Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 Inhalt 0 Einleitung A) Historischer Streifzug durch die Kombinatorik B) Beispiel aus der altgriechischen Literatur(Plutarch) und Schroeder-Zahlen (Schroeders Problem II) OEIS A001003 OEIS = On Line Encyclopedia of Integer Sequences http://www.research.att.com/˜njas/sequences/ C) Schroeders Problem I und Catalan-Zahlen (A000108) I Rekursionsformeln und Erzeugende Funktionen Allgemeines: Ring formaler Potenzreihen A) Lineare Ketten 1. Endliche harmonische N -Kette mit nächster Nachbarwechselwirkung und festen Enden Transfermatrixmethode, Kettenpolynomsysteme {Sn } und {Ŝn } Eigenschwingungen und Eigenfrequenzen Jacobi-Matrix. Orthogonale Polynomsysteme (OPS) in einer Variablen, Satz von Favard 2. Endliche harmonische N -Kette mit freien Enden (Übung) 3. Unendliche harmonische Kette mit N −Elementarzelle und periodischen Randbedingungen definiert 4. Kombinatorische Interpretation der Kettenpolynome: ,, Morse-Kode ‘‘-Polynome 5. Spezialfall monoatomare Ketten und S−Tschebyschew-Polynome Eigenschaften: Erzeugende Funktion. Differentialgleichung, Rodrigues-Formel, orthogonales Polynomsystem OP S, Gewichtsfunktion, Kettenbruchnenner, Binet-de Moivre-Formel, trigonometrische Version T −Tschebyschew Spurpolynome, explizite Summenform Spezielle Werte der Sn (x)-Polynome. Anwendung für Graph PN . Nullstellen Cassini-Identität Potenzen von 2 × 2 Matrizen, Cayley − Hamilton-Theorem und S−Polynome mit deren Binet-de Moivre-Formel 6. Unendliche harmonische Kette mit N −Elementarzelle Spurpolynome TN := (Sp MN )/2. Bloch-Floquet-Lösung mit Phase, Bänder aus |TN (x)| ≤ 1 Beispiele: N = 2 Bänder, N = 3 (Übung) Fortsetzung auf S. 2 Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 -2B) (N + 1)-Term Rekursionsformeln (N ) (j) 1. Rekursionsformel der sn -Polynome in den Unbestimmten yn−(j−1) , j = 1, ..., N Interpretation als Strichkode. Kombinatorische Faktoren 2. Spezialfall n−unabhängiger Koeffizienten (N ) (j) Explizite Summenformel der sn (σ1 , .., σN )-Polynome (yk ≡ Y (j) → σj ). 3. Anwendung bei symmetrischen Funktionen (Polynomen) (N ) sn (σ1 , .., σN ) = hn |~σ mit σN +1 = 0 = σN +2 = ... Definition der elementarsymmetrischen Funktionen {σn }, der monomialen symmetrischen Funktionen {kn }, der komplettsymmetrischen Funktionen {hn }, auch mit Partitionen λ als Index Zusammenhang zwischen den erzeugenden Funktionen Σ(t) und H(t). 4. Potenzsummen {pn } Erzeugende Funktion P (t) und Zusammenhang zur logarithmischen Ableitung von Σ(t). Newton-Identitäten Lösung dieser Identitäten: Determinantenformel für r! (−1)r σr aus den Potenzsummen {pn } Analoge Determinantenformel für hr aus den {σn } und deren Umkehrung. Später: analoge Formel für r! hr aus den Potenzsummen {pn } als Lösung der Brioschi-Identitäten 5. Waring-Formel Lösung der Newton-Identitäten, um die Potenzsummen pr , bzw. die Momente aus den {σn } zu erhalten Verallgemeinerte Mehrvariablen-t(N ) −Tschebyschew-Polynome (R. Lidl- Ch. Wells) (N ) Rekursionsformeln und Zurückführung auf die sn -Polynome via Strichkodeargument. Explizite, iterierte Summenform C) Fibonacci-Kette 1. 1D quasiperiodische Kette mit zwei rational unabhängigen Vektoren des FourierModuls. Streifenprojektionsmethode Zweiwertige quasiperiodische Folge {hn (ϕ)} mit dem goldenen Schnitt ϕ als irrationaler Zahl. Fourier-Transformierte, Intensitäten Beatty-Folgen: {A(n)}, {B(n)} zu vorgegebnen irrationalen x, y mit 1/x + 1/y = 1 Mit x = 1/ϕ: Wythoff-Folgen. {hn (ϕ) ≡ h(n)}-Folge als Substitutionsfolge, Fibonacci-Baum Fortsetzung auf S. 3 Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 -32. Fibonacci-Zahlensystem: Zeckendorf-Darstellung von Zahlen. Sätze dazu. Wythoff-Folgen aus der Zeckendorf-Darstellung. Kettenbruchtheorieresultate zum Beweis Fibonacci-Baum (mit 0 ↔ 1) und Substitutionsfolge {h(n)} Identitäten zu den Wythoff-Folgen und ihren Iterationen Abzählfolgen: z(n) für Zahl der A−Zahlen ≤ n; p(n) für Zahl der AB-Zahlen < n; Wythoff-Darstellung von Zahlen. (Äquivalenz zur Zeckendorf-Darstellung) 3. Fibonacci-Ketten und Kombinatorik Kettenpolynome in zwei Unbestimmten: {Sn (Y, y)} und {Ŝn (Y, y)}. Rekursion, Formel aus Strichkode mit Koeffizienten (n; l, k) kombinatorische Bedeutung im Zeckendorf- bzw. Wythoff-Zahlensystem. D) Total asymmetrischer Exklusionsprozess (TASEP) 1. Definition des eindimensionalen, getriebenen, stochastischen Kettensystems mit N Plätzen. Suche nach der Wahrscheinlichkeitsverteilung im statischen (Langzeit-)zustand: PN (τ1 , ..., τN ). 2N linear abhängige Gleichungen für die PN ’s, Reservoirparameter α und β, Symmetrie des Prozesses (α,β) (α,β) Zustandssumme ZN mit unnormierten fN (τ1 , ..., τN ). 2. Rekursion der N = 3 Kette auf die N = 2 Kette. Verallgemeinert für Rekursion N → N − 1, N ≥ 2 (α,β) Lösung der Rekursionsformel über Blockerwartungswerte YN (K), K = 1, ..., N +1, (α,β) (α,β) mit YN (N + 1) = ZN . Rekursionsformeln dieser Erwartungswerte (1,1) Beispiel YN (K) identifiziert als Unterzahlendreieck des Catalan−Faltungsdreiecks OEIS A033184 P∞ (α,β) (α,β) (N − M + 2) xN , Erzeugenden Funktion GYM (x) := N =M −1 YN M = 1, 2, .., als Diagonalenabzähler Rekursions in M für diese erzeugende Funktionen Lösung dieser inhomogenen Rekursion mit M -unabhängigen Koeffizienten. Allgemeiner homogener Fall, dann spezielle Lösung der inhomogenen Rekursion. (α,β) (α,β) (β,α) Faktorisierte Lösung: GY1 (x) = g1 (x) g1 (x), (α,β) (x) := (1 − β − α β x c(α β x))/(1 − β − α x), mit g1 wobei c(x) die erzeugende Funktion der Catalan-Zahlen ist. (α,β) Formel für ZN -Folge ergibt Zweiparameterverallgemeinerte Catalan-Zahlen (α,β) CN +1 (siehe OEIS für kleine Zahlen α, β ∈ N0 ) (α,β) Formel für GYM (x), M >= 2 Fortsetzung auf S. 4 Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 -4(α,β) 3. Mittlere Besetzungswahrscheinlichkeit TN,p (Einpunktfunktion). Blockerwartungswerte X(α, β; N, p, K), p = 1..N , K = p + 1, ..., N + 1, (α,β) mit TN,p = X(α, β; N, p, N + 1) Rekursion der X(α, β; N, p, K). Umorganisation mit k = K − p statt K: (α,β) Zahlendreiecke Xk (N, p), k = 1, ... und vorgegebene α, β Parameter (α,β) (α,β) TN,p = XN −p+1 (N, p) Umgeschriebene Rekursionsformeln. Zahlenpyramidenstruktur, mit Niveauabzähler k = 1, 2, ... Diagonalabzähler M = 1, 2, ... und Schichtenabzähler s := M − k = 0, 1, .... (α,β) (α,β) Gesucht: TN,p=N +1−M = XM (N, N − M + 1) P∞ (α,β) (α,β) Erzeugende Funktion GXk,M (x) = (N, N + 1 − M ) xN N =M Xk (α,β) Rekursion dieser erzeugenden Funktionen in k und M mit den GY1 (x) als input. Erzeugene Funktion für Pyramidenschichten: P∞ (α,β) (α,β) (z, x) = M =s+1 GXM −s,M (x) z M GXs Rekursion dieser erzeugenden Funktionenund deren Lösung Allgemeiner homogener Fall und spezieller inhomogener Fall (α,β) Ergebnis für TN,p mittels Catalan−Faltungsdreieck (OEIS A044104) II Symmetrische Gruppe SN und Schur-Funktionen sλ A) Einleitung und Überblick darin: Formeln für sλ aus den Potenzsummen {pn } und irreduziblen Charakteren χλρ der SN . Definition von Multinomialkoeffizient M 2(n, ρ) mit ρ ` n Permanente P er(A) (Beispiel: Problème des rencontres als Übung) Immananten |A|(λ) mit Charakteren χλρ der SN Brioschi-Identitäten und Determinantenformel für komplett symmetrische Funktionen hr aus den Potenzsummen {pn } und Permanentenformel. Schur-Funktionen sλ , λ ` N als Immanante einer gewissen Matrix PN der Potenzsummen. Speziell: s( 1N ) = σN und s( N ) = hN . Schur-Funktionen als kombinatorische Größen: Definition von spaltenstrengen ebenen Partitionen (oder Ferrers)-Diagramm Y λ , λ ` n. Menge cspλ P (csp) zu πYoungπ sλ (x) = π∈cspλ x x · · ·, mit Anzahl der Zahlen j im csp-Element π gleich πj , j=1,2,... Fortsetzung auf S. 5 Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 -5Definition von Young-Tableaux Yjλ , j = 1, 2, ..., N ! Standardtableaux. Hakenregel zur Bestimmung von f λ , der Zahl der Standardtableaux zu Y λ Satz über die irreduziblen Matrixdarstellungen der SN und Young-Diagramme Y λ , λ ` N , und deren Dimension f λ B) Permutationen, Konjugationsklassen, Partitionen 1. Permutationen Gruppeneigenschaften von SN , Reihenfolgefestlegung, Zykelschreibweise, Transposition Sätze: a) Jedes π ∈ SN eindeutig (b.a.R.) als elementfreie Zykeln Zykeltyp und Partitionen in zwei Schreibweisen und deren Umrechnung Konjugierten Partititonen b) Jeder k-Zykel, (nicht eindeutig) als Produkt von 2-Zykeln, wobei die Reihenfolge wichtig ist c) Aus a) und b): Jede Permutation π ∈ SN als Produkt von Transpositionen. Parität einer Permutation über das alternierende Polynom Q A(x1 , ..., xn ) := 1≤i<j≤N (xi − xj ). Als Vandermonde Determinante (Beweis per Induktion als Übung) Alternierende Gruppe AN der geraden Permutationen Parität von π ∈ SN aus dessen Zykelzerlegung: identisch mit Parität der Anzahl Zykeln mit gerader Länge 2. Zykelindexpolynome (Pólyascher Zykelzeiger) für Untergruppe H von SN Definition Z[H; p1 , ..., pN ] und Formeln für H = e, H = SN , H = AN , H = CN , mit der zyklischen Gruppe CN . Ordnung einer Permutation. Euler-Totient Funktion ϕ(n) (OEIS A000010) und Teileranzahlfunktion τ (n) (mit 1 und n) (OEIS A000005) 3. Konjugationsklassen in SN und Partitionen von N Definition der Äquivalenzrelation π1 ∼ π2 : ∃ γ ∈ SN : γ π1 γ −1 = π2 . Berechnung von π2 aus Anwendung von γ als Substitutionsoperation ∗ auf π1 Satz: π1 ∼ π2 ⇔ π1 und π2 vom selben Zykeltyp. Konjugationsklassen von SN durch Zykelstruktur, d.h. durch Partitionen von N , bestimmt: CjSN , j = 1, ..., p(N ) Partitionsfunktion p(N ) (OEIS A000041). Partitionen von N mit m Teilen und deren Anzahl (OEIS A008284). Erzeugende Funktionen. Fortsetzung auf S. 6 Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 -6Ordnung von Partitionen: ASt-Ordnung (Abramowitz-Stegun Handbuch, S.831-2), auch uASt (umgekehrte ASt-Ordnung) Multinomialzahlen M 2(N, α) als Anzahl der Elemente der Konjugationsklasse SN C<1 α1 ,2α2 ,...,N αN > C) Schur-Funktionen (S−Funktionen) sλ , λ ` n mit Teilezahl m(λ) ≥ N 1. sλ als Quotient zweier Determinanten Jacobi-Trudi-Identität: sλ als Determinante aus den {hn } (Beweis: Macdonald S.25, Krishnamurthy S. 225-7) Analoge Identität: sλ als Determinante aus den {σn } PN Beweis aus der bekannten Identität r=0 σr hN −r = 0 und Determinantentechnik (Macdonald S.15, (2,9’)) 2. Basen im Vektorraum (über Q) der symmetrischen Funktionen (Polynome) ΛN Basis in ΛN : {kλ }, daraus andere Basen {σλ }, {hλ }, {pλ } und {sλ } P P > Übergangsmatrizen: sλ = µ Jλ,µ hµ und kλ = µ Jλ,µ sµ P P > Zu beweisen über sλ = ρ Kλ,ρ sρ , mit ρ Kλ,ρ kρ und hλ = der Kostka-Matrix K, deren Einträge kombinatorische Zahlen sind. Kλ,µ := |cstλ | mit: die Zahlen j ∈ {1, 2, ..., m} kommen µj mal in spaltenstrengem verallgem. Tableau (cst) zu Young-Diagramm λ vor. Beweise aus der kombinatorischen Interpretation der Schur-Funktionen (Krishnamurthy Buch S.228, (22), S. 229, [23)) J> = K−1 . P Übergangsmatrix N ! sλ = ρ Cλ,ρ pρ , um später die irreduziblen Charaktere χλ ρ der SN als Cλ,ρ /|CρSN | zu berechnen. Krishnamurthy Buch, S. 239, Ex. 6∗ und S. 278) 3. Frobenius-Schur-Charakterformel Sätze zu endlichen Gruppen verwendet: Zahl der (inäquiv.) irreduziblen komplexen (Matrix-)Darstellungen ist Klassenzahl (für SN also p(N )). Orthogonalitätsrelation für irreduzible Darstellungen und deren Charaktere Reguläre Darstellung D der Dimension N! (reduzibel) Permutationsmatrixdarstellung (Dimension N) Von einer Untergruppe H induzierte Darstellung einer Gruppe G und deren Charaktere Für G = SN und die Young-Untergruppen Hλ zu Partititon λ ` N mit trivialer Darstellung der Untergruppe. Fortsetzung auf S. 7 Universität Karlsruhe Institut für Theoretische Physik Kombinatorische Probleme in der Physik Wintersemester 2005/2006 -7Beweis, dass der zusammengesetzte Charakter tatsächlich einfach (irrreduzibel) ist (Krishnamurthy P Buch, S. 271-2) P χλ Endresultat: pρ = λ χλρ sρ und Umkehung N ! sλ = ρ gρ ρ pρ mit gρ := M 2(N, rho) Beweis: Schurfunktion sλ als Immanante einer gewissen Matrix PN . (à la B. G. Wybourne: Symmetry Principles and Atomic Spectroscopy)