosidtriphosphaten Gruppenübertragungsreaktionen Oxidationen und Reduktionen Eliminierungen, Isomerisierungen und Umlagerungen Reaktionen unter Bruch und Bildung von C-CBindungen http://www.chem.qmw.ac.uk/iubmb/enzyme/ Enzyme werden gemäß der Natur der von ihnen katalysierten chemischen Reaktionen klassifiziert und benannt. Der empfohlene Name ist häufig der früher benutzte Trivialname. Der systematische Name wird verwendet um Zweideutigkeiten zu vermeiden. Beispiel: Carboxypeptidase A Systematischer Name: Peptidyl-L-Aminosäurehydrolase EC Nummer: 3.4.17.1 Enzymklasse 3: Hydrolasen Unterklasse 4: Unter-Unterklasse 17: Beispiel: Alkoholdehydrogenase CH3CH2OH + NAD+ CH3CHO + NADH + H+ Reaktion: Systematischer Name: NAD+-Oxidoreduktase EC Nummer: 1.1.1.1. Enzymklasse 1: Oxidoreduktasen Unterklasse 1: Oxidation von –CH(OH)Gruppierungen Peptidbindungen spaltende Hydrolasen Unter-Unterklasse 1: NAD(P)+ als Elektronenakzeptor Metall-Carboxypeptidasen (Metall im aktiven Zentrum für Enzymaktivität essentiell; hier Zn2+) Zugeteilte Seriennummer innerhalb der Unter-Unterklasse: 1 Zugeteilte Seriennummer innerhalb der Unter-Unterklasse: 1 A. Chemische Grundlagen Bei der heterolytischen Bindungsspaltung bleibt das bindende Elektronenpaar bei einem der Bindungspartner. Bindungsspaltungen können homolytisch oder heterolytisch ablaufen. Bei der homolytischen Bindungsspaltung entstehen Radikale (meist instabile Spezies mit einem ungepaartem Elektron) C H C + H Proton Carbanion C H C + H Radikale Homolytische Bindungsspaltungen sind relativ selten. Der Verbleib des Elektronenpaares beim C-Atom unter Ausbildung eines Carbanions ist häufiger, da Kohlenstoff (EN = 2.5) elektronegativer als Wasserstoff (EN = 2.1) ist. Im Zuge einer biochemischen Reaktion entstehende Carbanionen werden meist durch Resonanz oder Metallionen (z.B. Zink) stabilisiert (siehe unten). Im Zuge von Redoxreaktionen kann das bindende Elektronenpaar auch beim Wasserstoff unter Bildung eines Hydrid-Ions verbleiben. Die Abstraktion eines Hydrid-Ions tritt nur dann auf, wenn es direkt auf einen Akzeptor (z.B. NAD+ oder NADP+) übertragen wird. C H + H C Hydrid-Ion Carbokation oder Carbenium-Ion Nucleophile Form (konjugierte Base schwacher Säuren) RO +H RSH RS +H RNH3 RNH2 + H R R HN HN NH NH2 Aminogruppe N Amin R R'' Aldehyd oder Keton N H C OH R'' CarbinolaminZwischenprodukt H+ R' R Imin H Protonen Mn Metall-Ionen R R' R' O Elektrophiles Zentrum (elektronenarme Spezies) C O C NH R +H Iminbildung aus Amin und Aldehyd (oder Keton) C Biochemisch relevante ELEKTROPHILE GRUPPEN Carbonylkohlenstoff: EN(C) = 2,5; EN(O) = 3,5 R' Imidazolgruppe + Elektrophile Zentren Sulfhydrylgruppe R' R Elektronenreiche Verbindungen („kernliebend“). Entweder negativ geladen oder im Besitz einsamer Elektronenpaare. Neigen zur kovalenten Bindung mit elektronenarmen Zentren (Elektrophilen). Biochemie: Amino-, Hydroxy-, Imidazol- und Sulfhydrylgruppen Hydroxygruppe Veranschaulichung von Reaktionen durch Verfolgung der Wanderung von Elektronenpaaren Beispiel: Nucleophile Zentren Positiv geladen oder unvollständig besetzte Valenzschale. Meist in Nachbarschaft zu elektronegativem Atom. Biochemie: Protonen, Metallionen, Kohlenstoffatome in Carbonylgruppierungen, kationische Imine Biochemisch relevante NUCLEOPHILE GRUPPEN ROH In Reaktionen mit heterolytischer Bindungsspaltung oder –bildung sind typischerweise nucleophile und elektrophile Zentren in den Metaboliten beteiligt: N C H R'' + H+2H O2O Kohlenstoff in Iminen (das Iminium-Ion ist stärker elektronenziehend als das Sauerstoffatom in Carbonygruppen!) B. Organische Reaktionsmechanismen • Gruppenübertragungsreaktionen • Oxidationen und Reduktionen • Eliminierungen, Isomerisierungen und Umlagerungen • Reaktionen unter Bruch und Bildung von C-C-Bindungen Gruppenübertragungsreaktionen Acylgruppenübertragung Übertragung einer elektrophilen Gruppe von einem Nucleophil auf ein anderes Nucleophil (NUCLEOPHILE SUBSTITUTION) Angriff eines Nucleophils (Y) am elektrophilen Kohlenstoff einer Acylverbindung O R + Y Nucleophil A X Y Elektrophil-Nucleophil A + Nucleophil-Elektrophil C Y X X O Nucleophil Häufigste biochemische Gruppenübertragungsreaktionen: 1. Acylgruppenübertragung R C O X R C Y X Y 2. Phosphorylgruppenübertragung Bildung eines tetraedrischen Zwischenproduktes 3. Glycosylgruppenübertragung Beispiel für enzymatische Acylgruppenübertragung: Serin-Protease Chymotrypsin. Hydrolyse einer Peptidbindung durch nucleophilen Angriff einer Aminosäure (Serin) des aktiven Zentrums an den Carbonylkohlenstoff der Peptidbindung. Mechanismus gilt auch für andere Serinproteasen (Trypsin, Elastase, Thrombin usw.). Die katalytische Triade einer Serinprotease besteht aus Asp-His-Ser His 57 H2C 102 Asp O H2C C N H Ser 195 N O CH2 H Chymotrypsin O His 57 H2C His 57 102 Asp H2C 102 Asp H2C H N R' H O N C H H2C O C H O C-Terminus des Peptids Tetraedrisches Zwischenprodukt (kovalente Katalyse) O H2C 102 Asp O R His 57 Nucleophiler Angriff NAmidbindungC H R' O R CH2 N CH2 H Substrat: Polypeptid Ser 195 N Ser 195 N O N-Terminus des Peptids H O O C O H2C C Ser 195 N CH2 N R' H H O N C R O Acyl-EnzymZwischenprodukt His 57 His 57 H2C 102 Asp O H2C C H H2C Ser 195 N N O R' R’NH2 H O N C H2C C H2 O O H H Ser 195 N Akzeptor der Acylgruppe ist H2O! O C R H H O 102 Asp O H2C R C H O N Ser 195 N O C N H 2N X P P O O O Y CH 2 N O N N O O OO Angriff eines Nucleophils (Y) am elektrophilen Phosphoratom einer tetraedischen Phosphorylgruppe X CH2 H O Phosphorylgruppenübertragung O O H2C CH2 N O O H His 57 H Y CH2 N RCOOH Ser 195 N O C O H2C O O H2C R H His 57 102 Asp 102 Asp CH2 P O- O O O O P P O -O O- OH HO Trigonal bipyramidales Zwischenprodukt ATP, Adenosintriphosphat O O P Eliminierung der Abgangsgruppe unter Inversion der Konfiguration O X Y Beispiel für enzymatische Phosphorylgruppenübertragung: Beispiel DNA-Polymerasen Glykolyse-Enzym Hexokinase H OH O-ADP H O HO HO H H OH H P OH 17 O Matrizenabhängiges Enzym, das Primer mit freier 3’-OH Gruppe benötigt. 18 16 O O 16 O 17 O Inversion der Konfiguration 18 O 16 O P P 17 Glucose O-ADP 18 O O Glucose Trigonal bipyramidales Zwischenprodukt Nucleophiler Angriff des 3’-OHPrimerendes auf das innerste Phosphoratom des eintretenden Desoxyribonucleosidtriphosphates. Glycosylgruppenübertragung Einfacher Verdrängungsmechanismus Substitution einer nucleophilen Gruppe durch eine andere am C(1) eines Zuckerringes (= zentrales C-Atom eines Acetals). H H OH + Y X Einfacher Verdrängungsmechanismus unter Inversion der Konfiguration (SN2-Reaktion). H Y OH + X H H + H OH H O HO HO H OH H HO HO HO H OH H Bildung eines resonanzstabilisierten Carbokations (Oxonium-Ions) als Zwischenprodukt. Anschließende Addition des angreifenden Nucleophils. H B. Organische Reaktionsmechanismen H OH H OH H O H H OH H O HO HO H H OH H H H OH HO H H Y H Doppelter Verdrängungsmechanismus unter Erhaltung der Konfiguration (SN1-Reaktion). HO HO + X H OH 2 mögliche Mechanismen: HO HO OH H O HO HO Doppelter Verdrängungsmechanismus X H + H H H H O HO HO H OH H O HO HO H OH Y H OH Beispiel für enzymatische Glycosylübertragung unter • Gruppenübertragungsreaktionen • Oxidationen und Reduktionen • Eliminierungen, Isomerisierungen und Umlagerungen • Reaktionen unter Bruch und Bildung von C-C-Bindungen H Beibehaltung der Konfiguration ist OH Y die Hydrolyse von Polysacchariden der Bakterienzellwand durch Lysozym Oxidationen und Reduktionen Redoxreaktionen: Reaktion zwischen Elektronendonor und Elektronenakzeptor. Abgabe und Aufnahme von Elektronen. Flavinmononukleotid (FMN bzw. FMNH2) Flavinadenindinucleotid (FAD bzw. FADH2) Biochemische Redoxreaktionen: Häufig verbunden mit heterolytischer C-HBindungsspaltung. Dabei verliert das C-Atom verliert zwei bindende Elektronen (es wird oxidiert). Zur Katalyse von Redoxreaktionen sind oftmals Cofaktoren nötig. Cofaktoren können Metall-Ionen sein (Fe3+/Fe2+, Cu2+/Cu+) oder organische Moleküle (prosthetische Gruppen oder Coenzyme). Prosthetische Gruppen sind dauerhaft mit dem Enzym verbunden, während Coenzyme nur in der Reaktionsphase mit dem Enzym verbunden sind. Prosthetische Gruppen in Redoxreaktionen: Proteine mit FMN oder FAD als prosthetische Gruppe werden Flavoproteine (charakteristisches UV-VisSpektrum) genannt. Coenzyme in Redoxreaktionen: Nicotinamid-Coenzyme (oder Pyridin-Nucleotide) dienen als intrazelluläre Überträger von Reduktionsäquivalenten (Elektronen). (NAD+, NADP+ bzw. NADH, NADPH) Flavinmononukleotid (FMN) Flavinadenindinukleotid (FAD) NH2 O D-Ribitol CH2 O P H C OH O H C OH C H N O O D-Ribitol OH CH2 O P H C OH O H C OH H C OH CH2 H3C H3C N O 1 2 3 4 N H 5 N H3C O N P O CH2 O H H OH N N O H H OH Adenosin -diphosphat CH2 N 10 9 8 7 6 O Isoalloxazinrest H3C N N 5 12 4 3N N O Isoalloxazinring H O O Viele Organismen können bestimmte Cofaktoren nicht selbst vollständig synthetisieren. Diese Cofaktoren oder ihre Vorstufen müssen aus der Nahrung aufgenommen werden. Struktur von Nicotinamidadenindinucleotid (NAD+) H O C Der Mensch kann die Isoalloxazin-Komponente der Flavine nicht synthetisieren. Muss in Form des Vitamins B2 (Riboflavin) aufgenommen werden. N O H C OH H C OH H C OH H H (stammt vom Alkohol des Zuckers DRibose) N H3C N N Isoalloxazin P O N O N O P O H C NH2 N O O H H H H OH OH P O N O N P O H OH O O P O H O OH 1 N N H C NH2 2 NAD O C N O H H H OH O O O OH Nicotinamid (synonym Niacinamid) oder das Carbonsäure-Analogon Nicotinsäure (Niacin) sind Vitaminvorstufen (Vitamin B3) für das Coenzym NAD+ oder NADP+. 4 NH2 O Struktur von Nicotinamidadenindinucleotidphosphat (NADP+) Adenosindiphosphat N O H O O N O “Flavin” ist synonym mit dem Isoalloxazinring) H H D-Ribose NH2 O (Der Ausdruck O N H H OH OH Riboflavin CH2 H3C O D-Ribitol CH2OH Nicotinamid (ein Pyridinderivat) NH2 Die reaktive Gruppierung (= C4-Position des Nicotinamid) ist bei NAD+ und NADP+ ident. Nicotinamid (Niacinamid) N Nicotinsäure (Niacin) Der Mensch kann Nicotinamid auch aus dem TryptophanAbbauprodukt Chinolinat synthetisieren. Bei Mangelernährung ist dieser Weg aber nicht aktiv, weil Tryptophan in der Proteinbiosynthese benötigt wird. In aeroben Organismen (Mensch) werden die von den C-Atomen der Metaboliten abgezogenen Elektronen kurzfristig in Form von NADH gespeichert, landen letztendlich aber auf dem terminalen Elektronenakzeptor Sauerstoff (O2). C-H-Bindungsspaltungen bei Redoxreaktionen kann man sich als Hydridübertragungen vorstellen (obwohl nicht immer geklärt ist, ob diese Reaktionen unter heterolytischer oder homolytischer Bindungsspaltung ablaufen). Beispiel für eine biochemische Redox-Reaktion: H Ethanol-Oxidation zu Acetaldehyd durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (EC 1.1.1.1). Reaktion ist abolut stereospezfisch. R H B CH3CH2OH + NAD+ CH3CHO + NADH + H+ Ethanol ist prochiral, d.h. die zwei Methylen-H-Atome im Ethanol können unterschieden werden, OH wenn das Molekül im Raum (= aktives Zentrum) fixiert ist: C Hpro-R pro-S H O C H C 4 NH2 H R' Allgemeine Base O H N Alkohol H R NAD+ CH3 H R B H O H O C B. Organische Reaktionsmechanismen NH 2 C R' Allgemeine Säure H H N Keton H R H NADH O H C NH2 CH3CD2OH + H H N D R H H O C NH2 O H3C CD • Gruppenübertragungsreaktionen • Oxidationen und Reduktionen • Eliminierungen, Isomerisierungen und Umlagerungen • Reaktionen unter Bruch und Bildung von C-C-Bindungen H+ + H N H R Eliminierungsreaktionen und Bildung von C-C-Doppelbindungen Konzertierte Reaktion: Bildung einer Doppelbindung zwischen zwei zuvor einfach gebundenen, gesättigten Zentren. R Eliminierung von H2O, NH3, ROH (Alkoholen) oder RNH2 (primären Aminen) R H C C H OH H R' H C C H OH R R' H C H+ + OH- C R' H Stufenweise über Carbokation (Säurekatalyse: Protonierung der OH-Gruppe): z.B. Dehydratation eines Alkohols: H H R C C R' H Bindungsbruch und -bildung: 3 mögliche Mechanismen H2O R H H C C H OH R' R OH- H H C C H R H C R' H+ H C R' Stufenweise über Carbanion (Basenkatalyse: Protonabstraktion) R H H C C H OH H R' R H+ R C C R' H OH H C C H C C H OH R R' Meist wird das geladene Zwischenprodukt einer stufenweise ablaufenden Reaktion durch entgegengesetzte Gruppen des aktiven Zentrums stabilisiert. H C C R' H trans (anti) H+ + OH- R' H OH- R H R H H C C H OH Zwei Möglichkeiten für den stereochemischen Verlauf: H R' H C H+ + OH- R C cis (syn) R' • trans (anti) Eliminierung. Dominiert in biochemischen Reaktionen Beispiele für biochemische Dehydratationsreaktionen: • cis (syn) Eliminierung Enolase (Glykolyse) und Fumarase (Citronensäurezyklus) Isomerisierungsreaktionen über intramolekulare Wasserstoffatom -Verschiebungen Enolase (Glykolyse) O O Intramolekulare Verschiebung eines Wasserstoffatoms unter Verschiebung der Lage einer Doppelbindung O O C C H C OPO32- H C OH C H H OPO32H2O C Häufigste Reaktion: Aldose-Ketose-Isomerisierung über Endiolat-Zwischenstufen H Eine Racemisierung ist eine Isomerisierung, bei der ein Wasserstoffatom seine stereochemische Position an dem einzigen chiralen Zentrum eines Moleküls so ändert, dass dieses chirale Zentrum invertiert wird. Bei einem Molekül mit mehreren chiralen Zentren bezeichnet man eine solche Isomerisierung als Epimerisierung. Phosphoenolpyruvat (PEP) 2-Phosphoglycerat Beispiel: Glucosephosphat-Isomerase (Glykolyse) H B H O H C O C H BH H H B C OH O R Ketose BH Glucose-6-Phosphat Fructose-6-Phosphat O C C H C Glycolyse: O H R cis-Endiolat-Zwischenprodukt R Aldose Basen-katalysierte Abspaltung eines Protons von einem C-Atom und Anlagerung an ein anderes Atom O C C R O H Glucose-6-Phosphat Fructose-6-Phosphat Umlagerung von Kohlenstoffgerüsten Beispiel: Lösung und Neuverknüpfung von C-C-Bindungen Eher selten im Stoffwechsel. Oxidation von Fettsäuren mit ungerader Zahl an C-Atomen Beispiele: Umwandlung von L-Methylmalonyl-CoA in Succinyl-CoA durch das Enzym Methylmalonyl-CoA-Mutase (mit VitaminB12-Derivat als prosthetischer Gruppe): Oxidation von Fettsäuren mit ungerader Zahl an Kohlenstoffatomen H COO- C C H H C SCoA Oxidation von Aminosäuren H C C C C C C C H COO- H C C CoAS C H H O O C L-Methylmalonyl-CoA Succinyl-CoA Umlagerung des Kohlenstoffgerüsts Reaktionen unter Bildung oder Bruch von C-CBindungen B. Organische Reaktionsmechanismen • Gruppenübertragungsreaktionen • Oxidationen und Reduktionen • Eliminierungen, Isomerisierungen und Umlagerungen • Reaktionen unter Bruch und Bildung von C-C-Bindungen Bruch oder Knüpfung von C-C-Bindungen ist die Grundlage des katabolen (abbauenden) bzw. des anabolen (aufbauenden) Stoffwechsels: z.B. Abbau von Glucose zu CO2 umfaßt 5 Spaltungsreaktionen (Glykolyse, Citratzyklus) z.B. Synthese von Citrat oder Fettsäuren Reaktionsmechanismus: Angriff eines nucleophilen Carbanions auf ein elektrophiles C-Atom (meist ein sp2-hybridisiertes Carbonyl-C-Atom von Aldehyden, Ketonen, Estern oder CO2). C Vorraussetzung für derartige Reaktionen ist eine endliche Lebenszeit für Carbanionen. Dies gelingt durch Stabilisierungen. Die drei häufigsten biochemischen Mechanismen der Stabilisierung sind: 1. Bildung von Enolaten Resonanzstabilisierung 2. Bildung von Enaminen 3. Elektrostatische Stabilisierung Ad 1. Stabilisierung von Carbanionen in Nachbarschaft zu einer Carbonylgruppe durch Bildung von Enolaten: O O C C H C C H Carbanion Enolat + C O C C OH Beispiele für C-C-Bindungsspaltung bzw. -bildung über resonanzstabilisierte Enolate: a. Aldolkondensation b. Claisen-Esterkondensation c. Decarboxylierung einer -Ketocarbonsäure a. C-C-Bindungsbildung bzw. –spaltung durch Aldolkondensation: Verknüpfung von zwei Carbonylverbindungen (z.B. Aldehyd mit Keton) zu einem Aldol (einer -Hydroxycarbonyl-Verbindung) bzw. Spaltung der -Hydroxycarbonyl-Verbindung in Aldehyd und Keton. Keton R' B R' Beispiel aus der Glykolyse: C O Spaltung von Fructose-1,6-bisphosphat zu Glycerinaldehyd-3phosphat und Dihydroxyacetonphosphat durch eine Aldolase: R C H C O R C H B H H C O HO H C C H OH H C OH R' Resonanzstabilisiertes Carbanion (Enolat) C O R C H R' C O R C H H B H H O H OH b. HO Aldolase O C H Dihydroxyacetonphosphat O H C Fructose-1,6-bisphosphat C H Glycerinaldehyd-3phosphat 2. Keton (elektrophiles Zentrum) C-C-Bindungsbildung bzw. –spaltung durch Claisen-Esterkondensation C H CH 2OPO 32- R C C R' R C C R' CH2OPO 32- CH 2OPO 32- OH CH 2OPO 32- Beispiel: Citrat-Synthase (ursprünglich condensing enzyme) Oxalacetat + Acetyl-CoA +H2O Citrat + HS-CoA + H+ H O C C SCoA H H O B + H C C SCoA B H + H O H C C SCoA H Resonanzstabilisiertes Enolat Angriff an elektrophilem Zentrum (Ketogruppierung); siehe Aldolkondensation c. Decarboxylierung einer -Ketocarbonsäure O R C CH2 O Ketosäure O C H H2C O C C Oxalacetat HO Beispiel: Acetyl-CoA C COO- H2C COO- COOH H COO- HS-CoA + H+ C C H C O C COO- NAD+ NADH + H+ O IsocitratDehydrogenase H H C H H C C C O O C O COO- Resonanzstabilisiertes Enolat -Ketoglutarat O O Isocitrat R C CH2 Angriff an elektrophilem Zentrum (Ketogruppierung oder H +) H2O H O O SCoA COO- C CO2 + H2C COO- HO O R C C C O H2 Citrat H H C H H C H C O C O O CO2 O H+ Zwischenstufe Oxalsuccinat (Ketosäure) Ad 2. Stabilisierung von Carbanionen in Nachbarschaft zu protonierten Iminen (Schiff-Basen) unter Bildung von Enaminen Acyl-Malonyl-ACP-kondensierendes Enzym H3C C O O O S C ACP Acetyl-ACP Fettsäuresynthese: Kopplung der Zwischenstufen über Sulfhydrylgruppen an ACP (Acyl-Carrier-Protein) Fettsäureabbau: Kopplung der Zwischensufen an CoA O C C H2 S ACP Malonyl-ACP HS-ACP + CO2 O H3C C O NH C C H C C H Carbanion-Form der Schiff-Base (Imin) Schiff-Base (Enamin) C C S ACP H2 Acetoacetyl-ACP Ad 3. Stabilisierung von Carbanionen durch elektrostatische Stabilisierung mittels Metallionen Zn2+ Zn2+ O O C C H C C H Carbanion NH Zn2+-stabilisiertes Enolat Biochemie des Stoffwechsels 1. Einheit: Organische Reaktionsmechanismen 2. Einheit: Grundlegende thermodynamische Konzepte für biologische Systeme I 3. Einheit: Grundlegende thermodynamische Konzepte für biologische Systeme II