UNIVERSITÄTSKINDERKLINIK TÜBINGEN Pflege eines onkologischen Kindes mit Immuntherapie beim rezidivierten Neuroblastom Fachtagung für die hämatologische – onkologische Kinderkrankenpflege Vortrag am 30. September 2011 Christine Mast Kinderkrankenschwester, Fachkrankenschwester für Onkologie Hämatologisch-Onkologische Station Inhalt 1. Einleitung 2. Immuntherapie beim Neuroblastom 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 2 1. Einleitung Sehr ungünstige Prognose bei rezidiviertem, n-myc positivem Neuroblastom Keine Verbesserung der Prognose durch: autologe Stammzelltransplantation / weitere Chemotherapie Immuntherapie - Studien zur Behandlung des metastasierten Neuroblastoms Eine Immuntherapie beeinflusst immunologische Reaktionen des Körpers 3 2. Immuntherapie beim Neuroblastom 2.1. Immunologisches Prinzip der Therapie Antigen – Antikörperreaktion 2.2. Anti-GD2-Antikörper Neuroblastom – Antigen auf sich teilenden und ruhenden Zellen = Gangliosid GD2 Antikörper = gentechnisch hergestelltes monoklonales, chimäres CHO Immunglobulin 2.3. Wirkungsweise des Antikörpers Aktivierung des Komplementsystems und Andocken natürlicher Killerzellen 2.4. Welche Patienten erhalten die Antikörpertherapie? Patienten, die an der Studie teilnehmen 2.5. Dauer und Ablauf der Therapie 4 Zytolyse 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 3.1. Allgemeines • Nebenwirkungen: häufig: Fieber (60%), Schmerzen (30%) seltener: allergische Reaktionen • Möglichkeit zur Notfallbehandlung muss gewährleistet sein • Nebenwirkungen mit Ende der Therapie abgeklungen, anhaltende Probleme längerfristig reversibel • Entzündungszeichen sind Teil des gewollten Immungeschehens 5 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 3.2. Nebenwirkungen des Antikörpers • Häufig: Fieber und CRP Anstieg Rückenschmerzen, krampfartige Bauchschmerzen, Schmerzen in Gelenken und in den Extremitäten Juckreiz, Urtikaria leichte Blutdruckerhöhung oder –Abfall Kribbeln und Taubheitsgefühl in Fingern und Zehen Herzklopfen und Evtl. Schmerzen im Brustkorb Übelkeit Absinken der Elektrolytwerte im Blut 6 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 3.2. Nebenwirkungen des Antikörpers • Weniger häufig: Reizhusten Erbrechen, Diarrhöe Somnolenz, Müdigkeit Gewichtsverlust behandlungsbedürftige Blutdruckschwankungen Nervenreizung mit Taubheit, Kribbeln, Muskelschwäche Adaptionsstörungen des Auges und hängende Augenlider allergische Reaktion mit Fieber, Gelenk- und Gliederschmerzen, Exanthem, Lymphknotenschwellungen erhöhte Gerinnungsneigung Veränderungen der Blutwerte Absinken des Albuminspiegels, Kreatininanstieg,Thrombozytenabfall, Elyteschwankungen 7 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 3.2. Nebenwirkungen des Antikörpers • Selten: Krampfanfall Reizung der kleinen Luftwege in der Lunge, Husten, Keuchen Schädigung des Nervus Opticus mit Sehminderung erhöhter Hirndruck und Augeninnendruck schwere anaphylaktische Reaktion mit Atemnot, Sauerstoffabfall, Blutdruckabfall, Tachycardie, Ödembildung, Kehlkopf- und Zungenschwellung Herz- und Atemstillstand Vascular leak Syndrom: Proteine und Flüssigkeit treten aus den kleinen Blutgefäßen aus lebensbedrohlicher Blutdruckabfall multiples Organversagen Lyell-Syndrom 8 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 3.2. Nebenwirkungen des Antikörpers • Von 17 behandelten Patienten: 7 Pupillenadaptionsstörung 3 Krampfanfälle 2 SIRS (schwere Entzündungsreaktionen mit Katecholaminbedarf) 1 Vascular leak Syndrom • Fieber, Schmerzen und CRP – Erhöhung mit nachlassender Tendenz bei jedem weiteren Antikörperblock 9 3. Nebenwirkungen der Antikörpertherapie 3.3. Mögliche Nebenwirkungen der Morphintherapie • Obstipation • Harnverhalt und ungenügende Ausscheidung • Schläfrigkeit • Unruhe, agitiertes Verhalten • Desorientiertheit, Verwirrtheit • Entzugserscheinungen nach Therapieende • paradoxe Reaktion auf Morphingabe 10 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.1. Allgemeines • Sicherheit des Kindes hat oberste Priorität • Überwachung und Durchführung der Therapie • Krankenbeobachtung und Pflegemaßnahmen • genaue Dokumentation • Gesprächsbereitschaft 11 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.2. Information des Kindes und der Eltern • über Pflegemaßnahmen und Vitalmonitoring • über Nebenwirkungen und evtl. Interventionsmaßnahmen • fortlaufende Gesprächsbereitschaft 12 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.3. Überwachung des Patienten • regelmäßige Blutwertekontrollen n. A. (Studienabnahmen) • Vitalzeichenkontrolle: Tag 1: P, A, T, RR alle 4 Stunden Tag 2-5: P, A, T, RR alle 8 Stunden • Tag 1-5 Monitor über Nacht und im Schlaf: Puls, Atmung, SpO2 • regelmäßige Schmerzermittlung (mind. alle 4 Stunden) • Bilanzierung von Flüssigkeitsein- und Ausfuhr 12 stündlich • Beobachtung der Stuhlfrequenz • tägliche Gewichtskontrolle • Hautbeobachtung • Beobachtung der Vigilanz • Beobachtung des Essverhaltens 13 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.4. Maßnahmen zur Vermeidung schwerer Nebenwirkungen • 3x täglich iv-Gabe von Antihistaminika (Fenistil®, Ranitic®) • Morphindauerinfusion (evtl. zusätzliche Gaben von Metamizol und Paracetamol) 4.5. Durchführung und Überwachung der Infusionstherapie • Start einer Standardinfusionslösung und der Morphindauerinfusion am Vorabend des 1. Antikörpertages • Anschließen der Antikörperinfusion immer im Bypass vorne am Katheter 14 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.6. Interventionsmaßnahmen bei akut auftretenden Nebenwirkungen • sofortiger Stopp der Antikörperinfusion • Information des ärztlichen Dienstes • entsprechende Medikamentengabe n. A. • für Ruhe und Sicherheit sorgen • nach 30 Minuten Pause mit Infusion fortfahren (evtl. geringerer Einlaufgeschwindigkeit und/oder Dosisreduktion) 15 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.6. Interventionsmaßnahmen bei akut auftretenden Nebenwirkungen • hohes, anhaltendes Fieber: - Fiebersenkung n. A. - gute Körper- und Hautpflege - ausreichende Flüssigkeitszufuhr • Schmerzattacken: - Morphinbolus n. A., evtl. zusätzliche Analgetika - physikalische Maßnahmen - für Ruhe sorgen, Präsenz vermitteln 16 4. Aufgaben und Aspekte der Pflege 4.6. Interventionsmaßnahmen bei akut auftretenden Nebenwirkungen • Nebenwirkungen der Morphintherapie: - ungenügende Ausscheidung und Harnverhalt - Obstipation - Unruhe, Verwirrtheit, starke Schläfrigkeit - paradoxe Reaktion auf Morphingabe - Entzugserscheinungen nach Beendigung der Therapie können verringert werden durch: - Reduzierung der Dosierung nach AK – Einlauf über Nacht - langsame Reduzierung der Dosierung alle 6 Stunden nach Beendigung Therapietag 5 17 Universitätsklinikum Tübingen Kompetenz mit Herz www.uniklinikum-tuebingen.de Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!