Aus der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychosomatik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau Der Einfluss von Nikotin auf den Schlaf INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. Vorgelegt 2008 von Zsuzsanna Bárkai geboren in Szentes / Ungarn 1 Dekan: Prof. Dr. med. Christoph Peters 1. Gutachter: PD Dr. med. Magdolna Hornyak 2. Gutachter: Prof. Dr. med. Stephan Sorichter Jahr der Promotion: 2008 2 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis .....................................................................................................................5 I. Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit....................................................................................6 II. Theoretische Grundlagen.............................................................................................................7 2.1 Der Tabakkonsum ......................................................................................................................7 2.1.1 Geschichte des Tabakkonsums ...........................................................................................7 2.1.2 Epidemiologie des Rauchens ..............................................................................................9 2.1.3 Klinische Auswirkungen des Rauchens............................................................................10 2.1.4 Volkswirtschaftliche Folgen .............................................................................................11 2.2 Der Wirkstoff: Nikotin.............................................................................................................12 2.2.1 Zentrale Wirkung von Nikotin..........................................................................................12 2.2.2. Nikotinabhängigkeit.........................................................................................................13 2.2.3 Nikotinentzug....................................................................................................................15 2.3 Der Schlaf ................................................................................................................................15 2.3.1 Schlafstadien .....................................................................................................................15 2.3.2 Schlafprofil beim Gesunden..............................................................................................17 2.3.3 Modelle der Schlaf-Wach-Regulation ..............................................................................17 2.3.4 Schlafstörungen.................................................................................................................18 2.4 Nikotin und Schlaf ...................................................................................................................20 III. Methodik ....................................................................................................................................22 3.1 Datenbanksuche .......................................................................................................................22 3.2 Suchbegriffe .............................................................................................................................22 3.3 Selektion der Artikel ................................................................................................................22 3.4 Ergebnisse der Literaturrecherche ...........................................................................................23 IV. Ergebnisse...................................................................................................................................25 4.1 Untersuchungen an Tieren .......................................................................................................25 4.1.1 Ergebnisse .........................................................................................................................25 4.1.1.1 Einleitung ...................................................................................................................27 4.1.1.2 Akuter Effekt..............................................................................................................27 4.1.1.3 Chronischer Effekt .....................................................................................................29 4.1.1.4 Wirkung auf die PGO-Spikes ....................................................................................30 4.1.1.5 Zusammenfassung......................................................................................................31 4.2 Untersuchungen an Menschen .................................................................................................32 4.2.1 Ergebnisse .........................................................................................................................32 4.2.2 Schlafstörungen bei Nikotinkonsum.................................................................................33 4.2.2.1 Ergebnisse ..................................................................................................................33 4.2.2.2 Fragebogen-Erhebungen ............................................................................................34 4.2.2.3 Polysomnographische Untersuchungen .....................................................................38 4.2.3 Effekt von Nikotinentzug auf den Schlaf..........................................................................41 4.2.3.1 Ergebnisse ..................................................................................................................41 3 4.2.3.2 Fragebogen-Erhebungen ............................................................................................41 4.2.3.3 Polysomnographische Untersuchungen .....................................................................47 4.2.4 Effekt von Nikotinersatztherapien auf den Schlaf Gesunder............................................50 4.2.4.1 Ergebnisse ..................................................................................................................50 4.2.4.2 Nikotinersatztherapie mit Nikotinkaugummi.............................................................51 4.2.4.3 Nikotinersatztherapien mit Nikotinpflaster................................................................53 4.2.5 Die Wirkung von Nikotin bei depressiven Patienten........................................................71 4.2.5.1 Ergebnisse ..................................................................................................................71 4.2.5.2 Fragebogen-Erhebungen und polysomnographische Untersuchungen......................73 4.2.6 Nikotin und Schlafapnoe...................................................................................................79 4.2.6.1 Ergebnisse ..................................................................................................................79 V. Diskussion ....................................................................................................................................84 5.1 Hauptbefunde und klinische Relevanz.....................................................................................84 5.1.1 Nikotinkonsum..................................................................................................................84 5.1.2 Nikotinentzug....................................................................................................................84 5.1.3 Nikotinersatztherapien ......................................................................................................86 5.1.4 Zusammenfassung der Wirkung von Nikotin auf den Schlaf Gesunder...........................89 5.1.5 Depression und Nikotingebrauch......................................................................................90 5.1.6 Schlafapnoe und Nikotingebrauch ....................................................................................93 5.1.7 Prädiktive Faktoren für Schlafstörungen beim Nikotinentzug .........................................93 5.2 Einschränkungen der vorliegenden Arbeit...............................................................................95 VI. Ausblick ......................................................................................................................................96 VII. Literatur....................................................................................................................................98 4 Abkürzungsverzeichnis Ach Acethylcholin AHI Apnoe/Hypopne-Index ASDA American Sleep Disorder Association BDI Beck Depression Inventory CFFT Critical Flicker Fusion Test EEG Elektroenzephalogram EMG Elektromyogram EOG Elektrookulogram DSM-IV Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4. Ausgabe h Stunden i.p. intraperitoneal (Applikationsweise) i.v. intravenös (Applikationsweise) MCRT Multiple Choice Reaction Test Min Minuten MSLT Multiple Sleep Latency Test nAchR nikotinerge Acethylcholin-Rezeptoren NP Nikotinpflaster OR Odds Ratio POMS Profile of Mood States REM rapid eye movement Schlaf PSG Polysomnographie SE Schlafeffizienz s.c. subkutan (Applikationsweise) Sek Sekunden T Tag TST total sleep time –Gesamtschlafzeit Wo Wochen Zig Zigaretten 5 I. Fragestellung und Zielsetzung der Arbeit In der folgenden Arbeit werden die Ergebnisse einer Literaturrecherche im Rahmen einer deskriptiven Übersicht zu den Wirkungen von Nikotin auf den Schlaf präsentiert. Zahlreiche Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten bewiesen, dass das Zigarettenrauchen zu schweren kardiovaskulären, zerebrovaskulären und respiratorischen Erkrankungen führt. Über diese Effekte hinaus gibt es zunehmend Hinweise, dass das Zigarettenrauchen die Morbidität auch dadurch erhöht, dass dabei der Schlaf nachteilig beeinflusst wird. Schlafstörungen sind von Rauchern häufig beschriebene Symptome hauptsächlich während des Nikotinentzuges. Schlafstörungen und die resultierende Tagesmüdigkeit stellen eine häufige Ursache einer erfolglosen Nikotinabstinenz dar. Ziel dieser Arbeit ist es, eine systematische Übersicht und kritische Bewertung derjenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zu geben, welche die Auswirkungen des Nikotins und des Nikotinentzuges auf den Schlaf bzw. die Auswirkungen von Schlafstörungen auf den Nikotinkonsum untersuchten. Die Grundlage dieser Übersicht bildet eine systematische Literaturrecherche, die alle derzeit in den ausgewählten Literaturdatenbanken aufgeführten wissenschaftlichen Arbeiten einbezieht. 6 II. Theoretische Grundlagen 2.1 Der Tabakkonsum 2.1.1 Geschichte des Tabakkonsums Der Tabak wird aus der gleichnamigen Pflanze „Nicotiana tabacum“ erzeugt. Das Rauchen greift auf eine lange Tradition bis auf die altamerikanischen Kulturen zurück und hatte eine rituelle Bedeutung. Darstellungen rauchender Maya-Priester sind schon von 500-600 v.Chr. bekannt. In Europa fanden erste Berichte über die Tabakpflanze Verbreitung, nachdem 1497 Amerika von Kolumbus entdeckt wurde. Jean Nicot beschrieb 1560 die Tabakpflanze als Heilpflanze und setzte sie sogar als Heilmittel ein. Durch die medizinische Anwendung verbreitete sich die Tabakpflanze europaweit und wurde vor allem wegen ihrer schmerzstillenden und euphorisierenden Wirkung gebraucht. Deshalb war der legale Verkauf von Tabak bis Ende des 17. Jahrhunderts nur Apotheken gestattet. Erst durch Soldaten, dann schnell auch in der Zivilbevölkerung wurde der Tabak zum alltäglichen Genussmittel in Form von Pfeife, Kau- und Schnupftabak gebraucht. In vielen Ländern wurde das Rauchen aus moralischen oder religiösen Gründen verboten und durch schwerwiegende Strafen sanktioniert, da es als Genuss- und Rauschmittel galt. Die strengen Rauchverbote konnten die Verbreitung des Tabakkonsums jedoch nicht einschränken, bis letztendlich der Konsum im 18. Jahrhundert mit der Einführung der Tabaksteuer legalisiert wurde und dadurch als eine wichtige wirtschaftliche Einnahmequelle diente. Während im 16. und 17. Jahrhundert vorwiegend Pfeife geraucht wurde, waren im 18. Jahrhundert der Schnupftabak und im 19. Jahrhundert die Zigarre die am stärksten konsumierten Tabakwaren. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Kautabak die beliebteste Form des Tabakkonsums in Amerika und galt als Symbol der modernen amerikanischen Gesellschaft, im Gegensatz zum mit Aufwand betriebenen Pfeifenrauchen in Europa. Durch die Massenfertigung von Zigaretten Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der Tabakkonsum in Europa exponentiell zu und erlebte den größten Aufschwung im 20. Jahrhundert. Entwicklung des Tabakverbrauchs in Deutschland Der starke Tabakkonsum setzte in Deutschland mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) ein. Die ersten Rauchverbote wurden in Bayern und Österreich im späten 17. Jahrhundert eingeführt, da das hohe Abhängigkeitspotential zunehmend erkannt worden ist. Schließlich verbreitete sich das Tabakrauchen epidemisch mit der industriellen Produktion von Zigaretten. Anfangs blieb das Rauchen den höher gestellten gesellschaftlichen Schichten vorbehalten, fand jedoch auch rasch 7 Eingang in die übrigen Gesellschaftsschichten durch die aus der Massenfertigung resultierende Verbilligung. Innerhalb eines Jahrhunderts erhöhte sich der Absatz von fabrikfertigen Zigaretten in Deutschland von 6 Milliarden Stück auf 133 Milliarden Stück pro Jahr (Abbildung 1). Während des Ersten und Zweiten Weltkrieges nahm der Konsum von Nikotin besonders zu, denn er diente den Soldaten als Psychopharmakon. Nikotin half bei der Bekämpfung der Müdigkeit und Hungergefühle und wirkte als Beruhigungsmittel. In dieser Zeit stieg der jährliche Pro-KopfVerbrauch von 570 auf 900 Zigaretten an. Dieser rapide Anstieg wurde durch die schlechte Verfügbarkeit in den letzten Kriegsjahren gebremst. Weiterhin nahm der Verbrauch durch die bis 1949 aufrechterhaltene Rationierung auf 320 Zigaretten ab. Seit den 50er Jahren entwickelte sich der Tabakkonsums im geteilten Deutschland unterschiedlich. Während der Zigarettenverbrauch in der DDR bis in die 70er Jahre auch im Vergleich zu anderen Ländern als moderat galt, zeigte sich in der neu gegründeten Bundesrepublik ein deutlicher Anstieg bis auf 2042 Zigaretten pro Jahr und Kopf. Bis zur Wiedervereinigung ist allerdings eine Angleichung zu beobachten, die vor allem auf einen deutlichen Anstieg des Zigarettenverbrauchs in der DDR zurückzuführen war. Seitdem sind die jährlichen Verbrauchzahlen leicht rückläufig und lagen in Gesamtdeutschland im Jahr 2003 bei 1607 Stück pro Kopf [Robert Koch Institut, 2006]. Abbildung 1. Zigarettenverbrauch in Deutschland 8 2.1.2 Epidemiologie des Rauchens Weltweit rauchen etwa 1,1 Milliarden Menschen. Es ist anzunehmen, dass diese Zahl bis 2025 auf über 1,6 Milliarden steigen wird. Im Gegensatz zum seit einigen Jahrzehnten abnehmenden Tabakkonsum in westlichen Ländern steigt der Verbrauch in den Entwicklungsländern immer weiter an [WHO-Kollaboration-Tabakkontrolle, 1999]. Gemäß der Erhebung von Robert Koch Institut (2002/2003) raucht etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 79 Jahren: Männer mit 37,3% häufiger als Frauen mit 28%. Bei beiden Geschlechtern ist das Rauchen unter den 18- bis 19 Jährigen am weitesten verbreitet (Männer: 54%; Frauen: 48%). Bis zur Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen lässt sich nur ein geringer Rückgang der Rauchprävalenz beobachten. Danach sinken die Prävalenzen sukzessive bis auf 16% bei 70- bis 79-jährigen Männern und 10% bei gleichaltrigen Frauen (Abbildung 2) [Robert Koch Institut, 2006]. Die Häufigkeit des Rauchens variiert stark nach sozioökonomischem Status und Bildungsstatus. Während das Rauchen im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts als Symbol des hohen sozioökonomischen Status galt, deutet das Rauchen in unserer Zeit eher auf einen niedrigen sozioökonomischen Status hin. In Deutschland beträgt laut einer 2004 veröffentlichten Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg der Raucheranteil unter Männern mit einem Einkommen von weniger als 730 € im Monat 43%; bei Männern mit einem Einkommen oberhalb dieser Schwelle liegt der Anteil nur bei 23% [Deutsches Krebsforschungszentrum, 2004]. Die Verbreitung des Rauchens steht ebenso in Verbindung mit dem Bildungsgrad. In der Gruppe der 18- bis 19 Jährigen rauchen 63% der Personen mit Hauptschulabschluss, 52% derjenigen mit einem Realschulabschluss und 39% derjenigen mit Abitur [Robert Koch Institut, 2006]. 9 Repräsentativerhebung zum Gebrauch psychoaktiver Substanzen bei Erwachsenen in Deutschland 2000. Sucht 2000; 47 (Sonderheft 1) Abbildung 2. Prävalenz des Rauchens in Deutschland Den Ergebnissen zu Schulbildung und Einkommen entsprechend ergibt sich in der Betrachtung nach sozialer Schichtzugehörigkeit die höchste Raucherprävalenz in der unteren Sozialschicht mit 37%. Im Vergleich dazu rauchen 33% der Angehörigen der mittleren und 28% der oberen Sozialschicht. 2.1.3 Klinische Auswirkungen des Rauchens Den seit den 50-er Jahren veröffentlichten Berichten ist zu entnehmen, dass das Rauchen die Ursache für mehr als 40 zum Teil schwerwiegende und tödlich verlaufende Krankheiten, darunter Krebs-, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen ist [WHO 2002, Centers for Disease and Prevention, 2006]. Besonders die Entstehung von Lungenkrebs wird zum größten Teil dem Rauchen zugeschrieben. Dabei sind bis zu 90% aller Lungenkrebsfälle in Deutschland bei Männern mit einer jährlichen Inzidenz von 28.600 und 60% bei Frauen mit jährlich 6.200 Neuerkrankungen auf das aktive Rauchen zurückzuführen [Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland, 2004]. Raucher weisen bei täglichem Zigarettenkonsum ein erhöhtes Risiko von Lungenkrebs auf: Bei einem täglichen Zigarettenverbrauch von weniger als 15 Zigaretten besteht ein etwa 8-faches, bei 15 bis 24 Zigaretten ein 13-faches und bei einem Konsum von mehr als 25 Zigaretten pro Tag ein 25-faches Lungenkrebsrisiko [Doll et al. 1994; 1976]. Ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Tabakkonsum besteht ebenso für eine Reihe weiterer Krebskrankheiten. Dazu zählen die Krebsentstehung im Mund-, Nasen- und Rachenraum, in 10 Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse, Leber, Niere und Harnblase sowie bestimmte Formen der Leukämie und des Gebärmutterhalskrebses [Becker et al., 2001; Newcomb et al., 1992]. Der Tabakkonsum ist zudem ein Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislaufkrankheiten und periphere Durchblutungsstörungen [US Department of Health and Human Services, 1997]. Ein weiteres bedeutendes, auf Tabakkonsum zurückzuführendes Krankheitsbild ist die Entwicklung einer chronisch obstruktiven Bronchitis [Viegi et al., 2001]. Darüber hinaus ist der Tabakkonsum häufig mit weiteren gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen assoziiert. Dazu zählen vor allem übermäßiger Alkoholgenuss, ungesunde Ernährung und unzureichende sportliche Betätigung. An tabakbedingten Krankheiten versterben in Deutschland pro Jahr etwa 100.000 bis 140.000 Menschen [John et al., 2001; Peto et al., 1992]. Dies kommt einer Rate von 13% aller jährlich auftretenden Todesfälle in Deutschland gleich (Männer: 22%, Frauen: 3%). Mehr als die Hälfte aller regelmäßigen Raucher versterben vorzeitig an den Folgen ihres Konsums häufig schon im mittleren Lebensalter. Raucher erreichen bei täglichem Tabakkonsum nur zu 50 bis 70% das 70. Lebensjahr und sogar nur zu 8 bis 15% das 85. Lebensjahr, im Vergleich zu 80% bzw. 33% der Nichtraucher [Doll et al., 1994; Peto et al., 1992]. 2.1.4 Volkswirtschaftliche Folgen Die durch den Zigarettenkonsum verursachte Morbidität und Mortalität zieht enorme volkswirtschaftliche Folgekosten nach sich, die besonders durch die erhöhte Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten und durch Produktivitätsausfälle verursacht werden. Schätzungen zufolge ist die arbeitsbezogene Abwesenheitsrate von Rauchern gegenüber Nichtrauchern um 33 bis 73% erhöht, darüber hinaus bedingt der Zeitaufwand des Rauchens einen Leistungsverlust von bis zu 8% an einem Arbeitstag. Für rauchbedingte Gesundheitsleistungen wurden im Jahr 1993 nahezu 17,3 Milliarden Euro ausgegeben. Umgerechnet auf die deutsche Wohnbevölkerung fallen entsprechend dieser Berechnung pro Kopf und Jahr tabakbedingte Gesundheitskosten in Höhe von rund 210 Euro an. Betrachtet man nur die Raucher, dann betragen die durchschnittlichen Gesundheitskosten 820 Euro im Jahr [Robert Koch Institut 2006]. Die häufigen aus Aktiv- und Passivrauchen resultierenden Folgeschäden und die daraus entstehenden hohen Gesundheitskosten motivieren immer mehr Staaten dazu, dem freien Rauchverhalten Grenzen zu setzen. wirksam erwiesen: deutliche Folgende Maßnahmen haben sich hierfür als besonders Tabaksteuererhöhungen, eine wirksame Bekämpfung des Zigarettenschmuggels, Tabakwerbeverbote, Abschaffung von Zigarettenautomaten, Durchsetzung des Nichtraucherschutzes und von rauchfreien Einrichtungen, Maßnahmen zur Produktregulation 11 von Tabakwaren wie z.B. umfassende Verbraucherinformationen, große Warnhinweise auf Zigarettenpackungen und Verkaufsbeschränkungen mit entsprechenden Kontrollen, bestimmte massenmediale Aufklärungskampagnen sowie Beratungs- und Behandlungsangebote zur Tabakentwöhnung. Das erstmalig in Irland im Jahr 2004 eingeführte gesetzliche Rauchverbot wird von immer mehr Staaten angestrebt. In Deutschland trat am 1. September 2007 das bundesweite Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens in Kraft, das das Rauchen in allen öffentlichen Verkehrsmitteln, den Bahnhöfen und allen Einrichtungen des Bundes verbietet. Darüber hinaus verabschiedeten die Bundesländer jeweils eigene Gesetze über das Rauchverbot, die in BadenWürttemberg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern bereits zum 1. August 2007 in Kraft getreten sind. In den übrigen Bundesländern erfolgt dies ab 1. Januar 2008. Die Nichtrauchergesetze der Länder unterscheiden sich im Ausmaß der Anwendung des Rauchverbots in Gaststätten, Landesbehörden, Schulen und Krankenhäusern. 2.2 Der Wirkstoff: Nikotin Der Wirkstoff der Tabakpflanze, das Nikotin, wurde erstmalig im Jahr 1809 vom Franzosen LouisNicolas Vauquelin in der Tabakpflanze entdeckt und als Alkaloid bestimmt. 1828 wurde Nikotin vom deutschen Chemiker Reimann und dem Mediziner Posselt in der Heidelberger Universität isoliert. Gemeinsam verfassten sie die Studie „De Nicotiniana“, über den Wirkstoff von Tabakblättern. Sie benannten ihn nach Jean Nicot, der 1560 den Tabak erstmals nach Frankreich brachte. 2.2.1 Zentrale Wirkung von Nikotin Beim Rauchen werden etwa 30% des in der Zigarette enthaltenen Nikotins freigesetzt, wovon bis zu 95% beim intensiven Inhalieren resorbiert werden. Die Halbwertzeit des Nikotins beträgt 2 bis 4 Stunden. Nikotin wird bis zu 80% hauptsächlich durch die Enzyme Cyp 1A1, Cyp 1A2 und Cyp 1E1 in der Leber zu Kotinin oxydiert und in dieser Form ausgeschieden. Die restlichen 20% werden durch die Niere unverändert eliminiert. Etwa 25% des inhalierten Nikotins erreichen innerhalb von 7 bis 8 Sekunden das Gehirn. Hier bewirkt es durch Bindung an nikotinergen Acetylcholinrezeptoren (nAChRs) eine Ausschüttung von Acetylcholin, und dadurch eine cholinerge Aktivierung. Die ACh-Rezeptoren bestehen aus den Untereinheiten a2 bis a10 und b2 bis b4. Diese Untereinheiten weisen unterschiedliche Bindungsaffinitäten zu Nikotin auf und dadurch Unterschiede in der ausgelösten Wirkung. Zusätzlich wird das Ausmaß der Hochregulation bzw. Abnahme der unterschiedlichen Rezeptoruntereinheiten unter länger anhaltender 12 Nikotinzufuhr ebenfalls beeinflußt. Von den Rezeptoruntereinheiten sind die a7-, a4- und b2Untereinheiten die wichtigsten Vertreter. Die kognitive Wirkung wird durch das a7-Monomer und die Suchtentstehung sowie der stimmungsaufhellende Effekt durch die a4- und b2-Untereinheiten vermittelt. Die zentralen nAChRs bewirken nicht nur eine Aktivierung des cholinergischen Systems, sondern die Freisetzung verschiedener Neurotransmitter. In Tabelle 1 werden die wichtigsten vom Nikotin aktivierten Neurotransmitter mitsamt ihren Wirkungen dargestellt. Lustempfindung Appetithemmung Arousal Appetithemmung Arousal Wahrnehmungssteigerung Gedächtnissteigerung Stimmungshebung Appetithemmung Angst-, Stress-, SchmerzMinderung Dopamin ↑ Noradrenalin ↑ Acetylcholin ↑ Vasopressin ↑ Serotonin ↑ ß-Endorphin ↑ Tabelle 1. Auswirkungen von Nikotin auf die verschiedenen Neurotransmittersysteme 2.2.2. Nikotinabhängigkeit Laut WHO (2002) sind Tabakprodukte die einzigen frei verfügbaren Konsumgüter, die bei einem Großteil ihrer Konsumenten Abhängigkeit, Krankheit oder Tod herbeiführen. Das hohe Suchtpotenzial wird neben der direkten cholinergen Wirkung vor allem durch die Beeinflussung des Dopaminsystems hervorgerufen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um die Sensibilisierung des zentralen, mesolimbischen Verstärkersystems (Belohnungssystems), der Nucleus accumbens. Der Nucleus accumbens und das ventrale tegmentale Areal (VTA) sind für die Bildung von positiv eingefärbten Gedächtnisinhalten und von Lust verantwortlich. Nikotin erhöht die Dopaminfreisetzung im Nucleus accumbens und in den VTA-Neuronen. Durch die Einwirkung auf diese Strukturen wird sowohl der kurzfristige Belohnungseffekt als auch die schnelle Entstehung der Nikotinsucht erklärt. Zahlreiche Untersuchungen bestätigten, dass Nikotin ähnlich wie andere Drogen den Dopaminspiegel im Nucleus accumbens durch präsynaptische Aktivierung erhöht und so zur Verstärkung des Rauchverhaltens führt. Beispielsweise zeigten Corrigall et al., (1992) an Ratten, die zur Selbstzufuhr von Nikotin trainiert wurden, dass die Menge vom selbstzugeführten Nikotin bei vorheriger Gabe des Nikotinantagonisten Chlorisondamine, deutlich geringer war. So wurde daraus geschlossen, dass die Nikotinantagonisten den Belohnungseffekt vom Nikotin deutlich 13 mindern. In einer anderen Studie von Corrigall et al., (1994) nahm die selbstgesteuerte Nikotinzufuhr der Ratten bei Läsion des mesolimbischen Dopaminsystems ebenfalls ab. Weitere Experimente ergaben zusätzlich, dass die mesolimbischen dopaminergen Neuronen von b2-knockout (b2-Untereinheit des nAChRs) Mäusen bei Nikotingabe nicht stimuliert wurden und dabei gleichzeitig die selbstgesteuerte Nikotinzufuhr der Mäuse gemindert war [Picciotto et al., 1998; 2001]. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass der Belohnungseffekt der Nikotinzufuhr hauptsächlich durch Bindung von Nikotin an b2-Untereinhieten der Ach-Rezeptoren hervorgerufen wird. Nach der ICD (International Classification of Diseases) und DSM-IV (Diagnostic and Statistic Manual) wird die Nikotinabhängigkeit durch die gleichen Kriterien definiert. Definitionsgemäß besteht eine Nikotinabhängigkeit, wenn drei von den aufgezählten Einzelnkriterien über ein Jahr lang bestehen (Tabelle 2). ICD10: Tabakabhängigkeit DSM-IV: Nikotinabhängigkeit F17.2x 305.10 ≥ 3 Kriterien im vergangenem Jahr ≥ 3 Kriterien über 1 Jahr zu irgendeiner Zeit Tabelle 2. Diagnosekriterien der Tabakabhängigkeit Einzelkriterien: • Wunsch/Zwang hinsichtlich Tabak- bzw. Nikotinkonsum • Kontrollverlust hinsichtlich des Konsums • Entzugssyndrom bei Absetzen oder Reduktion von Tabak/Nikotin oder Tabak-/Nikotinkonsum, um Entzug zu vermeiden/zu mildern • Toleranz, d.h. Wirkverlust und/oder Tendenz zur Dosiserhöhung • Vernachlässigung von Interessen und Aktivitäten zugunsten des Tabak/Nikotinkonsums • Anhaltender Tabak-/Nikotinkonsum trotz Kenntnis der schädlichen Wirkung • viel Zeit für Nikotinbeschaffung (nur DSM-IV) 14 2.2.3 Nikotinentzug Die Symptome des Nikotinentzugs sind durch die ZNS-Wirkungen des Nikotins auf verschiedene Neurotransmitter zu erklären (siehe oben). Klinisch ist das Entzugssyndrom der Tabak- bzw. Nikotinabhängigkeit durch folgende Symptome gekennzeichnet (DSM-IV): • Verlangen nach Tabak • Dysphorische Stimmung, Angst • Anhedonie • Reizbarkeit oder Ruhelosigkeit • Insomnie • Appetitsteigerung • Antriebsverlust • Konzentrationsschwierigkeiten Die Entzugssymptomatik tritt innerhalb von 6 bis 12 Stunden nach dem letzten Konsum auf. Der Höhepunkt der Symptomatik wird am 1.-3. Tag erreicht. Der Nikotinentzug dauert in der Regel 3-4 Wochen. Einige Symptome, wie das Verlangen nach Tabakkonsum, oder eine Gewichtszunahme, können noch bis zu 6 Monate nach Beendigung des Rauchens andauern [Hughes et al.,1984]. 2.3 Der Schlaf 2.3.1 Schlafstadien Mit der Entwicklung des Elektroenzephalogramms (EEG) durch Berger im Jahr 1929 wurde es erstmals ermöglicht, hirnelektrische Impulse aufzuzeichnen und Aussagen über die Aktivität und Funktionsweise zentralnervöser Strukturen zu gewinnen. Davis et al., (1937) zeichneten zum ersten Mal ein EEG während des Schlafes auf, welches einen Hinweis auf eine Hirnaktivität im Schlaf gab. Infolge dieser Entdeckung konnte gezeigt werden, dass der Schlaf kein passiver, dem Koma oder Tod ähnlicher Zustand ist, wie lange Zeit vermutet wurde, sondern ein Zustand aktiver zentralnervöser Prozesse. Aserinsky et Kleitman, (1935) beschrieben, dass sich die Aktivität des Gehirns im Schlaf eindeutig vom Wachzustand unterscheidet und in zwei funktionelle Zustände unterteilt werden kann. Sie grenzten dabei den NonREM-Schlaf vom REM (rapid-eye-movement)-Schlaf ab. 15 REM-Schlaf: Im EEG treten Theta-Wellen mit einer Frequenz von 4-8 Hz und Alpha-Wellen auf. Charakteristisch für den REM-Schlaf sind die schnellen konjugierten Augenbewegungen und der herabgesetzte Muskeltonus. Nach dem 1968 eingeführten Klassifikationssystem von Rechtschaffen und Kales wird der NonREM-Schlaf heute in vier Schlafstadien eingeteilt. Diese lassen sich gut vom Wachzustand abgrenzen, bei dem sich im EEG eine schnelle Alpha-Aktivität, rasche Augenbewegungen und ein relativ hoher Muskeltonus zeigten. NonREM Stadium 1: Die im Wach-EEG vorherrschende Alpha-Aktivität (8-13 Hz) nimmt ab und Theta-Aktivität mit niedriggespannten Frequenzen (2-7 Hz) tritt auf. Es finden sich Vertex-Wellen (Amplitude bis 250 μV), langsame, rollende Augenbewegungen und ein abnehmender Muskeltonus. Mit dem Übergang von Stadium 1 in Stadium 2 beginnt das Einschlafen. NonREM Stadium 2: Es findet sich ein niedriggespanntes EEG mit verschiedenen Frequenzen. Definitionsgemäß darf eine langsamwellige Delta-Aktivität (0,5-2 Hz) nur mit einem Anteil bis zu 20% auftreten. Schlafspindeln treten auf mit einer Frequenz von 12-15 Hz und einer Dauer von mindestens 50 ms. Weiterhin treten K-Komplexe auf, die sich als biphasische Potentialschwankungen mit einer Frequenz von 1-2 Hz und Amplituden von 100-240 μV darstellen. NonREM Stadium 3: Es findet sich eine Zunahme der hochamplitudigen Delta-Aktivität auf mindestens 20-50% in diesem Stadium. Die Amplituden weisen eine Mindesthöhe von 75 μV auf. Vereinzelt finden sich noch Schlafspindeln. NonREM Stadium 4: Der Anteil der Delta-Aktivität beträgt mehr als 50% im beobachteten Zeitraum. Schlafspindeln finden sich nur noch selten. Das Schlafstadium 1 wird als leichter Schlaf, die Stadien 3 und 4 als Tiefschlaf bzw. langsamwelliger-Schlaf (engl.: slow wave sleep, SWS) bezeichnet. Schlafstadium 2 macht bei Erwachsenen den Hauptanteil des NonREM-Schlafs aus. Die Wechsel von NREM-Schlaf zu REMSchlaf während der Schlafperiode können als phasische Episoden bezeichnet werden. Diese Phasen treten während der Nacht alternierend auf. 16 2.3.2 Schlafprofil beim Gesunden Während des normalen Nachtschlafes werden in der Regel NREM/REM-Zyklen vier bis fünfmal durchlaufen und dauern jeweils etwa 100 Min an. Die Anteile von NREM- und REM-Schlaf innerhalb der einzelnen Zyklen verändern sich während der Schlafperiode: zu Beginn der Nacht herrscht der SWS-Schlaf während der NREM-Periode vor. Die erste NonREM-Periode dauert bei Erwachsenen 60 bis 90 Min, ehe sich eine kurze REM-Episode anschließt. Im Verlauf der Nacht finden sich beim Gesunden eine Reduktion des NREM-Schlafes (vor allem des SWS-Schlafs) und eine Zunahme der REM-Schlaf-Dauer zum Morgen hin. In der Regel findet sich Tiefschlaf nur in den ersten beiden Zyklen einer Nacht, in späteren NREM-Sequenzen herrscht das Schlafstadium 2 vor. 2.3.3 Modelle der Schlaf-Wach-Regulation Das Zwei-Prozess-Modell von Borbély Borbély, (1982) beobachtete, dass mit der Dauer der Wachzeit auch das Schlafbedürfnis zunimmt und die Schlaftiefe während der Dauer des Schlafs abnimmt. Daraus entwickelte er im Jahr 1982 das Zwei-Prozessmodell, welches sich aus der homöostatischen Komponente (Prozess S) und der zirkadianen Komponente (Prozess C) zusammensetzt. Prozess S entspricht der Schlafintensität, die der vom Schlaf-Wach-Verhalten abhängigen Schlafbereitschaft im Wachzustand entspricht. In der Arbeit von Borbély wurde dargestellt, dass die Tiefschlafmenge und die Dauer der Wachzeit sich linear zueinander verhalten. Der Schlaf weist mehr Tiefschlafdauer auf, je länger die Dauer der vorangegangenen Wachzeit ist. Elektrophysiologisch lässt sich Prozess S durch die zunehmende Delta-Aktivität im Schlaf-EEG nachweisen. Parallel zur zunehmenden Schlafdauer zeigt Prozess S eine abnehmende Tendenz. Prozess C fungiert als schlafunabhängiger Faktor. Ähnlich einer inneren Uhr stellt Prozess C einen stabilen zirkadianen Rhythmus für die Schlaf- und Wachphasen im Tagesverlauf dar. Er reguliert das Einsetzen der Schlaf- und Wachphasen in Abhängigkeit von physiologischen Komponenten, vor allem von der Körperkerntemperatur. So zeigt sich beispielsweise in den Nacht- und frühen Morgenstunden bei niedriger Körperkerntemperatur eine hohe Schlafbereitschaft. Durch das Zusammenwirken beider Prozesse wird der optimale Zeitpunkt für das Einschlafen und Aufwachen determiniert. Cholinerg-aminerges Modell der NREM-REM-Schlafregulation Dieses Modell basiert auf die neuronale Regulation von NREM- und REM-Schlaf und von dem Stadienwechsel der beiden [Jouvet, 1972]. Den Neurotransmittern Serotonin und Noradrenalin wird 17 eine zentrale Bedeutung für die Induktion und Regulation der Schlafzyklen zugeschrieben. Dabei spielt Serotonin für die Generierung von NREM-Schlaf und Noradrenalin von REM-Schlaf eine bedeutende Rolle. McCarley und Hobson, (1975) wiesen einen dualistischen Effekt von noradrenerg-serotonerger und cholinerger Neurotransmission auf die Schlafregulation nach. Sie lokalisierten den Hirnstamm als Steuerungszentren für NREM- und REM-Schlaf, wo aminerge und cholinerge Neuronenverbände für die zyklische Abfolge von NREM- und REM-Perioden verantwortlich sind. Die noradrenergen Neuronen im Locus coeruleus und serotonergen Neuronen der Raphe-Kerne weisen im Wachzustand und in der frühen Tiefschlafphase die höchste Aktivität auf und wirken hemmend auf die cholinergen Neuronen im gigantozellulären Tegmentum. Die cholinergen Neuronen zeigen im Gegensatz dazu die meiste Aktivität während des REM-Schlafs. Im Verlauf der Tiefschlafphase nimmt die noradrenerg-serotonerge Hemmung kontinuierlich ab, wodurch es zu einer Aktivitätszunahme der cholinergen Neurone und Auftreten von REM-Schlaf kommt. Die zunehmende cholinerge Aktivität bewirkt ein Ansteigen der Aktivitätsmuster in den noradrenergaminergen Neuronen, durch welche der REM-Schlaf immer mehr inhibiert wird und eine NREMPhase erneut auftritt. Somit bewirken die noradrenerg-serotonergen Neuronenverbände die Inhibition der cholinergen Neuronenverbände und des Auftretens von REM-Schlaf. Durch die Wechselwirkung der beiden Neuronenverbände verläuft der Schlaf in zyklischen Abfolgen von NREM- und REM-Perioden. Das beschriebene Modell geht von einer zu- und abnehmenden Aktivierung der cholinergen und serotonerg-aminergen Neurotransmission aus, die durch einen allmählichen Übergang ineinander zum zyklischen Auftreten von REM- und NREM-Phasen führen. Sakai (1988) hat das Modell von Hobson und McCarley weiter entwickelt und geht von einer On-Off- Interaktion der cholinergen und aminergen Systeme aus. So erklärt er beispielsweise das Auftreten des REM-Schlafes über die Inhibiton der aminergen Neuronen (REM-OFF Neuronen) hinaus durch eine Aktivierung cholinerger Neuronen (REM-ON Neuronen). 2.3.4 Schlafstörungen Für die Klassifikation und einheitliche Diagnostik der Schlafstörungen dient das DSM-IV-Schema (4. revidierte Version des Diagnostic and Statistic Manual der amerikanischen psychiatrischen Fachgesellschaft). Nach diesem Schema werden primäre und sekundäre Schlafstörungen unterschieden. Nach der Ätiologie werden Schlafstörungen als primär klassifiziert, wenn ihnen ursächlich keine andere psychische Störung, kein medizinischer Krankheitsfaktor und kein 18 Substanzgebrauch zu Grunde liegen. Primäre Schlafstörungen werden in zwei Gruppen eingeteilt: 1. Dyssomnien und 2. Parasomnien. Sekundär werden Schlafstörungen angesehen, falls diese als Folge einer psychischen oder organischen Erkrankung auftreten. Nach DSM-IV werden sekundäre Schlafstörungen auf folgende Weise klassifiziert: 3. Schlafstörungen in Zusammenhang mit einer anderen psychischen Störung und 4. andere Schlafstörungen. 1. Als Dyssomnien bezeichnet man primäre Ein- oder Durchschlafstörungen mit ausgeprägter Müdigkeit, charakterisiert durch Veränderungen in Dauer, Qualität und zeitlicher Abfolge des Schlafs. Arten von Dyssomnien: - Primäre Insomnie - Primäre Hypersomnie - Narkolepsie - Atmungsgebundene Schlafstörung - Schlafstörung mit Störung des zirkadianen Rhythmus - nicht näher bezeichnete Dyssomnie DSM IV – Diagnostische Kriterien für primäre Insomnie A. Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten oder nicht erholsamer Schlaf seit mindestens einem Monat B. klinisch bedeutsames Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen C. Störungsbild tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer Narkolepsie, einer atmungsgebundenen Schlafstörung, einer Schlafstörung mit Störung des zirkadianen Rhythmus oder einer Parasomnie auf D. Störungsbild tritt nicht ausschließlich im Verlauf einer anderen psychischen Störung auf E. Störungsbild geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück 2. Als Parasomnie werden abnorme Verhalten oder physiologische Ereignisse bezeichnet, die in Zusammenhang mit dem Schlaf, Schlafstadien oder dem Übergang vom Schlaf zum Wachsein auftreten. Arten von Parasomnien: 19 - Schlafstörungen mit Angstträumen - Pavor nocturnus - Schlafstörung mit Schlafwandeln - nicht näher bezeichnete Parasomnien 2.4 Nikotin und Schlaf Durch das breite Wirkspektrum vom Nikotin auf verschiedene Neurotransmitter ist anzunehmen, dass der Nikotinkonsum den Schlaf beeinflusst. Einerseits kann dieser Einfluss durch die Veränderung der EEG-Aktivität im Schlaf als Abbild einer Veränderung der ZNS-Aktivität in vivo zeitnah untersucht werden. Andererseits wird der langfristige Einfluss von Nikotin auf die Schlafstörungen als klinisch relevanter Faktor im Verlauf des Nikotinentzugs untersucht. Hierzu werden Arbeiten zu Tierexperimenten und klinischen Untersuchungen referiert. In Tierexperimenten wurden die unterschiedlichen Wirkungen von Nikotin auf den Schlaf abhängig von dem Applikationsweg und der Dosis bei verschiedenen Tierarten untersucht. In klinischen Studien wurde die Prävalenz von Schlafstörungen bei Rauchern anhand von subjektiven und polysomnographischen Messungen untersucht. Eine weitere, klinisch relevante Frage stellt der Einfluss von Schlafstörungen im Nikotinentzug auf die Abstinenz dar. Schlafstörungen führen zur Verschlechterung der Tagesbefindlichkeit. Dies kann sich in Form von depressiver Verstimmung, Müdigkeit, Schläfrigkeit oder Motivationsverlust zeigen. Diese Symptome finden sich auch beim Nikotinentzug. Es ist möglich, dass die Symptome von Schlafstörungen und vom Nikotinentzug, sich gegenseitig verstärken. Dadurch spielen Schlafstörungen möglicherweise eine zentrale, bisher unterschätzte Rolle in der Entzugsphase als prädisponierende Faktoren für einen Rückfall. Weiterhin ist der Zusammenhang zwischen Depression und Nikotinkonsum vom Interesse. Depression weist als Symptom Schlafstörungen auf, die durch Nikotin beeinflusst werden können. Ebenso auffallend ist die Ähnlichkeit der Entzugssymptome von Nikotin und depressiver Symptome. Demzufolge ist es möglich, dass rauchende Patienten unter Entzug eine Verstärkung der depressiven Symptomatik erleiden und dadurch eher einem Rückfall ausgesetzt sind. Zuletzt ist der Zusammenhang von Nikotin und Schlafapnoe zu beachten. Patienten mit Schlafapnoe weisen eine verschlechterte Schlafqualität z. T. mit Beeinträchtigung der Tagesaktivität auf. Ob Nikotin zu den Symptomen von Schlafapnoe beiträgt, wird anhand der Studien ebenfalls herausgearbeitet. 20 Schlafstörungen sind durch die Beeinträchtigung des Tagesbefindens biologische Prädiktoren für einen Rückfall bei Suchterkrankungen. Patienten, die infolge von Schlafstörungen während der Entzugphase in ihrer Tagesbefindlichkeit beeinträchtigt sind, sind anfälliger für Stresssituationen und greifen eher erneut zur Zigarette. Aufgrund des hohen Rückfallrisikos besteht in der Forschung besonderes Interesse, den Rückfallmechanismus genauer zu verstehen. Bislang liegen Reviews und eine Metaanalyse vor, die Teilaspekte von diesem Zusammenhang behandelten. Das Review von Colrain (2004) beschäftigte sich vorwiegend mit dem Einfluss des Nikotinentzugs auf die subjektiven und objektiven Faktoren des Schlafes. Der Artikel von Salin-Pascual (2005) gibt einenen Überblick über den Effekt der Nikotinersatztherapie auf den Schlaf. In der Metaanalyse von Greenland (1998) wurde eine umfassende Übersicht über die Nebenwirkungen von Nikotinersatztherapien gegeben, u.a. über die Häufigkeit von Schlafstörungen. Diese Arbeit gibt einen deskriptiv systematischen Überblick und verbindet die Teilaspekte der vorliegenden präklinischen und klinischen Forschungsergebnisse. 21 III. Methodik 3.1 Datenbanksuche Die Literaturrecherche wurde in den folgenden fünf Datenbanken durchgeführt: • Medline (seit 1966) • Embase • CINAHL • PsycINFO • Psyndex Die Suche der Datenbanken CINAHL, Medline und Psyndex wurde mittels der Suchmaschine Ovid durchgeführt. Die Datenbank von PsychINFO wurde mittels EBSCO durchsucht. Die Datenbanksuche erfolgte im Oktober 2006. Demnach wurden alle bis Oktober 2006 publizierten Arbeiten für die Literaturarbeit erfasst. 3.2 Suchbegriffe Für die Erfassung der meisten relevanten Artikel wurde die Datenbanksuche mit den folgenden Schlüsselwörter durchgeführt: • sleep, sleep disturbance • smoking, smoking cessation • nicotine, nicotine withdrawal • tobacco, tobacco withdrawal 3.3 Selektion der Artikel Um aus den zahlreichen Resultaten der Datenbanksuche die geeigneten Studien zu finden, erfolgte die Selektion in zwei Schritten. Im ersten Schritt wurden die mehrfach vorkommenden Artikel innerhalb der Datenbanken identifiziert und entfernt. Anschließend wurden die Artikel anhand der Titel beurteilt. Nur auf Englisch oder Deutsch vorliegende Artikel wurden in die Arbeit eingeschlossen. Studien, die anhand der Titel in der Thematik eindeutig abwichen, wurden ausgeschlossen. In nicht-wissentschaftlichen Zeitschriften publizierte Studien wurden ebenfalls ausgeschlossen. Im Rahmen der zweiten Selektion erfolgte die Beurteilung der Artikel durch die Abstracts. Ein wichtiges Kriterium für das Auswählen der Studien war, dass die Studien sich vorrangig mit dem Thema der Wirkung von Nikotin auf den Schlaf beschäftigten. Studien, welche diesen 22 Zusammenhang nur marginal erwähnten, wurden in die Arbeit nicht eingeschlossen. Nur Originalstudien wurden in die Arbeit aufgenommen. Bei der Selektion der präklinischen Studien wurden nur solche in die Übersicht eingeschlossen, in denen Nikotin an Tieren appliziert und die Folge der Nikotinapplikation im Schlaf-EEG oder in der Änderung der Schlafregulation untersucht wurde. Studien, die zur Untersuchung der Bindungsaffinität von Nikotinagonisten oder Nikotinantagonisten an Acetylcholin-Rezeptoren verwendeten, wurden nicht eingeschlossen. 3.4 Ergebnisse der Literaturrecherche Nach der ersten Suche wurden in Medline 409, in PsychINFO 203 und in Embase 991 Artikel gefunden. Im ersten Schritt erfolgte die erste Selektion durch Beurteilung der Artikel anhand der Titel. So blieben von Medline 109, von Psychinfo 48 und von Embase 23 Artikel übrig. Nach der Zweitselektion blieben 50 Artikel übrig, welche für das Hauptthema der Arbeit verwendet wurden: 8 präklinische Studien, 40 klinische Studien, 2 Reviews und eine Metaanalyse. Medline PsychINFO Erstsuche 409 203 Erstselektion 109 48 Zweitselektion 30 12 Tabelle 3. Ergebnisse der Literaturrecherche Embase 991 23 9 N= 1603 180 51 Die Güte der Recherche wurde anhand der vorliegenden Reviews [Colrain et al., (2004); SalinPascual et al., (2005)] und einer Metanalyse [Greenland et al., (1998)] geprüft. Durch die Prüfung der Recherche fiel es auf, dass es einen Mangel an Studien gab, welche die Nebenwirkungen von Nikotinpflastertherpien, darunter Schlafstörungen, prüften. Die mangelhafte Erfassung dieser Studien ist durch zwei Gründe zu erklären. Zum einen wurde die Literaturrecherche nicht mit dem Begriff „Insomnia“ durchgeführt, was in dem Kontext häufig verwendet war. Zum anderen wurden Schlafstörungen als Nebenwirkungen nicht in den Abstracts referiert, wodurch diese Studien vorzeitig selektiert worden sind. Aus diesen Gründen wurden zu diesem Thema vier Artikel im Nachhinein in die Arbeit einbezogen: Imperial Cancer Research Fund General Practise Research Group, (1993); Gourlay et al., (1995); Hurt et al., (1995); Jorenby et al., (1996). Weiterhin wurden die Literaturaturangaben der Originalstudien berücksichtigt. Demnach wurden alle relevanten Studien in der Recherche weitgehend erfasst. Eine PSG-Studie, von welcher nur ein Abstract vorlag, wurde nachträglich bestellt: Kales et al., (1970). Zusätzlich wurde eine nach der 23 Literaturecherche veröffentlichte Studie, Zhang et al., (2007) wegen der hohen Relevanz in die Arbeit einbezogen. Insgesamt werden in der Übersichtsarbeit 57 Studien referiert. 24 IV. Ergebnisse 4.1 Untersuchungen an Tieren 4.1.1 Ergebnisse In der Literaturrecherche wurden 8 Artikel gefunden, welche die Wirkungen von Nikotin auf den Schlaf bei Tieren untersuchten (Tabelle 4). In sechs Untersuchungen wurde an lebenden Tieren der Einfluss von auf unterschiedlichen Weisen und in unterschiedlicher Dosis appliziertem Nikotin in den traditionellen EEG-Ableitungen erfasst. Ein Artikel, (Lena et al., 2004), verwendete KnockOut-Mäuse und Wild-Typ-Mäuse, um die an dem Schlaf beteiligten Nikotinrezeptoren zu spezifizieren. Zwei weitere Artikel befassten sich damit, die genauere Wirkung von Nikotin auf die an der Schlafregulation beteiligten Neuronen in vitro zu identifizieren. Bei diesen Untersuchungen wurden Gehirnschnitte von Ratten verwendet. Tierexperimentelle Studien Publikation Fragestellung der Studie Einfluss von Nikotin auf den Schlaf Untersuchte Tiere Katzen n=9 Methodik Ergebnis EEG: Stereotaktisch implantierte Elektroden; Bei schlafenden Tieren i.v. Gabe in die Jugularvene von: Kochsalzlösung - 0.005-0.01mg/kg/KG Nikotin - Nikotingabe nach MecamylaminVorbehandlung Messung: 25 Min Jewett et al., 1966 Effekt von stimulierenden und sedierenden Substanzen auf den Schlaf Katzen Nikotin: 50µg/kg n=1 100µg/kg n=2 200µg/kg n=1 EEG: implantierte Elektroden EMG: Elektroden in Nackenmuskulatur Subkutane Gabe von Nikotin Bitartrat (NB) Kontroll-Messung: 24h vorher VelazquezMoctezuma et al., 1990 Wirkung auf den Schlaf von in die Formatio reticularis injiziertem Nikotin Katzen n=7 EEG: implantierte Elektroden; Gabe von 9x Ringer-Lösung und 9x Nikotin (9.2µg) bilateral in den Pons durch implantierten Kanülen Messung: 3 h Vazquez et al., 1996 Effekt von Nikotin auf Schlaf und PGO Spikes Katzen n=10 EEG, EOG: implantierte Elektroden EMG: Elektroden in die Nackenmuskulatur PGO-Spikes Aktivität: Elektroden in Corpus Geniculatum laterale -Nikotin-Patch (NP) Gabe 2h vor Schlaf: 17,5mg; 35mg; 52,5mg an jede Kochsalz: Kein Effekt auf EEG und Verhalten Nikotin: 1-3 min: Zunahme der kortikalen EEG-Aktivität, Aufwachen -5 min: Rückfall in tieferen SWS, als vor Nikotingabe -15-25 min: Zunahme von REMAktivität Mecamylamin-Vorbehandlung: keine Wirkung von Nikotin N.B. 50µg/kg: erhöhter REMAnteil, Abnahme der Wachzeit N.B.100µg/kg: erhöhter REMAnteil, Abnahme der Wachsamkeit N.B. 200µg/kg: Abnahme von REM-Anteil, Zunahme der Wachzeit, Abnahme der Gesamtschlafzeit, Tremors Alle: erhöhter Muskeltonus Ringer-Lösung: Baseline Nikotin: -Zunahme von REM -Abnahme der Wachzeit -Abnahme von SWS 1 -reduzierte REM-Latenz -keine Änderung in SWSII 35mg; 52,5mg NP: -Abnahme von Gesamt-REM 17,5mg NP: - Keine Änderung von GesamtREM -Zunahme von Dauer der REMPeriode -Abnahme der REM-Frequenz Domino et al., 1965 25 Katze (mind. 4 Tage Intevall zw. Den Dosen) Messung: Baseline, Nikotin-Nacht, Folgenacht ohne Nikotin, jeweils für 8h Salin-Pascual et al., 1999 Änderung des Schlafes nach akuter und chronischer Gabe von Nikotin Ratten Baseline : Kochsalz n=7 Akute Gabe: Nikotin 0,1mg/kg n=5 0.25 mg/kg n=8 0.5 mg/kg n=6 1 mg/kg n=8 Chronische Gabe Nikotin 0.1 mg/kg n=5 0.5 mg/kg n=5 Mecamylamine 0.5 mg/ kg n=8 1mg/kg n=8 GuzmanMarin et., 2001 Effekt von Nikotin auf Feuerungsrate der serotonergen Neuronen in den dorsalen Raphe-Kernen (DRN) während REM Effekt von Nikotin auf die Neuronen in den dorsalen Raphe-Kernen und auf die laterodorsalen (LDT) pedunculoponti nen (PPT) Neuronen Rolle von beta2 Untereinheit des nAchRezeptors in der Schlafregulatio n und Schlaffragmenti erung Ratten n=6 Mihailescu et al., 2001 Lena et al., 2004 EEG: implantierte Elektroden EMG: Elektroden in die Nackenmuskulatur Akute Gabe von Nikotin: subkutan 10 Min vor Schlaf, Messung: für 4 h Chronische Gabe von Nikotin: subkutan Adaptationsnacht, Baseline-Nacht, 4 Nächte mit Nikotin, Folgenacht ohne Nikotin Mecamylamin: 1. intraperitoneale (i.p.) Gabe, Adaptationsnacht, Baseline, Nacht mit Mecamylamin, Folgenacht 2. 0,5mg/kg Mecamylamin i.p, 30 min später 1 mg/kg Nikotin subkutan EEG,EMG Registrierung der Aktivität der DRN Besimmung der serotonerge Neuronen (PSN) S.c. Nikotine Bitartrat 0,1mg/kg -Abnahme der REM-Latenz -Verschwinden von PGO Spikes Alle NPs: Zunhame der Gesamtwachzeit Post-Patch: erneut PGO Spikes, reduzierte Dichte der PGO-Spikes Akute Gabe von Nikotin: 0.5 mg und 1 mg: -Reduktion von REM -Reduktion von SWS -Zunahme von Wachzeit -Zunahme von REM-Latenz 0.1 mg: keine akute Wirkung Chronische Gabe: 0.1 mg: -Zunahme der REM-Zeit -Abnahme der Wachzeit und SWS 0.5 mg: -Abnahme der REM-Zeit -Zunahme der Wachzeit -Abnahme von SWS. Mecamylamine: 1.: keine Änderung 2.: kein Effekt von Nikotin Nikotin: -Zunhame der Feuerungsrate während REM und in Übergang von NREM zu REM -Keine Änderung der Feuerungsrate während Wachzeit und NREM -Verlängerte REM-Periode -kein Effekt auf REM-Frequenz Hirnschnitte von Ratten Identifikation der DRN, laterodorsalen und pedunculopontinen Neuronen in Schnitten von Mittelhirn Lokale Injektion von NikotinLösung (2mM) in die DRNs Messung derer Feuerungsrate und Serotonin-Ausschüttung Nikotin: -Zunahme der SerotoninAusschüttung von 30 DRNs -Abnahme der Feuerungsrate der LDT und PPT Neuronen Mäuse n=14 Wild-Typ n=18 beta2AchR-Knockout EEG: epidural implantierte Elektroden EMG: Elektroden in die Nackenmuskulatur EKG Ohne Nikotin: Baseline i.p. Gabe von Nikotin Bitartrat 1-2 mg/kg Messung: 48 h Ohne Nikotin: Knock-Out Mäuse (im Vergleich zu Wild-Typ): längere REM-Phase, weniger Microarousal in NREM, gleichviel kurzes Aufwachen (bis 15s), stabilere REM- und NREMPhasen Nach Nikotin: Wild-Typ: -1. h: Zunahme der Wachsamkeit, Abnahme von NREM und REM -2. h: “rebound” Abnahme der Wachzeit, Zunahme von NREM -3. and 4. h: Kein Effekt Knock-Out Mäuse: -1., ,2. h Keine Änderung in der Wachzeit und der Schlafphasen Tabelle 4. Tierexperimentelle Studien 26 4.1.1.1 Einleitung Über die Wirkung von Nikotin auf cholinerge Mechanismen, welche im Ablauf von Schlaf-WachRhythmus beteiligt sind, ist wenig bekannt. Zum einen findet sich eine große Anzahl von cholinergen Zellen in den pedinculopontinen Kern und laterodorsalem Tegmentum, welche als Teil des retikulären aufsteigenden Systems durch subkortikale Strukturen zur kortikalen Aktivierung führt. Zum anderen finden sich cholinerge Neurone im basalen Vorderhirn, welche duch Projektion auf den Nucleus basalis zur thalamokortikalen Aktivierung führen. In das retikuläre System injizierte Cholinomimmetika, wie Carbachol, führen zu einer deutlichen Zunahme der EEGAktivierung, wobei diese von Antagonisten, wie Atropin, reduziert wird (Baghdoyan et al., 1984). Das aufsteigende retikuläre System ist hauptsächlich für die Generierung von REM-Schlaf verantwortlich. Der REM-Schlaf setzt sich aus den tonischen und phasischen Komponenten zusammen. Während die tonische Komponente während des ganzen REM-Schlafes zu beobachten ist und mit einem Verlust des Muskeltonus und kortikaler EEG-Aktivierung einhergeht, tritt die phasische Komponente nur sporadisch auf. Während der phasischen Periode treten einerseits monophasische Wellen im Pons, Nucleus laterale geniculatum und in der okzipitalen Kortex (PGOWellen) und anderseits für den REM-Schlaf typische schnelle Augenbewegungen auf (Shiromani et al., 1987). Auf welche Weise Nikotin in diese Abläufe eingreift, wird anhand der folgenden tierexperimentellen Untersungungen ausgeführt. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass Nikotin den Schlaf nicht ausschließlich durch das cholinerge System, sondern möglicherweise durch präsynaptische Aktivierung von aminergen und serotonergen Systemen beeinflusst. 4.1.1.2 Akuter Effekt Domino und Mitarbeiter (1965) führten die ersten experimentellen Untersuchungen zur Wirkung von Nikotin auf den Schlaf durch. Für die EEG-Ableitungen wurden bei 15 Katzen stereotaktisch Elektroden in den somatosensorischen Kortex, in Hippocampus, Amygdala, Hypothalamus und in die mittlere Formation reticularis implantiert. Das 5 bzw. 25 Min vor der Substanzapplikation abgeleitete Schlaf-EEG diente als Baseline. Das Nikotin bzw. Placebo (Kochsalzlösung) wurde in die Jugularvene injiziert. Die EEG-Ableitungen wurden 5 Min und 25 Min nach der Substanzapplikation ausgewertet. 1,5 ml Kochsalzlösung führte zu keiner EEG-Änderung (n=15). Nikotin (0,01mg/kg/KG; n=9) unmittelbar nach der Injektion bewirkte das kurzfristige Erwecken der Katzen aus dem Tiefschlaf heraus, woraufhin der langsamwellige Schlaf wieder einsetzte. Nach 15-20 Min war im EEG eine signifikante Erhöhung des REM-Schlafes zu beobachten. Bei vorheriger Mecamylin-Gabe, welches ein zentraler Nikotinantagonist ist, war diese Wirkung von Nikotin aufgehoben. Diese Untersuchung wurde bei Katzen, deren Hirnstamm durchtrennt 27 worden ist, wiederholt. Im EEG erschienen bei Nikotingabe jedoch die gleichen Änderungen. Dadurch konnte gezeigt werden, dass Nikotin den Schlaf durch eine direkte zentralnervöse Wirkung, nicht durch die Bindung an peripheren Rezeptoren und dadurch ausgelösten indirekten ZNS-Wirkungen beeinflusst. Die Schwäche der Studie ist, dass die polysomnographische Messungen nur 25 Min lang durchgeführt wurden. Demnach konnte die weitere Änderung der Schlafstadien nicht verfolgt werden. Bei Jewett et al., (1966) wurde Nikotin in unterschiedlichen Dosen subkutan appliziert. Hier wurde das Schlaf-EEG bei Katzen über 5 Stunden aufgezeichnet, wobei die Katzen jede 30 Min geweckt worden sind, um zusätzlich die Änderungen im Verhalten und in der Aktivität der Katzen zu prüfen. Die Kontroll-Messungen wurden an den gleichen Katzen am vorigen Tag durchgeführt. Einer Katze wurde 50 µg/kg/KG, 2 Katzen wurden 100 µg/kg/KG und einer Katze 200 µg/kg/KG NikotinBitartrat appliziert. Niedrige Dosen (50 und 100µg/kg/KG) von Nikotin erhöhten den REM-Schlaf und verminderten die Zahl der Wachperioden. Die Gabe von 200 µg/kg/KG Nikotin führte zu einer signifikanten Unterdrückung des REM-Schlafes und zur Steigerung der Wachsamkeit. Die Gesamtschlafzeit war bei der hohen Dosis ebenfalls vermindert auf Kosten von tieferen Schlafstadien und REM-Schlaf. In dieser Studie war zwar die Anzahl der Katzen, denen Nikotin appliziert wurde, sehr gering. Weiterhin führt möglicherweise das Aufwecken der Katzen jede 30 Minuten zu einer Störung des Schlafablaufs, wodurch der Effekt von Nikotin nicht eindeutig zu entnehmen ist. In der Studie von Velazquez-Moctezuma et al., (1989) wurde Nikotin bei 7 Katzen in die mediale pontine Formation reticularis injiziert. Es wurde neunmal 0,1 µl Kochsalzlösung als Kontrolle und neunmal 0,9 µg nikotinhaltige Lösung zugeführt. Drei Min nach der Mikroinfusion wurde das EEG drei Stunden lang aufgezeichnet. Nikotin führte zu einer Verkürzung des Wachstadiums und NREM-1-Schlafs mit einer konsekutiven Erhöhung der Dauer des REM-Schlafes. Die Latenzzeit der ersten REM-Periode war ebenfalls verkürzt. Um den cholinergen Einfluss von Nikotin auf den Schlaf besser zu beurteilen, wurde den Katzen ein muscarinerger Agonist gegeben, was auch zur Erhöhung von REM-Schlaf Dauer führte. Die Erhöhung von REM-Schlaf durch Nikotin alleine war etwas geringer, als die durch Nikotin und muscarinergen Agonist. Es wurden keine methodischen Schwächen an der Studie festgestellt. 28 Salin-Pascual et al., (1999) untersuchte den akuten und chronischen Effekt von subkutan appliziertem Nikotin an Wistar Ratten. Die EEG-Messung erfolgte 4 Stunden lang 10 Min nach der Substanzzufuhr. Als Baseline dienten die EEG-Messungen nach Gabe von Kochsalzlösung. Die höheren Dosen (0,5 und 1 mg/kg) zeigten den folgenden akuten Effekt auf den Schlaf: Verminderung der Dauer und Anzahl der REM-Schlaf Perioden, Verlängerung der Latenzzeit des REM-Schlafes, Reduktion des NREM-Schlafes. Die niedrige Dosis von Nikotin (0,1 mg/kg) zeigte keinen akuten Effekt auf den Schlaf. 4.1.1.3 Chronischer Effekt In der gleichen Arbeit von Salin-Pascual et al., (1999) wurde auch der chronische Einfluss vom Nikotin auf den Schlaf untersucht. Die chronische Gabe einer höheren Dosis (0,5 mg/kg, n=5) von Nikotin über 4 Tage reduzierte die Gesamtschlafzeit, den NREM- und den REM-Schlaf und erhöhte die Wachzeit. Am fünften Tag, nach Absetzen der Nikotinzufuhr, war beim REM-Schlaf als Rebound-Effekt eine Erhöhung vom REM-Anteil im Vergleich zu Baseline zu beobachten. Die niedrigere, 0,1 mg/kg Dosis von Nikotin führte ab der dritten Gabe interessanterweise zur Reduktion der Wachphasen und des NREM-Schlafes und zur Erhöhung des REM-Schlafes. Diese hielt auch in der Folgenacht an. Die Erhöhung des REM-Schlafes war in der ersten und zweiten Stunde nach Nikotingabe am stärksten ausgeprägt, in der dritten und vierten Stunde war diese nicht mehr signifikant. Die Studie ist methodisch hochwertig. Zum weiteren Verständnis der Wirkung von Nikotin diente die Untersuchung von Lena und Mitarbeiter (2004) an Knockout Mäusen. Hier wurde der Schlaf der Mäuse, bei denen das Gen für die beta-2 Untereinheit der Acethylcholin-Rezeptoren ausgeschaltet wurde, untersucht. Die Messungen wurden nach 48 Stunden Adaptation weitere 48 Stunden lang durchgeführt. Nikotin in 1-2 mg/kg Dosis wurde intraperitonal zugeführt. Bei den beta-2 Knockout-Mäusen war der Schlaf schon ohne Nikotinzufuhr verändert: sie zeigten verlängerte REM-Phasen und weniger MicroArousal während der NREM-Periode im Vergleich zu den Wild-Typ-Mäusen. Bei Nikotinzufuhr zeigten die beta-2 Knock-out Mäuse keine Änderung im EEG. Die Wild-Typ-Mäusen im Gegensatz zeigten eine Erhöhung der Gesamt-Wachzeit und Verkürzung der NREM- und REM-Perioden in der ersten Stunde nach Nikotinapplikation. In der zweiten Stunde war eine Reduktion der Wachheit und konsekutive Erhöhung der Gesamt-NREM-Zeit zu beobachten. Ab der dritten Stunde gab es keine signifikante Änderung in der Schlaf-EEG. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die 29 Wirkung von Nikotin auf den Schlaf hauptsächlich durch die beta-2 Untereinheit der AchRezeptoren vermittelt wird. In der Untersuchung von Vazquez et al., (1996) wurden 10 Katzen Nikotinpflaster in verschiedenen Dosen zugeführt. Die Messungen starteten 3 Stunden nach der Nikotinpflaster-Applikation und dauerten acht Stunden lang. Am folgenden Tag wurden die Messungen ohne Nikotinpflaster wiederholt, um einen möglichen Rebound-Effekt auf den Schlaf zu erfassen. Die höheren Dosen (35 mg, 52,5 mg) führten zur Abnahme der Gesamt-REM-Dauer und zu einer dosisabhängigen Erhöhung der Wachzeit. Der SWS war nicht verändert. 17,5 mg Nikotin erhöhte die mittlere Dauer der REM-Perioden, aber verminderte ihre Frequenz. Am folgenden Tag war die Dauer der einzelnen REM-Perioden mit der ansteigenden Dosis linear erhöht, die Gesamt-REM-Zeit jedoch war nicht verändert. Zu der Studie ist zu bemerken, dass die verwendeten Dosen im Vergleich zu den vorigen Studien hoch waren. Bei den Tieren traten starke Nebenwirkungen auf, was die Schlafparameter v.a. durch Erhöhung der Wachzeit verzehren kann. 4.1.1.4 Wirkung auf die PGO-Spikes In der gleichen Untersuchung wurden durch in die Kerne des Geniculatum laterale implantierte Elektroden zusätzlich die PGO-Wellen (Pons-Geniculatum-Orbito-Wellen) gemessen. Diese sind charakteristisch für den REM-Schlaf und sind typischerweise 10-20 Sekunden vor dem Eintritt der charakteristischen EEG-Desynchronisation des REM-Schlafes registrierbar. Bei Nikotin-Gabe waren die PGO-Wellen supprimiert, bei den hohen Dosen sogar komplett eliminiert. Die PGO-Spikes und damit der REM-Schlaf werden durch cholinergen Projektionen aus den pedunculopontinen (PPT) und laterodorsalen Neuronen (LDT) generiert. Anhand der oben geschilderten Befunde ist es anzunehmen, dass in der Unterdrückung der PGO-Spikes durch Nikotin neben der direkten cholinergischen Wirkung auch andere Mechanismen beteiligt sind, wie möglicherweise eine direkte cholinergische Aktivierung der PPT- und LDT-Neuronen durch Nikotin. Die Suppression von PGO-Spikes wurde auch in der Studie von Guzman-Marin et al., (2001) untersucht. Seine Untersuchung basierte auf der Beobachtung, dass die PGO-Spikes normalerweise bei einem niedrigen Serotonin-Spiegel erscheinen. In früheren Arbeiten wurde beschrieben, dass die serotonergen Neuronen die LDT- und PPT-Neuronen inhibieren. So wurde vermutet, dass die Suppression der PGO-Wellen durch die inhibitorische Wirkung der dorsalen Raphe-Kernen auf die LDT- und PPT-Neuronen gewährleistet ist. 30 In dieser Untersuchung führte subkutan appliziertes Nikotin (0,1 mg/kg) bei Ratten zu einer erhöhten Feuerungsrate der serotonergen Neuronen der dorsalen Raphe-Kernen, wo auch charakteristischerweise die PGO-Spikes auftreten, in der NREM-REM Wechselphase und während der REM-Phase. Gleichzeitig zeigte sich eine Verlängerung der Dauer der REM-Periode. Die Frequenz der REM-Phasen war unverändert. Dieses Ergebnis erscheint paradox und die Erhöhung der Dauer der REM-Perioden lässt sich möglicherweise durch eine direkte Stimulation der LDTund PPT-Neuronen erklären. Der Effekt von Nikotin auf die serotonergen Neuronen wurde von Mihailescu et al., (2001) ebenfalls untersucht. Hier wurde an Gehirnschnitten von Ratten die Feuerungsrate der serotonergen Neuronen der dorsalen Raphe-Kernen, der LDT- und PPT-Neuronen gemessen. Zwei mM Nikotinlösung wurde in die dorsalen Raphe-Kernen injiziert. So bewirkte Nikotin eine Erhöhung der Feuerungsrate der serotonergen Neuronen in den dorsalen Raphe-Kernen und eine signifikante Abnahme der Feuerungsrate der PPT- und LDT-Neuronen. Dieses Ergebnis bestätigt auch die Annahme, dass die Inhibierung der PGO-Spikes bei Nikotingabe durch eine serotonerge Hemmung der PPT und LDT Neuronen entsteht. Es ist also anzunehmen, dass die oben beschriebene Unterdrückung der PGO-Spikes bei Nikotinapplikation durch die dorsalen serotonergen RapheKerne vermittelt ist. Der Einfluss von Nikotin auf die serotonergen Neuronen ist von besonderem Interesse, denn dadurch kann möglicherweise der stimmungsaufhellende Effekt und eine Verbesserung der Schlafstörungen bei depressiven Patienten unter Gebrauch von Nikotin erklärt werden. Dieser Zusammenhang wird im späteren Kapitel anhand klinischer Studien näher erläutert. 4.1.1.5 Zusammenfassung Zur Übersicht über die Änderung der Schlafstadien nach Nikotinapplikation dient Tabelle 4. Die Studien, in denen Nikotin systemisch (s.c., i.v., i.p., transdermal) appliziert wurde, zeigen, dass Nikotin in höheren Dosen eine aktivierende Wirkung ausübt, indem es die Wachzeiten auf Kosten von NREM- und REM-Schlaf erhöht. Niedrige Dosen bewirkten einen gegenteiligen Effekt: eine Reduktion der Wachzeit und der leichten Schlafstadien und Erhöhung der Dauer der REM-Zeit. Die Erhöhung des REM-Schlafes ist auch nach chronischer Gabe aufgetreten (Tabelle 5). 31 Nikotin Akuter Effekt Chronischer Effekt ↑ ↓ ↓ ↑↓ Wachzeit NREM 1-2 NREM 3-4 REM Akuter Entzug ↓↑ ↓ ↓ ↑↓ ↓− ─ ↓− ↑↑ Tabelle 5. Zusammenfassung der tierexperimentellen Studien (Anmerkung: Wo in der Tabelle zwei Pfeile vorhanden sind, wurde ein dosisabhängiger Unterschied der Wirkung von Nikotin festgestellt. Der erste Pfeil weist auf den Effekt der niedrigeren Dosis, der zweite Pfeil auf der höheren Dosis hin.) 4.2 Untersuchungen an Menschen 4.2.1 Ergebnisse Zu der Frage des Einflusses von Nikotin auf den Schlaf bei Menschen wurden 46 Publikationen gefunden. Für einen besseren Überblick wird hier eine inhaltliche und methodische Einteilung der Studien vorgenommen (Tabelle 6). - Inhaltliche Einteilung Die Änderung des Schlafes unter Einwirkung von Nikotin wurde in den Artikeln zu verschiedenen Zeitpunkten des Rauchverhaltens analysiert: während des Nikotinkonsums, während des Nikotinentzugs und unter Nikotinersatztherapien. In 6 Studien wurde der Einfluss von Nikotin auf den Schlaf bei depressiven Patienten untersucht. Weitere 6 Artikel befassten sich mit dem Einfluss von Nikotin auf den Schlaf bei Patienten mit Apnoe-Hypopnoe-Syndrom. - Methodische Einteilung In den Artikeln wurde die Änderung des Schlafes entweder durch subjektive Messungen, d. h. durch Fragebögen-Erhebungen, oder durch polysomnographische Messungen evaluiert. Methodik Nikotinkonsum Nikotinentzug Nikotinpflaster Nikotinkaugummi Depression Schlafapnoe FragebogenErhebungen 6 6 6 2 ─ ─ Polysomnographie 3 3 8 ─ 6 6 Tabelle 6. Ergebnis der Datenbankrecherche zu Studien mit Untersuchungen an Menschen 32 Im Folgenden werden erstens die Publikationen über die Veränderung des Schlafes beim Nikotinkonsum referriert und zweitens diejenigen Studien, welche den Schlaf beim Nikotinentzug untersuchten. Anschließend wird der Einfluss der Nikotinersatztherapien auf den Schlaf anhand der vorliegenden Studien behandelt. Schließlich wird auf die klinische Auswirkung von Nikotin bei Patienten mit Depression und Schlafapnoe eingegangen. 4.2.2 Schlafstörungen bei Nikotinkonsum 4.2.2.1 Ergebnisse Der Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Rauchen wurde in 9 Artikeln untersucht (Tabelle 7). In 6 Studien wurde die Schlafqualität zwischen Rauchern und Nichtrauchern mittels Fragebögen verglichen. In 3 Studien wurden polysomnographische Messungen verwendet. Angesichts der hohen Prävalenz der Schlafstörungen und des Nikotinkonsums ist, die geringe Anzahl der Studien überraschend, die sich mit dieser Thematik befassen. Nikotinkonsum Fragebogen-Erhebungen Publikation Wetter et al., 1994 Fragestellung der Studie Zusammenhang von Rauchen und Schlafstörungen Probanden Methodik Ergebnis n=3516 Nicht-Raucher: m=754; w=893 Longitudinale KohortenStudie Raucher (m, w): -Einschlafschwierigkeit, -Starke morgendliche Müdigkeit Ehemalige Raucher: m=555, w=458 Raucher: m=339, w=452 fehlende Angaben von Dropouts Phillips et al., 1995 Rauchen und Schlafstörungen n=484 (m=167, w= 317) Raucher: n=115 Nichtraucher: n=369 Alter: <18J: n=99; >18J n=385 Patten et al., 2000 Prädiktoren für Schlafstörungen N=7960 Jugendliche (12-18 Jahre) Rieder et al., 2001 Nocturnal SleepDisturbing Nicotine Craving (NSDNC): Symptom der N (gesamt)=69 starke Raucher , davon n=14 Raucher mit NSDNC - Fragbögen nach DSM IIIR zu Insomnie, Hypersomnie, Parasomnie Bewertung der Stärke der Symptomatik nach Anzahl der aufgetretenen Symptome/ Mo.: sehr häufig: >16 x häufig: 5-15 x nicht häufig: 2-4 x selten: 1 od. <1 x Briefumfrage Multivariate Analyse Fragen: nach Stanford Sleep Questionnaire and Assessment of Wakefulness, + bzgl. Lebensführung und Gesundheit Longitudinale KohortenStudie Telefonische Umfrage Dauer: 4 Jahre Pilot-Studie Fragebogen bzgl. NSDNC bei n=14 Raucher (m): -nicht-erholsamer Schlaf -Alpträume Raucher (w): -nicht-erholsamer Schlaf -Tagesmüdigkeit -Einschlafen während Tätigkeiten Kein Unterschied zw. Ehemaligenund Nicht-Raucher Raucher: -häufiger Einschlafstörungen -häufiger Durchschlafstörungen -erhöhte Tagesmüdigkeit -Depressive Symptome -mehr Kaffeekonsum -kleine Unfälle Prädiktoren für Schlafstörungen: -Depressive Symptome -Nikotinabusus -weibliches Geschlecht -asiatische Rasse Häufigkeit von NSDNC: täglich n=4, einige Male /Wo. n=5; einige Male/Mo. n=5 -Schlafstörungen n=11 33 starken Nikotinabhängigkeit eingeschlossen in die Studie Riedel et al., 2004 Rauchen und Schlafstörungen in Anbetracht von weiteren Einflußfaktoren n=769 (m=379, w=390) Raucherprävalenz: 21% (davon 38% <15 Zig/Tag; 62% >15Zig/Tag) Randomisierte prospektive Studie Fragebogen für 2 Wochen jeden Morgen Schlaftagebuch, Beck Depression Inventory (BDI), State Trait Anxiety Inventory (STAI), Evaluation von Lebensstil, Gesundheitszustand, Insomnie Kaneita et al., 2005 Zusammenhang von Zigaretten- und Alkoholkonsum und Schlafstörungen bei Schwangeren n=16.000 schwangere japanische Frauen Raucherprävalenz während SS: 9.9%, vor SS: 25,7% Umfrage Fragebogen: 1. Trinkverhalten, 2. Rauchverhalten, 3. Schlafqualität, 4. persönliche Daten -Abstinenzversuch: n=9, -Schlafstörungen bei Abstinenzversuch: n=9 Leichte Raucher: -Kürzere Gesamtschlafzeit -geminderte Bettzeit -höchste Prävalenz von Insomnie Starke Raucher: -Gesamtschlafzeit und Bettzeit wie bei Nicht-Raucher -nur bei Frauen erhöhte Prävalenz für Insomnie Starke und Leichte Raucher: -jüngere Population -höhere Score in BDE -höhere Score in STAI -mehr Alkoholkonsum Starke Raucher (n=13): -höchste Prävalenz für Schlafstörung, Einschlaf-, Durchschlafstörung -frühes morgendliches Erwachen -reduzierter Gesamtschlaf -Tagesmüdigkeit, RLS Tabelle 7. Tabellarische Darstellung der Fragebogen-Erhebungen zur Schlafqualität bei Rauchern 4.2.2.2 Fragebogen-Erhebungen Die longitudinale Kohorten-Studie von Wetter et al., (1994) untersuchte die Häufigkeit von schlafbezogenen Beschwerden unter Rauchern und Nichtrauchern. Von den 3516 Teilnehmern der Studie waren 1647 Nichtraucher (754 Männer, 893 Frauen), 1013 ehemalige Raucher (555 Männer, 458 Frauen) und 791 Raucher (339 Männer, 452 Frauen). In der Studie stimmt die Angabe der Gesamtteilnehmeranzahl mit den in die einzelnen Kategorien gelisteten Teilnehmeranzahlen nicht überein. Gleichzeitig liegt keine Angabe vor, die betreffende Abweichungen bzw. Dropouts erläutert. Die Fragebögen beinhalteten Fragen zu Symptomen von Insomnie, Hypersomnie und Parasomnie entsprechend der DSM-III-R Klassifikation. Die Häufigkeit der Symptome wurde auf folgende Weise definiert: „sehr häufig“: Symptome an >16 Tagen/Nächte im Monat „häufig“: Symptome an 5-15 Tagen/Nächte im Monat „nicht häufig“: Symptome an 2-4 Tagen/Nächten im Monat „selten“: Symptome an 1 oder weniger Tagen/Nächte im Monat. Rauchende Männer gaben verhältnismäßig oft nicht-häufige (OR: 1,44), häufige (OR: 1,56) und sehr häufige (OR: 2,32) Einschlafstörungen an. Ähnliche Ergebnisse konnten auch bei rauchenden Frauen festgestellt werden mit häufigen (OR: 1,78) bzw. sehr häufigen Einschlafstörungen (OR: 1,88). Einen weiteren signifikanten Unterschied zu den Nichtrauchern wies die Häufigkeit der Angaben über nicht-erholsamen Schlaf auf. Bei den restlichen Insomniesymptomen, wie 34 nächtliches und frühmorgendliches Aufwachen, wurde zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern kein Unterschied festgestellt. Das Rauchen konnte auch mit Symptomen der Hypersomnie assoziiert werden. Rauchende Frauen litten häufiger (OR: 2,61) an exzessiver Tagesschläfrigkeit. Raucher, sowohl Männer wie Frauen, gaben Beschwerden beim Aufwachen an (OR: >2). Rauchende Frauen zeigten ebenfalls eine Tendenz zum Einschlafen während alltäglicher Tätigkeiten, wie Fernsehen oder Lesen. Ein weiteres interessantes Resultat der Studie war die hohe Anzahl der berichteten Parasomnie-Beschwerden. Rauchende Männer zeigten eine 11,8-mal höheres Auftreten von störenden Träumen oder Alpträumen. Zwischen ehemaligen Rauchern und Nicht-Rauchern wurde kein signifikanter Unterschied bei der Häufigkeit von Schlafstörungen gefunden. Die Studie zeigt, dass Raucher ein ca. zweimal höheres Risiko aufweisen, Schlafstörungen zu haben, wobei von den Symptomen die Einschlafschwierigkeit, der nicht-erholsame Schlaf, die exzessive Tagesschläfrigkeit, die starke morgendliche Müdigkeit und die störenden Träume dominieren. Diese epidemiologische Studie bietet wegen der hohen Teilnehmerzahl eine aussagekräftige Übersicht. Auf einige Schwächen der Studie ist jedoch hinzuweisen: In der Studie liegen keine Angaben über das Ausmaß des Nikotinkonsums vor. Dadurch ist ein dosisabhängiger Zusammenhang in der Ausprägung der Schlafstörungen nicht gegeben. Weiterhin liegen keine Angaben vor, wie lange der Nikotinkonsum bei den ehemaligen Rauchern zurückliegt. Dadurch ist es möglich, dass die damals vorliegenden Schlafstörungen sich mit der Zeit normalisierten und dadurch in der Studie nicht erfasst werden. Zu der Studienpopulation zu bemerken ist, dass die Teilnehmer in dieser Studie bis zu 98% zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr waren. Dadurch wurde das Auftreten von Schlafstörungen bei jüngeren Erwachsenen, wo auch die Raucherprävalenz am höchsten ist, nicht erfasst. Wichtige Einflussfaktoren, wie depressive Symptome, Alkohol- und Kaffeekonsum, welche auch einen deutlichen Einfluss auf den Schlaf und auf die Tagesbefindlichkeit haben, wurden in der Studie nicht berücksichtigt. Die Studie von Phillips und Kollegen (1995) zeigt ähnliche Ergebnisse. Hier wurde die Schlafqualität und Lebensführung von 108 Rauchern und 376 Nicht-Rauchern mittels BriefUmfrage verglichen. Von den 484 Teilnehmer waren 99 Jugendliche (Alter: 14-18 Jahre) und 385 Erwachsene (Alter. 20-84 Jahre). Bei den Jugendlichen betrug die Raucherprävalenz 38% und bei Erwachsenen 20%. In dieser Studie berichteten Raucher häufiger über Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafstörungen und Tagesmüdigkeit. Weiterhin zeigte die multivariate Analyse eine positive 35 Korrelation zwischen wöchentlichem Zigarettenverbrauch und Kaffeekonsum (p<0,001) und zwischen wöchentlichem Zigarettenverbrauch und depressiver Symptomatik (p<0,001). Um zu evaluieren, ob das Rauchen den Schlaf allein beeinflusst oder die Beeinträchtigung der Schlafqualität von mehreren Kofaktoren, wie depressive Symptome und Kaffeekonsum, abhängt, wurde eine Multiple Regressionsanalyse durchgeführt. Hier erwies sich das Rauchen mit Durchschlafstörungen und Tagesmüdigkeit assoziiert (p<0,05). Die Einschlafstörungen hingen jedoch nicht mit dem Rauchverhalten zusammen. Ein Mangel der Studie ist, dass ein Drogenkonsum der Teilnehmer nicht ausgeschlossen wurde. Dies wäre zum einen wegen des verbreiteten Drogenkonsums unter Jugendlichen, zum anderen wegen des Einflusses der Drogen auf die Schlafqualität sinnvoll gewesen. Die longitudinale Kohorten-Studie von Patten und Mitarbeiter (2000) hatte zum Ziel, mögliche prädiktive Faktoren für Schlafstörungen zu identifizieren. Hier wurden 7960 Jugendliche telefonisch nach Symptomen von Schlafstörungen und nach persönlichen Merkmalen im Jahre 1989 und erneut in 1993 befragt. Bei Baseline gaben 4866 der Befragten keine Schlafstörungen an. Von diesen Probanden berichteten 4 Jahre später schon 28% über gelegentliche Schlafstörungen und zusätzlich bei weiteren 9% waren die Schlafstörungen schwer ausgeprägt. Von 3094 Jugendlichen, die bei Baseline Schlafstörungen angaben, bestanden bei 52% 4 Jahre später stets die Beschwerden und 21% litten an schweren Schlafstörungen. Die Multiple Regressionsanalyse ergab, dass die Entwicklung der Schlafstörungen mit dem Rauchen, depressiven Symptomen, dem weiblichen Geschlecht und der asiatischen Rasse zusammenhingen. Reguläre Raucher (OR:2,1) und Gelegentheits-Raucher (OR:1,56) wiesen ein höheres Risko auf, Schlafstörungen zu entwickeln, als Nicht-Raucher. In dieser Studie erfolgte die Evaluation der Schlafstörungen nicht nach einer standardisierten Methode. Die Häufigkeit des Auftretens von Schlafstörungen wurde nicht im Voraus definiert. Die Pilot-Studie von Rieder et al., (2001) hatte zum Ziel, ein weiteres Symptom des Nikotinentzugs bei starken Rauchern zu identifizieren und seine Häufigkeit zu betimmen. Dieses Symptom wurde als Nocturnal Sleep-Disturbing Nicotine Craving bezeichnet und beschreibt das nächtliche Aufwachen infolge der Nikotinsucht. Dazu wurden 69 starke Raucher (>20 Zigaretten am Tag) bezüglich ihrer Schlafqualität befragt. Von den 69 starken Rauchern gaben 14 (20%) an, dass sie gelegentlich in der Nacht aufwachen und erst wieder einschlafen können, wenn sie eine Zigarette rauchten. Diese 20% wurden in die weitere Befragung einbezogen. Bei 4 Personen kam dieses Ereignis jede Nacht vor, bei 5 einige Male in der Woche, bei den weiteren 5 einige Male im Monat. 36 Weiterhin gaben 11 Teilnehmer an, dass sie bei einem Abstinenzversuch auch an starken Schlafstörungen litten. Eine überraschende Feststellung dieser Untersuchung ist, dass nur 2 der 14 Befragten ihre Schlafbeschwerden mit dem Rauchen assoziierten. Diese Studie untersuchte die Schlafstörungen bei starken Rauchern, bei denen die Symptome so stark ausgeprägt waren, dass sie erst nach erneutem Nikotinkonsum wieder einschlafen konnten. Da die Fragestellung der Studie sehr spezifisch ist, ist dementsprechend der Kreis der Betroffenen sehr klein. Unklar ist, inwieweit das Resultat dieser Studie auf mäßige bis schwache Raucher übertragen werden kann, bei denen die Schlafstörungen in geringerem Grade ausgeprägt sein dürften. Die Studie von Rieder et al., (2001) liefert nur Angaben über das nächtlichen Craving bei sehr starken Rauchern. Wegen der kleinen Teilnehmerzahl ist die Relevanz dieses Symptoms nicht einzuschätzen. Die Studie von Riedel et al., (2004) untersuchte in einer randomisiert ausgewählten Population von 769 Teilnehmern den Zusammenhang von Schlafstörungen und Rauchen. In dieser Studie wurden zusätzlich weitere Einflußfaktoren, wie vorliegende Krankheiten, Alkoholkonsum, Geschlecht und Rassenzugehörigkeit zusätzlich berücksichtigt. Im Rahmen der Erhebung füllten die Teilnehmer über 2 Wochen täglich ein Schlaftagebuch, Beck Depression Inventory, State Trait Anxiety Inventory (STAI) aus. Sowie Angaben über den täglichen Nikotin- und Alkoholkonsum und Insomnie-Symptome wurden erfasst. Raucher machten 21% der Teilnehmer aus. Leichte (<15 Zig/Tag) und starke (>15 Zig/Tag) Raucher waren jünger, als Nicht-Raucher und wiesen höhere Punktzahlen in der Beck Depression Inventory und State Trait Anxiety Inventory auf. Zusätzlich war der Alkoholkonsum ebenfalls bei Rauchern höher. Nach Auswertung des Schlaftagebuchs zeigte sich bei leichten Rauchern eine verminderte Gesamtschlafzeit und im Bett verbrachte Zeit, obwohl weitere Parameter wie die Einschlatenz, die Wachzeit nach Einschlafen und die Anzahl von Aufwachen nicht verändert war. Interessanterweise konnte zwischen starken Rauchern und Nicht-Rauchern in den oben genannten Schlafparametern kein Unterschied festgestellt werden. Für Insomnie-Beschwerden zeigte sich das leichte Rauchen prädisponierend, wobei bei starken Rauchern nur Frauen häufiger InsomnieSymptome angaben. Der Unterschied zwischen rauchenden Männern und Nicht-Rauchern ergab sich nach der Regressionsanalyse nicht signifikant. Der Vorteil dieser Studie den anderen gegenüber war, dass hier die subjektive Schlafqualität in einer randomisierter Population prospektiv mittels eines Schlaftagebuches erfasst wurde. Ein methodischer Mangel der Studie ist, dass die zusätzlichen Angaben der Insomnie-Beschwerden hier deskriptiv, nicht mittels eines standardisierten Fragebogens ermittelt worden sind. Dies könnte 37 möglicherweise auch die Abweichung der Insomnie-Beschwerden zwischen leichten und starken Rauchern erklären. In der Studie von Kaneita et al., (2005) wurden schwangere Frauen bezüglich ihrer Schlafqualität, ihres Alkohol- und Zigarettenkonsums befragt. Hier zeigte sich, dass starke Raucherinnen (>20 Zigaretten am Tag) eine zweifach höhere Prävalenz für alle erfragten Symptome von Schlafstörungen aufwiesen. Allerdings machten starke Raucher nur 1% der gesamten Teilnehmerzahl (n=16 000) aus. 4.2.2.3 Polysomnographische Untersuchungen Drei Studien wurden bislang publiziert, in welchen die Schlafmuster von Rauchern und NichtRauchern mittels polysomnographischer Messungen verglichen wurden. In der Studie von Zhang et al., (2007) wurde neben der traditionellen PSG-Messung eine Spektral-Analyse der Schlaf-EEG durchgeführt (Tabelle 8). Nikotinkonsum Polysomnographische Untersuchungen Publikation Probanden Methodik Ergebnis Soldatos et al., 1980 Fragestellung der Studie Rauchen und Schlafstörungen n=100 (n=50 Raucher, n=50 NichtRaucher) PSG: Raucher: -Längere Wachzeit -Längere Einschlaflatenz -verminderte Gesamtschlafzeit MMPI: -vermehrter Kaffeekonsum bei Raucher -kein Unterschied in Alkohol- und Drogenkonsum Zhang et al., 2006 Rauchen und Schlafarchitektur n=6400 n=2916 (45,6%) Nicht-Raucher n=2705 (42,3%) ehemalige Raucher n=779 (12,2%) Raucher Randomisierte Studie Dauer: 4 Nächte (1. Adaptation, 2., 3. und 4. PSG-Untersuchung) Messung: PSG (EEG,EOG,EMG) Fragebögen: MMPI (Minnesota Multiphasic Personality Inventory), Sleep History Questionnaire Daten von einer multizentrischen longitudinalen Studie Zhang et al., 2007 Spektral-Analyse der nächtlichen EEG von Raucher und Nichtraucher n=80 n=40 Raucher (>20 Zig/Tag) n=49 Nichtraucher Messung: Home-PSG Fragebögen Randomisierte Studie, matched nach Alter, Geschlecht, BMI, AHI, Halsumfang, Ausschluss psychiatrischer Erkrankungen Home-PSG EEG-Spektral-Analyse -Schlafstörungen Dauer: 1 Nacht Home-PSG: Raucher: -verlängerte Einchlaflatenz -weniger Gesamtschlaf -mehr NREM1 -weniger NREM 3-4 -niedrigere Schlafeffizienz Kein Unterschied zw. Ehemalige und Nicht-Raucher Raucher: -häufiger unerholsamer Schlaf -kein Unterschied in Schlafstadien im Vgl. zu Nichtraucher -mehr alpha-Frequenz -weniger delta-Frequenz -im Verlauf des Schlafes Abnahme des Unterschiedes zu Nichtraucher Tabelle 8. Tabellarische Darstellung der PSG-Studien bei Rauchern 38 In der Studie von Soldatos et al., (1980) wurden polysomnographische Messungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführt. Der erste Tag diente zur Baseline-Messung. Die Probanden, 50 Raucher und 50 Nicht-Raucher, wurden nach Geschlecht und Alter randomisiert. Zusätzlich zu den PSG-Untersuchungen füllten die Probanden Fragebögen (Minnesota Multiphasic Personality Inventory, Sleep History Questionnaire) aus. In der Studie verbrachten Raucher während der Nacht mehr Zeit in Wachem (92,7 Min) als NichtRaucher (73,9 Min.). Dieser Unterschied resultierte hauptsächlich aus einer längeren Einschlaflatenz, 43,7 Min bei Rauchern vs. 29,8 Min bei Nicht-Rauchern. Beide Ergebnisse waren signifikant: p<0,05. Es wurde kein Unterschied in der Dauer der Schlafstadien gefunden. Durch die Analyse der Fragebögen stellte sich heraus, dass Raucher in der Regel vermehrt Kaffee konsumieren. Es konnte jedoch kein positives Korrelat zwischen vermehrtem Kaffeekonsum und häufigerem Auftreten von Schlafstörungen festgestellt werden. In der Studie von Zhang und Mitarbeiter (2006), in der das Schlafprofil von 779 Rauchern, 2916 Nicht-Rauchern und 2705 ehemaligen Rauchern mittels Home-Polysomnographie verglichen wurde, zeigten Raucher eine längere Einschlaflatenz (p<0,0001), eine leichte Verlängerung der REM-Schlaf-Latenz und eine verminderte Gesamtschlafzeit. Bei Rauchern waren die Schlafstadien zugunsten von den Schlafphasen NREM-1- und NREM-2-Schlaf bei gleichzeitiger Abnahme der Tiefschlafdauer NREM-3- und NREM-4-Schlaf verschoben. Der Anteil des REM-Schlafes war bei Rauchern nicht verändert. Die Schlafeffizienz war bei Rauchern verglichen mit Nicht-Rauchern oder ehemaligen Rauchern niedriger. Diese Ergebnisse waren auch nach multivariabler Analyse für Alter, Geschlecht, Apnoe/Hypopnoe-Index und Alkoholkonsum stets signifikant. In einer weiteren Studie von Zhang und Kollegen (2007) wurde zur Objektivierung von Schlafstörungen bei Rauchern eine Spektralanalyse der nächtlichen EEG angefertigt. Zur Untersuchung des Nikotineinflusses wurden 40 Raucher und 40 Nichtraucher nach Alter, Geschlecht, BMI, Apnoe/Hypopne-Index randomisiert und gematched. Vorbestehende psychiatrische Erkrankungen, die den Schlaf beeinflussen könnten, wurden ausgeschlossen. Unerholsamer Schlaf wurde von Rauchern häufiger (22,5%) berichtet als von Nicht-Rauchern (5%). Durch die traditionelle Auswertung der Schlaf-EEG nach Rechtschaffen und Kales konnte kein Unterschied der Schlafstadien zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern festgestellt werden. In der Spektral-Analyse zeigte sich jedoch eine deutliche Zunahme der alpha-Frequenz und Abnahme der delta-Frequenz. Dieser Unterschied war am meisten am Anfang der Schlafperiode ausgeprägt. Im Verlauf der Nacht zeigte sich eine kontinuierliche Normalisierung beider Frequenzen. Weiterhin 39 wurde in einer multivariablen Analyse gezeigt, dass die Abnahme von alpha-Frequenz und Zunahme der delta-Frequenz mit dem berichteten unerholsamen Schlaf assoziiert ist. . Alle polysomnographischen Studien waren qualitativ hochwertig. Die Studie von Zhang et al., 2006 ist wegen der großen Probandenzahl und des breiten Ausschlusses von Einflussfaktoren hervorzuheben. In der Studie von Soldatos waren die Teilnehmer nach Alter und Geschlecht randomisiert. Zusätzlich waren die PSG-Messungen hier über 3 Tage im Schlaflabor durchgeführt, im Gegensatz zu den beiden Studien, in denen über 1 Nacht Home-PSG verwendet wurde. Bei Soldatos et al., 1980 konnte nach der Rechtschaffen-Kales Definition kein Unterschied in Arousals festgestellt werden. In Zhang et al., 2006 wurden die Arousal nach ASDA definiert, die Ergebnisse waren jedoch nicht in der statistischen Auswertung aufgeführt. In den Studien von Soldatos und Zhang (2007) konnte keine Veränderung der Schlafstadien nachgewiesen werden. Dies resultiert möglicherweise aus der relativ kleinen Teilnehmerzahl. Eine andere Erklärung könnte das Ergebnis der Studie von Zhang et al., 2007 liefern: dass mögliche Änderungen im Schlaf im traditionellen Schlaf-EEG nicht erfasst werden können. Die Fragebogen-Erhebungen zeigten insgesamt, dass bei Rauchern häufiger Schlafstörungen auftreten. Die am häufigsten aufgetretenen Symptome waren Einschlafstörungen und Tagesmüdigkeit. Tabelle 9 zeigt zusammenfassend die Ergebnisse der PSG-Studien. Diese Symptome waren durch die polysomnographischen Studien von Soldatos et al., 1980 und Zhang et al., 2006 objektivierbar. Beide wiesen eine verlängerte Einschlaflatenz nach. In den Studien von Zhang war zusätzlich die Verschiebung von tiefen Schlafstadien in Richtung leichter Schlafstadien beschrieben (2006), sowie in der Spektral-Analyse das vermehrte Auftreten von alpha-Frequenzen und die Abnahme von delta-Frequenzen (2007). Durch diese Befunde kann die beeinträchtigte subjektive Schlafqualität, als auch die vermehrte Tagesschläfrigkeit erklärt werden. 40 Nikotinkonsum Wachzeit Einschlaflatenz TST NREM 2 NREM 3-4 REM REM-Schlaf-Latenz SE Arousal Raucher ↑ ↑ ↓ ↑ ↓ − ↑ ↓ − Tabelle 9. Zusammenfassung der PSG-Studien bei Rauchern (↑: Zunahme, ↓: Abnahme; −: keine Änderung beschrieben worden) 4.2.3 Effekt von Nikotinentzug auf den Schlaf 4.2.3.1 Ergebnisse Zum Thema Schlafstörung während des Nikotinentzugs wurden insgesamt 9 Artikel gefunden. In 6 wurde die Änderung der Schlafqualität mittels Fragebögen evaluiert (Tabelle 10a). In den weiteren 3 Studien wurden PSG-Messungen durchgeführt (Tabelle 10b). 4.2.3.2 Fragebogen-Erhebungen In den früheren Untersuchungen war es von besonderer Bedeutung, die Entzugsymptome zu identifizieren und sie in standardisierten Fragebögen zusammenzufassen. Diese Bemühungen führten zur Vereinheitlichung der Erfassung der Entzugsymptome, welche für eine bessere Beurteilung des Ausmaßes der individuellen Entzugsymptomatik und der Wirksamkeit der verschiedenen Therapieformen notwendig war. 41 Nikotinentzug Fragebogen-Erhebungen Publikation Hatsukami et al., 1984 Fragstellung der Studie Nikotinentzug Probanden Methodik Ergebnis n=27 Raucher (n=20 ExperimentGruppe; n=7 Kontroll-Gruppe) Randomisierte + matched Studie Exp.-Gruppe:1-3. Tag: Rauchen (Baseline), 4-7. Tag: Abstinenz Kontroll-Gruppe: Rauchen während der Studie Obj.Parameter: Vitalparameter, Kalorie-Aufnahme, psychomotorsche Aktivität Fragebögen: Schiffman-Jarvik Tobacco Withdrawal Questionnaire, POMS; Stanford Sleep Questionnaire Prospektive nicht randomisierte Studie Dauer: 1.Tag Baseline, 20 Tage Abstinenz Messung: Tagebuch inkl. 8 Entzugssymptome (Schlaflosigkeit, Schläfrigkeit) Im Entzug: Stanford Sleep Questionnaire : -Zunahme der Häufigkeit und der Dauer von nächtlichen Aufwachen Vitalparameter: -Abnahme der Herzfrequenz -Zunahme der Appetit und Kalorienzufuhr POMS: -depressive Stimmung, Verwirrtheit 2 dropout aus der ExperimentGruppe Cummings et al., 1985 Nikotinentzug über 3 Wochen n=33 (m=9, w=24) n=17 >20 Zig/Tag n=16 <20 Zig/Tag Hatsukami et al., 1985 Abhängigkeit der Entzugssymptome von Nikotin- und Kotininspiegel im Blut n=20 Raucher (m=11, w=9) Hatsukami et al., 1988 Entzugssymptome unter partieller und kompletter Nikotinabstinenz N (gesamt)=32 Shiffman et al., 1995 Entzugsymptome bei Gelegentheits-, und Dauer-Raucher n=51 n=26 GelegentheitsRaucher (<5 Zig/ 4x/Wo) n=25 DauerRaucher (20-40 Zig/T) Nicht-kontrollierte klinische Studie Dauer: 3 T. Rauchen, 4 T. Abstinenz Messung: Nikotin-, und Kotininspiegel im Blut vor und nach Zigarettenkonsum -Bestimmung von HWZ von Nikotin 15, 30 und 60 Min. nach Rauchen Randomisierte Studie n=11: komplette Abstinenz n=11: 50% Reduktion der Zig. n=10: Wechsel zu Nikotinreduzierten Zig. (0.4 mg Nikotin / Zig)) Dauer: 1. T. Adapatation, 2. und 3. T Baseline, 4.-8.T Exp) Messung: Puls, Gewicht, POMS, Stanford Sleep Questionaire, Withdrawal Checklist (inkl. Insomnie) Randomisierte Studie Dauer: 2 Perioden (1 Wo.Abstand) 1.Periode, Rauchen: 2 T, 3 Nächte 2.Periode, Abstinenz: 2 T, 3 Nächte Messung: 5x/Tag WAC (handhold computer for Withdrawal DSM-III +Schlafstörung +Finger-TappingTest) Schläfrigkeit: -Zunahme bei starken Rauchern –häufiger bei starken Rauchern als bei leichten Rauchern Abnehmender Trend im zeitlichem Verlauf Schlaflosigkeit: -Zunahme im Vergleich zu Baseline -Keine abnehmende Tendenz in zeitlichem Verlauf Im Entzug: -Kurze HWZ von Nikotin: mehr Aufwachen / Nacht -Höhere Nikotinexposition: häufigeres Aufwachen / Nacht Komplette Abstinenz: -Zunahme von Aufwachen / Nacht -Abnahme der Herzfrequenz -Gewichtzunahme -Entzugssymptome ausgeprägter als bei partieller Abstinenz -Zunahme der Irritabilität in POMS Entzug: Dauer-Raucher: -mehr Aufwachen -geminderte Schlafqualität, -Abnahme der Vigilanz -Stimmungsstörung -Verlangen nach Rauchen -Verlängerte Reaktionszeit 42 Grove et al., 2006 Effekt von Sport auf subjektive Schlafqualität bei Nikotinentzug N (gesamt)=27 (w) 5 Drop-outs Sport-Gruppe: n=12 KontrollGruppe: n=10 Randomisierte Studie Dauer: 11 Wo.:1. Wo.Adaptation, 2.6. Wo. Sportliche Vorbereitung, 6. Wo. akuter Nikotinentzug 7.-11. Wo. Abstinenz Sport: 30-50 Min./Tag Fragebogen (3 Fragen zur Schlafqualität) Entzug: Kontroll-Gruppe: -Einschlafstörungen: Zunahme ab der 7. Wo., Normalisierung bei 10 Wo. -Durchschlafstörungen: Zunahme ab 7.Wo., Normalisierung bei Wo.11 Sport-Gruppe: weniger Einschlafstörungen in der 7. Wo. Tabelle 10a. Tabellarische Darstellung der Studien zu Fragebogen-Erhebungen beim Nikotinentzug In der häufig zitierten Studie von Shiffman und Jarvik, (1976) wurde das Auftreten der allgemeinen Entzugsymptome über eine Periode von 12 Tagen der Abstinenz in klinischer Umgebung ermittelt. Die 35 Teilnehmer der Studie berichteten viermal täglich mittels Fragebögen über psychologische und physiologische Symptome, über ihr Verlangen nach Tabakkonsum und über ihren Antrieb. Einer partiellen Nikotin-Abstinenz wurden 24 Teilnehmer und einer kompletten Abstinenz 11 Teilnehmer unterzogen. Das interessante Ergebnis der Studie war, dass bis auf den Antrieb alle Entzugsymptome im Verlauf der ersten Woche der Abstinenz zwar eine fallende Tendenz zeigten, sie stiegen jedoch in der zweiten Woche wieder an. Weiterhin zeigten die Teilnehmer mit kompletter Abstinenz eine kontinuierliche Abnahme des Symptoms „Verlangen nach Rauchen“ im Verlauf, diese Tendenz blieb bei der Gruppe mit partieller Abstinenz konstant. Dadurch ist anzunehmen, dass die partielle Abstinenz ein größeres Rückfallrisiko aufweist, als das abrupte Absetzten des Rauchens. Es wurde kein Unterschied in der Ausprägung der Symptomatik zwischen starken Rauchern (>20 Zigaretten / Tag) und leichten Rauchern (<20 Zigaretten / Tag) gefunden. Diese Studie geht zwar nicht spezifisch auf Schlafstörungen während des Entzugs ein, dient jedoch als Grundlage (u.a. mit dem daraus entwickelten Fragebogen) für die weiteren Studien. Auf die Feststellung bei Shiffman und Jarvik hin, dass die Entzugsymptome in der zweiten Woche nach beginnendem Abfall erneut ansteigen, nahmen sich Cummings et al. (1985) vor, die zeitliche Abfolge der Symptome über eine längere Periode zu verfolgen. In dieser Studie wurden die Entzugsymptome - darunter Schläfrigkeit und Schlaflosigkeit - bei 33 Teilnehmern über 21 Tage erfragt. Die Tendenz-Analyse zeigte eine Abnahme der Schläfrigkeit im Verlauf über den angegeben Zeitraum, wobei starke Raucher häufiger als leichte Raucher über dieses Symptom berichteten. Dieser Unterschied war jedoch nicht signifikant. Weitere erfragte Symptome, wie Übelkeit, Husten, Engegefühl in der Brust, Irritabilität und Craving zeigten über die 3 Wochen ebenfalls eine abnehmende Tendenz. Für die Schlaflosigkeit war die Tendenz zwar im Verlauf absteigend, jedoch ohne Signifikanz. Wenn die Schlaflosigkeit in der Entzugsphase kontinuierlich 43 besteht, ist es möglich, dass dieses Symptom einem Rückfall mehr beiträgt, als Entzugssymptome, welche in kürzerer Zeit abklingen. Ein deutlicher methodischer Mangel dieser Studie war, dass die Ergebnisse nur von den Teilnehmern eingeschlossen wurden, die über die drei Wochen abstinent blieben. Von den anfänglich 170 Teilnehmern waren 75 rückfällig und von 62 wurden die Fragebögen nicht eingereicht. Dadurch fehlen die Angaben von den früh rückfälligen Patienten, bei denen die Entzugssymptome möglicherweise besonders ausgeprägt waren. Die Studie von Hatsukami et al., (1984) hatte zum Ziel, die Entzugssymptome in einer prospektiven Kontroll-Studie genau zu identifizieren. In kontrollierter Umgebung wurden 27 Raucher nach 3 Tagen unter Nikotinkonsum für weitere 4 Tage in eine Abstinenzgruppe (n=20) oder in die Kontrollgruppe, in welcher die Probanden weiterhin rauchten (n=7), zugeteilt. Die Messungen beinhalteten Erhebung von Blutdruck, Atemfrequenz, Herzfrequenz und Temperatur. Weiterhin wurden die Kalorienzufuhr und die psychomotorische Aktivität dokumentiert. Die subjektiven Messungen setzten sich aus folgenden Fragebögen zusammen: Schiffman-Jarvik Tobacco Withdrawal Questionnaire, Profile of Mood States, Standford Sleep Questionnaire Scale. Die Standford Sleep Questionnaire beinhaltet Fragen bezüglich der Einschlaflatenz, der Häufigkeit nächtlichen Aufwachens, der Dauer des nächtlichen Wachseins, der Schlafdauer und der Schlafqualität. Hier zeigten zwei Parameter eine signifikante Erhöhung während der Entzugsphase. Von der Abstinenzgruppe wurde eine erhöhte Anzahl nächtlichen Aufwachens und eine verlängerte Dauer des nächtlichen Wachseins berichtet. Die Probanden wiesen während des Entzuges depressive Verstimmung und Verwirrung/confusion auf. Ebenso wurde eine Abnahme der Konzentrationsfähigkeit beobachtet. Die weiteren Erhebungen zeigten eine signifikant erhöhte Kalorienaufnahme und Steigerung der Herzfrequenz während des Nikotinentzugs. Außer der kleinen Teilnehmerzahl weist die Studie keine methodischen Mängel auf. In einer weiteren Untersuchung von Hatsukami et al., (1985) wurde analysiert, ob die Ausprägung der Entzugssymptome vom Nikotin- und Kotininspiegel im Blut, von der Halbwertszeit des Nikotins oder von der Höhe der täglichen Nikotinexposition abhängig ist. Das für diese Arbeit interessante Ergebnis war, dass die kürzere Nikotinhalbwertszeit mit einer Erhöhung der Anzahl des nächtlichen Erwachens einherging. Weiterhin berichteten Probanden mit höherer Nikotinexposition öfters über nächtliches Aufwachen. Zusätzlich wurde eine signifikante Korrelation zwischen dem Verlangen nach Nikotin und der Höhe des Nikotin- und Kotininspiegels im Blut gefunden: Probanden mit höherem Nikotin- und Kotininspiegel wiesen ein stärkeres Verlangen nach Nikotin 44 auf. Dieses Ergebnis deutet an, dass einige Entzugssymptome vom Nikotinspiegel abhängen. Überraschend war die Feststellung, dass zwischen der Nikotinexposition und Entzugssymptomatik erfasst mit der Shiffman-Jarvik Withdrawal Scale keine Korrelation gefunden werden konnte. Wobei zu diesem Ergebnis zu bemerken ist, dass die Menge von inhaliertem Nikotin in der Studie nicht genau bestimmt wurde. Das Ergebnis legt jedoch die Folgerung nahe, dass ähnliche Nikotinexposition bei den einzelnen Probanden zu unterschiedlich hohem Nikotinspiegel im Blut führt. Der Nikotinspiegel ist demnach nicht nur von dem Ausmaß der Nikotinexposition, sondern auch von der Absorption und vom individuellen Nikotinmetabolismus abhängig. Diese Studie zeigt, dass die Ausprägung der Entzugssymptome mehr vom Nikotinspiegel im Blut als von der Nikotinexposition gemessen an der Anzahl der gerauchten Zigaretten abhängt. Folglich Raucher mit höherem Nikotinspiegel und demzufolge eher starke Raucher an gehäufter Entzugsymptomatik leiden. Die Studie weist keine methodischen Mängel auf. Hatsukami et al., (1988) verglichen den Entzugseffekt von komplettem und partiellem Nikotinentzug. Zweiunddreißig Raucher wurden nach drei Tagen Rauchen in drei Gruppen randomisiert: 11 Probanden in die Gruppe mit kompletter Abstinenz, 11 Probanden mit 50% Reduktion des Zigarettenkonsums und 10 Probanden in die Gruppe, in der Zigaretten mit 0,4 mg Nikotingehalt geraucht wurden. In den folgenden fünf Tagen wurden neben der vegetativen Symptomatik (Herzfrequenz, Schwitzen, Gewichtszunahme) die Entzugssymptome mittels des Profile of Mood States und Stanford Sleep Questionnaire erfasst. Die Gruppe mit kompletter Abstinenz zeigte in den folgenden Parameter eine erhöhte Entzugssymptomatik im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen: erhöhte Herzfrequenz (p<0,01), Gewichtzunahme (p<0,05), erhöhte Anzahl von nächtlichen Aufwachens (p<0,01), erhöhte Aggressivität (p<0,05). Unter den Gruppen wurde kein Unterschied in der Stimmungslage und Tagesbefindlichkeit festgestellt. Insgesamt waren die von den Probanden selbst angegebene sowie die von den Beobachtern bewertete Entzugsymptomatik bei der Gruppe mit kompletter Nikotinabstinenz am stärksten ausgeprägt. Die Studie weist keine erkennbaren Mängel auf. In der Studie von Shiffman et al., 1995 wurde der Entzugseffekt von Nikotin zwischen 25 DauerRaucher und 26 Gelegenheits-Raucher verglichen. Die Symptome wurden in 2 Perioden mit einer Woche Abstand über 2 Tage und 3 Nächte während Rauchen und Nikotinentzug erfasst. Die Symptome wurden fünfmal täglich mittels eines tragbaren Computers erfasst. Sie beinhaltete: die Entzugssymptome nach DSM-III, Schlafstörungen, der Grad der Vigilanz mit Finger-Tapping-Test und Logik-Test, weiterhin der Zeitpunkt von Schlafengehen und Erwachen. 45 Dauer-Raucher wiesen unter Nikotinkonsum eine kürzere Gesamt-Schlaf-Dauer als GelegenheitsRaucher auf. Während des Nikotinentzugs zeigte sich eine erhöhte Anzahl von nächtlichem Aufwachen (p<0,01) und eine Abnahme der subjektiven Schlafqualität (p<0,05) bei DauerRauchern. Der Gesamt-Schlaf war stets verkürzt. Bei Gelegentheits-Rauchern war unter Abstinenz keine signifikante Änderung beim Schlafen zu beobachten. Weiterhin traten die folgende Symptome während akutem Entzug bei Dauer-Rauchern auf: Verlangen nach Nikotin (p<0,001), Stimmungsstörungen (p<0,001), Abnahme der Aufmerksamkeit (p<0,01), Verlängerung der Reaktionszeit bei Finger-Tapping-Test und bei Lösung der logischen Aufgabe (p=0,01). Bei der anderen Gruppe war keine signifikante Entzugssymptomatik zu beobachten. Die Studie wurde randomisiert und qualitativ hochwertig durchgeführt. Die Studie von Grove et al., (2006) untersuchte die Auswirkung von sportlicher Betätigung auf die Insomnie-Beschwerden bei Nikotinentzug. 22 Frauen wurden in eine Sport-Gruppe oder in eine Kontroll-Gruppe randomisiert. In der Vorbereitungsphase von der 1. bis 6. Woche durften alle Teilnehmer rauchen. Die Sport-Gruppe fing in dieser Phase mit einem 30-50-minütigen Trainingsprogram 3 Mal in der Woche an. Ab der 7. Woche war das Rauchen für 5 Wochen untersagt. Die Schlafqualität wurde mittels eines Fragebogens bezüglich der Einschlafschwierigkeit, Durchschlafschwierigkeit und Tagesschläfrigkeit evaluiert. Die Probanden, die im Rahmen der Studie Sport trieben, berichteten vor und während der Entzugsperiode über weniger Einschlafschwierigkeiten als die Kontroll-Gruppe, wobei dieser Unterschied in der akuten Entzugsphase, also in der 8. Woche, am meisten ausgeprägt war. Die Studien hatten insgesamt zwar relativ kleine Probandenzahlen, waren jedoch qualitativ hochwertig. In den Studien wurden relevante Einflussfaktoren, wie Depression, Medikamenteneinnahme oder Vorerkrankungen bei den Teilnehmern ausgeschlossen. Eine Kontrolle der Nikotinabstinenz wurde in jeder Studie mittels CO-Messung konsequent durchgeführt. 46 4.2.3.3 Polysomnographische Untersuchungen Nikotinentzug Polysomnographische Untersuchungen Publikation Probanden Methodik Ergebnis Kales et al., 1970 Fragestellung der Studie Schlaf während akutem Entzug n=7 starke Raucher (2-3 Pack/T.) In der Abstinenz: -Erhöhter REM-Anteil -Zunahme der Traumintensität Soldatos et al., 1980 Schlafstörungen beim Nikotinentzug n=8 Raucher (m) Nicht-kontrollierte Studie Rauchen (Baseline): 1.-4. T. Entzug: 5.-9. T, n=2: 9.-11 T. Messung: PSG Nicht-kontrollierte Studie PSG: Tag 1-4: Rauchen (Baseline) Ab Tag 5-9: akuter Entzug Tag 9-16: subakuter Entzug bei n=4; PSG am Tag 15 und 16 Prosise et al., 1994 Auswirkung von Nikotinentzug auf den Schlaf und Tagesschläfrigkeit n= 18 (m=10, w= 8) >20 Zig/day 2 drop out Nicht-kontrollierte Studie Dauer: 1. Wo: Baseline (Rauchen) PSG: Adaptationsnacht, in 1.,.2., 3. Nacht 2.Wo.: Entzug, PSG in 4.,.5.,6. Nacht Messung: PSG mit ApnoeRegistration (AHI) Multiple Sleep Latency Test (MSLT) um 10, 14, 16 und 22 Uhr für 20 Min. Fragebögen: Memory and Search Task, Sleep Loss assessment, POMS, SmokeCheck um 9, 11, 15 und 21 Uhr Tag 5-7: -45%Abnahme von Gesamtwachzeit im Schlaf -Verkürzung der Einschlaflatenz -Zunahme der REM-Dauer Tag 8-9: -33%Abnahme von Gesamtwachzeit im Schlaf, -Abnahme der Einschlaflatenz -Abnahme der Wachzeit Tag 15-16: -Abnahme von Gesamtwachzeit PSG im Entzug: -Zunahme von relativen Arousals -Zunahme von Stadienwechsel -Zunahme der Anzahl von Aufwachen -keine Änderung in TST und der Schlafstadien AHI: keine Änderung MSLT: Abnahme der Latenzzeit zur NREM1 POMS: gesteigerte Reizbarkeit, Ängstlichkeit und Verlangen nach Zigaretten Tabelle 10b. Tabellarische Darstellung der PSG-Studien beim Nikotinentzug In einer Untersuchung von Kales et al., (1970) wurde bei 7 starken Rauchern (2-3 Packung Zigaretten/Tag) die Änderung der Schlafqualität unter akutem Nikotinentzug mittels Polysomnographie erfasst. Die Probanden verbrachten nach 4 Nächte, während sie weiterrauchten, und anschließend 5 Nächte unter akutem Entzug im Schlaflabor. Weiterhin 2 Probanden führten die Untersuchung bis zur 12. Nacht fort. In der akuten Entzugsphase zeigte sich eine mäßige Erhöhung der REM-Schlaf-Dauer. Weiterhin ging die Zunahme von REM-Anteil mit erhöhter Traumintensität einher. Dieses Phänomen war bei jedem Probanden zu beobachten: 6 Teilnehmer berichteten über außergewöhnlichen und störenden Träumen, 1 Teilnehmer gab besonders angenehme Träume in der Entzugsphase an. 47 Von dieser Studie wurde nur ein Abstract veröffentlicht. In dem Abstract fehlt eine Beschreibung der weiteren Schlafstadien. In der oben vorgestellten Studie von Soldatos et al., (1980), in der Raucher verglichen mit NichtRauchern eine signifikant erhöhte Einschlaflatenz aufwiesen, wurde eine anschließende Schlafuntersuchung bei 8 rauchenden Männer während akutem Nikotinentzug vorgenommen. In den ersten 3 Tagen rauchten die Probanden ihre gewohnte Menge an Zigaretten. Ab dem fünften Tag hörten sie mit dem Rauchen auf. Sie berichteten über ihr tägliches Befinden und Aktivitäten. In 5 Nächten während der Abstinenz wurde der Schlaf aufgezeichnet. Es zeigte sich eine Abnahme der Gesamtwachzeit (p<0,01) in den ersten drei Nächten der Abstinenz von 75,9 Min zu 42 Min und eine Reduktion der Einschlaflatenz von 51,7 Min auf 18,1 Min (p<0,01). Zusätzlich zeigte sich eine leichte Erhöhung der Dauer des REM-Schlafes von 90,5 auf 100,2 Min, der Gesamtanteil von REM-Schlaf war jedoch nicht signifikant verändert. Am vierten und fünften Abstinenztag war die Gesamtwachzeit immer noch von 75,9 Min zu 51 Min. (p<0,05) vermindert. Bei vier Probanden wurde die Beobachtungszeit im Entzug auf 12 Tage verlängert. Die polysomnographischen Untersuchungen wurden am Tag 11 und 12 der Abstinenz wiederholt. Eine weitere, jedoch nicht signifikante Abnahme der Gesamtwachzeit wurde festgestellt. Während der Abstinenz ergab sich keine signifikante Änderung der Schlafstadien. Die im akuten Entzug aufgetretene Erhöhung der REM-Schlaf-Dauer war im Verlauf nicht mehr zu registrieren. Insgesamt zeigte sich eine Besserung des Schlafprofils während des akuten Nikotinentzuges im Sinne einer Abnahme der Gesamtwachzeit. Dieser Befund spiegelt nicht die durch Fragebögen ermittelten vermehrten Schlafstörungen während des Nikotinentzugs wieder. Die Studie ist wegen der geringen Probandenzahl in der Entzugsphase limitiert. In der Studie von Prosise et al., (1994) wurde der Schlaf von 16 Probanden in der ersten Woche während Rauchen und in der folgenden Woche während des Nikotinentzugs aufgezeichnet. Die PSG-Untersuchungen wurden an den ersten 3 Tagen der Baseline-Woche (Rauchen) und in den ersten drei Tagen der Abstinenzwoche durchgeführt. Um die die Tagesschläfrigkeit während des Rauchens und des Entzugs zu vergleichen, wurde der Multiple Sleep Latency Test (MSLT) verwendet. In diesem Test wurde die Einschlafbereitschaft tagsüber ermittelt, indem die Latenzzeit bis zum Auftreten von Stadium 1, Stadium 2 oder REM-Schlaf in einem Beobachtungszeitraum von 20 Min mittels EEG registriert wurde. Weiterhin wurden die Entzugssymptome, die Vigilanz und der Antrieb der Teilnehmer mittels Smokecheck, Wilkinson Vigilance Test, Memory and Search Test (MAST) und Profile of Mood States (POMS) getestet. 48 In der PSG zeigte sich während des Nikotinentzugs keine Änderung der Gesamtschlafzeit und der einzelnen Schlafstadien. Es fand sich jedoch eine Erhöhung (p<0,03) in der Anzahl der relativen Arousals, welches als Aufwachen vom Schlaf, EEG-Wechsel in Stadium 1 oder Bewegung definiert worden war. Weiterhin wurde eine Zunahme der Anzahl nächtlichen Aufwachens (p<0,02) und ein vermehrter Schlafstadienwechsel (p<0,03) ebenfalls festgestellt. Der MSLT zeigte eine Abnahme der Latenzzeit bis zum Auftreten der ersten NREM-1-Periode im Durchschnitt um 3 Min mit einer Signifikanz von p<0,02. Im POMS gaben die Probanden während des Nikotinentzuges ein vermehrtes Gefühl von innerlicher Anspannung (p<0,02) an. Die Reizbarkeit (p<0,006) und das Verlangen nach Zigaretten (p<0,04) waren bei den Probanden in der zweiten Woche ebenfalls gesteigert. Der MAST (Memory and Search Test) konnte jedoch keine signifikante psychomotorische Änderung während des Entzugs nachweisen. Diese Studie konnte also eine vermehrte Schlaffragmentierung unter akutem Nikotinentzug in der PSG erfassen, welche mit einer erhöhten Tagesschläfrigkeit einherging. Die Untersuchungen zeigten unterschiedliche Ergebnisse. Relativ Arousals und Stadienwechsel, die bei Prosise et al., (1994) vermehrt beschrieben wurden, waren in den beiden älteren Studien nach Rechtschaffen-Kales Scores nicht evaluiert. Aus den Fragebogen-Erhebungen ist ersichtlich, dass Schlafstörungen hauptsächlich im akuten Nikotinentzug auftreten. Von den ermittelten Symptomen dominierten das nächtliche Aufwachen, und bei Frauen die Einschlafstörungen (Grove et al., 2006). Möglicherweise resultiert die häufig berichtete Tagesmüdigkeit aus der verschlechterten Schlafqualität. Interessanterweise zeigte jedoch die PSG-Untersuchung bei Soldatos et al., (1980) eine deutliche Abnahme der Einschlaflatenz während des akuten Entzugs. Wodurch man eigentlich eine bessere subjektive Schlafqualität erwarten würde. Bei Prosise et al., (1994) konnte keine Abnahme der Einschlaflatenz festgestellt werden. Die vermehrt registrierte relative Arousals und Schlafstadienwechsel können jedoch Zeichen für die verschlechterte subjektive Schlafqualität sein. 49 Nikotinentzug Akuter Entzug Subakuter Entzug ↓ ↓ − − − ↑ ↑ ↑ ↓ ↓ − − − − − − Wachzeit Einschlaflatenz TST NREM 2 NREM 3-4 REM Arousal Stadienwechsel Tabelle 11. Tabellarische Zusammenfassung der PSG-Studien beim Nikotinentzug (↑: Zunahme; ↓: Abnhame; −: keine Änderung wurde beschrieben) 4.2.4 Effekt von Nikotinersatztherapien auf den Schlaf Gesunder Aus den oben vorgestellten Studien ist ersichtlich, dass Nikotinentzug die Schlafqualität verschlechtert. Es ist anzunehmen, dass Schlafstörungen v.a. durch die beeinträchtigte Tagesaktivität während des Nikotientzugs dem Rückfall wesentlich beitragen. Zahlreiche Studien nahmen sich zum Ziel, die Wirksamkeit von Nikotinersatztherapien in der Entzugsperiode zu untersuchen. Insgesamt sind diese Therapieformen bei der Linderung der Entzugsymptome als effektiv angesehen. Sie weisen jedoch selbst einige Nebenwirkungen auf. Nikotinersatztherapien unterschieden sich in der Applikationsweise, der Dosis und in der Wirkungsdauer. Dementsprechend sind auch das Ausmaß der Effektivität und die Ausprägung der Nebenwirkungen verschieden bei den einzelnen Therapieformen. Zu den häufigsten beschriebenen Nebenwirkungen der Nikotinpflastertherapien zählen auch Schlafstörungen, weswegen hier näher auf diesen Zusammenhang eingegangen wird. 4.2.4.1 Ergebnisse Die zwei Hauptformen der Ersatztherapien sind nikotinhaltige Pflaster und Kaugummi. Auf den Effekt von Nikotinkaugummis auf den Schlaf wurde in 2 Studien (Tabelle 12) und von Nikotinpflastern in 14 Studien (Tabelle 13a, Tabelle 13b) eingegangen. 50 4.2.4.2 Nikotinersatztherapie mit Nikotinkaugummi Nikotinkaugummi Fragebogen-Erhebungen Publikation Hughes et al.,1984 Gross et al.,1989 Fragestellung der Studie Effekt von Nikotinersatztherapie auf die Entzugssymptome Probanden Methodik Ergebnisse n=100 (m=54, w=45) Raucher >10 Zig/T 1 drop-out Placebo: Zunahme der InsomnieBeschwerden (p<0,05) Effekt von Nikotinersatz auf Entzugssymptome über 10 Wochen lang n=87 Raucher >10 Zig/T 47 drop-out Doppel-blind randomisierte Studie Placebo-, vs. 2 mg Nikotinkaugummi (>10 Stück/Tag) Keine Hospitalisierung Tag 1: Baseline Tag 2: Messung des NikotinSpiegels und Herzfrequenz-Anstieg 2 Min nach Rauchen Ab Tag 3 Entzug für 1 Wo mit Placebo vs. Nikotinkaugummi Messung: Tag 3, 4, 6 mit POMS, Entzugssymptome nach DSM-III, subj. Schlaf, CO-Kontrolle Doppel-blind randomisierte Studie Placebo vs. 2mg Nikotinkaugummi (5-15 Stück/T) 2 Wo vor Abstinenzbeginn: Baseline 10 Wo. Lang: Entzug Messung: 1x/Wo. DSM-III-R veg.Symptome, Insomnie, COKontrolle Nikotinkaugummi: Ähnliche Insomnie-Beschwerden wie bei Placebo Weniger Einschlafstörungen, als während Rauchen Nikotinkaugummi: minimale Besserung der Insomnie-Beschwerden (p<0,10) im Vergleich zu Placebo Hohe drop-out Rate durch fehlender Abstinenz Mehr drop-out: -in Placebo-Gruppe -stärkere Raucher -stärkere Withdrawal Score in der 1. Wo. –Insomnie nicht getrennt gelistet- Tabelle 12. Tabellarische Darstellung der Studien zu Nikotinersatztherapien mit Nikotinkaugummi Die randomisierte Studie von Hughes et al., (1984) untersuchte an 100 Probanden die Wirkung von 2 mg Nikotin-Kaugummi vs. Placebo. Die Teilnehmer waren starke Raucher und rauchten im Durchschnitt 1-1,5 Packung am Tag über 15 Jahren. Am ersten Tag des Experiments wurde bei den Probanden die Stärke der Abhängigkeit mittels Tomkins Addiction Scale und Tolarence Questionnaire (Fagerstrom, 1978) ermittelt. Am zweiten Tag wurde die Toleranz-Index (Herzfrequenz-Anstieg/Nikotinspigel-Anstieg 2 Min nach Rauchen einer Zigarette) bestimmt. Anschließend erfolgte die doppel-blinde Randominisierung der Teilnehmer in die Placebo- oder Nikotin-Gruppe und die Verteilung der entsprechenden Nikotinkaugummis. Ab dem Morgen des dritten Tages war das Rauchen für eine Woche untersagt. An dem dritten, vierten und sechsten Tag der Abstinenz füllten die Probanden im Rahmen eines ambulanten Besuches Fragebögen aus. Die Entzugssymptome wurden nach den Kriterien von DSM-III und von POMS erfragt. Die InsomnieSymptome wurden nach Angaben über die Einschlaflatenz, die Anzahl von Aufwachen in der Nacht, die Dauer des Wachseins während der Nacht und über die Gesamtschlafzeit erhoben. Das Rauchen wurde mittels der exspiratorischen CO-Messung kontrolliert. 51 In beiden Gruppen wurden über 10 Kaugummis am Tag konsumiert. Bei der Placebo-Gruppe traten die folgenden Entzugssymptome vermehrt auf: Verlangen nach Rauchen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeit, Ruhelosigkeit, Ungeduld, Hunger und Insomnie. Bei jedem Parameter war die Erhöhung bezogen auf die Baseline-Werte bei Rauchen signifikant: p<0,05. Bei der Nikotinkaugummi-Gruppe traten Insomnie-Beschwerden und das Hungergefühl in den gleichen Maßen ausgeprägt wie in der Placebo-Gruppe auf. Die anderen vorher erwähnten Entzugssymptome wurden mit Nikotinkaugummi signifikant gelindert. So konnte in dieser Studie kein Effekt von Nikotinkaugummis auf Schlafstörungen unter Nikotinentzug festgestellt werden. In der Untersuchung von Gross (1989) wurde die akute und langfristige Wirkung von 2 mg nikotinhaltigen Kaugummis auf die Entzugssymptome beobachtet. Das Einschlusskriterium der Probanden war das Rauchen über 10 Zigaretten am Tag. Zwei Wochen lang vor Abstinenzbeginn wurden die Probanden (n=87) durch Aufklärung auf das Experiment vorbereitet. In dieser Phase war das Ziel, eine Reduktion des Nikotinkonsums auf 5 Zigaretten am Tag zu erreichen. Weiterhin wurden die Baseline-Messungen durchgeführt. Drei Tage vor Abstinenzbeginn wurden die Probanden (n=84) in Placebo- und Nikotin-Gruppe doppel-blind randomisiert. Anschließend begann die Entzugsphase für 10 Wochen mit 5-15 Stück Placebo- vs. Nikotinkaugummis am Tag. Nur die Ergebnisse von 40 Teilnehmern konnten in die statistische Analyse einbezogen werden. Die Probanden berichteten über die Entzugssymptome einmal in der Woche mittels Fragebögen (15Item Smoking Withdrawal Questionnaire, DSM-III-R). Das Rauchen während der Studie wurde mit CO-Messungen kontrolliert. In der Placebo-Gruppe war in der ersten Woche des Entzugs eine Zunahme der InsomnieBeschwerden im Vergleich zu Baseline zu beobachten. Das Nikotinkaugummi brachte gegenüber Placebo nur eine minimale Verbesserung der Insomnie-Beschwerden (p<0,1). In der 10. Woche war kein Unterschied in der Häufigkeit von Schlafstörungen zwischen den beiden Gruppen festgestellt worden. In der Studie ist die Anzahl der Drop-Outs sehr hoch (n=44). Von diesen wurden 87% wegen fehlender Abstinenz ausgeschlossen. Aus der Drop-Out-Analyse geht hervor, dass aus der Placebo-Gruppe mehr rückfällig wurden, als aus der Nikotin-Gruppe. Diejenige die anfänglich der Nikotin-Gruppe zugeteilt wurden und aus der Studie ausfielen, rauchten bei Baseline signifikant mehr als die in der Studie Verbliebenen der Nikotin-Gruppe. In der Placebo-Gruppe war dieser Unterschied nicht vorhanden. Weiterhin hatten die Drop-Outs in der ersten Entzugswoche signifikant mehr Entzugssymptome als diejenigen, die in der Nikotin-Gruppe bis zum Ende der Studie abstinent blieben. In dieser Auswertung der Entzugssymptome unter den Drop-Outs waren 52 die Symptome nicht einzeln statistisch analysiert. Deswegen ist es ungewiss, ob Schlafstörungen für den Rückfall relevant waren. Weiterhin wurde bei Hatsukami et al., 1985 bei höherer Nikotinexposition ein vermehrtes Aufwachen beschrieben. Es ist möglich, dass in dieser Studie wegen der Reduktion der Zigarettenmenge auf 5 Zig/Tag schon vor Entzug die akute Schlafstörungen nicht genau erfasst wurden. 4.2.4.3 Nikotinersatztherapien mit Nikotinpflaster Zur Entzugstherapie werden am häufigsten Nikotinpflaster eingesetzt. In mehreren Studien werden die Schlafstörungen als Nebenwirkung der Nikotinersatztherapie beschrieben. Es ist jedoch schwierig zu differenzieren, ob die Schlafstörungen der Nikotinzufuhr oder dem Entzugseffekt zuzuschreiben sind. Zusätzlich zu berücksichtigen ist, dass die Wirkungen und Nebenwirkungen der Nikotinersatztherapien dosisabhängig sind. Es wurden 6 Studien gefunden, welche die Wirkung von Nikotinpflaster auf den Schlaf thematisierten (Tabelle 9). In 8 Studien wurden diesbezüglich polysomnographische Messungen verwendet (Tabelle 13a, Tabelle 13b). Fragebogen-Erhebungen Nikotinpflaster Fragebogen-Erhebungen Publikation Imperial Cancer Research Fund General Practise Research Group 1993 Hurt et al., 1994 Fragestellung der Studie Wirkung und Nebenwirkung von Nikotinpflaster bei Rauchern Nikotinentzug mit Nikotinpflaster und mit ärztlicher Beratung Probanden Methodik Ergebnisse N=1686 Doppel-blind placebokontrollierte Randomisierte Studie Dauer: 12 Wo: 4 Wo: 21 mg NP, 4 Wo 14 mg NP, 4 Wo 7 mg NP + Buch oder Broschüre über Nikotinentzug Evaluation der Nebenwirkungen und Entzugssymptome Kotinin-Spiegel Doppel-blind placebokontrollierte Randomisierte Studie Dauer: 8 Wochen 22 mg NP oder Placebo Baseline-Messung: NikotinKotinin-Spiegel, Beck Depression Inventory, Hughes-Hatsukami Withdrawal Scale, Fragerstrom-Test, Alkoholkonsum 1.Wo Entzugssymptome: -Craving 36,3%: Placebo (41,6%)>NP (31,1%) -NP weniger Angaben als Placebo: über Irritabilität, Launigkeit, Spannung, Konzentrationsschwäche N=966: vorzeitiger Abbruch der Pflasterappl ikation N=240 44 dropout 1.Wo Nebenwirkungen von Patch: -NP: Schlafstörungen (20,4%) -Placebo Schlafstörungen (7,5%) Nebenwirkung (gesamt): NP: 87,5% Placebo: 68,3% Davon: Schlafstörungen: 7,5% mit NP; 4,2% mit Placebo -Kopfschmerzen -Erbrechen -Gastrointestinale Störungen Outcome: 53 -Wöchentliche Konsultation, Co-Messung, WithdrawalScale Gourlay et al., 1995 Jorenby et al., 1996 Gourlay et al., 1999 Wirkung und Nebenwirkung von Nikotinpflastern bei rückfälligen Rauchern N=629 die nach vorigem Abstinenzve rsuch mit NP rückfällig wurden Entzugssymptome und Nebenwirkung von Nikotinpflastern N=211 Prädiktoren für Rückfallund zeitliches Auftreten von Nebenwirkungen bei NikotinpflasterTherapie n=1392 Raucher (>15 Zig/d) 41 Dropouts Doppel-blind placebokontrollierte Randomisierte Studie NP: n=316 Placebo: n=314 Dauer: 12 Wo: 4 Wo: 21 mg NP, 4 Wo 14 mg NP, 4 Wo 7 mg Untersuchung am 4.,8.,12. und Nachuntersuchung am 26. Wo. Evaluation der Nebenwirkungen, COMessung Doppel-blind placebokontrollierte randomisierte Studie Dauer: 5 Wo. N=105 21 mg NP N=106 2-3 mg Placebo + Gruppentherapie 2-3x/Wo Baseline während Rauchen Minnesota Nicotine Withdrawal Scale täglich, CO-Messung, Kotininspiegel Kohorten-Studie Dauer: Ab Abstinenzbeginn 21 mg NP für 4 Wo., 14 mg NP von 5-8. Wo., 7 mg NP von 9-12.Wo., ab der 13. Wo. Kein NP Pflaster über 24 St Messung: Persönliche Konsultation bei Baseline, in Woche 1, 4, 8, 12, 26 Kotinin-Spiegel, COMessung Fredrickson et al., 1995 Tabelle Wirkung von hochdosiertem Nikotinpflaster bei Schwerraucher 13a. n=40 Raucher (>20 Zig/d) 2 drop out Tabellarische offene, ambulante Studie Dauer: 8 Wo. 1-5. Wo: 44 mg/d NP (n=38) 5-9. Wo: 22 mg/d NP (n=36) Pflaster über 24 St Messung: HughesHatsumaki Withdrawal Questionnaire, Eigenbericht in Tagebücher, Kotininspiegel im Blut CO-Messung Darstellung der Studien 8.Wo: n=56 mit NP und n=24 mit Placebo abstinent -Niedriger Kotinin-Spiegel bei Baselinebesseres Outcome in der Nikotin-Gruppe Nebenwirkungen (gesamt): NP: n=179 Placebo: n=143 Davon: -Schlafstörungen: 24.0% mit NP; 13.3% mit Placebo -Hautirritation: 24,6% mit NP und 18,9% mit Placebo Nebenwirkungen: -Schlafstörungen: 11.4% NP, 14.2% Placebo -Insomie, Alpträume: 6%, kein Unterschied zw. NP und Placebo Entzugssymptome: Zunahme in der ersten Woche bei beiden Gruppen gestörter Schlaf: Zunahme von Baseline aus in beiden Gruppen, keine Normalisierung über die 4 Wo. Effekt von NP: -keine Reduktion der Schlafstörungen im Vgl. zu Placebo Schlafstörungen: n (gesamt)=668 (48,1%) 21mg NP: 96.7% 14mg NP: 3.1% 7mg NP: 0.1% Davon Albträume: n (gesamt)=414 (29.1%) 21mg NP: 96.4% 14mg NP: 3.1% 7mg NP: 0.5% Andere Schlafstörungen als Alpräume n(gesamt)=447 (32.1%): 21mg NP: 97.3% 14mg NP: 2.7% 7mg NP: 0% Prädiktoren: weibliches Geschlecht, starke Nikotinabhängigkeit, kein zusätzliches Rauchen in der ersten 4 Wochen 44 mg NP: 32,5% der Teilnehmer mit Schlafstörungen: Ein- und Durchschlafstörungen, 25% ungewöhnliche Träume 22 mg NP: bei 7,5% Schlafstörungen, 1 Person mit ungewöhnlichem Traum -Pos. Korrelation zw. Höhe des Kotininspiegels und Schlafstörungen zu.Fragebogen-Erhebungen bei Nikotinpflastertherapie 54 Imperial Cancer Research Fund General Practise Research Group, 1993 untersuchte in einer placebo-kontrollierten randomisierten Studie die Nebenwirkungen und Entzugssymptome beim Nikotinpflaster an Rauchern (n=1686). Die Probanden in der Nikotin-Gruppe erhielten 4 Wochen lang ein 21 mg nikotinhaltiges Pflaster, für weitere 4 Wochen ein 14 mg Nikotinpflaster und anschließend ein 7 mg Nikotinpflaster. Die Kontrollen erfolgten in der 1., 4., 8., und 12. Woche in einer Hausarztpraxis, wo der Compliance, die Entzugssymptome und Nebenwirkungen erfragt wurden. Von 966 der Gesamtteilnehmer (57,3%) wurde die Anwendung der Pflaster vor dem Ende der 12. Woche abgebrochen. Aus dieser Gruppe gaben 80,5% keinen besonderen Grund für den Abbruch an. Nebenwirkungen als Grund für den Studienabbruch gaben nur 15,4% an. Nach der ersten Woche waren 30,5% der Teilnehmer abstinent. Bei den Rauchenden nahm die Anzahl der gerauchten Zigaretten im Durchschnitt von 24,2 Zig/Tag auf 7 Zig/Tag ab. In der 1. Woche gaben die Teilnehmer der Nikotingruppe signifikant weniger Entzugssymptome für Craving, Irritabilität, Launigkeit, Spannung und Konzentrationsschwierigkeit an, als die der Placebo-Gruppe. Schlafstörungen wurden neben Hautreaktionen als die häufigste Nebenwirkungen beschrieben: 20,4% der Nikotin-Gruppe und 7,5% der Placebo-Gruppe. Trotzdem führten die Schlafstörungen selten zum Abbruch der Pflasteranwendung. Als häufigste Schlafstörungen wurden das erhöhte Wachen nach dem Einschlafen und ein intensives Träumen angegeben. Nach der 12. Wochen waren 14,4% der Nikotin-Gruppe und 8,6% der Placebo-Gruppe abstinent. Eine Kritik an der Studie ist, dass die Probanden während der Studie rauchen durften. Es liegt gleichzeitig keine Differenzierung der Entzugssymptome und Nebenwirkungen zwischen rauchenden und nicht-rauchenden Probanden vor. Zusätzlich zu bemerken ist, dass Schlafstörungen nicht unter den Entzugssymptome gelistet waren. In der Studie von Gourlay et al., (1995) wurde die Wirksamkeit und die Verträglichkeit bei Rauchern (n=629) untersucht, die bereits einmal einen Abstinenzversuch mit Nikotinpflaster ohne Erfolg durchmachten. Vier Wochen lang erhielten 315 Teilnehmer Nikotinpflaster mit 21 mg Nikotin und 314 Teilnehmer 2,7 mg Placebo-Pflaster. Für die folgenden 4 Wochen bekamen 152/315 Teilnehmer ein 14 mg Nikotinpflaster und 124/314 Teilnehmer weiterhin 1,8 mg PlaceboPflaster. Anschließend erhielten nur noch 113/315 Teilnehmer ein 7 mg Nikotinpflaster und 58/314 Probanden 0,9 mg Placebo-Pflaster. Die Pflaster wurden 24 Stunden lang getragen, wobei die bei Insomnie-Beschwerden entfernt werden durften. Die starke Reduktion der Teilnehmeranzahl war im Verlauf hauptsächlich wegen Incompliance. Die Evaluation der Abstinenz und Nebenwirkungen erfolgte in der 4., 8. und 12. Woche in einer persönlichen Konsultation und durch exspiratorische CO-Messung. Eine Nachuntersuchung wurde in der 26. Woche nach Studienbeginn durchgeführt. 55 Während der Pflasterapplikation traten in der Nikotingruppe bei 179 Teilnehmern und in der Placebo-Gruppe bei 143 Teilnehmern Nebenwirkungen auf. In dieser Gruppe waren die starken Nebenwirkungen bei 7 Teilnehmern in der Nikotin-Gruppe und 5 Probanden in der Placebo-Gruppe der Grund für Abbruch der Studie. Bei den Nebenwirkungen wurde von 43/179 (24%) Probanden mit Nikotinpflaster und von 19/143 (13,3%) Probanden mit Placebo-Pflaster über Schlafstörungen berichtet. Dieser Unterschied war signifikant. P=0,015. Bei den weiteren Nebenwirkungen zeigte sich kein Unterschied der beiden Gruppen. In der 12. Woche waren nur n=21 der Nikotin-Gruppe (6,7%) und n=6 der Placebo-Gruppe (1,9%) abstinent vom Rauchen. Dieser Unterschied war signifikant: p=0,003. Eine Einschränkung der Studie, dass hier die Entzugsymptome nicht evaluiert wurden. Dadurch ist unklar, inwiefern Schlafstörungen als Nebenwirkung der Nikotinpflaster anzusehen sind. Die Studie von Hurt et al., (1995) wurde an Rauchern (n=240) durchgeführt, die das Rauchen aufgeben wollten. Die Probanden erhielten doppel-blind randomisierte Pflaster mit 22 mg Nikotin (n=120) oder Placebo-Pflaster (n=120) für 8 Wochen. Zusätzlich erhielten alle Probanden eine professionelle Beratung. Bei Baseline wurde u.a. der Nikotin- und Kotinin-Spiegel im Blut bestimmt. Weiterhin wurden die folgende Tests durchgeführt: Fagerstrom Tolerance Questionnaire, Fagerstrom Test für Nikotinabhängigkeit, Beck Depression Inventory (BDI), Self-Administered Alcoholism Screening Test (SAAST) und ein tägliches Tagebuch über die Anzahl der gerauchten Zigaretten und Entzugssymptome nach Hughes-Hatsukami Withdrawal Questionnaire. Die Kontrolle in der Entzugsphase wurde wöchentlich und persönlich durch das speziell ausgebildete Personal durchgeführt. Hier wurden neben der Beratung auch der exspiratorische CO-Spiegel gemessen und die Tagebücher über Rauchen und Entzugssymptome gesammelt. Nach dem 6., 9. und 12. Monat wurden Kontrolluntersuchungen durchgeführt. In den ersten Wochen sind 44 Probanden ausgefallen (Nikotin-Gruppe n=19; Placebo-Gruppe n=25), von denen 10 die Nebenwirkung der Pflaster als Grund angaben: Hautreaktion (n=6 Nikotingruppe); anderen Nebenwirkungen (n=1 Nikotingruppe; n=3 Placebo). In der 8. Woche lag die Abstinenzrate bei 46,7% in der Nikotin-Gruppe und 20% in der PlaceboGruppe. Bei der Kontrolle nach einem Jahr waren 27,5% der Nikotin-Gruppe und 11,7% der Placebo-Gruppe abstinent. Probanden in der Nikotin-Gruppe mit niedrigem Nikotin- und KotininSpiegel bei Baseline gaben das Rauchen bis zur 8. Woche häufiger auf als Probanden mit hohem Baseline-Spiegel. Die Nikotin-Gruppe berichtete in der ersten Woche von weniger Entzugssymptomen als die Placebo-Gruppe (p<0,05). Schlafstörungen wurden von 7,5% der 56 Teilnehmer der Nikotin-Gruppe und 4,3% der Placebo-Gruppe berichtet. Dieser Unterschied war nicht signifikant. Als Kritik der Methodik der letzten drei Studien ist zu bemerken, dass das Rauchen während der Studien nicht als Ausschlusskriterium galt. Die Studien zeigen, dass die Abstinenzrate bei der Placebo-Gruppe insgesamt niedriger war. Demnach wurde in der Placebo-Gruppe häufiger geraucht. Gleichzeitig traten Schlafstörungen häufiger in der Nikotin-Gruppe auf. Es ist möglich, dass dies daraus resultiert, dass die Probanden in der Nikotin-Gruppe weniger rauchten und die Entzugssymptome sich dadurch verstärkten. Eine Abgrenzung von Schlafstörungen als Entzugssymptom oder Nebenwirkung der Nikotinpflaster ist anhand dieser Studien nicht genau möglich. Die Arbeit von Jorenby et al., (1996) analysierte den Einfluss von Nikotinpflastern auf die Entzugsymptome. Die Probanden (n=211) wurden in Nikotin-Gruppen mit 22 mg Nikotinpflaster und in Placebo-Gruppe mit 2-3 mg nikotinhaltigem Pflaster eingeteilt. Beide Probanden erhielten eine intensive Gruppen-Therapie 2-3 mal in der Woche vor und während der Studie. Von 41 Teilnehmern wurde die 5-wöchige Studie vorzeitig abgebrochen, nur von 6 wegen Nebenwirkungen der Pflastertherapie. Gestörter Schlaf, als Nebenwirkung der Pflastertherapie wurde von 11.4% der Nikotin-Gruppe und von 14.2% der Placebo-Gruppe angegeben. Zusätzlich berichteten 6% der beiden Gruppen über Einschlafstörungen und ungewöhnliche Träume. Die Entzugssymptome wurden bei Baseline und während des Entzugs täglich mittels Minnesota Nicotine Withdrawal Scale ermittelt. Die Kontrolle der Abstinenz wurde mit CO-Messung und Kotinin-Bestimmung im Speichel wöchentlich durchgeführt. In die Analyse der Entzugssymptome wurden die Daten nur von den nicht-rauchenden Probanden (Placebo: n=78; Nikotin-Gruppe: n=91) einbezogen, um den verzehrenden Effekt von zusätzlichem Rauchen auszuschließen. Gestörter Schlaf wurde in der Entzugsphase im Vergleich zu Baseline von beiden Gruppen häufiger berichtet. Im Gegensatz zu anderen Entzugssymptomen normalisierte sich der Schlaf nicht über die 5 Wochen und die Häufigkeit von Schlafstörungen in der 5. Woche lag immer noch signifikant über Baseline (p<0,0001). Das Nikotin-Pflaster linderte einige Entzugssymptome, wie Irritabilität und Missstimmung über die ganze Dauer der Studie. Der Effekt der Nikotinpflaster auf Konzentrationsschwäche als Entzugsymptom war nur in der ersten Woche der Therapie ausgeprägt. Einige Entzugssymptome wie der gestörte Schlaf, Depression und Unruhe wurden von dem Nikotinpflaster nicht reduziert. Die Studie ist besonders wegen dem Ausschluss von Rauchern aus den Ergebnissen von Interesse. 57 Die Kohorten-Studie von Gourlay et al., (1999) erfasste 1392 rauchenden Teilnehmer, die den Wunsch zum Aufhören mit dem Rauchen äußerten. Die Probanden rauchten im Durchschnitt 32 ± 12 Zigaretten am Tag und hatten einen Fragerström Score von 6,8 ± 1,8. Die Probanden erhielten nach Abstinenzbeginn für 4 Wochen 24-h Nikotinpflastern mit 21 mg Nikotingehalt, anschließend 24-h Nikotinpflaster mit 14 mg Nikotingehalt von der 5. bis zur 9. Woche und zuletzt 24-h Nikotinpflaster mit 7 mg Nikotingehalt bis Ende der 12. Woche. Ab der 13. Woche wurde kein Nikotinpflaster appliziert. Die Nebenwirkungen wurden in der Woche 1, 4, 8, 12 und 26 in persönlicher Konsultation erfragt, eine standartisierte Methode lag jedoch nicht vor. Zusätzliches Rauchen wurde mit CO-Messungen kontrolliert, führte jedoch nicht zum Ausschluss aus der Studie. Die konsequente Benutzung der Pflaster wurde mit Bestimmung des Kotinin-Spiegels überprüft. Weiterhin durften die Probanden die Nikotinpflaster für die Nacht entfernen, falls Schlafstörungen auftraten. Von den 1392 Teilnehmern berichteten 669 (49%) über Schlafstörungen mit der größten Häufigkeit am ersten Tag der Abstinenz. Von diesen 669 Probanden entfernten 232 (34,7%), das Pflaster vor dem Schlafengehen im weiteren Verlauf der Studie. Bei den 669 Probanden traten die Schlafstörungen bis zu 96,7% mit dem 21 mg nikotinhaltigem Pflaster während der ersten 4 Wochen, 3,1% unter dem 14 mg Nikotinpflaster und bis zu 0,1% unter dem 7 mg Nikotinpflaster auf. In der gleichen Studie wurden die prädiktiven Faktoren für die Nebenwirkungen ebenfalls analysiert. Am häufigsten traten sie bei Frauen, bei stark Abhängigen und bei den Probanden, die während der ersten 4 Wochen der Pflastertherapie nicht zusätzlich rauchten, auf. Bei Probanden, die zwischen dem 4.und 14. Tag der Nikotinpflastertherapie auch geraucht haben, traten weniger Schlafstörungen (28%) auf als bei Probanden, die nicht geraucht haben (39%): dieser Unterschied war signifikant (p<0,001). Die Ergebnisse der Studie, dass Patienten am häufigsten über Schlafstörungen am ersten Tag des Entzugs berichteten und die Inzidenz der Schlafstörungen bei stets rauchenden Probanden signifikant niedriger war als bei komplett-abstinenten Teilnehmern, werden von den Autoren so gedeutet, dass die Schlafstörungen eher dem Nikotinentzug als der Nebenwirkung des Nikotinpflasters zuzuschreiben sind. Dieser Schluß ist jedoch bedenklich. Zum einen dadurch, dass die Probanden über Nacht die Pflaster entfernen durften und die Schlafstörungen als Nebenwirkung so nicht während der ganzen Periode erfasst werden konnten. Anderseits es ist unklar, ob die Abnahme der Schlafstörungen durch die Länge der Abstinenz oder durch die niedrigere Pflaster-Dosis bedingt war. Ein weiterer Mangel der Studie ist, dass die Teilnehmer, die weiter rauchten, nicht ausgeschlossen wurden. Es liegen jedoch keine Angaben vor, wie viel sie rauchten bzw. rauchen durften. In der Studie liegen keine genauen Angaben zur Erfragung der Entzugssymptome vor. 58 In der Studie von Fredrickson et al., (1995) wurden 4 Wochen lang Nikotinpflaster mit 44 mg und 4 Wochen lang mit 22 mg Nikotin bei 40 starken Rauchern (>20 Zig/T) appliziert, um die Verträglichkeit der hohen Dosis der Nikotinpflaster zu prüfen. Die Pflaster wurden über 24 Stunden getragen. Die Teilnehmer erhielten ein Tagebuch zum täglichen Berichten über die Nebenwirkungen und Symptome unter der Pflastertherapie. Das Tagebuch beinhaltete auch das Hughes-Hatsukami Questionnaire. Vor Beginn der Pflasteranwendung bei gewöhnlichem Nikotinkonsum wurde der durchschnittliche Kotininspiegel der Probanden bestimmt und diente als Baseline für spätere Messungen während der Ersatztherapie. Den Teilnehmern wurde zwar am Anfang der Studie die Abstinenz angeraten, das Weiterrauchen war jedoch kein Ausschlusskriterium. Ob die Probanden rauchten, wurde mit exspiratorischen CO-Messungen ermittelt. In den ersten 4 Wochen gaben 13 Patienten (32,5%) Schlafstörungen an. Die Schlafbeschwerden zeigten eine positive Korrelation mit der Höhe des Kotininspiegels im Blut. Teilnehmer mit einem Kotinin-Spiegel von 147% - bezogen auf die Baseline-Messungen ohne Nikotinpflaster während Rauchen als 100%- wiesen in der 4. Woche unter der Ersatztherapie Schlafstörungen auf. Im Gegensatz dazu gaben Probanden mit einem Kotinin-Spiegel von 110% in der 4. Woche keine Schlafstörungen an. Mit dem 22 mg Nikotinpflaster gaben nur 3 Patienten (7,5%) Schlafstörungen an. Ebenfalls häufiger traten gestörte oder ungewöhnliche Träume unter der hohen Nikotindosis auf: bei 9 Probanden (25%) während der ersten vier Wochen mit 44 mg und nur bei einem Probanden mit 22 mg Nikotindosis. Die Studie zeigte, dass das Auftreten von Schlafstörungen eng mit der Höhe des Kotinin-Spiegels zusammenhängt. Da die Probanden jedoch während der Ersatztherapie rauchen durften, ist die Häufigkeit der Entzugssymptome möglicherweise verzerrt. Weiterhin war es möglich, dass die akuten Entzugssymptome bei der niedrigeren Dosis in der 5.-8. Woche schon abgeklungen sein konnten, was auch der Grund für die weniger berichteten Schlafstörungen sein könnte. Die Studie wurde nicht kontrolliert durchgeführt. So liegt kein Vergleich vor, ob unter hoher Nikotindosis im Vergleich zu Placebo häufiger Schlafstörungen auftreten. Polysomnographische Untersuchungen In 2 Studien wurde die Wirkung des Nikotinpflasters an Nicht-Rauchern und in 6 Untersuchungen an Rauchern untersucht. Es ist wichtig, diese Studien getrennt zu behandeln, da Nikotinpflaster möglicherweise einen anderen Effekt auf den Schlaf von Nicht-Rauchern ausübt, als bei Rauchern, deren Schlaf in der Entzugsphase, wie oben gezeigt, verändert ist. 59 Teil 1. Wirkung von Nikotinpflaster bei Nicht-Rauchern Nikotinpflaster Polysomnographische Untersuchungen Publikation Gillin et al., 1994 Fragestellung Dosisabhängiger Effekt von Nikotinpflaster auf das morgendliche Aufwachen und REM-Schlaf bei Nicht-Raucher Probanden n=12 NichtRaucher Methodik Doppel-blind randomisierte Crossover-Studie Placebo vs. 7mg vs. 14mg NP /Tag Dauer: 4x Hospitalisation für 2 Tage I. 1.Adaptation, 2.Baseline II. 1.Placebo, 2.Follow-up III. 1.7mgNP, 2.Follow-up IV. 1.14mg NP, 2.Follow-up Messung: PSG,, HAM-D, TraumReport Davila et al., 1994 Akuter Effekt von Nikotinpflaster auf Schlaf, Schnarchen und Schlafapnoe n=20 NichtRaucher (m=10, w=10) mit Schnarchen Randomisierte doppel-blind Crossover-Studie Placebo vs. 11mg NP für 24h 1.Adaptationsnacht 2 weitere Nächte mit Placebo und NP Messung: Nikotinspiegel im Blut, PSG; Pulsoxymetrie; oral-nasaler Luftfluss, Lautstärke, Schnarchen-Index Ergebnisse Adaptations-, Baseline-, Placebonacht: Keine Abweichungen in PSG 7 mg und 14 mg NP: -Redukion von REM-Dauer und REM%, -Zunahme von NREM 2% an TST -Keine Änderung von TST - frühere Aufwachzeit 7 mg und 14 mg Follow-up: -Abnahme der REM-Latenz und NREM 2 -Zunahme von REM-Dauer und REM%, -Normalisierung von Aufwachzeit -Reduktion von REM-Dichte Keine Änderung in HAM-D und TraumReport Unter NP: - Reduktion von TST - Zunahme der Einschlaflatenz - Abnahme der Schlafeffizienz - Abnahme von REM% - Kein Effekt auf NREM 1,2,3,4, und auf Aufwachen Ergebnisse zu Schlafapnoe: siehe bei Tabelle Schlafapnoe Tabelle 13b (Teil 1). Tabellarische Darstellung zu PSG-Studien mit Nikotinpflasteranwendung bei Nicht-Rauchern Gillin et al., (1994) untersuchten den akuten Effekt von Nikotinpflastern auf den Schlaf an 12 gesunden Nichtrauchern in einer randomisierten Placebo-kontrollierten Studie mit Cross-overdesign. Die Untersuchung bestand aus 4 Abschnitten von jeweils 2 Tagen. Im ersten Abschnitt fanden die Adaptationsnacht und Baseline-Messungen statt. Anschließend folgte dreimal ein zweitägiger Aufenthalt im Schlaflabor, wo alle Teilnehmer am ersten Tag entweder Placebo, 7 mg Nikotinpflaster oder 14 mg Nikotinpflaster doppel-blind appliziert erhielten. Die polysomnographischen Ableitungen wurden an dem Tag der Applikation des jeweiligen Pflasters und in der drauffolgenden Nacht durchgeführt, um die Folgeeffekte beurteilen zu können. Zusätzlich wurde die Profile of Mood Scale (POMS) und Traumevaluation durchgeführt. Zwischen den einzelnen Aufenthalten wurde ein Mindestabstand von 4 Tagen eingehalten, um eine längerfristige Wirkung von Nikotin auszuschließen. Der Schlaf unter Placebo unterschied sich nicht von Baseline. Das Nikotinpflaster bewirkte abhängig von der Dosis eine signifikante Reduktion des REM-Schlafes (p<0,05 bei 7mg; p<0,025 bei 14 mg). Der prozentuale Anteil von REM war unter 14 mg Nikotinpflaster ebenfalls verringert 60 (p<0,05). Gleichzeitig nahm der prozentuale Anteil von NREM-2-Schlaf der Gesamtschlafzeit (p<0,025 bei 7 mg; p<0,01 bei 14 mg) zu. Weiterhin wachten die Teilnehmer mit Nikotin früher auf (p<0,05 bei 7 mg; p<0,025 bei 14 mg) als mit Placebo und bei den Baseline-Messungen. In den Recovery-Nights traten deutlich andere Änderungen im Schlaf auf; so waren die REM-Latenzzeit und der prozentualer Anteil von NREM-2-Stadium signifikant vermindert. Bei dem REM-Schlaf waren leichte Rebound-Effekte zu beobachten, ebenso Zunahme der REM-Dauer und des prozentuale Anteils von REM, die jedoch statistisch nicht signifikant waren. Das Ende der Schlafzeit normalisierte sich in den Folgenächten. Weitere Änderungen der Schlafphasen waren in den Folgenächten nicht zu beobachten. Die zusätzlichen Erhebungen zum Auftreten depressiver Symptome oder Änderungen im Traumverhalten ergaben keine Unterschiede in den verschiedenen Untersuchungsbedingungen. In der Studie war die Schlaflatenz, Gesamtschlafzeit oder Schlafkontinuität unter Nikotinzufuhr nicht geändert. Dafür ist möglicherweise der Zeitpunkt der Applikation (2h vor Bettzeit) verantwortlich. Der maximale Plasmaspiegel nach Pflaster-Applikation wird erst nach 8-10 Stunden erreicht, dadurch wurden möglicherweise Änderungen der Schlafparameter, wie Einschlaflatenz oder Tiefschlaf, die in der ersten Nachthälfte auftreten, nicht ausreichend erfasst. Die Abnahme des REM-Schlafes resultiert möglicherweise daraus, dass der REM-Schlaf überwiegend in der zweiten Nachthälfte auftritt. Die Studie von Davila et al., 1994 untersuchte den Effekt von Nikotinpflaster bei nicht-rauchenden Probanden (n=20), die an chronischem Schnarchen litten. Die placebo-kontrollierte doppel-blinde Studie beinhaltete eine Adaptationsnacht und zwei Nächte mit Placebo- bzw. 11 mg Nikotinpflastern in crossover Design. Die Reihenfolge der Applikation der Pflaster war doppelblind randomisiert. Die Pflaster wurden 4 Stunden vor Bettzeit appliziert. Das Nikotinpflaster führte bei den Probanden zur Abnahme des Gesamtschlafes um 33 Min (p<0,01), zur Zunahme der Einschlaflatenz von 6,7 auf 18,1 Min (p<0,01) und insgesamt zur Reduktion der Schlafeffizienz (p<0,01). Die NREM-Stadien blieben unverändert. Der prozentualer Anteil von REM-Schlaf an Gesamtschlaf war unter Nikotin reduziert von 18,8% auf 15,1% (p<0,01). Änderung in der Anzahl von Arousals wurde in dieser Studie auch nicht festgestellt. Methodischer Mangel der Studie ist, dass bei Probanden mit Placebo in der 2. Nacht ReboundEffekte nach Nikotin (s. vorherige Studie) die Ergebnisse möglicherweise beeinflusst haben. Die Ergebnisse zu Schlafapnoen werden in einem späteren Kapitel präsentiert. 61 Teil 2. Wirkung von Nikotinpflaster bei Rauchern Bei der Evalution der Nebenwirkungen der Nikotinersatztherapien wurde häufig über Schlafstörungen berichtet. Um die subjektiven Angaben zu verifizieren und die Veränderungen des Schlafes genauer zu erfassen, sind polysomnographische Untersuchungen notwendig. Nikotinpflaster Polysomnographische Untersuchungen Publikation Wetter et al., 1995 Fragestellung der Studie Effekt von Nikotin-Entzug und Ersatztherapien auf den Schlaf Probanden Methodik Ergebnisse n=43 Raucher (>20 Zig/T) 2 drop out Doppel-blind randomsierte Studie I. n=17: Entzug +Placebo II. n=17: Entzug +22 mgNP III. n=9: weiter rauchen Pflaster über 24 St Baseline: 2 Nächte vor Entzug Exp: 3 Nächte PSG: Entzug+Placebo: -Zunahme von Arousals -Kein Effekt auf Schlafstadien Entzug+NP: -Abnahme von Arousals - lineare Abnahme von NREM 2% im Verlauf des Entzugs -weniger NREM 2% -mehr NREM 3 und 4% Schlaftagebuch: Entzug+Placebo: -Zunahme der Einschlaflatenz Entzug+NP: -Zunahme der Wachzeit Beide: -Kein Effekt auf Schlafdauer -häufigeres Aufwachen in der 1.,3. und 5. Nacht -erhöhte Tagesschläfrigkeit Schlaf: -2. Wo: verkürzte Bettzeit, keineÄnderung der Schlafeffizienz im Vgl. zu Baseline -10.Wo: bessere SE bei 11 mg, schlechtere SE bei 22 mg -11.Wo: Besserung der SE bei 22 mg Tagesaktivität: 2-10.Wo - Abnahme der Tagesaktivität -Kein Dosisunterschied Inaktivitätsindex: -1.Tag der 1.Wo: Zunahme -5.Tag der 1.Wo: Abnahme -10-11.Wo: Zunahme Subjektive Schlafqualität: -bessere Schlafqualität bei hoher NP-Dosis Messung: PSG, Schlaftagebuch, POMS, Questionnaire of Smoking Urges, CO-Kontrolle Wolter et al., 1996 Effekt von 24-h NP auf Schlaf und Tagesaktivität während Nikotinentzug n=71 Raucher (leicht: 10-15 Zig/T n= 23; mittel: 16-30 Zig/T n=24; schwer: >30 Zig/T n=24) Wetter et al., 1999 Geschlechtsunte r-schiede in der Wirkung,- und Nebenwirkung von Nikotinpflaster im akuten n=34 Raucher >20 Zig/T (m=17, w=17) n=17 placebo n=17 NP Doppel-blind randomisierte Studie Randomisierung: 6 Probanden von jeder Schweregrad-Gruppe in Placebo, 11mg, 22mg oder 44mg NP über 24 St; (bei den leichten Rauchern fehlte ein Proband) Dauer: 1. Wo. Baseline (Amb), 2. Wo. (Hosp), 3-10. Wo. (Amb), 11. Wo ohne NP (Amb) In 3., 6., 12. Mo. follow up Nach der 2. Wo Probanden mit Placebo bekamen 11 mg oder 22 mg NP Nach der 6. Wo Probanden mit 44 mg NP bekamen 22 mg NP Messung: HandgelenkActigraph, Schlaftagebuch, CO-Kontrolle, Kotinin-Spiegel Doppel-blind randomisierte klinische Studie Placebo vs. 22 mg NP über 24 St Dauer: 2 Wo Messung: Adaptation. 7 T. vor Entzug, PSG: Arousal Männer: 1. T. Zunahme, dann abnehmende Tendenz -bei NP weniger Arousal Frauen: -Zunahme von Arousal bis 3. T., dann abnehmend bei beider Pflaster 62 Entzug Page et al., 2006 Aubin et al., 2006 Staner et al., 2006 Effekt von Nikotinpflaster auf den Schlaf und das Träumen im akuten Entzug Vergleich der Wirkungen von 24h- und 16hwirksamen Nikotinpflaster im akuten Entzug Effekt von 24hvs 16h-NP auf den Schlaf im akuten Entzug n=15 Raucher (m=9, w=6) >10 und <10 Zig/T n=23 Raucher 3 drop out (m=11, w=9) 20-35 Zig/Tag n=23 Raucher 3 drop out (m=11, w=9) 20-35 Zig/day Baseline 5 T. vor Entzug, Exp: 1. 3. und 5. Tag nach Abstinenzbeginn Messung: PSG Schlaftagebuch, POMS, Appetit, Craving, Kotinin-Spiegel, CO-Messung Wachzeit: Männer:- abnehmende Tendenz von 1.T. an (Placebo und NP) Frauen: abnehmend mit Placebo -zunehmend bei NP Schlafeffizienz: Männer: -Besserung bei beider Pflaster Frauen: -Besserung mit Placebo -Verschlechterung mit NP Randomisierte placebokontrollierte Crossover-Studie Placebo vs. NP 14mg/d (falls Tabakkonsum <10 Zig/d) oder 21mg/d (falls Tabakkonsum >10 Zig/d) im Entzug Nikotinapplikation: 2 St vor PSG Dauer: 2 x 1Nacht mit Abstand von 1 Wo. Rauchen 2 Stunden vor PSG Messung: PSG , Traum-Report durch 6x/Nacht Wecken der Patienten Randomisierte offene Crossover-Studie 15mg über 16 St, vs. 21mg NP über 24 St Dauer: 2 Aufenthalte im Entzug 1.Aufenthalt: Adaptationsnacht ohne PSG Tag 1: PSG Baseline-Messung ohne NP Tag 2: NP um 8 Uhr morgens, PSG von 0-7 Uhr 2.Aufenthalt: gleiches Protokoll mit anderem Pflaster Messung: Karolinska Sleep Diary (morgens), Questionnaire of Smoking urges (morgens),POMS, CFFT, MCRT Randomisierte offene Crossover-Studie 15mg/16h vs. 21mg/24h NP PSG: NP: -erhöhte Wachzeit -mehr Micro-Arousals -Abnahme von REM -TST, NREM1,2,3,4 unverändert -REM-Latenzzeit unverändert Methodik siehe bei Aubin Erhebung: PSG Traum-Report: -während REM intensivere Träume 21mg/24h-NP: -Verbesserung in CFFT-Test -Reduktion der Reaktionzeit in MCRT 15mg/16h-NP: -Verschlechterung des CFFT-Test -Reduktion der Reaktionzeit in MCRT Beide: -Reduktion des Verlangens nach Rauchen morgens (24h->16h-NP) -Karolinska Sleep Diary: Kein Unterschied -Schlaftagebuch: kein sign. Unterschied PSG: -21mg/24h-NP: Zunahme von SWS -15mg/16h-NP: Abnahme von SWS PSG: 21mg/24h-NP: -Zunahme von NREM -Zunahme von SWS -Zunahme von REM-Dichte -Abnahme der Micro-Arousal 15mg/16h-NP: -Zunahme von Microarousal -Zunahme von REM -Abnahme von SWS Beide: -Zunahme der Einschlaflatenz - Abnahme der TST - Abnahme der Schlafeffizienz Tabelle 13b. (Teil 2) Tabellarische Darstellung zu PSG-Studien bei Nikotinpflastertherapie bei Rauchern (Abkürzungen: CFFT: Critical Flicker Fusion Test; MCRT: Multiple Choice Reaction Test; POMS: Profile of Mood State) 63 In der Studie von Wolter et al., (1996) wurden Nikotinpflaster in verschiedenen Dosen an 71 Raucher appliziert. Die Messungen wurden tagsüber und nachts mittels eines HandgelenkActigraphs (wrist actigraphy) über 9 Wochen durchgeführt. Zusätzlich wurden täglich Schlaftagebücher zur Erhebung der subjektiven Schafqualität von den Probanden ausgefüllt. Die Baseline-Messung wurde mittels des Handgelenk-Actigraphs unter gewohntem Nikotinkonsum eine Woche lang ambulant durchgeführt. Darauf folgte ein einwöchiger Aufenthalt in kontrollierter Umgebung, in der gleichzeitig die Abstinenzphase begann. Darauf folgten 7 ambulante Wochen, in denen die Probanden den Actigraphen während der Zeit mit Nikotinpflaster und in der drauffolgenden Woche ohne Nikotinpflaster kontinuierlich trugen. In dem 3., 6. und 12. Monat nach Absetzen der Nikotinpflaster wurden Kontroll-Messungen jeweils für eine Woche mit dem Handgelenk-Actigraphen durchgeführt. Zusätzlich wurden der Raucherstatus, sowie die expiratorische CO-Konzentration geprüft. Zu Beginn der Studie wurden die Probanden (n=71) nach der Anzahl der gerauchten Zigaretten in 3 Gruppen eingeteilt: 24 starke Raucher (>30 Zig/d), 24 mittel-starke (16-30 Zig/d) und 23 leichte Raucher (10-15 Zig/d). In jeder Gruppe erhielten jeweils 6 Probanden in der 2. Woche Placebo, 11 mg, 22 mg oder 44 mg Nikotinpflaster. Alle Pflaster wurden über 24 Stunden getragen. Nach der ersten Woche der Abstinenz erhielten die Probanden in der Placebogruppe auch 11 oder 22 mg Nikotinpflaster für die restlichen 7 Wochen. Bei den Teilnehmern, die anfänglich das 44 mg Pflaster erhielten, wurde die Dosis nach 4 Wochen auf 22 mg reduziert. Die Probanden durften neben der Pflastertherapie rauchen. In der ersten Woche der Pflastertherapie zeigte sich eine signifikante Verkürzung der Bettzeit (p<0,001). In der Schlafeffizienz (Anzahl der Handgelenk-Bewegungen/Bettzeit) zeigte sich jedoch in der ersten Woche mit Nikotinpflastern keine Differenz zu Baseline. Weiterhin konnte durch die Actigraphie im Verlauf der Studie kein Dosisunterschied in der Auswirkung von Nikotin auf den Schlaf festgestellt werden. Die Fragebögen-Erhebungen ergaben jedoch eine Besserung der subjektiven Schlafqualität bei den höheren Nikotindosen im Vergleich zu Baseline. In der letzten Nikotinwoche zeigte sich für das 22 mg Nikotinpflaster im Vergleich zum 11 mg Nikotinpflaster eine Zunahme der Anzahl der nächtlichen Handgelenkbewegungen (p<0,006) und dadurch eine schlechtere Schlafeffizienz (p<0,001). Die Länge der Bettzeit war zwischen den beiden Gruppen nicht unterschiedlich, die Probanden mit 11 mg Nikotinpflaster hatten jedoch mehr Gesamtschlafzeit. Nach Absetzen des 22 mg Pflasters zeigte sich eine tendenzielle Verlängerung der Schlafdauer und Besserung der Schlafeffizienz, jedoch ohne Signifikanz. Bei den Messungen der Tagesaktivität wurde in der ersten Woche der Pflastertherapie bei jeder Gruppe eine signifikante Abnahme der Handgelenksaktivität (Anzahl der Handgelenksbewegung pro Minute) festgestellt (p<0,001). Diese hielt über die gesamte Dauer der Studie an, in der 64 Kontrolle nach 6 Monaten waren die Werte jedoch beim Baseline-Niveau. Der tägliche Inaktivitätsindex wurde aus der Prozentzahl von der Zeit kalkuliert, in der die Probanden tagsüber wenig Bewegung zeigten, weil sie vermutlich liegen oder Mittagsschlaf hielten. Am ersten Tag der Abstinenz war der Index signifikant höher (p<0,013), am fünften Tag jedoch signifikant weniger (p<0,009) als bei Baseline. In der letzten Woche mit und in der ersten Woche ohne Nikotinpflastern zeigte der Inaktivitätsindex erneut höhere Werte als bei Baseline (p<0,021). Bei der Kontrolle in 6 Monaten war keine Abweichung von Baseline festzustellen. Weiterhin wurde eine positive Korrelation von der Höhe des Kotininspiegels und der Handgelenksaktivität gefunden: Bei höherem Kotininspiegel wiesen die Probanden mehr Handgelenksaktivität über die gesamte Dauer der Pflastertherapie auf. Die Schwäche dieser Studie ist, dass die Messungen mit dem Handgelenk-Actigraphen durchgeführt wurden. Die Handgelenk-Actigraphie kann nur eingeschränkte Auskunft über den Schlaf geben. Durch die registrierte Anzahl der Bewegungen während der Nacht kann nur ein Rückschluss auf die Schlafqualität gemacht werden, aber keine exakte Information über den Ablauf und die eventuelle Änderung der Schlafstadien. Weiterhin werden Arousals, welche eine Änderung nur im EEG bewirken und ohne Bewegung einhergehen, hier nicht erfasst. So konnte in der Studie das genaue Ausmaß von Schlafstörungen nicht erfasst werden. Die folgende Studie von Wetter und Mitarbeiter (1995) verglich die Schlafqualität während des Nikotinentzugs mit Placebo- oder Nikotinpflastern. Insgesamt 43 Raucher (>20 Zig/T) wurden in drei Gruppen blind randomisiert. Die Probanden der ersten zwei Gruppen hörten mit dem Rauchen während der Studie auf. Gruppe 1 (n=17) erhielt Placebo-Pflaster, Gruppe 2 (n=17) Nikotinpflaster mit 22 mg Nikotingehalt. Neun Probanden, die der Gruppe 3 zugeteilt wurden, durften während der Studie weiterrauchen. Die polysomnographischen Ableitungen fanden für den Baseline-Wert während des Rauchens und nach Abstinenzbeginn am ersten, dritten und fünften Tag statt. Von den Probanden wurden die Fragebögen – POMS, Questionnaire of Smokings Urges – zweimal täglich (10 Uhr und 21 Uhr) ausgefüllt und wurde zusätzlich ein Schlaftagebuch morgens geführt. Die Pflaster wurden jeden Morgen neu appliziert und für 24 Stunden belassen. Zusätzliches Rauchen wurde mit exspiratorischer CO-Messung erfasst. Mit aktivem Nikotinpflaster zeigte sich eine lineare Abnahme im Verlauf der Abstinenz zwischen Auftreten von nächtlichen Arousals (p<0,01). Weiterhin wurde eine lineare Abnahme des prozentualen Anteils von NREM-2 (p<0,05) bei gleichzeitiger Zunahme der Tiefschlafstadien NREM 3-4 im Verlauf des Entzugs festgestellt (p<0,06). Insgesamt zeigte sich am fünften Tag eine 65 signifikante Abnahme der Schlaffragmentierung mit Nikotinpflaster (p<0,05) sowie vermehrter NREM-3- (p<0,05) und NREM-4-Schlaf (p<0,05) im Vergleich zu Baseline. Unter Placebo nahm im Entzug die Anzahl von Arousals zu (p<0,05). Die Schlafstadien waren unter Placebo nicht signifikant verändert. Insgesamt war eine vermehrte Schlaffragmentierung unter Placebo, also unter Nikotinentzug zu beobachten. Der REM-Schlaf, die Gesamtschlafzeit und die Gesamtwachzeit waren bei beider Gruppe nicht signifikant verändert. Bei den subjektiven Messungen wurde von beiden Gruppen im Gegensatz zu den polysomnographischen Ergebnissen über Zunahme von nächtlichem Aufwachen während des Nikotinentzugs berichtet (p<0,01). Sowohl in der Placebo- als auch in der Nikotin-Gruppe lagen die Werte am ersten, dritten und fünften Tag signifikant über der Baseline. Weiterhin berichtete die Placebo-Gruppe über eine Verlängerung der Einschlafzeit (p<0,05), dies war jedoch auf die Baseline bezogen nicht signifikant. Zusätzlich gaben die Teilnehmer in der Nikotinpflaster-Gruppe vermehrte Wachzeit während der Nacht an (p<0,01). Insgesamt zeigte sich eine Abnahme der subjektiven Schlafqualität bei beiden Gruppen. Diese Abnahme bei der Nikotin-Gruppe war schon am ersten Tag signifikant (p<0,01), wobei die Werte in der Placebo-Gruppe erst am fünften Tag eine Signifikanz erreichten (p<0,001). Die Probanden gaben ebenfalls zunehmende Tagesschläfrigkeit während der 5 Tage an. Diese war jedoch bei beider Gruppe nur grenzwertig signifikant. Zusammenfassend wurde in der Studie unter Nikotinpflastertherapie eine deutliche Besserung der objektiven Schlafqualität festgestellt, die sich jedoch nicht mit der subjektiven Einschätzung der Probanden deckte. Die Studie wurde methodisch einwandfrei durchgeführt. Die Studie von Page (2006) hatte zum Ziel, den Effekt von transdermalem Nikotin auf den Schlaf und auf das Träumen zu evaluieren. Jeder Teilnehmer (n=15) erhielt in doppel-blind randomisierter Weise in einer Nacht Placebo- und in der anderen Nacht aktiven Nikotinpflaster, 14 mg oder 21 mg abhängig vom Ausmaß des gewohnten Konsums. Probanden, die weniger als 10 Zigaretten rauchten, erhielten den 14 mg Nikotinpflaster und die, die mehr als 10 Zigaretten rauchten, bekamen einen 22 mg Nikotinpflaster. Zwischen den 2 experimentellen Nächten im Schlaflabor war ein Mindestabstand von einer Woche eingehalten. Die Probanden hörten 2 Stunden vor der Pflasterapplikation mit dem Rauchen auf. Die Pflaster wurden abends direkt vor der PSG-Messung appliziert. Die Evaluation der Intensität der Träume passierte durch Erweckens der Probanden sechsmal während der Nacht, dreimal während des REM-Schlafes und dreimal während des NREM-2-Stadiums. 66 Unter Nikotinapplikation war im Vergleich zu Placebo eine Zunahme der nächtlichen Wachzeit (p<0,005) und eine Zunahme von Micro-Arousals (p<0,05) zu beobachten. In der Schlafarchitektur zeigte sich unter Nikotinpflasterapplikation eine Reduktion des REM-Anteils im Gesamtschlaf (p<0,05). In den weiteren Schlafstadien traten bei Nikotingabe keine signifikanten Änderungen auf. Ebenso blieb die REM-Latenzzeit unverändert. Darüber hinaus wurden unter Nikotingabe signifikant mehr und intensiveren Träume während des REM-Schlafes berichtet als unter Placebo. Während des NREM-2-Schlafes war die Traumintensität bei beiden Konditionen unverändert. Als Kritik an der Studie festzuhalten ist, dass die Probanden bis zu 2 Stunden vor den PSGMessungen rauchen durften. Dadurch war der akute Entzugseffekt nicht ausgeprägt. Außerdem wurde durch die Nikotinapplikation direkt vor dem Schlafengehen der maximale Nikotinspiegel im Blut nicht erreicht. In den Erhebungen über die Wirksamkeit der Nikotinersatztherapien wurde angenommen, dass Frauen auf Nikotinersatztherapien weniger ansprechen als Männer. Diese Annahme basiert auf der Hypothese, dass bei Männern die physische, pharmakologische Belohnung durch das Rauchen überwiege, bei Frauen hingegen durch das Rauchen eher eine psychische und soziale Abhängigkeit entstehe [Perkins et al., 1996]. Bei Patten et al., (2000) wurde das weibliche Geschlecht als ein prädiktiver Faktor für die Inzidenz von Schlafstörungen festgestellt. Um diese Frage zu klären untersuchten Wetter und Mitarbeiter (1999) die Geschlechtsunterschiede während der Nikotinpflastertherapie in der Entzugsphase. In der randomisierten doppel-blinden Studie erhielten die 34 rauchenden Teilnehmer (>20 Zig/T) (17 Frauen, 17 Männer) Placebo- oder 22 mg Nikotinpflaster. Die Pflaster wurden morgens appliziert und nach 24 Stunden gewechselt. Die Baseline-Messungen wurden am 7. und 5. Tag vor Abstinenzbeginn durchgeführt. Darauf folgten die Messungen bei Pflasterapplikation am 1., 3. und 5. Tag der Abstinenz. Zusätzlich füllten die Probanden morgens und abends ein Tagebuch über die subjektive Schlafqualität und ihr Tagesbefinden aus. In der Studie wurden eine Kotinin-Spiegel-Bestimmung und CO-Messung durchgeführt. Um die Unterschiede in der Schlafqualität mit Nikotinpflastern und Placebo bei Männern und Frauen und während des Rauchens und im akuten Entzug zu erfassen, wurden die Ergebnisse in einer Drei-Weg-Interaktion analysiert. Neben der traditionellen Auswertung der PSG-Messungen wurden folgende Parameter gesondert betrachtet: 1. Anzahl von nächtlichen Aufwachen, 2. Gesamtwachzeit nach Einschlafen und 3. Schlafeffizienz. 1. Bei Männern mit Nikotinpflastern zeigte sich eine linear abnehmende Tendenz über die Zeit der Abstinenz in der Anzahl von nächtlichen Aufwachen (p<0,01). Diese war am dritten und fünften 67 Tag der Abstinenz unterhalb der Baseline-Werte. Mit Placebo zeigte sich bei Männern eine Zunahme der Anzahl des nächtlichen Aufwachens, der Anstieg war jedoch nicht signifikant. Bei Frauen zeigte sich weder mit Placebo noch mit Nikotinpflaster eine lineare Tendenz im Verlauf, sondern war bei beider Gruppe am dritten Abstinenztag eine signifikante Zunahme der nächtlichen Aufwachen zu sehen (p<0,05). Bei Baseline wurde in der Anzahl von Aufwachen in der Nacht kein Unterschied zwischen beider Geschlechter festgestellt, in der Abstinenzphase war jedoch der Geschlechtsunterschied signifikant (p<0,05). 2. Bei Männern zeigte sich in beiden Gruppen eine lineare Abnahme der Gesamtwachzeit nach Einschlafen ab dem ersten Abstinenztag (p<0,05). Frauen mit Placebo verbrachten am ersten Tag der Abstinenz nach Einschlafen signifikant mehr Zeit im Wachzustand (p<0,001), welche jedoch im Verlauf eine leichte Abnahme zeigte (p<0,06). Im Gegensatz dazu verbrachten Frauen mit Nikotinpflaster in der ersten Nacht weniger Zeit im Wachen nach Einschlafen als mit Placebo. Ab der zweiten Nacht zeigte sich jedoch eine ansteigende Tendenz für die Wachzeit. Bei diesem Parameter war der Geschlechtsunterschied statistisch signifikant (p<0,01). 3. Bei Männer wurde sowohl mit Placebo als auch mit Nikotinpflaster eine Zunahme der Schlafeffizienz zu sehen. Bei Frauen lag die Schlafeffizienz mit Placebopflaster am ersten und dritten Tag signifikant unterhalb von Baseline (p<0,001), zeigte jedoch ab dem dritten Tag eine zunehmende Tendenz (p<0,05). Im Gegensatz dazu war bei den Probandinnen mit Nikotinpflaster keine Besserung der Schlafeffizienz über die 5 Tage gesehen. In der Wirkung von Nikotinpflaster auf die Schlafeffizienz wurde auch ein signifikanter Geschlechtsunterschied zugunsten der Männer festgestellt (p<0,05). In den subjektiven Messungen – Schlaftagebuch, POMS, Craving, Hunger – traten bei beider Gruppe Entzugssymptome auf. In der Ausprägung der Symptome konnte jedoch kein Unterschied zwischen Männer und Frauen festgestellt werden. In der Analyse wurde keine Differenz in dem prozentualen Anteil der Schlafstadien, weder zwischen den Pflastern noch zwischen den Geschlechtern, festgestellt. Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass Nikotinpflaster im Vergleich zu Placebo bei Frauen zur Verschlechterung der objektiven Schlafparameter beim akuten Nikotinentzug führt. Die Polysomnographie-Studie von Aubin et al., (2006) wurde an 20 starken Rauchern (20-35 Zig./Tag) (9 Frauen, 11 Männer) durchgeführt. Die Probanden hatten einen Fragerström-Score von 7,7 ± 0,88. In der Studie wurde der Effekt auf den Schlaf und auf die Tagesaktivität des 24hPflasters mit 21 mg Nikotin und 16h-Pflasters mit 15 mg Nikotin verglichen. Die Studie wurde in zwei Zyklen mit 4 Tagen Abstand durchgeführt. Die Probanden durften während der 4 Tage 68 rauchen, jedoch nicht während der Untersuchungsphase. Die Pflaster wurden in randomisierter Reihenfolge im crossover-Design appliziert. Die Messungen beinhalteten neben der PSGUntersuchung einen psychometrischen – Critical Flicker Fusion Test (CFFT) – und einen psychomotorischen Test – Multiple Choice Reaction Test (MCRT) –, weiterhin das Karolinska Sleep Diary und POMS. Nach der Adaptationsnacht diente die erste Nacht des klinischen Aufenthalts (Tag 0) zur Bestimmung des PSG-Baselines. Darauf folgend um 7 Uhr morgens wurde das morgendliche Verlangen nach Rauchen ohne Pflaster erfragt. Um 8 Uhr erhielten die Probanden die ersten Pflaster, welche für 24 Stunden oder 16 Stunden belassen wurden. Die Bestimmung von Baseline für die psychometrischen Messungen erfolgte am ersten Tag unmittelbar nach der Pflasterapplikation. Die experimentelle PSG-Messung wurde am Tag 1 von 0 Uhr bis 7 Uhr durchgeführt. Am Tag 2 erhielten die Probanden das zweite Nikotinpflaster und im Laufe des Tages wurden die psychometrischen und psychomotorischen Tests wiederholt. Der Test wurde 4 Tage später mit der anderen Nikotindosis in dem gleichen Ablauf wiederholt. Beide Dosen reduzierten das morgendliche Craving, wobei dieser Effekt bei dem 24hNikotinpflaster signifikant höher (p<0,007) war als beim 16h-Nikotinpflaster. Nach dem 24hPflaster waren die POMS-Scores ebenfalls signifikant niedriger (p=0,001) als nach dem 16hPflaster. Die psychometrischen Tests zeigten teilweise abweichende Ergebnisse bei den unterschiedlichen Dosen: Das 16h-Nikotinpflaster führte zur Verschlechterung im CFFT-Test, bei dem 24h-Nikotinpflaster war jedoch eine signifikante Besserung (p=0,004) im CFFT-Test zu beobachten. Bei beiden Tests war die durch MCRT-Test ermittelte Reaktionszeit (p<0,05) verkürzt. In der Ermittlung der subjektiven Schlafqualität durch das Karolinska Sleep Diary zeigte sich keine signifikante Besserung des Schlafes unter der Nikotinpflaster-Applikation. Die polysomnographischen Ergebnisse zeigen bei beiden Dosen im Vergleich zu Baseline eine Verlängerung der Einschlafzeit, unabhängig von der applizierten Dosis. Im Schlafprofil war der Anteil der Tiefschlafphasen beim 24h-Nikotinpflaster dem 16h-Pflaster gegenüber um 20 Min verlängert (p>0,05). Weitere Änderungen der Schlafstadien wurden nicht angegeben. Die ausführlichen polysomnographischen Ergebnisse der vorhergehenden Studie von Aubin et al. wurden von Staner (2006) publiziert. Wie oben erwähnt, war die Einschlaflatenz bei beiden Dosierungen verlängert und die Gesamtschlafzeit verkürzt. Die Micro-Arousals waren beim 24hNikotinpflaster im Vergleich zum 16h-Nikotinpflaster signifikant vermindert (p=0,016). Probanden mit dem 24h-Nikotinpflaster verbrachten um 3,5% mehr Zeit des Gesamtschlafes in NREM-Stadien als mit dem 16h-Pflaster (p=0,044). Von den NREM-Stadien waren hauptsächlich die 69 Tiefschlafphasen verlängert. Weiterhin zeigte die REM-Dichte im Vergleich zu dem anderen Pflaster eine signifikante Zunahme mit dem 24h-Nikotinpflaster (p=0,009). Das Schlafprofil im ersten Drittel der Nacht wies einen Unterschied bei den verschiedenen Dosen auf: das 16hNikotinpflaster erhöhte hier den REM-Schlaf und reduzierte die SWS-Dauer; das 24hNikotinpflaster hatte keinen Einfluss auf REM, erhöhte aber den SWS. In der EEG-Spektralanalyse wurde ebenfalls ein Unterschied zwischen Nikotinpflastern und Baseline festgestellt: mit dem16h-Pflaster war die beta-Aktivität während des REM-Schlafes gemindert, beim 24h-Pflaster jedoch erhöht. Insgesamt zeigten die Studien von Aubin und Staner (2006), dass das 24h-Nikotinpflaster mit 21 mg Nikotin im akuten Entzug die Microarousals stärker reduziert, den Tiefschlaf verlängert, das morgendliche Craving eher vermindert und die psychometrischen Funktionen deutlicher verbessert als das 16h-Nikotinpflaster mit 15 mg Nikotin. Somit folgerten die Autoren, dass das höher dosierte 24h-Nikotinpflaster dem niedrig dosierten 16h-Nikotinpflaster in der Wirksamkeit überlegen ist. Eine Schwäche der Studie liegt darin, dass die Applikation der zwei Dosen Nikotin nicht blind durchgeführt worden ist, wodurch die subjektive Beurteilung v.a. des morgendlichen Nikotinverlangens verzerrt sein kann. Weiterhin wurde keine exspiratorische CO-Kontrolle durchgeführt, wodurch ein zusätzliches Rauchen nicht ausgeschlossen wurde. Zusanmmenfassung Zur besseren Übersicht der Ergebnisse dient Tabelle 14. Die Studien zeigen teilweise widersprüchliche Ergebnisse, welche möglicherweise aus der eingeschränkten Methodik (wie bei den einzelnen Studien angesprochen) resultieren. Zwei Studien, Wetter et al., (1995) sowie Aubin und Staner al., (2006), wurden methodisch hochwertig durchgeführt und zeigen ähnliche Ergebnisse. Demnach werden beim 21-22 mg Nikotinpflaster über 24 Stunden die Anzahl von nächtlichen Arousals reduziert und die Tiefschlafphasen verlängert und dadurch die objektive Schlafqualität verbessert. 70 Nikotinpflaster Akuter Entzug mit Nikotinpflaster ↑ ↑ ↓ ↓ ↑ ↓↑ ↓↑ ↑ ↑↓ Wachzeit Einschlaflatenz TST NREM 2 NREM 3-4 REM Arousal REM-Dichte Microarousal Tabelle 14. Tabellarische Zusammenfassung von PSG-Änderungen bei Anwendung von Nikotinpflaster beim Nikotinentzug (↑↓: abweichende Ergebnisse bei verschiedenen Studien, ↑: eine Zunahme wurde beschrieben, ↓: eine Abnahme wurde beschrieben) Bemerkung: Die Ergebnisse sind auf den akuten Entzug mit Placebo bezogen.) 4.2.5 Die Wirkung von Nikotin bei depressiven Patienten Der Zusammenhang von Depression und Rauchen ist aus verschieden Gründen interessant. Zum einen sind Schlafstörungen von depressiven Patienten häufig berichtete Symptome. Zum anderen könnte Nikotin bei depressiven Patienten durch seinen stimmungsaufhellenden Effekt möglicherweise als therapeutische Substanz wirksam sein. Weiterhin wurde der Einfluss von Nikotin auf das serotonergen System in den tierexperimentellen Studien beschrieben. 4.2.5.1 Ergebnisse Zu diesem Thema liegen 6 Artikel vor (Tabelle 15). Alle Studien verwendeten zur Evaluation der Schlafqualität auch polysomnographische Verfahren Depression Polysomnographische Messungen Publikation SalinPascual et al, 1995 Fragestellung der Studie Effekt von Nikotinpflaster auf Stimmung und Schlaf von nichtrauchenden depressiven Patienten Probanden Methodik Ergebnisse n=16 NichtRaucher n=8 Depressive (HAM-D>18) n=8 Gesunde Doppel-blind kontrollierte Crossover Studie Randomisierung: 17.5mg/24hNP vs. Placebo Depressive mit NP: -Zunahme von Gesamt-REM -Zunahme der Länge der REM-Perioden Gesunde mit NP: -Zunahme der Wachzeit -Reduktion von TST -Verkürzung der REM-Latenz (auch in Follow-up-Nacht) -Abnahme von Gesamt-REM Dauer: 2 Wochen 1.Wo: ´1 Adapatations-, 2. Baseline-, 3. Placebo-, 4. Follow-up-Nacht 71 SalinPascual et al., 1998 Effekt von Nikotin auf Stimmung und Schlaf bei depressiven Patienten n=12 Nichtraucher n=6 Depressive (HAMD>18) n=6 Gesunde 2. Wo. Gleiches Prozedere mit dem anderen Pflaster Messungen: PSG: HAM-D Nicht-placebokontrollierte Vergleichsstudie 17.5mg/24h NP Appl.: um 21h, PSG 23h-7h Dauer: 1. Adaptations-, 2. Baseline-, 3.4.5.6. Nikotin-, 7. Entzugs-Nacht Messung: PSG:, HAM-D SalinPascual et al., 1999 Wetter et al., 2000 Haro et al., 2004 Zusammenhang von REMLatenzzeit und Stimmungsbesseru ng unter Nikotingabe bei Depressiven n=15 NichtRaucher depressive Patienten (HAMD>18) Symptome von Nikotinentzug bei Frauen mit oder ohne frühere Depression n=14 rauchende Frauen n=7 mit Depr. n=7 ohne Depr. Kontrollierte Studie Ablauf: - vor Abstinenzbeginn PSG: am 10. und 5. Nacht - nach Abstinenzbeginn PSG: am 3. 5. und 10. Tag 1 drop-out Messungen: PSG, Morgensund Abends-Tagebuch, Stanford Sleepiness Scale n=24 NichtRaucher depressive Patienten (HAMD>18) Doppel-blind randomisierte Studie n=12 erhielten 17,5mg NP n=12 erhielten 20mg/day Fluoxetine Appl: 5x/Wo. für 6 Monate 3x/Wo. im 7. Monat 1x/Wo. im 8. Monat placebo von 9.-14. Monat Langzeiteffekt von Nikotin und Fluoxetin bei depressiven Patienten Nicht-placebokontrollierte klinische Studie 17,5 mg NP Ablauf: 0. Adaptations-, 1. Baseline-, 2. Nikotin-Nacht Messung: PSG, HAM-D Messung: PSG: 1x/Mo. , (vor Studienbeginn Adaptationsnacht), HAM-D Kontroll bei Baseline: PSG von 35 gesunden Probanden HAM-D : -Besserung der Stimmung Depressive mit NP: -sign. Zunahme von Gesamt-REM in allen Nächten außer 4. auch in der 7. Nacht -keine Änderung in anderen Schlafstadien Gesunde mit NP: -Zunahme von REM -Abnahme von NREM 2 von der 4. bis 7. Nacht -Abnahme von NREM 3 von der 3. bis 5. Nacht HAM-D bei Depressiven: -Reduktion von Insomnie -Besserung der Stimmung -gesteigerte Energie PSG mit Nikotinpflaster: -Zunahme von Gesamt-REM -Abnahme von NREM 2 -Abnahme von REM-Latenzzeit (nicht sign.) HAMD mit Nikotinpflaster: bei n=10 Besserung der Stimmung – bei diesen Pat. auch Zunahme von REM Bei 8 von 10 Patienten: REM-Latenzzeit <60 Min. bei Baseline PSG: Beide bei Entzug: - Zunahme von Arousal bis Tag 3. dann Abnahme -Abnahme von TST -Zunahme von Wachzeit bis Tag 3 -NREM 1: Zunahme von…. bis Tag 3 -NREM 2: keine Änderung -NREM 3-4: Zunahme bis Tag 10 Depressive bei Entzug: - Zunahme von REM% Tag 5-10 Gesunde beim Entzug: -Verlängerung der REM-Latenz Subjektiv: -Zunahme der Einschlaflatenz, -Zunahme der Wachzeit -Abnahme von Erholsamkeit PSG von Depressiven: Baseline im Vgl. zu Gesunden: -TST ↓, Wachzeit ↑, Schlafeffizienz ↓, Einschlaflatenz ↑, NREM 1,3, 4 ↓ Gesamt-REM ↑, REM-Latenz ↓ NP: 1.Mo: Wachzeit ↓, NREM 1 ↓, NREM 34 ↑, REM-Latenz ↑ 2.-6. Mo: wie in 1. Mo. + TST ↑, Schlafeffizienz ↑ 7.-8. Mo: wie in 1+ 2.-6. Mo. 9. Mo. (Absetzen): wie bisher + Abnahme der REM-Dauer 9.-14. Mo.: REM-Dauer gemindert, REM-Latenz erhöht HAM-D: Reduktion 72 Haro et al., 2004 Effekt von Nikotinpflaster bei depressiven Patienten über 24 Monaten n=14 NichtRaucher depressive Patienten (HAM-D) Single-blind Studie 5x/Wo. für 6 Monate 3x/Wo. im 7. Monat 1x/Wo. im 8. Monat Placebo von 9.-24. Monat Messung: PSG: 1x/Mo. + Adaptationsnacht, HAM-D PSG, Kontroll bei Baseline: PSG von 35 gesunden Probanden Baseline und Ergebnisse bis 9. Mo.: siehe oben bei Haro Absetzperiode: 10.-18. Mo.: Reduktion von REM-Schlaf 18.Mo.: REM-Schlaf Rückkehr zu Baseline HAM-D: Reduktion von 1.-24. Mo. Tabelle 15. Tabellarische Darstellung der Studien zu Wirkung von Nikotin bei depressiven Probanden 4.2.5.2 Fragebogen-Erhebungen und polysomnographische Untersuchungen Salin-Pascual et al., (1995) untersuchte erstmalig die Wirkung von Nikotin auf den Schlaf und auf die Stimmungslage von ansonsten unbehandelten depressiven Patienten. Der Effekt von Placebound Nikotinpflaster (17,5 mg) wurde zwischen 8 schwer depressiven Patienten und an 8 gesunden Teilnehmern in einer randomisierten doppelblinden Placebo-kontrollierten crossover-Studie verglichen. Alle Teilnehmer waren Nicht-Raucher. Die Untersuchung beinhaltete in der ersten Woche eine Adaptationsnacht, eine Nacht zur Baseline-Messung, eine Nacht für die Messung unter Placebo oder Nikotinpflaster von 17,5 mg Nikotin und letztlich die vierte Nacht zur Erfassung der Folgewirkungen. Dieses Prozedere wurde in der zweiten Woche nach dem gleichen Ablauf mit dem anderen Pflaster wiederholt. Die Pflaster wurden 2 Stunden vor der Bettzeit angebracht und 24 Stunden später entfernt. In den vier Nächten wurden PSG-Messungen durchgeführt und zur Erfassung der Stimmung während der Studie wurde die Hamilton Rating Scale for Depression (HAM-D) verwendet. Bei depressiven Patienten zeigte sich eine signifikante Zunahme von Gesamt-REM-Schlaf von 84,1±31,5 Min bei Baseline auf 109±35,9 Min mit Nikotinpflaster. Die Dauer der einzelnen REMPerioden war ebenfalls unter dem Nikotinpflaster verlängert von 17,8±3,7 bei Baseline auf 22,6±6,8 Min. Die anderen Schlafparameter blieben unbeeinflusst. Im Gegensatz dazu war der GesamtREM-Schlaf bei gesunden Probanden unter Nikotinpflasterapplikation deutlich verkürzt: von 105,6±14,9 Min bei Baseline auf 72,2±35,5 Min. Weiterhin wiesen die gesunden Probanden eine Abnahme der Gesamtschlafzeit (p<0,04) und signifikant mehr Wachzeit (p<0,03) auf. Es zeigte sich eine Abnahme der Dauer des NREM-1-Stadiums (p<0,0001). Die REM-Latenzzeit war in der Nikotin-Nacht und in der Folgenacht ebenfalls verkürzt (p<0,0005). In der HAM-D zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Stimmung bei depressiven Patienten unter dem Nikotinpflaster (p<0,003). Dieser stimmungsaufhellende Effekt hielt ca. 8 Stunden lang an. Derselbe Effekt war bei gesunden Teilnehmern auch zu beobachten (p<0,01). 73 Das Placebo-Pflaster führte in beiden Gruppen zu keiner Änderung des Schlafprofils oder der HAMD-Scores. In der Studie wurden die Pflaster 2 Stunden vor dem Schlafengehen angebracht. Es ist fraglich, inwiefern der Einfluss von Nikotin auf die Schlafstadien der ersten Nachthälfte schon entfaltet war. In einer weiteren Studie von Salin-Pascual und Drucker-Colín, (1998) wurde die längerfristige Wirkung von Nikotinpflastern (17,5 mg) an 6 schwer-depressiven und 6 gesunden nicht-rauchenden Teilnehmern getestet. Die medikamentöse Behandlung der depressiven Patienten wurde 2 Wochen vor der Studie abgesetzt. Die Probanden verbrachten nach der Adaptations- und Baseline-Nacht weitere 4 Nächte unter Nikotinapplikation und die drauffolgende Nacht ohne Nikotin im Schlaflabor. Das Nikotinpflaster wurde 2 Stunden vor der Bettzeit appliziert und nach 24 Stunden gewechselt. Bei beiden Gruppen war eine Zunahme von REM-Schlaf zu beobachten. Bei den gesunden Probanden begann diese Zunahme in der zweiten Nikotinnacht (p<0,00002) und erreichte den Höhepunkt während der Absetznacht, 102,4% über Baseline. Bei den depressiven Probanden war die Erhöhung von REM-Schlaf, die zweite Nacht ausgenommen, über die ganze Periode zu sehen. Die größte Zunahme von REM-Schlaf war in der vierten Nikotinnacht (p<0,007). Die Erhöhung des REM-Schlafes war bei gesunden Probanden depressiver Probanden gegenüber signifikant größer (p<0,04). Bei den gesunden Probanden waren die weiteren Schlafstadien auf die folgende Weise geändert: Abnahme von NREM-2-Schlaf (p<0,02) und NREM-3-Schlaf (p<0,03). Bei depressiven Probanden waren die anderen Schlafstadien nicht signifikant geändert. Das subjektive Befinden der depressiven Teilnehmer besserte sich unter Nikotinapplikation signifikant. In HAM-D zeigten die folgende Symptome eine Abnahme: Besserung der Stimmung mit p<0,0004, Abnahme der Insomniebeschwerden mit p<0,001 und gesteigerte Energie mit p<0,0014 Signifikanz. Bei 4 der 6 Probanden dieser Gruppe ergab sich eine Abnahme von HAM-D Score über 50%. Weiterhin war auffällig, dass diejenigen Patienten, bei denen der Anstieg von REM-Schlaf am größten (>50% über Baseline) war, auch die höchste Abnahme in HAM-D zeigten. Die REM-Latenzzeit war bei diesen depressiven Probanden bei Baseline signifikant kürzer (52,8 ± 8,2 Min) im Vergleich zu gesunden Probanden (108,5 ± 42,8 Min). Die REM-Latenzzeit zeigte bei Nikotinapplikation keine Änderung. Eine mögliche Erklärung für die gegensätzliche Änderungen des REM-Schlafes bei Gesunden in den lezten beiden Studien ist, dass das Nikotinpflaster in der zweiten Studie über 4 Tage appliziert wurde. Hier zeigte der REM-Schlaf erst ab der 2. Nacht eine signifikante Zunahme. Dadurch ist es möglich, dass Nikotin durch den kontinuierlichen Nikotinspiegel zu einer Sensibilisierung der Prozesse führt, die zur Generierung des REM-Schlafes verantwortlich sind. In der ersten Studie war 74 möglicherweise die Applikationszeit von einem Tag zu kurz, um eine Sensibilisierung, also eine Zunahme zu bewirken. Zusätzlich führte die akute Gabe in der ersten Studie auch zu einer generellen Abnahme der Gesamtschlafzeit durch die Zunahme der Wachzeit, was auch zu einer REM-Reduktion beitragen kann. Die anschließende Studie von Salin-Pascual und Galicia-Polo, (1999) analysierte den Zusammenhang von Schlafvariabeln und Änderung der Stimmung unter Nikotinapplikation bei unbehandelten depressiven Patienten. Die 15 Patienten waren alle Nicht-Raucher. Nach einer Adaptationsnacht wurde in der zweiten Nacht die Baseline-Messung und in der dritten Nacht mit Nikotinpflastern (17,5 mg) die experimentelle PSG-Messung durchgeführt. In dieser Studie wurde ebenfalls eine signifikante Zunahme von REM-Schlaf-Dauer von 82,5 ± 21,7 Min auf 122,9 ± 32,3 Min gefunden und zusätzlich eine Abnahme von NREM-2-Schlaf. Die REM-Latenzzeit zeigte nach Nikotingabe keine signifikante Änderung. Bei 10 Patienten war eine signifikante Abnahme in HAM-D zu beobachten (p<0,01), welche bei all diesen Patienten auch mit einer Zunahme von REM über das eigene Baseline-Level einherging. Bei 8 von diesen 10 Probanden war die REM-Latenzzeit unter 60 Min bei Baseline, im Gegensatz zu den 5 Probanden, die keine verbesserte Stimmung unter Nikotinzufuhr zeigten und bei Baseline eine REM-Latenzzeit über 60 Min zeigten. Zwei von den 15 Teilnehmern erfuhren bei gleichzeitiger Erhöhung der REM-Zeit unter Nikotin keine Besserung der Stimmung. Die Studie von Wetter und Mitarbeiter, (2000) untersuchten die Änderung des Schlafes während des Nikotinentzugs bei rauchenden Frauen, die früher bereits an einer depressiven Episode litten. Von den 14 Teilnehmerinnen erlitten 7 schon einmal eine depressive Phase, 7 berichteten über keine Depression in der Vergangenheit. Die polysomnographischen Untersuchungen wurden 10 und 5 Tage vor akutem Entzug und am 3., 5. und 10. Tag des Entzugs durchgeführt. Zusätzlich füllten die Teilnehmer morgens und abends Fragebögen aus. Die morgendlichen Fragebögen beinhalteten Fragen bezüglich der subjektiven Schlafqualität und die Stanford Sleepiness Scale. Abends wurden die Entzugssymptome anhand der Wincosin Smoking Withdrawal Scale evaluiert. Während des Nikotinentzugs zeigte sich bei beiden Gruppen eine von Baseline aus signifikant zunehmende Schlaffragmentierung: Zunahme von Arousals (p<0,05) und Zunahme der Schlafstadienwechsel (p<0,01) bis zum dritten Tag der Abstinenz mit einem anschließenden kontinuierlichen Abfall. Die Wachzeit nach dem Einschlafen nahm während des Entzugs signifikant zu und war am dritten Tag am längsten (p<0,05). Dementsprechend nahm die Gesamtschlafzeit von 75 5,5 Stunden bei Baseline auf 4,5 Stunden am zehnten Tag der Abstinenz ab (p<0,01). Während des Nikotinentzugs war für den NREM-1-Schlaf nach einer initialen Zunahme bis zum 3. Tag eine lineare Abnahme charakteristisch (p<0,001). Weiterhin zeigte sich eine Zunahme der Tiefschlafstadien NREM-3 und NREM-4 ab dem dritten Tag der Abstinenz (p<0,01). In keiner diesen Parametern zeigte sich eine signifikante Differenz zwischen beiden Gruppen. Bei Probanden mit früherer Depression war eine mäßige, jedoch nicht-signifikante Zunahme im REM-Schlaf zu beobachten. Diese Änderung trat bei der anderen Gruppe nicht auf. Der Unterschied der beiden Gruppen war auch nicht signifikant. Die REM-Latenzzeit bei Frauen ohne Depression nahm zwischen dem 3. und 5. Tag der Abstinenz zu (p<0,05), diese war in der anderen Gruppe unverändert (p=0,97). Diese Abweichung zeigte in der statistischen Analyse eine Signifikanz (p<0,05). Die Angaben der Teilnehmer über ihre Schlafqualität wiesen auf einen deutlichen Entzugseffekt hin sowohl mit Zunahme der Einschlaflatenz (p<0,05) und Wachzeit nach dem Einschlafen (p<0,05), als auch mit einer Abnahme der Schlafqualität (p<0,01) und der Erholsamkeit des Schlafes (p<0,01). Alle diese Parameter zeigten die größten Veränderungen bis zum 3. Tag des Entzugs und besserten sich erst im weiteren Verlauf. Die einzige Änderung, bei der ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt wurde, war die Häufigkeit des Aufwachens während der Nacht. Diese war bei Frauen mit früherer Depression signifikant erhöht (p<0,01). Alle weiteren erfragten Entzugssymptome wiesen in der Entzugsphase eine Zunahme jedoch ohne Unterschied zwischen den beiden Gruppen auf. In der Vergleichsstudie von Haro und Drucker-Colin, (2004) wurde der langfristige Effekt von Nikotin und Fluoxetin auf die depressive Symptomatik und auf den Schlaf über 14 Monate hindurch verfolgt. Zwei unabhängige Gruppen von 12 schwer-depressiven ansonsten unbehandelten Patienten erhielten blind 6 Monate lang 5 mal in der Woche transdermale Nikotinpflaster (17,5 mg) oder orales Fluoxetin (20 mg). Die Dosen wurden im 7. Monat auf dreimalige und im 8. Monat auf einmalige Gabe in der Woche reduziert. Vom 9. bis zur 14. Woche erhielten die Teilnehmer einmal in der Woche eine nikotin- und fluoxetin-substituierende Placebo-Pille. Die polysomnographischen Untersuchungen und die Erhebung der depressiven Symptomatik mit Hilfe der Hamilton Rating Scale for Depression mit 21 Fragen (HAM-D-21) wurden bei Baseline und drauffolgend einmal im Monat durchgeführt. Zum Vergleich der Ausgangswerte der Schlafparameter zwischen Depressiven und Gesunden wurden Ergebnisse der PSG-Messungen von weiteren 35 gesunden Probanden in die Studie einbezogen. 76 Bei Baseline zeigte sich bei depressiven Patienten eine verkürzte Gesamtschlafzeit (p<0,01), welche hauptsächlich aus einer verlängerten Einschlaflatenzzeit (p<0,001) resultierte. Bezüglich der Schlafstadien waren die folgende Änderungen zu beobachten: verminderte Schlafeffizienz, kürzere Dauer der Schlafstadien NREM-1, -3, und-4, längere REM-Schlaf-Dauer und kürzere REMLatenzzeit bei depressiven Patienten.. Unter Nikotintherapie zeigte sich im ersten Monat eine signifikante Abnahme der Wachzeit nach dem Einschlafen (p<0,01). Die Dauer von NREM-1-Schlaf nahm ab (p<0,01) und von NREM-3und NREM-4-Schlaf nahm zu (p<0,01). Die REM-Latenzzeit verlängerte sich ebenfalls (p<0,01). Ab dem 2. bis zum 6. Monat hielt diese Änderung der Schlafstadien weiterhin an. Bei dem Gesamtschlaf war eine progrediente Zunahme zu beobachten, indem die Wachzeit weiterhin abnahm (p<0,001). Dies ging mit einer Besserung der Schlafeffizienz einher. In dem 7. und 8. Monat hielten der verlängerte Gesamtschlaf und die verbesserte Schlafeffizienz trotz Reduktion der Nikotindosis an. Ab dem 9. Monat nach Absetzen von Nikotin dauerten die positive Änderungen der Schlafparameter an: geminderter NREM-1-Schlaf und Wachzeit und erhöhter NREM-3 und 4Schlaf. Zusätzlich blieb die Gesamtschlafzeit ab dem 9. Monat bis zum Ende der Studie verlängert. Von dem 1. Monat an wurde eine kontinuierliche Zunahme der REM-Latenzzeit festgestellt. Diese erreichte ihr Maximum im 6. Monat und hielt über die ganze Studie weiterhin an. Unter Nikotin erreichte die REM-Latenzzeit im 6. Monat beinahe die gleichen Werte wie bei Gesunden. Ab dem ersten Monat traten weniger EEG-Arousals unter Nikotin. Unter Nikotinapplikation und während des anschließenden Entzugs erfuhren die Probanden eine signifikante kontinuierliche Abnahme um 52, 8% in Hamilton Rating Scale of Depression. Fluoxetin führte zu von Nikotin verschiedenen Änderungen des Schlafes: Zunahme der REMLatenzzeit, der Wachzeit, der Arousals und des NREM-1-Schlafes, Reduktion des Gesamtschlafes und des REM-Schlafes und kein Effekt auf die Tiefschlafphasen. Unter Fluoxetin war ebenfalls eine deutliche Abnahme der HAMD-Scores zu beobachten. In einer anderen Arbeit von Haro und Drucker-Colin (2004) wurde der gleiche Studienprotokoll wie oben beschrieben mit Nikotinpflaster an 14 depressiven Patienten durchgeführt, die Absetzperiode wurde jedoch auf 24 Monaten verlängert, um den langfristigen Effekt von Nikotin bzw. Absetzen von Nikotin weiterhin zu verfolgen. In der langen Absetzperiode hielten der verlängerte Gesamt-Schlaf und erhöhte Schlafeffizienz an. Die Wachzeit und der NREM-1-Schlaf blieben vermindert und der NREM-3- und 4-Schlaf waren stets verlängert. Der REM-Schlaf zeigte jedoch nach der initialen Abnahme und damit 77 Normalisierung unter dem Nikotinpflaster, im 24. Monat einen erneuten Anstieg und damit einen Rückkehr zu Ausgangswerten wie bei depressiven Patienten bei Baseline gemessen. Weiterhin zu bemerken, dass die REM-Latenzzeit, welche bei Depressiven bei Baseline signifikant (p<0,001) verkürzt war und beim 5. Monat sich beinahe normalisierte, keine Änderung während des Nikotinentzugs zeigte. Mit der Verkürzung der REM-Latenz ging hier auch eine signifikante Abnahme der HAM-D-Score hinein, welche bis zum 24. Monat anhielt. Bei 78,6% der Teilnehmer war diese Besserung der HAM-D-Scores 50% über das Baseline-Niveau. Zusammenfassung In den Studien von Salin-Pascual führte Nikotin nach akuter Gabe bei nicht-rauchenden Depressiven zu einer Erhöhung des REM-Schlafes. Diese Erhöhung ging mit einer Verbesserung der depressiven Symptome einher. Die depressiven Patienten zeigten in diesen Studien eine geringere REM-Dauer bei Baseline gegenüber den Gesunden. Die REM-Latenzzeit war bei den depressiven Patienten deutlich verkürzt, eine Verlängerung war nach akuter Gabe nicht zu beobachten. Im Gegensatz dazu zeigten sich in der Studie von Haro bei Baseline eine Erhöhung des REM-Schlafes und eine starke Verkürzung der REM-Latenzzeit bei depressiven gegenüber gesunden Probanden. Nach chronischer Nikotingabe verlängerte sich die REM-Latenzzeit allmählich bis zu Werten Gesunder. Die REM-Dauer zeigte nach anfänglicher Zunahme eine kontinuierliche Abnahme bis zu Normalwerten Gesunder. Bei Haro korrelierte die Besserung der Stimmung mit der Zunahme der REM-Latenzzeit. Es ist bemerkenswert, dass die chronische Nikotingabe zur Normalisierung der objektiven Schlafqualität Depressiver führte im Gegensatz zu Fluoxetin. Die verlängerte REM-Latenzzeit ist ein charakteristischer Schlafparameter depressiver Patienten. Es wurde postuliert, dass diese auf eine Hypersensitivität des cholinergen Systems zurückzuführen ist [Vélazquez-Moctezuma et al., (1995); Gillin et al., (1994)]. Es ist möglich, dass die chronische Nikotingabe zur Abnahme der cholinergen Rezeptoren führt, wodurch die Überaktivität des cholinergen Systems gedämpft wird und die REM-Latenzzeit sich dadurch normalisiert (Haro et al., 2004). Anhand der vorliegenden Ergebnisse, wäre es von besonderem Interesse, den Effekt von Nikotin bei Depressiven weitergehend als mögliche Therapieoption zu analysieren. Eine weitere Ausführung dieser Thematik würde jedoch den Rahmen dieser Übersichtsarbeit überschreiten. 78 4.2.6 Nikotin und Schlafapnoe Das Apnoe-Hypopnoe-Syndrom ist durch das Aussetzen der Atmung während des Schlafes und damit Abnahme der Sauerstoffversorgung charakterisiert. Mögliche Ursachen dafür sind der Hypotonus der osopharyngealen Muskulatur im Schlaf, die bei bestimmter Veranlagung (z. B. männliches Geschlecht, Übergewicht) zur intermittierenden Verlegung der oberen Atemwege und zur kurzzeitigen Hypoxie führt. Unter diesem hypoxischem Zustand wiederum kommt es zu häufigen Arousals und Schlafstadienwechsel. Diese Art der Schlaffragmentierung verursacht neben anderen vegetativen Symptomen exzessive Tagesschläfrigkeit. In den folgenden Studien wurde der Zusammenhang von Nikotin und Apnoe-Schlafapnoe-Syndrom untersucht. 4.2.6.1 Ergebnisse In 6 Studien wurde der Zusammenhang von Nikotin und Schlafapnoen untersucht (Tabelle 16). In 4 davon wurde das Auftreten von Schlafapnoen nach Nikotinapplikation gemessen. In weiteren 2 wurde der ursächliche Zusammenhang von Nikotin für Schlafapnoen analysiert. Schlafapnoe Publikation Gothe et al., 1985 Davila et al., 1994 Fragestellung der Studie Nikotin: Therapieoption für obstruktives Schlafapnoe (OSA) Akuter Effekt von Nikotinpflaster auf Schlaf, Schnarchen und Schlafapnoe Probanden Methode Ergebnisse n=8 Männer mit OSA (n=3 NichtRaucher, n=2 GelegenheitsRaucher, n=3 Raucher) Nicht-placebokontrollierte Studie Nikotin: -Reduktion der Gesamtapnoen - Zentral-Apnoe: Zunhame in n=4 und Abnahme in n=4 -reduzierte Schlaf-Apnoe-Zeit -1.h: keine OSA bei n=6 -2.h: keine OSA bei n=5 n=20 NichtRaucher (m=10, w=10) mit Schnarchen 2mg Nik.Kaugummi ab 15 h stündlich + 4mg Nikotinkaugummi 30Min. vor ins Bettgehen Kontroll-Messung 1 Wo. Vorher Messungen: PSG, Plethysmogramm, nasaloraler Luftfluss, Oxymetrie, pCO2 Doppel-blind randomisierte crossover Studie Placebo vs. 11mg NP für 24h 1.Adaptationsnacht 2. NP vs. Placebo 3. NP vs. Placebo Messung: Nikotinkonzentration, PSG,Pulsoxymetrie; oralnasaler Luftfluss, Schnarchen-Index Kein Effekt auf O2- und CO2-Sättigung Keine Änderung der Schlafstadien PSG: siehe bei Nikotinpflaster Apnoen: -keine Änderung der zentralen oder obstruktiven Apnoen oder Hyponoen Schnarchen: -Keine Reduktion der Frequenz -Reduktion der Lautstärke um 1,1 dB 79 Hein et al., 1995 Zevin et al., 2003 Nikotin zur Therapie der obstuktiven Schlafapnoe n=8 Raucher mit OSA Effekt auf OSA von Nikotinzahnpaste n=10 NichtRaucher mit OSA (AHI zw. 15-55/h) Nicht-placebokontrollierte Studie NP 35mg Kontroll- und Nikotin Nacht Applikation um 21 Uhr Messung: PSG, O2Sättigung Doppel-blind randomisierte Crossover-Studie 2mg vs.4,3 mg Nikotinzahnpaste (NZ) 1.Nacht: Baseline 2.Nacht: NZ, 3.Nacht: andere NZ Messungen: PSG, AHI, O2Sättigung, Eppworth Sleepiness Scale, Schlafqualität Wetter et al., 1994 Kashyap., 2001 Rauchen als Prädiktor für gestörte Atmung im Schlaf Höhere Prävalenz von OSA bei Raucher Apnoen bei NP: -keine Änderung in AHI, zentrale Apnoen, Apnoedauer -OSA: Abnahme der Frequenz (n.s.) -Zunahme der mittleren O2-Sättigung NZ 2mg, 4,3mg: PSG: -verlängerte Einschlaflatenz -Zunahme von NREM1 OSA: -keine Änderung in AHI - abnehmender Trend in AHI bei n=4 -Kein Effekt auf O2-Sättigung Tagesschläfrigkeit: keine sign. Änderung n(gesamt)=811 Nicht-Raucher n=340 Ehemalige Raucher n=323 Raucher n=158 Daten von einer longitudinalen KohortenStudie Messungen: PSG, oralnasaler Luftfluss, Oxymetrie, Plethysmogramm Regressionsanalyse OR für AHI 5-10: Ehemalige R.: OR: 1,14 Raucher: OR: 2,09 N(gesamt)=214 n=108 mit OSA (AHI >10/h) n=106 ohne OSA Fall-Kontroll Studie Gesammelte PSG Daten der Patienten. Fragebögen bzgl. Rauch-, Trinkverhalten. Regressionsanalyse Prävalenz mit OSA: 35% Raucher Prävalenz ohne OSA: 18% Raucher. OR für OSA: OR für AHI >15: Ehemalige R.: OR: 1,86 Raucher: OR: 4,44 Raucher: OR: 2,5 Tabelle 16. Tabellarische Darstellung der Studien zum Zusammenhang von Nikotin und Schlafapnoe (Abkürzungen: NZ: Nikotinzahnpaste; OSA: obstruktive Schlafapnoe, AHI: Apnoe-Hypopnoe-Index, OR: Odds Ratio) In der Studie von Gothe et al., (1985) wurde an 8 Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe Nikotinkaugummi appliziert und anschließend die Anzahl von Schlafapnoen gemessen. Unter den Teilnehmern waren 3 Raucher, 2 ehemalige Raucher und 3 Nichtraucher. Die Teilnehmer erhielten ab 15 Uhr jede Stunde ein Kaugummi mit 2 mg Nikotin und 30 Min vor dem Schlafengehen eins mit 4 mg Nikotin. Die Untersuchung beinhaltete eine Kontroll- und eine Nikotinnacht. In der Datenanalyse wurden die ersten 2 Stunden vom Schlaf ausgewertet. Die Schlafapnoen wurden neben der PSG mittels Plethysmographie, Messung des oral-nasalen Luftflusses, Oxymeter und pO2-Messung erfasst. Die Anzahl der zentralen Apnoen zeigte bei 4 Probanden einen Anstieg und bei 4 Probanden eine Abnahme. Im Gegensatz dazu wurden bei 6 Probanden in der ersten Stunde keine obstruktiven Apnoen gemessen, dies hielt bei 5 Probanden auch in der zweiten Stunde an. Insgesamt zeigte sich eine signifikante Abnahme der Apnoe-Zeit von 58,0 ± 5,9 bei Kontrollnacht zu 37, 1 ± 8,5 in der 80 ersten Stunde und zu 40,1 ± 9,5 in der zweiten Stunde (p<0,05). Es wurde jedoch keine Änderung der O2- und CO2-Sättigung gemessen. Die Schlafparameter waren in den ersten 2 Stunden im Vergleich zur Kontrollnacht nicht verändert. Insgesamt zeigte sich eine signifikante Abnahme der Apnoe-Zeit, dies setzte sich aus einer Abnahme der obstruktiven und gemischten Apnoen zusammen, wobei die zentralen Apnoen unbeeinflusst blieben. An dieser Studie ist kritisch zu bemerken, dass der Teilnehmeranzahl sehr klein war. Weiterhin wurde der Raucherstatus in der Auswertung nicht berücksichtigt. In einer doppel-blinden placebo-kontrollierten Studie untersuchten Davila et al., (1994) den Effekt von Nikotinpflastern auf das Schnarchen und Apnoen. Die 20 Probanden, die an chronischem Schnarchen litten erhielten nach der Adaptationsnacht Placebo- und Nikotinpflaster (11 mg) in den folgenden zwei Nächten in randomisierter Reihenfolge. Neben PSG wurde der nasale und orale Luftfluss gemessen. Die thorakoabdominelle Bewegung wurde mittels Plethysmogramm erfasst, das Schnarchen durch Audio-Aufnahme. Bei Baseline unter den Männern waren signifikant mehr Apnoen und Hypopnoen während des Gesamtschlafs (p<0,05) zu beobachten als bei Frauen. Dieser Trend zu vermehrten Schlafapnoen trat bei Männern auch unter Nikotin auf. In Hinblick auf die Häufigkeit des Schnarchens zeigte sich kein Unterschied zwischen Männern und Frauen. Die Frequenz von Schnarchen war den BaselineWerten gleich, es zeigte sich jedoch mit dem Nikotinpflaster eine Abnahme der Lautstärke des Schnarchens um 1,1 dB (p<0,01). Eine Kritik an der Studie ist, dass die Nikotin- und Placebo-Nacht aufeinanderfolgend durchgeführt worden sind, deswegen konnte das Nikotin aus der ersten Nacht durch einen Entzugseffekt die Placebo-Nacht möglicherweise beeinflussen. Hein et al., (1995) untersuchten die Wirkung von Nikotinpflastern auf die Änderung der Schlafapnoen. Die rauchenden Teilnehmer (n=8) wiesen einen Apnoe-, Hypopnoeindex über 10 pro Stunde im Schlaf auf. Die polygraphischen Messungen wurden vom Rauchen abstinent in zwei Nächten durchgeführt: die erste Nacht diente zur Baseline-Messung, in der zweiten Nacht wurde um 21 Uhr ein Nikotinpflaster mit 35 mg Nikotin appliziert. In der Untersuchung wurde eine geringe, jedoch signifikante Zunahme der mittleren O2-Sättigung gefunden. Es wurde weiterhin eine geringe, aber nicht signifikante Abnahme des Apnoe-HypopnoeIndex gezeigt. Diese resultierte zum größten Teil aus der Abnahme der obstruktiven Apnoen. Der Teilnehmerzahl war in dieser Studie ebenfalls gering. 81 In der doppel-blind randomisierten Studie von Zevin et al., (2003) wurde Nikotin 10 Probanden mit obstruktiver Schlafapnoe in Form von Zahnpaste zugeführt. Nach Baseline-Messung erhielten die Probanden in den folgenden zwei Nächten einmal Zahnpaste mit 2 mg Nikotin und einmal 4,3 mg Nikotin in randomisierter Reihenfolge. Nach Nikotinzufuhr war die Schlaflatenz verlängert und der NREM-1-Schlaf erhöht. Die weiteren Schlafstadien mitsamt Gesamtschlaf blieben unbeeinflusst. Der Apnoe-Hypopnoe-Index änderte sich in den ersten 4 Stunden trotz der höchsten Nikotinkonzentration im Speichel nicht. Der Effekt auf die Tagesschläfrigkeit wurde mittels der Eppworth Sleepiness Scale erfasst. Bei 2 mg Nikotin waren die Testergebnisse dem Baseline gleich. Bei 4,3 mg war eine abnehmende Tendenz der Tagesschläfrigkeit zu beobachten, jedoch erreichte diese keine statistische Signifikanz. Wetter et al., (1994) untersuchte den Zusammenhang zwischen Rauchen und gestörter Atmung im Schlaf. Für die Studie wurden polysomnographische Daten aus einer longitudinalen KohortenStudie rekrutiert. Von den Teilnehmern waren 340 Nicht-Raucher, 323 ehemalige Raucher und 158 Raucher. Nach logitischen Regressionsanalyse wiesen aktuelle Raucher die größte Chance (OR: 4,44) auf, ein ausgeprägtes Apnoe-Hypopne-Syndrom (AHI >15) zu entwickeln. Für weitere Symptome, wie Schnarchen und mäßige Apnoen (AHI: 5-10) erwiesen ebenfalls die Raucher das größte Risiko. Nach Einbeziehen weiterer Risikofaktoren wie Kaffeekonsum, BMI etc. in die Regressionsanalyse zeigten ehemalige Raucher kein erhöhtes Risiko für gestörte Atmung im Schlaf. Starke Raucher (40 Zig./Tag) zeigten ein erhebliches Risiko für mäßige Apnoen (OR: 6,74), und starke Apnoen-Hypopnoen im Schlaf (OR: 40,47). In der Studie von Kashyap et al., (2001) konnte der Zusammenhang von Rauchen für die Entwicklung für Schlafapnoe bestätigt werden. Hier wurde ebenfalls durch logistische Regressionsanalyse das Risiko von Rauchern und Nichtrauchern berechnet, obstruktive Schlafapnoe zu entwickeln. Dafür wurden 106 gesunde Probanden (AHI <5) und 108 Probanden mit obstruktiver Schlafapnoe (AHI >5) in einer randomisierten Studie verglichen. Die Prävalenz von Rauchern unter den Probanden mit obstruktiver Schlafapnoe betrug 35%, bei der anderen Gruppe 18%. Dieser Unterschied war signifikant (p=0,0049). In der Regressionsanalyse zeigte sich dadurch für Raucher ein 2,5 mal höheres Risiko, in ihrem Leben Schlafapnoe zu entwickeln. Bei ehemaligen Rauchern war das Risiko für Schlafapnoe gegenüber Nichtrauchern nicht erhöht. In der Studie wurden weitere Risikofaktoren, wie BMI, Alter und Alkoholkonsum berücksichtigt. 82 Zusammenfassung Es liegen wenige Studien vor, die den Einfluss von Nikotin auf Schlafapnoen untersuchten. Nur in einer Studie, Gothe et al., (1985) konnte eine Abnahme der Apnoen nach Gabe von Nikotinkaugummis nachgewiesen werden. Es ist möglich, dass bei Gothe durch die mehrmalige Gabe ein höherer Nikotinspiegel erreicht wurde als bei den anderen Studien, in denen Nikotin vor dem Schlafengehen appliziert wurde. Dagegen spricht jedoch die Studie von Hein et al., (1995), in der die hohe Dosis des 35 mg Nikotinpflasters die Schlafapnoen nicht signifikant reduzieren konnte. Eine andere Erklärung wäre, dass Nikotin nach oraler Applikation die Schlundmuskulatur direkt beeinflusst. Darauf würde auch das Ergebnis bei Gothe et al., (1985) hindeuten, dass hauptsächlich die Anzahl der obstruktiven Apnoen reduziert wurde. Es ist jedoch unklar, warum bei Zevin et al., (2003) nach Nikotinzahnpaste dieser Effekt nicht auftrat. Um eine eine repräsentative Aussage treffen zu können, sind weitere Studien mit größerer Teilnehmeranzahl nötig. In zwei Studien, Wetter et al., (1994); Kashyap et al., (2001) konnte ein höheres Risiko von Rauchern für Schlafapnoe nachgewiesen werden. 83 V. Diskussion 5.1 Hauptbefunde und klinische Relevanz 5.1.1 Nikotinkonsum Es konnte gezeigt werden, dass in der Schlafqualität von Rauchern und Nicht-Rauchern Unterschiede bestehen. In den subjektiven Berichten dominieren hauptsächlich die Insomniesymptome, wie das Gefühl von nicht-erholsamem Schlaf und die daraus resultierenden Folgen, wie erhöhte Tagesschläfrigkeit [Wetter et al., 1994; Phillips et al., 1995]. Weiterhin konnte durch longitudinale Studien bewiesen werden, dass unter Nikotinkonsumenten nicht nur eine höhere Prävalenz von Insomnie besteht, sondern dass Rauchen auch für die Entwicklung von gestörtem Schlafverhalten ein wesentlicher Prädiktor ist [Wetter et al., 1994; Patten et al., 2000]. Zudem ist es zu bemerken, dass Rauchen oft eine eher ungesunde Lebensführung nach sich zieht, wie häufigerer Alkohol- und Kaffeekonsum. Dieses Verhalten beeinträchtigt den Schlaf zusätzlich. Polysomnographische Untersuchungen konnten die Beeinträchtigung der subjektiven Schlafqualität von Rauchern objektivieren. In der Arbeit von Soldatos et al., (1980) wurde gezeigt, dass Raucher weniger Gesamtschlafzeit und eine längere Einschlaflatenz haben. Die Studie von Soldatos et al. (1980) wurde an 100 Probanden in kontrollierter Umgebung randomisiert durchgeführt und ist deswegen methodisch hochwertig. In der Studie von Zhang et al., (2006) wurde bei Rauchern mittels Home-Polysomnographie eine Verschiebung der Tiefschlafstadien in Richtung leichterer Schlafphasen gezeigt. Die Einschlaflatenz war auch hier signifikant verlängert. Weiterhin weist der Befund, dass sich der Schlaf zwischen ehemaligen Rauchern und Nicht-Rauchern nicht unterschied, darauf hin, dass der Schlaf sich nach Absetzen des Nikotinkonsums normalisiert. Diese Studie ist wegen der hohen Teilnehmerzahl (n=6400) besonders repräsentativ. Zu bemerken ist, dass keine der polysomnographischen Studien die Schlaffragmentierung durch Arousals thematisierte, welche für eine Beeinträchtigung der subjektiven Schlafqualität verantwortlich ist. Eine weitere Studie von Zhang et al., (2007) zeigte in der Spektralanalyse der PSG von Rauchern eine Zunahme der AlphaFrequenzen und Abnahme der Delta-Frequenzen. Dieser Befund, die verlängerte Einschlaflatenz und die Abnahme der Tiefschlafphasen, spricht für die subjektiv beschriebenen Schlafstörungen. Dementsprechend erklären die PSG-Studien das subjektive Empfinden der Probanden. 5.1.2 Nikotinentzug Dass Schlafstörungen während der Entzugsperiode ein wichtiges Symptom darstellen, lässt sich schon dadurch vermuten, dass Insomnie als neues Entzugssymptom in der DSM IV-Klassifikation 84 (1996) zusätzlich einbezogen wurde. Die für die Evaluation der subjektiven Entzugssymptomatik dargestellten Studien von Hatsukami et al., Cummings et al. und Shiffman et al. zeigen eindeutig, dass Schlafstörungen als prominente Symptome des Nikotinentzugs gelten. In den Studien wurde sehr häufig über eine verlängerte Wachzeit während der Nacht v.a. wegen öfteren Aufwachens und verlängerter Einschlafzeit berichtet. Es wurde gezeigt, dass die Ausprägung der Symptomatik in linearem Zusammenhang mit der Stärke der Nikotinsucht steht [Cummings et al., 1985]. Eine wichtige Feststellung war, dass Schlafstörungen im Gegensatz zu anderen Entzugssymptomen über Wochen anhalten. Dies wurde von Cummings über 3 Wochen und bei Jorenby et al., (1996) über 5 Wochen der Entzugsphase beschrieben. Die langanhaltenden Schlafstörungen tragen bei zur Entzugssymptomatik, indem sie auch zur Tagesmüdigkeit und zur Abnahme der Konzentrationsfähigkeit führen. Inwiefern jedoch Schlafstörungen zu einem frühen Rückfall führen, geht aus den Studien nicht genau hervor. Es liegen keine Analysen zur Rückfallsrate bei Probanden mit Insomnie- und ohne Insomnie-Beschwerden in der Entzugsphase vor. Es ist fraglich, inwiefern die einzelnen Symptome aus dem Symptomkomplex des Nikotinentzugs alleinig zu betrachten sind. Shiffman et al., (1995) zeigten mittels psychomotorischen Tests, dass Dauer-Raucher bessere Ergebnisse erzielen als nur Gelegenheits-Raucher. Dies ist durch die zentralnervös stimulierende Wirkung von Nikotin zu erklären. Während des Entzugs kommt es zu einem relativen Mangel dieses positiven Stimulus, also zu einer Abnahme der psychotropen Aktivierung. Zur weiteren Bestimmung des Ausmaßes der Schlafstörungen und ihrer Rolle in der Entzugsphase sind die polysomnographische Studien maßgebend. In den polysomnographischen Studien während des Nikotinentzugs wurde bei Kales et al., (1970) eine signifikante Erhöhung von REM-Schlaf gefunden. Der vermehrte REM-Schlaf ging mit gesteigerter Traumintensität einher. Leider werden die weiteren Schlafparameter in der Studie nicht erwähnt. Subjektive Angaben zur Schlafqualität fehlen ebenfalls, um den Schluss zu ziehen, dass die gesteigerte REM-Aktivität möglicherweise subjektiv als gestörter Schlaf von den Probanden empfunden wurde. Soldatos et al. (1980) berichtet ebenfalls über eine geringe, nicht signifikante Zunahme des REM-Anteils am Gesamtschlaf in der subakuten Entzugsphase sowie über eine Abnahme der Einschlaflatenz. Die Auswertung der PSG-Ergebnisse erfolgte nach der Rechtschaffen-Kales Skala. Demnach wird ein Arousal als EEG-Änderung über eine Dauer ab 15 Sekunden definiert. Nach dieser Definition gab es keine Änderungen in der Anzahl von Arousals. Bei Prosise et al., (1994) wurden keine Änderungen der Schlafstadien in der akuten Entzugsphase festgestellt. Es zeigte sich eine signifikante Zunahme der relativen Arousals und ein gesteigerter Schlafstadienwechsel. In dieser Studie wurden relative Arousals als EEG-Wechsel vom Schlaf ins Wachen, in Alpha-Frequenz oder Bewegung ohne Rücksicht auf die Dauer definiert. Gleichzeitig 85 waren die Arousals, als EEG-Wechsel in Alpha-Frequenz ab 5 Sekunden definiert, im Entzug nicht verändert. In der gleichen Studie wurde die gesteigerte Einschlafbereitschaft im MSLT-Test erfasst, welche auf eine erhöhte Tagesschläfrigkeit hinweist. Die Teilnehmeranzahl dieser Studien war gering. Die Studien zeigen keine homogenen Ergebnisse. Bei Soldatos deutet die Abnahme der Einschlaflatenz auf eine Besserung der objektiven Schlafqualität hin. Es ist fraglich, inwiefern die bei Prosise et al., (1994) beschriebene PSGÄnderungen allein für die erhöhte Tagesschläfrigkeit verantwortlich sind. Vermehrte Arousals beim akuten Entzug wurden in den Vergleichsstudien von Wetter et al., (1995), (1999) in der PlaceboGruppe und in der Studie von Staner et al., (2006) bei den Baseline-Messsungen beschrieben und bieten dadurch einen objektiven Beweis für die subjektiv angegebene Schlafstörungen. 5.1.3 Nikotinersatztherapien Im Hinblick auf die Nikotinersatztherapien ist das Ziel der Arbeit zu evaluieren, ob der Nikotinersatz in der Entzugsphase die Schlafstörungen der Patienten lindert oder die Schlafqualität durch die nächtliche Nikotinzufuhr sogar zusätzlich beeinträchtigt. Bei den Nikotinersatztherapien konnte das nikotinhaltige Kaugummi die subjektiven InsomnieBeschwerden nicht suffizient lindern [Hughes et al., 1984; Gross et al.,1989]. Deswegen wird hier auf diese Applikationsform nicht näher eingegangen. Es ist wichtig, sich die Ergebnisse der zwei Studien, in denen Nikotinpflaster an Nicht-Rauchern appliziert wurden, vor Augen zu halten [Gillin et al., 1994; Davila et al., 1994]. Beide beschreiben eine signifikante Abnahme der REM-Zeit. Bei Gillin et al. (1994) zeigte sich zusätzlich eine erhöhte NREM-2 und ein früheres Aufwachen am Morgen. Bei Davila et al., (1994) waren die weiteren Schlafstadien unverändert. Der Gesamtschlaf nahm jedoch durch Verlängerung der Einschlaflatenz signifikant ab. Bei Gillin et al., wurde in der Folgenacht nach der akuten Nikotinzufuhr ein Rebound-Effekt festgestellt: eine Zunahme von REM-Dauer und REM-Prozent im Vergleich zu Baseline und weiterhin eine Normalisierung der Schlafdauer. Der Befund, dass die Schlafstadien nach akuter Nikotingabe in der Folgenacht kompensatorisch eine Änderung in die umgekehrte Richtung zeigten, lässt vermuten, dass die Schlafstadien sich nach chronischem Nikotinkonsum in der Entzugsphase auch allmählich normalisieren. Untersuchungen, die die Nebenwirkung von Nikotinpflastern mit Placebo verglichen, zeigen abweichende Ergebnisse. In der Studie von Imperial Cancer Research Fund General Practise Research Group, (1993) gaben 20,4% der Nikotin-Gruppe und 7,5% der Placebo-Gruppe 86 Schlafstörungen als Nebenwirkung der Pflastertherapie an. In der Studie von Gourlay et al., (1995) wurde von 24% der Probanden mit Nikotinpflaster und von 13,3% Probanden mit Placebo-Pflaster über Schlafstörungen als Nebenwirkung berichtet. Zu diesen Studien ist zu bemerken, dass das Rauchen nicht als Ausschlusskriterium galt. Zusätzlich wurden die Entzugssymptome nicht ausreichend evaluiert. Bei Hurt et al., (1995) wurden ebenfalls die Wirkung und Nebenwirkung von Nikotinpflastern im Vergleich zu Placebo evaluiert. Hier traten Schlafstörungen bei 7,5% der Teilnehmer der Nikotin-Gruppe und bei 4,3% der Placebo-Gruppe als Nebenwirkung auf. In dieser Studie wurden die Entzugssymptome erfragt. Eine detailierte Angabe über die einzelnen Symptome wurde in der Studie jedoch nicht gelistet. Dadurch ist ungewiss, ob Insomnie dabei berücksichtigt war. Woraus dieser deutliche Unterschied resultiert, ist fraglich. Zum einen ist es möglich, dass bei Hurt et al. die Schlafstörungen als Entzugssymptome erfasst wurden, nicht aber als Nebenwirkung vom Nikotinpflaster. Zum anderen wurde in den ersten beiden gelisteten Studien die Nikotindosis nach 4 Wochen reduziert, wodurch möglicherweise stärkere Nebenwirkungen und dadurch Schlafstörungen auftraten. Eine getrennte Analyse für das zeitliche Auftreten der Schlafstörungen wurde in keiner der Studien durchgeführt. Im Gegensatz zu diesen Studien wurde von Jorenby et al., (1996) eine Vergleichsstudie durchgeführt, in der die Probanden in der Entzugsphase nicht geraucht haben. Hier berichteten 11.4% der Nikotin-Gruppe und 14.2% der Placebo-Gruppe über Schlafstörungen als Nebenwirkung der Pflastertherapie. Schlafstörungen als Entzugssymptom wurde über die gesamte Dauer der Studie vermehrt berichtet. Das Nikotinpflaster konnte die Insomnie-Beschwerden nicht signifikant lindern. Die Studie ist hochwertig, da das Rauchen als verzerrender Faktor der Entzugssymptome ausgeschlossen wurde. Hier traten Schlafstörungen häufiger in der Placebo-Gruppe auf. Dies spricht dafür, dass Schlafstörungen eher als Entzugseffekt zu erachten sind und nicht als Nebenwirkung. Es ist möglich, dass in den vorigen Studien das Nikotinpflaster mit dem zusätzlichen Rauchen und damit einhergehendem erhöhten Nikotinspiegel für die Schlafstörungen verantwortlich war. In der Studie von Gourlay et al, (1999) traten unter Nikotinentzug mit Nikotinersatztherapien in 48,1% der Fälle Schlafstörungen auf. Diese wurden in ca. 96,7% der Fälle bei der höchsten Dosis (21 mg) berichtet. Allerdings wurde die höchste Dosis in den ersten 4 Wochen der Abstinenz appliziert, in denen auch die Schlafstörungen als Folge des Nikotinentzugs am stärksten ausgeprägt sind [Cummings et al., 1985]. Dafür spricht auch, dass die meisten Probanden am ersten Entzugstag über Insomniesymptome berichteten. Weiterhin zeigten die Probanden, die in der Entzugsperiode zusätzlich rauchten, signifikant weniger Schlafstörungen. Dieser Befund weist darauf hin, dass die Schlafstörungen eher dem akuten Nikotinentzug als der Nebenwirkung von Nikotinpflastern 87 zuzuschreiben sind. Mit dieser Annahme ist vereinbar das Ergebnis der Studie von Fredrickson et al. (1995), in der Patienten in der Abstinenzphase von der 5. bis 9. Woche mit ähnlicher Dosis (22 mg) nur mit einer Häufigkeit von 7,6% Schlafstörungen angaben. Bei der doppelten Dosis (44 mg) waren die Insomnie-Beschwerden stark ausgeprägt; allerdings wurde diese Dosis wiederum in den ersten 4 Wochen der Abstinenz appliziert. Weiterhin lag der durch die 44 mg Nikotinpflaster erzeugte Kotinin-Spiegel deutlich oberhalb des Baseline-Kotinin-Spiegels, welcher den Schlaf durch die gesteigerte Aktivierung während der Nacht zusätzlich deutlich beeinträchtigt. In der polysomnographischen Studie von Wetter et al., (1995) wurde bei Rauchern eine Abnahme der Schlaffragmentierung und dadurch auch eine bessere objektive Schlafqualität bei akutem Entzug mit Nikotinpflaster (22 mg) als mit Placebopflaster festgestellt. In diesem Fall wirkte das Pflaster wie ein „Ersatz“, welcher das fehlende Nikotin substituierte. Der Schlaf mit Nikotinpflaster normalisierte sich progredient im Verlauf der Studie. Am 3. Tag der Abstinenz zeigte sich eine Erhöhung der Tiefschlafphasen sogar über die Baseline-Werte vor dem Entzug während des gewöhnlichen Rauchens. Ein bemerkenswerter Befund der Studie ist, dass die Probanden eine Verschlechterung der subjektiven Schlafqualität angaben. Dies deutet auf eine Diskrepanz zwischen der subjektiven und objektiven Beurteilung des Schlafes hin. Die Angaben der Probanden über den Schlaf sind möglicherweise durch das subjektive Befinden während des Entzugs deutlich beeinflusst und korrelieren wenig mit den objektiven Messungen. Andersrum trug die verbesserte objektive Schlafqualität wenig zur Linderung der Entzugssymptome bei. Deswegen ist zu fragen, inwiefern die objektive Schlafqualität die Entzugssymptomatik überhaupt beeinflusst [Wetter et al., 1995]. Eine andere Studie [Aubin et Staner, 2006] zeigte bei ähnlicher Dosis (21 mg) auch die Abnahme der Micro-Arousals, die deutliche Zunahme der Tiefschlafphasen sowie die Zunahme der REMDichte. Die Anzahl der REM-Dichte war hauptsächlich im ersten Drittel der Nacht erhöht. Das Ergebnis, dass unter Nikotinpflaster mit 15 mg Nikotindosis der prozentuale Anteil von Tiefschlafphasen abnahm, ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass diese Dosis die durch Nikotinentzug induzierten Änderungen der Schlafphasen nicht ausreichend kompensieren konnte. Darüber hinaus führten beide Nikotindosen zu einer Verlängerung der Einschlaflatenz, jedoch zu einer Abnahme der Gesamtwachzeit im Vergleich zu der Entzugsnacht ohne Pflastertherapie. Leider wurde in dieser Studie nur eine Entzugsnacht mit Nikotinpflaster beschrieben, somit ist die längerfristige Änderung des Schlafes unter Pflastertherapie nicht zu beurteilen. Wetter et al., (1999) lieferten ähnliche Ergebnisse. Hier führten Nikotinpflaster im Vergleich zu Placebopflastern bei Männern auch zu einer Abnahme der Anzahl von Arousals. Die Schlafstadien waren nicht 88 verändert. Die aufgeführten Studien waren alle doppel-blind randomisiert, die Studien von Wetter et al. auch placebokontrolliert. Im Gegensatz dazu zeigten sich bei Page et al., (2006) andere Ergebnisse. Am ersten Abstinenztag mit Nikotinpflaster zeigten sich in der PSG erhöhte Wachzeiten und eine Erhöhung der Microarousals und eine Abnahme von REM-Schlaf im Vergleich zu Placebo. Hier wurde das Nikotinpflaster allerdings unmittelbar vor dem Schlafengehen appliziert. Dadurch war der Effekt des Nikotinpflasters möglicherweise vermindert entfaltet. Zusätzlich wurden zwei verschiedene Dosen von Nikotinpflaster, 14 mg und 21 mg, abhängig von dem gewohnten Nikotinkonsum appliziert. Die Probanden, welche die 14 mg Nikotinpflaster erhielten, rauchten weniger als 10 Zigaretten pro Tag – bei den vorigen zwei Studien waren alle Teilnehmer starke Raucher (20-35 Zig./Tag). So ist es möglich, dass die Dosis der Nikotinpflaster für diese Probanden relativ hoch war und es demzufolge zu vermehrter Schlaffragmentierung kam. Die Studie enthält allerdings keine genauen Angaben, wie viele Probanden welches Pflaster erhielten. So fehlt auch die getrennte Auswertung der polysomnographischen Ergebnisse der beiden Nikotinpflaster. Weiterhin wurden die Probanden in der Studie zwecks Traum-Evaluation in den REM-Phasen sechsmal in der Nacht geweckt, welches auch zu einem möglichen Missverhältnis der Schlafstadien führt. In dem Review von Colrain et al., (2004) wurde ebenfalls der Einfluss von Nikotinentzug auf die subjektive und objektive Schlafqualität thematisiert. In dem Review wurde angenommen, dass die Nikotinersatztherapien zur vermehrten Schlaffragmentierung führen, woraus zusätzlich eine vermehrte Schläfrigkeit und Dysphorie am Tag und eine erhöhte Gefahr zum Rückfall resultiert. Zur Unterstützung dieser Annahme dienten die Studien von Gillin et al. (1994) und Davila et al., (1994), bei welchen das Nikotinpflaster an Nicht-Rauchern erprobt wurde. 5.1.4 Zusammenfassung der Wirkung von Nikotin auf den Schlaf Gesunder Die tierexperimentellen Untersuchungen zeigten, dass Nikotin in höherer Dosis appliziert die Einschlafzeit verlängert und zur Abnahme der Tiefschlafphasen und des REM-Schlafs führt. Nikotin führte bei gesunden Nicht-Rauchern zur ähnlichen Veränderung des Schlafes: Zunahme der Schlafphasen NREM-1 und NREM-2 und Abnahme von REM-Schlaf [Gillin et al., 1994] bzw. verlängerte Einschlaflatenz und Abnahme von REM-Schlaf [Davila et al., 1994]. Bei Rauchern wurde im Vergleich zu Nicht-Rauchern eine verlängerte Einschlaflatenz und Abnahme des Gesamtschlafzeit festgestellt [Soldatos et al., 1980], außerdem eine Zunahme von NREM-1- und NREM-2-Schlaf sowie Abnahme von NREM-3- und NREM-4-Schlaf [Zhang et al., 2006]. 89 In der Entzugsphase zeigte sich bei Rauchern eine Abnahme der Einschlaflatenz und der Gesamtwachzeit [Soldatos et al., 1980] und vermehrte Arousals, Zunahme von nächtlichen Aufwachen und ein gehäufter Schlafstadienwechsel [Prosise et al., 1994]. Eine Zunahme von REMSchlaf wurde beim akuten Entzug beschrieben [Kales et al., 1970]. Eine weitere Studie beschrieb in der Entzugsphase mit Placebo eine Zunahme von Arousals und Zunahme von NREM-2-Schlaf [Wetter et al., 1995]. Eine Zunahme von Microarousals wurde in der ersten Nacht des Entzugs ebenfalls gefunden [Aubin et Staner, 2006]. Während der Entzugsphase mit Nikotinpflaster bei Männern kam es zur Reduktion der Arousals und Zunahme der Tiefschlafphasen [Wetter et al, 1995; 1999]. Die Reduktion der Microarousals bei 21 mg Nikotinpflaster wurde ebenfalls beschrieben [Staner et al., 2006]. Nur eine Studie berichtete im Gegensatz zu den anderen von der Zunahme der Arousals während Pflastertherapie [Page et al., 2006]. Aus den vorgestellten Studien geht hervor, dass Nikotinpflaster unter Nikotinentzug – also in therapeutischer Anwendung – dem gestörten Schlaf entgegenwirkt, indem es zur Verbesserung der objektiven Schlafqualität führt, sprich Abnahme der Arousals und Verlängerung der Tiefschlafphasen. Dadurch ist davon auszugehen, dass die unter Nikotinentzug berichteten vermehrten Schlafstörungen eher dem Entzugseffekt von Nikotin als einer Nebenwirkung von Nikotinpflastern zuzuschreiben ist. Weiterhin wird aus der Recherche deutlich, dass eine deutliche Diskrepanz zwischen der subjektiven und objektiven Schlafqualität besteht. Während des Nikotinentzugs wurden subjektiv sowohl mit und ohne Nikotinpflaster über vermehrten Schlafstörungen berichtet. Polysomnographische Untersuchungen zeigen jedoch einen positiven Effekt der Ersatztherapien auf den Schlaf. Die subjektiv empfundenen Schlafstörungen unter Nikotinersatztherapie resultieren möglicherweise stärker aus dem Entzugsymptom, wie Craving, als aus einer objektivierbaren Beeinträchtigung des Schlafes. Weiterhin spricht die Feststellung, dass subjektive Schlafstörungen mit Nikotinpflaster selten zum Abbruch der Therapie führten, eher dafür, dass Nikotinersatztherapien eine empfehlenswerte Therapieoption während des Entzugs darstellen. 5.1.5 Depression und Nikotingebrauch Durch die Einflussnahme von Nikotin auf den Schlaf, ist die Fragestellung, welche Wirkung Nikotin auf den gestörten Schlaf depressiver Patienten ausübt, von besonderem Interesse. Depressive Patienten weisen eine Veränderung der Schlafstruktur auf. Dies zeichnet sich hauptsächlich durch eine verkürzte REM-Latenz und durch vermehrten REM-Anteil am Gesamtschlaf aus. Dies konnte in den Baseline-Messungen von Haro et al., (2004) auch 90 polysomnographisch festgestellt werden. Depressive zeigten gesunden Kontroll-Probanden gegenüber neben den erwähnten Änderungen des REM-Schlafes einen verkürzten Gesamtschlaf, verlängerte Einschlaflatenz und geminderte Tiefschlafphasen. Die Änderungen des REM-Schlafes gelten jedoch hauptsächlich als symptomatische Marker von Depression. In der akuten Entzugsperiode bei gesunden Rauchern zeigte sich eine Zunahme von REM-Schlaf. Dies entsteht möglicherweise durch die Kompensation der chronischen Suppression des REM-Schlafes während des Rauchens. Deswegen ist anzunehmen, dass Nikotinzufuhr bei depressiven Patienten zu einer Verringerung des erhöhten REM-Schlafes führen und dadurch einen positiven Effekt erzielen könnte. Salin-Pascual et al. untersuchten die Wirkung von Nikotinpflastern in den aufgeführten 3 Studien an nicht-rauchenden depressiven Probanden. In den Studien wurde das Nikotinpflaster nur für einige Tage appliziert. Das einzige auffällige Ergebnis aller Studien in der PSG war die Zunahme der Gesamt-REM-Zeit. Weiterhin zeigte sich für die Evaluation der depressiven Symptome in HAM-D eine hochsignifikante Besserung der Stimmung nach Nikotinzufuhr. Für die Interpretation dieser Ergebnisse müssen die tierexperimentellen Untersuchungen, welche die Regulation des REM-Schlafes thematisierten, einbezogen werden. In den Untersuchungen wurde festgestellt, dass Nikotin die serotonergen Neuronen der dorsalen Raphe-Kerne stimulierte. Diese Stimulation führte wiederum durch Hemmung der pedunculopontinen (PPT) und laterodorsalen Neuronen (LDT), welche für REM-Onset verantwortlich sind, zur Suppression der PGO-Spikes [Guzman-Marin et al., 2001; Mihailescu et al., 2001]. Allerdings zeigte sich in der Studie von Guzman-Marin trotz supprimierter PGO-Spikes eine Verlängerung der REM-Perioden. Deswegen wurde vermutet, dass Nikotin die REM-Onset-Neuronen auch direkt stimuliert und diese nicht ausschließlich durch den dargestellten serotinergen Mechanismus beeinflusst. Dieser Vermutung wurde jedoch in der Studie nicht näher nachgegangen. Als relevanter Faktor in der Pathogenese von Depression ist der Mangel an Serotonin anerkannt. Deswegen ist davon auszugehen, dass die dorsalen Raphe-Kerne durch den relativen Mangel an Serotonin den REMSchlaf nicht ausreichend supprimieren. Dadurch wäre die deutliche Erhöhung von REM und verkürzter REM-Latenzzeit bei depressiven Patienten zu erklären. Demnach sollte Nikotin zu einer Erhöhung der Serotonin-Ausschüttung in den dorsalen Raphe-Kernen und zu einer konsekutiven Minderung des REM-Schlafes führen. Salin-Pascual stellte jedoch nach akuter Gabe von Nikotin eine Erhöhung der REM-Dauer fest. Dies ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass Nikotin durch kurzfristige Applikation keine signifikante Wirkung auf die serotonergen Neuronen ausübt und die weitere Zunahme des REM-Anteils im Schlaf einer direkten cholinergen Stimulation der REM-Onset-Neuronen zukommt. Die signifikante Verbesserung der Stimmung wird von den 91 Autoren eher durch die psychotrope Wirkung von Nikotin als die Konsequenz der veränderten Schlafparameter und die Einflussnahme auf das serotonerge System erklärt. Es lagen jedoch keine weiteren Studien vor, die diesen Ansatz weiter verfolgten. In den Studien wurde weiterhin festgestellt, dass die Patienten mit einer kürzeren REM-Latenz unter Nikotinzufuhr eine höhergradige Besserung der depressiven Symptomatik erfuhren. Dieser Befund kann so interpretiert werden, dass diese Patienten ebenfalls eine verminderte SerotoninKonzentration aufweisen, so dass die cholinerge, auch präsynaptische Wirkung von Nikotin auf andere Neuronen überwiegt. Im Hinblick auf den bislang bekannten Pathomechanismus der Depression und den Wirkungsmechanismus von Nikotin bleibt fraglich, inwiefern die durch akute Nikotingabe ausgelöste weitere Zunahme von REM als Ursache der positiven Wirkung auf die Stimmung depressiver Patienten anzusehen ist. Haro et al., (2004) verfolgte im Gegensatz dazu den chronischen Effekt von Nikotinpflastern auf den Schlaf und auf die Stimmung bei depressiven Patienten über 2 Jahre hinweg. Interessanterweise zeigten sich in der Untersuchung andere Ergebnisse als bei Salin-Pascual et al. In der PSG-Messung fand sich nach einem Monat eine Besserung der objektiven Schlafqualität: Abnahme der Wachzeiten, Abnahme der Einschlaflatenz, Zunahme der Tiefschlafphasen und eine geringe Verlängerung der REM-Latenzzeit. Zu diesem Zeitpunkt war die Dauer des REM-Schlafs nicht signifikant verändert. Bis zum 8. bis 9. Monat waren die erwähnten Änderungen des Schlafes progredient. Zusätzlich zeigte sich eine beinahe Normalisierung der REM-Dauer. Mit dieser deutlichen Abnahme von REM korrelierte auch die größte Abnahme in den HAM-D-Scores, als Ausdruck für eine deutliche Besserung der depressiven Symptomatik. Durch die chronische Stimulation der dorsalen Raphe-Kerne durch Nikotin ist es möglich, dass es zu einem allmählichen Anstieg der Serotonin-Konzentration kam. Darauf weisen die Reduktion von REM-Schlaf, Abnahme der REM-Latenzzeit, die Zunahme von NREM-Schlaf sowie die Besserung depressiver Symptome hin. In der Entzugsphase zwischen dem 10. und 18. Monat blieb der REM-Schlaf stets verkürzt. Die geminderte HAMD-Score war ebenso beständig. Bei der Kontrolle im 18. Monat zeigte sich eine erneute Zunahme von REM, welche beinahe den Ausgangswert erreichte. Diese Änderung von REM ging nicht mit einer Verschlechterung der depressiven Symptomatik einher. Nikotin konnte also zu einer signifikanten Verbesserung der depressiven Symptomatik führen. Diese bestand neben einer beinahe Normalisierung der Schlafarchitektur aus einer signifikanten Verbesserung der gesamten HAM-D Score. Deswegen bietet sich Nikotin als möglicherweise wirksames Therapeutikum von Depression an. 92 Die Diskrepanz der beiden Studien ergibt sich aus dem Unterschied der Nikotinwirkung nach akuter und chronischer Gabe. Die Verträglichkeit von chronischer Anwendung wäre zusätzlich zu prüfen. In der Studie von Haro wurden jedoch keine Nebenwirkungen beschrieben. Interessanterweise stellten Wetter et al., (2000) fest, dass Frauen, die bereits eine depressive Phase erlitten, in der Nikotinentzugsphase eine signifikante Verlängerung der REM-Latenzzeit erfuhren im Gegensatz zur Kontrollgruppe, die keine depressiven Phasen in der Vergangenheit hatte. Alle anderen sowohl objektiven als auch subjektiven Entzugssymptome waren zwischen den beiden Gruppe weitgehend ähnlich. Anhand dieser Studie wurde eine erhöhte Vulnerabilität für Depression während der Nikotinentzugsphase nicht nachgewiesen. Dieser Befund spricht auch für eine cholinerge Überaktivität Depressiver. 5.1.6 Schlafapnoe und Nikotingebrauch Gothe et al., (1985) fanden nach Anwendung von Nikotinkaugummis an Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe eine Besserung der Apnoe-Symptomatik. Die Schlafapnoe-Dauer nahm in den ersten 2 Stunden ab. Bei 6 der 8 Teilnehmer traten in der ersten Schlafstunde keine obstruktiven Apnoen auf, bei weiteren 5 fehlten diese auch in der zweiten Stunde. Dieser positive Effekt von Nikotin konnte in weiteren Studien nicht erneut nachgewiesen werden. Davila et al., (1994) und Hein et al., (1995) fanden nach der Applikation von Nikotinpflastern keine Änderung in der Apnoe-HypopnoeIndex. Zevin et al., (2003) konnten nach Anwendung von nikotinhaltiger Zahnpasta auch keine Änderung in der Anzahl von Apnoen in den ersten 4 Stunden des Schlafes feststellen. Wetter et al., (1994) stellten in einer longitudinalen Kohorten-Studie fest, dass bei Rauchern ein höheres Risiko für obstruktive Schlafapnoen besteht. Dabei sind besonders starke Raucher gefährdet. Bei ihnen beträgt die Chance für Schlafapnoen OR: 4,44. In der Fall-Kontroll-Studie von Kashyap et al., (2001) konnten ähnliche Ergebnisse ermittelt werden. Hier betrug Odds Ratio 2,5 für Schlafapnoen unter Rauchern. 5.1.7 Prädiktive Faktoren für Schlafstörungen beim Nikotinentzug Anhand der vorliegenden Literaturecherche können bestimmte Untergruppen indentifiziert werden, welche in der Entzugsphase vermehrt Schlafstörungen aufweisen und dadurch eher einem Rückfall ausgesetzt sind. In der Kohorten-Studie von Patten et al., (2000) wurde demonstriert, dass die drei Kriterien Rauchen, weibliches Geschlecht und depressive Symptomatik unter Adolescenten prädiktiv für die Entwicklung von Schlafstörungen in späterem Alter sind. Wetter et al., (1994) gaben an, dass Raucher häufiger an Schlafstörungen leiden als Nicht-Raucher. Bei rauchenden 93 Frauen dominierte das Symptom von exzessiver Tagesschläfrigkeit, bei Männern das Auftreten von störenden Träumen. In der Studie von Gourlay et al., (1999) wurde gezeigt, dass bei Frauen unter Nikotinpflastertherapie häufiger Schlafstörungen auftreten. Weiterhin treten bei Rauchern mit starker Nikotinabhängigkeit auch mehr Entzugssymptome auf [Hatsukami et al., 1985; Shiffman et al., 1995]. Wetter et al., (1999) untersuchten, ob in der Wirksamkeit von Nikotinersatztherapien ein Geschlechtsunterschied besteht. Hier zeigte sich bei Männern mit Nikotinpflastern eine abnehmende Tendenz nächtlichen Aufwachens. Männer mit Nikotinpflaster wiesen am 3. und 5. Tag signifikant weniger Arousals als die Placebo-Gruppe auf. Bei Frauen wurde keine abnehmende Tendenz im nächtlichen Aufwachen mit Nikotinpflaster gefunden. Probandinnen mit Placebo- und Nikotinpflaster wiesen am 3. Tag der Abstinenz die größte Anzahl an nächtlichem Aufwachen auf. Während die Wachzeit bei Frauen mit Placebo im Verlauf abnahm, zeigte sich bei Frauen mit Nikotinpflaster ein signifikanter Anstieg während des Entzugs. Frauen mit Placebo wiesen ebenfalls eine erhöhte Schlafeffizienz am 5. Abstinenztag auf, im Gegensatz zu Frauen mit aktivem Pflaster, bei denen die Schlafeffizienz unverändert blieb. Diese Ergebnisse zeigen also, dass die Nikotinpflastertherapie bei Frauen die Entzugssymptome weniger lindert und Placebo zu schnellerer Besserung der objektiven Schlafqualität führt. Die Studie von Haro et al., (2004), in welcher Nikotinpflaster nach langfristiger Gabe bei depressiven Patienten eine wesentliche Besserung sowohl der objektiven Schlafqualität als auch der depressiven Symptome bewirkte, könnte einen Hinweis darauf geben, dass bei rauchenden Depressiven in der Entzugsphase dieser positive Effekt von Nikotin entfällt und dadurch stärkere Entzugssymptome auftreten. Diese verstärkten Entzugssymptome können auch die Grundsymptomatik triggern sowie zum Rückfall zum Rauchen beitragen. Die Entzugsperiode von Nikotin wurde bei depressiven Patienten in keiner Studie beschrieben Zusammenfassend konnten durch die vorliegenden Studien das weibliche Geschlecht, die starke Nikotinabhängigkeit und die depressive Symptomatik als prädiktive Faktoren für Schlafstörungen in der Entzugsperiode festgestellt werden. Weiterhin führten Nikotinersatztherapien zur Verschlechterung der objektiven und subjektiven Schlafqualität bei Frauen. Dadurch sind diese Raucher möglicherweise während des Entzugs eher einem Rückfall ausgesetzt. Subjektive Schlafstörungen aus dem Symptomkomplex abzugrenzen, ist äußerst schwierig. Die PSG-Studien zeigen eine Beeinträchtigung des Schlafes im Entzug. Dadurch sind Schlafstörungen als Prädiktor für einen Rückfall anzusehen. Die Besserung der objektiven Schlafparameter unter Nikotinersatztherapie und das bessere Outcome bei Probanden mit Nikotinpflaster im Vergleich mit Placebo indizieren, dass Schlafstörungen in der Entzugsphase eine wesentliche Rolle spielen. In der 94 Studie von Grove et al., (2006) wurde eine Minderung der Insomnie-Beschwerden nach sportlicher Betätigung in der Entzugsphase festgestellt. Dies ging jedoch nicht mit einem verminderten Zigarettenkonsum einher. Die Rückfallrate wurde ebenfalls nicht ermittelt. Dadurch bedarf die Frage, ob eine primäre Behandlung der Insomnie-Beschwerden zur Abstinenzrate führt, einer eingehenderen Evaluation. 5.2 Einschränkungen der vorliegenden Arbeit Durch die Überprüfung der Recherche anhand der Literaturangaben der Originalarbeiten und durch Hinzunahme fehlender Artikel ist davon auszugehen, dass diese Arbeit die Thematik weitgehend abdeckt. Zu dem Thema von Nikotin und Schlaf lagen zahlreiche Studien vor. Deswegen wurde die Selektion der Studien nach engen Auswahlkriterien durchgeführt. Nur die Studien die den Zusammenhang von Nikotin und Schlaf konkret thematisierten, wurden in die Arbeit einbezogen. Dadurch fehlen möglicherweise Arbeiten, in denen der Zusammenhang marginal beschrieben wurde. Studien, die den Wirkungsmechanismen von Nikotin-Agonisten und Antagonisten auf den Schlaf thematisierten, wurden in die Arbeit nicht eingeschlossen. Ein Grund dafür ist, dass andere Substanzen möglicherweise den Schlaf z.B. durch andere Bindungsaffinität an Rezeptoren anderweitig beeinflussen könnten. Die Evalution dieser Studien könnte noch weitere Aspekte einschließen, wodurch der Wirkmechnismus von Nikotin besser zu verstehen wäre. Ein Themengebiet, welches in der Arbeit nicht abgedeckt werden konnte, ist der Einfluss des Rauchens auf Kleinkinder und Säuglinge. Der Zusammenhang von Rauchen und Sudden Infant Death Syndrom wurde in einigen Studien thematisiert. Eine Ausführung dieser Thematik hätte den Rahmen dieser Arbeit jedoch überschritten. Da das Hauptaugenmerk der Arbeit auf der deskriptiven und kritischen Behandlung der vorliegenden Studien lag, wurde keine statistische Datenanalyse gegeben. 95 VI. Ausblick Um die genaue Wirkung von Nikotin auf den Schlaf zu verstehen, wäre es nötig, die Unterschiede der Schlafarchitektur zwischen Rauchern und Nicht-Rauchern weiterhin zu untersuchen. Obwohl einige Studien die Tages-EEG von Rauchern untersuchten, liegen überraschenderweise nur 2 polysomnographischen Studien zum Vergleich des Schlafes zwischen Rauchern und NichtRauchern vor. Diese geben wegen der in der Diskussion erwähnten begrenzten Methodik nur einen begrenzten Aufschluss über die zyklischen Abläufe der Schlafstadien während der Nacht. Möglicherweise wäre eine Spektralanalyse des nächtlichen EEGs nötig, die subtileren Veränderungen des Schlaf-EEGs und damit der Gehirnaktivität exakter zu erfassen. Diese würde zum besseren Verständnis des chronischen Effekts des Rauchens auf den Schlaf führen. Weiterhin wurde in jeder tierexperimentellen Untersuchung nach Nikotingabe ein Effekt auf den REM-Schlaf beschrieben, dieser Effekt wurde jedoch nicht bei Rauchern gefunden. Darüber hinaus ist die bei Haro et al., (2004) beschriebene deutlich positive Wirkung von Nikotin auf die depressive Symptomatik ein sehr interessanter Befund. Es ist anzunehmen, dass viele Depressive das Rauchen als eine Art „Selbstheilungsversuch“ zur Stimmungsaufhellung einsetzen. Die Untersuchung der antidepressiven Wirkung von Nikotin hinsichtlich Effektstärke, Dauer und Rezidiv-Prävention hätte grosse klinische Relevanz. Bei diesen Patienten würde man statt einer Zigarette eher ein Pflaster anwenden wegen der kanzerogenen Nebenwirkungen der Zigarette. Im Weiteren sollte in PSG-Untersuchungen bei Depressiven (und auch bei anderen PSGUntersuchungen) immer erfragt werden, ob die Probanden rauchen, da starkes Rauchen die PSG beeinflussen kann. Es wurden im Rahmen dieser Literaturrecherche keine Kohorten-Studien gefunden, welche ermittelt hätten, dass Menschen mit depressiven Symptomen häufiger rauchen würden. Dies wäre anhand des beschriebenen Ergebnisses vorstellbar. Da die Studie von Haro et al. die einzige Studie ist, welche den langfristigen Effekt bei nicht-rauchenden depressiven Probanden untersuchte, wäre es interessant, dieses Ergebnis erweitert zu evaluieren. Ebenfalls sind weitere Untersuchungen zu der therapeutischen Anwendung und zur Verträglichkeit von Nikotin oder Nikotinagonisten zur Behandlung der Depression nötig. Weiterhin wurde keine Studie gefunden, welche Entzugssymptome und Outcome bei depressiven Patienten nach einem Nikotin-Entzug untersuchten. Zur genauen Evaluation der Schlafstörung als Prädiktor einer Nikotinabstinenz wäre es nötig, Probanden mit Insomnie- und ohne Insomnie-Beschwerden in ihrem Outcome zu vergleichen. Eine detaillierte Erfragung der subjektiven Schlafstörungen mit Schlaftagebuch und standardisierten 96 Fragebögen ist dabei als ein wichtiges Kriterium für die methodische Durchführung der Arbeiten zu berücksichtigen. 97 VII. Literatur 1. Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland. (2004) Krebs in Deutschland - Häufigkeiten und Trend. http://infomed mds-ev de/sindbad nsf/8c16baf19063b76100256a5f00412117/5e0e77b2d0163e6780256ae60070d2f4?OpenD ocument 2. Aserinsky E, Kleitman N. (1953) Regularly occurring periods of eye motility, and concomitant phenomena, during sleep. Science; 118(3062):273-4. 3. Aubin HJ, Luthringer R, Demazieres A, Dupont C, Lagrue G. (2006) Comparison of the effects of a 24-hour nicotine patch and a 16-hour nicotine patch on smoking urges and sleep. 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