Archivobjekt öffnen

Werbung
Charité- Universitätsmedizin Berlin
Campus Benjamin Franklin
Aus der Klinik und Hochschulambulanz für
Psychiatrie und Psychotherapie
Geschäftsführende Direktorin: Frau Prof. Dr. I. Heuser
Risikofaktoren und Verlauf
postpartaler psychiatrischer Erkrankungen
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung der medizinischen Doktorwürde
an der Charité- Universitätsmedizin Berlin
vorgelegt von Stefanie Gestrich
aus Tübingen
Referent:
Herr Prof. Dr. A. Pietzcker
Korreferent: Herr Prof. Dr. W. Lichtenegger
Gedruckt mit Genehmigung der Charité- Universitätsmedizin Berlin
Campus Benjamin Franklin
Promoviert am: 27.05.2005
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Postpartale psychiatrische Erkrankungen
1.1.1 Thesen zur Ätiologie
1.1.2 Prognose
1.2 Rooming-In
1.3 Fragestellung und Ziel der Arbeit
1
1
3
4
4
5
2. Methodik
2.1 Ablauf der Studie
2.2 Selbstbeurteilungstest
2.2.1 Beck´s Depression Index (BDI)
2.3 Diagnostische Kriterien
2.3.1 Aufnahme- und Entlassungsdiagnose
2.3.2 Beschreibung der ICD-Gruppen
2.4 Statistik/ Auswertung
7
7
8
8
9
9
9
11
3. Ergebnisse
3.1 Gesamtstichprobe: Auswertung der Krankengeschichten
3.1.1 Soziodemographische Faktoren
3.1.2 Diagnosen
3.1.3 Stationärer Aufenthalt
3.1.4 Abstand zwischen Entbindung und ersten Symptomen
3.2 Risikofaktoren
3.2.1 Psychiatrische Eigenanamnese
3.2.2 Psychiatrische Familienanamnese
3.2.3 Positive psychiatrische Eigenanamnese (EA)
+ positive psychiatrische Familienanamnese (FA)
3.2.4 Gynäkologische Anamnesi
3.3 Katamnesestichprobe
3.3.1 Beschreibung der Drop-Outs
3.3.2 Auswertung der katamnestischen Daten
3.3.3 Selbstbeurteilungsskala
3.3.4 Angaben zum Index-Kind
3.3.5 Den Verlauf (Auftreten von Rezidiven)
beeinflussende Faktoren
3.3.6 Den Ausgang beeinflussende Faktoren
3.3.7 Beurteilung des Rooming-In
12
12
12
14
18
18
20
20
22
4. Diskussion
4.1 Zur Erkrankung
4.1.1 Diagnosen
4.1.2 Aufenthaltsdauer und Behandlung
4.2 Diskussion der Risikofaktoren
4.2.1 Positive psychiatrische
Eigenanamnese/Familienanamnese
4.2.2 Gynäkologische Anamnese
4.2.3 Soziodemographische Daten
4.3
Katamnese
4.3.1 Diskussion des Verlaufs
24
25
31
31
32
42
42
43
44
45
46
46
46
47
48
48
49
51
52
53
4.4
Vergleich des Verlaufs von Rooming-In-Patientinnen
mit dem von Nicht-Rooming-In-Patientinnen
56
5. Zusammenfassung
58
6. Literaturverzeichnis
60
7. Anhang
7.1 Fallbeschreibungen
66
66
8. Fragebogen Krankengeschichte
70
9. Fragebogen Katamnese
78
10. Beck´s Depression Index (BDI)
85
11. Danksagung
87
12. Curriculum Vitae
88
1
1 Einleitung
1.1
Postpartale psychiatrische Erkrankungen
Die Zeit nach einer Entbindung ist im Leben einer Frau die Phase mit dem höchsten Risiko,
an einer psychiatrischen Störung zu erkranken. Durch den Hormonumschwung, die höheren
Anforderungen und ein oft neues Rollenverständnis kommt es bei Frauen mit genetischer
Vulnerabilität zu einem erhöhten Risiko, psychiatrisch zu erkranken. Im Bewusstsein der
Bevölkerung spielen diese Erkrankungen noch immer keine große Rolle, im Gegenteil, oft
werden sie lange übersehen und bleiben deshalb unbehandelt. Denn viele betroffene Frauen
versuchen, ihre Krankheit zu überspielen, um nicht als undankbare und schlechte Mütter
angesehen zu werden.
Der intensive Kontakt von Frauen zum Gesundheitssystem in der Zeit um die Geburt würde
es ermöglichen, besonders gefährdete Frauen frühzeitig zu identifizieren und eventuell
prophylaktisch zu behandeln. Hierbei ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von
Gynäkologen und Psychiatern äußerst wichtig. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung
von postpartalen psychiatrischen Erkrankungen (pppE) ist von erheblicher Bedeutung, sowohl
für die betroffene Mutter, als auch für das Kind, die Partnerschaft und die restliche Familie.
Eine erste Beschreibung von psychiatrischen Symptomen nach der Entbindung findet sich
schon bei Hippokrates 400 v. C. (Deichgräber, 1933). Ab dem 19. Jahrhundert wurden
psychiatrische Erkrankungen im Wochenbett Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen
(Esquirol, 1838; Marcé, 1858). In der 8. Revision der ICD (WHO, 1967) wurde den
postpartalen psychiatrischen Erkrankungen eine eigene Kategorie zugewiesen, doch schon in
der ICD 9 (WHO, 1975) wurde wieder davon abgesehen. Weder die ICD 10 (WHO, 1992)
noch das DSM 4 (American Psychiatric Association, 1994) sehen, außer für sonst nicht
klassifizierbare Ausnahmen, eine separate Diagnose der pppE vor. Man geht heute davon aus,
dass jegliche psychiatrische Erkrankung im Wochenbett auftreten kann, jedoch wird meistens
ein Dominieren affektiver Störungen beschrieben (Terp & Mortensen, 1998).
2
Üblicherweise werden die pppE in Wochenbettdepressionen und Wochenbettpsychosen
eingeteilt. Die Wochenbettdepressionen treten bei 10-15% aller Wöchnerinnen auf (Fallgatter
et al., 2002; Kumar & Robeson, 1984; O`Hara et al., 1990), ihr Beginn ist oft schleichend,
jedoch erkranken die meisten Frauen innerhalb des ersten Monats nach der Entbindung
(Stowe et al., 1995; Kendell et al., 1987). Die Symptomatik der Wochenbettdepression ist
formal nicht von einer depressiven Episode in anderen Lebensabschnitten zu unterscheiden.
In Bezug auf die Prävalenz muss jedoch mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden
(Riecher-.Rössler, 1997).
Die Wochenbettpsychose hingegen ist weitaus seltener, sie tritt bei 0,1-0,2% aller
Wöchnerinnen auf (Pfuhlmann et al., 2000; Nonacs & Cohen, 1998; Kendell et al., 1987), ihr
Beginn ist dramatisch, mit einem Einsetzen oft innerhalb der ersten 48-72 Stunden nach der
Entbindung (Nonacs & Cohen, 1998). Es muss eine stationäre psychiatrische Behandlung
erfolgen, da wegen der Schwere der Symptomatik eine Gefährdung von Mutter und Kind
besteht. Für alle pppE zusammen besteht ein Suizidrisiko von 1-4% (Davidson & Robertson,
1985; Platz & Kendell, 1987), das Risiko eines Infantizids ist glücklicherweise extrem selten,
es liegt bei ca.1 auf 50.000 Geburten (Brockington & Cox-Roper, 1988).
Von diesen Erkrankungen abzugrenzen sind die so genannten „Heultage“, die bei 50-80%
aller Wöchnerinnen auftreten (Fallgatter et al., 2002; O`Hara et al., 1990). Diese sind
vorwiegend durch Affektlabilität gekennzeichnet und halten nur wenige Tage an. Per se
besitzen sie keinen Krankheitswert (Handley et al., 1980; O`Hara et al., 1990; O`Hara, 1987).
In der gynäkologischen Medizin erstreckt sich die Postpartumperiode auf einen Zeitraum von
6 Wochen nach der Entbindung (Pfleiderer et al., 2001). In der psychiatrischen Medizin wird
die postpartale Zeit, in der eine psychiatrische Erkrankung der Entbindung zugeschrieben
wird, unterschiedlich angegeben. Je nach Einschlusskriterien reicht sie von 2 Wochen (Dean
et al., 1989) bis zu 1 Jahr (Da Silva & Johnstone, 1981).
3
1.1.1
Thesen zur Ätiologie
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ging man davon aus, dass es sich bei den im Wochenbett
auftretenden Psychosen nicht um ein eigenes Krankheitsbild handelt (Aschaffenburg, 1901),
vielmehr geht man von einer multifaktoriellen Verursachung aus, wobei das Zusammenspiel
von verschiedenen Faktoren verantwortlich gemacht wird. Die inzwischen in der Literatur
diskutierten Risikofaktoren (RF) können im Wesentlichen in folgende Gruppen eingeteilt
werden:
•
Soziodemografische Risikofaktoren:
In der Literatur werden unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Angaben zu
soziodemografischen Risikofaktoren wie Alter, Familienstand, Bildungsstand,
finanzieller Lage, Parität und Geburtsverlauf gemacht (Paykel et al., 1980; Warner
et al., 1996; Righetti-Veltema et al., 1998; O`Hara et al., 1983; O`Hara et al.,
1982).
•
Genetische Risikofaktoren:
Als genetische Risikofaktoren werden die positive Familienanamnese (Kendell et
al., 1985; Meltzer & Kumar, 1985; Buist et al., 1990; O´Hara et al., 1986) und das
Vorliegen eines Prämenstruellen Dysphorischen Syndroms (Boyle & Boucher,
2000; Critchlow et al., 2001; Vega-Dienstmaier et al., 1999) genannt.
Auch
die
positive
psychiatrische
Eigenanamnese
zählt
als
genetischer
Risikofaktor. Verschiedene Autoren sehen das Risiko postpartal psychiatrisch zu
erkranken, um das mehrfache erhöht an, wenn im Leben der Frau schon vorher
psychiatrische Erkrankungen aufgetreten waren. Das Risiko, bei positiver
psychiatrischer Eigenanamnese, postpartal zu erkranken wird mit 20-50%
angegeben (Kendell et al., 1987; Davidson & Robertson, 1985; Stowe &
Nemeroff, 1995; Paykel et al., 1980).
•
Biologische bzw. hormonelle Risikofaktoren
Der Einfluss der hormonellen Faktoren als Auslöser der pppE ist umstritten, bisher
wurden u.a. untersucht:
-
Schilddrüsendysfunktion, bzw. thyreoidale Antikörper (Nemeroff et al., 1985)
-
rascher Abfall von Östrogen, Progesteron, Tryptophan (Stein et al., 1976;
Handley et al., 1977)
4
-
niedrige Adrenalin-, Cortisol- und Noradrenalin- Konzentrationen (Kuevi et
al.,
1.1.2
1983)
Prognose
Verschiedene Studien über den Langzeitverlauf von pppE haben ergeben, dass diese im
Vergleich zu unabhängig von einer Entbindung auftretenden psychiatrischen Erkrankungen
eine bessere Prognose haben (Rhode, 1993; Wilson, 1972). Die Rezidivraten in den meisten
Untersuchungen liegen zwischen 42% und 80% (Arentsen, 1968; Schöpf et al., 1984; Philipps
& O`Hara, 1991). Allerdings gibt es je nach Untersuchungsschwerpunkt und Methode
erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Langzeitverlaufes. So sind die zeitlichen
Einschlusskriterien der Postpartum-Periode, sowie auch der Beobachtungszeitraum je nach
Untersuchung anders definiert. Auch der Begriff „Prognose“ wird unterschiedlich aufgefasst
und untersucht. So werden in einigen Studien nur stationäre Wiederaufnahmen als Rezidiv
gezählt, in anderen stationär und auch ambulant behandelte Wiedererkrankungen. Das
puerperale Rezidivrisiko wird in verschiedenen Studien mit 1:5 bis 1:3 veranschlagt
(Davidson & Robertson, 1985; Kendell, 1985; Arentsen, 1968).
1.2
Rooming-In
Dieser Begriff stammt aus der Gynäkologie und Geburtshilfe und bedeutet die gemeinsame
Aufnahme von Müttern mit ihren Neugeborenen in einem Zimmer der Entbindungsstation.
Seit Einführung von Entbindungskliniken Ende des 19.Jhds wurden Kinder hauptsächlich aus
hygienischen Gründen (Infektionsprävention) strikt von ihren Müttern getrennt. In England
wurden Kinder erstmals zusammen mit ihren Müttern in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts
aufgenommen (Milgrom et al., 1998). Der Psychoanalytiker T. F. Main begann 1948 gerade
aus „psychohygienischen“ Gründen, Mütter mit psychiatrischen Krankheiten im Wochenbett
gemeinsam mit ihren Kindern aufzunehmen. War auch der Vater krank, nahm Main
gelegentlich sogar ganze Familien auf (Main, 1958). 1959 wurde die erste speziell
ausgestattete Mother-Baby-Unit in St. Albans, nördlich von London eröffnet. Auch in den
USA, Kanada, Australien und in Frankreich waren seit den 60er Jahren vereinzelt MutterKind-Behandlungen in der Psychiatrie möglich. In Deutschland entstand das erste RoomingIn-Projekt 1981 mit 11 Patientinnen in Göttingen (Hartmann, 1981), mittlerweile gibt es die
5
Möglichkeit der gemeinsamen Aufnahme von Mutter und Kind an vielen psychiatrischen
Krankenhäusern, ohne dass diese über eine spezielle Ausstattung verfügen. In Berlin wurde
das Rooming-In 1986 in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Freien Universität durch
Frau Dr. Bolk- Weischedel eingeführt. Es können jeweils 2 Frauen mit bis zu einem Jahr alten
Kindern in 2 Einzelzimmern, die über die zur Kindsversorgung nötige Einrichtung verfügen,
aufgenommen werden. Ziel der gemeinsamen Aufnahme ist es, die wichtige frühe Bindung
zwischen Mutter und Kind aufrecht zu erhalten oder durch die Behandlung erst zu
ermöglichen. Außerdem sollen die Mütter bei der Versorgung ihres Kindes durch das
Pflegepersonal unterstützt, angeleitet und, wenn nötig, entlastet werden. Viele psychiatrisch
erkrankte Mütter, die eine stationäre Behandlung benötigen, würden bei einer Trennung von
ihren Kindern unter schweren Schuldgefühlen leiden oder aus sozialen Gründen teilweise nur
widerwillig zur Aufnahme kommen. Oft verstärkt sich die depressive Symptomatik durch die
Schuldgefühle, und die betroffene Mutter gerät so in einen Teufelskreis.
1.3
Fragestellung und Ziel der Arbeit
Um die Frauen, die ein erhöhtes Risiko für eine pppE aufweisen, frühzeitig identifizieren zu
können, ist es nötig, diejenigen Faktoren zusammenzustellen, die auf ein erhöhtes
Erkrankungsrisiko
hinweisen.
Durch
eine
interdisziplinäre
Zusammenarbeit
von
Gynäkologen, Psychiatern und Psychotherapeuten könnten diese Frauen rechtzeitig
informiert, beraten und präventiv betreut und gegebenenfalls behandelt werden. In der
vorliegenden Arbeit wurden einerseits postpartal psychiatrisch erkrankte Frauen auf
Risikofaktoren untersucht. Hierfür wurden Daten zur Diagnose, zum Beginn der
Symptomatik, zur Demografie, zur gynäkologischen Anamnese und zur psychiatrischen
Eigen- und Familienanamnese von allen Frauen, die im Rahmen des Rooming-In-Konzeptes
zwischen 1987 und 2000 an der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin
behandelt wurden, erhoben und nach folgender Fragestellung untersucht:
•
Gibt es Faktoren, die die Häufigkeit des Auftretens von pppE
beeinflussen?
Andererseits war das Ziel der Arbeit, Aussagen über den Verlauf von pppE zu machen und
prognostische Kriterien für das Rezidivrisiko zu erstellen. Dazu wurde in einer persönlichen
6
Nachuntersuchung dieser Patientinnen der katamnestische Verlauf erfasst. Die Patientinnen
wurden nach ambulanten und stationären Wiedererkrankungen, nach medikamentöser und
psychotherapeutischer Behandlung und nach aktuellen soziodemografischen Daten befragt.
Das aktuelle psychiatrische Befinden wurde durch den Beck´s Depression Index (BDI) erfasst
(Cutrona, 1983; O`Hara et al., 1984). Die den Verlauf beeinflussenden Faktoren wurden nach
folgenden Fragestellungen untersucht:
•
Welche Erkrankungen weisen ein erhöhtes bzw. erniedrigtes Rezidivrisiko
auf?
•
Gibt es weitere Faktoren, die das Auftreten von Rezidiven beeinflussen?
Als Verlaufsparameter diente das Vorkommen und die Häufigkeit von ambulanten und
stationären Rezidiven im Katamnesezeitraum (1-15 Jahre).
7
2. Methodik
2.1 Ablauf der Studie
Für die Studie wurden -mit Hilfe von Frau Dr. P. Britsch- 2 semistandardisierte Fragebögen
entwickelt (siehe Anhang), der erste zur Auswertung der Krankengeschichten aller im Rahmen des Rooming-In behandelten Frauen (Gesamtstichprobe), der zweite zur Auswertung des
persönlichen Gesprächs mit den nachuntersuchten Frauen (Katamnesestichprobe).
Insgesamt wurden 67 Patientinnen im Zeitraum von Dezember 1986 und Oktober 2000 stationär im Rahmen des Rooming-In in der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin
behandelt. Ihre Krankengeschichten wurden mittels eines semistandartisierten Fragebogens
ausgewertet. Dabei ging es um die Erfassung von Aufnahmesymptomatik, Diagnose, Beginn
der Symptomatik, Aufnahmemodus, Aufenthaltsdauer, soziodemografische Daten, gynäkologische Anamnese, psychiatrische Eigen- und Familienanamnese und die medikamentöse Therapie.
Die Gruppe der persönlich nachuntersuchten Patientinnen besteht aus 50 Frauen (Drop-Outs
siehe Punkt 3.3.1). Der Katamnesezeitraum betrug 1-15 Jahre. Die Frauen wurden schriftlich
zu einem Gespräch eingeladen und über dessen Inhalt informiert, telefonisch wurde ein Termin vereinbart. Die aktuellen Adressen wurden über das Krankenhaus-Archiv, die Telefonauskunft oder das Landeseinwohneramt erfasst. Die persönliche Nachuntersuchung fand von
Januar 2001 bis Januar 2002 statt. Das Katamnesegespräch wurde meistens- auf Wunsch der
Frauen- in deren Wohnung geführt. War dies von den Frauen nicht erwünscht, wurde es in der
Klinik abgehalten. Zur Erfassung der katamnestischen Daten diente ein zweiter semistandardisierter Fragebogen. Die Frauen wurden nach dem weiteren Krankheitsverlauf (Art und Anzahl von Wiedererkrankungen), nach weiteren Therapiemaßnahmen (medikamentös, psychotherapeutisch oder stationäre Wiederaufnahmen), nach der aktuellen sozialen Situation, nach
der Entwicklung ihrer Kinder, der Beziehung zu diesen und nach weiteren Schwangerschaften
befragt. Darüber hinaus wurden die Mütter in einem weiteren Fragebogen (s. Anhang) gebeten, ihre Meinung über das Rooming-In-Angebot der Klinik zu äußern. Um das Befinden zum
Katamnesezeitpunkt einschätzen zu können, diente der Beck´s Depression Index (BDI) (s.
Anhang).
8
2.2 Selbstbeurteilungstest
2.2.1
Beck´s Depression Index (BDI)
Der Beck´s Depression Index dient zur Messung des Schweregrades einer Depression. Er
wird sowohl in allgemeinen Studien zu Depressionen, als auch in Studien zu postpartalen Depressionen eingesetzt (Cutrona, 1983; O`Hara et al., 1984). Der Autor A. T. Beck beobachtete
im Zuge der psychoanalytischen Psychotherapie spezifisches Verhalten und Symptome depressiver Patienten und entwickelte auf dieser Basis einen aus 21 Symptomkomplexen (Items)
bestehenden Test. Jede Kategorie besteht aus 4 Antwortmöglichkeiten, welche das Ausmaß
der Depression anzeigen sollen. Der BDI wird überwiegend bei depressiven Patienten eingesetzt, ist aber auch bei psychotischen Patienten und bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen anwendbar (Beck, 1961). Der Beurteilung liegt ein Punktesystem zugrunde, welches die
Depression in die Schweregrade: „nicht vorhanden“, „mäßig“ und „schwer“ einteilt. Die maximal erreichbare Punktzahl liegt bei 63 Punkten, dabei wird die Diagnose einer mäßigen
Form der Depression bei 11-17 Punkten gestellt, die einer schweren Depression ab 18 Punkten.
Bei Untersuchungen zur Reliabilität ergibt sich nach Pearson ein Koeffizient von 0,86, nach
Spearman von 0,93 (Guilfordt, 1956). Bezüglich der Validität besteht zwischen dem BDI und
einer klinischen Beurteilung der Schwere von Depressionen eine hohe Korrelation von 0,65
bzw. 0,67 (Beck, 1961).
9
2.3
Diagnostische Kriterien
2.3.1
Aufnahme- und Entlassungsdiagnose
Die diagnostische Zuordnung der Erkrankungen der Frauen in einzelne Krankheitsgruppen
erfolgte nach ICD-10 (10. Fassung der International Classification of Diseases, WHO, 1992).
Dabei wurden die von den behandelnden Ärzten in den Krankengeschichten vermerkten Entlassungsdiagnosen verwendet. Zusätzlich wurde unter Berücksichtigung der psychopathologischen Symptomatik der Indexepisode zum Zeitpunkt der Aufnahme für jede Patientin eine
Aufnahmediagnose erstellt. Folgende 7 Episodentypen wurden diagnostiziert:
- schizophrene Krankheitsepisode
- schizodepressive Krankheitsepisode
- schizomanische Krankheitsepisode
- depressive Krankheitsepisode
- manische Krankheitsepisode
- Angst/ Zwang-Störung
- uncharakteristische Krankheitsepisode
2.3.2
Beschreibung der ICD-Gruppen
Die Erkrankungen der untersuchten Frauen entsprachen folgenden Diagnosen nach ICD-10:
ICD-10 F2
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
Hierzu zählen Krankheiten, die mit Wahn, Halluzinationen, formalen Denkstörungen, IchStörungen, Affektstörungen und psychomotorischen Störungen einhergehen können.
Dazu gehören:
F20
Schizophrenie
F21
Schizotype Störung
F22
anhaltende wahnhafte Störung
F23
akute vorübergehende psychotische Störung
F24
Induzierte wahnhafte Störung
F25
Schizoaffektive Störung
10
ICD-10 F3
F28
Sonstige nichtorganische psychotische Störung
F29
Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose
Affektive Störung
Hier werden Krankheiten aufgeführt, die durch eine Veränderung der Stimmung (Affektivität)
charakterisiert sind,
Dazu gehören:
ICD-10 F4
F30
Manische Episode
F31
Bipolar affektive Störung
F32
Depressive Episode
F33
Rezidivierende depressive Störung
F34
Anhaltende affektive Störung
F38
Sonstige affektive Störung
F39
Nicht näher bezeichnete affektive Störung
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
In diese Rubrik werden Störungen eingeordnet, die mit Phobien, Angst und Panik einhergehen. Zusätzlich sind hier Störungen aufgeführt, die Zwangssymptome oder körperliche Symptome zeigen, für die es keine ausreichenden organischen Befunde gibt, bei denen aber in der
Pathogenese seelische Belastungssituationen eine Rolle spielen.
Dazu gehören:
ICD-10 F6
F40
Phobische Störung
F41
Andere Angststörungen
F42
Zwangsstörung
F43
Reaktion auf schwere Belastung und Anpassungsstörungen
F44
Dissoziative Störungen (Konversionsstörung)
F45
Somatoforme Störungen
F48
Andere neurotische Störungen
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
In diesem Kapitel sind die Störungen zusammengefasst, die sich auf Menschen beziehen,
welche gegenüber der Mehrheit der jeweiligen Bevölkerungsgruppe deutliche Abweichungen
im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und in der Beziehung zu anderen zeigen, was oft mit persönlichem Leiden einhergeht.
11
Dazu gehören:
F60
Persönlichkeitsstörung
F61
kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen
F62
Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht zurückzuführen auf
Hirnschädigung oder Erkrankung des Gehirns
F63
Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
F64
Störungen der Geschlechtsidentität
F65
Störungen der Sexualpräferenz
F66
Psychische und Verhaltensprobleme in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung
F68
2.4
Andere Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Statistik/Auswertung
1. Deskriptive Statistik: Für jede intervallskalierte Variable wurde Mittelwert, Minimum, Maximum, Median und Standardabweichung dargestellt.
2. Analytische Statistik: Zur Überprüfung von signifikanten Korrelationen einzelner Variablen mit dem Auftreten von Rezidiven und mit Ausgangsparametern wurde zunächst eine univariate Analyse durchgeführt. Dabei wurde der chi²-Test für ordinalskalierte Daten angewandt
und der t-Test für intervallskalierte Daten. Danach wurde als multivariate Analyse zur statistischen Absicherung der diskriminierenden Bedeutung von unabhängigen Faktoren die schrittweise multiple Diskriminanzanalyse durchgeführt.
Die Auswertung erfolgte mittels des Statistikprogramms „SPSS 10.0“.
12
3
Ergebnisse
3.1 Gesamtstichprobe: Auswertung der Krankengeschichten
3.1.1
Soziodemografische Faktoren
Ausgangskollektiv für die Untersuchung waren 67 Frauen, die im Zeitraum zwischen 1986
und 2000 wegen einer psychiatrischen Erkrankung im Wochenbett stationär im Rahmen des
Rooming-In an der Psychiatrischen Klinik der FU Berlin behandelt wurden. Die 67 Frauen
waren zum Zeitpunkt der Aufnahme zwischen 20 und 45 Jahre alt, im Durchschnitt 31,0
Jahre. Das Alter der Kinder betrug zwischen 4 Tagen und 10 Monaten (285 Tage), im
Durchschnitt 72,9 Tage (10,4 Wochen). 35 Frauen wurden von einem Jungen entbunden, 32
von einem Mädchen. Ein großer Teil der Frauen war zum Zeitpunkt der Entbindung
verheiratet, bzw. lebte in einer festen Beziehung mit dem Partner zusammen (n=56, 83,6%),
11 Frauen (16,4%) waren alleinstehend.
Fast die Hälfte (n= 31) der untersuchten Frauen schloss die Schule mit dem Abitur ab, knapp
ein Drittel (n=20) mit Mittlerer Reife, bzw. POS, 9 Frauen besuchten die Hauptschule, 3 die
Sonderschule und 4 verließen die Schule ohne Abschluss. Ein abgeschlossenes
Hochschulstudium hatten 14 Frauen (20,9%), 38 Frauen (56,7%) hatten eine abgeschlossene
Lehre hinter sich, 8 Frauen (11,9) befanden sich zur Zeit der Aufnahme in ihrer Ausbildung
und 7 (10,4%) hatten keinerlei Berufsausbildung. 41 Frauen waren vor der Entbindung
berufstätig, 8 befanden sich in der Ausbildung, 4 waren Hausfrauen, 5 arbeitslos und 8 Frauen
lebten von Sozialhilfe. Eine Frau war aufgrund ihrer psychischen Erkrankung berentet. Einen
Überblick über die demografischen Faktoren gibt die folgende Tabelle:
13
Tabelle1: Soziodemografische Daten:
Alter der Frauen
Durchschnitt
Minimum
Maximum
Alter der Kinder
31,0 J
20 J
45 J
Durchschnitt
Minimum
Maximum
Geschlecht des Kindes
72,9 Tage (10,4 Wochen)
4 Tage
285 Tage (40,71 Wochen)
Weiblich
32
47,8
Männlich
35
52,2
Familienstand
n
%
Verheiratet/ feste Beziehung
zum Kindsvater
56
83,6
Alleinstehend
11
16,4
Abitur
31
46,3
Realschule/POS
20
29,9
Hauptschule
9
13,4
Sonderschule
3
4,5
Ohne Schulabschluss
4
6,0
Abgeschlossenes Hochschulstudium
14
20,9
Abgeschlossene Lehre
38
56,7
In Ausbildung
8
11,9
Ohne Ausbildung
7
10,4
Selbständig
4
6,0
Angestellte/Beamtin
34
50,7
Ungelernte Arbeiterin
3
4,5
Hausfrau
4
6,0
In Ausbildung
8
11,9
Schulabschluss (%)
Berufsbildung
Berufliche Tätigkeit vor der Entbindung
14
Tabelle 1 Fortsetzung
Arbeitslos
5
6,0
Sozialhilfeempfängerin
8
11,9
Anderes
1 (Rente)
1,5
3.1.2
3.1.2.1
Diagnosen
Aufnahmediagnosen
Unter Berücksichtigung der psychopathologischen Symptomatik zum Zeitpunkt der
Aufnahme-
entnommen
aus
der
Krankengeschichte-
erhielt
jede
Frau
eine
Aufnahmediagnose. Dabei zeigte sich, dass die meisten Frauen unter depressiven
Krankheitsepisoden
litten
(49,3%).
28,4%
wurden
aufgrund
einer
schizophrenen
Krankheitsepisode aufgenommen, schizodepressiv waren 4, schizomanisch 3. Eine Patientin
hatte ein rein manisches Syndrom, eine ein gemischtes manisch-depressives Syndrom. 4
Frauen litten bei Aufnahme unter einer Angst- bzw. Zwangsstörung und bei 2 Frauen handelte
es sich um eine uncharakteristische Krankheitsepisode (eine Frau wurde wegen
desorganisiertem Verhalten aufgenommen, eine wegen einer dissoziativen Störung). Tabelle
2a zeigt die Verteilung der Aufnahmediagnosen:
Tabelle 2a: Aufnahmediagnosen
Aufnahmediagnosen
Anzahl
(total =67)
n
%
Schizophrene Krankheitsepisode
19
28,4
Schizodepressive Krankheitsepisode 4
6,0
Schizomanische Krankheitsepisode
3
4,5
Depressive Krankheitsepisode
33
49,3
Manische Krankheitsepisode
1
1,5
gemischte 1
1,5
4
6,0
Manisch-depressiv
Krankheitsepisode
Angst/ Zwangsstörung
15
Uncharakteristische
Krankheitsepisode
3.1.2.2
2
3,0
Entlassungsdiagnosen
Die aus den Akten entnommenen, vom behandelnden Arzt gestellten Entlassungsdiagnosen
wiesen folgende Häufigkeitsverteilung auf (s. Tab. 2c): Die größte Gruppe machten mit 30
Patientinnen (44,8%) die schizophrenen Psychosen aus, die Diagnose einer paranoiden
Schizophrenie wurde in 10 Fällen (14,9%) gestellt, die einer schizoaffektiven Psychose in 7
Fällen (10,4%), 4 Frauen (6%) erkrankten an einer akuten polymorph psychotischen Störung,
bei einer Frau wurde der Verdacht auf eine Medikamenten induzierte Psychose gestellt. 8
Frauen (11,9%) erhielten die Entlassungsdiagnose einer Postpartalen Psychose. Die
zweitgrößte Gruppe mit 29 Patientinnen (43,3%) litt an depressiven Symptomen, wobei 7
(10,4%) an einer depressiven Episode litten, 2 (3%) unter einer rezidivierenden Depression
und 2 Frauen unter einer depressiven Phase einer bipolar affektiven Psychose. Bei 15 Frauen
(22,4%) wurde die - heute nicht mehr verwendete- Diagnose einer Wochenbettdepression
gestellt und bei 3 Frauen die einer endogenen Depression. An anderen Diagnosen kamen in
jeweils 3 Fällen eine akute Belastungsreaktion und Angst/Zwang-Störungen vor, bei einer
Patientin bestand der Verdacht auf eine dissoziative Störung in Kombination mit einer
motorischen
Tic-Störung und
einer
Alkoholabhängigkeit
und
eine Frau
litt
an
Hypochondrischem Wahn bei depressiver Entwicklung. Die Entlassungsdiagnosen wurden
nach genauer Aktendurchsicht den einzelnen ICD-10-Gruppen zugeordnet (s. Tab. 2b). Hier
zeigt sich folgende Häufigkeitsverteilung: 28 Frauen erkrankten an einer schizophrenen,
schizotypen und wahnhaften Krankheitsepisode, davon 11 an einer paranoiden Schizophrenie,
6 an einer akuten vorübergehenden psychotischen Störung und 11 an einer schizoaffektiven
Störung. 29 Frauen erkrankten an einer affektiven Störung, hiervon 3 an einer bipolar
affektiven Störung, 9 an einer depressiven Episode und 17 an einer rezidivierenden
Depression. Bei 5 Frauen konnte die Diagnose einer neurotischen, Belastungs- und
somatoformen Erkrankung gestellt werden. Diese teilte sich folgenderweise auf: jeweils eine
Frau litt an einer Angst-, einer Zwangs- und einer dissoziativen Störung, 2 Frauen litten an
einer Anpassungsstörung. 5 Frauen erhielten die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung. Die
Diagnosen nach ICD-10 wurden später für die Berechnungen verwandt.
16
Tabelle 2b: Entlassungsdiagnosen zusammengefasst nach ICD-10
Diagnosen nach ICD-10
Anzahl
(total=67)
n
%
F2 (Schizophrenie, schizotype und wahnhafte
Störungen)
28
41,8
F20 (Schizophrenie)
F23 (akute vorübergehende psychotische Störungen)
F25 (schizoaffektive Störungen)
F3 (Affektive Störungen)
11
6
11
29
16,4
9,0
16,4
43,3
F31 (Bipolar affektive Störung)
F32 (Depressive Episode)
F33 (Rezidivierende depressive Störung)
F4 (Angst- und Panikerkrankungen
Dissoziative Erkrankungen
Belastungsstörungen)
3
9
17
5
4,5
13,4
25,4
7,5
1
F41 (Angststörung)
1
F42 (Zwangsstörung)
2
F43 (Reaktionen auf schwere Belastungen und
Anpassungsstörungen)
1
F44 (Dissoziative Störungen)
F6 (Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen)
5
1,5
1,5
3,0
1,5
7,5
17
Tabelle 2c: Entlassungsdiagnosen (aus den Krankenakten, n=67)
Entlassungsdiagnosen
ICD10
n
%
F20
10
14,9
8
11,9
Paranoide Psychosen
Paranoide Schizophrenie
Postpartale Psychose
Akute polymorph
psychotische Störung
F23
4
6,0
Schizoaffektive Psychose
F25
1
1,5
Manische Exazerbation einer
Schizoaffektiven Psychose
F25
4
6,0
Depressives Syndrom i.R.
einer schizoaffektiven Psychose
F25
2
3,0
Paranoides Syndrom bei
V.a. toxische Psychose unter
Pravidel
F28,8
1
1,5
Rezidivierende Depression
F33
2
3
Depressive Episode
F32
7
10,4
15
22,4
2
3
3
4,5
Depressive Syndrome
Depression im WB
Depressive Phase einer
Bipolar affektiven Psychose
F31
Endogene Depression
Andere Störungen
Angst/Zwang-Störungen
F41, F42
3
4,5
Akute Belastungsreaktion
F43
3
4,5
V.a. dissoziative Störung
+ motorische Tic-Störung
+ Alkoholabhängigkeit
F44,9
1
1,5
Hypochondrischer Wahn
bei depressiver Entwicklung
F22,8
1
1,5
18
3.1.3
Stationärer Aufenthalt
Von den insgesamt 67 Frauen kamen 63 freiwillig zur stationären Aufnahme, 4 wurden
zunächst nach PsychKG untergebracht, blieben später aber freiwillig. Die Dauer der
stationären Behandlung zeigte eine große Variationsbreite von einer Woche bis zu 26
Wochen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Mutter betrug 79,7 Tage. In 40 Fällen
war es aufgrund der Schwere der Symptomatik nötig, die Mutter zunächst ohne ihr Kind
aufzunehmen, welches dann bei stabilisiertem Zustand der Mutter aufgenommen werden
konnte. Somit verkürzte sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Kinder auf 59,7 Tage
mit einem Maximum von 182 Tagen und einem Minimum von 7 Tagen.
3.1.4
Abstand zwischen der Entbindung und ersten Symptomen:
Krankheitssymptome waren bei 23 Frauen (34,39%) schon in der Schwangerschaft
nachzuweisen, bei nur 14 Frauen hiervon (20,9%) handelte es sich jedoch bei der in der
Schwangerschaft aufgetretenen psychiatrischen Erkrankung um die Indexepisode. Bei fast der
Hälfte der Frauen (n= 31, 46,1%) traten erste Symptome innerhalb der ersten Woche nach
Entbindung auf, wovon 10 innerhalb der ersten 3 Tage nach Entbindung symptomatisch
wurden. Bei weiteren 14 Frauen (20,9%) traten erste Symptome innerhalb des ersten Monats
nach Entbindung auf. Bis zum Ende des zweiten Monats nach Entbindung waren 95,5% der
Frauen erkrankt, nur 3 Frauen erkrankten später.
19
Abbildung 1
Anzahl der Patientinnn
Abstand zwischen Entbindung und ersten Symptomen
25
21
20
14
15
10
10
10
5
4
5
2
1
0
schon in bis 3. d
SS
pp
3.-7. d
pp
1.-2.Wo 2.-4.wo 1.-2. Mo 2.-3.Mo
pp
pp
pp
pp
> 3 Mo
pp
Zeit postpartal
Die stationäre Aufnahme erfolgte bei einem überwiegenden Teil (n= 25, 37,3%) innerhalb der
ersten Woche nach Auftreten der ersten Symptome, bei 13 (19,4%) Patientinnen im Laufe der
zweiten Woche, weitere 7 Patientinnen wurden bis zum Ablauf des ersten Monats
aufgenommen, 14 bis zum Ablauf des 4. Monats und 8 Frauen blieben mehr als 4 Monate
symptomatisch, bis sie stationär aufgenommen wurden.
Abbildung 2
Abstand zwischen ersten Symptomen und
stationärer Aufnahme
Anzahl Patientinnen
30
25
25
20
15
13
10
5
3
4
6
3
8
5
0
< 1 Wo < 2 Wo < 3 Wo < 4 Wo < 2 Mo < 3 Mo < 4 Mo > 4 Mo
Die Aufnahme erfolgte in 20 Fällen (29,9%) als Notfall, bzw. über die Poliklinik der Klinik.
17 Patientinnen wurden von ihrem niedergelassenen Nervenarzt überwiesen, 2 Frauen von
ihrem niedergelassenem Gynäkologen, 3 Frauen kannten das Rooming-In-Angebot der Klinik
und meldeten sich selbst zur Aufnahme.16 Frauen wurden aus anderen psychiatrischen
Kliniken, in denen die Möglichkeit zur Mitaufnahme des Kindes nicht bestand, überwiesen, 7
20
Frauen kamen direkt aus der Frauenklinik, wo sie entbunden wurden, davon waren 2 Frauen
schon in der Schwangerschaft stationär auf einer psychiatrischen Station und wurden nur zur
Entbindung in die Frauenklinik verlegt, und jeweils eine Frau kam über die Amtsärztin bzw.
Sozialarbeiterin zur Aufnahme.
Tabelle 3: Aufnahme erfolgt über
Aufnahme
Anzahl
selbst
3
ambulanter
Nervenarzt
Poliklinik
17
ambulanter
Gynäkologe
2
20
Aus
7
Entbindungsklinik
verlegt
Von
anderer 16
psychiatrischen
Klinik überwiesen
Anderes
2
3.2
Risikofaktoren
3.2.1
Psychiatrische Eigenanamnese
18 (26,9%) der 67 Frauen litten das erste Mal in ihrem Leben an einer psychiatrischen
Erkrankung, 49 (73,1%) waren vor der Index-Schwangerschaft schon mindestens einmal
psychisch erkrankt gewesen. Die Diagnosenhäufigkeit und Verteilung zeigt folgende Tabelle:
21
Tabelle 4: Psychiatrische Eigenanamnese
Episoden vor Index-Episode
n
%
Keine
18
26,9
Mind. 1 Episode
49
73,1
Depression
16
25,4
Bipolar affektiv
3
4,5
Schizoaffektiv
7
10,4
Schizophrenie
11
16,4
Angst/Zwang
3
4,5
Persönlichkeitsstörung
6
9,0
Sucht
2
3,0
Anderes
1
1,5
Diagnosen der Episoden
Anzahl der Episoden vor Indexepisode
1
16
25,4
2
6
9,0
>2
14
20,9
chronisch
13
19,4
Unabhängig von vorherigen
SS und Geburten
44
59,7
In einer vorherigen SS
0
0
In einem vorherigen
Wochenbett
2
4,5
Sowohl unabhängig als auch
in einem vorherigen WB
2
3,0
Nach einer vorherigen
Fehlgeburt
1
1,5
Zeitpunkt der Episoden
Nur eine Krankheitsepisode vor der Indexerkrankung kam in 16 (23,9%) Fällen vor, in 6
Fällen traten vorher 2 Krankheitsepisoden auf und 14 Frauen waren schon mehr als zweimal
zuvor psychisch erkrankt. Chronisch psychisch erkrankt waren 13 der behandelten Frauen.
Der Zeitpunkt der früheren Episoden war bei 44 Frauen unabhängig von Entbindungen oder
Schwangerschaften 5 Frauen litten schon in einem früheren Wochenbett unter einer
22
postpartalen psychiatrischen Erkrankung, 3 von diesen nur postpartal, 2 auch noch zu anderen
Zeitpunkten. Bei 16 Frauen kam es vor der stationären Aufnahme mindestens einmal zu
einem Suizidversuch.
Zu einem früheren Substanzabusus kam es in 14 der 67 Behandlungsfälle. Darunter nahmen 9
Frauen zu einem früheren Zeitpunkt härtere Drogen wie Heroin oder LSD, 4 Cannabis, 3
Alkohol und eine Frau Benzodiazepine. Zum Zeitpunkt der Aufnahme bestand bei 2 Frauen
eine Alkoholabhängigkeit.
Vor der Index-Episode wurden 13 der Patientinnen mit positiver Eigenanamnese
ausschließlich ambulant, 2 ausschließlich stationär und 27 sowohl stationär als auch ambulant
behandelt. 7 Frauen suchten trotz schwereren psychischen Symptomen keine psychiatrische
Hilfe auf. 28 Frauen waren zuvor schon in psychotherapeutischer Behandlung, 21 davon
nahmen zusätzlich Psychopharmaka und 7 wurden nur medikamentös behandelt.
3.2.1.1
Psychopharmakotherapie vor und während der Index-Schwangerschaft
15 Frauen nahmen vor der Index-Schwangerschaft Psychopharmaka ein, setzten diese aber
mindestens 1 Monat vor der Schwangerschaft ab. Während der Schwangerschaft standen noch
12 Frauen in medikamentöser Behandlung, 55 Frauen nahmen während der Schwangerschaft
keinerlei Psychopharmaka.
3.2.2
Psychiatrische Familienanamnese
Eine genaue Familienanamnese (FA) durch intensives Nachfragen wurde nur in der
Katamnesestichprobe durchgeführt, weshalb hier die erkrankten Familienangehörigen nur der
50 nachuntersuchten Frauen beschrieben werden. Eine positive Familienanamnese mit
mindestens einem psychisch erkrankten Angehörigen fand sich bei 37 Frauen (74%), 13
Frauen (26%) verneinten Fragen nach psychiatrischen Erkrankungen in der Familie. Die
Diagnosenverteilung der erkrankten Angehörigen ist in folgender Tabelle aufgeführt:
23
Tabelle 5: Psychiatrische Familienanamnese (1) (Diagnosen)
Diagnose
Anzahl
Alkohol-Abusus
23
Andere Drogenabhängigkeit
4
Schizophrenie
9
Bipolar affektive Psychose
1
Depressive Episode/ rez. Depression
42
Angst-/ Zwangserkrankung
1
Persönlichkeitsstörung
0
Unklare psych. Erkrankung
7
Suizide unklarer Ursache
6
52 Angehörige der Elterngeneration wiesen psychiatrische Erkrankungen auf (Eltern (n=36),
Onkel, Tanten (n= 16)). 16 Angehörige der Großelterngeneration waren psychiatrisch
erkrankt und in 29 Fällen waren Angehörige der eigenen Generation (Schwestern + Brüder
(n= 14), Cousins + Cousinen (n=15) ) psychiatrisch erkrankt. Insgesamt waren 51 weibliche
Angehörige und 46 männliche Angehörige psychiatrisch erkrankt. Untergliedert man die
Angehörigen in Grad 1-3, so zeigt sich, dass bei den Angehörigen ersten Grades (Eltern und
Geschwister) 50 Fälle von psychischen Erkrankungen vorkamen, bei denen 2. Grades
(Tanten, Onkel, Großeltern) 32 Fälle und 3. Grades (Cousinen und Cousins) waren noch 15
Angehörige psychisch erkrankt. Insgesamt waren von 8 Frauen Angehörige nur des 1.Grades
psychiatrisch erkrankt, von einer Frau Angehörige nur des 2. Grades und von 3 Frauen nur die
3. Grades. Angehörige 1. und 2.Grades waren in 14 Fällen erkrankt, 1.und 3. Grades in 2
Fällen. Angehörige 2. und 3. Grades waren bei einer Frau erkrankt und bei 8 Frauen waren
Angehörige sowohl des 1. als auch 2. und 3. Grades erkrankt. Episoden von postpartalen
psychiatrischen Erkrankungen traten in der Familie 4-mal auf, 2-mal bei der Mutter (bei einer
bei allen drei Entbindungen), einmal bei der Schwester und einmal bei einer Cousine
mütterlicherseits.
24
Bei den nachuntersuchten Frauen wurden genaue Fragen nach der Anzahl der bekannten
Angehörigen gestellt. Berechnet man jetzt die erkrankten Angehörigen in Prozent von allen
bekannten Angehörigen, so erhält man einen Durchschnitt von 18,61 % erkrankten
Angehörigen von allen Angehörigen mit einem Maximum von 58,33% und einem Minimum
von 4,54 %.
Tabelle 6: Psychiatrische Familienanamnese (2)
Familienanamnese
n (=50 Patientinnen)
Negativ
13
Positiv
37
Psychisch erkrankte
weibliche Angehörige
51
Psychisch erkrankte
männliche Angehörige
46
Pat mit psychisch
erkrankten Verwandten
Nur Verwandte 1. Grades.
8
Nur Verwandte 2.Grades
1
Nur Verwandte 3. Grades
3
Verwandte 1. + 2. Grades
14
Verwandte 1. + 3. Grades
2
Verwandte 2.+3. Grades
1
Verwandte 1.+2.+3. Grades
8
Anteil der Erkrankten Angehörigen 18,61 %
An allen Angehörigen
3.2.3
Positive psychiatrische Eigenanamnese (EA) + positive psychiatrische
Familienanamnese (FA)
Nur 6 Frauen (12%) hatten weder ein positive psychiatrische Eigen- noch Familienanamnese.
7 Patientinnen hatten eine positive psychiatrische Eigenanamnese, 9 Patientinnen hatten eine
positive psychiatrische Familienanamnese und 28 Frauen (56%) hatten sowohl eine positive
psychiatrische Eigenanamnese als auch eine positive psychiatrische Familienanamnese.
25
Tabelle 7: Psychiatrische Eigenanamnese + Familienanamnese:
Weder pos. EA noch pos. FA
6 (12%)
Nur pos. EA
7 (14%)
Nur pos. FA
9 (18%)
Pos. EA + pos. FA
28 (56%)
3.2.4
(n=50)
Gynäkologische Anamnese
3.2.4.1
Anzahl vorheriger Schwangerschaften/ Geburten
Bei den meisten der 67 Patientinnen (n=52, 77,6%) handelte es sich um die erste Entbindung.
13 Frauen (19,4%) waren Zweitgebärende, 1 Frau entband ihr drittes und 1 Frau ihr 5. Kind. 7
Patientinnen hatten vor der Indexgeburt eine Fehlgeburt und bei 13 Patientinnen kam es in der
Vorgeschichte zu einem Schwangerschaftsabbruch (in 6 Fällen 1 Abbruch, in 4 Fällen 2
Abbrüche, in 2 Fällen 3 Abbrüche und in einem Fall 4 Abbrüche).
Tabelle 8a: Anzahl Entbindungen vor Indexentbindung
Anzahl
Patientinnen
Entbindungen
vor
Indexentbindung
0
52
1
13
2
1
3
0
4
1
26
Tabelle 8b: Anzahl Schwangerschaften vor Indexentbindung
Anzahl
Patientinnen
Schwangerschaften
vor
Indexentbindung
0
38
1
17
2
8
3
1
4
3
Tabelle 8c: Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche vor Indexentbindung
Anzahl der SS- Patientinnen
Abbrüche
vor
Indexentbindung
1
6
2
4
3
2
4
1
27
Tabelle 8d: Anzahl der Fehlgeburten (inklusive der totgeborenen Frühgeburten) vor
Indexentbindung
Patientinnen
Anzahl
Fehlgeburten
vor
Indexentbindung
1
6
2
0
3
0
>3
0
Tabelle 8e: Anzahl Abbruch + Fehlgeburt vor Indexentbindung
Abbruch+
Fehlgeburt
Patientinnen
1
1
2
0
3
0
>3
0
28
3.2.4.2
Einstellung zur Schwangerschaft
Geplant war die Schwangerschaft bei über der Hälfte der Frauen (n=35, 52,2%), bei 29
Frauen (43,3%) erfolgte sie ungeplant. 14 Frauen (20,9%) gaben an, dass das ungeplante Kind
nach Bekanntwerden der Schwangerschaft noch unerwünscht gewesen sei.
Bei 3 Frauen standen keine Informationen zur Erwünschtheit des Kindes zur Verfügung.
3.2.4.3
Schwangerschaftsverlauf
Die Schwangerschaft verlief bei 44 Frauen (65,7%) ohne psychische Auffälligkeiten, dagegen
traten bei 23 Frauen (34,3%) schon in der Schwangerschaft psychische Symptome auf.
Bereits im 1. Trimenon erkrankten 13 Frauen, jeweils 5 Frauen gaben Symptome im 2. und
im 3. Trimenon an. 4 Frauen waren schon während ihrer Schwangerschaft in stationärer
psychiatrischer Behandlung. Bei 2 Frauen ist der Schwangerschaftsverlauf nicht bekannt.
Eine Übersicht über die Diagnosenverteilung der in der Schwangerschaft erkrankten Frauen
gibt folgende Tabelle:
29
Tabelle 9: Psychisches Befinden in der Schwangerschaft:
gut, stabil
43
besser als vorher
1
Depression
11
Manie
1
Produktiv
psychotische 6
Symptomatik
anderes
5
Angstzustände(2),
veränderte
Wahrnehmung,
Schlafstörung,
Tic/Phoneme
3.2.4.4
Geburtsverlauf
Bei knapp der Hälfte der Fälle trat die pppE nach einer komplikationslosen Spontangeburt auf
(n= 33, 49,3%), 7 Frauen wurden geplant per Kaiserschnitt entbunden, bei 6 Frauen musste er
wegen eines Notfalls durchgeführt werden. 6 Frauen hatten eine Saugglockenentbindung, 3
eine Zangenentbindung und weitere 6 Frauen litten unter anderen Komplikationen (s. Tabelle
10). Bei 6 Frauen konnte man den Krankengeschichten keine Informationen über den
Geburtsverlauf entnehmen.
30
Tabelle 10: Geburtsverlauf:
Anzahl
Patientinnen
unkomplizierte Spontangeburt
33
Saugglockengeburt
6
Zangengeburt
3
geplante Sektio
7
Notfallsektio
6
• Geb.stillstand (2),
• HELLP (2),
• Plazentalösung,
• Plazentaminderdurchblutung
weitere Komplikationen:
6
• Hyperemesis (2),
• grünes Fruchtwasser,
• Verletzung
des
N.
ischiadicus )
Unbekannt
6
3.2.4.5
Stillen
13 Frauen (19,4%) haben nicht gestillt, 46 Frauen (68,7%) haben ihr Kind länger als eine
Woche gestillt, bei 8 Frauen fehlen Angaben zum Stillverhalten. 6 von den stillenden Frauen
wurden bei Beginn der Einnahme von Psychopharmaka Medikamente zum Abstillen gegeben,
während die anderen physikalisch abstillten.
31
3.3
Katamnesestichprobe
3.3.1
Beschreibung der Drop-Outs
Von den insgesamt 67 Frauen die im Zeitraum von 1986 bis 2000 am Rooming-In
teilgenommen haben, konnten 50 (74,6%) persönlich nachuntersucht werden. 8 verweigerten
eine Nachuntersuchung, eine Frau suizidierte sich 15 Monate nach ihrem Klinikaufenthalt, 7
Frauen antworteten weder telefonisch noch schriftlich auf dreimaliges Anschreiben und waren
auch bei persönlichem Aufsuchen zuhause nicht anzutreffen. Eine Frau, die aus der Klinik in
den Obdachlosenstatus entlassen wurde, war nicht auffindbar.
Statistik:
Zur Überprüfung der Repräsentativität der Katamnesestichprobe (n=50) wurde diese mit der
Drop-Out-Stichprobe
(n=17)
bezüglich
Familienstand,
Schulbildung,
psychiatrischer
Eigenanamnese, Diagnosen, Klinikaufenthaltsdauer und Alter verglichen.
1. Familienstand:
Die beiden Gruppen unterscheiden sich im chi²-Test nicht signifikant voneinander:
chi²= 2,83; df= 2; p= 0,24
2. Schulbildung:
Der Unterschied der beiden Gruppen im chi²-Test ist nicht signifikant:
Chi²= 9,97; df= 4; p= 0,41
3. Psychiatrische Eigenanamnese:
Die psychiatrische Eigenanamnese unterscheidet sich im chi²-Test nicht signifikant:
chi²= 0,985; df= 1; p= 0,367
4. Diagnosen:
Der Unterschied zwischen den Diagnosen der beiden Gruppen ist im chi²-Test bei einem
Signifikanzniveau von 0,05 signifikant:
Chi²= 18,724; df= 10; p= 0,044
32
47,1% (n=8) der Drop-Out-Gruppe litt an einer Schizophrenie (F20), während es in der
Katamnesegruppe nur 10,0% (n=5) waren. Die übrigen 9 Frauen litten an unipolaren
Depressionen (n=5), an einer schizoaffektiven Erkrankung (n=1), an einer Angststörung
(n=1),
an einer dissoziativen Störung (n=1) und an einer Persönlichkeitsstörung mit
depressiver Symptomatik (n=1).
5. Alter der Patientinnen:
Das Alter der Patientinnen in den beiden Gruppen ist im T-Test signifikant verschieden:
Wert der Teststatistik T = -2,350; Signifikanzniveau p = 0,022
Es zeigt sich, dass die Drop-Out-Gruppe im Durchschnitt zum Zeitpunkt der Klinikaufnahme
jünger war. Der Mittelwert des Alters in Jahren beträgt für die Drop-Out-Gruppe 28,9,
während die nachuntersuchte Gruppe im Durchschnitt 31,7 Jahre alt war.
6. Dauer des Klinikaufenthaltes
Die Dauer des Klinikaufenthaltes in den beiden Gruppen ist im T-Test nicht signifikant
unterschiedlich:
Wert der Teststatistik T = 1,168; Signifikanzniveau p = 0,247
Hiermit lässt sich, außer bei den Diagnosen und dem Alter, kein signifikanter Unterschied
zwischen der Katamnesestichprobe und Drop-Out-Stichprobe aufzeigen.
3.3.2
3.3.2.1
Auswertung der katamnesetischen Daten
Soziodemografische Daten
Die Nachuntersuchung fand im Zeitraum von Januar 2001 bis Januar 2002 statt, bis dahin
waren im Durchschnitt 4,9 Jahre seit Klinikentlassung (Minimum 1,0 Jahre, Maximum 14,0
Jahre) vergangen. Tabelle 11 zeigt soziodemografische Merkmale zur Zeit der
Nachuntersuchung.
Das Alter der Frauen bei Nachuntersuchung betrug zwischen 27 und 49 Jahren mit einem
Mittelwert von 36,5 Jahren. Die meisten Frauen (n=32, 64%) waren verheiratet, bzw. lebten
in einer festen Beziehung, 6 Frauen waren mittlerweile geschieden und 12 waren
alleinstehend. 40% der Frauen (n=20) waren zur Zeit der Nachuntersuchung berufstätig, dabei
33
arbeiteten 12 Frauen halbtags, 5 ganztags und drei Frauen hatten eine ¾ Stelle.19 Frauen
(38%) standen in einem Angestellten/ Beamten-Verhältnis, eine Frau war als ungelernte
Arbeiterin tätig. Von den übrigen 30 Frauen befanden sich 3 in Ausbildung, 7 waren
Hausfrauen, 5 arbeitslos, 5 empfingen Sozialhilfe, 3 durch ihre psychische Krankheit bedingt
eine Frührente und 7 Frauen befanden sich noch im Erziehungsurlaub. 24 Frauen waren nach
der Indexgeburt nicht im Erziehungsurlaub gewesen, 4 waren bis zu einem Jahr im
Erziehungsurlaub, 12 bis zu 2 Jahren und 5 bis zu 3 Jahren, 5 befanden sich zum
Katamnesezeitpunkt noch im Erziehungsurlaub. Auf die Frage, inwiefern sich ihre
Arbeitssituation im Vergleich zu der vor der Entbindung verändert habe, sahen 7 Frauen ihre
Situation als verbessert an, 17 hielten sie für schlechter und bei 26 Frauen hat sich die
Situation nicht verändert. 26 Frauen (52%) schätzten ihre finanzielle Situation als gut ein, 17
(34%) als zufriedenstellend, 6 gaben finanzielle Sorgen an und eine Frau gab große
finanzielle Sorgen und Schulden an.
Tabelle 11: soziodemografische Daten zum Zeitpunkt der Katamnese (n=50)
Katamnesedauer
(in Jahren)
Mittelwert:
Minimum:
Maximum:
4,9
1
14
Alter der Mütter
(in Jahren)
Mittelwert:
Minimum:
Maximum:
36,54
27
49
Alter der Kinder
(in Jahren)
Mittelwert:
Minimum:
Maximum:
5,24
1,25
14,16
Familienstand
n
%
Verheiratet/feste Beziehung
32
64
Geschieden
6
12
Alleinstehend
12
24
Angestellte/ verbeamtet
19
38
Ungelernte Arbeiterin
1
2
Hausfrau
7
14
In Ausbildung
3
6
Arbeitslos
5
10
Sozialhilfeempfängerin
5
10
Aktuelle berufliche Tätigkeit
34
Tabelle 11 Fortsetzung
Erziehungsurlaub
7
14
Rente
3
6
Halbtags
12
24
30 h
3
6
ganztags
5
10
Gut, keine finanziellen Sorgen
26
52
Zufriedenstellend
17
34
Finanzielle Sorgen
6
12
Schulden
1
2
Wie viele Wochenstunden Arbeit
Finanzielle Situation
3.3.2.2
Psychisches Befinden und soziale Situation nach Entlassung
Auf die Frage nach dem psychischen Befinden zum Zeitpunkt der Entlassung auf einer
visuellen
Analogskala von 0-100 (mit dem Tiefstwert bei schlechtestem psychischem
Befinden bei 0 und dem Höchstwert bei Wohlbefinden bei 100) kam ein Mittelwert von 70,41
heraus mit einem Minimum von 0 und einem Maximum von 100. Eine Frau konnte sich an
ihr damaliges Befinden nicht mehr erinnern. 18 Frauen (36%) sagten, sie haben sich nach der
Indexepisode nie wieder 100% gesund gefühlt, bei den anderen war dies im Durchschnitt 12,2
Monate nach der Entlassung der Fall (Minimum 0, Maximum 84 Monate). 21 Frauen (42%)
hatten
nach
Entlassung
keinerlei
Unterstützung
zuhause,
13
wurden
durch
Familienangehörige oder Freunde unterstützt, 13 Frauen hatten für mehrere Wochen eine
Familienhelferin, 2 Frauen hatten eine Pflegemutter für ihr Kind und eine Frau wurde in ein
Betreutes Wohnen für Mütter mit Kleinkindern entlassen. 30 Frauen gaben an, vollständig in
der Lage gewesen zu sein, ihr Kind zu versorgen, 12 Frauen benötigten etwas Unterstützung,
6 Frauen viel Unterstützung und 2 Frauen gaben an, damals nicht in der Lage gewesen zu
sein, für ihr Kind zu sorgen.
35
3.3.2.3
Weiterbehandlung nach Entlassung
Tabelle 12 zeigt die ambulante Weiterbehandlung nach Entlassung:
Tabelle 12: Weiterbehandlung nach Entlassung
Weiterbehandlung
n
%
Keine
6
12
Poliklinik
4
8
Ambulanter Nervenarzt (NA)
27
54
Psychoanalyse/Psychotherapie/
Verhaltenstherapie (PA/PT/VT)
5
10
Poliklinik+ ambulanter NA
3
6
Poliklinik+ PA/PT/VT
3
6
Ambulanter NA+PA/PT/VT
2
4
Die meisten Patientinnen (n=27, 54%) wurden von einem ambulanten Nervenarzt
weiterbetreut, 3 Frauen wurden zusätzlich in der Poliklinik behandelt, 2 Frauen erhielten
zusätzlich eine Psychotherapie, 4 Frauen waren ausschließlich in der Poliklinik, 5 Frauen
erhielten ausschließlich Psychotherapie, 3 Frauen wurden sowohl in der Poliklinik behandelt
als auch psychotherapeutisch und 6 Frauen hatten keine weiterführende psychiatrische
Behandlung, wobei 3 Frauen weiterhin Psychopharmaka von ihrem Hausarzt verschrieben
bekamen. 84% (n= 42) setzten die medikamentöse Behandlung fort, 3 Frauen nahmen nach
Entlassung keine Psychopharmaka mehr ein, 5 Frauen wurden schon in der Klinik nicht mit
Psychopharmaka behandelt.
Die Art der weitergeführten Medikamente nach Entlassung ist in folgender Abbildung
aufgeführt:
36
Abbildung 3
welche Medikamente nach Entlassung
10
8
6
Häufigkeit
4
2
0
in
ep
az
m
ba
ar
C
yp
at
m
L+
iu
N
th
s
Li
he
sc
si
L
as
N
kl
es
ch
is
L
N
yp
s
at
he
sc
si
as
kl
L+
L
N
I
R
ili
SS
ab
St
dA
oo
M
TC
er
L+
iliz
N
ab
+
St
AD
der
oo
iliz
M
ab
St
doo
M
N
+
AD
+
AD
e
in
ke
welche Medikamente nach Entlassung
NL:
AD:
TCA:
SSRI:
Neuroleptikum
Antidepressivum
Tricyclisches Antidepressivum
Selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor
3.3.2.4
3.3.2.4.1
Verlauf nach Entlassung
Wiedererkrankungen
Von den 50 nachuntersuchten Frauen blieben 22 (44%) rezidivfrei, 28 (56%) sind mindestens
noch einmal wiedererkrankt. Dabei hatten 10 Frauen ein weiteres Rezidiv, 8 Frauen 2 weitere
Rezidive, 6 Frauen erkrankten mehr als 2 mal und 4 Frauen blieben chronisch krank, wovon 3
Frauen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung in einer betreuten Wohnform untergebracht
waren. Der Zeitpunkt der Wiedererkrankung war bei 24 Patientinnen unabhängig von
Schwangerschaft und Geburt, in 2 Fällen in einem folgendem Wochenbett, einmal nach einer
Fehlgeburt und in einem Fall in einer folgenden Schwangerschaft, die aus diesem Grund nicht
ausgetragen wurde. 3 Frauen (6%) unternahmen nach ihrer Klinikentlassung einen
Suizidversuch, 2 mit Tabletten, eine ritzte sich die Pulsadern.
37
Tabelle 13: Katamnestische Daten
Wiedererkrankungen
n
%
Keine
22
44
Rezidiv
28
56
Anzahl der Wiedererkrankungsepisoden
1
10
20
2
8
16
>2
6
12
chronisch erkrankt
4
8
unabhängig von
Schwangerschaft und Geburt
24
48
In einer folgenden SS
1
2
In einem folgenden WB
2
4
Nach Fehlgeburt
1
2
Zeitpunkt der Episoden
3.3.2.4.2
Rezidivrate abhängig von der Entlassungsdiagnose
Von den 11 an Schizophrenie (F20) erkrankten Patientinnen konnten 5 nachuntersucht
werden, von diesen erkrankten 4 Frauen noch mindestens 1-mal nach der Indexepisode. Von
den 6 Frauen mit der Diagnose einer akuten vorübergehenden psychotischen Störung (F 23)
konnten 5 nachuntersucht werden, eine Frau erkrankte ein weiteres Mal im Wochenbett. Von
den 11 schizoaffektiv erkrankten Frauen konnten alle nachuntersucht werden, 9 von diesen
erlitten Rückfälle. Alle 3 bipolar affektiv erkrankten Frauen wurden nachuntersucht, bei 2 von
ihnen kam es zu Rezidiven. Von den 26 unipolar affektiv erkrankten Frauen wurden 20
nachuntersucht, bei 9 von diesen traten Rezidive auf. Die nachuntersuchte Patientin mit der
Diagnose einer Angst/Zwangserkrankung erkrankte wieder, die Patientin mit der akuten
Belastungsreaktion blieb nach der Indexerkrankung gesund und von den 5 Frauen mit
Persönlichkeitsstörung wurden 4 nachuntersucht, wovon 2 über eine depressive Symptomatik
im gesamten Katamnesezeitraum berichteten, die anderen 2 waren beschwerdefrei und sind
deshalb in der Gruppe der Rezidivfreien aufgeführt.
Tabelle 14 zeigt die Verteilung der Rezidivhäufigkeit der einzelnen Diagnosegruppen.
38
Tabelle 14: Rezidivhäufigkeiten in Abhängigkeit der Diagnose (Kat.-Gruppe n=50)
Diagnose
n
Anzahl der
Pat. mit Rezidiv
%
F20
5
4
80
F23
5
1
20
F25
11
9
81,8
F31
3
2
66,7
F32/F33
20
9
45,0
F41/42
1
1
100
F43
1
0
0
F60
4
2
50
3.3.2.4.3
Rezidivrate abhängig von der psychiatrischen Eigen/ Familienanamnese
(EA/FA)
Bei 15 Frauen war die Indexepisode die Erstmanifestation einer psychiatrischen Erkrankung,
35 waren vorher schon mindestens einmal erkrankt. Nur 5 der ersten Gruppe hatten einen
monophasischen Verlauf, während 10 Frauen weitere Manifestationen erfuhren; in der
Gruppe der Patientinnen mit psychiatrischer Eigenanamnese rezidivierten 18, während 17
nicht wieder erkrankten. 37 der nachuntersuchten Frauen gaben an, mindestens einen
Verwandten mit einer psychiatrischen Erkrankung zu haben, 13 verneinten dies. 23 der
Frauen mit positiver Familienanamnese erlitten ein Rezidiv ihrer Erkrankung, während 14
gesund blieben. Von den 13 mit negativer Familienanamnese erkrankten 5 nochmals, 8
blieben gesund. Sowohl eine pos. psychiatrische Eigenanamnese als auch Familienanamnese
gaben 28 der befragten Frauen an. Von diesen erkrankten 15 wieder. Eine negative
psychiatrische Eigen- und Familienanamnese zeigten 5 Frauen, hiervon erlitten 3 ein Rezidiv.
39
Tabelle 15: Rezidivhäufigkeit in Abhängigkeit der EA/FA
____________n_____ Rezidiv
kein Rezidiv
Neg. EA
15
10
5
Pos. EA
35
18
17
Neg. FA
13
5
8
Pos. FA
37
23
14
(n.s.)
Pos. EA
+ pos. FA
28
15
13
(n.s.)
Neg. EA
+ neg. FA
5
3
2
(n.s.)
(n.s.)
(n.s. = nicht signifikant)
3.3.2.4.4
Behandlungsmodus
Von den 28 Frauen, die nach der Indexepisode wiedererkrankten, nahm eine keine
professionelle Behandlung in Anspruch, 12 konnten ambulant behandelt werden, 8 mussten
nochmals stationär behandelt werden und 7 Frauen wurden bei mehreren Episoden sowohl
ambulant als auch stationär behandelt. 16 Frauen konnte medikamentös geholfen werden, 2
Frauen wurden ausschließlich psychotherapeutisch behandelt und 9 nutzten beide
Behandlungsmöglichkeiten.
Der Behandlungsmodus der Wiedererkrankungen ist in Tabelle 16 aufgezeichnet.
Tabelle 16: Behandlungsmodus
Behandlungsmodus 1
n
%
Ambulant
12
24
Stationär
8
16
Ambulant + stationär
7
14
Keine professionelle Beh.
1
2
Behandlungsmodus 2
n
%
Psychotherapie
2
4
Medikamentös
16
32
Psychotherapie+ Medikation
9
18
Keine professionelle Beh.
1
2
40
3.3.2.5
Medikamentöse Therapie zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung
Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung nahmen 19 Frauen keinerlei Psychopharmaka ein, 6
Frauen nahmen Antidepressiva (davon 2 Trizyklische AD, 3 SSRI und eine Frau eine
Kombination aus beiden), 9 Frauen Neuroleptika (davon 2 ein klassisches NL und 7 ein
atypisches NL) und 4 Frauen Moodstabilizer (davon 2 Lithium und 2 Carbamazepin). 4
Frauen nahmen eine Kombination aus AD und NL, 2 Frauen eine Kombination aus AD und
Mood-Stabilizern, 3 Frauen eine Kombination aus NL und Mood-Stabilizern und 2 Frauen
wurden mit einer Dreifachkombination behandelt.
Abbildung 4 verdeutlicht die Verteilung der medikamentösen Behandlung:
Häufigkeit
Abbildung 4
20
15
10
5
ke
in
e
TC
A
TC S S
R
A
kl
as +S I
si
s SR
at che I
yp
is s N
ch L
es
N
C
L
L
ar
i
ba thiu
m
m
az
AD
e
p
+
M
A in
oo D+
N
L
d
AD +
s NL
+N Mo tab
o
L+ ds ilize
M
t
r
oo abi
ds lize
ta
r
bi
liz
er
0
Medikation
Die Mehrheit der Frauen (n=29, 58%) setzte die Medikation während des gesamten
Katamnesezeitraums nicht ab, 16 setzten die Medikation ab, davon erkrankten 5 bisher nicht,
2 erkrankten bereits im ersten Monat nach Absetzen, 2 innerhalb der ersten 6 Monate, 2
weitere innerhalb des ersten Jahres und 5 blieben über ein Jahr gesund, erkrankten aber später.
5 Frauen erhielten nie eine medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka.
Siehe auch Tabelle 17:
41
Tabelle 17: Erkrankungszeitpunkt nach Absetzen der Medikation
Häufigkeit Prozent
Medikation
nicht abgesetzt
29
Medikation abgesetzt 16
hiervon erkrankt:
bis 1 Monat nach 2
Absetzen erkrankt
bis 6 Monate nach 2
Absetzen erkrankt
bis
1 Jahr nach 2
Absetzen erkrankt
über 1 Jahr nach 5
Absetzen erkrankt
bisher nicht erkrankt
5
trotz Absetzen
keine medikamentöse 5
Behandlung erhalten
3.3.2.6
58,0
32
4,0
4,0
4,0
10,0
10,0
10,0
Gynäkologische Anamnese (Katamnese)
3.3.2.6.1
Weitere Schwangerschaften und Entbindungen
11 der 50 nachuntersuchten Frauen wurden erneut schwanger, davon 9 einmal und jeweils
eine 2- und 3-mal. Allerdings wurden nur 5 dieser Frauen von einem lebenden Kind
entbunden. In 5 Fällen kam es zu Schwangerschaftsabbrüchen, bei 3 der Frauen einmal und
bei je einer Frau 2- und 3-mal. Siehe auch Tabelle 18:
Tabelle 18: Weitere SS/ Entbindungen
Weitere Schwangerschaften
0
1
2
3
Weitere Geburten
0
1
Schwangerschaftsabbrüche
1
2
3
n
39
9
1
1
%
78
18
2
2
45
5
90
10
3
1
1
6
2
2
42
Fehlgeburten
1
3.3.3
3.3.3.1
1
2
Selbstbeurteilungsskala
Beck`s Depression Index
Eine Frau verweigerte die Durchführung des Testes mit der Begründung, dass sie in diesen
Dimensionen nicht denken könne, und bei einer aus Ghana stammenden Frau war die
Durchführung aus sprachlichen Gründen nicht möglich. Bei den übrigen 48 Frauen ergab die
Auswertung dieser Selbstbeurteilungsskala, dass 16 Frauen (33,3%) einen Summenwert von
über 10 Punkten erhielten, was als pathologisch anzusehen ist. Unterteilt man den Index in
Stufen: keine Depression(<11 Punkte), mittelschwere Depression (11-17 Punkte) und schwere
Depression (>17 Punkte) bei einer maximal erreichbaren Punktzahl von 63 Punkten, so ergibt
sich für 32 Frauen kein Hinweis für eine Depression, 10 Frauen leiden an einer
mittelschweren Depression und 6 Frauen an einer schweren Depression. Der durchschnittliche
Summenwert liegt bei 9,2 Punkten mit einem Minimum von 0 Punkten und einem Maximum
von 44 Punkten. Von den 16 Frauen leiden 4 an einer Schizophrenie, 3 an schizoaffektiven
Störungen, eine an einer bipolar affektiven Störung, 5 an rezidivierenden Depressionen und 3
Frauen an Persönlichkeitsstörungen.
3.3.4
Angaben zum Index-Kind
Die Befragung der Mutter ergab, dass bei über der Hälfte der Frauen (n=31, 62%) das Kind
zusammen mit beiden Eltern lebt, in 17 Fällen (34%) lebt das Kind nur mit der Mutter
zusammen, in einem Fall beim Vater und in einem Fall abwechselnd bei Mutter und Vater.
Auf die Frage nach der Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind gaben 28 Frauen (56%)
an, dass Mutter, Vater und Kind eine gleichgute Beziehung haben, 14 sahen die Mutter-KindBeziehung als enger an, eine die Vater-Kind-Beziehung und 7 Frauen gaben an, keinerlei
Kontakt zum Kindsvater mehr zu haben. Auffälligkeiten in der frühen Entwicklung kamen bei
7 Kindern (16%) vor, dabei handelt es sich in 4 Fällen um eine verzögerte geistige und
körperliche Entwicklung, 2 Kinder fielen durch aggressives Verhalten in Kindergarten und
Schule auf, wobei sich ein 4jähriges Mädchen sowohl fremd- als auch selbst-aggressiv
verhielt, ein 10jähriger Junge ist seit mehreren Jahren in verhaltenstherapeutischer
Behandlung wegen seiner Aggressionen und Gewaltbereitschaft. Ein Mädchen entwickelte im
43
Alter von 8 Jahren eine schwere Form der Klaustrophobie, was zu erheblichen
Einschränkungen in Schule und Privatleben führte. Bei einem 12monatigen Jungen führte ein
Hirntumor zu anhaltenden Fieberkrämpfen, er musste mittels Zytostatica behandelt werden.
Bei der Nachuntersuchung 2 Jahre später war er beschwerdefrei.
3.3.5
Den Verlauf (Auftreten von Rezidiven) beeinflussende Faktoren
Es stellt sich nun die Frage, welche der untersuchten Faktoren beeinflussen- statistisch
gesehen- das Auftreten eines Rezidivs? Zur Beantwortung wurden zunächst alle
soziodemografischen, gynäkologischen und psychiatrischen Variablen einer univariaten
Analyse unterzogen und so Korrelationen zum Verlauf (Rezidiv/ kein Rezidiv) untersucht.
In Tabelle19a sind nur die Variablen aufgeführt, die einen statistisch signifikanten
Zusammenhang mit dem Auftreten von ambulanten und stationären Rezidiven aufweisen.
Tabelle 19a: Korrelationen zum Verlauf (ambulante + stationäre Rezidive)
Variable
df
chi²
p
Phi
Ausbildung
3
12,132
<0,01
0,493
Familienstand
1
5,414
<0,05
0,329
SS geplant
1
5,99
<0,05
0,346
SS erwünscht
1
3,815
<0,05
0,276
Stillen
1
4,723
<0,05
-0,307
Wo lebt das Kind
2
6,118
<0,01
0,350
15,648
<0,01
0,559
Beziehung zwischen 3
Mutter/Vater/Kind
Mit den ermittelten Variablen, die eine signifikante Korrelation zum Auftreten eines Rezidivs
aufwiesen, wurde dann eine multivariate Analyse durchgeführt, und zwar eine logistische
Regressionsanalyse.
Von den 7 in die Analyse eingehenden Faktoren verbleiben- nach vorwärts und rückwärts
durchgeführter, schrittweiser Regressionsanalyse- 2 Parameter in der Analyse, nämlich die
Ausbildung und die Beziehung zum Kind, während die anderen Faktoren schrittweise
eliminiert werden (Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium und Frauen, die die
44
Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind als gleichgut bewerten, haben ein signifikant
niedrigeres Rezidivrisiko). Zählt man nur die stationär behandelten Rezidive, so erhält man
ein anderes Ergebnis: im chi²-Test zeigen sich als signifikant Einfluss nehmende Faktoren: die
Diagnose (Gruppe), der Familienstand, ein pathologischer BDI und die Beziehung zum Kind
(Tabelle 19b).
Tabelle 19b: Korrelationen zum Verlauf (stationäre Rezidive)
Variable
df
chi²
p
Phi
Diagnose
3
9,386
<0,05
0,433
Familienstand
1
8,420
<0,01
0,41
BDI > 11
1
5,463
<0,05
0,337
Beziehung zwischen
Mutter/Vater/Kind
3
13,617
<0,01
0,522
Nach der schrittweisen Eliminierung verbleiben in der Analyse die Diagnosengruppe, der
Familienstand und die Beziehung zum Kind (schizophrene oder wahnhafte Störungen,
alleinstehende Frauen und Frauen, die angeben, die Beziehung zwischen Mutter, Vater und
Kind sei nicht gleichgut, haben ein signifikant höheres Rezidiv-Risiko).
Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen früheren psychiatrischen Episoden und dem
Auftreten von Rezidiven wurde nicht gefunden, siehe dazu Diskussion S. 55.
3.3.6
Den Ausgang beeinflussende Faktoren
Mittels des BDI wurde das momentane Befinden, bzw. die sozialen Einschränkungen zum
Katamnesezeitpunkt gemessen. Diese Parameter (BDI >10) sollen nun als abhängige Variable
in der analog zu Kapitel 3.2.9 durchgeführten uni- und multivariaten Analyse stehen. Es
wurden die gleichen Variablen gewählt, zusätzlich noch das Vorkommen von Rezidiven.
Tabelle 20 zeigt die statistisch signifikanten Ergebnisse der Analyse:
45
Tabelle 20: Korrelationen zum Ausgang (BDI)
Variable
df
chi²
p
Phi
Rezidiv (ja/nein)
1
8,202
0,005
0,413
Suizidversuche
1
7,04
0,026
-0,383
SS erwünscht
1
8,828
0,006
0,429
Nach der schrittweisen Eliminierung verbleiben in der Analyse noch folgende drei Faktoren,
die signifikanten Einfluss auf den Wert des BDI nehmen: das Auftreten eines Rezidivs, das
Auftreten eines Suizidversuchs im Katamnesezeitraum und die Tatsache, ob die IndexSchwangerschaft erwünscht war, in dem Sinne, dass Frauen, deren Schwangerschaft nicht
erwünscht war, öfter einen pathologischen Wert im BDI erlangten.
3.3.7
Beurteilung des Rooming-In
Alle Mütter wurden nach ihren Ansichten über den gemeinsamen Aufenthalt von Mutter und
Kind auf einer psychiatrischen Station befragt. 45 Frauen beurteilten ihn als sehr gut oder gut,
positive Argumente waren unter anderen, dass der Kontakt zum Kind nicht abgerissen sei,
dass der Umgang mit dem Kind und seine Pflege gelernt wurden und den Müttern somit die
Angst davor genommen wurde, dass sie durch das Pflegepersonal gut entlastet wurden und
sich so um eigene Probleme kümmern konnten. Frauen, die gleichzeitig mit anderen Müttern
auf der Station waren, profitierten vom Austausch mit diesen. Nach Negativem befragt,
antworteten 5 Frauen, dass auf Station ausgebildete Kinderpfleger gefehlt hätten, 3 Frauen
gaben zu viele Bezugspersonen für ihre Kinder an, und 8 Frauen waren unzufrieden mit dem
Ausmaß oder der Qualität der Unterstützung.
Als neutral, das heißt, weder gut noch schlecht, sahen 2 Frauen das Rooming-In-Angebot an,
als Gründe dafür nannten sie die schlechte oder unzureichende Betreuung ihrer Kinder.
3 Frauen beurteilten das Rooming-In-Angebot als schlecht oder sehr schlecht, 2 von diesen
fehlte das Verständnis von Seiten des Personals und der Ärzte und eine fühlte sich durch die
Pflicht, sich um das Kind kümmern zu müssen, zu sehr belastet und fand so nicht die Zeit zur
eigenen Genesung.
Eine Frau gab an, Angst um ihr Kind wegen psychiatrischer Mitpatienten gehabt zu haben.
46
4
Diskussion
Psychische Erkrankungen nach der Entbindung sind kein seltenes Ereignis, jedoch bleiben sie
häufig unentdeckt und deshalb unbehandelt. Für die rechtzeitige Behandlung ist es nötig,
besonders gefährdete Frauen frühzeitig zu identifizieren und eventuell prophylaktisch zu
behandeln. Weiterhin sollen den betroffenen Frauen Auskünfte über den wahrscheinlichen
weiteren Verlauf ihrer Erkrankung gegeben werden, wie hoch das Rezidivrisiko nach
weiteren Entbindungen ist und wie die Prognose insgesamt einzuschätzen ist.
Um diese Fragen zu beantworten wurden in der vorliegenden Arbeit verschiedene
Faktoren hinsichtlich ihres Einflusses auf das Auftreten und den Verlauf von pppE
untersucht.
Dazu wurden alle Patientinnen, die im Zeitraum von 1987- 2000 in der psychiatrischen
Universitätsklinik der FU Berlin im Rahmen des Rooming-In-Angebots behandelt wurden,
nachuntersucht. Einerseits wurden durch Akteneinsicht Einflussfaktoren auf das Auftreten
von pppE untersucht, zur Klärung des Langzeitverlaufes wurde andererseits eine
katamnestische Untersuchung durchgeführt. Um Aussagen zum momentanen Befinden
machen zu können, wurde der Selbstbeurteilungstest BDI durchgeführt. Weiterhin wurden
alle Frauen nach ihrer persönlichen Meinung zum Rooming-In befragt.
4.1 Zur Erkrankung
4.1.1
Diagnosen
Die Entlassungsdiagnosen der untersuchten Gruppe von Patientinnen wies folgende
Häufigkeitsverteilung auf: 41,8 % schizophrene und wahnhafte Störungen (F20=16,4%,
F23=9,0%, F25=16,4%), 43,3 % affektive Störungen (F31=4,5%, F32=13,4%, F33=25,4%),
3,0 % Angst- und Zwangserkrankungen (F41=1,5%, F42=1,5%) und
4,5% anderes
(F43=3,0%, F44=1,5%). 5 Frauen (7,5%) litten im Rahmen einer Persönlichkeitsstörung an
depressiver bzw. Angstsymptomatik.
Diese Zahlen sind schwer mit anderen Untersuchungen zu vergleichen, da je nach
Einschlusskriterien (zeitlich, diagnostisch, Behandlungs-Art) ein anderes Patientenkollektiv
entsteht. So findet sich z.B. bei engen zeitlichen Einschlusskriterien ein relativ hoher Anteil
47
von schizophrenen bzw. schizoaffektiven Erkrankungen, wohingegen sich der Anteil der
affektiven Erkrankungen mit zunehmender Dauer der Postpartum-Periode erhöht.
(Klompenhouwer & van Hulst, 1991; Meltzer& Kumar, 1985) Auch bei stationärer im
Vergleich zu ambulanter Behandlung verändert sich die Diagnosenverteilung zugunsten der
schizophrenen und wahnhaften Störungen, da viele affektiv erkrankte Frauen ambulant
behandelt werden können. Schließlich wurden in einer kanadischen Studie Unterschiede
bezüglich des Diagnosenspektrums von Rooming- In- Patientinnen gegenüber NichtRooming- In- Patientinnen aufgezeigt. Dabei gab es in der Nicht-R.-I.- Gruppe einen großen
Anteil von Frauen mit Persönlichkeitsstörungen und Alkohol-, bzw. Drogenabhängigkeit, die
in der R.-I.- Gruppe nicht vorkamen, dafür wurden alle Frauen mit affektiven Störungen im
Rahmen des R.-I. behandelt (Stewart, 1989).
Unsere Ergebnisse, die sowohl in der Querschnitts - wie auch in der Längsschnittsdiagnose
ergeben, dass etwa die Hälfte der untersuchten Frauen an einer affektiven Störung und etwas
über ein Drittel an schizophrenen und wahnhaften Störungen litt, stimmen in etwa mit
anderen Studien überein, die Häufigkeiten von 44-69% für affektive Störungen und 27-45%
für schizophrene und schizoaffektive Störungen erbrachten (Da Silva & Johnstone, 1981;
Protheroe, 1969; Stewart, 1989).
4.1.2
Aufenthaltsdauer und Behandlung
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei unseren Patientinnen betrug 11,4 Wochen, dabei
blieben Frauen mit affektiven Erkrankungen im Durchschnitt deutlich länger stationär (88,9
d) als schizophren oder schizoaffektiv erkrankte Frauen (68,0 d). Dies liegt etwas über der
mittleren Aufenthaltsdauer von anderen R.-I.- Studien: 8,9 Wochen (Kumar et al.,1995) oder
7,9 Wochen (Buist et al., 1990). Auch in einer deutschen Studie von 1996 wird von einer
mittleren Aufenthaltsdauer von 8,8 Wochen berichtet (Freyberger et al., 1996). Dieser
Unterschied kann in der Tatsache begründet sein, dass an unserer Klinik zur Überprüfung der
Belastbarkeit der Patientin und deren schrittweiser Eingewöhnung an die neue Situation
gegen Ende des Aufenthaltes zunehmend Nacht- und Wochenendurlaube durchgeführt
werden, während andere Städte, hauptsächlich in England, über ein gut ausgebautes
Nachsorgekonzept verfügen (Brockington, 1996). Der Unterschied kann nicht durch eine
48
unterschiedliche Diagnosenverteilung begründetet werden, da diesbezüglich kein Unterschied
besteht.
Die
Patientinnen
wurden
syndromabhängig
mit
Antidepressiva,
Neuroleptika
Phasenprophylaxe oder aus einer Kombination daraus behandelt. Phasenprophylaxe, Lithium
oder Carbamazepin, wurde insgesamt- allein oder in Kombination- 17 Frauen verschrieben,
12 davon waren affektiv erkrankt, 4 litten an einer wahnhaften Störung und eine an einer
Angststörung. Carbamazepin das eine relativ neue Indikation als Phasenprophylaktikum
besitzt, wurde in anderen Studien zur Therapie pppE bisher nicht erwähnt, sonst entspricht
unsere Therapie der anderer großer Studien (Kumar et al., 1995).
4.2
Diskussion der Risikofaktoren
4.2.1
Positive psychiatrische Eigenanamnese/Familienanamnese
Wie in den meisten anderen Studien auch, zeigt sich, dass Frauen mit positiver
psychiatrischer Eigenanamnese und Familienanamnese ein höheres Risiko aufweisen,
postpartal zu erkranken (O`Hara, 1986; Meltzer & Kumar, 1985; Davidson & Robertson,
1985; Appleby et al., 1993; Watson et al., 1984). In unserer Studie waren 73,1% schon
mindestens einmal vorher psychisch erkrankt gewesen, was deutlich über den Raten der oben
erwähnten Autoren liegt: Davidson: 28%; Meltzer & Kumar: 40%. Dieser Unterschied mag in
den Einschlusskriterien für die Diagnosestellung einer früheren Episode liegen, so zählen
einige Autoren nur die stationär behandelten Episoden, während wir alle von den Patientinnen
angegebenen und als psychiatrische Erkrankung geschilderten Episoden zählten.
Durch intensives Nachfragen nach erkrankten Familienmitgliedern der Katamnesestichprobe
konnte eine sehr ausführliche Familienanamnese aufgestellt werden. Es soll hier deshalb auch
nur die Katamnesestichprobe diskutiert werden. Zählt man Familienangehörige 1.Grades
(Eltern und Geschwister), so ergibt sich eine positive Familienanamnese bei 16% der
Patientinnen, zählt man die 2. (Tanten, Onkel, Großeltern) und 3. (Cousinen und Cousins)
Grades dazu, kommen wir auf 74%. Die je nach Autor variierenden diagnostischen Kriterien
und Untersuchungsmethoden für psychisch erkrankte Angehörige erschweren den Vergleich
der einzelnen Studien. In den Untersuchungen von Schöpf (1992) und Protheroe (1969)
musste eine Erkrankung eines Verwandten mindestens teilweise invalidisierende Folgen
49
haben, bzw. stationär oder ambulant psychiatrisch behandelt werden, was dementsprechend
niedrigere Morbiditätsrisiken hervorbringt: 11% bzw. 11,7%, während Dean et al. (1989) eine
weitere Definition verwendeten und so zu einem höheren Morbiditätsrisiko von 50%
gelangten.
Häufig
bleiben
aber
psychiatrische
Erkrankungen
–insbesondere
Suchterkrankungen- wegen des Stigmas der Psychiatrie unbehandelt und unerwähnt, den
Familienmitgliedern aber nicht verborgen, deshalb wurde in der vorliegenden Arbeit jedes
von den Patientinnen berichtete Auftreten psychischer Erkrankungen berücksichtigt und den
verschiedenen diagnostischen Gruppen zugeteilt. Um weitere Informationen zu erhalten,
wurde in der vorliegenden Arbeit exakt nach Verwandten bis zum dritten Grad und deren
eventuellen psychiatrischen Erkrankungen gefragt.
Der Vergleich mit Verwandten einer Kontrollgruppe nicht puerperal erkrankter Frauen wurde
in der Literatur mehrfach angestellt, man kam allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen:
Protheroe (1969) und Platz & Kendell (1987) fanden keinen Unterschied zwischen der Anzahl
Angehöriger ausschließlich puerperal erkrankter und nicht puerperal erkrankter Frauen,
während Schöpf et al. (1985) ein niedrigeres Morbiditätsrisiko für die Angehörigen ersten
Grades der rein puerperal erkrankte Gruppe fand (2% zu 15,2%). Dean et al.(1989) dagegen
fand ein höheres Morbiditätsrisiko für die Angehörigen der puerperalen Gruppe (50% zu
30%).
Die Mehrheit der Autoren geht aber davon aus, dass sich die puerperal erkrankten Frauen
bezüglich Eigen- und Familienanamnese nicht von nicht- puerperal erkrankten Frauen der
gleichen Diagnose unterscheiden. Der Anteil der positiven Eigen –und Familienanamnese
liegt aber deutlich über der der Gesamtbevölkerung und kann somit als Risikofaktor
angesehen werden (O`Hara, 1986; Bernazzani et al., 1997; Jones & Craddock, 2001).
4.2.2
Gynäkologische Anamnese
Über ein Drittel der Frauen gab an, schon in der Schwangerschaft an psychischen Problemen
gelitten zu haben, wobei es sich in der Mehrheit um affektive Störungen handelte. Die
Symptome traten bei über der Hälfte der Frauen schon im ersten Trimenon auf und hielten bis
zur Entbindung an. Dies unterstützt die Aussage von anderen Autoren, nämlich dass
psychiatrische Erkrankungen in der Schwangerschaft ein Risikofaktor für eine postpartale
Exazerbation darstellen (Bernazzani et al., 1997; O`Hara & Swain, 1996; O`Hara et al., 1991).
50
Ein komplizierter Geburtsverlauf als Risikofaktor für eine pppE wird in der Literatur
unterschiedlich diskutiert. Alle Mütter erfahren die Belastung der Geburt, jedoch gibt es
sicherlich stärker belastende Geburtskomplikationen (z.B. HELLP-Syndrom, signifikante
Blutungen). So fanden einige Autoren Zusammenhänge zwischen Geburtskomplikationen und
dem Auftreten einer pppE: O`Hara & Swain (1996) fanden in ihrer Meta-Analyse in 13
Studien
eine
signifikante
Aussage
dahingehend,
dass
Geburtskomplikationen
als
Risikofaktoren für spätere pppE gelten. Dabei fanden sie eine stärkere Korrelation bei
Studien,
die
Selbstbeurteilungstests
einsetzten
im
Vergleich
mit
Studien,
die
(semi)strukturierte Interviews einsetzten. Auch spielte die Länge der untersuchten Zeit eine
Rolle, in dem Sinne, dass Studien, welche den psychiatrischen Zustand der Mutter postpartal
über einen längeren Zeitraum als die vergangenen 2 Wochen beurteilten, keine signifikante
Korrelation zu Geburtskomplikationen erbrachten. Kumar & Robeson (1984) fanden in der
Frühgeburtlichkeit einen Risikofaktor für pppE. Sie untersuchten 119 erstgebärende Frauen in
festen Partnerschaften sowohl präpartal als auch 12, 52 Wochen und 4 Jahre postpartal mittels
semistrukturierten Interviews. Die Studie von Kendell et al. (1981) erbrachte einen
Zusammenhang zwischen der Sectio caesarea und pppE und O`Hara et al. (1984) fand in
seiner prospektiven Arbeit von 99 Frauen pathologische BDI-Werte 9 Wochen postpartal bei
signifikant mehr Frauen mit Geburtskomplikationen (eingeschlossen: Präeklampsie,
signifikante Blutungen, Fieber während des Geburtsverlaufs, Meconium im Fruchtwasser,
verzögertes fetales Wachstum).
Andere hingegen fanden keine Korrelationen in dieser Hinsicht, was zum Teil auf die
Einschlusskriterien und die Stichprobengrösse zurückgeführt werden kann: Kumar et al.
(1995) untersuchten den Geburtsverlauf von 100 Frauen, die postpartal auf einer
psychiatrischen Rooming-In-Station aufgenommen wurden, diese Gruppe unterscheidet sich
natürlich in der Schwere der Symptomatik deutlich von den zuhause untersuchten Frauen der
anderen Studien. Warner et al. (1996) untersuchte eine sehr große Stichprobe von 2375
Frauen 6-8 Wochen postpartal. Auch nutzte er neben einem Interview die Edingburgh
Postnatal Depression Scale (EPDS), welche als Selbstbeurteilungsskala speziell für
postpartale Depressionen entwickelt wurde und somit eventuell sensitiver als der Beck`s
Depression Index ist.
O`Hara et al. (1983) schließlich nutzte zur Beurteilung des
Geburtsverlaufes eine
recht grobe 3-Punkte-Skala, was im Vergleich zu den anderen
51
Untersuchungen nicht so differenzierte Ergebnisse erbringen kann. Auch hatte er eine sehr
kleine Stichprobe von 30 Frauen.
Drei
Autoren
beschrieben
sogar
ein
vermindertes
Auftreten
von
pppE
nach
Geburtskomplikationen, was nach Ansicht von O`Hara et al. (1982), Pitt (1968) und Paykel et
al. (1980) dadurch erklärt werden könnte, dass diesen Frauen eine intensivere medizinische
Aufmerksamkeit postpartal zukommt.
In unserer Studie fanden sich 13 Frauen (19,4%), die per Kaiserschnitt entbanden. Diese Rate
ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung leicht erhöht (Sektiorate in Westberlin zwischen
1975 und 1989: 11,9%; Remy et al., 1993). Bei 7 von diesen Frauen musste allerdings eine
Notfallsektio durchgeführt werden, was deutlich über dem Erwartungsbereich liegt. Auch
Boyce und Todd (1992) fanden in ihrer Untersuchung ein erhöhtes Risiko für Frauen, bei
denen eine Notfallsektio durchgeführt werden musste, postpartal psychiatrisch zu erkranken.
Dieser Befund könnte dafür sprechen, dass es sich bei pppE gelegentlich auch um eine
Posttraumatische Belastungsstörung handeln kann. So kann die -traumatisch erlebte- Geburt
selbst als dramatisches Ereignis oder negatives life-event angesehen werden (auf dem Boden
einer entsprechenden Persönlichkeitsstruktur oder psychischen Vulnerabilität).
Die meisten pppE traten nach der ersten Entbindung auf (n=52, 77,6%), was mit den
Befunden (75% bzw. 58% bzw. 61%) anderer Autoren übereinstimmt (Rhode & Marneros,
1993; Agrawall et al., 1997; Arentsen, 1968). In unserer Gruppe kamen aber auch
Erkrankungen erst nach der 2., 3. und 4. Entbindung vor, die sich hinsichtlich der Diagnosen
nicht von denen der Primiparae unterschieden. Rechnet man die Zweitgebärenden, die schon
nach der ersten Entbindung an einer pppE litten dazu, so traten bei 57 Frauen (85,1%) die
pppE nach der ersten Entbindung auf. Bei 5 Frauen war es der 2. Fall einer pppE, 2 von
diesen erkrankten ausschließlich postpartal, während 3 auch noch unabhängig von
Schwangerschaft und Wochenbett erkrankten.
4.2.3
Soziodemografische Daten
In der Literatur werden sehr unterschiedliche Angaben zum Einfluss soziodemografischer
Faktoren gemacht. Einige Autoren sehen signifikante Korrelationen zu negativen
Lebensereignissen in der Schwangerschaft und dem Puerperium (Cutrona, 1984; RighettiVeltema et al., 1998), andere zu Ausmaß und Güte der sozialen Unterstützung (O`Hara, 1986;
52
Cutrona, 1984), andere sehen den Familienstand oder die Qualität der Partnerbeziehung als
Risikofaktor an (Lane et al.,1997; Marks et al., 1996) und wieder andere halten Frauen mit
niedriger Bildung als besonders gefährdet (O`Hara, 1986; Bernazzani et al., 1997).
Unsere Stichprobe enthält einen überdurchschnittlich großen Anteil an höher gebildeten
Frauen (46,3% Abitur, 20,9% abgeschlossenes Hochschulstudium). Es wäre aber nicht
korrekt, von diesen Zahlen darauf zu schließen, dass eine höhere Bildung einen Risikofaktor
darstellt, da es sich bei der untersuchten Gruppe um eine selektierte Stichprobe handeln
könnte. Die Klinik ist zum einen eine Universitätsklinik mit spezifischer Patientenselektion,
zum anderen setzten sich Frauen oder deren Angehörige aus anderen Bezirken oder sogar
Bundesländern aktiv dafür ein, auf der Rooming-In Station aufgenommen zu werden. Das
Wissen von dieser Einrichtung und das Durchsetzen der Ziele sind vielleicht bei Frauen mit
höherem Bildungsstand mehr vertreten.
Die Rate von 13,4% alleinstehender Mütter in unserer Stichprobe ist im Vergleich zur
Allgemeinbevölkerung (1991: 13,3%, 1999: 17,8%) nicht erhöht. Bei diesen Angaben vom
Statistischen Bundesamt liegt allerdings eine statistische Ungenauigkeit vor, in dem Sinne,
dass Alleinerziehende, die Partner einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft sind, in den
Prozentangaben enthalten sind. Es handelt sich also bei unserer Stichprobe doch um eine eher
hohe Zahl alleinstehender Mütter. Auch andere Autoren sehen den „Single-Status“ als
Risikofaktor für die Entwicklung einer pppE an (Lane et al., 1997). Dies könnte dadurch
begründet werden, dass diese Frauen zum großen Teil schon vorher erkrankt waren, der
Familienstand also eher Folge der Erkrankung als Auslöser dafür ist. Als andere Erklärung
kann die geringere emotionale und soziale Unterstützung dieser Frauen gelten.
Weitere untersuchte demografische Daten wie Alter, Geschlecht des Kindes, berufliche
Tätigkeit stimmen im Wesentlichen mit Stichproben anderer Autoren überein und geben
keinen weiteren Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang zum Auftreten der pppE.
4.3
Katamnese
Von den insgesamt 67 Patientinnen, welche im Rahmen des Rooming-In behandelt wurden,
konnten 50 Frauen nachuntersucht werden. Bei der Diagnosenverteilung war auffällig, dass
fast die Hälfte der Frauen in der Drop-Out-Gruppe an einer Schizophrenie litt, während es in
der Katamnesestichprobe nur 10% waren. Dies kann einerseits auf den in der Literatur oft
53
beschriebenen schlechteren Ausgang von schizophrenen Erkrankungen und somit auf den
schlechteren Zustand der betroffenen Frauen zurückgeführt werden (Stewart, 1989; Terp et
al., 1999). Andererseits kann dafür aber auch der höhere Ablehnungsgrad schizophrener
Patienten im Vergleich zu depressiven Patienten an wissenschaftlichen Untersuchungen
teilzunehmen verantwortlich gemacht werden.
Unsere Katamnesedauer von durchschnittlich 4,9 Jahren entspricht der vieler anderer Studien
(4,5 Jahre, bzw. 1-6 Jahre) (Philipps & O`Hara, 1991; Da Silva & Johnstone, 1981). Andere
Studien (Protheroe, 1969; Rhode, 1993) haben jedoch eine wesentlich längere
Katamnesedauer von durchschnittlich über 20 Jahren. Es zeigt sich aber, dass die Rezidivrate
bei den meisten Untersuchungen zwischen 50 und 70% liegt (Davidson & Robertson, 1985;
Rhode, 1993; Bell et al., 1994; Protheroe, 1969). In unserer Untersuchung liegt sie bei 56%.
Zu erwarten wäre eine höhere Rezidivrate bei längerer Katamnesedauer.
4.3.1
Diskussion des Verlaufs
Wichtig für die Beratung und Aufklärung der betroffenen Patientinnen ist es, eine Aussage
über die Wahrscheinlichkeit von Remanifestationen machen zu können. Dabei ist einerseits
das Auftreten von Rezidiven insgesamt von Interesse, andererseits das von Rezidiven nach
weiteren Entbindungen.
Es stellte sich für uns jetzt die Frage, welche Faktoren Einfluss auf den Verlauf nehmen.
Dazu haben wir zunächst alle untersuchten Faktoren einer univariaten Analyse unterzogen
und danach eine stufenweise Diskriminanzanalyse durchgeführt. Dabei war die abhängige
Variable zunächst das Auftreten von Rezidiven.
Von den 50 nachuntersuchten Frauen kam es bei 56 % nach einer durchschnittlichen
Katamnesedauer von 4,9 Jahren (Minimum 1 J., Maximum 14 J.) mindestens einmal zu einem
Rezidiv. Dabei erkrankten 20% noch einmal, 16% noch zweimal und 12% mehr als zweimal.
4 Frauen blieben chronisch krank.
Signifikante Ergebnisse:
Nach der vorwärts und rückwärts durchgeführten schrittweisen Diskriminanzanalyse zeigten
sich als signifikant mit dem Auftreten von stationären Rezidiven korrelierend folgende
Faktoren: Frauen, die an einer schizophrenen oder wahnhaftes Störung erkrankt waren,
54
erlitten häufiger Rezidive als Frauen mit der Diagnose einer affektiven- oder einer
Angststörung. Weiterhin beeinflusst auch der Familienstand das Auftreten von Rezidiven, das
bedeutet, verheiratete bzw. in einer festen Beziehung lebende Frauen erleiden weniger häufig
ein Rezidiv als alleinstehende Frauen. Dies kann auf die fehlende soziale und emotionale
Unterstützung wie auch auf die größeren Anforderungen an diese Frauen zurückgeführt
werden. Außerdem kann die Tatsache, dass die Frau in einer festen Beziehung lebt, eventuell
auf eine stabilere prämorbide Persönlichkeit hinweisen. Damit zusammen hängt wohl auch
der Einfluss der Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind, in dem Sinne, dass Frauen, die
angaben, die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind sei nicht gleich gut, ein erhöhtes
Rezidivrisiko aufwiesen.
Zählt man die ambulant wie stationär behandelten Rezidive, so erweisen sich als signifikant
Einfluss nehmend: die Berufsausbildung, dabei zeigte sich, dass ein abgeschlossenes
Hochschulstudium negativ mit dem Auftreten von Rezidiven korreliert. Dies könnte damit
erklärt werden, dass diese Frauen eine bessere Compliance aufweisen oder auch dadurch, dass
die Frauen, die schon ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, keine sehr schweren
Vorerkrankungen haben konnten.
Auch die Aussage, dass die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind nicht gleichgut ist,
korreliert signifikant mit dem Auftreten von Rezidiven. Zu dieser Aussage kamen wohl am
ehesten alleinstehende Frauen oder Frauen mit Partnerschaftsproblemen, so dass auch hier die
fehlende emotionale und soziale Unterstützung verantwortlich gemacht werden kann.
Bisher wurde der detaillierten Betrachtung der einzelnen Diagnosegruppen hinsichtlich ihres
Verlaufes nicht viel Beachtung geschenkt. In unserer Untersuchung kam es zu keinen
signifikanten Unterschieden in Hinsicht auf die Rezidivrate der einzelnen Diagnosegruppen,
dennoch kann man Tendenzen aufzeigen, auch wenn man bei der geringen Fallzahl keine
definitive Aussage machen kann.
Auffallend ist, dass 81,8% der schizoaffektiv erkrankten Frauen ein Rezidiv erlitten und
80,0% der schizophren erkrankten Frauen.
Für die anderen Diagnosen besteht ein Rezidivrisiko von 66,7 % für bipolar affektive
Erkrankungen, von 45,0 % für unipolare Depressionen und von 20,0% für akute polymorph
psychotische Störungen. 2 von den 4 nachuntersuchten Frauen mit Persönlichkeitsstörungen
entwickelten im Katamnesezeitraum ein depressives Rezidiv.
55
Davidson & Robertson (1985), wie auch Terp et al. (1999) fanden die höchste Rate an
Rezidiven bei der schizophren erkrankten Gruppe (85%, bzw. 98%). Auch die
Untersuchungen von Protheroe (1969) und Da Silva & Johnstone (1981) ergaben einen
schlechteren Ausgang der Erkrankung schizophrener Mütter im Vergleich zu affektiv
Erkrankten (66% zu 14%, bzw. 83,3% zu 30%). Dagegen ergaben Untersuchungen von
anderen Autoren das Ergebnis, dass bipolar affektive Wochenbetterkrankungen verglichen
mit schizophrenen oder schizoaffektiven Wochenbetterkrankungen bezüglich der Rezidivrate
einen eher ungünstigen Verlauf haben: 25% bis100% im Vergleich zu 13,3% bis 67,9%
(Rhode, 1993; Schöpf et al., 1984; Arentsen, 1968; Martin, 1958). Diese Unterschiede lassen
sich einerseits durch verschiedene Einschlusskriterien erklären, so zählten Terp et al. nur die
stationär behandelten Rezidive, was sicherlich zu einer Überrepräsentation von schizophrenen
Rezidiven führte. Bei der Langzeit-Studie (1927-1961) von Protheroe waren zum
Katamnesezeitpunkt bereits 16,4% der Patientinnen verstorben, 10,5% schon während der
Index-Hospitalisierung, ihr Krankheitsverlauf konnte somit nicht weiter verfolgt werden.
Auch muss gesagt werden, dass mit dem Fortschritt der therapeutischen Möglichkeiten in den
neueren Studien ein anderes Ergebnis zu erwarten ist. Auch muss der unterschiedlich langen
Katamnesedauer von 1-6 Jahren (Da Silva & Johnstone, 1981) bis zu 2-35 Jahren (Protheroe,
1969) oder durchschnittlich 25,6 Jahren (Rohde, 1993) Rechnung getragen werden.
Der Vergleich von Patientinnen mit Erstmanifestation im Wochenbett mit Patientinnen mit
schon vorher aufgetretenen Episoden psychischer Erkrankungen ergab bei uns keinen
signifikanten Unterschied in der Rezidivhäufigkeit, während die meisten anderen Studien eine
deutlich erhöhte Rezidivrate bei der schon vorher nicht-puerperal erkrankten Gruppe fand
(Bell et al., 1994; Dean et al, 1989). Bei größeren Fallzahlen der einzelnen diagnostischen
Untergruppen und einer längeren Katamnesedauer in unserer Untersuchung wäre ein
signifikanter Unterschied wohl auch zu erwarten gewesen.
Von den 11 Frauen, die nach der Indexentbindung erneut schwanger wurden, entbanden 5
erneut jeweils einmal. Von diesen erkrankten 2 (40%) postpartal erneut. Das puerperale
Rezidivrisiko liegt also bei 1:2,5. Zählt man die 14 Frauen dazu, die vor der Indexerkrankung
insgesamt 19 mal entbanden und von denen 5 puerperal erkrankten, so ist die Relation 1:3,4.
Diese Zahlen sind vergleichbar mit Angaben aus der Literatur, bei denen das puerperale
56
Rezidivrisiko mit 1:5 bis 1:3 veranschlagt wird (Davidson & Robertson, 1985; Wilson et al.,
1972; Protheroe, 1969).
Die Diagnosen der Frauen, die wiederholt im Wochenbett erkrankten setzen sich wie folgt
zusammen: eine Frau mit der Diagnose Schizophrenie, zwei Frauen mit der Diagnose akute
vorübergehende psychotische Störung, 2 Frauen hatten die Diagnose einer schizoaffektiven
Störung und zwei Frauen litten an einer rezidivierenden Depression.
Auf Grund dieser Ergebnisse kann gesagt werden, dass Frauen mit pppE nicht generell von
weiteren Schwangerschaften abzuraten ist. Es besteht zwar ein erhöhtes Risiko wieder zu
erkranken, jedoch muss gesagt werden, dass dieses Risiko auch unabhängig von
Schwangerschaften und Geburten besteht (Arentsen, 1968).
Insbesondere muss auf das spezifische Risiko der einzelnen Diagnosen eingegangen werden.
Bei uns lässt sich aufgrund der geringen Fallzahl keine definitive Aussage machen, unter
Berücksichtigung der Literatur kann jedoch gesagt werden, dass das Rezidivrisiko einer
bipolar affektiv oder schizophren erkrankten Frau wesentlich höher als das der unipolar
affektiv erkrankten Frau (Schöpf, 1992; Dean et al., 1989; Arentsen, 1968; Davidson &
Robertson, 1985).
Wichtiger ist, dass die Frau auf ihr erhöhtes Risiko hingewiesen wird und eventuell
prophylaktisch in Schwangerschaft und im Anschluss an die Geburt psychiatrisch betreut und
behandelt wird.
4.4
Vergleich des Verlaufs von Rooming-In-Patientinnen mit dem von NichtRooming-In-Patientinnen
Zur Beantwortung der Frage, ob das Rooming-In einen positiven Effekt auf den Verlauf und
die Prognose der Erkrankung hat, wäre ein direkter Vergleich mit einer Kontrollgruppe
postpartal erkrankter Frauen, die nicht im Rahmen des Rooming-Ins behandelt wurden,
angebracht gewesen. Dies war aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Da pppE
weder nach ICD-10 noch nach DSM-4 separat verschlüsselt werden, war es uns nicht
möglich, aus den Krankenhausregistern eine entsprechende Kontrollgruppe zu rekrutieren.
Deshalb haben wir unsere Daten zum Verlauf und Ausgang der Erkrankung mit Daten aus
der Literatur verglichen. Zum Vergleich muss man allerdings wieder die unterschiedlichen
zeitlichen Einschlusskriterien beachten.
57
Bei einer durchschnittlichen Katamnesedauer von 4,9 Jahren haben unsere –im Rooming-In
behandelten- Frauen ein etwas niedrigeres Rezidivrisiko im Vergleich mit Studien ähnlicher
Katamnesedauer ohne Rooming-In (Philipps & O`Hara, 1991; Da Silva & Johnstone, 1981).
Baker et al. (1961) führten einen Vergleich von schizophrenen Müttern mit Rooming-In und
schizophrenen Müttern ohne Rooming-In durch und kamen zu dem Ergebnis, dass die
Rooming-In- Gruppe eine niedrigere Rezidivrate, einen kürzeren Krankenhausaufenthalt und
eine bessere Mutter-Kind-Beziehung bei der Nachuntersuchung aufwies.
58
5 Zusammenfassung
Ziel der Arbeit war es, diejenigen Frauen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko aufweisen,
nach der Entbindung psychisch zu erkranken. Mit dem Wissen um Risikofaktoren kann
diesen Frauen durch rechtzeitige Diagnosenstellung und eventuell prophylaktischer Therapie
geholfen werden. PppE sind kein seltenes Ereignis, jedoch spielen sie im Bewusstsein der
Bevölkerung noch immer keine große Rolle. Im Gegenteil, oft werden sie lange übersehen
und bleiben deshalb unbehandelt. Bei einem Grossteil der Bevölkerung ist es ja zum Glück
ein freudiges Ereignis, Mutter zu werden, deshalb ist es aber um so schwerer für die Frauen,
die krankheitsbedingt ihrem Kind nicht so viel Liebe und Freude entgegen bringen können,
von sich aus Hilfe zu suchen. Tatsache ist aber, dass die meisten Frauen während der
Schwangerschaft, Geburt und postpartal häufige Kontakte zum Gesundheitssystem haben und
dort durch die Zusammenarbeit von Gynäkologen und Psychiatern im Falle einer
psychiatrischen Erkrankung rechtzeitig identifiziert und behandelt werden könnten. Weiterhin
ist es wichtig, den betroffenen Frauen Informationen über die Prognose ihrer Erkrankung
geben zu können. Insbesondere die Beratung bezüglich weiterer Entbindungen ist von großer
Bedeutung.
In dieser Untersuchung wurden alle Frauen, die im Zeitraum von 1986 bis 2000 stationär an
der Psychiatrischen Klinik der FU Berlin im Rahmen des Rooming-In behandelt wurden,
nachuntersucht. Diese Frauen erkrankten im Laufe eines Jahres nach der Entbindung an einer
psychiatrischen Erkrankung. Einerseits wurden die Akten der betroffenen Frauen eingesehen,
andererseits wurden 50 von ihnen persönlich nachuntersucht (siehe Fallbeschreibungen S. 66
ff). Als stärkster Risikofaktor für die Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung erwies
sich bei der Gesamtgruppe von n= 67 Frauen die psychiatrische Eigen- und
Familienanamnese. 73,1% der Frauen waren vor der Index-Erkrankung schon mindestens
einmal psychiatrisch erkrankt; 68,7% wiesen eine positive Familienanamnese auf. Als
Verlaufsparameter wurden zunächst alle Rezidive beobachtet und weiterhin nur die
stationären Rezidive. Insgesamt traten bei 56% der nachuntersuchten Frauen Rezidive auf.
59
Es zeigte sich, dass die Ausbildung und die Beziehung zum Kind die am stärksten Einfluss
nehmenden Faktoren sind. Das heißt, Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium und
Frauen, die angaben, dass die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind gleich gut sei,
haben ein signifikant niedrigeres Rezidivrisiko. Zählt man nur die stationär behandelten
Rezidive, so erhält man als Einfluss nehmende Faktoren die Diagnosegruppe und den
Familienstand. Das bedeutet, schizophrene und wahnhafte Störungen, sowie alleinstehende
Mütter haben ein signifikant höheres Rezidivrisiko.
In dieser Untersuchung konnte das Risiko, nach einer weiteren Entbindung erneut
psychiatrisch zu erkranken mit 1:3,4 berechnet werden. Aus diesem Verhältnis wird klar, dass
man den betroffenen Frauen nicht generell von weiteren Schwangerschaften abraten kann.
Vielmehr muss man sie über ihr Risiko - Diagnosen-spezifisch und individuell - informieren
und sie eventuell in der Schwangerschaft und nach der Entbindung prophylaktisch
psychiatrisch betreuen.
60
6 Literaturverzeichnis
1. Agrawal P., Bhatia M.S., Malik S.C. (1997): Postpartum Psychosis: A Clinical Study,
International Journal of Social Psychiatry 43 (3):217-222
2. American Psychiatric Association 81994): Diagnostic and Statistical Manual of
Mental Disorders, 4th Edition, APA, Washington
3. Appleby L., Gregoire A., Platz C., Prince M., Kumar R. (1993): Screening women for
high risk of postnatal depression, J. of Psychosomatic Res. 38(6):539-545
4. Arentsen K. (1968): Postpartum Psychoses. With particular reference to the prognosis,
Dan Med Bull 15:97-100
5. Aschaffenburg G. (1901): Ueber die Klinischen Formen der Wochenbettpsychosen,
Allg Z Psychiatr 58, 337-356
6. Baker A.A., Morrison M., Game J.A., Thorpe J.G. (1961): Admitting schizophrenic
mothers with their babies, Lancet ii:237-239
7. Beck A. T. (1961): An Inventory for measuring depression, Arch of Gen Psychiatry
4:561-571
8. Bell A.J., Land N.M., Milne S., Hassanyeh F. (1994): Long-term outcome of postpartum psychiatric illness requiring admission, J. of Affective Disorders 31:67-70
9. Bernazzani O., Saucier JF., David H., Borgeat F. (1997): Psychosocial predictors of
depressive symptomatology level in postpartum women, J. of Affective Disorders
46:39-49
10. Boyce P.M., Todd A.L. (1992): Increased risk of postnatal depression after emergency
caesarean section, Med J Aust 157 (3):172-174
11. Boyle G.J., Boucher E.J. (2000): Relationship between premenstual syndrome and
postnatal depression: An exploratory study, Multivariate Experimental Clinical
Research 12(1):43-55
12. Brockington I.F. (1996): Motherhood and mental health, Oxford University Press
13. Brockington I. F., Cox-Roper A. (1988):The nosology of puerperal mental illness. In:
Kumar R., Brockington I. : Motherhood and mental illnes 2. Causes and
consequences. Wright, London Boston
14. Buist A.E., Dennerstein L., Burrows G.D. (1990): Review of a mother- baby unit in a
psychiatric hospital, Australian and New Zealand Journal of Psychiatry 24:103-108
61
15. Critchlow D.G., Bond A.J., Wingrove J. (2001): Mood disorder history and
personality assessment in premenstrual dysphoric disorder, J Clin Psychiatry
62(9):688-693
16. Cutrona C.E. (1983): Causal Attributions and Perinatal Depression, J Abnorm Psychol
92 (2):161-172
17. Cutrona C.E. (1984): Social support and stress in the transition to parenthood, J
Abnorm Psychol 93:378-390
18. Da Silva L., Johnstone C. (1981): A Follow-up Study of Severe Puerperal Psychiatric
Illness, Br J Psychiatry 139: 346-354
19. Davidson J., Robertson E. (1985): A follow-up study of postpartum illness, Acta
Psychiatr Scand 71:451-457
20. Dean C., Williams R.J., Brockington I.F. (1989): Is puerperal psychosis the same as
bipolar manic- depressive disorder? A family study, Psychological Medicine 19:637647
21. Deichgräber K. (1933): Die Epidemien und das Corpus Hippokraticum.
Voruntersuchung zu einer Geschichte der koischen Ärzteschule, ADAW, Leipzig
22. Esquirol E. (1838): Mental maladies: A treatise on insanity, Hunt EK (trans) Lea&
Blanchard, Philadelphia, 1845
23. Fallgatter A.J., Schnizlein M., Pfuhlmann B., Heidrich A. (2002): Klinische Aspekte
der Wochenbettpsychosen, Nervenarzt 73:680-685
24. Freyberger H.J., Schürmann A., Drescher S., Dilling H. (1996): Rooming-in in der
Psychiatrie- Behandlungsmethoden und Durchführung, Fortsch. Neurol. Psychiat.
64:312-319
25. Guilfordt J. P. (1956): Fundamental statistics in psychology and education, New York
McGraw-Hill Book Company, Inc
26. Handley S.L., Dunn T.L., Baker J.M. (1977): Mood changes in the puerperium, and
plasma tryptophan and cortisol concentrations, Br Med J 2:18-20
27. Handley S.L., Dunn T. L., Waldron G., Baker J.M. (1980): Tryptophan, cortisol and
puerperal mood, Br J Psychiatry 136: 498-508
28. Hartmann W. (1081): Über die gemeinsame Hospitalisierung von psychisch kranken
Müttern mit ihren Kindern, Psychiat. Prax. 8:136-141
29. Jones I., Craddock N. (2001) : Familiality of the Puerperal Trigger in Bipolar
Disorder : Results of a Family Study, Am J Psychiatry 158:913-917
62
30. Kapfhammer H.-P. (2000): Psychische Störungen im Wochenbett, aus Möller H.J.,
Laux G., Kapfhammer H.-P.: Psychiatrie und Psychotherapie, Springer-Verlag
31. Kendell R. E. (1985): Emotional and physical factors in the genesis of puerperal
mental disorders, J Psychosom Res 29:3-11
32. Kendell R.E., Rennie D., Clarke J.A., Dean C. (1981): The social and obstetric
correlates of psychiatric admission in the puerperium, Psychol Med 11:341-350
33. Kendell R. E., Chalmers L. C., Platz C. (1987): Epidemiology of puerperal psychoses,
Br J Psychiatry 150:662-673
34. Klompenhouwer J.L., van Hulst A. M. (1991): Classification of postpartum psychosis:
a study of 250 mother and baby admissions in the Netherlands, Acta psychiatr Scand
84:255-261
35. Kuevi V., Causon r., Dixon A.F. (1983): Plasma amine and hormone changes in
postpartum psychoses, Clin Endocrinol 19 :39-46
36. Kumar R., Marks M., Platz C., Yoshida K. (1995): Clinical survey of a psychiatric
mother and baby unit: characteristics of 100 consecutive admissions, J Affect Disord
33:11-22
37. Kumar R., Robson K.M.(1984): A prospective study of emotional disorders in
childbearing women, Br J Psychiatry 144:35-47
38. Lane A., Keville R., Morris M., Kinsella A., Turner M., Barry S. (1997): Postnatal
depression and elation among mothers and their partners: prevalence and predictors,
Br J Psychiatry 171:550-555
39. Main T.F. (1958): Mothers with children in a psychiatric hospital, Lancet ii:845-847
40. Marcé LV (1858): Traitè de la folie des femmes encientes, de nouvelles, accouchees et
de nourrices, Bailliere, Paris
41. Marks M.N., Wieck A., Checkley S.A., Kumar R. (1992): Contribution of
psychological and social factors to psychotic and non-psychotic relapse after
childbirth in women with previous histories of affective disorder, J of Affective
Disorders 29:253-264
42. Martin M.E. (1958): Puerperal mental illness a follow-up study of 75 cases, Br Med J
ii:773-777
43. Meltzer E.S., Kumar R. (1985): Puerperal mental illness, clinical features and
classification: a study of 142 mother- and baby admissions, Br J of Psychiatry 147:
647-654
63
44. Milgrom J., Burrows G. D., Snellen M., Stamboulakis W., Burrows K. (1998):
Psychiatric illness in women: a review of the function of a specialist mother- baby
unit, Australian and New Zealand J Psychiatry 32:680-686
45. Nemeroff C.B., Simon J.,S., Haggerty J.J., Evans D.L. (1985): Antithyroid antibodies
in depressed patients, Am J Psychiatry 142:840-843
46. Nonacs R., Cohen L.S.: Postpartum mood disorders (1998): Diagnosis and treatment
guidelines, J Clin Psychiatry 59: 34-40
47. O`Hara M.W. (1986): Social Support, Life Events, and Depression During Pregnancy
and the Puerperium, Arch Gen Psychiatry 43:569-573
48. O`Hara M.W. (1987): post-partum “blues”, depression, and psychosis: A review, J
Psychosomatic Obstetrics and Gynaecology 7:205-227
49. O`Hara M.W., Campbell S.B., Rehm L.P. (1982): Predicting Depressive
Symptomatology. Cognitive-Behavioral Models and Postpartum Depression, J
Abnorm Psychol 91 (6):457-461
50. O`Hara M.W., Neunaber D.J., Zekosi E.M.: (1984): Prospective Study of Postpartum
Depression: Prevalence, Course, and Predictive Factors, J Abnorm Psychol 93
(2):158-171
51. O`Hara M.W., Rehm L.P., Campbell S.B. (1983): Postpartum depression: A role for
social network and life stress variables, J Nerv Ment Dis 171:336-341
52. O`Hara M.W., Schlechte J.A., Lewis D.A., Varner M.W. (1991): Controlled
prospective study of postpartum mood disorders: psychological, environmental, and
hormonal variables, J Abnorm Psychol 100 (1): 63-73
53. O`Hara M.W., Swain A.M. (1996): Rates and risk of postpartum depression- a metaanalysis, International Review of Psychiatry 8:37-54
54. O`Hara M.W., Zekosi E.M., Philips L.H., Wright E.J. (1990): Controlled prospective
study of postpartum mood disorders: comparison of childbearing and nonchildbearing
women, J Abnorm Psychol 99:3-15
55. Paykel E.S., Emms E.M., Fletcher J., Rassaby E.S. (1980): Life Events and Social
Support in Puerperal Depression, Br J Psychiatry 136:339-346
56. Pfleiderer, Breckwoldt, Martius (2001): Gynäkologie und Geburtshilfe, Thieme
Verlag
57. Pfuhlmann B., Stöber G., Franzek E., Beckmann H. (2000): Differenzierte Diagnostik,
Verlauf und Ausgang postpartaler Psychosen, Nervenarzt 71:386-392
64
58. Philipps L.H.C., O´Hara M.W. (1991) : Prospective Study of Postpartum Depression:
4½-Year Follow-Up of Women and Children, J Abnorm Psychol 100 (2):151-155
59. Pitt B. (1968): „Atypical“ depression following after childbirth, Br J Psychiatry
114:1325-1335
60. Platz C., Kendell R.E. (1987):A “matched- control follow- up and family study of
puerperal psychoses”, Br J Psychiatry 153:90-94
61. Protheroe C. (1969): Puerperal psychoses: A long term study 1927-1961; Br J
Psychiatry 115:9-30
62. Remy N., Jaluvka V., Weitzel H.K. (1993): Mortality and fatalities after caesarean
section in West Berlin 1975 to 1989, Zentralbl Gynakol. 115 (1):7-12
63. Rhode A., Marneros A. (1993): Schizophrenia with onset postpartum compared with
other schizophrenic psychoses, In-Press
64. Rhode A., Marneros A. (1993): Zur Prognose der Wochenbettpsychosen: Verlauf und
Ausgang nach durchschnittlich 26 Jahren, Nervenarzt 64:175-180
65. Riecher-Rössler A. (1997): Psychiatric disorders and illnesses after childbirth,
Fortschr. Neurol. Psychiatr. 65 (3):97-107
66. Righetti-Veltema M., Conne-Perreard E., Bousquet A., Manzano J. (1998): Risk
factors and predictive signs of postpartum depression, J of Affective Disorders
49:167-180
67. Schöpf J., Bryois C., Jonquière M., Le PK. (1984) : On the Nosology of Severe
Psychiatric Post-Partum Disorders, Eur Arch Psychiatr Neurol Sci 234 :54-63
68. Schöpf J., Bryois C., Jonquière M., Scharfetter C. (1985): A Family Hereditary Study
of Post-Partum „Psychoses“, Eur Arch Psychiatr Neurol Sci 235:164-170
69. Schöpf J. (1992): Postpartum- Psychosen. Ein Beitrag zur Nosologie, Springer –
Verlag
70. Stein G., Milton F., Bebbington p.(1976): Relationship between mood disturbances
and free and total plasma tryptophan in postpartum women, Br Med J 2:457
71. Stewart D.E. (1989): Psychiatric Admission of Mentally Ill Mothers With Their
Infants, Can. J. Psychiatry 34:34-37
72. Stowe Z.N., Nemeroff C.B. (1995): Women at risk for postpartum-onset major
depression, Am J Obstet Gynecol 173: 639-645
73. Terp I.M., Mortensen P.B. (1998): Post-partum psychoses Clinical diagnoses and
relative risk of admission after parturition, Br J Psychiatry 172:521-526
65
74. Terp I.M., Engholm G., Moller H., Mortensen P.B. (1999): A follow-up study of
postpartum psychoses: prognosis and risk factors for readmission, Acta Psychiatr
Scand 100:40-46
75. Vega- Dienstmaier J.M., Mazzotti G., Stucchi- Portocarrero S., Campos M. (1999):
Prevalence and risk factors for depression in postpartum women, Actas Esp Psiquiatr
27(5):299-303
76. Warner R., Appleby L., Whitton A., Faragher B. (1996): Demographic and obstetric
risk factors for postnatal psychiatric morbidity, Br J Psychiatry 168: 607-611
77. Watson J.P., Elliott S.A., Rugg A.J., Brough D.I. (1984): Psychiatric disorder in
pregnancy and the first postnatal year, Br. J. of Psychiatry 144:453-462
78. World Health Organisation (1967): Manual of the International Statistical
Classification of Diseases, Injuries and causes of Death, WHO: Geneva
79. World Health Organisation (1975): International Classification of Diseases, WHO,
Geneva
80. World Health Organisation (1992): The ICD-ten Classification of Mental and
Behavioural Disorders: Clinical Descriptions and Diagnostic Guidelines, WHO,
Geneva
81. Wilson JE., Barglow P., Shipman W. (1972): The Prognosis of Postpartum Mental
Illness, Comprehensive Psychiatry 13(4):305-316
66
7 Anhang
7.1 Fallbeschreibungen
1. Fallbeschreibung F20, Schizophrenie
Eine 25-jährige Frau mit Sonderschulabschluss und bekannter minimaler cerebraler
Dysfunktion brachte einen gesunden Sohn zur Welt. Sie lebte zusammen mit ihrem
Lebensgefährten, der wie sie als Reinigungskraft arbeitete. Bei ihrem Vater ist eine
Alkoholerkrankung bekannt.
Im Jahr zuvor hatte sie eine Frühgeburt, das Kind starb nach 6 Tagen. Daraufhin entwickelte
die Patientin eine psychotische Wahrnehmung, sie glaubte, sie sei noch immer schwanger,
spürte das Kind in ihrem Bauch, einige Wochen später glaubte sie, entbunden werden zu
müssen. Sie wurde sofort nach dem Tod des Kindes stationär im St. Josephs Krankenhaus mit
der Diagnose einer Wochenbett-Psychose aufgenommen. Dort wurde sie mit Haloperidol und
Amitryptilin behandelt.
4 Tage nach der Indexentbindung erkrankte sie erneut. Sie glaubte, ihr Kind sei tot, war
zeitlich nicht orientiert, wähnte sich im Jahr zuvor. Sie hatte sowohl Körper- als auch
akustische Halluzinationen, so fühlte sie ihr totes Kind im Bauch und hörte Stimmen, die ihr
sagten, ihr Sohn sei tot.
Sie wurde zunächst auf der geschlossenen Station aufgenommen, das Kind kam in eine
Pflegefamilie. Nach 2 Monaten konnte sie zusammen mit ihrem Sohn auf die offene Station
verlegt werden. Dort benötigte sie zunächst noch viel Hilfe vom Pflegepersonal und war auch
bei der Entlassung nach 4 Monaten noch recht unsicher bei der Versorgung ihres Sohnes. Ihr
wurde für 6 Monate eine Familienhilfe zugewiesen, außerdem wurde sie aufgrund ihrer
psychiatrischen Erkrankung berentet.
Zum Katamnesezeitpunkt, 4 Jahre nach Klinikentlassung, lebt die 30-jährige allein mit ihrem
etwas entwicklungsverzögertem Kind und kommt mit dessen Versorgung gut zurecht.
Sie ist ambulant bei einem Nervenarzt in Behandlung und nimmt ein atypisches
Neuroleptikum ein. Sie hat kein weiteres Rezidiv entwickelt. Tagsüber, wenn ihr Sohn im
Kindergarten ist, nimmt sie am Tagesprogramm der Sozialstation teil.
2. Fallbeschreibung F25, Schizoaffektive Psychose
Eine 33jährige, mit einem Marokkaner verheiratete Hausfrau entwickelte 5 Tage nach der
Geburt ihres 2. Sohnes eine schwere Angstsymptomatik. Sie war sicher, bald sterben zu
müssen und dass ihr älterer 5-jähriger Sohn schon tot sei. Sie war affektlabil, kümmerte sich
nicht um ihren neugeborenen Sohn und verweigerte jegliche Medikamenteneinnahme aus
Angst, vergiftet zu werden. Sie wurde von ihrem Ehemann zur Aufnahme gebracht.
Bei der Frau waren bereits 3 Episoden einer schizoaffektiven Erkrankung bekannt. Die erste
trat mit 26 Jahren nach der Entbindung per Sektio von ihrem ersten Sohn auf. Auch damals
stand die Angst um ihr Leben und das ihres Sohnes im Vordergrund. Es wurde eine
Wochenbett-Psychose diagnostiziert und von weiteren Schwangerschaften abgeraten.
67
2 Jahre blieb sie beschwerdefrei, dann folgten 2 Episoden, beide mit dem aktuellen Problem,
dass sie sich ein 2. Kind wünschte, die Ärzte aber von einer weiteren Schwangerschaft
abrieten. Sie war, trotz negativen Tests, sicher, schwanger zu sein, die Schwangerschaft sei
wahrscheinlich durch Zublinzeln eines fremden Mannes entstanden. Außerdem entwickelte
sie ihrem Mann gegenüber eine starke Eifersucht, sie verdächtigte ihn, sie mit seiner
Exfreundin zu betrügen.
Alle Episoden klangen nach einer Haldol- bzw. Taxilan- Medikation relativ rasch ab.
Nachdem sie 3 Jahre später gegen ärztlichen Rat wieder schwanger wurde und entband,
erkrankte sie an ihrer 4. Episode (Indexepisode). Dieses Mal wurde sie mit Neuroleptika und
Carbamazepin behandelt.
Bei der Nachuntersuchung 8 Jahre nach der letzten Klinikentlassung war sie noch immer
rezidivfrei. Sie nahm noch immer Carbamazepin ein, fühlte sich darunter völlig gesund. Sie
kam sowohl mit ihren 8 und 12-jährigen Söhnen als auch in ihrer Ehe gut zu Recht.
3. Fallbeschreibung F31
Eine 29-jährige Bankkauffrau bei der seit ihrem 23.Lebensjahr eine bipolar affektive
Erkrankung bekannt ist, entwickelte im 6. Schwangerschaftsmonat eine depressive Phase.
Seit 6 Jahren traten abwechselnd depressive und manische Episoden von 3 –6 Monaten Dauer
auf. Ihr Vater, ihre Mutter und beide Großväter litten an Alkoholabusus, die Großmutter
mütterlicherseits an einer Depression. Mit 26 Jahren war die Patientin 4 Wochen in einer
psychosomatischen Kur, was eine kurze Verbesserung ihrer damaligen depressiven Phase
erbrachte, langfristig aber keinen Einfluss auf ihre bipolare Erkrankung hatte. Zwei Jahre
später wurde sie 3 Monate stationär psychiatrisch behandelt, die dort angesetzten
Medikamente Dogmatil und Atosil setzte sie wenige Wochen nach Entlassung in einer
manischen Phase wieder ab. In dieser Zeit wurde sie nach kurzem Kontakt mit einem
ausländischen Musiker schwanger, der davon allerdings nie erfuhr. Die Patientin freute sich
über die Schwangerschaft und war- trotz Abraten von Freunden und Verwandten- fest gewillt,
sie auszutragen. Die manische Phase wechselte im 6. Schwangerschaftsmonat zu einer
depressiven Phase, die nach der komplikationslosen Entbindung noch zunahm. 2 Wochen
nach der Entbindung kam es zu konkreten Suizidgedanken und –Plänen, so dass ihre Eltern
sie zur Aufnahme auf der Rooming-In-Station überreden konnten. Nach Behandlung mit
Saroten ließ die depressive Symptomatik schnell nach, nach 4 Wochen musste es leicht
reduziert werden, da die Patientin hypomanische Symptome entwickelte. Zusätzlich wurde sie
auf Lithium eingestellt. Nach 7 Wochen konnte sie zusammen mit ihrem Kind nachhause
entlassen werden.
4 ½ Jahre nach Entlassung fühlte sie sich 100% gesund. Sie nahm weiterhin das Lithium und
hatte das Saroten vor 3 Wochen abgesetzt. Im Katamnesezeitraum kam es zu 2 depressiven
Episoden, die durch Behandlung ihres ambulanten Nervenarztes und Heraufsetzen der
Saroten-Dosis relativ rasch wieder abklangen. Sie ist sich bewusst, wie wichtig es ist, das
Phasenprophylaktikum einzunehmen und wird darin von ihrem Partner, mit dem sie seit 2 ½
Jahren zusammenlebt, unterstützt. Nach 3-jährigem Erziehungsurlaub arbeitet sie wieder 30
Stunden in der Woche in ihrem erlernten Beruf. Die Beziehung zu ihrem Sohn beschreibt sie
als sehr innig, mit seiner Versorgung und Erziehung komme sie zusammen mit ihrem Partner
gut zurecht.
68
4. Fallbeschreibung: F33
Eine 30-jährige Frau, die sich in Ausbildung zur Krankengymnastin befand, erkrankte 2
Wochen nach der Geburt ihrer gesunden Tochter an einer depressiven Episode. Es handelte
sich um eine ungeplante und ungewollte Schwangerschaft, bei deren Austragung die Patientin
sich „wie eine Kuh“ fühlte, die ihrem Kind keinerlei Gefühle entgegenbringen könne.
Die Patientin wuchs mit einem alkoholkranken Vater auf, der die Familie tyrannisierte, als
Kind war sie sehr ängstlich und reagierte auf Stresssituationen oft mit somatischen
Beschwerden.
Zur ersten Aufnahme in einer psychiatrischen Klinik kam es in ihrem 21. Lebensjahr damals
litt sie nach LSD- und Haschischkonsum an einer akuten schizophrenen Episode.
Vor der Index-Schwangerschaft hatte sie 4 Schwangerschaften, die sie alle abbrach, da sie
sich nicht vorstellen konnte, ein Kind zu erziehen. Kurz vor der Index-Schwangerschaft lernte
sie ihren neuen Partner kennen, von dem sie sich erhoffte, mit ihm ein solides Leben zu
beginnen, da er sehr zielstrebig war, keine Drogen nahm und ihr Geborgenheit vermittelte.
Zur Austragung der Schwangerschaft entschied sie sich auch aus dem Grund, weil sie sich
von dem Kind eine Hilfe zur konsequenten Durchführung ihrer neuen soliden Lebensform
versprach.
2 Wochen nach der Entbindung setzten erste depressive Symptome ein, sie fühlte sich mit der
Versorgung ihres Kindes überfordert, beengt und eingeschränkt. Sie suchte zunächst einen
ambulanten Nervenarzt auf, der ihr 7 Monate später zur stationären Aufnahme auf der
Rooming-In-Station riet. Dort übernahm das Pflegepersonal zunächst einen großen Teil der
Versorgung der 7-Monate alten Tochter, was für die Mutter eine starke Erleichterung
bedeutete, da sie nun mehr Zeit hatte, sich um die eigenen Probleme zu kümmern. Sie wurde
mit Anafranil behandelt und konnte nach 8 Wochen mit ihrem Kind nachhause entlassen
werden.
10 Jahre später meinte sie, dass sie nie wieder ganz gesund wurde, sie habe sich immer in
einer gedrückten Stimmungslage gefühlt. 5 Jahre führte sie eine Psychotherapie durch, es kam
aber immer wieder zu schwereren depressiven Episoden, die der niedergelassene Nervenarzt
zunächst mit Trevilor, später mit Clomipramin und Opipramol behandelte. 9 Jahre nach der
Index-Entlassung wurde sie wegen schweren Schlafstörungen, Gewichtsverlust und
Suizidgedanken erneut stationär aufgenommen. Dort wurde die neue Diagnose einer
Dysthymie und somit einer Double-depression gestellt, als Medikation wurde Zoloft
angesetzt. Beim Katamnesegespräch kurz nach Entlassung klagte sie über finanzielle
Probleme, da sie seit einiger Zeit arbeitslos war, vom Vater ihrer Tochter hatte sie sich vor 2
Jahren getrennt. Auch die Beziehung zu ihrer Tochter beschrieb sie als nicht besonders gut.
Die 10-jährige Tochter litt unter Schlafstörungen und Agoraphobie (konnte nicht in
öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, hatte in der Schule schon mehrere Ohnmachtsanfälle).
Die Patientin fühlt sich verantwortlich für die Probleme ihrer Tochter, hatte aber im Moment
nicht genug Antrieb, um eine Therapie für sie zu suchen.
5. Fallbeschreibung F43,1; F60
Eine 33-jährige verheiratete Frau, die als Projektleiterin für digitale Medien arbeitete,
entwickelte in der 33. Schwangerschaftswoche eine Präeklampsie und später ein HELLP-
69
Syndrom. Ihr Kind kam mit einem APGAR von 4 per Sektio zur Welt. Die Patientin litt unter
starken Nachblutungen, es musste eine Hysterektomie durchgeführt werden, wobei sie 2-mal
reanimiert wurde. Sie erwachte erst 6 Tage nach der Entbindung aus dem Koma und litt
einige Tage unter akustischen und optischen Halluzinationen. Ihr Kind und sie konnten nach
mehreren Wochen gesund aus der Gynäkologie entlassen werden. Sie konnte sich darüber
aber nicht freuen, konnte keine Beziehung und Liebe zum Kind entwickeln, litt an
Schlafstörungen und Suizidgedanken, die sie mit Alkohol und Cannabis zu verdrängen
versuchte. 3 Monate nach der Entlassung suchte sie ambulante Behandlung in der Poliklinik
auf. Dort wurde sie mit Notrilen und Taxilan behandelt.
10 Monate nach der Entbindung nahmen die Insuffizienz- und Schuldgefühle wie auch ihre
Gefühllosigkeit gegenüber dem Sohn weiter zu und so wurde über die Poliklinik die
stationäre Aufnahme vereinbart.
Zur psychiatrischen Eigenanamnese ist zu sagen, dass die Patientin unter einer emotional
instabilen Persönlichkeitsstörung leidet. Im Alter von 12 Jahren war sie erstmalig wegen eines
„Nervenzusammenbruchs“ stationär in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mit 29 Jahren
unternahm sie einen Suizidversuch. In der Familie sind mehrere psychiatrische Erkrankungen
bekannt, so leidet ihr Vater seit Jahren an einer Depression, ein Bruder ist polyvalent
drogenabhängig, die Großmutter väterlicherseits leidet an einer psychotischen Erkrankung
und ein Onkel mütterlicherseits ist alkoholabhängig.
Bei der Nachuntersuchung 15 Monate nach Entlassung war sie wieder berufstätig, der
2jährige Sohn im Kindergarten. Sie unterzog sich einer Psychoanalyse und wurde weiterhin
ambulant in der Poliklinik betreut. Die Medikation bestand aus Sertralin. Wiedererkrankt war
sie bisher nicht.
70
8. Fragebogen Krankengeschichte
Krankengeschichte
Laufende Nummer:
Name der Patientin:
Geburtstag der Patientin:
Aktuelle Adresse
Telefon:
Datum der Erhebung:
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Diagnose (ICD 10)
---------------------------------------------------
1a.Querschnittdg:
---------------------------------------------------
1b. Längsschnittdg:
---------------------------------------------------
Stationärer Aufenthalt
Aufnahmedatum:
-------------------------------------------
Entlassungsdatum:
-------------------------------------------
2a.
Dauer des stationären Aufenthaltes insgesamt (Wochen): -------------------------------
2b.
Dauer des stationären Aufenthaltes mit Kind (Wochen):
2c.
Zeit zwischen Geburt und erster psychischer Symptomatik -------------------------------
2d.
Zeit zwischen erster psychischer Symptomatik und stat. Aufnahme -------------------
3a.
Alter der Patientin (Jahre)
------------------------
3b.
Alter des Kindes (Tage/Wochen)
----------------------
3c.
Geschlecht des Kindes:
4a.
Aufnahme erfolgt über:
------------------------------
0 männlich
1 weiblich
0 selbst
1 Hausarzt
2 ambulanter Nervenarzt
3 Poliklinik i. H.
4 Gynäkologe
5 andere psychiatrische Klinik
------
-------
71
6 anderes
4b.
Aufnahmemodus:
0 freiwillig
1 Psych.-KG
------
Soziodemographische Daten:
5.
Familienstand:
0 verheiratet mit Kindsvater/ feste Beziehung zum Kindsvater
1 geschieden vom Kindsvater
2 alleinstehend
------3 andere Beziehung
6.
Schulabschluß:
0 Abitur
1 Realschulabschluß/POS
2 Hauptschulabschluß
3 Sonderschule
4 ohne Schulabschluß
7.
8.
Berufsausbildung: 0 abgeschlossenes Hochschulstudium
1 abgeschlossene Lehre
2 keine Ausbildung
3 noch in Ausbildung
Berufliche Tätigkeit vor Entbindung:
0 selbständig
1 Angestellte / Beamtin
2 Arbeiterin
3 Hausfrau
4 in Ausbildung
5 arbeitslos
6 Sozialhilfeempfängerin
7 Erziehungsurlaub
8 Rentnerin
-------
-------
-------
72
Risikofaktoren
Eigenanamnese
9a.
9b.
10a.
10b.
Erstmanifestationsalter:
Diagnose
------0 keine
1 organische Psychose
2 Psychotrope Substanzen
3 Schizophrenie
4 bipolar affektive Psychose
5 Depressive Episode/ rez. Depression
6 Schizoaffektive Psychose
7 Anpassungsstörung
8 Angst-/ Zwangserkrankung
9 Persönlichkeitsstörung
10 Minderbegabung
11 andere
Anzahl der Krankheitsepisoden vor Indexepisode
0 keine (dann weiter mit Frage 11)
1 eine
2 zwei
3 >2
-------
-------
Zeitpunkt der Episoden
0 außerhalb von Schwangerschaft und Wochenbett
1 in der SS
2 im WB
3 außerhalb von SS u. WB u. in der SS
------4 außerhalb von SS u. WB u. im WB
5 in SS und WB
10c.
Suizidversuche:
0 ja
1 nein
------wenn ja wann:
wieviele:
wie:
-------------
73
10d.
Infantizide
0 ja
1 nein
10e.
Behandlungsmodus
0 ambulant
1 stationär
2 ambulant u. stationär
3 keine Behandlung
10f.
11.
-------
-------
0 psychotherapeutisch
1 medikamentös
2 psychotherapeutisch u. medikamentös
3 keine Behandlung
Prämenstruelles dysphorisches Syndrom vor Index-SS
0 ja
1 nein
-------
12.
Substanzabusus
-------
13.
Missbrauchserfahrung
0 ja
1 nein
0 ja (welche)
1 nein
Familienanamnese
14a.
14b.
14c.
14d.
14e.
14f.
14g.
14h.
14i.
14j.
14k.
14l.
14m.
14n.
140.
14p.
14q.
Vater
Mutter
Brüder
Schwestern
Großmutter mts.
Großvater mts.
Großmutter vts.
Großvater vts.
Tanten mts
Onkel mts.
Tanten vts
Onkel vts
Cousinen mts.
Cousins mts.
Cousinen vts.
Cousins vts.
Andere
Diagnosen
Anzahl
Diagnose
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
0 keine
1 organische Psychose
-------
-------
74
2 Psychotrope Substanzen
3 Schizophrenie
4 Bipolar affektive Psychose
5 Depressive Episode/ rez. Depression
6 Schizoaffektive Psychose
7 Anpassungsstörung
8 Angst-/ Zwangsstörung
9 Persönlichkeitsstörung
10 Minderbegabung
11 andere
12 unbekannte psychiatrische Erkrankung
Anzahl erkrankte Familienangehörige in %
-------
--------
Schwangerschaft (SS)
15a.
15b.
15c.
15d.
15e.
15f.
Anzahl Schwangerschaften vor Index-SS
0 keine
1 eine
2 zwei
3 drei
4 mehr als 3
Anzahl Geburten vor der Index-SS
0 keine
1 eine
2 zwei
3 drei
4 mehr als drei
War die Index-SS geplant
0 ja
1 nein
War die Index-SS erwünscht
0 ja
1 nein
Körperliches Befinden in der Index-SS
0 gut
1 Übelkeit/ Erbrechen im 1. Trimenon
2 Gestationsdiabetes
3 anderes -----------Psychisches Befinden in der SS
0 gut, stabil
1 besser als vorher
-------
-------
-------
-------
-------
75
2 Depression
3 Manie
4 produktiv psychotische Symptomatik
5 anderes
16a.
16b.
16c.
Psychopharmakotherapie vor der Index-SS
0 ja
1 nein
wenn ja, welche:
wie viele Wochen vor SS abgesetzt
Psychopharmakotherapie in der Index-SS
0 ja (welche)
1 nein
Psychopharmakotherapie in der SS abgesetzt
0 ja
1 nein
-------
-------
-------
-------
Geburt
17.
18.
19.
In welcher SSW erfolgte die Index-Geburt
------Wie lange dauerte die Geburt (Stunden)
------Geburtsverlauf
0 unkomplizierte Spontangeburt, ohne Verletzung
1 Episiotomie
2 PDA
3 Saugglockengeburt
------4 Zangengeburt
5 Geplante Sectio
6 Notfallsektion (warum)
7 weitere Komplikationen (welche)
Stillen
20. Stillen Sie?
21.
22.
0 ja
1 nein
Wie haben Sie abgestillt?
1 physikalisch
2 medikamentös
Psychopharmakotherapie während des Stillens
0 ja (welche)
1 nein
2 nicht gestillt
Psychopharmakotherapie
-------
-------
-------
76
23a.
23b.
Psychopharmakotherapie bei stationärer Aufnahme
0 keine
1 Antidepressivum (AD)
a- TCA
b- SSRI
c- anderes
2 Neuroleptikum (NL)
a- klassisches NL
b- atypisches NL
c- klassisches + atypisches NL
3 Mood-Stabilizer (MS)
a- Lithium
b- Carbamazepin
c- Anderes
4 AD + NL
5 AD + MS
6 NL + MS
7 AD + NL + MS
8 Tranquilizer /Benzodiazepine
-------
Pychopharmakotherapie bei Entlassung
0 keine
1 Antidepressivum (AD)
a- TCA
b- SSRI
c- anderes
2 Neuroleptikum (NL)
a- klassisches NL
b- atypisches NL
c- klassisches + atypisches NL
3 Mood-Stabilizer (MS)
a- Lithium
b- Carbamazepin
c- Anderes
4 AD + NL
5 AD + MS
6 NL + MS
7 AD + NL + MS
8 Tranquilizer /Benzodiazepine
-------
Stationärer Verlauf
Belastungsurlaube
24a. Anzahl Tagesurlaube
24b. Anzahl Wochenendurlaube
24c. Anzahl Nachturlaube unter der Woche
-------------------
77
25a.
Entlassungmodus
0 geplant
1 auf eigenen Wunsch
2 gegen ärztlichen rat
25b.
-------
Wohin entlassen?
0 nachhause
1 zu Familienangehörigen
2 Betreutes Wohnen
3 Anderes: -------------
-------
78
9. Fragebogen Katamnese
KATAMNESE
Laufende Nummer:
Name der Patientin:
Geburtstag der Patientin:
Aktuelle Adresse
Telefon:
Datum der Erhebung:
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Diagnose (ICD 10):
---------------
Katamneseerhebung
1a.
Alter der Pat. (Jahre)
1b.
Alter des Kindes (Jahre + Monate)
2.
Katamnesezeitraum (Jahre + Monate)
---------------------------------------
Soziodemographische Daten
3.
4.
5.
6.
7.
Familienstand zum Zeitpunkt der Katamneseerhebung
0 verheiratet mit Kindsvater/ feste Beziehung zum Kindsvater
1 geschieden vom Kindsvater
2 alleinstehend
------3 andere Beziehung
Hat sich der Familienstand geändert?
0 ja
------1 nein
Aktuelle berufliche Tätigkeit
0 selbständig
1 Angestellte / Beamtin
2 Arbeiterin
3 Hausfrau
------4 in Ausbildung
5 arbeitslos
6 Sozialhilfeempfängerin
7 Erziehungsurlaub
8 Rentnerin
Wie hat sich Ihre berufliche Tätigkeit verändert?
0 nicht verändert
1 verbessert
2 verschlechtert
------3 ich arbeite z. Z. nicht
Arbeiten Sie im erlernten Beruf?
0 ja
1 nein
-------
79
8.
9.
10.
2 ich arbeite nicht
Wieviele Wochenstunden arbeiten Sie?
0 gar nicht
1 halbtags
2 ganztags
3 anderes
Wie lange waren Sie im Erziehungsurlaub?
0 gar nicht
1 bis ½ Jahr
2 bis 1 Jahr
3 bis 2 Jahre
4 bis 3 Jahre
5 ich bin noch im Erziehungsurlaub
Wie erleben Sie Ihre aktuelle finanzielle Situation?
0 gut, keine finanziellen Sorgen
1 zufriedenstellend, könnte aber besser sein
2 finanzielle Sorgen
3 Schulden
-------
-------
-------
Situation nach der Entlassung
11.
Wie gesund fühlten Sie sich zum Zeitpunkt der Entlassung?
0%--------------------------------------------------------------100%
12.
Ab wann haben Sie sich psychisch wieder 100% gesund gefühlt?
Monate nach Entlassung
13.Waren Sie nach der Entlassung fähig Ihr Kind zu versorgen?
0 ja, vollständig
1 ja, mit etwas Unterstützung
2 nur mit viel Unterstützung
3 nein
14.
Hatten Sie nach der Entlassung Unterstützung?
0 keine
1 Familienhilfe (Dauer)
2 Unterstützung durch Angehörige/Freunde
3 anderes
-------
-------
-------
Krankheitsverlauf nach Index-Episode
15.
Weiterbehandlung nach der Entlassung
0 keine
1 Poliklinik
2 ambulanter Nervenarzt
3 Psychoanalyse/Psychotherapie
4 Selbsthilfegruppe
5 Poliklinik + amb. Nervenarzt
6 Poliklinik + PA/PT
7 amb. NA + PA/PT
-------
80
16a.
16b.
16c.
Haben Sie die medikamentöse Behandlung fortgesetzt?
0 ja
1 nein
2 ich habe keine Medikamente erhalten
-------
Welche Medikamente haben Sie wielange eingenommen?
0 keine
1 Antidepressivum (AD)
a- TCA
b- SSRI
c- anderes
2 Neuroleptikum (NL)
a- klassisches NL
b- atypisches NL
c- klassisches + atypisches NL
3 Mood-Stabilizer (MS)
a- Lithium
b- Carbamazepin
c- Anderes
4 AD + NL
5 AD + MS
6 NL + MS
7 AD + NL + MS
8 Tranquilizer /Benzodiazepine
-------
Welche Psychopharmaka nehmen Sie aktuell ein?
0 keine
1 Antidepressivum (AD)
a- TCA
b- SSRI
c- anderes
2 Neuroleptikum (NL)
a- klassisches NL
b- atypisches NL
c- klassisches + atypisches NL
3 Mood-Stabilizer (MS)
a- Lithium
b- Carbamazepin
c- Anderes
4 AD + NL
5 AD + MS
6 NL + MS
7 AD + NL + MS
8 Tranquilizer /Benzodiazepine
-------
81
17.
Wie lange nach Absetzen der Medikamente wurden Sie erneut psychisch krank?
0 ich habe nicht abgesetzt
1 bis 1 Monat
2 bis 6 Monate
3 bis 1 Jahr
------4 über 1 Jahr
5 ich bin bisher nicht wieder erkrankt
6 ich habe keine Medikamente erhalten
18a.
Anzahl Krankheitsepisoden nach Index-Episode
0 keine
1 eine
2 zwei
3 >2
4 chronisch erkrankt
-------
18b.
Zeitpunkt weiterer Episoden
0 außerhalb von SS und WB
1 in einer folgenden SS
2 in einem weiteren WB
------3 nach einer Fehlgeburt
4 in einer weiteren SS und unabhängig von SS u. WB
5 in einem weiteren WB und unabhängig von WB u. SS
6 in einer weiteren SS und WB
18c.
Art der Wiedererkrankung
0 keine
1 organische Psychose
2 Psychotrope Substanzen
3 Schizophrenie
4 Bipolar affektive Psychose
5 Depressive Episode/ rez. Depression
6 Schizoaffektive Psychose
7 Anpassungsstörung
8 Angst-/ Zwangsstörung
9 Persönlichkeitsstörung
10 Minderbegabung
18d.
18e.
Hat sich die Diagnose im Vergleich zur Index-Episode geändert?
0 ja
1 nein
-------
-------
Suizidversuche
0 ja (wann, wie viele, wie)
-------
82
1 nein
18f.
Infantizide
0 ja
1 nein
18g.
-------
Behandlungsmodus
0 ambulant
1 stationär (wie oft; wo)
2 ambulant u. stationär
3 keine professionnelle Behandlung
18h.
0 psychotherapeutisch
1 medikamentös
2 psychotherapeutisch u. medikamentös
3 keine professionelle Behandlung
-------
-------
Gynäkologische Anamnese
19.
20a.
20b.
20c.
Prämenstruelles dysphorisches Syndrom nach Index-Episode
0 ja
1 nein
Anzahl Schwangerschaften nach Index-Schwangerschaft
0 keine
1 eine
2 zwei
3 drei
4 mehr als 3
Anzahl Geburten nach der Index-SS
0 keine
1 eine
2 zwei
3 drei
4 mehr als drei
Anzahl Aborte:
________
Anzahl Interuptiones:________
Psychisches Befinden in der SS
0 gut, stabil
1 besser als vorher
2 Depression
3 Manie
4 produktiv psychotische Symptomatik
5 anderes
Stillen
21.
Wie lange haben Sie gestillt?
-------
-------
-------
-------
83
0 gar nicht
1 wenige Wochen
2 bis 6 Monate
3 bis 1 Jahr
4 > 1 Jahr
22.
23.
Wie haben Sie abgestillt?
0 noch gar nicht
1 physikalisch
2 medikamentös
Nahmen Sie Psychopharmaka während des Stillens?
0 ja (welche)
1 nein
-------
-------
-------
Angaben zum Index-Kind
24.
Wo lebt das Kind?
0 bei den Eltern
1 bei der Mutter
2 beim Vater
3 bei Pflegeeltern
4 im Heim
5 anderer Ort
25.
26.
27.
28.
29.
Auffälligkeiten in der frühen Entwicklung?
0 keine
1 ja (welche?)
Auffälligkeiten in der Schule?
0 keine
1 ja (welche?)
2 das Kind wurde noch nicht eingeschult
Primordialsymptomatik?
0 keine
1 verlängertes Daumenlutschen
2 Bettnässen
3 Schlafwandeln
4 Stottern
5 Nägelbeißen
Wann hat das Kind laufen gelernt (alleine und frei)?
Alter in Monaten:_________
Wann hat das Kind ganze Sätze gesprochen?
-------
-------
-------
-------
84
30.
31.
32.
33.
Alter in Monaten:_________
Wann kam das Kind in Kindergarten/Kita?
Alter in Monaten:_________
Wann wurde das Kind eingeschult?
Alter in Jahren:___________
In welche Schule und Klasse geht das Kind?
0 noch nicht eingeschult
1 Grundschule (Klasse _____)
2 Hauptschule (Klasse _____)
3 Realschule (Klasse ____)
4 Gymnasium (Klasse ____)
Welche Beziehung haben Mutter, Vater und Kind?
0 alle drei haben eine gleichgute Beziehung zueinander ------1 Mutter-Kind-Beziehung ist enger als Vater-Kind-Beziehung
2 Vater-Kind-Beziehung ist enger als Mutter-Kind-Beziehung
3 Mutter u. Kind haben eine enge Beziehung, zum Vater besteht
kein Kontakt
4 beide Eltern haben keine Beziehung zum Kind
85
10 Beck´s Depression Index
Das „Beck Depression Inventory (BDI)“ wurde aus rechtlichen Gründen entfernt.
Auch ohne den BDI im Anhang gilt die Dissertation als vollwertige Prüfungsleistung.
Gez. Universitätsbibliothek und Promotionskommission
der Charité – Universitätsmedizin Berlin
87
Danksagung
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Herrn Prof. Dr. A. Pietzcker aufs herzlichste bedanken
für die sehr motivierende und stets verfügbare Unterstützung bei der Anfertigung dieser
Arbeit.
Frau Dr. P. Britsch danke ich für die engagierte Unterstützung bei der Planung und
Durchführung der Untersuchung sowie bei der Erstellung der Arbeit.
Bei Frau Dr. Bolk-Weischedel möchte ich mich für fachkundige Ratschläge bedanken.
Ganz besonders danken möchte ich den betroffenen Frauen, die sich mit großer Bereitschaft,
Offenheit und auch Interesse für die Nachuntersuchung zur Verfügung gestellt haben.
Herunterladen