3 Wettbewerbstheorie - Max-Planck-Institut für ausländisches und

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1.Teil: Allgemeine Fragen
§ 3 Einige Grundzüge der Wettbewerbstheorie im Überblick
I. Grundlagen der Wettbewerbswirtschaft
1. Nach der Vertreibung aus dem Paradies: die Knappheit von Gütern
und die potentielle Unbegrenztheit menschlicher Bedürfnisse
2. Rationalitätsprinzip
3. Methodologischer Individualismus: Nutzenbewertung und
Allokation knapper Ressourcen entsprechend den individuellen
Nutzenpräferenzen im Marktmechanismus
II. Das Modell der vollkommenen Konkurrenz
1. Nutzen und Preis von Gütern: das Nachfragegesetz
a) Grenznutzen und Preis
b) Konsumentenrente
c) Nachfrageelastizität
2. Güterangebot, Grenzkosten und Preis
a) Das gewinnmaximierende Unternehmen
b) Steigende Grenzkosten bei steigender Produktion einer Unternehmung
c) Produzentenrente
3. Angebot und Nachfrage bei Wettbewerb: das mikroökonomische Gleichgewicht
a) Gleichgewicht bei markträumendem Preis
b) Merkmale der vollkommenen Konkurrenz:
Marktteilnehmer sind reine Mengenanpasser an Marktpreise, die die einzelnen Marktakteure (Anbieter und Nachfrager) nicht beeinflussen kann;
freier Marktzugang
4. Preisbildung und Gleichgewicht bei Wettbewerbsbeschränkung
a) Höhere Preise, geringere Absatzmengen, Wohlfahrtsverlust,
Bereicherung der Produzenten zu Lasten der Konsumenten
b) Verfehlung der Allokationseffizienz
c) Kritik am Modell der vollständigen Konkurrenz:
- ihre Voraussetzungen (Güterhomogenität, keine Präferenzen
der Nachfrager, völlige Transparenz des Marktes, keine
rechtlichen oder tatsächlichen Marktzutrittshemmnisse,
vollständige Information und unendlich große Reaktionsgeschwindigkeit der Marktakteure auf Änderung der Marktdaten)
liegen in der Realität kaum vor;
- Forderung nach atomistischer Konkurrenz verhindert die Ausnutzung von Größenvorteilen;
- Der Wettbewerb im Modell der vollkommenen Konkurrenz bietet
den Marktteilnehmern keine Anreize, da Preis und Produktqualität
als Wettbewerbsparameter ausscheiden.
III. Monopolistische Konkurrenz
1. Wettbewerb trotz Marktunvollkommenheiten (Produktheterogenität)
2. Wettbewerb bei Anwesenheit großer und kleiner Gruppen am
Markt (Oligopolproblem)
IV. Die Lehre vom funktionsfähigen Wettbewerb (Harvard-Schule)
1. Neben Marktstruktur sind auch Marktverhalten und Marktergebnis
für die Wettbewerbsintensität von Bedeutung (market structure,
conduct, performance)
2. Marktunvollkommenheiten (z.B. oligopolistische Märkte, Produktinhomogenität, Marktintransparenz))
3. Gegengiftthese (M. Clark)
4. Weites Oligopol als Marktstruktur mit optimaler Wettbewerbsintensität (Kantzenbach)
5. Leistung der Lehre vom funktionsfähigen Wettbewerb:
Verständnis des Wettbewerbsprozesses als dynamisches
Verfahren, insbesondere zur Erreichung von Innovation
(Schumpeter)
6. Kritik an der Lehre vom funktionsfähigen Wettbewerb: keine für die
Begründung eines wettbewerbspolitischen Leitbildes ausreichende
Korrelation zwischen Marktstruktur, Marktverhalten und Marktergebnis; statischer Marktstrukturansatz, der dynamischen Charakter
des Wettbewerbs nicht ausreichend berücksichtigt
V. Efficiency Doctrine und der Ansatz der Chicago School
1. Ansatz: Keine empirisch nachweisbaren Zusammenhänge
zwischen Marktstruktur, Marktverhalten und Marktergebnis;
Beschränkung der Ziele der Wettbewerbspolitik auf die Maximierung der
Konsumentenwohlfahrt.
2. Aufgabe des Wettbewerbs daher:
Herstellung der allokativen und der produktiven Effizienz
3. Weitgehendes Vertrauen auf die (langfristig wirkenden)
Selbstheilungskräfte des Marktes
4. Weitgehender Verzicht auf staatliche Eingriffe in den Wettbewerbsprozeß durch Anwendung des Wettbewerbsrechts,
soweit der Marktzutritt nicht eingeschränkt ist, z.B. Akzeptanz
externen und internen Unternehmenswachstums bis hin zu
monopolistischen Stellungen, weitgehender Verzicht auf
Normen gegen Behinderung von Wettbewerbern durch
marktstarke Unternehmen; vertikale Absprachen werden
generell als effizienzfördernd angesehen
VI. Wettbewerb als Entdeckungsverfahren und die
Theorie der Wettbewerbsfreiheit
1. Weitgehender Verzicht auf normative Erfassung des
Wettbewerbsprozesses
2. Wettbewerb als Entdeckungsverfahren: Wettbewerb als
spontane (ungeplante) Ordnung, deren Wesen es ausschließt,
mit ihr bestimmte, im vorhinein festgelegte Ergebnisse zu
verbinden
3. Wettbewerb als Realisierung von Wettbewerbsfreiheit
a) Entschließungsfreiheit (kein Zwang durch Dritte)
b) Handlungsfreiheit (Keine Beschränkungen des Tauschverkehrs
durch andere Marktteilnehmer)
4. Ziele des des Wettbewerbs
a) Wettbewerbsfreiheit als Ziel in sich selbst
b) Ökonomische Vorteile des Wettbewerbs (effiziente Ressourcenallokation, niedrige Preise, gute Qualität, technische Innovation)
VII. Ökonomische Ziele des Wettbewerbs
1. Statische Funktionen
a) Einkommensverteilung nach Marktleistung
b) Angebotszusammensetzung nach Konsumentenpräferenzen
c) Lenkung der Produktionsfaktoren in ihre effizienteste
Verwendungsmöglichkeit (Allokationseffizienz)
2. Dynamische Wettbewerbsfunktionen
a) Anpassung der Marktakteure an sich ändernde Rahmenbedingungen
b) Förderung des technischen Fortschritts
VIII. Gesellschaftspolitische Aufgabe des Wettbewerbs:
Entmachtung der Marktakteure
IX. Integrationspolitische Funktion des Wettbewerbs:
Herstellung gleicher Handlungsbedingungen auf dem Binnemarkt:
EuGH Rs. 26/76, Slg. 1977, 1875,1905 „Metro I“:
„Der in den Artikeln 3 und 85 EWG-Vertrag geforderte unverfälschte Wettbewerb setzt das Vorhandensein eines wirksamen Wettbewerbs (workable
competition) voraus; es muß also soviel Wettbewerb vorhanden sein, daß die
grundlegenden Forderungen des Vertrages erfüllt und seine Ziele, insbesondere die Bildung eines einzigen Marktes mit binnenmarktähnlichen Verhältnissen, erreicht werden.“
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