Biodiversität ökonomisch bewerten…

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JANUAR 2011 | Nr. 41
Magazin der Generaldirektion Umwelt
Biodiversität ökonomisch
bewerten…
Vorwort
2
TEEB ebnet den Weg
Da sich das Internationale Jahr der Biodiversität seinem Ende nähert,
ist es angebracht, der bahnbrechenden Arbeit Anerkennung zu
zollen, die das Projekt „Die Ökonomie von Ökosystemen und
der Biodiversität – TEEB“ geleistet hat, um das Bewusstsein für eine
der zwei dringendsten Umweltherausforderungen, vor denen wir
stehen, zu schärfen.
2006 machte der Stern-Report (Stern Review on the Economics
of Climate Change) die politischen Entscheidungsträger und die
Öffentlichkeit nachdrücklich auf die Gefahr der globalen Erwärmung
aufmerksam. TEEB hat versucht, das Gleiche zu tun und macht auf
die Auswirkungen des Verlustes an Biodiversität aufmerksam. Aber
diese Botschaft ist wohl schwieriger zu vermitteln, verglichen mit
dem sofort sichtbaren plötzlichen Wandel beim Wettergeschehen.
TEEB stellte ein beeindruckendes Aufgebot an internationalen
Spezialisten zusammen. Auf Basis von Beispielen aus der ganzen Welt wiesen sie auf die steigenden Kosten für den Verlust an
Biodiversität hin und auf die getroffenen Maßnahmen, um diese
Tendenz umzukehren.
TEEB gelang es, mit der Veröffentlichung seines Zwischenberichts
im Mai 2008 ein breiteres Publikum zu erreichen. Im letzten Jahr
hat TEEB weitere Studien herausgegeben, die an politische Entscheidungsträger, Unternehmen sowie an lokale und regionale
Behörden gerichtet waren. Eine Website – TEEB4ME – fasst jetzt
die Ergebnisse in leicht verständlicher Form zusammen.
Der Schlussbericht Mainstreaming the Economics of Nature: a synthesis of the approach, conclusions and recommendations of TEEB
(Die Ökonomie der Natur in die Gesellschaft eingliedern: eine
Synthese des Ansatzes, der Schlussfolgerungen und Empfehlungen
von TEEB) wurde im Rahmen der 10. Vertragsstaatenkonferenz des
Übereinkommens für Biologische Vielfalt (COP10) im japanischen
Nagoya im Oktober 2010 vorgestellt.
Die Europäische Kommission hat TEEB von Anfang an unterstützt
und wird in diesem Bereich weiter arbeiten. Sie plant eine Studie,
um in der EU verfügbare Belege für die Thesen von TEEB genauer
zu untersuchen und um festzustellen, wo und wie die von TEEB
entwickelten Analysen und Schlussfolgerungen umzusetzen sind.
Die Kommission ist auch bereit, weitere Anstrengungen, insbesondere in den Entwicklungsländern, zu unterstützen, die den
Nutzen und die Kosten von Investitionen in das Management von
Biodiversität und Ökosystemleistungen aufzeigen.
Umwelt für Europäer
ec.europa.eu/environment/news/efe/index.htm
REDAKTIONELLE INFORMATIONEN
Umwelt für Europäer ist ein Magazin der Generaldirektion
Umwelt der Europäischen Kommission, erscheint alle drei
Monate auf Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch,
Spanisch, Polnisch und Griechisch und kann kostenlos
abonniert werden.
Füllen Sie dazu das Formular des Magazins aus oder
abonnieren Sie online unter http://ec.europa.eu/
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Chefredakteur: Róbert Konrád
Koordinator: Jonathan Murphy
Weitere Auskünfte erteilt das Referat Kommunikation:
http://ec.europa.eu/environment/env-informa/
Informationen und Dokumente:
http://ec.europa.eu/environment/env-informa/
Die Webseite Umwelt für Europäer:
http://ec.europa.eu/environment/news/efe/index.htm
Inhalt
03 Mitgliedstaaten wenden neue
Umwelthaftungsregeln an
04 Natura 2000 – neue Leitlinien für Windenergie
und Bergbau
06 LIFE rettet Ungarische Wiesenotter
07 Einzelhändler zeigen „grünes“ Engagement
08 Biodiversität und Ökosystemleistungen
ökonomisch bewerten
12 Boden, Klimawandel und biologische Vielfalt
hängen zusammen
13 EU strebt koordinierte Maßnahmen
für Schiffsabwrackung an
UMWELT ONLINE
Möchten Sie wissen, was die Europäische Union für den Umweltschutz tut, was
ein integriertes politisches Produkt ist oder wie man sich für ein „Umweltsiegel“
qualifiziert? Antworten auf diese Fragen und vieles mehr finden Sie auf der
Webseite der GD Umwelt:
ec.europa.eu/environment/index_de.htm
HINWEIS
Weder die Europäische Kommission noch Personen, die im Namen der Kommission
handeln, sind für die etwaige Verwendung der in dieser Publikation enthaltenen
Informationen oder für irgendwelche Fehler, die trotz sorgfältiger Vorbereitung
und Prüfung auftreten können, verantwortlich.
Gedruckt auf recyceltem Papier, ausgezeichnet mit
dem europäischen Umweltsiegel fur graphisches Papier
(ec.europa.eu/environment/ecolabel)
Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2010
ISSN 1563-4175
© Europäische Union, 2010
© Illustrationen: Laurent Durieux
Die Reproduktion des Textes ist mit Quellenangabe gestattet.
Die Reproduktion der Fotos (einschließlich der Abbildungen und Grafiken)
ist nicht gestattet.
Printed in Belgium
14 Biodiversität – Öffentlichkeitskampagne
gewinnt an Schwung
15 Neuveröffentlichungen / Agenda
16 Kurzinfos
U M W E LT H A F T U N G
3
T Mitgliedstaaten wenden
neue Umwelthaftungsregeln an
Die Umsetzung der europäischen Umwelthaftungsrichtlinie (UHRL) wurde in der
gesamten Union im Juli 2010 abgeschlossen, und die Auswirkungen sind bereits
feststellbar. Nach einer ersten Bewertung der Umsetzung schlägt die Kommission
keine unmittelbaren Änderungen vor, obwohl bestimmte Aspekte erneut behandelt
werden. So wird die Anwendung der UHRL für die Meeresumwelt untersucht, und die
obligatorische Deckungsvorsorge in der gesamten EU für bestimmte Unternehmungen
kommt ebenfalls auf den Prüfstand.
Gemäß der Gesetzgebung muss Abhilfe
geschaffen werden, wenn ein Betreiber
Schäden an geschützten Arten und
natürlichen Lebensräumen verursacht,
den ökologischen, chemischen oder
quantitativen Zustand von Gewässern
erheblich beeinträchtigt oder Land kontaminiert und ein Gesundheitsrisiko für
den Menschen verursacht.
Die neuen Vorschriften werden erst seit
wenigen Monaten in der gesamten Union
angewendet, so dass zum Zeitpunkt dieser
Texterstellung die Anzahl von Beispielen
ziemlich begrenzt ist. Anfang 2010 hatten
15 Mitgliedstaaten 16 Fälle gemeldet,
obwohl diese Zahl auf 50 steigt, wenn jetzt
erst bekannt werdende Fälle auch berücksichtigt werden.
Behörden fest. 14 Mitgliedstaaten haben
beispielsweise die eigene Gesetzgebung
erweitert, um national geschützte Arten und
Lebensräume mit abzudecken, während
13 andere Länder dieses nicht getan haben.
Die optionalen Haftungsausschlüsse, die ein
Betreiber in Anspruch nehmen kann, wenn
eine Schädigung erfolgt, variieren ebenfalls
von Land zu Land.
Pflichtversicherung oder nicht?
Mitgliedstaaten sind in ihrer Entscheidung frei,
ob Deckungsvorsorge für Umwelthaftung für
die Betreiber verpflichtend sein soll oder nicht.
Acht Länder – Bulgarien, Portugal, Spanien,
Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn,
Rumänien und Griechenland – haben sich für
den Pflichtansatz entschieden, während sich
die übrigen Länder auf eine freiwillige Aufnahme von Deckungsvorsorge verlassen.
Versicherungen sind die am meisten verwendeten Finanzinstrumente, gefolgt von Bankgarantien, Fonds, „Captives“ (firmeneigene
Versicherungen) und Anleihen.
Die relativ niedrige Anzahl kann auch Ergebnis
eines erfolgreichen Vorbeugeeffekts sein oder
auf strengere nationale Rechtsvorschriften, auf
den Rückanspruch von eingebauten Ausnahmeregelungen, auf die begrenzte Kenntnis
seitens der Betreiber oder auf Kommunikationsdefizite zurückzuführen sein.
Die Versicherungsbranche hat spezielle
Versicherungsprodukte entwickelt, um
graduelle Verschmutzung zusätzlich zu
plötzlich auftretender oder unabsichtlicher
Verschmutzung abzudecken. Die gebräuchlichsten Finanzinstrumente sind zurzeit noch
traditionelle Versicherungsprodukte, wie
Haftpflicht- oder Umwelthaftpflichtpolicen
mit einer Erweiterung für die neuen
Haftungsrisiken.
Der Bericht der Kommission stellt erhebliche
Unterschiede in der Art und Weise der
Umsetzung der Umweltgesetzgebung in
einzelstaatliches Recht durch nationale
In Anbetracht der relativ kurzen Zeit, in der die
Gesetzgebung in Kraft ist, des Datenmangels
und des abgestuften Ansatzes bei neuen
Versicherungsprodukten für die Risiken bei
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© Van Parys Media
Die Umwelthaftungsgesetzgebung der
EU betrifft ein komplexes Zusammenspiel
zwischen nationaler Gesetzgebung und
Haftungsverpflichtungen. Somit war die
Umsetzung in nationales Recht schwierig.
Keinesfalls überraschend war also, dass
die Mehrheit der Mitgliedstaaten die
ursprüngliche Frist vom 30. April 2007
deutlich überschritt.
Umwelthaftung hat die Kommission
davon Abstand genommen, eine harmonisierte obligatorische Deckungsvorsorge
zu empfehlen.
Aber dieses Thema – und einige festgestellte
Lücken der UHRL bei der Meeresumwelt
– werden noch einmal vor dem Jahr 2014
behandelt werden, dem ursprünglich
angesetzten Datum für eine Überprüfung.
Das ist eine Folge des massiven Ölteppichs
im Golf von Mexiko in diesem Jahr.
Informationen über den Chemieunfall mit
rotem Giftschlamm in Ungarn Anfang
Oktober 2010 und die Erfahrungen mit der
UHRL-Anwendung in diesem Fall werden
bei der künftigen Überprüfung auch eine
T
Rolle spielen.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/
liability/index.htm
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T Natura 2000 – neue Leitlinien
für Windenergie und Bergbau
Diese neuen Leitlinien sind für lokale Behörden und Unternehmen ausgearbeitet
worden. Sie sollen einen fairen Kompromiss zwischen dem Erhalt der Artenvielfalt
und den Politiken für wirtschaftliche Entwicklung erzielen und Klarheit in der
Frage nachhaltiger Landnutzung in Natura-2000-Schutzgebieten bringen.
Im Mittelpunkt der europäischen Politik
zur Artenvielfalt steht das Natura-2000-Netz
– eine Reihe von besonders ausgewiesenen
Schutzgebieten, um die Gebiete Europas mit
dem höchsten Anteil an biologischer Vielfalt
zu schützen – , die Heimat für unsere seltensten und am meisten gefährdeten Arten
und Lebensräume. Das Netzwerk ist zwar
Land auf Land ab als großer Erfolg bei der
Verringerung des Verlusts der Artenvielfalt
gefeiert worden, aber es ist auch oftmals
Gegenstand von miteinander konkurrierenden Forderungen nach Landnutzung, die
von Straße und Schiene über Wohnungsbau,
Landwirtschaft, Industrie und Bergbau bis
hin zur Energieproduktion reichen, von denen
viele von zentraler Bedeutung für Europas
wirtschaftliche Wachstumsstrategien sind.
Gesetzliche Klarheit schaffen
Im Hinblick auf die Sicherstellung einer
nachhaltigen Entwicklung werden die
Kompromisse zwischen Erhaltung,
Entwicklung und Landnutzung in einem
Schlüsselabschnitt der Habitat-Richtlinie
angesprochen – in Artikel 6. Dieser Artikel
gibt einen Überblick über die allgemeinen
Verfahren zur Bewertung und Genehmigung
von Plänen und Projekten, die möglicherweise negative Auswirkungen auf ein
Natura-2000-Schutzgebiet haben können.
Die Kommission hat bereits eine Leitlinie
dazu erstellt, wie diese Bestimmungen allgemein anzuwenden sind. Aber um spezifischen Industriesektoren die Bestimmungen
von Artikel 6 für ihren jeweils eigenen
Tätigkeitsbereich besser verständlich zu
machen, wurde eine Reihe von sektorbezogenen Leitlinien ausgearbeitet. Die ersten
Leitlinien dieser Reihe, die die WindenergieBranche und die nicht-energetische mineralgewinnende Industrie betreffen, sind jetzt
veröffentlicht worden.
Die Leitlinien sollen sowohl der Wirtschaft als
auch den entsprechenden nationalen und
lokalen Behörden rechtliche Klarheit verschaffen, damit sichergestellt ist, dass die wirtschaftliche Entwicklung, wie sie im Rahmen
wichtiger EU-Politiken gefördert wird, voll im
Einklang mit dem Schutz der Artenvielfalt
steht. Die sektorbezogenen Berichte wurden mit Hilfe von speziell einberufenen
Arbeitsgruppen verfasst, zu denen wissenschaftliche Experten, Vertreter von der
Industrie, nationalen Behörden, NRO und
entsprechenden Kommissionsdienststellen
gehörten. Dieser Prozess der Partnerschaft,
des Dialogs und Meinungsaustauschs
gewährleistet, dass die Bedürfnisse der
Industrie in den endgültigen Dokumenten
umfassend Berücksichtigung finden und darüber hinaus in der Zukunft ein konstruktiver
Dialog mit den Sektoren in Gang gesetzt wird.
Windenergie und Raumplanung
Die europäische Windenergie-Industrie verzeichnet für das letzte Jahrzehnt ein schnelles Wachstum und Europa gilt heute als der
Weltführer in diesem Sektor. Die WindenergieIndustrie trägt rund vier Prozent zur gesamten Stromversorgung der EU bei (Zahlen von
2008), und dieser Anteil soll sich bis zum Jahr
2020 verdreifachen. Das ist ein Ergebnis des
Klima- und Energiepakets der Kommission.
Und das bedeutet, dass es in den kommenden Jahren eine beträchtliche Steigerung bei
der Entwicklung von Windenergie
geben wird.
Allgemein gesprochen stellt die Windenergie-Industrie keine ernsthafte Bedrohung
für die Tierwelt dar. Aber schlecht platzierte
oder mangelhaft konstruierte Windparks
können eine mögliche Bedrohung für
gefährdete Spezies und Lebensräume darstellen. Das gilt selbst für die geschützten Arten und Räume im Rahmen der
Vogelschutz- und Habitat-Richtlinien.
Beispiele aus einer Reihe von Ländern belegen, dass die meisten Bedrohungen eingeschränkt werden können, wenn Gegenden
mit empfindlichen Lebensräumen oder
bedeutenden Populationen von seltenen bzw. bedrohten Arten, die im Rahmen
der EU-Richtlinien zum Vogelschutz und
zu Flora, Fauna und Habitat geschützt sind,
gemieden werden.
Aber es gibt keinen automatischen Ausschluss von Windenergieanlagen aus
Natura-2000-Schutzgebieten. Das muss
von Fall zu Fall evaluiert werden. Die Leitlinie
bewertet das Risiko für verschiedene Arten
und Lebensräume, für deren Erhalt sich
die EU einsetzt, und tritt für bewährte
öko-logische Bewertungspraktiken ein.
Sie legt großen Nachdruck auf die Notwendigkeit für strategische Raumplanung.
Zu den Empfehlungen der Leitlinie gehört
der Vorschlag, Sensitivitätskarten für
den Tierbestand zu erstellen, um bei
Standortentscheidungen zu helfen.
Diese Karten sollen Gebiete innerhalb
und außerhalb der Natura-2000-Schutzgebiete identifizieren, wo die Einrichtung
von Windparks als niedriges, mittleres oder
hohes Risiko für Tiere und Natur eingeschätzt
werden könnte, und dadurch negative
Auswirkungen vermindern.
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Nicht-energetische mineralgewinnende Industrien
Mineralgewinnende Tätigkeiten werden zwar
in und rund um Natura-2000-Schutzgebieten
nicht automatisch ausgeschlossen, aber es
besteht die Anforderung, dass diese Industrien
die Integrität der Natura-2000-Gebiete nicht
gefährden. Die neue Leitlinie bietet eine
schrittweise Anleitung für die vorzunehmenden Verfahren bei der Bewertung von NEEIPlanungen oder -Projekten, die Auswirkungen
auf Natura-2000-Gebiete haben könnten.
Sie untersucht mögliche Auswirkungen von
NEEI-Tätigkeiten auf die Artenvielfalt und
spricht Empfehlungen aus, wie eine angemessene Bewertung durchzuführen ist, wie festzulegen ist, ob es irgendwelche negativen
Auswirkungen auf die Integrität eines Natura2000-Gebiets gibt, und wie diese abgemildert werden können. Die Leitlinie spricht auch
den Abbau von mineralischen Rohstoffen im
Meer an.
Wie bei der Windenergie betont auch die
Leitlinie für den Bergbau die Bedeutung
von strategischer Raumplanung und die
Bewertung als ein Mittel, um mögliche
Konfliktgebiete proaktiv zu identifizieren und
Bemühungen um die Artenvielfalt besser in
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Die nicht-energetische mineralgewinnende
Industrie (NEE) liefert viele der Rohstoffe für
Europas Verarbeitungs- und Bautätigkeiten.
Im Jahr 2007 erwirtschaftete dieser Wirtschaftssektor einen Umsatz von rund 49 Mrd. EUR
und stellte etwa 287 000 Arbeitsplätze bereit.
Einen verlässlichen und ungestörten Zugang
zu Rohstoffen zu gewährleisten ist ein zunehmend wichtiger Faktor für die wirtschaftliche
Wettbewerbsfähigkeit der EU. Dafür wird
im Rahmen der Rohstoffinitiative 2008 der
Europäischen Kommission gezielte Unterstützung gewährt werden.
NEEI-Entwicklungen zu integrieren. Sie empfiehlt die detaillierte Kartierung von mineralischen Ressourcen, um festzustellen, welche
Arten von Mineralien vorhanden sind, wo sie
gelagert sind und ob sie wirtschaftlich auszubeuten sind oder nicht.
Wenn die Mineralienkarten auf Karten gelegt
werden, die Standort und Grenzen von Natura2000-Gebieten aufzeigen, sollte es möglich
sein, schnell Gebiete zu identifizieren, wo
es kein oder ein geringes Risiko von möglichen Konflikten gibt und wo ein höheres
Risiko besteht. Auf Grundlage einer solchen
strategischen Bewertung können weniger Schaden verursachende Alternativen in
Betracht gezogen werden, so dass zukünftige
Bergbaubetriebe nicht in unmittelbarer Nähe
von gefährdeten Naturgebieten errichtet werden können.
Die Leitlinie empfiehlt auch, alternative
Ansätze in Erwägung zu ziehen, einschließlich vermehrtem Recycling anstatt erstmaliger Förderung. Das vorrangige Ziel ist, so viel
Win-win-Situationen wie möglich zu finden,
wobei der künftige Abbau von mineralischen
Ressourcen gesichert wird, während negative
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Auswirkungen auf Natura-2000-Gebiete vermieden oder vermindert werden und deren
Integrität erhalten wird. In dieser Hinsicht
erkennt die Leitlinie auch das Potenzial von
mineralischen Förderstätten an, um positiv zur
Biodiversität beizutragen und prüft entsprechende Fallstudien.
Zukünftige Berichte
Weitere Leitlinien sind in Vorbereitung.
Die Veröffentlichung der Leitlinie für Häfen
und Mündungen steht bevor, während
die Leitlinien zur Aquakultur und zum
Binnenwassertransport im Laufe des Jahres
T
2011 zur Veröffentlichung anstehen.
Weitere Informationen
Alle endgültigen Leitlinien der Kommission, die sich auf Artikel 6 beziehen, sind
auf der folgenden Website verfügbar:
http://ec.europa.eu/environment/nature/
natura2000/management/guidance_
en.htm
6
LIFE
T LIFE rettet Ungarische Wiesenotter
Die Ungarische Wiesenotter (Vipera ursinii rakosiensis) ist die am meisten
gefährdete Schlange in Europa. Schätzungen zufolge gibt es nur noch
500 in freier Wildbahn lebende Exemplare in Ungarn und Rumänien.
In freier Natur: Überwachung und
Wiederherstellung der Bestände
© Europaïsche Union
In Zusammenarbeit mit einem ähnlichen
LIFE-Projekt in Rumänien (LIFE05 NAT/
RO/000158) kontrollierte und überwachte
der ungarische LIFE-Partner die wild lebenden Populationen der Wiesenotter in
Ungarn und Rumänien, um den Erhaltungszustand der Art zu bewerten und
um neue Populationen zu finden. Mit der
Unterstützung von Freiwilligen wurden
26 ha Waldgebiet, das zwei Otternhabitate
trennte, in Wiesen renaturiert, um den
Subpopulationen der Otter zu helfen,
wieder zu einander zu kommen.
Während die Ungarische Wiesenotter früher in der ungarischen Tiefebene heimisch
war, ist ihr heutiger Lebensraum begrenzt
auf Hanság, einer Niedermoorlandschaft
nahe der österreichischen Grenze, und
auf Kiskunság in der Pusztalandschaft südlich von Budapest, wo die Restpopulation
im Nationalpark Kiskunság überlebt. Die
Wiesenotter ist eine kleine, giftige, aber
nicht todbringende Schlange mit einer
Körperlänge von etwa 50 cm. Ihr natürlicher
Lebensraum ist erheblich eingeschränkt worden, insbesondere durch die Umwandlung
von Feuchtwiesen für intensive Land- und
Forstwirtschaft.
2004 startete der Ungarische Vogel- und
Naturschutzverband (MME/ BirdLife Hungary)
zusammen mit der Leitung des Nationalparks Kiskunság und der Leitung des
National-parks Duna-Ipoly ein LIFE-NaturProjekt (LIFE04 NAT/HU/000116) mit dem
Ziel, die Ungarische Wiesenotter vor dem
unmittelbaren Aussterben zu retten und
ihre langfristige Erhaltung zu sichern.
Entscheidend für die Erreichung dieser Ziele
war eine Reihe von Maßnahmen, zu denen
die Kartierung der Art und Untersuchungen
ihres Lebensraumes gehörten. Ziel war
die Wiederherstellung ihres bevorzugten
Lebensraums durch Wiesenrenaturierung
sowie die Schärfung des öffentlichen
Bewusstseins durch Kampagnen, um Bauern
und Anwohner davon abzuhalten, die
Ottern zu töten. Ein Zuchtprogramm am
neu geschaffenen Ungarischen WiesenotterSchutzzentrum wurde ebenfalls eingeführt.
Ottern für die Auswilderung
züchten
Das Schutzzentrum befindet sich auf einem
alten Bauernhof, der dem Nationalpark
Kiskunság gehört. Das Zuchtprogramm
begann mit zehn erwachsenen Ottern, die
aus vier verschiedenen lokalen Populationen
stammten, um die Diversität zu gewährleisten. Die Ottern wurden paarweise in mit
Maschendraht gesicherten Gehegen gehalten, wo sie sich unter Bedingungen, die
naturnah den Lebensraum der Otter in Form
von Wiesenland nachbildeten, vermehren
konnten. Das Zentrum hat heute über
800 Ottern.
Schutzmaßnahmen fortführen
Der Erfolg des Zuchtprogramms schafft
eine gute Basis für die Auswilderung der
Ottern. MME/ BirdLife Hungary führt jetzt
ein Nachfolgeprojekt im Karpatenbecken
durch (LIFE07 NAT/H/000322), das mindestens 400 Otter in ihren natürlichen
Lebensraum freilassen will. Gleichzeitig
werden Renaturierungen in größerem Maßstab vorgenommen und große
Öffentlichkeitskampagnen durchgeführt,
um Bedenken gegen die Risiken der
Wiedereinführung von Giftschlangen
auszuräumen. Auswilderungen sind für
Ungarn geplant, während Möglichkeiten
für zukünftige Auswilderungen in Rumänien
und Teilen Österreichs geprüft werden. T
Weitere Informationen
Weitere Informationen über das Projekt:
http://www.rakosivipera.hu/en/
Weitere Informationen über LIFE:
http://ec.europa.eu/life
EINZELHANDEL
7
T Einzelhändler zeigen „grünes“
Engagement
Europas Einzelhändler halten ihre Versprechen, umweltfreundliche Praktiken
anzuwenden und mehr und mehr grüne Produkte in ihren Regalen anzubieten.
Ein neuer Bericht zeigt jedoch, dass sie mehr machen könnten, um den Verbraucherinnen
und Verbrauchern die Vorteile von nachhaltigem Konsumverhalten zu vermitteln.
Nach der ersten Reihe von Umweltverpflichtungen im Jahr 2009 nahm die Zahl der
Verpflichtungen im Laufe des Jahres 2010
erheblich zu, als die Aktivitäten des Forums
an Dynamik gewannen. Der erzielte Fortschritt des Umweltaktionsprogramms des
Europäischen Einzelhandels (REAP) wird in
dem für die Kommission verfassten Bericht
dargestellt: Services on Monitoring Retailers’
REAP commitments.
Der Einzelhandel legt bei seinen Einzelmaßnahmen unter anderem den Schwerpunkt
darauf, die Energieeffizienz von Gebäuden
zu verbessern, den Verkauf von nachhaltigeren Produkten zu steigern und bessere
Öko-Designs anzubieten. Weitere wichtige
Punkte sind umweltfreundliche Vertriebssysteme und Lieferketten unter Verwendung
von erneuerbarer Energie, umweltfreundlichen Produktverpackungen und effizienterem Abfallmanagement.
Franchising ist ein weiteres Thema, das dem
Bericht zufolge genauer zu beleuchten sei,
da es hier lediglich um die Erfüllung sozialer
Standards gehe, und noch nicht einmal um
Umweltstandards bzw. um die ganze Breite
der Verpflichtungen, die die Mutterfirmen
eingegangen sein könnten.
Der Bericht nennt viele Beispiele für Nachhaltigkeit in der Praxis. Die französische
Supermarktkette Carrefour hat den Anteil
von Öko-Produkten unter ihrem eigenen
Markennamen gegenüber 2006 um über
80 % erhöht. Das britische Unternehmen
Marks & Spencer hat den Anteil an Polyesterprodukten, die aus recyceltem Plastik
hergestellt werden, erhöht. Die Firma Asda
Wal*Mart hat die CO2-Emissionen ihrer
Transportflotte um 40 % innerhalb der
letzten fünf Jahre reduziert, und Spaniens
Mercadona erreicht eine Quote von 100 %
bei der Wiederverwertung von Verpackungsabfällen in Geschäften und
Verteilerzentren.
Dennoch empfiehlt der Bericht den Einzelhändlern, ihre Bemühungen, Kunden
über einen nachhaltigeren Lebensstil zu
informieren, zu steigern. Eine Eurobarometer-Umfrage aus dem letzten Jahr bestätigt,
dass eine öffentliche Nachfrage besteht.
Fast ein Drittel (31 %) der Befragten sagte,
bessere Kundeninformationen seien für den
Einzelhandel die beste Werbung für umweltT
freundliche Produkte.
Bewährte Praktiken
Der Bericht stellt fest, dass das anfängliche
Engagement bei den Mitgliedern des Forums
uneinheitlich war, was durchaus die Tatsache
widerspiegeln könnte, dass das Umweltbewusstsein von Land zu Land verschieden ist.
Mit der Zeit könnten jedoch Beispiele bewährter Praktiken zu einem größeren Umweltbewusstsein in ganz Europa beitragen.
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Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/
industry/retail/index_en.htm
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Das Europäische Einzelhandelsforum wurde
gerade einmal vor einem Jahr ins Leben
gerufen. Seitdem sind viele der Mitglieder,
zu denen einige der bekanntesten Unternehmen in Europa gehören, freiwillige Verpflichtungen eingegangen, ihren ökologischen
Fußabdruck zu verringern. Diese Zusagen
beziehen sich in erster Linie darauf, was sie
verkaufen, wie sie verkaufen und wie sie mit
ihren Kunden kommunizieren.
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POLLUTANTS
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Biodiversität und
Ökosystemleistungen ökonomisch
bewerten
Das Fehlen von Marktpreisen für Ökosystemleistungen und biologische Vielfalt
bedeutet, dass die Vorteile, die wir
von diesen Gütern haben und die oftmals
öffentlich zugänglich in der Natur oftmals
öffentlich zugänglich sind, normalerweise
vernachlässigt oder unterbewertet werden.
Das Projekt „Die Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität“ (TEEB,
The Economics of Ecosystems and Biodiversity) weist Politiker, Unternehmen
und die breite Öffentlichkeit auf die
dringende Notwendigkeit hin, in ihrem
Verhalten und bei ihren Entscheidungen
diese beiden Faktoren zu beachten.
„Die Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität“
(TEEB) ist eine von den G8-Staaten und von fünf wichtigen
Schwellenländern initiierte Studie. Sie setzt Schwerpunkte auf
„den globalen ökonomischen Vorteil der biologischen Vielfalt,
die Kosten aufgrund des Verlusts der Biodiversität und das
Versäumnis Schutzmaßnahmen zu ergreifen gegenüber
den Kosten von tatsächlichem Handeln“.
Zusätzlich zu einem technischen Hintergrundbericht – dessen
aktualisierte Fassung auf der 10. Konferenz der UN-Konvention zur biologischen Vielfalt im japanischen Nagoya im
Oktober 2010 präsentiert wurde – hat TEEB zielgruppenorientierte Berichte verfasst, die sich an nationale politische Entscheidungsträger, an Unternehmen und an lokale und
regionale Behörden wenden.
Diese zeigen Wege auf, wie das Marktversagen, den Wert
von Dienstleistungen der Ökosysteme nicht angemessen zu
berücksichtigen, korrigiert werden kann. Die Verfasser nennen
reale Beispiele aus der ganzen Welt, um darzulegen, wie die
Würdigung des Wertes von biologischer Vielfalt zu Politikwandel geführt hat, wie Investitionen in Naturkapital kostengünstiger sein können als künstliche Lösungen und wie
Naturschutz ökonomische Vorteile bringen kann.
„
27 % der weltweiten
Führungskräfte (CEO),
die von PwC im Jahr 2009
befragt wurden, äußerten
ihre Besorgnis über den
Einfluss des Verlusts an
biologischer Vielfalt auf
die Wachstumsaussichten
ihrer Unternehmen.
”
TEEB
9
T TEEB-Bericht für politische
Entscheidungsträger
Die Ausgangsthese dieses Berichts ist,
dass durch das Versäumnis, den Wert von
Ökosystemen und Biodiversität zu berücksichtigen, politische Entscheidungsträger
oftmals die falschen Entscheidungen treffen,
wenn sie auf die Herausforderungen, die sich
ihnen stellen, reagieren. Der Bericht geht
weiter davon aus, dass fundiertere und
möglicherweise unterschiedliche Entscheidungen getroffen werden, dass ein besseres Management und ein tatsächlicher
Nutzen für die Gesellschaft entsteht, insbesondere für die Ärmsten, die oftmals direkter
von Ökosystemleistungen abhängen, wenn
diese Faktoren berücksichtigt werden.
öffentlich zugänglich sind, normalerweise
vernachlässigt oder unterbewertet werden.
Das führt zu einem Verlust an biologischer
Vielfalt und ist nachteilig für das Wohlergehen
des Menschen. Die Auswirkungen sind
enorm. Allein der Verlust der Ökosysteme der
Tropenwälder macht etwa ein Fünftel der globalen Treibhausgasemissionen aus.
Das Fehlen von Marktpreisen für Ökosystemleistungen und biologische Vielfalt
bedeutet, dass die Vorteile, die wir von diesen
Gütern haben und die oftmals in der Natur
Es gibt verschiedene Wege, um dies zu
erreichen. Diejenigen mit Ausgleichszahlungen belohnen, die den Nutzen
der Ökosysteme erhalten oder erhöhen,
Der Bericht nennt zwei Herausforderungen
für die politischen Entscheidungsträger: Zum
Einen den Wert von Naturkapital verstehen
und das in die Entscheidungsfindung integrieren. Zum Anderen Antworten liefern,
die effizient und zugleich gerecht sind.
wie bei der Wasser versorgung oder der
Aufforstung.
Die Verwendung von Subventionen reformieren, die sich gegenwärtig auf fast eine Billion
US-Dollar jährlich belaufen, wovon ein Drittel
für die Unterstützung der Produktion und
des Verbrauchs von fossilen Brennstoffen verwendet wird. Oder eine robuste Regulierung
anwenden, um Umweltstandards und
Haftungssysteme zu errichten.
Der Bericht empfiehlt auch, den Umfang der
Naturschutzgebiete auszuweiten, die gegenwärtig 13,9 % der Erdoberfläche, 5,9 % der
Hoheitsgewässer, aber nur 0,5 % der Hohen
See ausmachen. Darüber hinaus unterstreicht
der Bericht die Notwendigkeit, in ökologische
Infrastruktur im breiten ländlichen Raum zu
T
investieren.
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Verwendet man eine enge Definition,
die auf Ökoindustrien und Tätigkeiten
wie biologischer Landbau, nachhaltige
Forstwirtschaft und grüne Formen des
Tourismus begrenzt ist, hat etwa einer
von vierzig Menschen in Europa einen
Arbeitsplatz, der direkt mit der Umwelt
verbunden ist. Wenn Sektoren in breiterem
Sinne, insbesondere die Landwirtschaft,
berücksichtigt werden, steigt das Verhältnis von eins zu zehn. Diese Arbeitsplätze
haben einen Multiplikatoreneffekt für
weitere Jobs anderswo in der Wirtschaft.
Wenn dies alles einberechnet wird, hängt
jeder sechste europäische Arbeitsplatz
in irgendeiner Weise von der Umwelt ab.
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© iStockphoto
Europäische Jobs in
direktem Zusammenhang
mit der Umwelt
10
TEEB
T TEEB-Bericht für Unternehmen
Der Verlust an Artenvielfalt und die Schädigung der Ökosysteme stellen ernsthafte
Risiken für Unternehmen dar. Aber gleichzeitig bietet die Bewältigung dieser destruktiven Tendenzen signifikante Chancen,
insbesondere da Verbraucher zunehmend
naturverträgliche Produkte und naturnahe
Dienstleistungen vorziehen.
Der Bericht stellt die Behauptung auf, dass
wahrscheinlich diejenigen Unternehmen
Erfolg haben werden, die die durch den Verlust
der biologischen Vielfalt und den Niedergang
des Ökosystems entstehenden Risiken begreifen und managen, flexible und stabile operationelle Modelle aufbauen und schnell handeln,
um Geschäftsmöglichkeiten zu verfolgen.
Weiter wird betont, dass genauso wie
der Klimawandel den Emissionshandel
und neue Geschäftsmodelle hervorgebracht hat, auch Biodiversität und ökosystemare Dienstleistungen den Investoren
und Unternehmern Chancen bieten. Der
Bericht zeigt, wie die Märkte für zertifizierte
Landwirtschafts- und Forstprodukte 900 Mrd.
US-Dollar bzw. 50 Mrd. US-Dollar im Jahr 2050
wert sein könnten und der Markt für freiwillige
Kompensationsmaßnahmen für Eingriffe in
die Biodiversität 400 Mio. US-Dollar (zusätzlich
zu einem viel größeren Markt für obligatorische
Kompensationsmaßnahmen) ausmachen
könnte.
Der Bericht merkt an, dass die Herausforderung für Unternehmen darin besteht,
SMART („specific, measurable, achievable,
relevant and time-bound“, spezifisch, messbar, erreichbar, wichtig und zeitgebunden)
zu sein, und gibt dazu sieben grundlegende
Ratschläge. Unternehmen sollten ermitteln, welchen Einfluss sie auf die biologische
Vielfalt und die Leistungen des Ökosystems
haben und in welcher Weise sie davon abhängig sind. Sie sollten das damit verbundene
Unternehmensrisiko abschätzen, geeignete
Informationssysteme entwickeln, SMARTZiele setzen und Maßnahmen ergreifen, um
die Risiken zu vermeiden, zu minimieren und
abzuschwächen.
Sie sollten auch die Chancen ergreifen, die
sich aus Kosteneffizienz, neuen Produkten
und neuen Märkten ergeben. Sie sollten
die Unternehmensstrategie und Maßnahmen
zur biologischen Vielfalt in breitere Initiativen
ihrer sozialen Unternehmensverantwortung
integrieren und sich zusammen mit
PwC-Berichte
Eine Rezension der Jahresberichte der weltweit größten
Unternehmen durch die internationalen Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCooper im Jahr 2008 ergab, dass
18 Unternehmen Biodiversität oder Ökosysteme erwähnten. Davon berichteten aber nur sechs über Unternehmenstätigkeiten, um ihre Umweltauswirkungen
auf Artenvielfalt und Ökosysteme zu vermindern, und
gerade einmal zwei Unternehmen bezeichneten Biodiversität als strategisches Schlüsselthema. Allerdings veröffentlichten 89 Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte,
von denen wiederum 24 Unternehmen Maßnahmen zur
Reduzierung ihres Einflusses auf biologische Vielfalt und
Ökosysteme beschrieben und neun Unternehmen ihren
Einfluss auf biologische Vielfalt als Schlüsselthema für
„Nachhaltigkeit“ identifizierten. Unternehmen, die in den
Bereichen Öl und Gas, Versorgungsleistungen, Chemie,
Pharma und Lebensmitteleinzelhandel tätig sind, sind
diejenigen, die am ehesten Biodiversität als strategisches
Schlüsselthema identifizieren.
Geschäftspartnern, der Regierung, NRO und
der Zivilgesellschaft aktiv engagieren.
Wirtschaftsprüfer und insbesondere Organe
der Finanzberichterstattung können einen
wesentlichen Beitrag leisten, wenn sie
Standards für Offenlegung und Auditing
des Unternehmenseinflusses auf biologische Vielfalt und Ökosysteme entwickeln.
Anleitungen, Grundsätze und verschiedene
Methoden existieren zwar, aber die meisten
erweisen sich bei der Quantifizierung des
tatsächlichen Einflusses von UnternehmensT
verhalten als unzureichend.
Ökotourismus ist der am
schnellsten expandierende Sektor
der Tourismusindustrie. Im Jahr 2004
wuchs dieser Markt dreimal schneller als die Branche im Ganzen. Die
Welttourismusorganisation schätzt,
dass die weltweiten Ausgaben für
Ökotourismus jährlich um 20 %
steigen – sechsmal mehr als die
branchenweite Wachstumsrate.
TEEB
11
T TEEB-Bericht für lokale und regionale
politische Entscheidungsträger
Missverständnisse zu vermeiden; die
wichtigsten Leistungen des Ökosystems
identifizieren; Informationsbedarf definieren und geeignete Evaluierungsmethoden
auswählen; Ökosysteme evaluieren;
politische Optionen identifizieren und
bewerten; und die Folgeauswirkungen
auf verschiedene Gruppen in der
T
Gemeinschaft abschätzen.
Der Bericht warnt, dass ein verschwenderischer Verbrauch von Ressourcen und
eine eher begrenzte Sorge um unsere
natürlichen Systeme den Verlust unseres
Naturkapitals beschleunigen. Wenn dieser
Verlust einen bestimmten Wendepunkt
erreicht, erfordert die Wiederherstellung
der Natur und die Suche nach Alternativen
viel Zeit, Geld und Mühe.
Weitere Informationen
www.teebweb.org
Natur und lokale
Gemeinschaften
New York: Die Stadt wendete zwei Milliarden US-Dollar für den Kauf und die
Wiederherstellung des Catskill-Wassereinzugsgebiets auf, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Eine vergleichbare
Vorbehandlungsanlage hätte sieben
Milliarden US-Dollar gekostet.
© European Union
Der letzte, im September 2010 veröffentlichte TEEB-Bericht zeigt lokalen politischen Entscheidungsträgern, wie sie den
Wert der Natur und die Leistungen, die
vom natürlichen Kapital wie Wälder, Parks
und Wasserwege erbracht werden, besser
erfassen und daraus in der Lokalpolitik
Nutzen ziehen können, beispielsweise bei
der Stadtentwicklung, Raumplanung und
der Verwaltung von Naturschutzgebieten.
Canberra: Lokale Behörden pflanzten
400 000 Bäume. Sie machen die Stadt
grüner, helfen das Mikroklima regulieren,
reduzieren Luftverschmutzung, verbessern
die Luftqualität, verringern Energiekosten
für Klimaanlagen und speichern Kohlenstoffe. Die Gesamtersparnis wird auf eine
Summe von 20 bis 67 Millionen US-Dollar
für den Zeitraum 2008 bis 2012 geschätzt.
Vietnam: Die Wiederherstellung von
Mangrovenwäldern in den nördlichen
Küstenregionen mit einer Investition von
1,1 Millionen US-Dollar hat Wartungskosten
für die Deiche in Höhe von geschätzten
7,3 Millionen US-Dollar jährlich erspart.
Der Bericht schlägt sechs Schritte vor, um
die Leistungen des Ökosystems in lokale
und regionale Politik einzubeziehen: mit
Interessenvertretern die politischen
Belange spezifizieren und darüber
Einverständnis erzielen, um spätere
© iStockphoto
… und was geschieht jetzt?
M A G A Z I N
D E R
Das britische Zertifizierungssystem „Conservation Grade“
für „umweltfreundliche Landwirtschaft“ setzt den Standard
für Markenprodukte von Nahrungsmitteln und versorgt
Nahrungsmittelhersteller und Verbraucher mit hochwertigen landwirtschaftlichen Produkten aus einer
Landwirtschaft, die die biologische Vielfalt und die
Ökosystemleistungen steigert und den Rückgang
der Tierwelt auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche
verhindert. Die „umweltfreundlichen“ Landwirte
von „Conservation Grade“ wandeln 10 % ihrer landwirtschaftlichen Nutzfläche in Lebensräume für
wildlebende Tiere um. Markeninhaber, die eine
Lizenz haben und die Produkte dieser landwirtschaftlichen Betriebe nutzen, können das Logo von „Conservation
Grade“ für ihre umweltfreundlichen Produkte verwenden.
G E N E R A L D I R E K T I O N
„Die Europäische Kommission hat das
TEEB-Projekt von Anfang an unterstützt
und wird nach COP10 weiter an diesen
Themen arbeiten, wobei die in Nagoya
angenommenen Entscheidungen berücksichtigt werden. Wir beabsichtigen, eine
Studie in Auftrag zu geben, um verfügbare
Erkenntnisse im EU-Rahmen detaillierter
zu untersuchen. Dabei werden Bereiche
geprüft, um die von TEEB entwickelten
Analysen in unsere Politiken umzusetzen.
Die Kommission ist auch bereit, Initiativen
anderer Länder, insbesondere der Entwicklungsländer, zu unterstützen, um den Nutzen
und die Kosten von Investitionen in das
Management von biologischer Vielfalt
und von Ökosystemleistungen aufzuzeigen.
Vor allem planen wir mit der UNDP partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, um
Evaluierungen in interessierten Entwicklungsländern zu unterstützen und um
Brücken zwischen Wirtschaftssektoren
und Entwicklungsplänen zu schlagen.“
Janez Potočnik,
Europäischer Kommissar für Umwelt
U M W E L T
●
N r. 4 1
12
BODEN
T Boden, Klimawandel und biologische
Vielfalt hängen zusammen
Zu viele Menschen betrachten den Boden als etwas Selbstverständliches.
Wissenschaftler sind sich zunehmend der engen Zusammenhänge zwischen Boden,
Klimawandel und biologischer Vielfalt bewusst, Politik, Politiker und die breite
Öffentlichkeit hingegen nicht. Diese Wissenslücke muss angesprochen werden, wenn
die Gesellschaft ihre zwei dringendsten Umweltprobleme erfolgreich bewältigen will.
© iStockphoto
Er wurde von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission (GFS)
veröffentlicht und enthält eine auf Indikatoren
basierende Karte der potenziellen Bedrohungen für die biologische Vielfalt der
Böden in Europa, die die am meisten gefährdeten Regionen ausweist. Dazu gehören
Teile des Vereinigten Königreichs, Nordfrankreichs, Belgiens, der Niederlande
und Luxemburgs, wobei es in anderen
Mitgliedstaaten auch besonders gefährdete
Gebiete gibt.
Die Rolle von Bodenmanagement bei der
Minderung der durch den Klimawandel
entstandenen Schäden und bei der Anpassung
an den Klimawandel sowie beim Schutz
der Artenvielfalt war das Hauptthema einer
großen Konferenz in Brüssel am 23. und
24. September 2010.
Die Teilnehmer diskutierten die Verbindung
zwischen Boden und Klimawandel: Der
Humus, also die organische Bodensubstanz,
ist nach den Ozeanen der zweitgrößte aktive
Kohlenstoffspeicher auf der Erde. Allein die
Böden der EU enthalten über 70 Milliarden
Tonnen von organischem Kohlenstoff.
Die Verschlechterung der Bodenqualität
geht jedoch weiter. In Schweden beispielsweise hat das Ackerland in den letzten
50 Jahren ein Prozent seines organischen
Kohlenstoffs jährlich verloren. Angesichts
der Tatsache, dass die biologische Aktivität
direkt mit dem Kohlenstoffgehalt des
Bodens zusammenhängt, könnte die
Lebensfähigkeit der schwedischen landwirtschaftlichen Betriebe innerhalb eines
Vierteljahrhunderts bedroht sein.
Graduelle Verminderungen der biologischen
Bodenaktivität mögen von geringen Folgen
für die dortigen Anwohner sein, aber sie
sind von höchster Bedeutung, wenn sie in
größerem Zusammenhang gesehen werden. Da Treibhausgasemissionen keine
nationalen Grenzen respektieren, hat die
Verschlechterung der Böden in einem Land
direkte Auswirkungen auf den Klimawandel
weit über die eigenen Landesgrenzen
hinaus. In diesem Sinne bewegt sich der
Boden tatsächlich.
Böden sind auch Lebensraum und
Ressource für über ein Viertel der biologischen Vielfalt weltweit. Ein Quadratmeter
der Erdoberfläche kann etwa 10 000 verschiedene Organismen enthalten. Die
Bodengesundheit ist unerlässlich, um diese
Vielfalt zu erhalten. Neben dem schlechten
Landnutzungsmanagement ist diese
Lebenskraft der Böden jedoch durch Erosion,
Versalzung, Kontaminierung, Verdichtung,
Städtebau und Verkehrsentwicklung bedroht.
Janez Potočnik, Kommissar für Umwelt,
unterstrich die Bedeutung für eine größere
Anerkennung der lebenswichtigen Rolle, die
Böden in unserem Leben spielen, und sagte:
„Wir werden unsere Ziele im Hinblick auf den
Schutz der biologischen Vielfalt, den Kampf
gegen den Klimawandel und die Sicherung
unserer Ressourcen solange nicht erreichen,
bis wir verstanden haben, was der Boden
bedeutet. Und das je schneller, desto besser.“
Die Kommission wird auch weiterhin
Druck auf die nationalen Regierungen
ausüben, die im Jahr 2006 vorgeschlagene
Bodenrahmenrichtlinie anzunehmen. Sie
argumentiert, dass damit ein klares europäisches Rahmenwerk für den Bodenschutz
geschaffen werde, wobei jedem Mitgliedstaat der Ermessensspielraum gegeben
werde, wie die Gesamtziele zu erreichen
seien. Die Richtlinie ist seit Dezember 2007
T
durch den Ministerrat blockiert.
Weitere Informationen
Neuer Atlas der BodenBiodiversität
Auf der Konferenz wurde der „Europäische
Atlas für Artenvielfalt in Böden“ (European
Atlas of Soil Biodiversity) offiziell präsentiert.
http://ec.europa.eu/environment/soil/
biodiversity_conf.htm
http://ec.europa.eu/environment/soil/
index_en.htm
SCHIFFSABWRACKUNG
13
T EU strebt koordinierte Maßnahmen
für Schiffsabwrackung an
Nach einer Analyse der Europäischen Kommission könnten die EU-Mitgliedstaaten
mit der Unterzeichnung der neuen Hongkong Konvention einige der Mängel bei
den aktuellen Kontrollen beim Abwracken und Recyceln von Altschiffen angehen.
Jedes Jahr werden zwischen 200 und
600 ausgediente Hochseeschiffe ausgeschlachtet und recycelt, hauptsächlich an
Gezeitenstränden in Indien, Bangladesch und
Pakistan unter sehr primitiven Bedingungen.
Das bringt zwar Tausende von Arbeitsplätzen,
aber das Fehlen von Umweltschutz und
Sicherheitsmaßnahmen führt zu hohen
Unfallraten, Gesundheitsrisiken und extensiver
Verschmutzung der Küstengebiete.
Ein Viertel der Welthandelsflotte fährt unter der
Flagge von EU-Mitgliedstaaten und rund 40 %
gehören europäischen Unternehmen. Damit
trägt die EU eine besondere Verantwortung
für die sichere Verschrottung und das sichere
Recycling von alten Schiffen.
Da in den Schiffen möglicherweise umweltgefährdende Schadstoffe wie Asbest,
Schwermetalle, Kohlenwasserstoffe, ozonschädigende Substanzen und Ähnliches
enthalten sind, fallen die zur EU gehörigen
Schiffe, die zur Verschrottung und zum
Recycling expediert werden, gegenwärtig
unter die EU-Rechtsvorschriften über die
Abfallverbringung und unter das Basler
Übereinkommen über die Kontrolle der
grenzüberschreitenden Verbringung von
gefährlichen Abfällen und ihrer Entsorgung.
Organisation (IMO) Conference on Ship
Recycling) im Mai 2009.
Dieses Übereinkommen zum Schiffsrecycling,
das in den letzten drei Jahren von wichtigen
internationalen Interessenvertretern entwickelt wurde, beruht auf einem breiten und
ganzheitlichen Ansatz. Einerseits decken die
Regulierungen den Entwurf, die Konstruktion,
Bedienung und Vorbereitung von Schiffen ab,
die zu einem sicheren und umweltverträglichen Recyceln führen sollen. Andererseits
sehen die Regulierungen auch den sicheren
Betrieb von Schiffsrecyclingeinrichtungen vor.
Eine Bewertung der Europäischen Kommission,
die auf Geheiß des EU-Ministerrats vorgenommen wurde, kommt zu dem Schluss, dass die
Hongkong Konvention viele der bestehenden
Lücken in den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen schließen würde. Flaggenstaaten
könnten es attraktiv finden, Vertragspartei
einer solchen Konvention zu werden, die über
ein klares und relativ einfaches Regelsystem
verfügt. So könnten sie der gesellschaftlichen
Forderung nach sicherem und umweltverträglichem Schiffsrecycling nachkommen, ohne
dass unnötige Belastungen für Schiffseigner
und Verwaltungen geschaffen werden.
Im Oktober 2009 forderte der Ministerrat
alle EU-Mitgliedstaaten (die Einzelmitglieder
der IMO sind) auf, der Hongkong Konvention
Priorität einzuräumen und sie zu ratifizieren.
Frankreich hat als erstes Land die Konvention
unterzeichnet, die mindestens 15 Unterzeichnerstaaten (die 40 Prozent der Welttonnage
und mindestens drei Prozent der Kapazitäten
für Schiffsrecycling repräsentieren müssen)
benötigt, um in Kraft zu treten.
Auf derselben Sitzung haben die europäischen Umweltminister die Mitgliedstaaten
auch deshalb aufgefordert, die Hongkong
Konvention vorrangig zu unterzeichnen,
um das Inkrafttreten so früh wie möglich
zu ermöglichen und tatsächliche und effektive Veränderungen bei den örtlichen
Verhältnissen der SchiffsabwrackeinT
richtungen zu bewirken.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/environment/
waste/ships/
Neue „ganzheitliche“
internationale RecyclingKonvention
M A G A Z I N
D E R
G E N E R A L D I R E K T I O N
U M W E L T
© iStockphoto
Eine kürzliche wesentliche Entwicklung war
die Annahme der Hongkong Konvention über
sicheres und umweltverträgliches Recycling
von Schiffen (Hong Kong International
Convention for the Safe and Environmentally
Sound Recycling of Ships) auf der Konferenz
der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation
über Schiffsrecycling (International Maritime
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N r. 4 1
14
K A M PAG N E F Ü R B I O D I V E R S I TÄT
T Biodiversität – Öffentlichkeitskampagne
gewinnt an Schwung
Eine größere öffentliche Unterstützung und ein besseres Verständnis für
das wichtige Thema des Erhalts der biologischen Vielfalt waren die Hauptziele
einer Kampagne der Europäischen Kommission zur Steigerung des öffentlichen
Bewusstseins. Mit fast drei Millionen Besuchen auf der Website am Anfang
des Jahres hat sich die Kampagne klar ausgezahlt.
„Wenn Bienen verschwinden, würde es
Millionen kosten, die Dinge zu tun, die sie
umsonst machen“. Andere provozierende
Themen sind beispielsweise: „Was stirbt
eigentlich wirklich, wenn eine Eiche gefällt
wird?“ und „Wenn die Küste stirbt, wo werden
wir dann Urlaub machen?“
Ein wichtiges Problem im Jahr 2010, dem
UN-Jahr der Biodiversität, war das geringe
Verständnis zum Thema bei der Bevölkerung,
obwohl das Thema der biologischen Vielfalt
für das weltweite Ökosystem so wichtig ist.
Eine von der EU gestartete Kampagne
nimmt sich dieses Sachverhalts an, indem
sie Menschen aller Altersgruppen und
sozialer Herkunft anspricht und überzeugen
will, dass der Verlust der biologischen
Vielfalt ein Problem ist, das alle direkt
angeht, und alle ermutigt, sich persönlich
bei Erhaltungsmaßnahmen einzubringen.
Kürzliche Umfragen haben ergeben, dass die
allgemeine Wahrnehmung von biologischer
Vielfalt so ist, dass dieses Thema entweder
unbekannt ist oder mit weit entfernter Tierwelt
assoziiert wird. Sehr wenig Bedeutung scheint
der biologischen Vielfalt im Rahmen des
täglichen urbanen Lebens beigemessen zu
werden. Auch wird nicht allgemein akzeptiert,
dass der Mensch die Hauptursache für die
Zerstörung der Biodiversität ist. Sehr bedenklich ist allerdings die Haltung, dass individuelles
Handeln angesichts des Ausmaßes des
Problems als sinnlos erachtet wird.
Das im März 2010 aufgelegte Sensibilisierungsprogramm umfasst eine Anzeigenkampagne
in Zeitungen und Online-Medien, eine
mehrsprachige Website, einen viralen
Internet-Clip und eine soziale Netzwerkkampagne auf Facebook.
Die Kampagne dreht sich um den Slogan
„Biodiversiät – es geht uns alle an“. Ein
Hauptschwerpunkt war der Internationale
Tag der Biodiversität am 22. Mai 2010, an
dem nützliche Informationen zur Unterstützung gegeben wurden, beispielsweise
die „Zehn Tipps zum Schutz der Vielfalt“.
Speziell kreierte visuelle Elemente spielen in
dieser Kampagne eine wichtige Rolle. So ist das
Hauptlogo der Kampagne die Silhouette eines
menschlichen Körpers, die mit Schattenrissen
aller Pflanzen und Tiere dieser Erde ausgefüllt
ist. Weitere Motive wie der Spatz, die Biene, der
Baum und die Küste werden verwendet, um
die verschiedenen Aspekte des Verlustes an
biologischer Vielfalt zu illustrieren.
Plakate mit einer auf dem Rücken liegenden,
sterbenden Hummel stellen eine starke
Mahnung mit hohem Erinnerungswert dar.
Ein Thema mit hoher Wirkung – umgesetzt
als viraler Videoclip für das Internet – ist so
angelegt, dass es populäre Vorstellungen
schockiert. Denn Kreideumrisse, die an
Leichen an einem Tatort erinnern, markieren
Tiere und Pflanzen, die wunderbarerweise
wieder zum Leben erweckt werden und sich
durch eine Stadt bewegen. Der Film ist mehr
als eine Million Mal in ganz Europa geschaut
worden (siehe den Link unten). Eine
Facebook-Gruppe lädt Besucher ein, neue
„Freunde“ zu finden, vor allem Spatzen,
Eichhörnchen, Frösche und die Eiche.
Wie wird die Kampagne
aufgenommen?
Die Website verzeichnete fast 2,9 Millionen
Seitenaufrufe in der Zeit von März bis Juli
2010, was 23 % aller Besuche der Website
der GD Umwelt in diesem Zeitraum
entspricht.
Mit Besuchern aus mehr als 110 Ländern
haben Facebook-Fanseiten bisher 72 000
aktive Nutzer ermutigt, sich selbst als
„Unterstützer der Biodiversität“ zu bezeichnen und mehr als 20 000 erklärten, dass sie
T
die Kampagnen-Seiten gut finden.
Weitere Informationen und Clip
http://ec.europa.eu/environment/
biodiversity/campaign/
www.weareallinthistogether
http://apps.facebook.com/biodiversity/
NEUIGKEITEN
Neuveröffentlichungen
„Der EU-Aktionsplan
zur Biodiversität
Bewertung 2010”
Vier Jahre nach dem Start des EU-Aktionsplans zur Biodiversität hat die Europäische
Kommission eine Bewertung seiner
Auswirkungen auf Europas biologische
Vielfalt veröffentlicht. Der 36-seitige Bericht
gibt einen Überblick über die detaillierte Bewertung des Aktionsplans
und überprüft die erzielten Erfolge in den 150 Maßnahmenbereichen
des Plans. Er enthält auch eine Zusammenfassung des von der
Europäischen Umweltagentur erstellten Berichts „EU 2010 Biodiversity
Baseline“, der neueste Zahlen und Fakten zum Zustand und zu den
Tendenzen verschiedener Komponenten der biologischen Vielfalt und
T
Ökosysteme in der EU liefert.
15
Agenda
Schlusskonferenz zum Internationalen Jahr
der Biodiversität
11.-12. Dezember 2010, Kanazawa, Japan
Die Schlussveranstaltung zum Internationalen Jahr der Biodiversität wird die in Nagoya eingegangenen Verpflichtungen
zur Biodiversität in eine konkretere und pragmatischere Form
übertragen, und zwar für Unternehmen, Verbraucher und
Interessenvertreter, vor allem im Hinblick auf die Bedeutung
und den Wert der Biodiversität für die Gesellschaft.
Die Veranstaltung setzt den Schwerpunkt unter anderem auf
Ergebnisse der TEEB-Studie, der 10. Internationalen Konferenz
zu Stadtgeschichte in Gent im September 2010, des Workshops
über „Bewertung von Ökosystemleistungen“ auf europäischer
Ebene und der CBD-COP10-Tagung in Nagoya im Oktober 2010.
Die Hauptbotschaft ist, dass biologische Vielfalt viel mehr bedeutet
als nur Naturerhaltung.
Der Aktionsplan (PDF) ist auf Englisch, Französisch und Deutsch verfügbar.
http://ec.europa.eu/environment/nature/biodiversity/comm2006/pdf/
bap_2010/brochure.pdf
‘Making our Cities
Attractive
and Sustainable‘
Fast 75 % der Europäer leben in Städten
und Ballungsgebieten. Bis zum Jahr 2020
wird diese Zahl wahrscheinlich auf 80 %
ansteigen. Die EU setzt sich dafür ein,
Europas Städte gesund, attraktiv und nachhaltig zu machen und die
Lebensqualität der Bürger zu verbessern. Die Europäische Kommission
hat eine neue 36-seitige Broschüre veröffentlicht, die aufzeigt, in welcher
vielfältigen Art und Weise die EU die Bürger und die lokalen Regierungen
in ihren Bemühungen unterstützt, große und kleine Städte sauber und
gesund, grün und freundlich, effizient und nachhaltig, gut verwaltet und
demokratisch zu machen.
Ballungszentren, Verkehrsbelastungen, Lärm und Industrieemissionen
sind nur einige der Probleme, die ständig beobachtet und bewältigt
werden müssen. Die EU arbeitet eng mit den Mitgliedstaaten und
den lokalen Behörden zusammen, um diesen Herausforderungen
zu begegnen und ein hohes Schutzniveau in städtischen Gebieten
zu gewährleisten. Die EU handelt aber auch auf andere wichtige
Art und Weise in verschiedenen Bereichen. Sie stellt beispielsweise
politische Richtlinien auf, verabschiedet Rechtsvorschriften einschließlich der Errichtung von Mindestqualitätsstandards, fördert Zusammenarbeit und stellt Finanzmittel zur Verfügung, um Initiativen insbesondere
T
in benachteiligten Regionen Europas zu unterstützen.
Die Broschüre ist auf Englisch verfügbar.
http://ec.europa.eu/environment/europeangreencapital/docs/about/
cities%20of%20the%20future_web.pdf
Wenn nicht anders angegeben, sind die Publikationen frei erhältlich beim
EU-Bookshop unter bookshop.europa.eu oder beim Informationszentrum
(BU-9 0/11), Generaldirektion für Umwelt, Europäische Kommission, B-1049
Brüssel, Belgien.
M A G A Z I N
D E R
G E N E R A L D I R E K T I O N
U M W E L T
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N r. 4 1
Diese Veranstaltung wird auch Gelegenheit sein, das Internationale
Jahr der Wälder (Wälder 2011) zu starten, eine Initiative der Vereinten
Nationen, um das Bewusstsein für nachhaltige Bewirtschaftung,
Erhaltung und nachhaltige Entwicklung aller Arten von Wäldern
zu stärken.
„Wälder 2011“ wird eine einzigartige Möglichkeit bieten, Erfolgsgeschichten und wertvolle gelernte Lektionen vorzustellen, beispielsweise wie nachhaltiges Forstmanagement bereits jetzt gefördert wird.
Die Veranstaltung wird mit viel Schwung zu einer größeren öffentlichen
Beteiligung an Waldaktivitäten in der ganzen Welt beitragen.
T
http://www.un.org/en/events/iyof2011/
9. Sitzung des Waldforums der Vereinten Nationen
24 Januar – 4 Februar, New York
Das Waldforum der Vereinten Nationen (United Nations Forum on
Forests, UNFF) wurde im Jahr 2000 eingerichtet, um die Bewirtschaftung, den Erhalt und die nachhaltige Entwicklung aller Arten
von Wäldern zu fördern. Seine Ziele sind:
• Den Prozess des Rückgangs von Waldbeständen weltweit durch
nachhaltige Waldbewirtschaftung (sustainable forest management,
SFM) umkehren.
• Den auf der Forstwirtschaft beruhenden wirtschaftlichen, sozialen
und umweltbezogenen Nutzen verstärken.
• Die Gebiete mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung und die Menge
der daraus gewonnenen Forstprodukte signifikant ausweiten.
• Den Prozess der abnehmenden offiziellen Entwicklungshilfe für
nachhaltige Waldbewirtschaftung umkehren und neue zusätzliche
Finanzmittel mobilisieren.
Auf der 9. Sitzung des Waldforums wird der offizielle Startschuss für
das Internationale Jahr der Wälder im Hauptquartier der Vereinten
Nationen gegeben. Dies wird Teil einer Tagung auf hoher Ebene
(2. und 3. Februar 2011) sein, an der Staatsoberhäupter und Minister
teilnehmen werden. Das Programm umfasst hochrangige
Podiumsdiskussionen, Medienaktivitäten, Filmvorführungen, die
Ausgabe der Sonderbriefmarkenreihe der Vereinten Nationen zum
Internationalen Jahr der Wälder usw.
T
http://www.un.org/esa/forests/
KH-AD-09-041-DE-C
T Kurzinfos
Mehr als 2 000 Städte und Gemeinden nahmen an der Europäischen Mobilitätswoche
vom 16. bis zum 22. September 2010 teil.
Sie hatten ihre Bürger zu einer Vielzahl von
Aktionen eingeladen, die die nachhaltige
Mobilität fördern. Das Kampagnenthema 2010
– „Clever unterwegs, besser leben“ (Travel
Smarter, Live Better) – spiegelt die Besorgnis
über die nachteiligen Auswirkungen des
städtischen Verkehrswesens auf die
Gesundheit der Bürger wider.
Die Stadt Gävle in Schweden, Gewinnerin
des European Mobility Week Award im letzten
Jahr, präsentierte erneut ein ehrgeiziges
Programm. Diskussionen über Verkehr,
Gesundheit und die Umwelt wurden ergänzt
durch Aktivitäten im Freien, darunter ein
Skateboard-Wettbewerb, Radfahrveranstaltungen und geführte Wanderungen.
Die Stadt Brno (Tschechische Republik) organisierte Trainings und öffentliche Übungen
zum Klang von Open-Air-Musik, während
die Stadtbehörden in Cork (Irland) Zonen mit
einer Geschwindigkeitsbegrenzung von
30 km/h einführten. Der Höhepunkt der
Woche war der autofreie Tag auf dem
ganzen Kontinent.
Weitere Informationen
www.mobilityweek.eu
Marine Knowledge 2020:
unsere Meere besser
verstehen
Europäische Umweltagentur:
neue Veröffentlichungen
Dieser Vorschlag der Kommission soll dazu
beitragen, das Potenzial der Meereskenntnisse
in Europa besser zu erschließen und daraus
einen größeren Nutzen zu ziehen und sicherzustellen. Entwicklungen bei der Fischereiintensität, bei Aktivitäten in den Küstengebieten,
bei Navigationspraktiken, bei Infrastrukturen
der Offshore-Energie und die Zunahme der
Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre
führen zu Veränderungen in Europas Meeren.
Das alles beeinträchtigt die natürlichen
Rhythmen und Zyklen der Meereswelt.
Da die Meeresströmungen der wichtigste
Faktor für die Milde oder Strenge der Jahreszeiten in Europa sind, sind die Auswirkungen
dieser Veränderungen auch tief im Binnenland spürbar.
Die Initiative „Marine Knowledge 2020“
soll Wissenschaftlern helfen diese Veränderungen zu verstehen, zukünftige Entwicklungen vorauszusagen und das Verhalten
der Meere zu beobachten. Ziel dieser Initiative
ist, die Verwendung meereswissenschaftlicher
Daten durch Senkung der Betriebskosten
kostengünstiger zu machen, einen breiteren
Zugang zu erhältlichen Qualitätsdaten sicherzustellen und weitere Erkenntnisse über
Europas Meere und Ozeane zu gewinnen.
Weitere Informationen
http://ec.europa.eu/maritimeaffairs
© iStockphoto
EU feiert neunte Europäische
Mobilitätswoche: „Clever
unterwegs, besser leben“
Im Vorfeld zu den wichtigsten internationalen
Verhandlungen über Klimawandel und biologische Vielfalt am Ende des Jahres 2010 veröffentlichte die Europäische Umweltagentur im
Oktober zwei hochaktuelle Berichte. Der
Bericht Greenhouse gas emission trends and
projections in Europe 2009. Tracking progress
towards Kyoto targets gibt einen Überblick
über die Anstrengungen der EU und ihrer
Mitgliedstaaten sowie von Island, Norwegen
und Liechtenstein, die Treibhausgasemissionen
zu reduzieren. Der Bericht verwendet Daten
zu Treibhausgasemissionen für Europa aus
dem Jahr 2008. Die kürzlich erhaltenen Daten
zur Emission im Jahr 2009 ermöglichen den
Verfassern in einigen Fällen, eine Zweijahresbewertung für die EU und einige Mitgliedstaaten zu geben.
Der Bericht der Umweltagentur Assessing
biodiversity in Europe – the 2010 report untersucht
Status und Trends der Biodiversität in Europa.
Er beschreibt die wichtigsten, bisher in der
EU angewendeten Politikinstrumente und
beschäftigt sich mit den Auswirkungen von
Querschnittsthemen wie Tourismus und
Stadtplanung. Er verwendet die Indikatoren der
Biodiversitäts-Strategie SEBI 2010 (Streamlining
European Biodiversity Indicators by 2010) sowie
weitere nationale und regionale Daten.
Weitere Informationen
http://www.eea.europa.eu/publications
Herunterladen