Therapieresistente Hypertonien sind häufig hormonbedingt

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fortbildung –schwerpunkt
Klientel, die sich von der Substitution
mit Hormonen eine Verhinderung des
Altersabbaus erhofft. Nicht die bloße
Verlängerung des Lebens ist das Ziel, es
soll ein Leben in Vitalität und Fitness
sein, bei jugendlichem Aussehen und
voll erhaltener Sexualfunktion. Kein
Wunder, dass in diesem Humus auch
halbseidene medizinische Sumpfblüten
gedeihen, die dem gierenden Publikum
bzw. deren privater Krankenversicherung unter fragwürdigen Versprechungen das Geld aus der Tasche
ziehen wollen. Pausen darf es in unserer
Non-Stop-Gesellschaft nicht mehr
geben, auch keine Meno-, Andro-, Somato- oder Adrenopausen. Wir wollen
hier nicht in Abrede stellen, dass die
Endokrinologie ein äußerst komplexes
Fachgebiet ist. Wie in den folgenden
Beiträgen belegt sind für die adäquate
Behandlung vieler endokrinologischer
Krankheiten spezielle Kenntnisse und
Methoden nötig, wie sie nur der Spezialist anbieten kann. Daneben gibt es
aber auch die nicht immer seriöse Sphäre der „Anti-Aging-Medizin“. Es ist
nicht leicht, hier die Spreu vom Weizen
zu trennen, da der intensive Wunsch
des Patienten dessen kritischen Blick
durchaus trüben kann. Niemand ist so
gesund, fühlt sich so wohl und sieht so
gut aus, als dass er nicht meinte, es
könne an seinem Zustand nicht noch
–
etwas verbessert werden. Die Grenzen
zwischen Eitelkeit, Fitness und der
Ursehnsucht nach ewiger Jugend zur
Krankheit im Sinne des Sozialgesetzbuches sind fließend. Nicht zuletzt deshalb wurde die Arbeitsgemeinschaft
„Hormone und Alter“ der Deutschen
Gesellschaft für Endokrinologie und
der Deutschen Diabetes Gesellschaft ins
Leben gerufen, um bei allem Wunschdenken die Fahne der kritischen Wissenschaft hochzuhalten. Wie Sie als
Hausarzt Ihre Patienten auf diesem
Gebiet voller Hoffnungen, Versprechungen und Enttäuschungen kompetent beraten können, erfahren Sie auf
den folgenden Seiten.
Hyperaldosteronismus – Hyperkortisolismus – Katecholaminexzess
Therapieresistente Hypertonien
sind häufig hormonbedingt
Von F. Beuschlein, M. Reincke
Wenn der Blutdruck auch mit einer Dreierkombination keinen
Normwert erreicht, müssen Sie unter anderem an eine hormonelle
Störung denken. Lesen Sie im folgenden Beitrag, wie Sie auf Ihrer
Ursachensuche am effektivsten vorgehen, welche Tests jetzt sinnvoll sind und welche Therapien bei Nebennierenrindentumoren,
Hyperplasien, Phäochromozytom und Paragliom Erfolg ver­
sprechend sind.
– Eine therapieresistente Hypertonie besteht, wenn der Blutdruck trotz medikamentöser Therapie mit mindestens drei
Antihypertensiva einschließlich eines
Diuretikums nicht unter 140/90 mmHg
eingestellt werden kann. Den Leitlinien
der Hochdruckliga zufolge beträgt der
Anteil der therapieresistenten Patienten
unter allen Hypertonikern 2–5 %, in größeren Studien auch bis 14 % [1].
Jeder zehnte Fall: ein Conn-Syndrom
Die Ursachen für eine nicht ausreichende
Blutdruckkontrolle reichen von der inad-
MMW-Fortschr. Med. Nr. 9 / 2007 (149. Jg.)
äquaten medikamentösen Therapie oder
mangelnden Compliance bis zu einer
unerkannten sekundären Hypertonie
(Tabelle 1). Neben renovaskulären oder
renoparenchymatösen Veränderungen
kann die therapieresistente Hypertonie
durch hormonelle Störungen bedingt
sein. Als wichtigste Ursachen endokriner
Hypertonieformen gelten der primäre
Hyperaldosteronismus, der Hyperkorti­
solismus und das Phäochromozytom.
Zusammengenommen sind etwa
12% aller Hypertonieformen durch Erkrankungen der Nebenniere bedingt.
Prof. Dr. med.
Felix Beuschlein
Medizinische Klinik
Innenstadt
Ludwig-MaximiliansUniversität München
Das normokaliämische Conn-Syndrom
stellt mit einer Prävalenz von 8–12 % die
häufigste Form des sekundären Hypertonus dar [7]. Das klassische Conn-Syndrom, das zusätzlich von einer hypokaliämischen Alkalose begleitet wird, liegt
bei 0,1–1,0 % [17]. Unter allen Patienten
mit arterieller Hypertonie nimmt das
Phäochromozytom 0,2–0,4 % ein [6],
das Cushing-Syndrom ca. 0,3 % [2].
Prof. Dr. med. Felix Beuschlein, Prof. Dr. med.
Martin Reincke, Medizinische Klinik Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München (Direktor: Prof. Dr. med. Martin Reincke)
ó fortbildung –schwerpunkt
Neueren Studien zufolge ist der Anteil von Patienten mit einer endokrinen Hypertonieform in der Gruppe
von therapieresistenten Hypertonikern
nochmals deutlich höher und liegt für
den primären Hyperaldosteronismus
in der Größenordnung von 30 % [5].
Autonome Katecholaminsekretion
Phäochromozytom/Paragangliom
Die durch Phäochromozytome oder
Paragangliome bedingte autonome Sekre­
tion von Katecholaminen führt bei etwa
90% der Patienten zum Leitsymptom
„Hypertonie“. Diese kann sich als persistierende Hypertonie oder als krisenhafter
Blutdruckanstieg manifestieren. Die
katecholaminbedingte Hypertonie geht
zudem mit verschiedenen subjektiven
Symptomen einher (Tabelle 2) [12].
Katecholamin-Messung im 24-h-Urin
Die Bestimmung der freien Katechol­
amine im 24-h-Urin ist die am häufigs-
– Tabelle 1
Ursachen einer ungenügenden
Blutdrucksenkung [5]
Non-Compliance
ó Unerkannte
sekundäre Hochdruckursache
ó Wasserund Natriumretention
_ Übersteigerte Natriumzufuhr
_ Flüssigkeitsretention
infolge
RR-Senkung
_ Unzureichende Diuretikatherapie
_ Zunehmende Niereninsuffizienz
ó Inadäquate
medik. Therapie
_ Unterdosierung
_ Irrationale Kombinationstherapie
ó Pharmakologische Interaktionen
ó Progressive Gewichtszunahme
ó Überhöhter Alkoholkonsum
ó Schlafapnoe
ó Chronische Schmerzzustände
ó Pharmakologische Interaktionen
_ Sympathikomimetika
_ Appetitzügler
_ Orale Kontrazeptiva, Steroide
_ Lakritze, Biogastrone
_ Nicht steroidale Antiphlogistika
_ Erythropoetin
_ Antidepressiva
ó
Foto: Thieme / KES
–
Klarzelliges Adenom
bei Conn-Syndrom
ten eingesetzte Screeningmethode mit
einer hohen Sensitivität und Spezifität
[11]. Allerdings kann bei den mit Blutdruckkrisen einhergehenden Phäochromozytomen die Katecholaminausscheidung im anfallsfreien Intervall normal
sein. Deshalb muss der Test bei klinischem Verdacht wiederholt werden.
Bestimmung der Plasma-Metanephrine
Ein Screeningtest, für den diese Einschränkung kaum gilt und der damit die
höchste Sensitivität (97–99 %) bei einer
Spezifität von etwa 82 % aufweist, besteht in der Messung der Metanephrine
im Plasma. Dabei ist zu beachten, dass
die Blutabnahme nach nächtlichem
Fasten und nach 15 Minuten in liegender Position durchgeführt wird [11].
Bildgebende Verfahren
Zur Lokalisation eines Phäochromo­
zytoms können Sonografie, Computer­
tomografie (CT) und Magnetresonanz­
tomografie (NMR) beitragen [10]. Komplementär steht, vor allem zur Darstellung von extraadrenalen Phäochromo­
zytomen, die 123Jod-MIBG-Szintigrafie
zur Verfügung. Wird der Tumor durch
o. g. Verfahren nicht dargestellt, kann
zusätzlich eine Positronenemissions­
tomografie (PET) eingesetzt werden.
Genetische Diagnostik
Der Anteil der familiär auftretenden
Tumoren wird auf 5–26 % geschätzt
[14] (Multiple Endokrine Neoplasie
Typ 2, Von-Hippel-Lindau-Syndrom,
Neurofibromatose Typ 1, Phäochromozytom-Paragangliom-Syndrom).
Die genetische Diagnostik ist entscheidend für die zeitgerechte Identifizierung
von Genträgern bei familiären Phäochromozytomerkrankungen und stellt
die Grundlage für eine frühzeitige Therapie eines Phäochromozytoms oder
assoziierter Tumorerkrankungen dar.
Die kurative Therapie ist die Operation
Die kurative Therapie des Phäochromozytoms besteht in der operativen
Entfernung des Tumors. Bei sporadischen und unilateralen Phäochromozytomen bis zu einer Größe von 9 cm
ist die laparoskopische Adrenalek­tomie
heute das Verfahren der Wahl [9]. Eine
sorgfältige präoperative Vorbereitung
hat die Gefahren der früher sehr gefürchteten und komplikationsreichen
Operation mit hypertensiven Krisen,
postoperativer Hypotonie und Schock
deutlich reduziert. Präoperativ wird
über 10–14 Tage der spezifische, lang
wirkende ·-Rezeptoren-Blocker Phenoxybenzamin gegeben.
Ist der Tumor inoperabel, muss eine
Langzeittherapie mit einem ·-RezeptorenBlocker in Betracht gezogen werden.
Hyperkortisolismus/Morbus Cushing
Typische Fettverteilungsstörung
Bei Patienten mit einem endogenen
Hyperkortisolismus ist eine Hypertonie
häufig. Sie wird in der Regel von anderen Zeichen des endogenen Hyperkortisolismus begleitet. Folge der Eiweißkatabolie ist der Schwund der Muskulatur
mit dünnen Extremitäten sowie die
atrophe Haut, deren elastisches Gewebe
unter Bildung von Dehnungsstreifen
(Striae rubrae distensae) auseinanderweicht. Eine Osteoporose kann sich vor
allem mit Wirbelkörperfrakturen manifestieren. Es zeigt sich die typische Fettverteilungsstörung: Vollmondgesicht,
Büffelnacken, Stammfettsucht. Ist
gleichzeitig die Androgenproduktion gesteigert, werden Akne und bei Frauen
auch Virilismus, Hirsutismus, Oligo­
menorrhö oder Amenorrhö beobachtet.
Kortisol in Speichel und Sammelurin
Das Cushing-Syndrom wird über den
Hyperkortisolismus sowie die fehlende
MMW-Fortschr. Med. Nr. 9 / 2007 (149. Jg.)
fortbildung –schwerpunkt
Tagesrhythmik der Kortisolsekretion
nachgewiesen. Hierbei kommt als Basaldiagnostik die Bestimmung eines Kortisoltagesprofils (z. B. im Speichel), die
Messung des Kortisols um 24.00 Uhr
und die Messung des 24-h-Sammelurins
infrage. Wichtigster funktioneller Test
ist der niedrig dosierte DexamethasonHemmtest (Tabelle 3) [3].
Bestätigungstest/Differenzialdiagnose
Bei nachgewiesenem Hyperkortisolismus findet sich bei einem adrenalen
Cushing-Syndrom ein supprimiertes
ACTH, das im CRH-Test nicht stimuliert
werden kann. Die Differenzialdiagnos­tik
des ACTH-abhängigen CushingSyndroms ist schwierig. Prinzipielle Unterscheidungsmöglichkeiten ergeben
sich aus der fehlenden Stimulierbarkeit
ektop ACTH produzierender Zellen
durch CRH und fehlende Hemmbarkeit
im Rahmen des hoch dosierten Dexamethason-Hemmtests. Die Lokalisation
einer hypophysären ACTH-Produktion
kann durch Blutabnahmen und ACTHMessung im venösen Abstromgebiet
der Hypophyse gesichert werden (Sinus-petrosus-Katheter) [4].
Bildgebende Verfahren zum Schluss
Die Bildgebung erfolgt prinzipiell nach
der Hormondiagnostik, da kleine, inaktive Raumforderungen der Hypophyse
und der Nebenniere häufig auch bei
Gesunden zu finden sind und per se
keine Therapieindikation darstellen.
Andererseits können ACTH produzierende Hypophysenadenome durch ihre
geringe Größe der Bildgebung entgehen. Bei Verdacht auf einen M. Cushing
kommt das NMR der HypothalamusHypophysen-Region zum Einsatz, bei
Verdacht auf ein ektopes CushingSyndrom ein CT von Thorax und
Abdomen, beim adrenalen CushingSyndrom ein CT des Abdomens. In Einzelfällen können zur Lokalisation der
ektopen ACTH produzierenden Quelle
weitere szintigrafische Untersuchungen
(Octreotid-Szintigrafie) hilfreich sein.
Operative Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Ursache des Cushing-Syndroms und besteht
MMW-Fortschr. Med. Nr. 9 / 2007 (149. Jg.)
in der transnasalen, transsphenoidalen
selektiven Adenomektomie beim
M. Cushing bzw. in der chirurgischen
Entfernung des ektop ACTH produzierenden Tumors beim ektopen Cushing-Syndrom. Bei ausgeprägtem Cushing-Syndrom und erfolgloser Lokalisation einer ektop ACTH produzierenden
Quelle kann in Einzelfällen eine bilaterale Adrenalektomie notwendig werden. Beim adrenalen Cushing-Syndrom
ist die Therapie der Wahl eine in der
Regel laparoskopische Resektion des
Nebennierentumors. Bei erfolgreicher
operativer Sanierung tritt sowohl beim
adrenalen als auch beim ACTH-abhängigen Cushing-Syndrom postoperativ
eine hypothalamische Nebennierenin-
– Tabelle 2
Klinische Symptome bei Phäochromozytom/Paragangliom
ó Hypertonie
über
90%
primären
Hyperaldosteronismus
von
der
_ davon Dauerhypertonie
normokaliämischen
zur klassischen
Form.
50–60%
_ davon intermittierend
Kopfschmerzen
ó Schwitzen
ó Palpitationen
ó Fieber
ó Tremor
ó Nervosität
ó Gewichtsverlust
ó Blässe
ó Pectangina
ó Übelkeit
ó Schwäche
ó
40–50%
70–90%
60–70%
50–70%
60–70%
40–50%
35–40%
30–60%
30–60%
20–50%
20–45%
15–40%
Bei Anwesenheit aller Symptome in roter Schrift
besteht eine diagnostische Sensitivität von ca. 90 %
für eine autonome Katecholaminproduktion.
– Tabelle 3
Screeningtest zum
Hyperkortisolismus
Kortisol im niedrig dosierten
Dexamethason-Hemmtest (1 mg
Fortecortin um 23.00 Uhr, SerumKortisol um 8.00 Uhr): > 1,8 µg/dl
ó
Freies Kortisol im 24-h-Urin (je nach
klin. Verdacht bis zu 3 x): > 120 µg/die
ó
Aufgehob. Kortisoltagesrhythmik
Mitternachtskortisol: > 7,5 µg/dl;
Kortisol-Tagesprofil im Speichel
ó
–
suffizienz auf, die einer zwischenzeitlichen Substitutionstherapie bedarf.
Primärer Hyperaldosteronismus
Conn-Adenom/Nebennierenhyperplasie
Dem primären Hyperaldosteronismus
liegt eine autonome Aldosteronsekretion der Nebennierenrinde zugrunde, für
die in je ca. 50% der Fälle ein Aldosteron
produzierendes Adenom bzw. eine bilaterale idiopathische Nebennierenrindenhyperplasie ursächlich ist. Bei der
idiopathischen Nebennierenhyperplasie
liegt eine genetische Erkrankung mit
normalen oder kleinknotig-hyperplastischen Nebennieren zugrunde. Familiäre
Formen (Familiärer Hyperaldosteronismus Typ I und II) finden sich selten.
Für das Vollbild eines Hyperaldosteronismus ist die Hypokaliämie charakteristisch. Gleichzeitig besteht die Tendenz zu Hypernatriämie und Alkalose.
Leitsymptom ist eine schwere, meist
therapieresistente hypokaliämische
Hypertonie mit Kopfschmerzen, Retinopathie, Sehstörungen, Kardiomegalie und Wasserretention. Die hypokaliämischen Auswirkungen sind u. a.
Muskelschwäche, Müdigkeit, EKG-Veränderungen, Obstipation und Polydipsie. Allerdings ist dieses klinische Bild
noch nicht bei normokaliämischen
hypertonen Patienten zu erwarten.
Screening- und Bestätigungstest
Nur die Kombination von erniedrigter
bzw. nicht messbarer Reninaktivität mit
pathologisch erhöhtem Plasmaaldosteron ist für einen primären Aldosteronismus beweisend. In den letzten Jahren
wurde als Screeningtest für den primären
Hyperaldosteronismus der AldosteronRenin-Quotient (ARQ) etabliert [13]. Die
Bestätigung zur Diagnosesicherung kann
durch die Bestimmung der Aldosteronmetaboliten im Urin oder durch Funktionstests wie den Kochsalzbelastungstest,
den Fludrocortison- oder den CaptoprilSuppressionstest erfolgen.
Differenzialdiagnose
Ist durch Screening und Bestätigungstest ein primärer Hyperaldosteronismus nachgewiesen, orientiert sich die
–
fortbildung –schwerpunkt
Abbildung 1
Screening, Bestätigungsuntersuchungen und Differenzialdiagnostik bei adrenaler Hypertonie
Therapieresistente Hypertonie
Ausschluss
Primärer Hyperaldosteronismus
• Aldosteron-Renin-Ratio
Ausschluss
Hyperkortisolismus
• Dexamethason-Hemmtest
• Speichelkortisol-Tagesprofil
• Freies Kortisol im 24 h Sammelurin (SU)
• Metanephrine im Plasma
• Katecholamine im 24 h SU
Screening-Diagnostik
• NaCL-Belastungstest
• Ggf. Testwiederholung
• Aldosteron-Metabolite im 24 h SU
• Fludrocortison-Test
• Ggf. Testwiederholung
• Ggf. Clonidin-Test
Bestätigungstest
• Orthostasetest
• Bildgebung
• Ggf. NN-Venenkatheter
• Bildgebung
• Szinigraphie
• Ggf. Genetik
Differenzialdiagnostik
• Basales ACTH
• Ggf. CRH-Test/hoch-dos. Dexa-Hemmtest
• Ggf. Sinus-Petrosus-Katheter
• Bildgebung entsprechend Hormondiagnostik
differenzialdiagnostische Abklärung
an biochemischen und bildgebenden
Verfahren [15]. Ziel ist es hierbei, die
operativ heilbare Form des primären
Hyperaldosteronismus, das Conn-Adenom, zu identifizieren.
Hier macht man sich die Tatsache
zunutze, dass beim Conn-Adenom die
Aldosteronsekretion typischerweise
ACTH-abhängig erfolgt und dadurch
eine paradoxe Tagesrhythmik entsprechend derjenigen der Kortisolsekretion
besteht. Ergänzend wird eine gezielte
Bildgebung durchgeführt, entweder
mittels Dünnschicht-CT der Nebennieren oder mittels Kernspintomografie.
Fällt das Aldosteron in Orthostase
ab und wird eine adrenale Raumforderung nachgewiesen, ist ein Aldosteron
produzierendes Adenom hinreichend
wahrscheinlich und die Indikation zur
unilateralen Adrenalektomie gegeben.
Bei diskordanten Befunden ist eine selektive Nebennierenvenenblutentnahme zum sicheren Nachweis bzw. Ausschluss eines Aldosterongradienten zur
tumortragenden Seite angezeigt [18].
Operation oder Pharmakotherapie?
Während das einseitige Adenom durch
eine laparoskopische unilaterale Adrenal­
ektomie behandelt wird, bedarf die bilaterale Hyperplasie einer lebenslangen
Ausschluss
Katecholaminexzess
Therapie mit Spironolacton (25–75 mg).
Ggf. wird diese mit anderen Antihypertensiva wie ACE-Hemmern und ßBlockern kombiniert. Bei Patienten mit
Conn-Adenom, die einer operativen
Sanierung nicht unterzogen werden
können/wollen, kann eine Therapie
mit Spironolacton sinnvoll sein. Treten
hier Nebenwirkungen auf (z. B. Gynäkomastie oder Potenzprobleme), ist im
Rahmen eines Heilversuches alternativ
die Gabe von Eplerenon möglich. Eplerenon hat im Gegensatz zu Spironolacton
keine antiandrogenen Eigenschaften,
bindet aber um den Faktor 4 schwächer
an den Mineralokortikoidrezeptor.
Fazit für die Praxis
Die sichere Identifizierung von Patienten
mit endokriner Hypertonie hat entscheidenden Einfluss auf eine gezielte und im
Idealfall kurative Therapie. Patienten mit
therapieresistenter Hypertonie, aber auch
junge Patienten und solche mit typischer
Begleitsymptomatik sollten einem basalen Screening unterzogen werden, um
ein Phäochromozytom, einen Hyper­
aldosteronismus und einen Hyperkortisolismus auszuschließen. Zum Ausschluss
falsch positiver Ergebnisse sollten die
Befunde in der Regel durch eine hormonelle Diagnostik und Differenzialdiagnostik bestätigt werden (Abb. 2).
Literatur bei den Verfassern
Für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Felix Beuschlein
Medizinische Klinik Innenstadt, LMU
Ziemssenstr. 1
D-80336 München
Tel.: 089/5160-2110
Fax: 089/5160-4467
E-Mail: [email protected]
– Summary
Therapy-Resistant Hypertension – The
Endocrinological View
A significant percentage of patients with
therapy-resistant high blood pressure
have hormonal hypertension. This includes
primary hyperaldosteronism due to an
aldosterone-producing adenoma, or a
bilateral adrenal hyperplasia, hypercortisolism caused by a tumor of the adrenals,
or an ACTH-dependent form of Cushing’s
syndrome, as also excessive catecholamines
caused by a pheochromocytoma or a paraganglioma. The diagnostic work-up includes
screening tests for the basal hormone
status in the serum and urine, together with
confirmatory additional hormonal and imaging procedures in suspected cases, or to
establish a differential diagnosis. In addition
to surgical treatment, specific pharmacotherapeutic measures for the prevention
or follow-up treatment of excess adrenal
hormones are available.
Keywords: Therapy-resistant hypertension
– Hypercortisolism – Hyperaldosteronism –
Pheochromocytoma – Cushing’s syndrome
– Conn’s syndrome
MMW-Fortschr. Med. Nr. 9 / 2007 (149. Jg.)
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