Der Weg von gespendeten Organen - biomed

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schwerpunkt transplantationsmedizin
betreut hat noch dem
Transplantationsteam
angehört, untersucht
den Patienten klinisch
Für jeden Patienten, der auf ein Spenderorgan wartet, ist die
und prüft die Reflexe.
Parallel dazu werden
Wartezeit quälend. Wie kommt aber ein Organ vom Spender zum
ein zweiter Facharzt
Empfänger? Wie werden Spender ausgesucht? Wie kommt ein
für Neurologie und
Patient auf die Warteliste für ein Organ?
eine Biomedizinische
Analytikerin aus dem
Hirntoddiagnostik-Team Ost in das Spital zum potenziellen
Wenn ein behandelnder Arzt (meist Intensivmediziner oder Chirurg) eine irreversible cere- Spender gebracht. Die Biomedizinische Analytikerin nimmt
das ständig bereitstehende EEG-Gerät mit der „Brause“ (eine
brale Schädigung bei einem Patienten feststellt,
wissenschaft
& praxis
der Patient nicht selbständig atmet, ohne Sedie- Vorrichtung, um das Nadel-EEG am Kopf des Patienten beferung keine Schmerzreize zeigt und eine infauste stigen zu können) mit. Die Johanniter bringen das Team und die
Geräte in das Spital. Dort legt die Biomedizinische Analytikerin
Prognose hat, wird der Patient aus den Spitälern in Wien,
das EEG an und achtet darauf, alle Störquellen auszuschalten.
Niederösterreich und Burgenland dem TransplantationsKoordinator des Transplant-Teams Ost im Wiener AKH als Auch Plastikschürzen können Veränderungen auslösen. Die
Empfindlichkeit des EEGs wird auf 7 eingestellt; normalerweise
potenzieller Spender gemeldet. Für die anderen Bundesländer
verwendet man Stufe 2. Das EEG wird 30 Minuten ununterbroÖsterreichs gibt es ebenfalls solche Teams.
chen geschrieben. Kleine Zacken stellen keine Gehirnaktivität
dar, sondern rühren vom EKG her, daher wird auch eine EKGAuswahl und Widerspruch
Ableitung mitgeschrieben. Meist schaut der Neurologe beim
EEG mit, Artefakte werden vermerkt. Nach Durchsicht des
Der Transplant-Koordinator sucht mit Name und Geburtsdatum des potenziellen Spenders im Widerspruchsregis­ Hirntoddiagnostikprotokolls wird bei positivem Befund die
ter bei ÖBIG-Transplant, ob der Patient Widerspruch gegen für die Bestimmung des Hirntodes obligatorische Null-Linie
eine Organentnahme eingelegt hat. Diese Abfrage ist rechtlich dokumentiert. Am Ende der Schwebezeit von sechs Stunden
verpflichtend. Hat der Patient selbst mündlich ausdrücklich untersucht noch einmal der erste Neurologe den Patienten kligegenüber dem Krankenhauspersonal oder den Angehörigen nisch, ehe der Hirntod festgestellt wird und somit der Patient
den Widerspruch zur Organentnahme artikuliert, ist dies in der als Organspender freigegeben werden kann.
Der Transplant-Koordinator entnimmt dem Spender
Krankengeschichte zu dokumentieren und schließt eine Organ­
Lymphknoten für das „cross match“. Diese Untersuchung
entnahme aus. Andere Länder haben gegensätzliche Lösungen:
in Deutschland beispielsweise muss die Zustimmung zur Organ- benötigt etwa vier Stunden und ist wichtig, um einen optimalen Empfänger, insbesondere für die Spenderniere ausspende durch einen Organspendeausweis bekundet werden.
Der Transplant-Koordinator faxt dem behandelnden Arzt zuwählen. Die Oberärzte des Bauchteams entscheiden, ob
eine Liste mit erforderlichen Daten. Sie enthält unter anderem eine Leber, eine Niere, ein Pankreas und/oder ein Darm
gespendet werden können; vergleichbares geschieht beim
Fragen nach Größe, Gewicht, Geschlecht, Blutgruppe, Aufnahmedatum ins Krankenhaus und auf die Intensivstation, zur Herz-Thorax-Team. Mit Vorliegen des Hirntodprotokolls
Anamnese, ob reanimiert wurde oder Tumorerkrankungen (der Hirntoderklärung) werden alle vorliegenden medizinivorliegen. Reanimierte Patienten können geschädigte Organe schen Daten des Verstorbenen an Eurotransplant gemeldet.
(Schockorgane) haben, die nicht zur Transplantation geeignet Die gemeinnützige Stiftung Eurotransplant mit Sitz in Leiden
sind. Weiters werden Diurese, Blutdruck, Körpertemperatur, (Niederlande) hat sich als wichtigstes Ziel die Förderung der
Laborbefunde, Abdomensonografie und Herzechobefunde Organtransplantation gesetzt. Eurotransplant vermittelt und
abgefragt. Im Transplantationszentrum des AKH Wien gilt ein koordiniert den internationalen Austausch von SpenderorHIV-positiver Befund als Kontraindikation, während Hepa- ganen aus Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, den
titis B- und C-positive Organe schon an Empfängerpatienten, Niederlanden, Österreich und Slowenien. Die Ermittlung
der Empfänger erfolgt mittels eines EDV-Punktesystems.
die an dieser Erkrankungen leiden, transplantiert werden.
Der Spender wird auch klinisch untersucht. Der Arzt Die Dringlichkeit der Transplantation, die medizinische
Eignung des Organs für den Empfänger, die Reihung auf
sichert sich ab, dass kein Hirntodsyndrom vorgetäuscht wird
(z.B. metabolisches Koma oder Drogenintoxikation). Man der Warteliste, die regionale Nähe (Transportzeiten) und
beobachtet u.a., ob der Patient beim Absaugen hustet oder das Herkunftsland des Spenders werden berücksichtigt. Da
auch dem Faktor des Organ-Herkunftslandes großes Geer beim Wenden mit Blutdruckanstieg reagiert.
wicht zukommt, profitieren österreichische Patienten auf der
Warteliste unmittelbar von der Meldung von Organspendern
Mehrere Teams im Einsatz
in Österreich. Für jedes aus Österreich gespendete Organ,
Die Verdachtsdiagnose Hirntod kann frühestens zwölf das in ein anderes ET-Mitgliedsland alloziert wird, erhalten
Stunden nach Beendigung der Sedierung gestellt werden. Ent- österreichische Transplantationszentren ein entsprechendes
sprechend wird das mobile Hirntoddiagnostik-Team des AKH Organ der gleichen Blutgruppe wieder zurück – dadurch
wird sichergestellt, dass kein Mitgliedsland hinsichtlich des
Wien verständigt. Ein Neurologe, der weder den Patienten
Der Weg von gespendeten Organen
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Organexports benachteiligt oder bevorzugt wird. Da die
kalte Ischämiezeit (die Zeit, die das jeweilige Organ auf Eis
liegt) möglichst kurz gehalten werden muss, kommt den
Transportzeiten vom Spender zum Empfänger ebenfalls
größtmögliche Bedeutung zu.
Sollte einmal innerhalb der Eurotransplant-Region kein
geeigneter Empfänger vorhanden sein, setzt sich Eurotransplant mit einer seiner Schwesterorganisationen wie z.B. UK
Transplant oder Scandiatransplant in Verbindung.
Die Warteliste
Die Erstvorstellung ist ein Entscheidungsprozess, an dessen Ende die Empfehlung zur Transplantation oder zu einem
anderen Verfahren des Organersatzes steht. Die erhobenen
Befunde erlauben die medizinische Notwendigkeit abzuschätzen. Ausreichende Informationen sollen dem Patienten die
Entscheidung für oder gegen eine Transplantation erleichtern.
Eine wichtige Voraussetzung ist auch die psychische Eignung
des Patienten: Kann er damit leben, dass er ein Organ erhält,
dessen Spender vorher verstorben ist? Ist der Patient com­
pliant, d.h. wird er die medizinischen Vorgaben einhalten? In
mehreren Untersuchungsterminen bei Transplantationschirurgen, Internisten, Anästhesisten und Psychologen werden diese
Punkte erhoben und der Patient auf die Warteliste gesetzt.
Höchste Dringlichkeit bei HU-Patienten (high urgent): u.a.
bei Lebernekrose nach Pilzvergiftung, primärer Nichtfunktion
nach Lebertransplantation wird schnellstmöglich nach Meldung an Eurotransplant das nächste blutgruppenkompatible
Organ im Eurotransplant-Raum zur Verfügung gestellt.
Nahtloses Zusammenspiel
Im Krankenhaus, das den Organspender betreut, wird
alles für die Entnahme vorbereitet. Verschiedene Teams entnehmen die ihrem Krankenhaus zugeteilten Organe. Werden
die Organe als transplantabel eingestuft, kann beim einberufenen Empfänger mit der Explantation des geschädigten
Organs begonnen werden. Die Ischämiezeit der Organe kann
damit so kurz wie möglich gehalten werden. Der Transplantations-Koordinator sorgt dafür, dass nach der Explantation
die Organe unter sterilen Bedingungen konserviert, gekühlt
und transportiert werden.
Der Transplantations-Koordinator ist er weiters dazu
verpflichtet, den gesamten Ablauf beginnend mit der Abfrage
im Widerspruchsregister, über den Kontakt mit Eurotransplant bis hin zur Transplantation des betreffenden Organs
genauestens zu dokumentieren, damit bei Bedarf zu einem
späteren Zeitpunkt jeder Schritt nachvollziehbar und transparent ist.
Für die Organempfänger beginnt nun das Leben mit dem
neuen Organ.
n
Monika Knötig
Biomedizinische Analytikerin
Universitätsklinik für Innere Medizin II
Klinische Abteilung für Pulmologie
AKH Wien
Die chirurgische Behandlung
von Verbrennungen
■Verbrennungsgrad
■Verbrannte Fläche
Die Verbrennungswunde:
Die Haut ist die Grenze des Körpers zur
Umwelt, und ihre Oberfläche beträgt bei Erwachsenen etwa 1,5 bis 2 Quadratmeter.
Transplantation von Spalthaut, Keratinozyten und
Die Haut ist das größte Organ des Körpers
­Hautersatzmaterialien
und besteht aus 3 Schichten (vgl. Abb. 1):
Verbrennungen (durch Feuer oder Kontakt mit
Unterhaut (Subkutis): ist eine mechaheißen Gegenständen) und Verbrühungen (durch nische Verschiebeschicht, dient der Fettspeicherung und
heiße Flüssigkeiten oder Dampf) sind thermische Wärme­isolierung.
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& praxis
Schädigungen der Haut, der Hautanhangsgebilde
Lederhaut (Corium/Dermis): Sie besteht aus faserreichem
und eventuell auch tiefer liegender Gewebe.
Bindegewebe und verfügt über ein Nerven und Gefäßsystem.
Je nach Intensität und Art des einwirkenden thermischen
Oberhaut (Epidermis): Sie besteht aus einem mehrschichMediums kommt es zur Ausbildung der Verbrennungswunde
tigen, verhornenden Plattenepithel. Getrennt werden die
in unterschiedlichen Schweregraden. Abhängig vom Schwe- beiden Gewebe durch die „lamina basalis“. Sie besteht zu
regrad der Verletzung gibt es unterschiedliche Behandlungs- 90 Prozent aus den eigentlichen „Epidermiszellen“, den Kemethoden, wie zum Beispiel die Transplantation von Spalt- ratinozyten.
haut (autolog, allogen), Keratinozyten oder von anderen
Je nachdem welche Schichten der Haut von der SchäHautersatzmaterialien.
digung betroffen sind, unterscheidet man zwischen I° bis
Das Ausmaß der Schädigung ist abhängig von:
III°-Verbrennungen.
■ Temperatur
Das Ausmaß der Verbrennung ist abhängig von der Hitze
■ Einwirkungsdauer
und der Einwirkungsdauer. Der Gewebeschaden beginnt bei
■ Art der Wärmequelle
40 bis 44°C, wobei der Zelltod ab etwa einer Temperatur von
45°C und einer Einwirkzeit von einer Stunde zu erwarten ist.
Entscheidend für die Schwere der Verbrennung/VerbrüBei Temperaturen von 70°C kommt es bereits innerhalb
hung sind vor allem zwei Faktoren:
von ein bis zwei Sekunden zu einer III°-Verbrennung.
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