Genotoxizität – eine kurze Einführung Jürgen Kiefer Universität Giessen Hintergrund Die Frage nach Langzeitwirkungen der Mobilfunktechnologie beschäftigt Öffentlichkeit, Medien und Wissenschaft Studien zur Krebsinduktion sind überwiegend negativ, und zwar sowohl bei menschlichen Kollektiven als auch in Tierexperimenten Nachgewiesene genotoxische Effekte könnten als Indiz für eine carcinogene Wirkung angesehen werden Genotoxizität Als Genotoxizität oder Mutagenität bezeichnet man die mutagene Wirkungen von chemischen Stoffen, die Änderungen im genetischen Material von Zellen auslösen. Bei diesem Begriff handelt es sich um eine rein experimentelle Betrachtungsweise, wie Substanzen sich in Experimenten (in vitro oder in vivo) verhalten. Substanzen, welche dabei als genotoxisch positiv getestet wurden, müssen jedoch nicht zwingend mutagen oder karzinogen sein. Die Bestimmung der Genotoxizität eines Stoffes ist Teil der Toxizitätsbestimmung eines Stoffes Wikipedia Entstehungsgang genotoxischer Wirkungen Primärschäden Initiale DNA-Läsionen Reparatur. Progressionsverzögerung, Genaktivierung Chromosomenaberrationen Verlust der Teilungsfähigkeit Mutationen Neoplastische Transformation Akute Schäden Genetisches Risiko Krebs Voraussetzungen genotoxischer Wirkungen DNA-Veränderungen durch spezifische chemische Reaktionen oder durch Ionisation bzw. spezifische Anregungen DNA-Veränderungen durch freigesetzte reaktionsfreudige radikalische Spezies Genotoxizitätstests (OECD Guidelines) [5.6.A.] GENETIC TOXICITY in vitro (GENE MUTATION) Bacterial Reverse Mutation Test; Ref. OECD TG 471 In vitro Mammalian Cell Gene Mutation Test; Ref. OECD TG 476 [5.6.B.] GENETIC TOXICITY in vitro (CHROMOSOMAL ABERRATION) In vitro Mammalian Chromosomal Aberration Test; Ref. OECD TG 473 [5.7] GENETIC TOXICITY in vivo Mammalian Erythrocyte Micronucleus Test; Ref. OECD TG 474 Mammalian Bone Marrow Chromosomal Aberration Test; Ref. OECD TG 475 Weitere anerkannte Verfahren „Comet Assay“ Immunchemischer Nachweis von DNADoppelstrangbrüchen Mikrokerne Schwesterchromatidaustäusche (SCE) Testsysteme und Verfahren Mikobielle Systeme: Säugerzellen in vitro: DNA-Läsionen DNA-Läsionen, Mutationen Chromosomen Mutationen Tierversuche: Mutationen Tumoren Menschliche Populationen: Epidemiologie Zellzyklus, Gene Überleben Nachweis genotoxischer Effekte Einzelne positive Tests sind nicht hinreichend. Negativ- und Positivkontrollen und angemessene statistische Analysen sind unumgänglich. Die Ergebnisse müssen ein kohärentes Bild ergeben. Mechanismen müssen plausibel sein und dürfen nicht biologischen Erkenntnissen und physikalischen Gesetzmäßigkeiten widersprechen. Genotoxizitätstudien bei Mobilfunkwellen Untersuchungen sind meist punktuell. Es gibt ein Übergewicht „einfacher“ Tests („Comet“ Assay, Mikrokerne). Der Nachweis der Kohärenz ist nicht erbracht. Ein plausibler Wirkungsmechanismus fehlt bisher.