Charité- Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin Aus der Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie Geschäftsführende Direktorin: Frau Prof. Dr. I. Heuser Risikofaktoren und Verlauf postpartaler psychiatrischer Erkrankungen Inaugural-Dissertation zur Erlangung der medizinischen Doktorwürde an der Charité- Universitätsmedizin Berlin vorgelegt von Stefanie Gestrich aus Tübingen Referent: Herr Prof. Dr. A. Pietzcker Korreferent: Herr Prof. Dr. W. Lichtenegger Gedruckt mit Genehmigung der Charité- Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin Promoviert am: 27.05.2005 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1.1 Postpartale psychiatrische Erkrankungen 1.1.1 Thesen zur Ätiologie 1.1.2 Prognose 1.2 Rooming-In 1.3 Fragestellung und Ziel der Arbeit 1 1 3 4 4 5 2. Methodik 2.1 Ablauf der Studie 2.2 Selbstbeurteilungstest 2.2.1 Beck´s Depression Index (BDI) 2.3 Diagnostische Kriterien 2.3.1 Aufnahme- und Entlassungsdiagnose 2.3.2 Beschreibung der ICD-Gruppen 2.4 Statistik/ Auswertung 7 7 8 8 9 9 9 11 3. Ergebnisse 3.1 Gesamtstichprobe: Auswertung der Krankengeschichten 3.1.1 Soziodemographische Faktoren 3.1.2 Diagnosen 3.1.3 Stationärer Aufenthalt 3.1.4 Abstand zwischen Entbindung und ersten Symptomen 3.2 Risikofaktoren 3.2.1 Psychiatrische Eigenanamnese 3.2.2 Psychiatrische Familienanamnese 3.2.3 Positive psychiatrische Eigenanamnese (EA) + positive psychiatrische Familienanamnese (FA) 3.2.4 Gynäkologische Anamnesi 3.3 Katamnesestichprobe 3.3.1 Beschreibung der Drop-Outs 3.3.2 Auswertung der katamnestischen Daten 3.3.3 Selbstbeurteilungsskala 3.3.4 Angaben zum Index-Kind 3.3.5 Den Verlauf (Auftreten von Rezidiven) beeinflussende Faktoren 3.3.6 Den Ausgang beeinflussende Faktoren 3.3.7 Beurteilung des Rooming-In 12 12 12 14 18 18 20 20 22 4. Diskussion 4.1 Zur Erkrankung 4.1.1 Diagnosen 4.1.2 Aufenthaltsdauer und Behandlung 4.2 Diskussion der Risikofaktoren 4.2.1 Positive psychiatrische Eigenanamnese/Familienanamnese 4.2.2 Gynäkologische Anamnese 4.2.3 Soziodemographische Daten 4.3 Katamnese 4.3.1 Diskussion des Verlaufs 24 25 31 31 32 42 42 43 44 45 46 46 46 47 48 48 49 51 52 53 4.4 Vergleich des Verlaufs von Rooming-In-Patientinnen mit dem von Nicht-Rooming-In-Patientinnen 56 5. Zusammenfassung 58 6. Literaturverzeichnis 60 7. Anhang 7.1 Fallbeschreibungen 66 66 8. Fragebogen Krankengeschichte 70 9. Fragebogen Katamnese 78 10. Beck´s Depression Index (BDI) 85 11. Danksagung 87 12. Curriculum Vitae 88 1 1 Einleitung 1.1 Postpartale psychiatrische Erkrankungen Die Zeit nach einer Entbindung ist im Leben einer Frau die Phase mit dem höchsten Risiko, an einer psychiatrischen Störung zu erkranken. Durch den Hormonumschwung, die höheren Anforderungen und ein oft neues Rollenverständnis kommt es bei Frauen mit genetischer Vulnerabilität zu einem erhöhten Risiko, psychiatrisch zu erkranken. Im Bewusstsein der Bevölkerung spielen diese Erkrankungen noch immer keine große Rolle, im Gegenteil, oft werden sie lange übersehen und bleiben deshalb unbehandelt. Denn viele betroffene Frauen versuchen, ihre Krankheit zu überspielen, um nicht als undankbare und schlechte Mütter angesehen zu werden. Der intensive Kontakt von Frauen zum Gesundheitssystem in der Zeit um die Geburt würde es ermöglichen, besonders gefährdete Frauen frühzeitig zu identifizieren und eventuell prophylaktisch zu behandeln. Hierbei ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gynäkologen und Psychiatern äußerst wichtig. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von postpartalen psychiatrischen Erkrankungen (pppE) ist von erheblicher Bedeutung, sowohl für die betroffene Mutter, als auch für das Kind, die Partnerschaft und die restliche Familie. Eine erste Beschreibung von psychiatrischen Symptomen nach der Entbindung findet sich schon bei Hippokrates 400 v. C. (Deichgräber, 1933). Ab dem 19. Jahrhundert wurden psychiatrische Erkrankungen im Wochenbett Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen (Esquirol, 1838; Marcé, 1858). In der 8. Revision der ICD (WHO, 1967) wurde den postpartalen psychiatrischen Erkrankungen eine eigene Kategorie zugewiesen, doch schon in der ICD 9 (WHO, 1975) wurde wieder davon abgesehen. Weder die ICD 10 (WHO, 1992) noch das DSM 4 (American Psychiatric Association, 1994) sehen, außer für sonst nicht klassifizierbare Ausnahmen, eine separate Diagnose der pppE vor. Man geht heute davon aus, dass jegliche psychiatrische Erkrankung im Wochenbett auftreten kann, jedoch wird meistens ein Dominieren affektiver Störungen beschrieben (Terp & Mortensen, 1998). 2 Üblicherweise werden die pppE in Wochenbettdepressionen und Wochenbettpsychosen eingeteilt. Die Wochenbettdepressionen treten bei 10-15% aller Wöchnerinnen auf (Fallgatter et al., 2002; Kumar & Robeson, 1984; O`Hara et al., 1990), ihr Beginn ist oft schleichend, jedoch erkranken die meisten Frauen innerhalb des ersten Monats nach der Entbindung (Stowe et al., 1995; Kendell et al., 1987). Die Symptomatik der Wochenbettdepression ist formal nicht von einer depressiven Episode in anderen Lebensabschnitten zu unterscheiden. In Bezug auf die Prävalenz muss jedoch mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden (Riecher-.Rössler, 1997). Die Wochenbettpsychose hingegen ist weitaus seltener, sie tritt bei 0,1-0,2% aller Wöchnerinnen auf (Pfuhlmann et al., 2000; Nonacs & Cohen, 1998; Kendell et al., 1987), ihr Beginn ist dramatisch, mit einem Einsetzen oft innerhalb der ersten 48-72 Stunden nach der Entbindung (Nonacs & Cohen, 1998). Es muss eine stationäre psychiatrische Behandlung erfolgen, da wegen der Schwere der Symptomatik eine Gefährdung von Mutter und Kind besteht. Für alle pppE zusammen besteht ein Suizidrisiko von 1-4% (Davidson & Robertson, 1985; Platz & Kendell, 1987), das Risiko eines Infantizids ist glücklicherweise extrem selten, es liegt bei ca.1 auf 50.000 Geburten (Brockington & Cox-Roper, 1988). Von diesen Erkrankungen abzugrenzen sind die so genannten „Heultage“, die bei 50-80% aller Wöchnerinnen auftreten (Fallgatter et al., 2002; O`Hara et al., 1990). Diese sind vorwiegend durch Affektlabilität gekennzeichnet und halten nur wenige Tage an. Per se besitzen sie keinen Krankheitswert (Handley et al., 1980; O`Hara et al., 1990; O`Hara, 1987). In der gynäkologischen Medizin erstreckt sich die Postpartumperiode auf einen Zeitraum von 6 Wochen nach der Entbindung (Pfleiderer et al., 2001). In der psychiatrischen Medizin wird die postpartale Zeit, in der eine psychiatrische Erkrankung der Entbindung zugeschrieben wird, unterschiedlich angegeben. Je nach Einschlusskriterien reicht sie von 2 Wochen (Dean et al., 1989) bis zu 1 Jahr (Da Silva & Johnstone, 1981). 3 1.1.1 Thesen zur Ätiologie Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ging man davon aus, dass es sich bei den im Wochenbett auftretenden Psychosen nicht um ein eigenes Krankheitsbild handelt (Aschaffenburg, 1901), vielmehr geht man von einer multifaktoriellen Verursachung aus, wobei das Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren verantwortlich gemacht wird. Die inzwischen in der Literatur diskutierten Risikofaktoren (RF) können im Wesentlichen in folgende Gruppen eingeteilt werden: • Soziodemografische Risikofaktoren: In der Literatur werden unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Angaben zu soziodemografischen Risikofaktoren wie Alter, Familienstand, Bildungsstand, finanzieller Lage, Parität und Geburtsverlauf gemacht (Paykel et al., 1980; Warner et al., 1996; Righetti-Veltema et al., 1998; O`Hara et al., 1983; O`Hara et al., 1982). • Genetische Risikofaktoren: Als genetische Risikofaktoren werden die positive Familienanamnese (Kendell et al., 1985; Meltzer & Kumar, 1985; Buist et al., 1990; O´Hara et al., 1986) und das Vorliegen eines Prämenstruellen Dysphorischen Syndroms (Boyle & Boucher, 2000; Critchlow et al., 2001; Vega-Dienstmaier et al., 1999) genannt. Auch die positive psychiatrische Eigenanamnese zählt als genetischer Risikofaktor. Verschiedene Autoren sehen das Risiko postpartal psychiatrisch zu erkranken, um das mehrfache erhöht an, wenn im Leben der Frau schon vorher psychiatrische Erkrankungen aufgetreten waren. Das Risiko, bei positiver psychiatrischer Eigenanamnese, postpartal zu erkranken wird mit 20-50% angegeben (Kendell et al., 1987; Davidson & Robertson, 1985; Stowe & Nemeroff, 1995; Paykel et al., 1980). • Biologische bzw. hormonelle Risikofaktoren Der Einfluss der hormonellen Faktoren als Auslöser der pppE ist umstritten, bisher wurden u.a. untersucht: - Schilddrüsendysfunktion, bzw. thyreoidale Antikörper (Nemeroff et al., 1985) - rascher Abfall von Östrogen, Progesteron, Tryptophan (Stein et al., 1976; Handley et al., 1977) 4 - niedrige Adrenalin-, Cortisol- und Noradrenalin- Konzentrationen (Kuevi et al., 1.1.2 1983) Prognose Verschiedene Studien über den Langzeitverlauf von pppE haben ergeben, dass diese im Vergleich zu unabhängig von einer Entbindung auftretenden psychiatrischen Erkrankungen eine bessere Prognose haben (Rhode, 1993; Wilson, 1972). Die Rezidivraten in den meisten Untersuchungen liegen zwischen 42% und 80% (Arentsen, 1968; Schöpf et al., 1984; Philipps & O`Hara, 1991). Allerdings gibt es je nach Untersuchungsschwerpunkt und Methode erhebliche Unterschiede hinsichtlich des Langzeitverlaufes. So sind die zeitlichen Einschlusskriterien der Postpartum-Periode, sowie auch der Beobachtungszeitraum je nach Untersuchung anders definiert. Auch der Begriff „Prognose“ wird unterschiedlich aufgefasst und untersucht. So werden in einigen Studien nur stationäre Wiederaufnahmen als Rezidiv gezählt, in anderen stationär und auch ambulant behandelte Wiedererkrankungen. Das puerperale Rezidivrisiko wird in verschiedenen Studien mit 1:5 bis 1:3 veranschlagt (Davidson & Robertson, 1985; Kendell, 1985; Arentsen, 1968). 1.2 Rooming-In Dieser Begriff stammt aus der Gynäkologie und Geburtshilfe und bedeutet die gemeinsame Aufnahme von Müttern mit ihren Neugeborenen in einem Zimmer der Entbindungsstation. Seit Einführung von Entbindungskliniken Ende des 19.Jhds wurden Kinder hauptsächlich aus hygienischen Gründen (Infektionsprävention) strikt von ihren Müttern getrennt. In England wurden Kinder erstmals zusammen mit ihren Müttern in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgenommen (Milgrom et al., 1998). Der Psychoanalytiker T. F. Main begann 1948 gerade aus „psychohygienischen“ Gründen, Mütter mit psychiatrischen Krankheiten im Wochenbett gemeinsam mit ihren Kindern aufzunehmen. War auch der Vater krank, nahm Main gelegentlich sogar ganze Familien auf (Main, 1958). 1959 wurde die erste speziell ausgestattete Mother-Baby-Unit in St. Albans, nördlich von London eröffnet. Auch in den USA, Kanada, Australien und in Frankreich waren seit den 60er Jahren vereinzelt MutterKind-Behandlungen in der Psychiatrie möglich. In Deutschland entstand das erste RoomingIn-Projekt 1981 mit 11 Patientinnen in Göttingen (Hartmann, 1981), mittlerweile gibt es die 5 Möglichkeit der gemeinsamen Aufnahme von Mutter und Kind an vielen psychiatrischen Krankenhäusern, ohne dass diese über eine spezielle Ausstattung verfügen. In Berlin wurde das Rooming-In 1986 in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Freien Universität durch Frau Dr. Bolk- Weischedel eingeführt. Es können jeweils 2 Frauen mit bis zu einem Jahr alten Kindern in 2 Einzelzimmern, die über die zur Kindsversorgung nötige Einrichtung verfügen, aufgenommen werden. Ziel der gemeinsamen Aufnahme ist es, die wichtige frühe Bindung zwischen Mutter und Kind aufrecht zu erhalten oder durch die Behandlung erst zu ermöglichen. Außerdem sollen die Mütter bei der Versorgung ihres Kindes durch das Pflegepersonal unterstützt, angeleitet und, wenn nötig, entlastet werden. Viele psychiatrisch erkrankte Mütter, die eine stationäre Behandlung benötigen, würden bei einer Trennung von ihren Kindern unter schweren Schuldgefühlen leiden oder aus sozialen Gründen teilweise nur widerwillig zur Aufnahme kommen. Oft verstärkt sich die depressive Symptomatik durch die Schuldgefühle, und die betroffene Mutter gerät so in einen Teufelskreis. 1.3 Fragestellung und Ziel der Arbeit Um die Frauen, die ein erhöhtes Risiko für eine pppE aufweisen, frühzeitig identifizieren zu können, ist es nötig, diejenigen Faktoren zusammenzustellen, die auf ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hinweisen. Durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gynäkologen, Psychiatern und Psychotherapeuten könnten diese Frauen rechtzeitig informiert, beraten und präventiv betreut und gegebenenfalls behandelt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden einerseits postpartal psychiatrisch erkrankte Frauen auf Risikofaktoren untersucht. Hierfür wurden Daten zur Diagnose, zum Beginn der Symptomatik, zur Demografie, zur gynäkologischen Anamnese und zur psychiatrischen Eigen- und Familienanamnese von allen Frauen, die im Rahmen des Rooming-In-Konzeptes zwischen 1987 und 2000 an der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin behandelt wurden, erhoben und nach folgender Fragestellung untersucht: • Gibt es Faktoren, die die Häufigkeit des Auftretens von pppE beeinflussen? Andererseits war das Ziel der Arbeit, Aussagen über den Verlauf von pppE zu machen und prognostische Kriterien für das Rezidivrisiko zu erstellen. Dazu wurde in einer persönlichen 6 Nachuntersuchung dieser Patientinnen der katamnestische Verlauf erfasst. Die Patientinnen wurden nach ambulanten und stationären Wiedererkrankungen, nach medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung und nach aktuellen soziodemografischen Daten befragt. Das aktuelle psychiatrische Befinden wurde durch den Beck´s Depression Index (BDI) erfasst (Cutrona, 1983; O`Hara et al., 1984). Die den Verlauf beeinflussenden Faktoren wurden nach folgenden Fragestellungen untersucht: • Welche Erkrankungen weisen ein erhöhtes bzw. erniedrigtes Rezidivrisiko auf? • Gibt es weitere Faktoren, die das Auftreten von Rezidiven beeinflussen? Als Verlaufsparameter diente das Vorkommen und die Häufigkeit von ambulanten und stationären Rezidiven im Katamnesezeitraum (1-15 Jahre). 7 2. Methodik 2.1 Ablauf der Studie Für die Studie wurden -mit Hilfe von Frau Dr. P. Britsch- 2 semistandardisierte Fragebögen entwickelt (siehe Anhang), der erste zur Auswertung der Krankengeschichten aller im Rahmen des Rooming-In behandelten Frauen (Gesamtstichprobe), der zweite zur Auswertung des persönlichen Gesprächs mit den nachuntersuchten Frauen (Katamnesestichprobe). Insgesamt wurden 67 Patientinnen im Zeitraum von Dezember 1986 und Oktober 2000 stationär im Rahmen des Rooming-In in der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin behandelt. Ihre Krankengeschichten wurden mittels eines semistandartisierten Fragebogens ausgewertet. Dabei ging es um die Erfassung von Aufnahmesymptomatik, Diagnose, Beginn der Symptomatik, Aufnahmemodus, Aufenthaltsdauer, soziodemografische Daten, gynäkologische Anamnese, psychiatrische Eigen- und Familienanamnese und die medikamentöse Therapie. Die Gruppe der persönlich nachuntersuchten Patientinnen besteht aus 50 Frauen (Drop-Outs siehe Punkt 3.3.1). Der Katamnesezeitraum betrug 1-15 Jahre. Die Frauen wurden schriftlich zu einem Gespräch eingeladen und über dessen Inhalt informiert, telefonisch wurde ein Termin vereinbart. Die aktuellen Adressen wurden über das Krankenhaus-Archiv, die Telefonauskunft oder das Landeseinwohneramt erfasst. Die persönliche Nachuntersuchung fand von Januar 2001 bis Januar 2002 statt. Das Katamnesegespräch wurde meistens- auf Wunsch der Frauen- in deren Wohnung geführt. War dies von den Frauen nicht erwünscht, wurde es in der Klinik abgehalten. Zur Erfassung der katamnestischen Daten diente ein zweiter semistandardisierter Fragebogen. Die Frauen wurden nach dem weiteren Krankheitsverlauf (Art und Anzahl von Wiedererkrankungen), nach weiteren Therapiemaßnahmen (medikamentös, psychotherapeutisch oder stationäre Wiederaufnahmen), nach der aktuellen sozialen Situation, nach der Entwicklung ihrer Kinder, der Beziehung zu diesen und nach weiteren Schwangerschaften befragt. Darüber hinaus wurden die Mütter in einem weiteren Fragebogen (s. Anhang) gebeten, ihre Meinung über das Rooming-In-Angebot der Klinik zu äußern. Um das Befinden zum Katamnesezeitpunkt einschätzen zu können, diente der Beck´s Depression Index (BDI) (s. Anhang). 8 2.2 Selbstbeurteilungstest 2.2.1 Beck´s Depression Index (BDI) Der Beck´s Depression Index dient zur Messung des Schweregrades einer Depression. Er wird sowohl in allgemeinen Studien zu Depressionen, als auch in Studien zu postpartalen Depressionen eingesetzt (Cutrona, 1983; O`Hara et al., 1984). Der Autor A. T. Beck beobachtete im Zuge der psychoanalytischen Psychotherapie spezifisches Verhalten und Symptome depressiver Patienten und entwickelte auf dieser Basis einen aus 21 Symptomkomplexen (Items) bestehenden Test. Jede Kategorie besteht aus 4 Antwortmöglichkeiten, welche das Ausmaß der Depression anzeigen sollen. Der BDI wird überwiegend bei depressiven Patienten eingesetzt, ist aber auch bei psychotischen Patienten und bei Patienten mit Persönlichkeitsstörungen anwendbar (Beck, 1961). Der Beurteilung liegt ein Punktesystem zugrunde, welches die Depression in die Schweregrade: „nicht vorhanden“, „mäßig“ und „schwer“ einteilt. Die maximal erreichbare Punktzahl liegt bei 63 Punkten, dabei wird die Diagnose einer mäßigen Form der Depression bei 11-17 Punkten gestellt, die einer schweren Depression ab 18 Punkten. Bei Untersuchungen zur Reliabilität ergibt sich nach Pearson ein Koeffizient von 0,86, nach Spearman von 0,93 (Guilfordt, 1956). Bezüglich der Validität besteht zwischen dem BDI und einer klinischen Beurteilung der Schwere von Depressionen eine hohe Korrelation von 0,65 bzw. 0,67 (Beck, 1961). 9 2.3 Diagnostische Kriterien 2.3.1 Aufnahme- und Entlassungsdiagnose Die diagnostische Zuordnung der Erkrankungen der Frauen in einzelne Krankheitsgruppen erfolgte nach ICD-10 (10. Fassung der International Classification of Diseases, WHO, 1992). Dabei wurden die von den behandelnden Ärzten in den Krankengeschichten vermerkten Entlassungsdiagnosen verwendet. Zusätzlich wurde unter Berücksichtigung der psychopathologischen Symptomatik der Indexepisode zum Zeitpunkt der Aufnahme für jede Patientin eine Aufnahmediagnose erstellt. Folgende 7 Episodentypen wurden diagnostiziert: - schizophrene Krankheitsepisode - schizodepressive Krankheitsepisode - schizomanische Krankheitsepisode - depressive Krankheitsepisode - manische Krankheitsepisode - Angst/ Zwang-Störung - uncharakteristische Krankheitsepisode 2.3.2 Beschreibung der ICD-Gruppen Die Erkrankungen der untersuchten Frauen entsprachen folgenden Diagnosen nach ICD-10: ICD-10 F2 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen Hierzu zählen Krankheiten, die mit Wahn, Halluzinationen, formalen Denkstörungen, IchStörungen, Affektstörungen und psychomotorischen Störungen einhergehen können. Dazu gehören: F20 Schizophrenie F21 Schizotype Störung F22 anhaltende wahnhafte Störung F23 akute vorübergehende psychotische Störung F24 Induzierte wahnhafte Störung F25 Schizoaffektive Störung 10 ICD-10 F3 F28 Sonstige nichtorganische psychotische Störung F29 Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose Affektive Störung Hier werden Krankheiten aufgeführt, die durch eine Veränderung der Stimmung (Affektivität) charakterisiert sind, Dazu gehören: ICD-10 F4 F30 Manische Episode F31 Bipolar affektive Störung F32 Depressive Episode F33 Rezidivierende depressive Störung F34 Anhaltende affektive Störung F38 Sonstige affektive Störung F39 Nicht näher bezeichnete affektive Störung Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen In diese Rubrik werden Störungen eingeordnet, die mit Phobien, Angst und Panik einhergehen. Zusätzlich sind hier Störungen aufgeführt, die Zwangssymptome oder körperliche Symptome zeigen, für die es keine ausreichenden organischen Befunde gibt, bei denen aber in der Pathogenese seelische Belastungssituationen eine Rolle spielen. Dazu gehören: ICD-10 F6 F40 Phobische Störung F41 Andere Angststörungen F42 Zwangsstörung F43 Reaktion auf schwere Belastung und Anpassungsstörungen F44 Dissoziative Störungen (Konversionsstörung) F45 Somatoforme Störungen F48 Andere neurotische Störungen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen In diesem Kapitel sind die Störungen zusammengefasst, die sich auf Menschen beziehen, welche gegenüber der Mehrheit der jeweiligen Bevölkerungsgruppe deutliche Abweichungen im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und in der Beziehung zu anderen zeigen, was oft mit persönlichem Leiden einhergeht. 11 Dazu gehören: F60 Persönlichkeitsstörung F61 kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen F62 Andauernde Persönlichkeitsänderung, nicht zurückzuführen auf Hirnschädigung oder Erkrankung des Gehirns F63 Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle F64 Störungen der Geschlechtsidentität F65 Störungen der Sexualpräferenz F66 Psychische und Verhaltensprobleme in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F68 2.4 Andere Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen Statistik/Auswertung 1. Deskriptive Statistik: Für jede intervallskalierte Variable wurde Mittelwert, Minimum, Maximum, Median und Standardabweichung dargestellt. 2. Analytische Statistik: Zur Überprüfung von signifikanten Korrelationen einzelner Variablen mit dem Auftreten von Rezidiven und mit Ausgangsparametern wurde zunächst eine univariate Analyse durchgeführt. Dabei wurde der chi²-Test für ordinalskalierte Daten angewandt und der t-Test für intervallskalierte Daten. Danach wurde als multivariate Analyse zur statistischen Absicherung der diskriminierenden Bedeutung von unabhängigen Faktoren die schrittweise multiple Diskriminanzanalyse durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels des Statistikprogramms „SPSS 10.0“. 12 3 Ergebnisse 3.1 Gesamtstichprobe: Auswertung der Krankengeschichten 3.1.1 Soziodemografische Faktoren Ausgangskollektiv für die Untersuchung waren 67 Frauen, die im Zeitraum zwischen 1986 und 2000 wegen einer psychiatrischen Erkrankung im Wochenbett stationär im Rahmen des Rooming-In an der Psychiatrischen Klinik der FU Berlin behandelt wurden. Die 67 Frauen waren zum Zeitpunkt der Aufnahme zwischen 20 und 45 Jahre alt, im Durchschnitt 31,0 Jahre. Das Alter der Kinder betrug zwischen 4 Tagen und 10 Monaten (285 Tage), im Durchschnitt 72,9 Tage (10,4 Wochen). 35 Frauen wurden von einem Jungen entbunden, 32 von einem Mädchen. Ein großer Teil der Frauen war zum Zeitpunkt der Entbindung verheiratet, bzw. lebte in einer festen Beziehung mit dem Partner zusammen (n=56, 83,6%), 11 Frauen (16,4%) waren alleinstehend. Fast die Hälfte (n= 31) der untersuchten Frauen schloss die Schule mit dem Abitur ab, knapp ein Drittel (n=20) mit Mittlerer Reife, bzw. POS, 9 Frauen besuchten die Hauptschule, 3 die Sonderschule und 4 verließen die Schule ohne Abschluss. Ein abgeschlossenes Hochschulstudium hatten 14 Frauen (20,9%), 38 Frauen (56,7%) hatten eine abgeschlossene Lehre hinter sich, 8 Frauen (11,9) befanden sich zur Zeit der Aufnahme in ihrer Ausbildung und 7 (10,4%) hatten keinerlei Berufsausbildung. 41 Frauen waren vor der Entbindung berufstätig, 8 befanden sich in der Ausbildung, 4 waren Hausfrauen, 5 arbeitslos und 8 Frauen lebten von Sozialhilfe. Eine Frau war aufgrund ihrer psychischen Erkrankung berentet. Einen Überblick über die demografischen Faktoren gibt die folgende Tabelle: 13 Tabelle1: Soziodemografische Daten: Alter der Frauen Durchschnitt Minimum Maximum Alter der Kinder 31,0 J 20 J 45 J Durchschnitt Minimum Maximum Geschlecht des Kindes 72,9 Tage (10,4 Wochen) 4 Tage 285 Tage (40,71 Wochen) Weiblich 32 47,8 Männlich 35 52,2 Familienstand n % Verheiratet/ feste Beziehung zum Kindsvater 56 83,6 Alleinstehend 11 16,4 Abitur 31 46,3 Realschule/POS 20 29,9 Hauptschule 9 13,4 Sonderschule 3 4,5 Ohne Schulabschluss 4 6,0 Abgeschlossenes Hochschulstudium 14 20,9 Abgeschlossene Lehre 38 56,7 In Ausbildung 8 11,9 Ohne Ausbildung 7 10,4 Selbständig 4 6,0 Angestellte/Beamtin 34 50,7 Ungelernte Arbeiterin 3 4,5 Hausfrau 4 6,0 In Ausbildung 8 11,9 Schulabschluss (%) Berufsbildung Berufliche Tätigkeit vor der Entbindung 14 Tabelle 1 Fortsetzung Arbeitslos 5 6,0 Sozialhilfeempfängerin 8 11,9 Anderes 1 (Rente) 1,5 3.1.2 3.1.2.1 Diagnosen Aufnahmediagnosen Unter Berücksichtigung der psychopathologischen Symptomatik zum Zeitpunkt der Aufnahme- entnommen aus der Krankengeschichte- erhielt jede Frau eine Aufnahmediagnose. Dabei zeigte sich, dass die meisten Frauen unter depressiven Krankheitsepisoden litten (49,3%). 28,4% wurden aufgrund einer schizophrenen Krankheitsepisode aufgenommen, schizodepressiv waren 4, schizomanisch 3. Eine Patientin hatte ein rein manisches Syndrom, eine ein gemischtes manisch-depressives Syndrom. 4 Frauen litten bei Aufnahme unter einer Angst- bzw. Zwangsstörung und bei 2 Frauen handelte es sich um eine uncharakteristische Krankheitsepisode (eine Frau wurde wegen desorganisiertem Verhalten aufgenommen, eine wegen einer dissoziativen Störung). Tabelle 2a zeigt die Verteilung der Aufnahmediagnosen: Tabelle 2a: Aufnahmediagnosen Aufnahmediagnosen Anzahl (total =67) n % Schizophrene Krankheitsepisode 19 28,4 Schizodepressive Krankheitsepisode 4 6,0 Schizomanische Krankheitsepisode 3 4,5 Depressive Krankheitsepisode 33 49,3 Manische Krankheitsepisode 1 1,5 gemischte 1 1,5 4 6,0 Manisch-depressiv Krankheitsepisode Angst/ Zwangsstörung 15 Uncharakteristische Krankheitsepisode 3.1.2.2 2 3,0 Entlassungsdiagnosen Die aus den Akten entnommenen, vom behandelnden Arzt gestellten Entlassungsdiagnosen wiesen folgende Häufigkeitsverteilung auf (s. Tab. 2c): Die größte Gruppe machten mit 30 Patientinnen (44,8%) die schizophrenen Psychosen aus, die Diagnose einer paranoiden Schizophrenie wurde in 10 Fällen (14,9%) gestellt, die einer schizoaffektiven Psychose in 7 Fällen (10,4%), 4 Frauen (6%) erkrankten an einer akuten polymorph psychotischen Störung, bei einer Frau wurde der Verdacht auf eine Medikamenten induzierte Psychose gestellt. 8 Frauen (11,9%) erhielten die Entlassungsdiagnose einer Postpartalen Psychose. Die zweitgrößte Gruppe mit 29 Patientinnen (43,3%) litt an depressiven Symptomen, wobei 7 (10,4%) an einer depressiven Episode litten, 2 (3%) unter einer rezidivierenden Depression und 2 Frauen unter einer depressiven Phase einer bipolar affektiven Psychose. Bei 15 Frauen (22,4%) wurde die - heute nicht mehr verwendete- Diagnose einer Wochenbettdepression gestellt und bei 3 Frauen die einer endogenen Depression. An anderen Diagnosen kamen in jeweils 3 Fällen eine akute Belastungsreaktion und Angst/Zwang-Störungen vor, bei einer Patientin bestand der Verdacht auf eine dissoziative Störung in Kombination mit einer motorischen Tic-Störung und einer Alkoholabhängigkeit und eine Frau litt an Hypochondrischem Wahn bei depressiver Entwicklung. Die Entlassungsdiagnosen wurden nach genauer Aktendurchsicht den einzelnen ICD-10-Gruppen zugeordnet (s. Tab. 2b). Hier zeigt sich folgende Häufigkeitsverteilung: 28 Frauen erkrankten an einer schizophrenen, schizotypen und wahnhaften Krankheitsepisode, davon 11 an einer paranoiden Schizophrenie, 6 an einer akuten vorübergehenden psychotischen Störung und 11 an einer schizoaffektiven Störung. 29 Frauen erkrankten an einer affektiven Störung, hiervon 3 an einer bipolar affektiven Störung, 9 an einer depressiven Episode und 17 an einer rezidivierenden Depression. Bei 5 Frauen konnte die Diagnose einer neurotischen, Belastungs- und somatoformen Erkrankung gestellt werden. Diese teilte sich folgenderweise auf: jeweils eine Frau litt an einer Angst-, einer Zwangs- und einer dissoziativen Störung, 2 Frauen litten an einer Anpassungsstörung. 5 Frauen erhielten die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung. Die Diagnosen nach ICD-10 wurden später für die Berechnungen verwandt. 16 Tabelle 2b: Entlassungsdiagnosen zusammengefasst nach ICD-10 Diagnosen nach ICD-10 Anzahl (total=67) n % F2 (Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen) 28 41,8 F20 (Schizophrenie) F23 (akute vorübergehende psychotische Störungen) F25 (schizoaffektive Störungen) F3 (Affektive Störungen) 11 6 11 29 16,4 9,0 16,4 43,3 F31 (Bipolar affektive Störung) F32 (Depressive Episode) F33 (Rezidivierende depressive Störung) F4 (Angst- und Panikerkrankungen Dissoziative Erkrankungen Belastungsstörungen) 3 9 17 5 4,5 13,4 25,4 7,5 1 F41 (Angststörung) 1 F42 (Zwangsstörung) 2 F43 (Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen) 1 F44 (Dissoziative Störungen) F6 (Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen) 5 1,5 1,5 3,0 1,5 7,5 17 Tabelle 2c: Entlassungsdiagnosen (aus den Krankenakten, n=67) Entlassungsdiagnosen ICD10 n % F20 10 14,9 8 11,9 Paranoide Psychosen Paranoide Schizophrenie Postpartale Psychose Akute polymorph psychotische Störung F23 4 6,0 Schizoaffektive Psychose F25 1 1,5 Manische Exazerbation einer Schizoaffektiven Psychose F25 4 6,0 Depressives Syndrom i.R. einer schizoaffektiven Psychose F25 2 3,0 Paranoides Syndrom bei V.a. toxische Psychose unter Pravidel F28,8 1 1,5 Rezidivierende Depression F33 2 3 Depressive Episode F32 7 10,4 15 22,4 2 3 3 4,5 Depressive Syndrome Depression im WB Depressive Phase einer Bipolar affektiven Psychose F31 Endogene Depression Andere Störungen Angst/Zwang-Störungen F41, F42 3 4,5 Akute Belastungsreaktion F43 3 4,5 V.a. dissoziative Störung + motorische Tic-Störung + Alkoholabhängigkeit F44,9 1 1,5 Hypochondrischer Wahn bei depressiver Entwicklung F22,8 1 1,5 18 3.1.3 Stationärer Aufenthalt Von den insgesamt 67 Frauen kamen 63 freiwillig zur stationären Aufnahme, 4 wurden zunächst nach PsychKG untergebracht, blieben später aber freiwillig. Die Dauer der stationären Behandlung zeigte eine große Variationsbreite von einer Woche bis zu 26 Wochen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Mutter betrug 79,7 Tage. In 40 Fällen war es aufgrund der Schwere der Symptomatik nötig, die Mutter zunächst ohne ihr Kind aufzunehmen, welches dann bei stabilisiertem Zustand der Mutter aufgenommen werden konnte. Somit verkürzte sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Kinder auf 59,7 Tage mit einem Maximum von 182 Tagen und einem Minimum von 7 Tagen. 3.1.4 Abstand zwischen der Entbindung und ersten Symptomen: Krankheitssymptome waren bei 23 Frauen (34,39%) schon in der Schwangerschaft nachzuweisen, bei nur 14 Frauen hiervon (20,9%) handelte es sich jedoch bei der in der Schwangerschaft aufgetretenen psychiatrischen Erkrankung um die Indexepisode. Bei fast der Hälfte der Frauen (n= 31, 46,1%) traten erste Symptome innerhalb der ersten Woche nach Entbindung auf, wovon 10 innerhalb der ersten 3 Tage nach Entbindung symptomatisch wurden. Bei weiteren 14 Frauen (20,9%) traten erste Symptome innerhalb des ersten Monats nach Entbindung auf. Bis zum Ende des zweiten Monats nach Entbindung waren 95,5% der Frauen erkrankt, nur 3 Frauen erkrankten später. 19 Abbildung 1 Anzahl der Patientinnn Abstand zwischen Entbindung und ersten Symptomen 25 21 20 14 15 10 10 10 5 4 5 2 1 0 schon in bis 3. d SS pp 3.-7. d pp 1.-2.Wo 2.-4.wo 1.-2. Mo 2.-3.Mo pp pp pp pp > 3 Mo pp Zeit postpartal Die stationäre Aufnahme erfolgte bei einem überwiegenden Teil (n= 25, 37,3%) innerhalb der ersten Woche nach Auftreten der ersten Symptome, bei 13 (19,4%) Patientinnen im Laufe der zweiten Woche, weitere 7 Patientinnen wurden bis zum Ablauf des ersten Monats aufgenommen, 14 bis zum Ablauf des 4. Monats und 8 Frauen blieben mehr als 4 Monate symptomatisch, bis sie stationär aufgenommen wurden. Abbildung 2 Abstand zwischen ersten Symptomen und stationärer Aufnahme Anzahl Patientinnen 30 25 25 20 15 13 10 5 3 4 6 3 8 5 0 < 1 Wo < 2 Wo < 3 Wo < 4 Wo < 2 Mo < 3 Mo < 4 Mo > 4 Mo Die Aufnahme erfolgte in 20 Fällen (29,9%) als Notfall, bzw. über die Poliklinik der Klinik. 17 Patientinnen wurden von ihrem niedergelassenen Nervenarzt überwiesen, 2 Frauen von ihrem niedergelassenem Gynäkologen, 3 Frauen kannten das Rooming-In-Angebot der Klinik und meldeten sich selbst zur Aufnahme.16 Frauen wurden aus anderen psychiatrischen Kliniken, in denen die Möglichkeit zur Mitaufnahme des Kindes nicht bestand, überwiesen, 7 20 Frauen kamen direkt aus der Frauenklinik, wo sie entbunden wurden, davon waren 2 Frauen schon in der Schwangerschaft stationär auf einer psychiatrischen Station und wurden nur zur Entbindung in die Frauenklinik verlegt, und jeweils eine Frau kam über die Amtsärztin bzw. Sozialarbeiterin zur Aufnahme. Tabelle 3: Aufnahme erfolgt über Aufnahme Anzahl selbst 3 ambulanter Nervenarzt Poliklinik 17 ambulanter Gynäkologe 2 20 Aus 7 Entbindungsklinik verlegt Von anderer 16 psychiatrischen Klinik überwiesen Anderes 2 3.2 Risikofaktoren 3.2.1 Psychiatrische Eigenanamnese 18 (26,9%) der 67 Frauen litten das erste Mal in ihrem Leben an einer psychiatrischen Erkrankung, 49 (73,1%) waren vor der Index-Schwangerschaft schon mindestens einmal psychisch erkrankt gewesen. Die Diagnosenhäufigkeit und Verteilung zeigt folgende Tabelle: 21 Tabelle 4: Psychiatrische Eigenanamnese Episoden vor Index-Episode n % Keine 18 26,9 Mind. 1 Episode 49 73,1 Depression 16 25,4 Bipolar affektiv 3 4,5 Schizoaffektiv 7 10,4 Schizophrenie 11 16,4 Angst/Zwang 3 4,5 Persönlichkeitsstörung 6 9,0 Sucht 2 3,0 Anderes 1 1,5 Diagnosen der Episoden Anzahl der Episoden vor Indexepisode 1 16 25,4 2 6 9,0 >2 14 20,9 chronisch 13 19,4 Unabhängig von vorherigen SS und Geburten 44 59,7 In einer vorherigen SS 0 0 In einem vorherigen Wochenbett 2 4,5 Sowohl unabhängig als auch in einem vorherigen WB 2 3,0 Nach einer vorherigen Fehlgeburt 1 1,5 Zeitpunkt der Episoden Nur eine Krankheitsepisode vor der Indexerkrankung kam in 16 (23,9%) Fällen vor, in 6 Fällen traten vorher 2 Krankheitsepisoden auf und 14 Frauen waren schon mehr als zweimal zuvor psychisch erkrankt. Chronisch psychisch erkrankt waren 13 der behandelten Frauen. Der Zeitpunkt der früheren Episoden war bei 44 Frauen unabhängig von Entbindungen oder Schwangerschaften 5 Frauen litten schon in einem früheren Wochenbett unter einer 22 postpartalen psychiatrischen Erkrankung, 3 von diesen nur postpartal, 2 auch noch zu anderen Zeitpunkten. Bei 16 Frauen kam es vor der stationären Aufnahme mindestens einmal zu einem Suizidversuch. Zu einem früheren Substanzabusus kam es in 14 der 67 Behandlungsfälle. Darunter nahmen 9 Frauen zu einem früheren Zeitpunkt härtere Drogen wie Heroin oder LSD, 4 Cannabis, 3 Alkohol und eine Frau Benzodiazepine. Zum Zeitpunkt der Aufnahme bestand bei 2 Frauen eine Alkoholabhängigkeit. Vor der Index-Episode wurden 13 der Patientinnen mit positiver Eigenanamnese ausschließlich ambulant, 2 ausschließlich stationär und 27 sowohl stationär als auch ambulant behandelt. 7 Frauen suchten trotz schwereren psychischen Symptomen keine psychiatrische Hilfe auf. 28 Frauen waren zuvor schon in psychotherapeutischer Behandlung, 21 davon nahmen zusätzlich Psychopharmaka und 7 wurden nur medikamentös behandelt. 3.2.1.1 Psychopharmakotherapie vor und während der Index-Schwangerschaft 15 Frauen nahmen vor der Index-Schwangerschaft Psychopharmaka ein, setzten diese aber mindestens 1 Monat vor der Schwangerschaft ab. Während der Schwangerschaft standen noch 12 Frauen in medikamentöser Behandlung, 55 Frauen nahmen während der Schwangerschaft keinerlei Psychopharmaka. 3.2.2 Psychiatrische Familienanamnese Eine genaue Familienanamnese (FA) durch intensives Nachfragen wurde nur in der Katamnesestichprobe durchgeführt, weshalb hier die erkrankten Familienangehörigen nur der 50 nachuntersuchten Frauen beschrieben werden. Eine positive Familienanamnese mit mindestens einem psychisch erkrankten Angehörigen fand sich bei 37 Frauen (74%), 13 Frauen (26%) verneinten Fragen nach psychiatrischen Erkrankungen in der Familie. Die Diagnosenverteilung der erkrankten Angehörigen ist in folgender Tabelle aufgeführt: 23 Tabelle 5: Psychiatrische Familienanamnese (1) (Diagnosen) Diagnose Anzahl Alkohol-Abusus 23 Andere Drogenabhängigkeit 4 Schizophrenie 9 Bipolar affektive Psychose 1 Depressive Episode/ rez. Depression 42 Angst-/ Zwangserkrankung 1 Persönlichkeitsstörung 0 Unklare psych. Erkrankung 7 Suizide unklarer Ursache 6 52 Angehörige der Elterngeneration wiesen psychiatrische Erkrankungen auf (Eltern (n=36), Onkel, Tanten (n= 16)). 16 Angehörige der Großelterngeneration waren psychiatrisch erkrankt und in 29 Fällen waren Angehörige der eigenen Generation (Schwestern + Brüder (n= 14), Cousins + Cousinen (n=15) ) psychiatrisch erkrankt. Insgesamt waren 51 weibliche Angehörige und 46 männliche Angehörige psychiatrisch erkrankt. Untergliedert man die Angehörigen in Grad 1-3, so zeigt sich, dass bei den Angehörigen ersten Grades (Eltern und Geschwister) 50 Fälle von psychischen Erkrankungen vorkamen, bei denen 2. Grades (Tanten, Onkel, Großeltern) 32 Fälle und 3. Grades (Cousinen und Cousins) waren noch 15 Angehörige psychisch erkrankt. Insgesamt waren von 8 Frauen Angehörige nur des 1.Grades psychiatrisch erkrankt, von einer Frau Angehörige nur des 2. Grades und von 3 Frauen nur die 3. Grades. Angehörige 1. und 2.Grades waren in 14 Fällen erkrankt, 1.und 3. Grades in 2 Fällen. Angehörige 2. und 3. Grades waren bei einer Frau erkrankt und bei 8 Frauen waren Angehörige sowohl des 1. als auch 2. und 3. Grades erkrankt. Episoden von postpartalen psychiatrischen Erkrankungen traten in der Familie 4-mal auf, 2-mal bei der Mutter (bei einer bei allen drei Entbindungen), einmal bei der Schwester und einmal bei einer Cousine mütterlicherseits. 24 Bei den nachuntersuchten Frauen wurden genaue Fragen nach der Anzahl der bekannten Angehörigen gestellt. Berechnet man jetzt die erkrankten Angehörigen in Prozent von allen bekannten Angehörigen, so erhält man einen Durchschnitt von 18,61 % erkrankten Angehörigen von allen Angehörigen mit einem Maximum von 58,33% und einem Minimum von 4,54 %. Tabelle 6: Psychiatrische Familienanamnese (2) Familienanamnese n (=50 Patientinnen) Negativ 13 Positiv 37 Psychisch erkrankte weibliche Angehörige 51 Psychisch erkrankte männliche Angehörige 46 Pat mit psychisch erkrankten Verwandten Nur Verwandte 1. Grades. 8 Nur Verwandte 2.Grades 1 Nur Verwandte 3. Grades 3 Verwandte 1. + 2. Grades 14 Verwandte 1. + 3. Grades 2 Verwandte 2.+3. Grades 1 Verwandte 1.+2.+3. Grades 8 Anteil der Erkrankten Angehörigen 18,61 % An allen Angehörigen 3.2.3 Positive psychiatrische Eigenanamnese (EA) + positive psychiatrische Familienanamnese (FA) Nur 6 Frauen (12%) hatten weder ein positive psychiatrische Eigen- noch Familienanamnese. 7 Patientinnen hatten eine positive psychiatrische Eigenanamnese, 9 Patientinnen hatten eine positive psychiatrische Familienanamnese und 28 Frauen (56%) hatten sowohl eine positive psychiatrische Eigenanamnese als auch eine positive psychiatrische Familienanamnese. 25 Tabelle 7: Psychiatrische Eigenanamnese + Familienanamnese: Weder pos. EA noch pos. FA 6 (12%) Nur pos. EA 7 (14%) Nur pos. FA 9 (18%) Pos. EA + pos. FA 28 (56%) 3.2.4 (n=50) Gynäkologische Anamnese 3.2.4.1 Anzahl vorheriger Schwangerschaften/ Geburten Bei den meisten der 67 Patientinnen (n=52, 77,6%) handelte es sich um die erste Entbindung. 13 Frauen (19,4%) waren Zweitgebärende, 1 Frau entband ihr drittes und 1 Frau ihr 5. Kind. 7 Patientinnen hatten vor der Indexgeburt eine Fehlgeburt und bei 13 Patientinnen kam es in der Vorgeschichte zu einem Schwangerschaftsabbruch (in 6 Fällen 1 Abbruch, in 4 Fällen 2 Abbrüche, in 2 Fällen 3 Abbrüche und in einem Fall 4 Abbrüche). Tabelle 8a: Anzahl Entbindungen vor Indexentbindung Anzahl Patientinnen Entbindungen vor Indexentbindung 0 52 1 13 2 1 3 0 4 1 26 Tabelle 8b: Anzahl Schwangerschaften vor Indexentbindung Anzahl Patientinnen Schwangerschaften vor Indexentbindung 0 38 1 17 2 8 3 1 4 3 Tabelle 8c: Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche vor Indexentbindung Anzahl der SS- Patientinnen Abbrüche vor Indexentbindung 1 6 2 4 3 2 4 1 27 Tabelle 8d: Anzahl der Fehlgeburten (inklusive der totgeborenen Frühgeburten) vor Indexentbindung Patientinnen Anzahl Fehlgeburten vor Indexentbindung 1 6 2 0 3 0 >3 0 Tabelle 8e: Anzahl Abbruch + Fehlgeburt vor Indexentbindung Abbruch+ Fehlgeburt Patientinnen 1 1 2 0 3 0 >3 0 28 3.2.4.2 Einstellung zur Schwangerschaft Geplant war die Schwangerschaft bei über der Hälfte der Frauen (n=35, 52,2%), bei 29 Frauen (43,3%) erfolgte sie ungeplant. 14 Frauen (20,9%) gaben an, dass das ungeplante Kind nach Bekanntwerden der Schwangerschaft noch unerwünscht gewesen sei. Bei 3 Frauen standen keine Informationen zur Erwünschtheit des Kindes zur Verfügung. 3.2.4.3 Schwangerschaftsverlauf Die Schwangerschaft verlief bei 44 Frauen (65,7%) ohne psychische Auffälligkeiten, dagegen traten bei 23 Frauen (34,3%) schon in der Schwangerschaft psychische Symptome auf. Bereits im 1. Trimenon erkrankten 13 Frauen, jeweils 5 Frauen gaben Symptome im 2. und im 3. Trimenon an. 4 Frauen waren schon während ihrer Schwangerschaft in stationärer psychiatrischer Behandlung. Bei 2 Frauen ist der Schwangerschaftsverlauf nicht bekannt. Eine Übersicht über die Diagnosenverteilung der in der Schwangerschaft erkrankten Frauen gibt folgende Tabelle: 29 Tabelle 9: Psychisches Befinden in der Schwangerschaft: gut, stabil 43 besser als vorher 1 Depression 11 Manie 1 Produktiv psychotische 6 Symptomatik anderes 5 Angstzustände(2), veränderte Wahrnehmung, Schlafstörung, Tic/Phoneme 3.2.4.4 Geburtsverlauf Bei knapp der Hälfte der Fälle trat die pppE nach einer komplikationslosen Spontangeburt auf (n= 33, 49,3%), 7 Frauen wurden geplant per Kaiserschnitt entbunden, bei 6 Frauen musste er wegen eines Notfalls durchgeführt werden. 6 Frauen hatten eine Saugglockenentbindung, 3 eine Zangenentbindung und weitere 6 Frauen litten unter anderen Komplikationen (s. Tabelle 10). Bei 6 Frauen konnte man den Krankengeschichten keine Informationen über den Geburtsverlauf entnehmen. 30 Tabelle 10: Geburtsverlauf: Anzahl Patientinnen unkomplizierte Spontangeburt 33 Saugglockengeburt 6 Zangengeburt 3 geplante Sektio 7 Notfallsektio 6 • Geb.stillstand (2), • HELLP (2), • Plazentalösung, • Plazentaminderdurchblutung weitere Komplikationen: 6 • Hyperemesis (2), • grünes Fruchtwasser, • Verletzung des N. ischiadicus ) Unbekannt 6 3.2.4.5 Stillen 13 Frauen (19,4%) haben nicht gestillt, 46 Frauen (68,7%) haben ihr Kind länger als eine Woche gestillt, bei 8 Frauen fehlen Angaben zum Stillverhalten. 6 von den stillenden Frauen wurden bei Beginn der Einnahme von Psychopharmaka Medikamente zum Abstillen gegeben, während die anderen physikalisch abstillten. 31 3.3 Katamnesestichprobe 3.3.1 Beschreibung der Drop-Outs Von den insgesamt 67 Frauen die im Zeitraum von 1986 bis 2000 am Rooming-In teilgenommen haben, konnten 50 (74,6%) persönlich nachuntersucht werden. 8 verweigerten eine Nachuntersuchung, eine Frau suizidierte sich 15 Monate nach ihrem Klinikaufenthalt, 7 Frauen antworteten weder telefonisch noch schriftlich auf dreimaliges Anschreiben und waren auch bei persönlichem Aufsuchen zuhause nicht anzutreffen. Eine Frau, die aus der Klinik in den Obdachlosenstatus entlassen wurde, war nicht auffindbar. Statistik: Zur Überprüfung der Repräsentativität der Katamnesestichprobe (n=50) wurde diese mit der Drop-Out-Stichprobe (n=17) bezüglich Familienstand, Schulbildung, psychiatrischer Eigenanamnese, Diagnosen, Klinikaufenthaltsdauer und Alter verglichen. 1. Familienstand: Die beiden Gruppen unterscheiden sich im chi²-Test nicht signifikant voneinander: chi²= 2,83; df= 2; p= 0,24 2. Schulbildung: Der Unterschied der beiden Gruppen im chi²-Test ist nicht signifikant: Chi²= 9,97; df= 4; p= 0,41 3. Psychiatrische Eigenanamnese: Die psychiatrische Eigenanamnese unterscheidet sich im chi²-Test nicht signifikant: chi²= 0,985; df= 1; p= 0,367 4. Diagnosen: Der Unterschied zwischen den Diagnosen der beiden Gruppen ist im chi²-Test bei einem Signifikanzniveau von 0,05 signifikant: Chi²= 18,724; df= 10; p= 0,044 32 47,1% (n=8) der Drop-Out-Gruppe litt an einer Schizophrenie (F20), während es in der Katamnesegruppe nur 10,0% (n=5) waren. Die übrigen 9 Frauen litten an unipolaren Depressionen (n=5), an einer schizoaffektiven Erkrankung (n=1), an einer Angststörung (n=1), an einer dissoziativen Störung (n=1) und an einer Persönlichkeitsstörung mit depressiver Symptomatik (n=1). 5. Alter der Patientinnen: Das Alter der Patientinnen in den beiden Gruppen ist im T-Test signifikant verschieden: Wert der Teststatistik T = -2,350; Signifikanzniveau p = 0,022 Es zeigt sich, dass die Drop-Out-Gruppe im Durchschnitt zum Zeitpunkt der Klinikaufnahme jünger war. Der Mittelwert des Alters in Jahren beträgt für die Drop-Out-Gruppe 28,9, während die nachuntersuchte Gruppe im Durchschnitt 31,7 Jahre alt war. 6. Dauer des Klinikaufenthaltes Die Dauer des Klinikaufenthaltes in den beiden Gruppen ist im T-Test nicht signifikant unterschiedlich: Wert der Teststatistik T = 1,168; Signifikanzniveau p = 0,247 Hiermit lässt sich, außer bei den Diagnosen und dem Alter, kein signifikanter Unterschied zwischen der Katamnesestichprobe und Drop-Out-Stichprobe aufzeigen. 3.3.2 3.3.2.1 Auswertung der katamnesetischen Daten Soziodemografische Daten Die Nachuntersuchung fand im Zeitraum von Januar 2001 bis Januar 2002 statt, bis dahin waren im Durchschnitt 4,9 Jahre seit Klinikentlassung (Minimum 1,0 Jahre, Maximum 14,0 Jahre) vergangen. Tabelle 11 zeigt soziodemografische Merkmale zur Zeit der Nachuntersuchung. Das Alter der Frauen bei Nachuntersuchung betrug zwischen 27 und 49 Jahren mit einem Mittelwert von 36,5 Jahren. Die meisten Frauen (n=32, 64%) waren verheiratet, bzw. lebten in einer festen Beziehung, 6 Frauen waren mittlerweile geschieden und 12 waren alleinstehend. 40% der Frauen (n=20) waren zur Zeit der Nachuntersuchung berufstätig, dabei 33 arbeiteten 12 Frauen halbtags, 5 ganztags und drei Frauen hatten eine ¾ Stelle.19 Frauen (38%) standen in einem Angestellten/ Beamten-Verhältnis, eine Frau war als ungelernte Arbeiterin tätig. Von den übrigen 30 Frauen befanden sich 3 in Ausbildung, 7 waren Hausfrauen, 5 arbeitslos, 5 empfingen Sozialhilfe, 3 durch ihre psychische Krankheit bedingt eine Frührente und 7 Frauen befanden sich noch im Erziehungsurlaub. 24 Frauen waren nach der Indexgeburt nicht im Erziehungsurlaub gewesen, 4 waren bis zu einem Jahr im Erziehungsurlaub, 12 bis zu 2 Jahren und 5 bis zu 3 Jahren, 5 befanden sich zum Katamnesezeitpunkt noch im Erziehungsurlaub. Auf die Frage, inwiefern sich ihre Arbeitssituation im Vergleich zu der vor der Entbindung verändert habe, sahen 7 Frauen ihre Situation als verbessert an, 17 hielten sie für schlechter und bei 26 Frauen hat sich die Situation nicht verändert. 26 Frauen (52%) schätzten ihre finanzielle Situation als gut ein, 17 (34%) als zufriedenstellend, 6 gaben finanzielle Sorgen an und eine Frau gab große finanzielle Sorgen und Schulden an. Tabelle 11: soziodemografische Daten zum Zeitpunkt der Katamnese (n=50) Katamnesedauer (in Jahren) Mittelwert: Minimum: Maximum: 4,9 1 14 Alter der Mütter (in Jahren) Mittelwert: Minimum: Maximum: 36,54 27 49 Alter der Kinder (in Jahren) Mittelwert: Minimum: Maximum: 5,24 1,25 14,16 Familienstand n % Verheiratet/feste Beziehung 32 64 Geschieden 6 12 Alleinstehend 12 24 Angestellte/ verbeamtet 19 38 Ungelernte Arbeiterin 1 2 Hausfrau 7 14 In Ausbildung 3 6 Arbeitslos 5 10 Sozialhilfeempfängerin 5 10 Aktuelle berufliche Tätigkeit 34 Tabelle 11 Fortsetzung Erziehungsurlaub 7 14 Rente 3 6 Halbtags 12 24 30 h 3 6 ganztags 5 10 Gut, keine finanziellen Sorgen 26 52 Zufriedenstellend 17 34 Finanzielle Sorgen 6 12 Schulden 1 2 Wie viele Wochenstunden Arbeit Finanzielle Situation 3.3.2.2 Psychisches Befinden und soziale Situation nach Entlassung Auf die Frage nach dem psychischen Befinden zum Zeitpunkt der Entlassung auf einer visuellen Analogskala von 0-100 (mit dem Tiefstwert bei schlechtestem psychischem Befinden bei 0 und dem Höchstwert bei Wohlbefinden bei 100) kam ein Mittelwert von 70,41 heraus mit einem Minimum von 0 und einem Maximum von 100. Eine Frau konnte sich an ihr damaliges Befinden nicht mehr erinnern. 18 Frauen (36%) sagten, sie haben sich nach der Indexepisode nie wieder 100% gesund gefühlt, bei den anderen war dies im Durchschnitt 12,2 Monate nach der Entlassung der Fall (Minimum 0, Maximum 84 Monate). 21 Frauen (42%) hatten nach Entlassung keinerlei Unterstützung zuhause, 13 wurden durch Familienangehörige oder Freunde unterstützt, 13 Frauen hatten für mehrere Wochen eine Familienhelferin, 2 Frauen hatten eine Pflegemutter für ihr Kind und eine Frau wurde in ein Betreutes Wohnen für Mütter mit Kleinkindern entlassen. 30 Frauen gaben an, vollständig in der Lage gewesen zu sein, ihr Kind zu versorgen, 12 Frauen benötigten etwas Unterstützung, 6 Frauen viel Unterstützung und 2 Frauen gaben an, damals nicht in der Lage gewesen zu sein, für ihr Kind zu sorgen. 35 3.3.2.3 Weiterbehandlung nach Entlassung Tabelle 12 zeigt die ambulante Weiterbehandlung nach Entlassung: Tabelle 12: Weiterbehandlung nach Entlassung Weiterbehandlung n % Keine 6 12 Poliklinik 4 8 Ambulanter Nervenarzt (NA) 27 54 Psychoanalyse/Psychotherapie/ Verhaltenstherapie (PA/PT/VT) 5 10 Poliklinik+ ambulanter NA 3 6 Poliklinik+ PA/PT/VT 3 6 Ambulanter NA+PA/PT/VT 2 4 Die meisten Patientinnen (n=27, 54%) wurden von einem ambulanten Nervenarzt weiterbetreut, 3 Frauen wurden zusätzlich in der Poliklinik behandelt, 2 Frauen erhielten zusätzlich eine Psychotherapie, 4 Frauen waren ausschließlich in der Poliklinik, 5 Frauen erhielten ausschließlich Psychotherapie, 3 Frauen wurden sowohl in der Poliklinik behandelt als auch psychotherapeutisch und 6 Frauen hatten keine weiterführende psychiatrische Behandlung, wobei 3 Frauen weiterhin Psychopharmaka von ihrem Hausarzt verschrieben bekamen. 84% (n= 42) setzten die medikamentöse Behandlung fort, 3 Frauen nahmen nach Entlassung keine Psychopharmaka mehr ein, 5 Frauen wurden schon in der Klinik nicht mit Psychopharmaka behandelt. Die Art der weitergeführten Medikamente nach Entlassung ist in folgender Abbildung aufgeführt: 36 Abbildung 3 welche Medikamente nach Entlassung 10 8 6 Häufigkeit 4 2 0 in ep az m ba ar C yp at m L+ iu N th s Li he sc si L as N kl es ch is L N yp s at he sc si as kl L+ L N I R ili SS ab St dA oo M TC er L+ iliz N ab + St AD der oo iliz M ab St doo M N + AD + AD e in ke welche Medikamente nach Entlassung NL: AD: TCA: SSRI: Neuroleptikum Antidepressivum Tricyclisches Antidepressivum Selektiver Serotonin Reuptake Inhibitor 3.3.2.4 3.3.2.4.1 Verlauf nach Entlassung Wiedererkrankungen Von den 50 nachuntersuchten Frauen blieben 22 (44%) rezidivfrei, 28 (56%) sind mindestens noch einmal wiedererkrankt. Dabei hatten 10 Frauen ein weiteres Rezidiv, 8 Frauen 2 weitere Rezidive, 6 Frauen erkrankten mehr als 2 mal und 4 Frauen blieben chronisch krank, wovon 3 Frauen zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung in einer betreuten Wohnform untergebracht waren. Der Zeitpunkt der Wiedererkrankung war bei 24 Patientinnen unabhängig von Schwangerschaft und Geburt, in 2 Fällen in einem folgendem Wochenbett, einmal nach einer Fehlgeburt und in einem Fall in einer folgenden Schwangerschaft, die aus diesem Grund nicht ausgetragen wurde. 3 Frauen (6%) unternahmen nach ihrer Klinikentlassung einen Suizidversuch, 2 mit Tabletten, eine ritzte sich die Pulsadern. 37 Tabelle 13: Katamnestische Daten Wiedererkrankungen n % Keine 22 44 Rezidiv 28 56 Anzahl der Wiedererkrankungsepisoden 1 10 20 2 8 16 >2 6 12 chronisch erkrankt 4 8 unabhängig von Schwangerschaft und Geburt 24 48 In einer folgenden SS 1 2 In einem folgenden WB 2 4 Nach Fehlgeburt 1 2 Zeitpunkt der Episoden 3.3.2.4.2 Rezidivrate abhängig von der Entlassungsdiagnose Von den 11 an Schizophrenie (F20) erkrankten Patientinnen konnten 5 nachuntersucht werden, von diesen erkrankten 4 Frauen noch mindestens 1-mal nach der Indexepisode. Von den 6 Frauen mit der Diagnose einer akuten vorübergehenden psychotischen Störung (F 23) konnten 5 nachuntersucht werden, eine Frau erkrankte ein weiteres Mal im Wochenbett. Von den 11 schizoaffektiv erkrankten Frauen konnten alle nachuntersucht werden, 9 von diesen erlitten Rückfälle. Alle 3 bipolar affektiv erkrankten Frauen wurden nachuntersucht, bei 2 von ihnen kam es zu Rezidiven. Von den 26 unipolar affektiv erkrankten Frauen wurden 20 nachuntersucht, bei 9 von diesen traten Rezidive auf. Die nachuntersuchte Patientin mit der Diagnose einer Angst/Zwangserkrankung erkrankte wieder, die Patientin mit der akuten Belastungsreaktion blieb nach der Indexerkrankung gesund und von den 5 Frauen mit Persönlichkeitsstörung wurden 4 nachuntersucht, wovon 2 über eine depressive Symptomatik im gesamten Katamnesezeitraum berichteten, die anderen 2 waren beschwerdefrei und sind deshalb in der Gruppe der Rezidivfreien aufgeführt. Tabelle 14 zeigt die Verteilung der Rezidivhäufigkeit der einzelnen Diagnosegruppen. 38 Tabelle 14: Rezidivhäufigkeiten in Abhängigkeit der Diagnose (Kat.-Gruppe n=50) Diagnose n Anzahl der Pat. mit Rezidiv % F20 5 4 80 F23 5 1 20 F25 11 9 81,8 F31 3 2 66,7 F32/F33 20 9 45,0 F41/42 1 1 100 F43 1 0 0 F60 4 2 50 3.3.2.4.3 Rezidivrate abhängig von der psychiatrischen Eigen/ Familienanamnese (EA/FA) Bei 15 Frauen war die Indexepisode die Erstmanifestation einer psychiatrischen Erkrankung, 35 waren vorher schon mindestens einmal erkrankt. Nur 5 der ersten Gruppe hatten einen monophasischen Verlauf, während 10 Frauen weitere Manifestationen erfuhren; in der Gruppe der Patientinnen mit psychiatrischer Eigenanamnese rezidivierten 18, während 17 nicht wieder erkrankten. 37 der nachuntersuchten Frauen gaben an, mindestens einen Verwandten mit einer psychiatrischen Erkrankung zu haben, 13 verneinten dies. 23 der Frauen mit positiver Familienanamnese erlitten ein Rezidiv ihrer Erkrankung, während 14 gesund blieben. Von den 13 mit negativer Familienanamnese erkrankten 5 nochmals, 8 blieben gesund. Sowohl eine pos. psychiatrische Eigenanamnese als auch Familienanamnese gaben 28 der befragten Frauen an. Von diesen erkrankten 15 wieder. Eine negative psychiatrische Eigen- und Familienanamnese zeigten 5 Frauen, hiervon erlitten 3 ein Rezidiv. 39 Tabelle 15: Rezidivhäufigkeit in Abhängigkeit der EA/FA ____________n_____ Rezidiv kein Rezidiv Neg. EA 15 10 5 Pos. EA 35 18 17 Neg. FA 13 5 8 Pos. FA 37 23 14 (n.s.) Pos. EA + pos. FA 28 15 13 (n.s.) Neg. EA + neg. FA 5 3 2 (n.s.) (n.s.) (n.s. = nicht signifikant) 3.3.2.4.4 Behandlungsmodus Von den 28 Frauen, die nach der Indexepisode wiedererkrankten, nahm eine keine professionelle Behandlung in Anspruch, 12 konnten ambulant behandelt werden, 8 mussten nochmals stationär behandelt werden und 7 Frauen wurden bei mehreren Episoden sowohl ambulant als auch stationär behandelt. 16 Frauen konnte medikamentös geholfen werden, 2 Frauen wurden ausschließlich psychotherapeutisch behandelt und 9 nutzten beide Behandlungsmöglichkeiten. Der Behandlungsmodus der Wiedererkrankungen ist in Tabelle 16 aufgezeichnet. Tabelle 16: Behandlungsmodus Behandlungsmodus 1 n % Ambulant 12 24 Stationär 8 16 Ambulant + stationär 7 14 Keine professionelle Beh. 1 2 Behandlungsmodus 2 n % Psychotherapie 2 4 Medikamentös 16 32 Psychotherapie+ Medikation 9 18 Keine professionelle Beh. 1 2 40 3.3.2.5 Medikamentöse Therapie zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung nahmen 19 Frauen keinerlei Psychopharmaka ein, 6 Frauen nahmen Antidepressiva (davon 2 Trizyklische AD, 3 SSRI und eine Frau eine Kombination aus beiden), 9 Frauen Neuroleptika (davon 2 ein klassisches NL und 7 ein atypisches NL) und 4 Frauen Moodstabilizer (davon 2 Lithium und 2 Carbamazepin). 4 Frauen nahmen eine Kombination aus AD und NL, 2 Frauen eine Kombination aus AD und Mood-Stabilizern, 3 Frauen eine Kombination aus NL und Mood-Stabilizern und 2 Frauen wurden mit einer Dreifachkombination behandelt. Abbildung 4 verdeutlicht die Verteilung der medikamentösen Behandlung: Häufigkeit Abbildung 4 20 15 10 5 ke in e TC A TC S S R A kl as +S I si s SR at che I yp is s N ch L es N C L L ar i ba thiu m m az AD e p + M A in oo D+ N L d AD + s NL +N Mo tab o L+ ds ilize M t r oo abi ds lize ta r bi liz er 0 Medikation Die Mehrheit der Frauen (n=29, 58%) setzte die Medikation während des gesamten Katamnesezeitraums nicht ab, 16 setzten die Medikation ab, davon erkrankten 5 bisher nicht, 2 erkrankten bereits im ersten Monat nach Absetzen, 2 innerhalb der ersten 6 Monate, 2 weitere innerhalb des ersten Jahres und 5 blieben über ein Jahr gesund, erkrankten aber später. 5 Frauen erhielten nie eine medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka. Siehe auch Tabelle 17: 41 Tabelle 17: Erkrankungszeitpunkt nach Absetzen der Medikation Häufigkeit Prozent Medikation nicht abgesetzt 29 Medikation abgesetzt 16 hiervon erkrankt: bis 1 Monat nach 2 Absetzen erkrankt bis 6 Monate nach 2 Absetzen erkrankt bis 1 Jahr nach 2 Absetzen erkrankt über 1 Jahr nach 5 Absetzen erkrankt bisher nicht erkrankt 5 trotz Absetzen keine medikamentöse 5 Behandlung erhalten 3.3.2.6 58,0 32 4,0 4,0 4,0 10,0 10,0 10,0 Gynäkologische Anamnese (Katamnese) 3.3.2.6.1 Weitere Schwangerschaften und Entbindungen 11 der 50 nachuntersuchten Frauen wurden erneut schwanger, davon 9 einmal und jeweils eine 2- und 3-mal. Allerdings wurden nur 5 dieser Frauen von einem lebenden Kind entbunden. In 5 Fällen kam es zu Schwangerschaftsabbrüchen, bei 3 der Frauen einmal und bei je einer Frau 2- und 3-mal. Siehe auch Tabelle 18: Tabelle 18: Weitere SS/ Entbindungen Weitere Schwangerschaften 0 1 2 3 Weitere Geburten 0 1 Schwangerschaftsabbrüche 1 2 3 n 39 9 1 1 % 78 18 2 2 45 5 90 10 3 1 1 6 2 2 42 Fehlgeburten 1 3.3.3 3.3.3.1 1 2 Selbstbeurteilungsskala Beck`s Depression Index Eine Frau verweigerte die Durchführung des Testes mit der Begründung, dass sie in diesen Dimensionen nicht denken könne, und bei einer aus Ghana stammenden Frau war die Durchführung aus sprachlichen Gründen nicht möglich. Bei den übrigen 48 Frauen ergab die Auswertung dieser Selbstbeurteilungsskala, dass 16 Frauen (33,3%) einen Summenwert von über 10 Punkten erhielten, was als pathologisch anzusehen ist. Unterteilt man den Index in Stufen: keine Depression(<11 Punkte), mittelschwere Depression (11-17 Punkte) und schwere Depression (>17 Punkte) bei einer maximal erreichbaren Punktzahl von 63 Punkten, so ergibt sich für 32 Frauen kein Hinweis für eine Depression, 10 Frauen leiden an einer mittelschweren Depression und 6 Frauen an einer schweren Depression. Der durchschnittliche Summenwert liegt bei 9,2 Punkten mit einem Minimum von 0 Punkten und einem Maximum von 44 Punkten. Von den 16 Frauen leiden 4 an einer Schizophrenie, 3 an schizoaffektiven Störungen, eine an einer bipolar affektiven Störung, 5 an rezidivierenden Depressionen und 3 Frauen an Persönlichkeitsstörungen. 3.3.4 Angaben zum Index-Kind Die Befragung der Mutter ergab, dass bei über der Hälfte der Frauen (n=31, 62%) das Kind zusammen mit beiden Eltern lebt, in 17 Fällen (34%) lebt das Kind nur mit der Mutter zusammen, in einem Fall beim Vater und in einem Fall abwechselnd bei Mutter und Vater. Auf die Frage nach der Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind gaben 28 Frauen (56%) an, dass Mutter, Vater und Kind eine gleichgute Beziehung haben, 14 sahen die Mutter-KindBeziehung als enger an, eine die Vater-Kind-Beziehung und 7 Frauen gaben an, keinerlei Kontakt zum Kindsvater mehr zu haben. Auffälligkeiten in der frühen Entwicklung kamen bei 7 Kindern (16%) vor, dabei handelt es sich in 4 Fällen um eine verzögerte geistige und körperliche Entwicklung, 2 Kinder fielen durch aggressives Verhalten in Kindergarten und Schule auf, wobei sich ein 4jähriges Mädchen sowohl fremd- als auch selbst-aggressiv verhielt, ein 10jähriger Junge ist seit mehreren Jahren in verhaltenstherapeutischer Behandlung wegen seiner Aggressionen und Gewaltbereitschaft. Ein Mädchen entwickelte im 43 Alter von 8 Jahren eine schwere Form der Klaustrophobie, was zu erheblichen Einschränkungen in Schule und Privatleben führte. Bei einem 12monatigen Jungen führte ein Hirntumor zu anhaltenden Fieberkrämpfen, er musste mittels Zytostatica behandelt werden. Bei der Nachuntersuchung 2 Jahre später war er beschwerdefrei. 3.3.5 Den Verlauf (Auftreten von Rezidiven) beeinflussende Faktoren Es stellt sich nun die Frage, welche der untersuchten Faktoren beeinflussen- statistisch gesehen- das Auftreten eines Rezidivs? Zur Beantwortung wurden zunächst alle soziodemografischen, gynäkologischen und psychiatrischen Variablen einer univariaten Analyse unterzogen und so Korrelationen zum Verlauf (Rezidiv/ kein Rezidiv) untersucht. In Tabelle19a sind nur die Variablen aufgeführt, die einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Auftreten von ambulanten und stationären Rezidiven aufweisen. Tabelle 19a: Korrelationen zum Verlauf (ambulante + stationäre Rezidive) Variable df chi² p Phi Ausbildung 3 12,132 <0,01 0,493 Familienstand 1 5,414 <0,05 0,329 SS geplant 1 5,99 <0,05 0,346 SS erwünscht 1 3,815 <0,05 0,276 Stillen 1 4,723 <0,05 -0,307 Wo lebt das Kind 2 6,118 <0,01 0,350 15,648 <0,01 0,559 Beziehung zwischen 3 Mutter/Vater/Kind Mit den ermittelten Variablen, die eine signifikante Korrelation zum Auftreten eines Rezidivs aufwiesen, wurde dann eine multivariate Analyse durchgeführt, und zwar eine logistische Regressionsanalyse. Von den 7 in die Analyse eingehenden Faktoren verbleiben- nach vorwärts und rückwärts durchgeführter, schrittweiser Regressionsanalyse- 2 Parameter in der Analyse, nämlich die Ausbildung und die Beziehung zum Kind, während die anderen Faktoren schrittweise eliminiert werden (Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium und Frauen, die die 44 Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind als gleichgut bewerten, haben ein signifikant niedrigeres Rezidivrisiko). Zählt man nur die stationär behandelten Rezidive, so erhält man ein anderes Ergebnis: im chi²-Test zeigen sich als signifikant Einfluss nehmende Faktoren: die Diagnose (Gruppe), der Familienstand, ein pathologischer BDI und die Beziehung zum Kind (Tabelle 19b). Tabelle 19b: Korrelationen zum Verlauf (stationäre Rezidive) Variable df chi² p Phi Diagnose 3 9,386 <0,05 0,433 Familienstand 1 8,420 <0,01 0,41 BDI > 11 1 5,463 <0,05 0,337 Beziehung zwischen Mutter/Vater/Kind 3 13,617 <0,01 0,522 Nach der schrittweisen Eliminierung verbleiben in der Analyse die Diagnosengruppe, der Familienstand und die Beziehung zum Kind (schizophrene oder wahnhafte Störungen, alleinstehende Frauen und Frauen, die angeben, die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind sei nicht gleichgut, haben ein signifikant höheres Rezidiv-Risiko). Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen früheren psychiatrischen Episoden und dem Auftreten von Rezidiven wurde nicht gefunden, siehe dazu Diskussion S. 55. 3.3.6 Den Ausgang beeinflussende Faktoren Mittels des BDI wurde das momentane Befinden, bzw. die sozialen Einschränkungen zum Katamnesezeitpunkt gemessen. Diese Parameter (BDI >10) sollen nun als abhängige Variable in der analog zu Kapitel 3.2.9 durchgeführten uni- und multivariaten Analyse stehen. Es wurden die gleichen Variablen gewählt, zusätzlich noch das Vorkommen von Rezidiven. Tabelle 20 zeigt die statistisch signifikanten Ergebnisse der Analyse: 45 Tabelle 20: Korrelationen zum Ausgang (BDI) Variable df chi² p Phi Rezidiv (ja/nein) 1 8,202 0,005 0,413 Suizidversuche 1 7,04 0,026 -0,383 SS erwünscht 1 8,828 0,006 0,429 Nach der schrittweisen Eliminierung verbleiben in der Analyse noch folgende drei Faktoren, die signifikanten Einfluss auf den Wert des BDI nehmen: das Auftreten eines Rezidivs, das Auftreten eines Suizidversuchs im Katamnesezeitraum und die Tatsache, ob die IndexSchwangerschaft erwünscht war, in dem Sinne, dass Frauen, deren Schwangerschaft nicht erwünscht war, öfter einen pathologischen Wert im BDI erlangten. 3.3.7 Beurteilung des Rooming-In Alle Mütter wurden nach ihren Ansichten über den gemeinsamen Aufenthalt von Mutter und Kind auf einer psychiatrischen Station befragt. 45 Frauen beurteilten ihn als sehr gut oder gut, positive Argumente waren unter anderen, dass der Kontakt zum Kind nicht abgerissen sei, dass der Umgang mit dem Kind und seine Pflege gelernt wurden und den Müttern somit die Angst davor genommen wurde, dass sie durch das Pflegepersonal gut entlastet wurden und sich so um eigene Probleme kümmern konnten. Frauen, die gleichzeitig mit anderen Müttern auf der Station waren, profitierten vom Austausch mit diesen. Nach Negativem befragt, antworteten 5 Frauen, dass auf Station ausgebildete Kinderpfleger gefehlt hätten, 3 Frauen gaben zu viele Bezugspersonen für ihre Kinder an, und 8 Frauen waren unzufrieden mit dem Ausmaß oder der Qualität der Unterstützung. Als neutral, das heißt, weder gut noch schlecht, sahen 2 Frauen das Rooming-In-Angebot an, als Gründe dafür nannten sie die schlechte oder unzureichende Betreuung ihrer Kinder. 3 Frauen beurteilten das Rooming-In-Angebot als schlecht oder sehr schlecht, 2 von diesen fehlte das Verständnis von Seiten des Personals und der Ärzte und eine fühlte sich durch die Pflicht, sich um das Kind kümmern zu müssen, zu sehr belastet und fand so nicht die Zeit zur eigenen Genesung. Eine Frau gab an, Angst um ihr Kind wegen psychiatrischer Mitpatienten gehabt zu haben. 46 4 Diskussion Psychische Erkrankungen nach der Entbindung sind kein seltenes Ereignis, jedoch bleiben sie häufig unentdeckt und deshalb unbehandelt. Für die rechtzeitige Behandlung ist es nötig, besonders gefährdete Frauen frühzeitig zu identifizieren und eventuell prophylaktisch zu behandeln. Weiterhin sollen den betroffenen Frauen Auskünfte über den wahrscheinlichen weiteren Verlauf ihrer Erkrankung gegeben werden, wie hoch das Rezidivrisiko nach weiteren Entbindungen ist und wie die Prognose insgesamt einzuschätzen ist. Um diese Fragen zu beantworten wurden in der vorliegenden Arbeit verschiedene Faktoren hinsichtlich ihres Einflusses auf das Auftreten und den Verlauf von pppE untersucht. Dazu wurden alle Patientinnen, die im Zeitraum von 1987- 2000 in der psychiatrischen Universitätsklinik der FU Berlin im Rahmen des Rooming-In-Angebots behandelt wurden, nachuntersucht. Einerseits wurden durch Akteneinsicht Einflussfaktoren auf das Auftreten von pppE untersucht, zur Klärung des Langzeitverlaufes wurde andererseits eine katamnestische Untersuchung durchgeführt. Um Aussagen zum momentanen Befinden machen zu können, wurde der Selbstbeurteilungstest BDI durchgeführt. Weiterhin wurden alle Frauen nach ihrer persönlichen Meinung zum Rooming-In befragt. 4.1 Zur Erkrankung 4.1.1 Diagnosen Die Entlassungsdiagnosen der untersuchten Gruppe von Patientinnen wies folgende Häufigkeitsverteilung auf: 41,8 % schizophrene und wahnhafte Störungen (F20=16,4%, F23=9,0%, F25=16,4%), 43,3 % affektive Störungen (F31=4,5%, F32=13,4%, F33=25,4%), 3,0 % Angst- und Zwangserkrankungen (F41=1,5%, F42=1,5%) und 4,5% anderes (F43=3,0%, F44=1,5%). 5 Frauen (7,5%) litten im Rahmen einer Persönlichkeitsstörung an depressiver bzw. Angstsymptomatik. Diese Zahlen sind schwer mit anderen Untersuchungen zu vergleichen, da je nach Einschlusskriterien (zeitlich, diagnostisch, Behandlungs-Art) ein anderes Patientenkollektiv entsteht. So findet sich z.B. bei engen zeitlichen Einschlusskriterien ein relativ hoher Anteil 47 von schizophrenen bzw. schizoaffektiven Erkrankungen, wohingegen sich der Anteil der affektiven Erkrankungen mit zunehmender Dauer der Postpartum-Periode erhöht. (Klompenhouwer & van Hulst, 1991; Meltzer& Kumar, 1985) Auch bei stationärer im Vergleich zu ambulanter Behandlung verändert sich die Diagnosenverteilung zugunsten der schizophrenen und wahnhaften Störungen, da viele affektiv erkrankte Frauen ambulant behandelt werden können. Schließlich wurden in einer kanadischen Studie Unterschiede bezüglich des Diagnosenspektrums von Rooming- In- Patientinnen gegenüber NichtRooming- In- Patientinnen aufgezeigt. Dabei gab es in der Nicht-R.-I.- Gruppe einen großen Anteil von Frauen mit Persönlichkeitsstörungen und Alkohol-, bzw. Drogenabhängigkeit, die in der R.-I.- Gruppe nicht vorkamen, dafür wurden alle Frauen mit affektiven Störungen im Rahmen des R.-I. behandelt (Stewart, 1989). Unsere Ergebnisse, die sowohl in der Querschnitts - wie auch in der Längsschnittsdiagnose ergeben, dass etwa die Hälfte der untersuchten Frauen an einer affektiven Störung und etwas über ein Drittel an schizophrenen und wahnhaften Störungen litt, stimmen in etwa mit anderen Studien überein, die Häufigkeiten von 44-69% für affektive Störungen und 27-45% für schizophrene und schizoaffektive Störungen erbrachten (Da Silva & Johnstone, 1981; Protheroe, 1969; Stewart, 1989). 4.1.2 Aufenthaltsdauer und Behandlung Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei unseren Patientinnen betrug 11,4 Wochen, dabei blieben Frauen mit affektiven Erkrankungen im Durchschnitt deutlich länger stationär (88,9 d) als schizophren oder schizoaffektiv erkrankte Frauen (68,0 d). Dies liegt etwas über der mittleren Aufenthaltsdauer von anderen R.-I.- Studien: 8,9 Wochen (Kumar et al.,1995) oder 7,9 Wochen (Buist et al., 1990). Auch in einer deutschen Studie von 1996 wird von einer mittleren Aufenthaltsdauer von 8,8 Wochen berichtet (Freyberger et al., 1996). Dieser Unterschied kann in der Tatsache begründet sein, dass an unserer Klinik zur Überprüfung der Belastbarkeit der Patientin und deren schrittweiser Eingewöhnung an die neue Situation gegen Ende des Aufenthaltes zunehmend Nacht- und Wochenendurlaube durchgeführt werden, während andere Städte, hauptsächlich in England, über ein gut ausgebautes Nachsorgekonzept verfügen (Brockington, 1996). Der Unterschied kann nicht durch eine 48 unterschiedliche Diagnosenverteilung begründetet werden, da diesbezüglich kein Unterschied besteht. Die Patientinnen wurden syndromabhängig mit Antidepressiva, Neuroleptika Phasenprophylaxe oder aus einer Kombination daraus behandelt. Phasenprophylaxe, Lithium oder Carbamazepin, wurde insgesamt- allein oder in Kombination- 17 Frauen verschrieben, 12 davon waren affektiv erkrankt, 4 litten an einer wahnhaften Störung und eine an einer Angststörung. Carbamazepin das eine relativ neue Indikation als Phasenprophylaktikum besitzt, wurde in anderen Studien zur Therapie pppE bisher nicht erwähnt, sonst entspricht unsere Therapie der anderer großer Studien (Kumar et al., 1995). 4.2 Diskussion der Risikofaktoren 4.2.1 Positive psychiatrische Eigenanamnese/Familienanamnese Wie in den meisten anderen Studien auch, zeigt sich, dass Frauen mit positiver psychiatrischer Eigenanamnese und Familienanamnese ein höheres Risiko aufweisen, postpartal zu erkranken (O`Hara, 1986; Meltzer & Kumar, 1985; Davidson & Robertson, 1985; Appleby et al., 1993; Watson et al., 1984). In unserer Studie waren 73,1% schon mindestens einmal vorher psychisch erkrankt gewesen, was deutlich über den Raten der oben erwähnten Autoren liegt: Davidson: 28%; Meltzer & Kumar: 40%. Dieser Unterschied mag in den Einschlusskriterien für die Diagnosestellung einer früheren Episode liegen, so zählen einige Autoren nur die stationär behandelten Episoden, während wir alle von den Patientinnen angegebenen und als psychiatrische Erkrankung geschilderten Episoden zählten. Durch intensives Nachfragen nach erkrankten Familienmitgliedern der Katamnesestichprobe konnte eine sehr ausführliche Familienanamnese aufgestellt werden. Es soll hier deshalb auch nur die Katamnesestichprobe diskutiert werden. Zählt man Familienangehörige 1.Grades (Eltern und Geschwister), so ergibt sich eine positive Familienanamnese bei 16% der Patientinnen, zählt man die 2. (Tanten, Onkel, Großeltern) und 3. (Cousinen und Cousins) Grades dazu, kommen wir auf 74%. Die je nach Autor variierenden diagnostischen Kriterien und Untersuchungsmethoden für psychisch erkrankte Angehörige erschweren den Vergleich der einzelnen Studien. In den Untersuchungen von Schöpf (1992) und Protheroe (1969) musste eine Erkrankung eines Verwandten mindestens teilweise invalidisierende Folgen 49 haben, bzw. stationär oder ambulant psychiatrisch behandelt werden, was dementsprechend niedrigere Morbiditätsrisiken hervorbringt: 11% bzw. 11,7%, während Dean et al. (1989) eine weitere Definition verwendeten und so zu einem höheren Morbiditätsrisiko von 50% gelangten. Häufig bleiben aber psychiatrische Erkrankungen –insbesondere Suchterkrankungen- wegen des Stigmas der Psychiatrie unbehandelt und unerwähnt, den Familienmitgliedern aber nicht verborgen, deshalb wurde in der vorliegenden Arbeit jedes von den Patientinnen berichtete Auftreten psychischer Erkrankungen berücksichtigt und den verschiedenen diagnostischen Gruppen zugeteilt. Um weitere Informationen zu erhalten, wurde in der vorliegenden Arbeit exakt nach Verwandten bis zum dritten Grad und deren eventuellen psychiatrischen Erkrankungen gefragt. Der Vergleich mit Verwandten einer Kontrollgruppe nicht puerperal erkrankter Frauen wurde in der Literatur mehrfach angestellt, man kam allerdings zu unterschiedlichen Ergebnissen: Protheroe (1969) und Platz & Kendell (1987) fanden keinen Unterschied zwischen der Anzahl Angehöriger ausschließlich puerperal erkrankter und nicht puerperal erkrankter Frauen, während Schöpf et al. (1985) ein niedrigeres Morbiditätsrisiko für die Angehörigen ersten Grades der rein puerperal erkrankte Gruppe fand (2% zu 15,2%). Dean et al.(1989) dagegen fand ein höheres Morbiditätsrisiko für die Angehörigen der puerperalen Gruppe (50% zu 30%). Die Mehrheit der Autoren geht aber davon aus, dass sich die puerperal erkrankten Frauen bezüglich Eigen- und Familienanamnese nicht von nicht- puerperal erkrankten Frauen der gleichen Diagnose unterscheiden. Der Anteil der positiven Eigen –und Familienanamnese liegt aber deutlich über der der Gesamtbevölkerung und kann somit als Risikofaktor angesehen werden (O`Hara, 1986; Bernazzani et al., 1997; Jones & Craddock, 2001). 4.2.2 Gynäkologische Anamnese Über ein Drittel der Frauen gab an, schon in der Schwangerschaft an psychischen Problemen gelitten zu haben, wobei es sich in der Mehrheit um affektive Störungen handelte. Die Symptome traten bei über der Hälfte der Frauen schon im ersten Trimenon auf und hielten bis zur Entbindung an. Dies unterstützt die Aussage von anderen Autoren, nämlich dass psychiatrische Erkrankungen in der Schwangerschaft ein Risikofaktor für eine postpartale Exazerbation darstellen (Bernazzani et al., 1997; O`Hara & Swain, 1996; O`Hara et al., 1991). 50 Ein komplizierter Geburtsverlauf als Risikofaktor für eine pppE wird in der Literatur unterschiedlich diskutiert. Alle Mütter erfahren die Belastung der Geburt, jedoch gibt es sicherlich stärker belastende Geburtskomplikationen (z.B. HELLP-Syndrom, signifikante Blutungen). So fanden einige Autoren Zusammenhänge zwischen Geburtskomplikationen und dem Auftreten einer pppE: O`Hara & Swain (1996) fanden in ihrer Meta-Analyse in 13 Studien eine signifikante Aussage dahingehend, dass Geburtskomplikationen als Risikofaktoren für spätere pppE gelten. Dabei fanden sie eine stärkere Korrelation bei Studien, die Selbstbeurteilungstests einsetzten im Vergleich mit Studien, die (semi)strukturierte Interviews einsetzten. Auch spielte die Länge der untersuchten Zeit eine Rolle, in dem Sinne, dass Studien, welche den psychiatrischen Zustand der Mutter postpartal über einen längeren Zeitraum als die vergangenen 2 Wochen beurteilten, keine signifikante Korrelation zu Geburtskomplikationen erbrachten. Kumar & Robeson (1984) fanden in der Frühgeburtlichkeit einen Risikofaktor für pppE. Sie untersuchten 119 erstgebärende Frauen in festen Partnerschaften sowohl präpartal als auch 12, 52 Wochen und 4 Jahre postpartal mittels semistrukturierten Interviews. Die Studie von Kendell et al. (1981) erbrachte einen Zusammenhang zwischen der Sectio caesarea und pppE und O`Hara et al. (1984) fand in seiner prospektiven Arbeit von 99 Frauen pathologische BDI-Werte 9 Wochen postpartal bei signifikant mehr Frauen mit Geburtskomplikationen (eingeschlossen: Präeklampsie, signifikante Blutungen, Fieber während des Geburtsverlaufs, Meconium im Fruchtwasser, verzögertes fetales Wachstum). Andere hingegen fanden keine Korrelationen in dieser Hinsicht, was zum Teil auf die Einschlusskriterien und die Stichprobengrösse zurückgeführt werden kann: Kumar et al. (1995) untersuchten den Geburtsverlauf von 100 Frauen, die postpartal auf einer psychiatrischen Rooming-In-Station aufgenommen wurden, diese Gruppe unterscheidet sich natürlich in der Schwere der Symptomatik deutlich von den zuhause untersuchten Frauen der anderen Studien. Warner et al. (1996) untersuchte eine sehr große Stichprobe von 2375 Frauen 6-8 Wochen postpartal. Auch nutzte er neben einem Interview die Edingburgh Postnatal Depression Scale (EPDS), welche als Selbstbeurteilungsskala speziell für postpartale Depressionen entwickelt wurde und somit eventuell sensitiver als der Beck`s Depression Index ist. O`Hara et al. (1983) schließlich nutzte zur Beurteilung des Geburtsverlaufes eine recht grobe 3-Punkte-Skala, was im Vergleich zu den anderen 51 Untersuchungen nicht so differenzierte Ergebnisse erbringen kann. Auch hatte er eine sehr kleine Stichprobe von 30 Frauen. Drei Autoren beschrieben sogar ein vermindertes Auftreten von pppE nach Geburtskomplikationen, was nach Ansicht von O`Hara et al. (1982), Pitt (1968) und Paykel et al. (1980) dadurch erklärt werden könnte, dass diesen Frauen eine intensivere medizinische Aufmerksamkeit postpartal zukommt. In unserer Studie fanden sich 13 Frauen (19,4%), die per Kaiserschnitt entbanden. Diese Rate ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung leicht erhöht (Sektiorate in Westberlin zwischen 1975 und 1989: 11,9%; Remy et al., 1993). Bei 7 von diesen Frauen musste allerdings eine Notfallsektio durchgeführt werden, was deutlich über dem Erwartungsbereich liegt. Auch Boyce und Todd (1992) fanden in ihrer Untersuchung ein erhöhtes Risiko für Frauen, bei denen eine Notfallsektio durchgeführt werden musste, postpartal psychiatrisch zu erkranken. Dieser Befund könnte dafür sprechen, dass es sich bei pppE gelegentlich auch um eine Posttraumatische Belastungsstörung handeln kann. So kann die -traumatisch erlebte- Geburt selbst als dramatisches Ereignis oder negatives life-event angesehen werden (auf dem Boden einer entsprechenden Persönlichkeitsstruktur oder psychischen Vulnerabilität). Die meisten pppE traten nach der ersten Entbindung auf (n=52, 77,6%), was mit den Befunden (75% bzw. 58% bzw. 61%) anderer Autoren übereinstimmt (Rhode & Marneros, 1993; Agrawall et al., 1997; Arentsen, 1968). In unserer Gruppe kamen aber auch Erkrankungen erst nach der 2., 3. und 4. Entbindung vor, die sich hinsichtlich der Diagnosen nicht von denen der Primiparae unterschieden. Rechnet man die Zweitgebärenden, die schon nach der ersten Entbindung an einer pppE litten dazu, so traten bei 57 Frauen (85,1%) die pppE nach der ersten Entbindung auf. Bei 5 Frauen war es der 2. Fall einer pppE, 2 von diesen erkrankten ausschließlich postpartal, während 3 auch noch unabhängig von Schwangerschaft und Wochenbett erkrankten. 4.2.3 Soziodemografische Daten In der Literatur werden sehr unterschiedliche Angaben zum Einfluss soziodemografischer Faktoren gemacht. Einige Autoren sehen signifikante Korrelationen zu negativen Lebensereignissen in der Schwangerschaft und dem Puerperium (Cutrona, 1984; RighettiVeltema et al., 1998), andere zu Ausmaß und Güte der sozialen Unterstützung (O`Hara, 1986; 52 Cutrona, 1984), andere sehen den Familienstand oder die Qualität der Partnerbeziehung als Risikofaktor an (Lane et al.,1997; Marks et al., 1996) und wieder andere halten Frauen mit niedriger Bildung als besonders gefährdet (O`Hara, 1986; Bernazzani et al., 1997). Unsere Stichprobe enthält einen überdurchschnittlich großen Anteil an höher gebildeten Frauen (46,3% Abitur, 20,9% abgeschlossenes Hochschulstudium). Es wäre aber nicht korrekt, von diesen Zahlen darauf zu schließen, dass eine höhere Bildung einen Risikofaktor darstellt, da es sich bei der untersuchten Gruppe um eine selektierte Stichprobe handeln könnte. Die Klinik ist zum einen eine Universitätsklinik mit spezifischer Patientenselektion, zum anderen setzten sich Frauen oder deren Angehörige aus anderen Bezirken oder sogar Bundesländern aktiv dafür ein, auf der Rooming-In Station aufgenommen zu werden. Das Wissen von dieser Einrichtung und das Durchsetzen der Ziele sind vielleicht bei Frauen mit höherem Bildungsstand mehr vertreten. Die Rate von 13,4% alleinstehender Mütter in unserer Stichprobe ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (1991: 13,3%, 1999: 17,8%) nicht erhöht. Bei diesen Angaben vom Statistischen Bundesamt liegt allerdings eine statistische Ungenauigkeit vor, in dem Sinne, dass Alleinerziehende, die Partner einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft sind, in den Prozentangaben enthalten sind. Es handelt sich also bei unserer Stichprobe doch um eine eher hohe Zahl alleinstehender Mütter. Auch andere Autoren sehen den „Single-Status“ als Risikofaktor für die Entwicklung einer pppE an (Lane et al., 1997). Dies könnte dadurch begründet werden, dass diese Frauen zum großen Teil schon vorher erkrankt waren, der Familienstand also eher Folge der Erkrankung als Auslöser dafür ist. Als andere Erklärung kann die geringere emotionale und soziale Unterstützung dieser Frauen gelten. Weitere untersuchte demografische Daten wie Alter, Geschlecht des Kindes, berufliche Tätigkeit stimmen im Wesentlichen mit Stichproben anderer Autoren überein und geben keinen weiteren Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang zum Auftreten der pppE. 4.3 Katamnese Von den insgesamt 67 Patientinnen, welche im Rahmen des Rooming-In behandelt wurden, konnten 50 Frauen nachuntersucht werden. Bei der Diagnosenverteilung war auffällig, dass fast die Hälfte der Frauen in der Drop-Out-Gruppe an einer Schizophrenie litt, während es in der Katamnesestichprobe nur 10% waren. Dies kann einerseits auf den in der Literatur oft 53 beschriebenen schlechteren Ausgang von schizophrenen Erkrankungen und somit auf den schlechteren Zustand der betroffenen Frauen zurückgeführt werden (Stewart, 1989; Terp et al., 1999). Andererseits kann dafür aber auch der höhere Ablehnungsgrad schizophrener Patienten im Vergleich zu depressiven Patienten an wissenschaftlichen Untersuchungen teilzunehmen verantwortlich gemacht werden. Unsere Katamnesedauer von durchschnittlich 4,9 Jahren entspricht der vieler anderer Studien (4,5 Jahre, bzw. 1-6 Jahre) (Philipps & O`Hara, 1991; Da Silva & Johnstone, 1981). Andere Studien (Protheroe, 1969; Rhode, 1993) haben jedoch eine wesentlich längere Katamnesedauer von durchschnittlich über 20 Jahren. Es zeigt sich aber, dass die Rezidivrate bei den meisten Untersuchungen zwischen 50 und 70% liegt (Davidson & Robertson, 1985; Rhode, 1993; Bell et al., 1994; Protheroe, 1969). In unserer Untersuchung liegt sie bei 56%. Zu erwarten wäre eine höhere Rezidivrate bei längerer Katamnesedauer. 4.3.1 Diskussion des Verlaufs Wichtig für die Beratung und Aufklärung der betroffenen Patientinnen ist es, eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit von Remanifestationen machen zu können. Dabei ist einerseits das Auftreten von Rezidiven insgesamt von Interesse, andererseits das von Rezidiven nach weiteren Entbindungen. Es stellte sich für uns jetzt die Frage, welche Faktoren Einfluss auf den Verlauf nehmen. Dazu haben wir zunächst alle untersuchten Faktoren einer univariaten Analyse unterzogen und danach eine stufenweise Diskriminanzanalyse durchgeführt. Dabei war die abhängige Variable zunächst das Auftreten von Rezidiven. Von den 50 nachuntersuchten Frauen kam es bei 56 % nach einer durchschnittlichen Katamnesedauer von 4,9 Jahren (Minimum 1 J., Maximum 14 J.) mindestens einmal zu einem Rezidiv. Dabei erkrankten 20% noch einmal, 16% noch zweimal und 12% mehr als zweimal. 4 Frauen blieben chronisch krank. Signifikante Ergebnisse: Nach der vorwärts und rückwärts durchgeführten schrittweisen Diskriminanzanalyse zeigten sich als signifikant mit dem Auftreten von stationären Rezidiven korrelierend folgende Faktoren: Frauen, die an einer schizophrenen oder wahnhaftes Störung erkrankt waren, 54 erlitten häufiger Rezidive als Frauen mit der Diagnose einer affektiven- oder einer Angststörung. Weiterhin beeinflusst auch der Familienstand das Auftreten von Rezidiven, das bedeutet, verheiratete bzw. in einer festen Beziehung lebende Frauen erleiden weniger häufig ein Rezidiv als alleinstehende Frauen. Dies kann auf die fehlende soziale und emotionale Unterstützung wie auch auf die größeren Anforderungen an diese Frauen zurückgeführt werden. Außerdem kann die Tatsache, dass die Frau in einer festen Beziehung lebt, eventuell auf eine stabilere prämorbide Persönlichkeit hinweisen. Damit zusammen hängt wohl auch der Einfluss der Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind, in dem Sinne, dass Frauen, die angaben, die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind sei nicht gleich gut, ein erhöhtes Rezidivrisiko aufwiesen. Zählt man die ambulant wie stationär behandelten Rezidive, so erweisen sich als signifikant Einfluss nehmend: die Berufsausbildung, dabei zeigte sich, dass ein abgeschlossenes Hochschulstudium negativ mit dem Auftreten von Rezidiven korreliert. Dies könnte damit erklärt werden, dass diese Frauen eine bessere Compliance aufweisen oder auch dadurch, dass die Frauen, die schon ein Hochschulstudium abgeschlossen haben, keine sehr schweren Vorerkrankungen haben konnten. Auch die Aussage, dass die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind nicht gleichgut ist, korreliert signifikant mit dem Auftreten von Rezidiven. Zu dieser Aussage kamen wohl am ehesten alleinstehende Frauen oder Frauen mit Partnerschaftsproblemen, so dass auch hier die fehlende emotionale und soziale Unterstützung verantwortlich gemacht werden kann. Bisher wurde der detaillierten Betrachtung der einzelnen Diagnosegruppen hinsichtlich ihres Verlaufes nicht viel Beachtung geschenkt. In unserer Untersuchung kam es zu keinen signifikanten Unterschieden in Hinsicht auf die Rezidivrate der einzelnen Diagnosegruppen, dennoch kann man Tendenzen aufzeigen, auch wenn man bei der geringen Fallzahl keine definitive Aussage machen kann. Auffallend ist, dass 81,8% der schizoaffektiv erkrankten Frauen ein Rezidiv erlitten und 80,0% der schizophren erkrankten Frauen. Für die anderen Diagnosen besteht ein Rezidivrisiko von 66,7 % für bipolar affektive Erkrankungen, von 45,0 % für unipolare Depressionen und von 20,0% für akute polymorph psychotische Störungen. 2 von den 4 nachuntersuchten Frauen mit Persönlichkeitsstörungen entwickelten im Katamnesezeitraum ein depressives Rezidiv. 55 Davidson & Robertson (1985), wie auch Terp et al. (1999) fanden die höchste Rate an Rezidiven bei der schizophren erkrankten Gruppe (85%, bzw. 98%). Auch die Untersuchungen von Protheroe (1969) und Da Silva & Johnstone (1981) ergaben einen schlechteren Ausgang der Erkrankung schizophrener Mütter im Vergleich zu affektiv Erkrankten (66% zu 14%, bzw. 83,3% zu 30%). Dagegen ergaben Untersuchungen von anderen Autoren das Ergebnis, dass bipolar affektive Wochenbetterkrankungen verglichen mit schizophrenen oder schizoaffektiven Wochenbetterkrankungen bezüglich der Rezidivrate einen eher ungünstigen Verlauf haben: 25% bis100% im Vergleich zu 13,3% bis 67,9% (Rhode, 1993; Schöpf et al., 1984; Arentsen, 1968; Martin, 1958). Diese Unterschiede lassen sich einerseits durch verschiedene Einschlusskriterien erklären, so zählten Terp et al. nur die stationär behandelten Rezidive, was sicherlich zu einer Überrepräsentation von schizophrenen Rezidiven führte. Bei der Langzeit-Studie (1927-1961) von Protheroe waren zum Katamnesezeitpunkt bereits 16,4% der Patientinnen verstorben, 10,5% schon während der Index-Hospitalisierung, ihr Krankheitsverlauf konnte somit nicht weiter verfolgt werden. Auch muss gesagt werden, dass mit dem Fortschritt der therapeutischen Möglichkeiten in den neueren Studien ein anderes Ergebnis zu erwarten ist. Auch muss der unterschiedlich langen Katamnesedauer von 1-6 Jahren (Da Silva & Johnstone, 1981) bis zu 2-35 Jahren (Protheroe, 1969) oder durchschnittlich 25,6 Jahren (Rohde, 1993) Rechnung getragen werden. Der Vergleich von Patientinnen mit Erstmanifestation im Wochenbett mit Patientinnen mit schon vorher aufgetretenen Episoden psychischer Erkrankungen ergab bei uns keinen signifikanten Unterschied in der Rezidivhäufigkeit, während die meisten anderen Studien eine deutlich erhöhte Rezidivrate bei der schon vorher nicht-puerperal erkrankten Gruppe fand (Bell et al., 1994; Dean et al, 1989). Bei größeren Fallzahlen der einzelnen diagnostischen Untergruppen und einer längeren Katamnesedauer in unserer Untersuchung wäre ein signifikanter Unterschied wohl auch zu erwarten gewesen. Von den 11 Frauen, die nach der Indexentbindung erneut schwanger wurden, entbanden 5 erneut jeweils einmal. Von diesen erkrankten 2 (40%) postpartal erneut. Das puerperale Rezidivrisiko liegt also bei 1:2,5. Zählt man die 14 Frauen dazu, die vor der Indexerkrankung insgesamt 19 mal entbanden und von denen 5 puerperal erkrankten, so ist die Relation 1:3,4. Diese Zahlen sind vergleichbar mit Angaben aus der Literatur, bei denen das puerperale 56 Rezidivrisiko mit 1:5 bis 1:3 veranschlagt wird (Davidson & Robertson, 1985; Wilson et al., 1972; Protheroe, 1969). Die Diagnosen der Frauen, die wiederholt im Wochenbett erkrankten setzen sich wie folgt zusammen: eine Frau mit der Diagnose Schizophrenie, zwei Frauen mit der Diagnose akute vorübergehende psychotische Störung, 2 Frauen hatten die Diagnose einer schizoaffektiven Störung und zwei Frauen litten an einer rezidivierenden Depression. Auf Grund dieser Ergebnisse kann gesagt werden, dass Frauen mit pppE nicht generell von weiteren Schwangerschaften abzuraten ist. Es besteht zwar ein erhöhtes Risiko wieder zu erkranken, jedoch muss gesagt werden, dass dieses Risiko auch unabhängig von Schwangerschaften und Geburten besteht (Arentsen, 1968). Insbesondere muss auf das spezifische Risiko der einzelnen Diagnosen eingegangen werden. Bei uns lässt sich aufgrund der geringen Fallzahl keine definitive Aussage machen, unter Berücksichtigung der Literatur kann jedoch gesagt werden, dass das Rezidivrisiko einer bipolar affektiv oder schizophren erkrankten Frau wesentlich höher als das der unipolar affektiv erkrankten Frau (Schöpf, 1992; Dean et al., 1989; Arentsen, 1968; Davidson & Robertson, 1985). Wichtiger ist, dass die Frau auf ihr erhöhtes Risiko hingewiesen wird und eventuell prophylaktisch in Schwangerschaft und im Anschluss an die Geburt psychiatrisch betreut und behandelt wird. 4.4 Vergleich des Verlaufs von Rooming-In-Patientinnen mit dem von NichtRooming-In-Patientinnen Zur Beantwortung der Frage, ob das Rooming-In einen positiven Effekt auf den Verlauf und die Prognose der Erkrankung hat, wäre ein direkter Vergleich mit einer Kontrollgruppe postpartal erkrankter Frauen, die nicht im Rahmen des Rooming-Ins behandelt wurden, angebracht gewesen. Dies war aber aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Da pppE weder nach ICD-10 noch nach DSM-4 separat verschlüsselt werden, war es uns nicht möglich, aus den Krankenhausregistern eine entsprechende Kontrollgruppe zu rekrutieren. Deshalb haben wir unsere Daten zum Verlauf und Ausgang der Erkrankung mit Daten aus der Literatur verglichen. Zum Vergleich muss man allerdings wieder die unterschiedlichen zeitlichen Einschlusskriterien beachten. 57 Bei einer durchschnittlichen Katamnesedauer von 4,9 Jahren haben unsere –im Rooming-In behandelten- Frauen ein etwas niedrigeres Rezidivrisiko im Vergleich mit Studien ähnlicher Katamnesedauer ohne Rooming-In (Philipps & O`Hara, 1991; Da Silva & Johnstone, 1981). Baker et al. (1961) führten einen Vergleich von schizophrenen Müttern mit Rooming-In und schizophrenen Müttern ohne Rooming-In durch und kamen zu dem Ergebnis, dass die Rooming-In- Gruppe eine niedrigere Rezidivrate, einen kürzeren Krankenhausaufenthalt und eine bessere Mutter-Kind-Beziehung bei der Nachuntersuchung aufwies. 58 5 Zusammenfassung Ziel der Arbeit war es, diejenigen Frauen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko aufweisen, nach der Entbindung psychisch zu erkranken. Mit dem Wissen um Risikofaktoren kann diesen Frauen durch rechtzeitige Diagnosenstellung und eventuell prophylaktischer Therapie geholfen werden. PppE sind kein seltenes Ereignis, jedoch spielen sie im Bewusstsein der Bevölkerung noch immer keine große Rolle. Im Gegenteil, oft werden sie lange übersehen und bleiben deshalb unbehandelt. Bei einem Grossteil der Bevölkerung ist es ja zum Glück ein freudiges Ereignis, Mutter zu werden, deshalb ist es aber um so schwerer für die Frauen, die krankheitsbedingt ihrem Kind nicht so viel Liebe und Freude entgegen bringen können, von sich aus Hilfe zu suchen. Tatsache ist aber, dass die meisten Frauen während der Schwangerschaft, Geburt und postpartal häufige Kontakte zum Gesundheitssystem haben und dort durch die Zusammenarbeit von Gynäkologen und Psychiatern im Falle einer psychiatrischen Erkrankung rechtzeitig identifiziert und behandelt werden könnten. Weiterhin ist es wichtig, den betroffenen Frauen Informationen über die Prognose ihrer Erkrankung geben zu können. Insbesondere die Beratung bezüglich weiterer Entbindungen ist von großer Bedeutung. In dieser Untersuchung wurden alle Frauen, die im Zeitraum von 1986 bis 2000 stationär an der Psychiatrischen Klinik der FU Berlin im Rahmen des Rooming-In behandelt wurden, nachuntersucht. Diese Frauen erkrankten im Laufe eines Jahres nach der Entbindung an einer psychiatrischen Erkrankung. Einerseits wurden die Akten der betroffenen Frauen eingesehen, andererseits wurden 50 von ihnen persönlich nachuntersucht (siehe Fallbeschreibungen S. 66 ff). Als stärkster Risikofaktor für die Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung erwies sich bei der Gesamtgruppe von n= 67 Frauen die psychiatrische Eigen- und Familienanamnese. 73,1% der Frauen waren vor der Index-Erkrankung schon mindestens einmal psychiatrisch erkrankt; 68,7% wiesen eine positive Familienanamnese auf. Als Verlaufsparameter wurden zunächst alle Rezidive beobachtet und weiterhin nur die stationären Rezidive. Insgesamt traten bei 56% der nachuntersuchten Frauen Rezidive auf. 59 Es zeigte sich, dass die Ausbildung und die Beziehung zum Kind die am stärksten Einfluss nehmenden Faktoren sind. Das heißt, Frauen mit abgeschlossenem Hochschulstudium und Frauen, die angaben, dass die Beziehung zwischen Mutter, Vater und Kind gleich gut sei, haben ein signifikant niedrigeres Rezidivrisiko. Zählt man nur die stationär behandelten Rezidive, so erhält man als Einfluss nehmende Faktoren die Diagnosegruppe und den Familienstand. Das bedeutet, schizophrene und wahnhafte Störungen, sowie alleinstehende Mütter haben ein signifikant höheres Rezidivrisiko. In dieser Untersuchung konnte das Risiko, nach einer weiteren Entbindung erneut psychiatrisch zu erkranken mit 1:3,4 berechnet werden. Aus diesem Verhältnis wird klar, dass man den betroffenen Frauen nicht generell von weiteren Schwangerschaften abraten kann. Vielmehr muss man sie über ihr Risiko - Diagnosen-spezifisch und individuell - informieren und sie eventuell in der Schwangerschaft und nach der Entbindung prophylaktisch psychiatrisch betreuen. 60 6 Literaturverzeichnis 1. Agrawal P., Bhatia M.S., Malik S.C. (1997): Postpartum Psychosis: A Clinical Study, International Journal of Social Psychiatry 43 (3):217-222 2. American Psychiatric Association 81994): Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 4th Edition, APA, Washington 3. Appleby L., Gregoire A., Platz C., Prince M., Kumar R. (1993): Screening women for high risk of postnatal depression, J. of Psychosomatic Res. 38(6):539-545 4. Arentsen K. (1968): Postpartum Psychoses. With particular reference to the prognosis, Dan Med Bull 15:97-100 5. Aschaffenburg G. 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Im Jahr zuvor hatte sie eine Frühgeburt, das Kind starb nach 6 Tagen. Daraufhin entwickelte die Patientin eine psychotische Wahrnehmung, sie glaubte, sie sei noch immer schwanger, spürte das Kind in ihrem Bauch, einige Wochen später glaubte sie, entbunden werden zu müssen. Sie wurde sofort nach dem Tod des Kindes stationär im St. Josephs Krankenhaus mit der Diagnose einer Wochenbett-Psychose aufgenommen. Dort wurde sie mit Haloperidol und Amitryptilin behandelt. 4 Tage nach der Indexentbindung erkrankte sie erneut. Sie glaubte, ihr Kind sei tot, war zeitlich nicht orientiert, wähnte sich im Jahr zuvor. Sie hatte sowohl Körper- als auch akustische Halluzinationen, so fühlte sie ihr totes Kind im Bauch und hörte Stimmen, die ihr sagten, ihr Sohn sei tot. Sie wurde zunächst auf der geschlossenen Station aufgenommen, das Kind kam in eine Pflegefamilie. Nach 2 Monaten konnte sie zusammen mit ihrem Sohn auf die offene Station verlegt werden. Dort benötigte sie zunächst noch viel Hilfe vom Pflegepersonal und war auch bei der Entlassung nach 4 Monaten noch recht unsicher bei der Versorgung ihres Sohnes. Ihr wurde für 6 Monate eine Familienhilfe zugewiesen, außerdem wurde sie aufgrund ihrer psychiatrischen Erkrankung berentet. Zum Katamnesezeitpunkt, 4 Jahre nach Klinikentlassung, lebt die 30-jährige allein mit ihrem etwas entwicklungsverzögertem Kind und kommt mit dessen Versorgung gut zurecht. Sie ist ambulant bei einem Nervenarzt in Behandlung und nimmt ein atypisches Neuroleptikum ein. Sie hat kein weiteres Rezidiv entwickelt. Tagsüber, wenn ihr Sohn im Kindergarten ist, nimmt sie am Tagesprogramm der Sozialstation teil. 2. Fallbeschreibung F25, Schizoaffektive Psychose Eine 33jährige, mit einem Marokkaner verheiratete Hausfrau entwickelte 5 Tage nach der Geburt ihres 2. Sohnes eine schwere Angstsymptomatik. Sie war sicher, bald sterben zu müssen und dass ihr älterer 5-jähriger Sohn schon tot sei. Sie war affektlabil, kümmerte sich nicht um ihren neugeborenen Sohn und verweigerte jegliche Medikamenteneinnahme aus Angst, vergiftet zu werden. Sie wurde von ihrem Ehemann zur Aufnahme gebracht. Bei der Frau waren bereits 3 Episoden einer schizoaffektiven Erkrankung bekannt. Die erste trat mit 26 Jahren nach der Entbindung per Sektio von ihrem ersten Sohn auf. Auch damals stand die Angst um ihr Leben und das ihres Sohnes im Vordergrund. Es wurde eine Wochenbett-Psychose diagnostiziert und von weiteren Schwangerschaften abgeraten. 67 2 Jahre blieb sie beschwerdefrei, dann folgten 2 Episoden, beide mit dem aktuellen Problem, dass sie sich ein 2. Kind wünschte, die Ärzte aber von einer weiteren Schwangerschaft abrieten. Sie war, trotz negativen Tests, sicher, schwanger zu sein, die Schwangerschaft sei wahrscheinlich durch Zublinzeln eines fremden Mannes entstanden. Außerdem entwickelte sie ihrem Mann gegenüber eine starke Eifersucht, sie verdächtigte ihn, sie mit seiner Exfreundin zu betrügen. Alle Episoden klangen nach einer Haldol- bzw. Taxilan- Medikation relativ rasch ab. Nachdem sie 3 Jahre später gegen ärztlichen Rat wieder schwanger wurde und entband, erkrankte sie an ihrer 4. Episode (Indexepisode). Dieses Mal wurde sie mit Neuroleptika und Carbamazepin behandelt. Bei der Nachuntersuchung 8 Jahre nach der letzten Klinikentlassung war sie noch immer rezidivfrei. Sie nahm noch immer Carbamazepin ein, fühlte sich darunter völlig gesund. Sie kam sowohl mit ihren 8 und 12-jährigen Söhnen als auch in ihrer Ehe gut zu Recht. 3. Fallbeschreibung F31 Eine 29-jährige Bankkauffrau bei der seit ihrem 23.Lebensjahr eine bipolar affektive Erkrankung bekannt ist, entwickelte im 6. Schwangerschaftsmonat eine depressive Phase. Seit 6 Jahren traten abwechselnd depressive und manische Episoden von 3 –6 Monaten Dauer auf. Ihr Vater, ihre Mutter und beide Großväter litten an Alkoholabusus, die Großmutter mütterlicherseits an einer Depression. Mit 26 Jahren war die Patientin 4 Wochen in einer psychosomatischen Kur, was eine kurze Verbesserung ihrer damaligen depressiven Phase erbrachte, langfristig aber keinen Einfluss auf ihre bipolare Erkrankung hatte. Zwei Jahre später wurde sie 3 Monate stationär psychiatrisch behandelt, die dort angesetzten Medikamente Dogmatil und Atosil setzte sie wenige Wochen nach Entlassung in einer manischen Phase wieder ab. In dieser Zeit wurde sie nach kurzem Kontakt mit einem ausländischen Musiker schwanger, der davon allerdings nie erfuhr. Die Patientin freute sich über die Schwangerschaft und war- trotz Abraten von Freunden und Verwandten- fest gewillt, sie auszutragen. Die manische Phase wechselte im 6. Schwangerschaftsmonat zu einer depressiven Phase, die nach der komplikationslosen Entbindung noch zunahm. 2 Wochen nach der Entbindung kam es zu konkreten Suizidgedanken und –Plänen, so dass ihre Eltern sie zur Aufnahme auf der Rooming-In-Station überreden konnten. Nach Behandlung mit Saroten ließ die depressive Symptomatik schnell nach, nach 4 Wochen musste es leicht reduziert werden, da die Patientin hypomanische Symptome entwickelte. Zusätzlich wurde sie auf Lithium eingestellt. Nach 7 Wochen konnte sie zusammen mit ihrem Kind nachhause entlassen werden. 4 ½ Jahre nach Entlassung fühlte sie sich 100% gesund. Sie nahm weiterhin das Lithium und hatte das Saroten vor 3 Wochen abgesetzt. Im Katamnesezeitraum kam es zu 2 depressiven Episoden, die durch Behandlung ihres ambulanten Nervenarztes und Heraufsetzen der Saroten-Dosis relativ rasch wieder abklangen. Sie ist sich bewusst, wie wichtig es ist, das Phasenprophylaktikum einzunehmen und wird darin von ihrem Partner, mit dem sie seit 2 ½ Jahren zusammenlebt, unterstützt. Nach 3-jährigem Erziehungsurlaub arbeitet sie wieder 30 Stunden in der Woche in ihrem erlernten Beruf. Die Beziehung zu ihrem Sohn beschreibt sie als sehr innig, mit seiner Versorgung und Erziehung komme sie zusammen mit ihrem Partner gut zurecht. 68 4. Fallbeschreibung: F33 Eine 30-jährige Frau, die sich in Ausbildung zur Krankengymnastin befand, erkrankte 2 Wochen nach der Geburt ihrer gesunden Tochter an einer depressiven Episode. Es handelte sich um eine ungeplante und ungewollte Schwangerschaft, bei deren Austragung die Patientin sich „wie eine Kuh“ fühlte, die ihrem Kind keinerlei Gefühle entgegenbringen könne. Die Patientin wuchs mit einem alkoholkranken Vater auf, der die Familie tyrannisierte, als Kind war sie sehr ängstlich und reagierte auf Stresssituationen oft mit somatischen Beschwerden. Zur ersten Aufnahme in einer psychiatrischen Klinik kam es in ihrem 21. Lebensjahr damals litt sie nach LSD- und Haschischkonsum an einer akuten schizophrenen Episode. Vor der Index-Schwangerschaft hatte sie 4 Schwangerschaften, die sie alle abbrach, da sie sich nicht vorstellen konnte, ein Kind zu erziehen. Kurz vor der Index-Schwangerschaft lernte sie ihren neuen Partner kennen, von dem sie sich erhoffte, mit ihm ein solides Leben zu beginnen, da er sehr zielstrebig war, keine Drogen nahm und ihr Geborgenheit vermittelte. Zur Austragung der Schwangerschaft entschied sie sich auch aus dem Grund, weil sie sich von dem Kind eine Hilfe zur konsequenten Durchführung ihrer neuen soliden Lebensform versprach. 2 Wochen nach der Entbindung setzten erste depressive Symptome ein, sie fühlte sich mit der Versorgung ihres Kindes überfordert, beengt und eingeschränkt. Sie suchte zunächst einen ambulanten Nervenarzt auf, der ihr 7 Monate später zur stationären Aufnahme auf der Rooming-In-Station riet. Dort übernahm das Pflegepersonal zunächst einen großen Teil der Versorgung der 7-Monate alten Tochter, was für die Mutter eine starke Erleichterung bedeutete, da sie nun mehr Zeit hatte, sich um die eigenen Probleme zu kümmern. Sie wurde mit Anafranil behandelt und konnte nach 8 Wochen mit ihrem Kind nachhause entlassen werden. 10 Jahre später meinte sie, dass sie nie wieder ganz gesund wurde, sie habe sich immer in einer gedrückten Stimmungslage gefühlt. 5 Jahre führte sie eine Psychotherapie durch, es kam aber immer wieder zu schwereren depressiven Episoden, die der niedergelassene Nervenarzt zunächst mit Trevilor, später mit Clomipramin und Opipramol behandelte. 9 Jahre nach der Index-Entlassung wurde sie wegen schweren Schlafstörungen, Gewichtsverlust und Suizidgedanken erneut stationär aufgenommen. Dort wurde die neue Diagnose einer Dysthymie und somit einer Double-depression gestellt, als Medikation wurde Zoloft angesetzt. Beim Katamnesegespräch kurz nach Entlassung klagte sie über finanzielle Probleme, da sie seit einiger Zeit arbeitslos war, vom Vater ihrer Tochter hatte sie sich vor 2 Jahren getrennt. Auch die Beziehung zu ihrer Tochter beschrieb sie als nicht besonders gut. Die 10-jährige Tochter litt unter Schlafstörungen und Agoraphobie (konnte nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, hatte in der Schule schon mehrere Ohnmachtsanfälle). Die Patientin fühlt sich verantwortlich für die Probleme ihrer Tochter, hatte aber im Moment nicht genug Antrieb, um eine Therapie für sie zu suchen. 5. Fallbeschreibung F43,1; F60 Eine 33-jährige verheiratete Frau, die als Projektleiterin für digitale Medien arbeitete, entwickelte in der 33. Schwangerschaftswoche eine Präeklampsie und später ein HELLP- 69 Syndrom. Ihr Kind kam mit einem APGAR von 4 per Sektio zur Welt. Die Patientin litt unter starken Nachblutungen, es musste eine Hysterektomie durchgeführt werden, wobei sie 2-mal reanimiert wurde. Sie erwachte erst 6 Tage nach der Entbindung aus dem Koma und litt einige Tage unter akustischen und optischen Halluzinationen. Ihr Kind und sie konnten nach mehreren Wochen gesund aus der Gynäkologie entlassen werden. Sie konnte sich darüber aber nicht freuen, konnte keine Beziehung und Liebe zum Kind entwickeln, litt an Schlafstörungen und Suizidgedanken, die sie mit Alkohol und Cannabis zu verdrängen versuchte. 3 Monate nach der Entlassung suchte sie ambulante Behandlung in der Poliklinik auf. Dort wurde sie mit Notrilen und Taxilan behandelt. 10 Monate nach der Entbindung nahmen die Insuffizienz- und Schuldgefühle wie auch ihre Gefühllosigkeit gegenüber dem Sohn weiter zu und so wurde über die Poliklinik die stationäre Aufnahme vereinbart. Zur psychiatrischen Eigenanamnese ist zu sagen, dass die Patientin unter einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung leidet. Im Alter von 12 Jahren war sie erstmalig wegen eines „Nervenzusammenbruchs“ stationär in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mit 29 Jahren unternahm sie einen Suizidversuch. In der Familie sind mehrere psychiatrische Erkrankungen bekannt, so leidet ihr Vater seit Jahren an einer Depression, ein Bruder ist polyvalent drogenabhängig, die Großmutter väterlicherseits leidet an einer psychotischen Erkrankung und ein Onkel mütterlicherseits ist alkoholabhängig. Bei der Nachuntersuchung 15 Monate nach Entlassung war sie wieder berufstätig, der 2jährige Sohn im Kindergarten. Sie unterzog sich einer Psychoanalyse und wurde weiterhin ambulant in der Poliklinik betreut. Die Medikation bestand aus Sertralin. Wiedererkrankt war sie bisher nicht. 70 8. Fragebogen Krankengeschichte Krankengeschichte Laufende Nummer: Name der Patientin: Geburtstag der Patientin: Aktuelle Adresse Telefon: Datum der Erhebung: ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Diagnose (ICD 10) --------------------------------------------------- 1a.Querschnittdg: --------------------------------------------------- 1b. Längsschnittdg: --------------------------------------------------- Stationärer Aufenthalt Aufnahmedatum: ------------------------------------------- Entlassungsdatum: ------------------------------------------- 2a. Dauer des stationären Aufenthaltes insgesamt (Wochen): ------------------------------- 2b. Dauer des stationären Aufenthaltes mit Kind (Wochen): 2c. Zeit zwischen Geburt und erster psychischer Symptomatik ------------------------------- 2d. Zeit zwischen erster psychischer Symptomatik und stat. Aufnahme ------------------- 3a. Alter der Patientin (Jahre) ------------------------ 3b. Alter des Kindes (Tage/Wochen) ---------------------- 3c. Geschlecht des Kindes: 4a. Aufnahme erfolgt über: ------------------------------ 0 männlich 1 weiblich 0 selbst 1 Hausarzt 2 ambulanter Nervenarzt 3 Poliklinik i. H. 4 Gynäkologe 5 andere psychiatrische Klinik ------ ------- 71 6 anderes 4b. Aufnahmemodus: 0 freiwillig 1 Psych.-KG ------ Soziodemographische Daten: 5. Familienstand: 0 verheiratet mit Kindsvater/ feste Beziehung zum Kindsvater 1 geschieden vom Kindsvater 2 alleinstehend ------3 andere Beziehung 6. Schulabschluß: 0 Abitur 1 Realschulabschluß/POS 2 Hauptschulabschluß 3 Sonderschule 4 ohne Schulabschluß 7. 8. Berufsausbildung: 0 abgeschlossenes Hochschulstudium 1 abgeschlossene Lehre 2 keine Ausbildung 3 noch in Ausbildung Berufliche Tätigkeit vor Entbindung: 0 selbständig 1 Angestellte / Beamtin 2 Arbeiterin 3 Hausfrau 4 in Ausbildung 5 arbeitslos 6 Sozialhilfeempfängerin 7 Erziehungsurlaub 8 Rentnerin ------- ------- ------- 72 Risikofaktoren Eigenanamnese 9a. 9b. 10a. 10b. Erstmanifestationsalter: Diagnose ------0 keine 1 organische Psychose 2 Psychotrope Substanzen 3 Schizophrenie 4 bipolar affektive Psychose 5 Depressive Episode/ rez. Depression 6 Schizoaffektive Psychose 7 Anpassungsstörung 8 Angst-/ Zwangserkrankung 9 Persönlichkeitsstörung 10 Minderbegabung 11 andere Anzahl der Krankheitsepisoden vor Indexepisode 0 keine (dann weiter mit Frage 11) 1 eine 2 zwei 3 >2 ------- ------- Zeitpunkt der Episoden 0 außerhalb von Schwangerschaft und Wochenbett 1 in der SS 2 im WB 3 außerhalb von SS u. WB u. in der SS ------4 außerhalb von SS u. WB u. im WB 5 in SS und WB 10c. Suizidversuche: 0 ja 1 nein ------wenn ja wann: wieviele: wie: ------------- 73 10d. Infantizide 0 ja 1 nein 10e. Behandlungsmodus 0 ambulant 1 stationär 2 ambulant u. stationär 3 keine Behandlung 10f. 11. ------- ------- 0 psychotherapeutisch 1 medikamentös 2 psychotherapeutisch u. medikamentös 3 keine Behandlung Prämenstruelles dysphorisches Syndrom vor Index-SS 0 ja 1 nein ------- 12. Substanzabusus ------- 13. Missbrauchserfahrung 0 ja 1 nein 0 ja (welche) 1 nein Familienanamnese 14a. 14b. 14c. 14d. 14e. 14f. 14g. 14h. 14i. 14j. 14k. 14l. 14m. 14n. 140. 14p. 14q. Vater Mutter Brüder Schwestern Großmutter mts. Großvater mts. Großmutter vts. Großvater vts. Tanten mts Onkel mts. Tanten vts Onkel vts Cousinen mts. Cousins mts. Cousinen vts. Cousins vts. Andere Diagnosen Anzahl Diagnose ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- 0 keine 1 organische Psychose ------- ------- 74 2 Psychotrope Substanzen 3 Schizophrenie 4 Bipolar affektive Psychose 5 Depressive Episode/ rez. Depression 6 Schizoaffektive Psychose 7 Anpassungsstörung 8 Angst-/ Zwangsstörung 9 Persönlichkeitsstörung 10 Minderbegabung 11 andere 12 unbekannte psychiatrische Erkrankung Anzahl erkrankte Familienangehörige in % ------- -------- Schwangerschaft (SS) 15a. 15b. 15c. 15d. 15e. 15f. Anzahl Schwangerschaften vor Index-SS 0 keine 1 eine 2 zwei 3 drei 4 mehr als 3 Anzahl Geburten vor der Index-SS 0 keine 1 eine 2 zwei 3 drei 4 mehr als drei War die Index-SS geplant 0 ja 1 nein War die Index-SS erwünscht 0 ja 1 nein Körperliches Befinden in der Index-SS 0 gut 1 Übelkeit/ Erbrechen im 1. Trimenon 2 Gestationsdiabetes 3 anderes -----------Psychisches Befinden in der SS 0 gut, stabil 1 besser als vorher ------- ------- ------- ------- ------- 75 2 Depression 3 Manie 4 produktiv psychotische Symptomatik 5 anderes 16a. 16b. 16c. Psychopharmakotherapie vor der Index-SS 0 ja 1 nein wenn ja, welche: wie viele Wochen vor SS abgesetzt Psychopharmakotherapie in der Index-SS 0 ja (welche) 1 nein Psychopharmakotherapie in der SS abgesetzt 0 ja 1 nein ------- ------- ------- ------- Geburt 17. 18. 19. In welcher SSW erfolgte die Index-Geburt ------Wie lange dauerte die Geburt (Stunden) ------Geburtsverlauf 0 unkomplizierte Spontangeburt, ohne Verletzung 1 Episiotomie 2 PDA 3 Saugglockengeburt ------4 Zangengeburt 5 Geplante Sectio 6 Notfallsektion (warum) 7 weitere Komplikationen (welche) Stillen 20. Stillen Sie? 21. 22. 0 ja 1 nein Wie haben Sie abgestillt? 1 physikalisch 2 medikamentös Psychopharmakotherapie während des Stillens 0 ja (welche) 1 nein 2 nicht gestillt Psychopharmakotherapie ------- ------- ------- 76 23a. 23b. Psychopharmakotherapie bei stationärer Aufnahme 0 keine 1 Antidepressivum (AD) a- TCA b- SSRI c- anderes 2 Neuroleptikum (NL) a- klassisches NL b- atypisches NL c- klassisches + atypisches NL 3 Mood-Stabilizer (MS) a- Lithium b- Carbamazepin c- Anderes 4 AD + NL 5 AD + MS 6 NL + MS 7 AD + NL + MS 8 Tranquilizer /Benzodiazepine ------- Pychopharmakotherapie bei Entlassung 0 keine 1 Antidepressivum (AD) a- TCA b- SSRI c- anderes 2 Neuroleptikum (NL) a- klassisches NL b- atypisches NL c- klassisches + atypisches NL 3 Mood-Stabilizer (MS) a- Lithium b- Carbamazepin c- Anderes 4 AD + NL 5 AD + MS 6 NL + MS 7 AD + NL + MS 8 Tranquilizer /Benzodiazepine ------- Stationärer Verlauf Belastungsurlaube 24a. Anzahl Tagesurlaube 24b. Anzahl Wochenendurlaube 24c. Anzahl Nachturlaube unter der Woche ------------------- 77 25a. Entlassungmodus 0 geplant 1 auf eigenen Wunsch 2 gegen ärztlichen rat 25b. ------- Wohin entlassen? 0 nachhause 1 zu Familienangehörigen 2 Betreutes Wohnen 3 Anderes: ------------- ------- 78 9. Fragebogen Katamnese KATAMNESE Laufende Nummer: Name der Patientin: Geburtstag der Patientin: Aktuelle Adresse Telefon: Datum der Erhebung: ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Diagnose (ICD 10): --------------- Katamneseerhebung 1a. Alter der Pat. (Jahre) 1b. Alter des Kindes (Jahre + Monate) 2. Katamnesezeitraum (Jahre + Monate) --------------------------------------- Soziodemographische Daten 3. 4. 5. 6. 7. Familienstand zum Zeitpunkt der Katamneseerhebung 0 verheiratet mit Kindsvater/ feste Beziehung zum Kindsvater 1 geschieden vom Kindsvater 2 alleinstehend ------3 andere Beziehung Hat sich der Familienstand geändert? 0 ja ------1 nein Aktuelle berufliche Tätigkeit 0 selbständig 1 Angestellte / Beamtin 2 Arbeiterin 3 Hausfrau ------4 in Ausbildung 5 arbeitslos 6 Sozialhilfeempfängerin 7 Erziehungsurlaub 8 Rentnerin Wie hat sich Ihre berufliche Tätigkeit verändert? 0 nicht verändert 1 verbessert 2 verschlechtert ------3 ich arbeite z. Z. nicht Arbeiten Sie im erlernten Beruf? 0 ja 1 nein ------- 79 8. 9. 10. 2 ich arbeite nicht Wieviele Wochenstunden arbeiten Sie? 0 gar nicht 1 halbtags 2 ganztags 3 anderes Wie lange waren Sie im Erziehungsurlaub? 0 gar nicht 1 bis ½ Jahr 2 bis 1 Jahr 3 bis 2 Jahre 4 bis 3 Jahre 5 ich bin noch im Erziehungsurlaub Wie erleben Sie Ihre aktuelle finanzielle Situation? 0 gut, keine finanziellen Sorgen 1 zufriedenstellend, könnte aber besser sein 2 finanzielle Sorgen 3 Schulden ------- ------- ------- Situation nach der Entlassung 11. Wie gesund fühlten Sie sich zum Zeitpunkt der Entlassung? 0%--------------------------------------------------------------100% 12. Ab wann haben Sie sich psychisch wieder 100% gesund gefühlt? Monate nach Entlassung 13.Waren Sie nach der Entlassung fähig Ihr Kind zu versorgen? 0 ja, vollständig 1 ja, mit etwas Unterstützung 2 nur mit viel Unterstützung 3 nein 14. Hatten Sie nach der Entlassung Unterstützung? 0 keine 1 Familienhilfe (Dauer) 2 Unterstützung durch Angehörige/Freunde 3 anderes ------- ------- ------- Krankheitsverlauf nach Index-Episode 15. Weiterbehandlung nach der Entlassung 0 keine 1 Poliklinik 2 ambulanter Nervenarzt 3 Psychoanalyse/Psychotherapie 4 Selbsthilfegruppe 5 Poliklinik + amb. Nervenarzt 6 Poliklinik + PA/PT 7 amb. NA + PA/PT ------- 80 16a. 16b. 16c. Haben Sie die medikamentöse Behandlung fortgesetzt? 0 ja 1 nein 2 ich habe keine Medikamente erhalten ------- Welche Medikamente haben Sie wielange eingenommen? 0 keine 1 Antidepressivum (AD) a- TCA b- SSRI c- anderes 2 Neuroleptikum (NL) a- klassisches NL b- atypisches NL c- klassisches + atypisches NL 3 Mood-Stabilizer (MS) a- Lithium b- Carbamazepin c- Anderes 4 AD + NL 5 AD + MS 6 NL + MS 7 AD + NL + MS 8 Tranquilizer /Benzodiazepine ------- Welche Psychopharmaka nehmen Sie aktuell ein? 0 keine 1 Antidepressivum (AD) a- TCA b- SSRI c- anderes 2 Neuroleptikum (NL) a- klassisches NL b- atypisches NL c- klassisches + atypisches NL 3 Mood-Stabilizer (MS) a- Lithium b- Carbamazepin c- Anderes 4 AD + NL 5 AD + MS 6 NL + MS 7 AD + NL + MS 8 Tranquilizer /Benzodiazepine ------- 81 17. Wie lange nach Absetzen der Medikamente wurden Sie erneut psychisch krank? 0 ich habe nicht abgesetzt 1 bis 1 Monat 2 bis 6 Monate 3 bis 1 Jahr ------4 über 1 Jahr 5 ich bin bisher nicht wieder erkrankt 6 ich habe keine Medikamente erhalten 18a. Anzahl Krankheitsepisoden nach Index-Episode 0 keine 1 eine 2 zwei 3 >2 4 chronisch erkrankt ------- 18b. Zeitpunkt weiterer Episoden 0 außerhalb von SS und WB 1 in einer folgenden SS 2 in einem weiteren WB ------3 nach einer Fehlgeburt 4 in einer weiteren SS und unabhängig von SS u. WB 5 in einem weiteren WB und unabhängig von WB u. SS 6 in einer weiteren SS und WB 18c. Art der Wiedererkrankung 0 keine 1 organische Psychose 2 Psychotrope Substanzen 3 Schizophrenie 4 Bipolar affektive Psychose 5 Depressive Episode/ rez. Depression 6 Schizoaffektive Psychose 7 Anpassungsstörung 8 Angst-/ Zwangsstörung 9 Persönlichkeitsstörung 10 Minderbegabung 18d. 18e. Hat sich die Diagnose im Vergleich zur Index-Episode geändert? 0 ja 1 nein ------- ------- Suizidversuche 0 ja (wann, wie viele, wie) ------- 82 1 nein 18f. Infantizide 0 ja 1 nein 18g. ------- Behandlungsmodus 0 ambulant 1 stationär (wie oft; wo) 2 ambulant u. stationär 3 keine professionnelle Behandlung 18h. 0 psychotherapeutisch 1 medikamentös 2 psychotherapeutisch u. medikamentös 3 keine professionelle Behandlung ------- ------- Gynäkologische Anamnese 19. 20a. 20b. 20c. Prämenstruelles dysphorisches Syndrom nach Index-Episode 0 ja 1 nein Anzahl Schwangerschaften nach Index-Schwangerschaft 0 keine 1 eine 2 zwei 3 drei 4 mehr als 3 Anzahl Geburten nach der Index-SS 0 keine 1 eine 2 zwei 3 drei 4 mehr als drei Anzahl Aborte: ________ Anzahl Interuptiones:________ Psychisches Befinden in der SS 0 gut, stabil 1 besser als vorher 2 Depression 3 Manie 4 produktiv psychotische Symptomatik 5 anderes Stillen 21. Wie lange haben Sie gestillt? ------- ------- ------- ------- 83 0 gar nicht 1 wenige Wochen 2 bis 6 Monate 3 bis 1 Jahr 4 > 1 Jahr 22. 23. Wie haben Sie abgestillt? 0 noch gar nicht 1 physikalisch 2 medikamentös Nahmen Sie Psychopharmaka während des Stillens? 0 ja (welche) 1 nein ------- ------- ------- Angaben zum Index-Kind 24. Wo lebt das Kind? 0 bei den Eltern 1 bei der Mutter 2 beim Vater 3 bei Pflegeeltern 4 im Heim 5 anderer Ort 25. 26. 27. 28. 29. Auffälligkeiten in der frühen Entwicklung? 0 keine 1 ja (welche?) Auffälligkeiten in der Schule? 0 keine 1 ja (welche?) 2 das Kind wurde noch nicht eingeschult Primordialsymptomatik? 0 keine 1 verlängertes Daumenlutschen 2 Bettnässen 3 Schlafwandeln 4 Stottern 5 Nägelbeißen Wann hat das Kind laufen gelernt (alleine und frei)? Alter in Monaten:_________ Wann hat das Kind ganze Sätze gesprochen? ------- ------- ------- ------- 84 30. 31. 32. 33. Alter in Monaten:_________ Wann kam das Kind in Kindergarten/Kita? Alter in Monaten:_________ Wann wurde das Kind eingeschult? Alter in Jahren:___________ In welche Schule und Klasse geht das Kind? 0 noch nicht eingeschult 1 Grundschule (Klasse _____) 2 Hauptschule (Klasse _____) 3 Realschule (Klasse ____) 4 Gymnasium (Klasse ____) Welche Beziehung haben Mutter, Vater und Kind? 0 alle drei haben eine gleichgute Beziehung zueinander ------1 Mutter-Kind-Beziehung ist enger als Vater-Kind-Beziehung 2 Vater-Kind-Beziehung ist enger als Mutter-Kind-Beziehung 3 Mutter u. Kind haben eine enge Beziehung, zum Vater besteht kein Kontakt 4 beide Eltern haben keine Beziehung zum Kind 85 10 Beck´s Depression Index Das „Beck Depression Inventory (BDI)“ wurde aus rechtlichen Gründen entfernt. Auch ohne den BDI im Anhang gilt die Dissertation als vollwertige Prüfungsleistung. Gez. Universitätsbibliothek und Promotionskommission der Charité – Universitätsmedizin Berlin 87 Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle bei Herrn Prof. Dr. A. Pietzcker aufs herzlichste bedanken für die sehr motivierende und stets verfügbare Unterstützung bei der Anfertigung dieser Arbeit. Frau Dr. P. Britsch danke ich für die engagierte Unterstützung bei der Planung und Durchführung der Untersuchung sowie bei der Erstellung der Arbeit. Bei Frau Dr. Bolk-Weischedel möchte ich mich für fachkundige Ratschläge bedanken. Ganz besonders danken möchte ich den betroffenen Frauen, die sich mit großer Bereitschaft, Offenheit und auch Interesse für die Nachuntersuchung zur Verfügung gestellt haben.