Datum: 28.10.2012 Neue Luzerner Zeitung AG 6002 Luzern 041/ 429 51 51 www.luzernerzeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 89'451 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 397.3 Abo-Nr.: 397003 Seite: 49 Fläche: 97'784 mm² Ein Ventil, das Wunder wirken kann Statt Künstler wurde er Tüftler: Giorgio C. Morandini (68) zeigt das Gerät, das er entwickelt hat und mit dem bald schon viel Wärmeenergie bei Häusern eingespart werden kann. Bild Corinne Glanzmann TECHNIK Viel Heizenergie entweicht durch die Lüftungsund Entwässerungsrohre bei Gebäuden. Dagegen hat der Luzerner Giorgio C. Morandini ein patentes Ventil entwickelt. beispielsweise aus Küche, Bad und Toi- Bei kompakten Gebäudeeinheiten wie lette Luft weg- oder Frischluft zuführen. etwa bei einem gut isolierten MinergieAuch Dunstrohre (Entlüftungsrohre) der oder Minergie-P-Haus belaufen sich Sanitär-Fallstrangentlüftung (Abfluss- diese Verluste auf 20 bis 30 Prozent, bei sammelrohr) reichen ungeschützt ins einem älteren, gering isolierten Haus Freie. Ebenso jene Rohre, die für die auf rund 10 Prozent. Um es anschaulich innen liegende Entwässerung bei Flach- auf den Punkt zu bringen: In einem dächern und Terrassen sorgen. Ein For- durchschnittlich grossen Mehrfamilienschungsprojekt an der Hochschule Lu- haus gehen durch diese Funktionsöff- zern - Technik & Architektur hat jetzt erstmals klar nachgewiesen: Durch [email protected] se sogenannten Funktionsöffnungen Jedes Gebäude hat Öffnungen auf dem geht wertvolle Heizenergie verloren. Dach oder an der Fassade. Es handelt sich um unisolierte, offene Rohre, die 1000 Liter Heizöl pro Jahr sparen PIRMIN BOSSART Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen nungen umgerechnet über 1000 Liter Heizöl pro Jahr verloren. «Wenn wir diese Verluste stoppen können, sparen wir in der Schweiz über die Jahre Tausende Tonnen CO2», sagt Vincent Eckert, Geschäftsführer ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch der Klimastiftung Argus Ref.: 47745903 Ausschnitt Seite: 1/3 Datum: 28.10.2012 Neue Luzerner Zeitung AG 6002 Luzern 041/ 429 51 51 www.luzernerzeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 89'451 Erscheinungsweise: wöchentlich unsere Schweiz. Der Luzerner Giorgio C. Morandini Altersversicherung.» (68), der sich mit seiner Firma OEKAG GIORGIO C. MORANDINI Wasser Technik AG vor allem bei ökodes Ventils macht es auch möglich, dass logischen Projekten im Wasserbereich einen Namen gemacht hat, ist über je nach Art der Funktionsöffnung jene diese Zahlen nicht erstaunt. Er hatte Module ausgewählt werden, die den diese Energieverluste durch Funktions- Transport der Zu- oder Fortluft optimal öffnungen schon länger vermutet. Vor garantieren. einigen Jahren wurde er beim Neubau Für die Konstruktion des Ventils wählfür das Eawag-Forum Chriesbach in te Morandini aus Qualitätsgründen den Dübendorf als Berater für den Wasser- hochwertigen (und teuren) Kunststoff bereich zugezogen. «Dort habe ich mich intensiv mit der Dachkonstruktion, der Entwässerung und entsprechend auch mit den Funktionsöffnungen beschäftigt.» Er realisierte, dass in diesen Rohren unnötig Energie wegtransportiert wurde. «Darauf angesprochen, hat die Sanitärbranche immer abgewinkt und diese Verluste als nicht relevant bezeichnet.» Jahrelanges Tüfteln Themen-Nr.: 397.3 Abo-Nr.: 397003 Seite: 49 Fläche: 97'784 mm² nebeneinander in einem Blechkasten verstaut und mit einem Wetterschutzgitter versehen. Laut Morandini befindet sich diese Konstruktion noch in der Entwicklung. Zurzeit werden Prototypen von jenen Ventilen getestet, die bei den Funktionsöffnungen für die Entwässerung von Flachdächern (Gullys) vorgesehen sind. All diese Untersuchungen werden am Zentrum für Gebäudetechnik am Institut für Fluidmechanik der Hochschule Technik & Architektur in Silikon. «Silikon ist extrem dauerhaft. Es Horw geleistet. bleibt bis minus 50 und plus 100 Grad immer gleich elastisch, ist Wasser und Bald SIA-Norm? Fett abstossend.» Das Herzstück des Fünf Jahre Entwicklungsarbeit haben Ventils ist eine Membrane, die magne- Morandini und die involvierten Teams tisch ist. Dabei werden die Membran- für dieses Ventil geleistet. Das Produkt klappen mit magnetisierbaren Partikeln wird unter dem registrierten Namen dotiert. Morandini recherchierte lange, «OEKAG EnergyStop'» in seinen verbis er auf diese Lösung kam. Sie garan- schiedenen Untervarianten auf den tiert, dass die Membranldappen eine Markt kommen Die Klimastiftung möglichst ideale Haftung auf dem Ma- Schweiz hat das erste Vorhaben mit gnetgitter erreichen und auf das Strömen 200 000 Franken unterstützt. Bedeutenvon Zu- und Fortluft mit Schliessen und de Beiträge hat der Bund dazugeschosAbdichten so reagieren können, dass sen, mit dem die Horwer Ingenieure die Verluste möglichst gering sind. bezahlt werden. Morandini ist begeistert: «Ohne die Mittel der Klimastiftung Wind- und wetterfestes Produkt hätten wir das nie machen können. Das Ventil wurde härtesten Tests im Solche Institutionen sind Gold wert. Labor und auf einem Gebäude des D4 Kaum ein Investor ist bereit, eine Idee Business Center der Suva in Root unter- zu realisieren, für die noch kein Produkt zogen. Es muss Wind und Wetter, Sturm vorhanden ist.» und Hagel und auch verschiedene LuftZurzeit ist am ZIG Horw eine Folgezusammensetzungen aushalten können. studie in Arbeit, deren Ergebnisse am Die Tests ergaben, dass die Ventile nicht Ende in die SIA-Norm 380/1 «Thermivereisen können und dass die Haltbar- sche Energie im Hochbau» einfliessen keit eines Ventils ohne Qualitätsein- sollen. Ist diese Norm mal gesetzt, wird busse 50 Jahre beträgt. Für den Wetter- das für die Praxis Auswirkungen haben: Aber Morandini wollte es genauer wissen. Er setzte sich mit Spezialisten vom Zentrum für Integrierte Gebäudetechnik an der HSLU Technik & Architektur in Verbindung. Aus der erfolgreichen Zusammenarbeit mit den Experten resultierte ein erstes Projekt im Auftrag des Bundesamtes für Energie, das die Tragweite dieser Verluste erstmals belegen konnte. Parallel dazu begann Morandini zu suchen, wie diese Energieverluste eingedämmt werden könnten. Zwei Möglichkeiten standen im Raum: Entweder müsste man die Rohre gut isolieren, was aber bei be- schutz werden die Ventile mit einer Dann können Energieverluste durch stehenden Gebäuden ein unverhältnis- perforierten Blechhaube abgedeckt. mässiger Aufwand wäre. Oder man Morandini wählte für die Konstruktion Funktionsöffnungen nicht mehr als irmüsste eine technische Massnahme seiner Ventile bewusst ein Baukasten- relevant beiseitegelassen werden. Morandini: «Dann werden Energieplaner suchen. Morandini entschied sich für konzept. «Aus den diversen Einzelteilen und Architekten nicht mehr darum diesen Weg. müssen je nach Kombination verschieDie Lösung, die der technische Tüft- dene Lösungen realisiert werden kön- herumkommen, diese Energieverluste ler in aufwendiger Arbeit über mehrere nen. Dadurch lassen sich grosse Teile- nachzuweisen und Lösungsansätze zu Jahre hinweg entwickelte, ist ein hexa- Stückzahlen herstellen, und so wird das berücksichtigen.» gonales Membranventil, das auf die Ganze überhaupt bezahlbar.» Vier Ven- 300 000 Sanierungen pro Jahr Funktionsöffnungen aufgeschoben wird. tiltypen wurden entwickelt, um die we- Ein grösseres, neu gebautes Gebäude Die Ventilmodule sind so beschaffen, sentlichen Löcher der Funktionsöffnun- kann über 40 Öffnungen auf dem Dach dass Luft ausströmen, aber umgekehrt gen verschliessen zu können. Zurzeit und an den Aussenwänden aufweisen. bedarfsweise auch Frischluft einströmen gehen die beiden ersten Ventiltypen in Von den insgesamt rund 1,5 Millionen kann. Der modulartige Zusammenbau Produktion: Sie kommen bei Funktions- Gebäuden in der Schweiz werden viele öffnungen auf Dächern zum Einsatz. «Die Entwicklung früher oder später saniert. Bei solchen Für Rohre, die an der Fassade aus- Sanierungen und bei Neubauten komdieser Ventile ist treten, werden die Membranmodule Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 47745903 Ausschnitt Seite: 2/3 Datum: 28.10.2012 Neue Luzerner Zeitung AG 6002 Luzern 041/ 429 51 51 www.luzernerzeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 89'451 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 397.3 Abo-Nr.: 397003 Seite: 49 Fläche: 97'784 mm² men aufgrund der eingebauten Ventila- einer «Optimierung» gleichkommen. Er tionen in Küche, Bad und Toiletten in schätzt das Marktvolumen seiner Vender Regel gleich mehrere neue Funk- tile in der Schweiz auf 300 000 Stück tionsöffnungen dazu. pro Jahr. Der ehemalige Architekt lächelt. Energietechnisch bedeutet die Zu- «Die Entwicklung dieser Ventile ist unsenahme von Funktionsöffnungen eine re Altersversicherung.» Verschlimmbesserung. Für Morandini HINWEIS aber, der früher schon im Bereich der Weitere Informationen: www.oekag.com, Abwassertechnik mehrere Patente ent- www.klimastiftung.ch wickelt hat, wird die neue Erfindung Bildhauer, Architekt, Gärtner ZUR PERSON pb. Giorgio C. Moran- wurde Morandini zunehmend für dini (68) ist in Luzern geboren und aufgewachsen. Mit 20 Jahren ging er nach Schweden, wo er als Architekt arbeitete und Bildhauerei studierte. Die Künstlerlaufbahn liess er sein, stattdessen zog er nach Paris, um in einem Architekturbüro zu arbeiten. Umweltthemen sensibilisiert. 1988 Dort gewann er mit jungen Architekturkollegen den international ausgeschriebenen Wettbewerb für die Konzipierung der Feriensiedlung Side in der Südtürkei. Es war sein Schritt in die Selbstständigkeit. Zurück in Lu- Pionier für die Konzeption und Ausgestaltung von Pflanzenkläranlagen und Regenwasseranlagen. Die erste von vielen weiteren Patentierungen erhielt er für seine ausgetüftelte Trennung von Schmutz- und Regenwasser, zern, gründete er mit Partnern 1969 ein Architekturatelier, aus dem die Forum Architektengruppe AG ent- wie sie beim grossen Glasdach des Beyeler-Museums in Riehen einge- stand. Zu ihren Werken gehörten unter Morandini ist verheiratet und lebt mit seiner Frau im Luzerner Bodenhofquartier. Ihr Haus ist von zahlreichen Pflanzen und Blumen umgeben. Morandini lächelt. «Der Garten und die Pflanzen sind meine liebste Freizeitbeschäftigung. Daneben wandere ich gerne und lese viel.» anderem der Neubau der Strafanstalt Wauwilermoos, die Mehrzweckhalle Schötz, die Siedlung Kuhbüel in Adligenswil und die Sportanlagen Chärnsmatt in Rothenburg. Durch seine Erfahrungen im Bau- sektor mit Tropenholz und Asbest Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen gründete er die Tochterfirma OEKAG, mit der er sich in den folgenden Jahren einen Namen im Bereich Was- ser machte. Die Architektur gab er zu Gunsten seines neuen Spezialgebietes bald auf. Er wurde zu einem setzt wurde. ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 47745903 Ausschnitt Seite: 3/3