Joachim Letschert Psychiatrisches Grundwissen Heilpraktiker für Psychotherapie Skript zur Aus- und Weiterbildung Neurotische Störungen Einteilung, Diagnose & Behandlung neurotischer Störungen Das Skript zur Aus- und Weiterbildung für Heilpraktiker für Psychotherapie, Coaching und Beratung inklusive Prüfungsfragen zu den Themen Angststörungen, Zwangsstörungen Belastungs- und Anpassungsstörungen Dissoziative Störungen, Somatoforme Störungen Dieses Skript dient der Prüfungsvorbereitung zum Heilpraktiker für Psychotherapie und der Weiterbildung für Menschen in therapeutischen und beratenden Berufen. © PegasusZentrum, Bad Vilbel Nachdruck und Vervielfältigung jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des PegasusZentrums. Weitere Informationen finden Sie auf www.PegasusZentrum.de. Alle Inhalte dieses Skripts wurden sorgfältig recherchiert. Für die Richtigkeit oder evtl. aus nicht richtigen Angaben entstandenen Schaden können wir keine Haftung Übernehmen. 2 Hinweise zum Inhalt des Skriptes Dieses Skript und die gesamte Skriptreihe stellt die „Krankheitsbilder in der Psychiatrie“ in detaillierter Weise dar. Ein Wissen über diese Krankheitsbilder ist nicht nur für die amtsärztliche Überprüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie wichtig, sondern sie dient auch zur Weiterbildung für alle beratende Berufe, in denen es notwendig ist, Störungen frühzeitig zu erkennen, um sie einer entsprechenden Behandlung zuzuführen. Alle Informationen in diesem Skript wurden sorgfältig recherchiert und werden, wenn nötig, aktualisiert. Trotzdem kann der Autor nicht ausschließen, dass Informationen in anderen Quellen anders dargestellt oder interpretiert werden. Dies betrifft besonders die Darstellung von statistischen Daten oder Behandlungsmöglichkeiten. Besonders der medizinische und psychiatrische Bereich ist Veränderungen und Meinungen unterworfen, die unter Umständen in verschiedenen Quellen anders dargestellt oder vertreten werden. Hinweise zum Aufbau des Skripts Zu Beginn finden Sie eine Zusammenfassung des Themas unter „kurz & bündig“. Sie dient dem ersten Überblick. Im weiteren Skript wird das Thema detailliert behandelt. Die einzelnen Krankheitsbilder sind jeweils mit dem derzeit gültigen Code der ICD versehen. Sie sollten diese Codes kennen und einordnen können. In der späteren Berufspraxis sind sie zum Beispiel zur Kennzeichnung Ihrer Diagnose für die Abrechnung mit privaten Krankenkassen wichtig. Hierfür stehen Ihnen sowohl im Internet, als auch im Buchhandel Listen zur Verfügung, die Sie verwenden können. In den rot unterlegten Feldern und den Randnotizen finden Sie Zusammenfassungen und Hinweise im Hinblick auf die Überprüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie. Auch hier ist es, je nach Prüfungssituation, möglich, dass andere Schwerpunkte von Interesse sind. Am Ende des Skripts finden Sie Prüfungsfragen mit den jeweiligen Antworten am unteren Rand der Seite. Bei Fragen, Wünschen oder Anregungen freuen wir uns über Ihre Rückmeldung an uns. Die Erarbeitung und Herstellung eines Skriptes kostet Zeit und Geld. Bitte respektieren Sie deshalb die Urheberschaft an diesem Skript. Sie liegt beim Autor - Joachim Letschert - und dem PegasusZentrum. Sollten Sie Interesse an der Vervielfältigung oder Veröffentlichung von Teilen des Skripts haben, sprechen Sie uns gerne persönlich an. Viel Spaß und vor allem Erfolg mit diesem Skript Ihr Joachim Letschert PegasusZentrum 3 Inhaltsverzeichnis neurotische Störungen Kurz und bündig Hier erfahren Sie in einer Zusammenfassung, welche Inhalte Sie erwarten. Seite 5-6 Seite 7 Einführung in die neurotischen Störungen Hier erhalten Sie einen Überblick über die neurotischen Störungen. Seite 8-16 Angststörungen Hier erfahren Sie alles Wichtige zu den Angststörungen, Panikstörungen, Phobien und der generalisierten Angststörung. Seite 17-20 Zwangsstörungen Hier erfahren sie alles Wichtige über Zwangsstörungen, ihre möglichen Ursachen, Auswirkungen und die Therapiemöglichkeiten. Seite 21-26 Belastungs- und Anpassungsstörungen Hier erfahren sie alles Wichtige über Belastungs-, Anpassungsstörungen und über die posttraumatische Belastungsreaktion, deren möglichen Ursachen, Auswirkungen und die Therapiemöglichkeiten. Seite 27-30 Dissoziative Störungen Hier erfahren sie alles über dissoziative Störungen, ihre möglichen Ursachen, Auswirkungen und die Therapiemöglichkeiten. Seite 31-34 Somatoforme Störungen Hier erfahren sie alles über somatoforme Störungen, ihre möglichen Ursachen, Auswirkungen und die Therapiemöglichkeiten. Seite 35-41 Prüfungsfragen Hier können Sie Ihr erlangtes Wissen testen. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 4 Kurz & bündig – Neurotische Störungen Der Begriff Neurose wird heute so nicht mehr verwendet. Vielmehr werden zu den neurotischen Störungen die Angst-, Zwangs-, Belastungs-, Konversions- und somatoformen (körperlich auftretenden) Störungen gezählt. Angst ist ein Mechanismus, den vermutlich alle Menschen kennen. Sie kann begründet sein, wenn wir uns bspw. in einer lebensbedrohlichen Situation befinden. Sie äußert sich durch das Gefühl, in der Klemme zu sitzen, in einer auswegslosen Situation zu sein oder auch durch Todesangst. Körperlich zeigt sie sich in verschiedenen Symptomen wie Zittern, Schwitzen, Ohnmachtsgefühl, Herzrasen, hohem Blutdruck und vielen anderen. Angst kann akut auftreten, also für einen begrenzten Zeitraum oder auch chronisch, schlimmstenfalls permanent und ein Leben lang. Dann spricht man von einer generalisierten Angststörung. Ein akutes Angstsyndrom ist die Panikattacke, die einige Minuten bis zu einer halben Stunde lang grundlos dauern kann. Sie gipfelt in dem Gefühl der Lebensbedrohung und des Kontrollverlustes. Tritt sie häufiger auf, spricht man von einer Panikstörung. Angst kann auch bezüglich einer Situation oder eines Objektes auftreten. Dies kann Angst vor Menschenansammlungen sein (Agoraphobie, Agora = Marktplatz) oder vor sozialen Anlässen (Soziophobie) oder Angst vor Spinnen (Arachnophobie), vor Höhe (Akrophobie) oder engen Räumen (Klaustrophobie). Das Problem, besonders bei Angst vor bestimmten Situationen, kann sein, dass der Mensch mit dieser Angst immer mehr eben solche Situationen vermeidet und schließlich wenig bis keine sozialen Kontakte mehr aufrecht erhält. Dieses Vermeidungsverhalten tritt oft auch bei Panikstörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen auf. Häufig treten dann noch andere psychische Störungen auf, wie Sucht oder Depressionen. Angst vor Objekten ist häufig nicht so folgenreich, da bspw. Spinnen gut vermieden werden können und das tägliche Leben weniger beeinflussen, als z.B. Menschenansammlungen. Zwangsstörungen sind gekennzeichnet durch häufiges Wiederholen bestimmter Rituale. Ihnen liegt ebenso eine Angst zugrunde („habe ich den Herd ausgeschaltet“?) oder einfach das Verlangen, bspw. sich zu waschen (Waschzwang) oder die Wohnung zu putzen (Putzzwang). Die Handlungen werden als unsinnig empfunden, können aber trotzdem nicht abgestellt werden – da eine Unterlassung Angst hervorrufen würde; deshalb werden sie eben doch und immer wieder ausgeführt. Belastungsstörungen treten nach Ereignissen auf, die jeder Mensch als belastend oder gar katastrophal bezeichnen würde. Dies kann der Schock nach einem Unfall sein, der nach kurzer Zeit überwunden ist oder das Trauma nach einem Gewaltverbrechen, bspw. einer Vergewaltigung oder Kriegsgeschehen, die länger andauern können. So spricht man dann auch von einer posttraumatischen Belastungssituation, die auch erst Wochen nach dem Ereignis eintreten und bis zu Jahre andauern kann. Darunter fällt auch die Trauerreaktion, die in der Regel nach zwei Jahren abgeschlossen ist und ansonsten als abnorme Trauerreaktion bezeichnet wird. Als Konversionsstörungen bezeichnet man psychische Probleme, bspw. in Form belastender Ereignisse, die als körperliches Symptom, in abnormen Verhaltensweisen oder auch in Form von psychischen Ausfällen auftreten können. Hier vermutet man, dass keine psychische Verarbeitung von Problemen und Konflikten stattfindet, sondern das Problem eben auf andere Ebenen verlagert wird. Bereits vor S. Freud wurde dies als Hysterie bezeichnet. Damals wurde vor allem Frauen dieser Mechanismus zuerkannt. Heute weiß man, dass bei jedem Mensch solche Verdrängungen auf andere Bereiche auftreten. Dies können Lähmungen, verlorene Gedächtnisinhalte (Amnesien) oder unübliche Handlungen (das Verreisen für eine bestimmte Zeit unter Annahme einer neuen Identität) sein. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 5 Bei somatoformen Störungen treten körperliche Symptome auf, für die es keine (ausreichende) Erklärung gibt. Oft haben solche Menschen bereits viele Ärzte konsultiert, von denen keiner einen ausreichenden Befund stellen konnte. In die psychotherapeutische Praxis kommen sie meist aufgrund anderer Probleme wie Depressionen oder auch Sucht. Die bekannteste ist der Hypochondrismus, bei dem die Betroffenen glauben, an einer bestimmten Krankheit zu leiden, oftmals auch das entsprechende Symptombild aufweisen, allerdings keine körperlichen Ursachen feststellbar sind. Die Ursachen der Störungen dieses Kreises sind unterschiedlich. Den Belastungsreaktionen liegt natürlich eine vorausgegangene Belastungssituation zu Grunde, an und mit der gearbeitet werden kann. Oft werden solche Belastungssituationen nicht direkt verarbeitet, sondern zunächst unbearbeitet in ein sog. Traumagedächtnis geschoben. Ziel einer Therapie ist es, das Erlebte Stück für Stück zu bearbeiten, oft auch, Schuld abzubauen (bspw. nach Vergewaltigung oder Miterleben eines Gewaltverbrechens). Bei Angst und besonders bei Phobien geht man von gelerntem Verhalten aus, wohl auch, weil jede andere wissenschaftliche Erklärung hier zunächst einmal versagt. Die Therapie zielt darauf ab, das negative Verhalten abzubauen. Im Falle von Angst- aber auch von Zwangsstörungen bedeutet dies, dass man den Betreffenden dazu bringt, die auftauchende Angst auszuhalten, um zu sehen, dass nichts von dem Befürchteten tatsächlich eintrifft, wenn bspw. eine Zwangshandlung nicht ausgeführt wird. Konversions- und somatoforme Störungen sind nicht ganz so leicht therapierbar, da sich die psychischen Probleme ja auf einer anderen, körperlichen Ebene äußern. Die Betroffenen wollen selten wahrhaben, dass es sich um ein psychisches Leiden handelt, zumal ja der körperliche „Beweis“ vorliegt. Es ist wohl auch für den Arzt nicht leicht zuzugeben, nichts gefunden zu haben, was den ein oder anderen evtl. dazu treiben kann, immer weiter zu diagnostizieren. Bis dann dazu übergegangen wird, an ein psychisches Problem zu denken, ist eine Vertrauensbeziehung zwischen Therapeut und Patient oft schon nicht mehr ohne weiteres möglich. Hier ist ein behutsames Vorgehen notwendig Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 6 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Krankheitsbilder des neurotischen Kreises Zu den neurotischen Störungen zählen: Angsterkrankungen Zwangsstörungen Dissoziative- (=Abspaltung) bzw. Konversionsstörungen (=Übertragung) Heute werden sie teilweise noch als Angstneurose oder Zwangsneurose bezeichnet. Sie entspringen, wie auch die dissoziativen Störungen, dem Krankheitskonzept der Hysterie. Den neurotischen Störungen ist gemeinsam, dass sie nicht hauptsächlich durch organische Ursachen oder durch andere psychische Erkrankungen erklärt werden können. Die Wahrnehmung der Realität ist hier in der Regel ungestört und die Betroffenen erkennen die Krankheit und leiden unter der Symptomatik. Die Neurosen werden heute in ihre verschiedenen Störungsbilder unterteilt. Belastungsstörungen Sie entstehen durch ein einmaliges oder kontinuierlich auftretendes belastendes Lebensereignis oder Traumas. Dieses Ereignis gilt als notwendige und ursächliche Bedingung für die Störung, anders als bei anderen psychischen Erkrankungen, bei denen auch ein solches Ereignis aufgetreten ist, jedoch nicht als Hauptursache gilt. Somatoforme Störungen Hierzu zählen alle anhaltenden körperlichen Beschwerden, deren Ursache auf der körperlichen Ebene trotz eingehender Untersuchung nicht gefunden werden kann. Die körperlichen Beschwerden wechseln sowohl bezüglich des Auftretens als auch ihrer Intensität. Die Patienten gehen in der Regel von einer körperlichen Ursache aus. Einteilung Im triadischen System wurden sie zu den psychogenen Störungen gezählt. Therapeutisch kam demnach auch nur die Psychotherapie in Betracht. Heute wird bei diesen Störungen auch die Psychopharmakotherapie angewendet. Aus tiefenpsychologischer Sicht entstehen die Neurosen durch einen in der Kindheit entstandenen Konflikt. Sie stellen den Kompromiss zwischen verdrängten Trieben und Wünschen (Es), der kontrollierenden Instanz (Über-Ich) und der äußeren Realität dar. Heute weiß man, dass sowohl biologische (genetische) und lerntheoretische Faktoren ebenso eine Rolle spielen. In der ICD-10 findet die Einteilung wie folgt statt: F40 F41 F42 F43 F44 F45 F48 Phobische Störungen Sonstige Angststörungen Zwangsstörungen Reaktionen auf schwere Belastungs- und Anpassungsstörungen Dissoziative Störungen (Konversionsstörungen) Somatoforme Störungen Sonstige neurotische Störungen Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 7 Angststörungen (F.40 - F.41) Angst ist ein dem Menschen immanentes (innewohnendes) Gefühl, dass bei einer Gefahr auftritt, die subjektiv als nicht zu bewältigen erscheint. Dieses Gefühl zeigt sich auf den vier Ebenen: 1. 2. 3. 4. Emotionale Ebene Gefühl, „in der Falle“ zu sitzen, Vegetative Ebene Sympathikussymptome wie Schwitzen, Herzklopfen, schnelles flaches Atmen oder Mundtrockenheit, Kognitive Ebene Eingeengtes Denken, „geistige Blockade“, bspw. bei Prüfungsangst Motorische Ebene Erhöhung des Muskeltonus bis hin zur Starre Im Gegensatz zur Realangst tritt die pathologische Angst in Situationen auf, die real keine Gefahr darstellen (Spinne, Bus fahren) oder bei als gefährlich eingeschätzten körperlichen Empfindungen und Gedanken. Einteilung Freud klassifizierte nach „frei flottierenden Ängsten“ (ohne äußeren Auslöser) und Phobien (durch Objekte oder Situationen ausgelöste Ängste). Angst kann in vielen Formen auftreten: In speziellen Situationen, zu speziellen Objekten, als Panik oder auch als generalisierte, also ständige Angst. Die ICD-10 klassifiziert nach phobischen Störungen mit und ohne Panikstörungen und anderen Angststörungen (Panikstörungen, generalisierte Angststörung) Verbreitung und Verlauf Mit 15% gehören Angststörungen zu den am weitesten verbreiteten Störungen, meist in Form von Phobien. Der Verlauf ist eher ungünstig, nicht zuletzt weil von der Ersterkrankung bis zur Diagnose bis zu 15 Jahre vergehen. Spezifische Phobien beeinträchtigen die Lebensführung weniger. Besonders beeinträchtigend hingegen wirken: Agoraphobie (Angst vor Menschenmengen) Panikstörung (Wiederholtes Auftreten von Panikattacken) Soziale Phobie (Angst bei Teilnahme an sozialen Aktivitäten wie Essen, Vorträge, etc.) Generalisierte Angststörung (generelle ängstliche Gedanken um das Leben) Sie engen den Aktionsradius des Patienten sehr ein, da dieser viele Situationen zu vermeiden sucht, die ihm Angst machen. Teilweise werden Alltagsaktivitäten wie Einkaufen nicht mehr alleine durchgeführt. Als Folge treten Erkrankungen wie Depression, Sucht oder Medikamentenmissbrauch auf, auch eine erhöhte Suizidgefahr, Intoxikationsgefahr oder Entzugssyndrome sind die Folge. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 8 Ursachen Biologische (genetische und neurologische) Faktoren sind nur mäßig an der Entstehung beteiligt, wenn es auch bestimmte neuroanatomische Einflüsse gibt (Beteiligung spezieller Hirnregionen an der Entstehung). Psychische Faktoren sind: Psychodynamisch Freud sah entwicklungsbedingte Traumata als Auslöser, andere sehen die Auslöser in Verlusten oder Verlustängsten. Bei den Phobien findet eine Verschiebung bedrohlicher Impulse oder Konflikte auf äußere Objekte statt. Die Panikstörung wird in neueren psychodynamischen Konzepten als ein Zusammenwirken von angeborenen Komponenten mit einem ängstlichen Erziehungsstil der Eltern (psychische Vulnerabilität = Verletzbarkeit) gesehen. Lerntheoretisch kognitiv Durch operante und klassische Konditionierung werden bestimmte Gegenstände und Situationen mit Angst verknüpft (enge Räume, Spinnen), andere wiederum nicht. Hier spielen auch evolutionsgeschichtlich bedingte, als gefährlich eingestufte Reize eine Rolle. Bei Panikattacken spielen Denkprozesse die Hauptrolle. Sie deuten bspw. eine durch Kaffee induzierte Nervosität in Herzversagen. Weiterhin wird Modell-Lernen (bspw. von den Eltern) in Betracht gezogen. Diagnose Die Angst steht bei Angststörungen natürlich im Vordergrund. Weiterhin sind zu erheben: Zeit Ort Situation des Auftretens Dauer Episodisch/persistierend (verharrend) Vier Ebenen der Angst (emotional, vegetativ, kognitiv, motorisch) Umstände, die verschlimmern/bessern Es muss unbedingt geklärt werden, ob die Angst vorwiegend spontan oder situationsbedingt auftritt! Weiterhin sind zu erfragen: Eingenommene Medikamente oder Drogen (insbesondere Selbstmedikation wie Benzodiazepine, Betablocker, pflanzliche Präparate, Alkohol), Körperliche Erkrankungen, Bereits erfolgte diagnostische Maßnahmen. Befunderhebung und Zusatzerhebungen Der psychopathologische Befund gibt Aufschluss über eine evtl. psychische Grunderkrankung. Oft liegt bei Panikattacken und diffusen Ängsten eine depressive Störung zugrunde, bzw. kann sich aus einer Panikstörung entwickeln. Zusätzlich kann eine Labordiagnostik (Blutbild, etc.) und eine apparative Diagnostik eingesetzt werden, um körperliche Ursachen auszuschließen. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 9 Differentialdiagnosen Da Ängste bei nahezu allen anderen (auch körperlichen) Erkrankungen mit auftreten können, ist die Differentialdiagnose auch hier von großer Bedeutung. Organische Erkrankungen Endokrine (hormonell bedingte) Angstsyndrome (Hyperthyreose) Metabolische (Stoffwechsel) Angstsyndrome (Hypoglykämie = niedriger Blutzucker) Kardiale (Herz) Angstsyndrome (Herzkrankheiten) Zerebrale (Gehirn) Angstsyndrome (Demenz, Parkinson) Pulmonale (Lunge) Angstsyndrome (Asthma) Psychische Erkrankungen Da Angst bei vielen Erkrankungen auftreten kann, ist eine Abklärung evtl. zugrunde liegender Erkrankungen wichtig! Depression Nur wenn die Angst auch außerhalb der depressiven Phase auftritt, ist sie als Angststörung zu diagnostizieren Somatoforme Störungen (körperliche Symptome ohne org. Ursache) Wenn sich die Angst auf Situationen oder Objekte (und nicht auf körperliche Symptome) bezieht, ist zusätzlich eine Angststörung zu diagnostizieren. Andere Psychische Erkrankungen Schizophrenie Vor allem im Vorstadium kommt es vermehrt zu Ängsten. Sie beziehen sich häufig auf Themen wie Verfolgung, Beeinträchtigung oder Beeinflussung und sind bizarr. Zwangsstörungen Hier stehen Ängste vor Verschmutzung, Verletzung, Unordnung im Vordergrund Anpassungsstörungen Hier stehen Ängste oft im Zusammenhang mit den Lebensereignissen (Krankheit, Tod), die der Erkrankung vorausgingen Posttraumatische Belastungsstörung Angst vor Situationen im Zusammenhang mit dem vorausgegangenen traumatischen Erlebnis Bulimia oder Anorexia Nervosa Thema ist hier die Angst, zu dick zu werden. Es besteht eine hohe Komorbidität mit Angststörungen. Medikamente und Drogen Hier muss auf zeitliche Zusammenhänge zwischen Angsterkrankung und Medikation geachtet werden. Auch ist ein Entzugssyndrom bei Abstinenz möglich. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 10 Panikstörungen (F.41.0) und Agoraphobie (F.40.0) Als Panikstörung bezeichnet man das wiederholte Auftreten von Angstzuständen (Panikattacken), die sich nicht auf bestimmte Situationen oder Objekte beziehen. Das Angstgefühl ist von vielen körperlichen Symptomen begleitet. Unter einer Agoraphobie versteht man die Angst vor öffentlichen Situationen (weite Plätze, Menschenansammlung). Symptomatik Panikattacken treten episodisch auf und werden als überwältigende Angstreaktion empfunden. Sie kommen aus heiterem Himmel und haben eine starke körperliche Symptomatik (subjektiv). Typisch sind Zittern Schweißausbrüche Herzrasen Schwindel Schwächegefühl Atemnot Panikattacken treten ohne erkennbaren äußeren Anlass auf. Außerdem kann die Umgebung als fremd empfunden werden (Derealisation). Kognitiv kann ein Kontrollverlust befürchtet werden bzw. es werden katastrophale Konsequenzen angenommen („Gleich bekomme ich einen Herzinfarkt“). Panikattacken dauern im Schnitt 30 Minuten, das Angstmaximum ist meist innerhalb weniger Minuten erreicht. Panikstörung (F.41.0) Panikstörung bezeichnet die ständige Angst, erneut Panikattacken zu erleiden. Sie kann zu agoraphobischen Vermeidungsverhalten führen (Vermeidung von öffentlichen Situationen). Auch können Situationen vermieden werden, die mit der Angst assoziierten körperlichen Symptome auslösen (Herzklopfen bei Aktivität). Agoraphobie (F.40.0) Agoraphobie bezeichnet die große Furcht vor Menschenansammlungen. Sie werden gemieden, genauso wie öffentliche Plätze und Reisen. Meist stehen am Beginn Panikattacken, bevor das agoraphobische Verhalten eintritt. Typisch ist die Erwartungsangst (Angst vor der Angst). Sie tritt auf, bevor eine unangenehme Situation aufgesucht wird. Es werden Hilfsmittel eingesetzt: Medikamente werden mitgeführt, die Patienten schieben ein Fahrrad bei sich oder tragen Sonnenbrillen im Freien. Kognitive Meidung bezeichnet die Milderung der Angst durch gedankliche Beruhigung (Bsp.: “Mein Hausarzt ist in der Nähe der Haltestelle, an der ich aussteige“). Oft können die Patienten alltägliche Dinge nicht mehr alleine ausführen oder das Haus nicht mehr alleine verlassen. Einteilung Panikanfälle: Panikstörung: Isolierte Panikattacken Ausschließlich in Form von Panikattacken. Auftreten: 3%, doppelt so viele Frauen wie Männer. Tritt selten isoliert auf, meist anfänglich mit Panikattacke. Agoraphobie mit Panikattacke Agoraphobie ohne Panikattacke Hauptangst ist nicht das Auftreten von Panik, sondern bspw. Kontrollverlust über Darmtätigkeit. Verbreitung Panikanfälle 15-30% der Allgemeinbevölkerung Panikstörung Lebenszeitprävalenz: 3%, doppelt so viele Frauen wie Männer Agoraphobie Lebenszeitprävalenz: 5%, 3-4 mal so viele Frauen wie Männer Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 11 Das Zwei-Faktoren-Modell der Angst Es gibt viele Vorstellungen darüber, wie und warum Angst entsteht. Im Folgenden möchte ich Ihnen eines vorstellen: Hier steht das klassische und operante Konditionieren im Vordergrund. 1. 2. 3. 4. Ein agoraphobischer Patient hat bspw. während eines Kaufhausaufenthaltes eine Herzrhythmusstörung erlebt (klassische Konditionierung). Beim Verlassen des Kaufhauses erlebte er wiederum Linderung (operante Konditionierung). Dies kann zukünftig zur Vermeidung dieser Situation führen. Somit allerdings verhindert er auch eine Angstbewältigung und weitet sie u.U. auf immer mehr, ähnliche Situationen aus. Diagnose Sie müssen diese Diagnosekriterien nicht im Detail verinnerlichen. Wichtig ist vor allem, dass Sie die grundsätzlichen Auswirkungen auf körperlicher wie psychischer Ebene erklären können. Diese wurden bereits beschrieben. Im Folgenden finden Sie der Vollständigkeit halber die etwas verkürzten Diagnosekriterien nach der ICD-10. Diagnose Panikstörung Wiederholte Panikattacken, die nicht situations- oder objektgebunden sind, nicht verbunden mit lebensgefährlichen Situationen oder besonderen Anstrengungen. Folgende Charakteristik trifft zu: Einzelne Episode intensiver Angst oder Unbehagen Abrupter Beginn Maximum innerhalb weniger Minuten, Mindestens vier der u.a. Symptome: Vegetative (Schwitzen, Herzklopfen, Tremor, Mundtrockenheit), Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Unruhegefühl im Magen, Psychische Symptome (Schwindel, Unsicherheit, Schwäche, Derealisation, Angst vor Kontrollverlust) Allgemeine Symptome (Hitzewallungen, Kälteschauer, Kribbeln, Gefühllosigkeit) Die Symptome sind nicht durch psychische Störungen bedingt Diagnose Agoraphobie Deutliche Meidung mindestens zwei der folgenden Situationen: Menschenmengen Öffentliche Plätze Alleine Reisen Reisen mit weiter Entfernung von zuhause Vorhandensein körperlicher Symptome: Vegetative (Schwitzen, Herzklopfen, Tremor, Mundtrockenheit) Atembeschwerden, Beklemmungsgefühl, Unruhegefühl im Magen Psychische Symptome (Schwindel, Unsicherheit, Schwäche, Derealisation, Angst vor Kontrollverlust) Allgemeine Symptome (Hitzewallungen, Kälteschauer, Kribbeln, Gefühllosigkeit) Deutliche emotionale Belastung durch das Vermeidungsverhalten Symptombeschränkung auf die gefürchteten Situationen Die Symptome sind nicht durch psychische Störungen bedingt Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 12 Therapie Gut belegt ist die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie. Bei Komorbiditäten oder chronischen Verläufen sind die Ansprechraten geringer. Reizkonfrontation/Expositionsbehandlung Wichtig sind hier Beziehungsaufbau, Diagnostik und Psychoedukation. Ansonsten siehe Kapitel „Therapie“. Kognitive Verfahren Hier werden die zur Panikattacke führenden Reize analysiert und neu bewertet (bspw. „Es ist ganz normal, dass mein Herz jetzt schneller schlägt“). Hierzu können diese Reize auch in der Therapie bewusst herbeigeführt werden. Mediakamentöse Therapie Besonders bei chronischen Verläufen oder zusätzlichen Erkrankungen, aber auch wenn eine Psychotherapie nicht anschlägt, muss eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden. Hier werden Antidepressiva und auch Benzodiazepine angewandt. Bei letzteren ist Vorsicht wegen Toleranz und Abhängigkeitsgefahr geboten! Die Dosierung der Antidepressiva entspricht denen einer depressiven Behandlung. Nachteil ist, dass der Patient nicht aktiv an Strategien mitarbeitet. Verlauf und Prognose Meistens verlaufen Panikstörungen und Agoraphobie chronisch, wobei längere symptomfreie Phasen und Phasen massiver Angst sich abwechseln. Spontanheilungen sind eher selten (10-15%), eine verhaltenstherapeutische Behandlung zeigt langfristig gute Effekte. Angst kann in vielen Formen auftreten: In Form von Panikattacken, als Panikstörung, als Phobie oder auch generalisiert. Die Symptome sind dabei immer ähnlich und im Akutstadium besonders vegetativer Natur (Schwitzen, Zittern, Herzklopfen oder -rasen). Angst kann bei vielen körperlichen wie psychischen Erkrankungen zusätzlich auftreten, deshalb ist eine gute Anamnese unerlässlich. In der Therapie kommen besonders verhaltenstherapeutische Maßnahmen in Betracht, in schweren Fällen können auch Medikamente verabreicht werden. Besonders bei Beruhigungsmitteln ist auf das hohe Abhängigkeitspotential zu achten. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 13 Soziale Phobie (F.40.1) Definition und Symptomatik Hier steht die Vermeidung von Situationen in der Öffentlichkeit, bei der der Patient im Mittelpunkt steht (Vorträge, Essen gehen, Konferenzen, Partys, etc.). Bei der isolierten sozialen Phobie bezieht sich dies auf nur eine Situation, bei der generalisierten Angst auf mehrere. Der Betroffene hat hierbei auch Angst, sich zu blamieren und bloßzustellen. Zu den Symptomen einer Panikattacke können hier noch Erröten und Zittern auftreten. Komorbide entwickelt sich oft noch ein Substanzmissbrauch oder eine Suchterkrankung (Alkohol, Benzodiazepine). Verbreitung Die Lebenszeitprävalenz liegt bei etwa 13%, Frauen sind häufiger betroffen, Beginn ist meistens in der Adoleszenzphase (16. Lebensjahr) Ursachen Auch hier liegt ein komplexes Zusammenwirken biologischer, psychischer und entwicklungsgeschichtlicher Faktoren vor. Selbstzweifel und hohe Erwartungen an das eigene Verhalten in bestimmten Situationen gehören ebenso zu den Auslösern. Diagnose und Differentialdiagnose Die Diagnose ist ähnlich die der Panikattacke und Agoraphobie, es kommen Erröten und Zittern und Angst vor Erbrechen hinzu. Ansonsten sollte sie leicht zu stellen sein. Abgrenzung gegen starke Schüchternheit sollte erfolgen. Therapie Verhaltenstherapie, Expositionsübungen (Reizkonfrontation) und Training sozialer Kompetenzen erzielen gute Erfolge. Auch eine Gruppentherapie kommt zum Tragen, zumal hier bereits eine Überwindung zur Teilnahme gefordert wird. Antidepressiva können eingesetzt werden und wirken sich durchaus günstig aus, erzielen jedoch in der Regel keine dauerhafte Remission. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 14 Spezifische (isolierte) Phobien (F.40.2) Hier besteht eine Angst bis hin zum Panikanfall bei der Konfrontation mit einer bestimmten Situation oder einem Objekt. Sie beziehen sich auf Tiere (Spinnen, Insekten) Naturelemente (Gewitter, Sturm) Räumliche Gegebenheiten (Höhe, Enge) Verletzungen, Blut, medizinische Interventionen (Spritzen) In der Regel beeinflussen diese Ängste den Betroffenen weniger, es sei denn, er kann sie in seinem Alltagserleben nicht vermeiden (Flugangst bspw.). Erst dann werden sie zur Belastung. Folgeerkrankungen treten seltener auf. Gebräuchliche Bezeichnungen sind: Akrophobie (Höhenangst) Arachnophobie (Spinnen) Aviophobie (Flugangst) Klaustrophobie (enge Räume) Zoophobie (Tiere) Isolierte Phobien lassen sich im Alltag oft recht gut vermeiden. Verbreitung Mit 9% Lebenszeitprävalenz (die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Lebens daran zu erkranken) treten sie sehr häufig, zumeist bereits in der Kindheit auf. Ihr Verlauf ist meistens chronisch und Frauen sind häufiger betroffen (2:1). Tierphobien und Höhenängste sollen am häufigsten vorkommen. Ursachen Furcht vor Tieren oder Spinnen ist aus evolutionsgeschichtlicher Sicht eine sinnvolle Reaktion. Auch spielt das Zusammenwirken biologischer und psychischer Faktoren eine Rolle. Diagnose und Differentialdiagnose Die Diagnose erfolgt nach den bereits besprochenen Kriterien der Angst. Differentialdiagnostisch ist ein posttraumatisches Verhalten (nach einem Unfall bspw.) oder Zwänge (Angst vor Infektionen oder Verunreinigung) in Betracht zu ziehen. Therapie Hier steht die Reizkonfrontation an erster Stelle, Pharamkotherapie ist nicht sinnvoll. Bei der Agoraphobie und der sozialen Phobie trägt Vermeidungsverhalten zur Aufrechterhaltung bei. Hier kann eine systematische Desensibilisierung mit Angsthierarchie angebracht sein. Spezifische Phobien lassen sich im Alltag meistens recht gut umgehen. Die Therapie der Wahl ist hier die (schrittweise) Konfrontation des angstmachenden Reizes, um so eine Neubewertung zu schaffen. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 15 Generalisierte Angststörungen (F.41.1) Definition und Symptomatik Hier besteht eine allgemeine Sorge über alltägliche Dinge und es besteht eine anhaltende Angst. Dies können Sorgen um das Wohlergehen nahe stehender Personen sein oder das Leben wird allgemein als Risiko empfunden. Im Gegensatz zu den normalen Ängsten treten sie bei der generalisierten Angststörung häufiger und intensiver auf. Auch sind die Betroffenen weniger in der Lage, das Grübeln zu beenden als gesunde Personen. Die Symptome reichen von „Kloß im Hals“ bis zu verstärkter vegetativer Erregbarkeit, Erschrecken, Zittern, Herzklopfen und Schwitzen über mindestens ein halbes Jahr hinweg. Oft gehen die Patienten wegen körperlicher Symptome zum Arzt, ohne das die zugrunde liegende Störung diagnostiziert wird. Viele Patienten leiden unter einer depressiven Symptomatik oder einer weiteren Angststörung. Eine generalisierte Angststörung ist eine ständige Angst und Besorgnis und zieht oft andere Störungen nach sich. Verbreitung Etwa 5% der Allgemeinbevölkerung leidet unter einer generalisierten Angststörung, Frauen sollen häufiger betroffen sein. Die Erkrankung hat einen schleichenden Beginn und nimmt nicht selten einen chronischen Verlauf mit Beginn zwischen 15 und 25 Jahren. Bei Beginn mit dem 40. Lebensjahr gehen häufig belastende Erlebnisse voraus. Ursachen Sie ist am besten mit einer Vorbelastung durch die elterliche Erziehung erklärt (Vulnerabilitäts-Stress-Modell, siehe „Ursachen“ am Anfang des Kapitels). Diagnostik und Differentialdiagnose Neben den Symptomen einer Panikstörung oder Agoraphobie kommt es hier noch zu Verspannungen der Muskeln und Anspannung wie Nervosität. Außerdem sind übertriebene Reaktionen auf Überraschungen und Einschlafstörungen aufgrund einer Besorgnis zu beobachten. Differentialdiagnostisch ergeben sich Überschneidungen mit depressiven Episoden, Dysthymie oder somatoformen Störungen. Sie müssen unbedingt ausgeschlossen werden. Phobien und Zwänge beziehen sich auf bestimmte Inhalte. Im Gegensatz zu Panikstörungen sind die Ängste wechselnd und chronisch. Therapie Psychopharmakotherapien mit Antidepressiva und Benzodiazepin-Präparaten zeigen eine kurzfristige Linderung. Psychotherapeutisch kommen in Frage: Verhaltenstherapie: Erfassung und Neubewertung dysfunktionaler Gedanken Strategien zur Angstbewältigung Konfrontation mit Grübeln Problemlösetraining Entspannungsverfahren Psychodynamische Therapieansätze: Stärkung des Selbst-Konzeptes durch Stärkung oder Nachreifung defizitärer IchFunktionen Verlauf und Prognose Der Verlauf ist ungünstiger als bei den Panikstörungen. Bei Behandlung gehen 25% zurück, komorbide Erkrankungen verschlechtern die Prognose. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 16 Zwangsstörungen (F.42) Definition Zwangshandlungen sind Verhaltensweisen, die vom Betroffenen unzählige Male ritualisiert durchgeführt werden müssen. Dabei wird die Durchführung als sinnlos erkannt. Beim Versuch, die Handlung zu unterdrücken, empfindet er Unruhe, Angst und innere Anspannung, die bei erneuter Ausführung zurückgehen. Zwangsgedanken sind negativ empfundene Gedanken (aggressive Gedanken, Befürchtungen, Verunreinigungen), die sich immer wieder wiederholen. Zwangshandlungen oder -gedanken bilden bei Zwangsstörungen das zentrale Merkmal der Erkrankung. Das Durchführen solcher Rituale findet in verschiedenen Generationen (Einschlafritus bei Kindern, religiöse Rituale im Erwachsenenalter) statt. Als krankhafte Störung wird es erst angesehen, wenn es ein solches Ausmaß annimmt, dass der Betroffene darunter leidet und in seiner sozialen oder individuellen Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird. Ein Zwang kann in Form von Gedanken, Impulsen oder Handlungen auftreten. Symptomatik Zwangsgedanken Dies sind Gedanken mit meist aggressiven Inhalt oder Befürchtungen, die sich auf Verschmutzung, Verunreinigung oder Ansteckung beziehen. Die Betroffenen erleben diese Gedanken als verwerflich, beängstigend oder quälend. Es werden oft gedankliche Rituale entwickelt (leises Wiederholen einzelner Worte) oder stereotyp ablaufende Rituale, um die Gedanken zu neutralisieren. Zwangsgedanken können sein: Aggressive Vorstellungen oder Impulse Kontamination Ordnung Religiöse Vorstellungen Sexuelle Impulse Zweifel an korrekt ausgeführten Handlungen Zwangshandlungen Sie beziehen sich zumeist auf Kontrolle (Türschlösser, Elektrogeräte, etc.) und Waschen und Reinigen (Wohnung, Kleidung, Hände). Die Handlungen werden oft in einer bestimmten Reihenfolge durchgeführt. Familienmitglieder sind ebenso betroffen und müssen bspw. bei Betreten der Wohnung alle Straßenkleider ablegen. Zwangsstörungen Als Leitsymptome treten hier Zwangsgedanken und Zwangshandlungen auf. Es tritt oft ein Vermeidungsverhalten für die angstauslösenden Reize auf (Schmutz vermeiden bspw.) und eine Ausweitung auf andere Situationen und Objekte. Die Betroffenen finden Ihre Verhaltensweisen in den meisten Fällen sinnlos und beschämend. Sie versuchen oft, die Erkrankung zu verheimlichen. Die Störung kann viel Zeit des Tages in Anspruch nehmen und es treten mit der Zeit Probleme in Beziehungen, am Arbeitsplatz, in der Schule und der Freizeitgestaltung auf. Komorbidität Am häufigsten treten komorbide Phobien (vor allem soziale), depressive Symptome, EssStörungen, Persönlichkeitsstörungen und Alkoholprobleme auf. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 17 Verbreitung Die Lebenszeitprävalenz in Deutschland ist 2%. Untersuchungen zeigen, dass die Zahl der Zwangsstörungen in verschiedenen Ländern und Kulturkreisen ähnlich hoch ist. Zwischen Frauen und Männern gibt es kaum Unterschiede. Die Störung beginnt in der Regel in jungen Jahren (ca. 23 Jahre). Sie beginnen häufig schleichend, bei Waschzwängen bspw. auch akut. Ursachen Als biologische Faktoren kommt eine Funktionsstörung des Botenstoffhaushaltes im Gehirn in Betracht. Dies erklärt auch die Wirksamkeit von Antidepressiva (SSRI). Außerdem wurden in bildgebenden Verfahren Störungen in verschiedenen Hirnbereichen festgestellt. Psychodynamisch geht man von einem Abhängigkeits-Autonomie-Konflikt aus. Konflikte zwischen einem aggressiven „Es“ und einem rigiden „Über-Ich“ werden durch bestimmte Abwehrmechanismen in einer für das Bewusstsein tolerablen Weise bearbeitet. Man geht von einer Fixierung in der analen Phase (2.-3. Lebensjahr) aus. Hier beginnt das Kind, seine Autonomie zu entfalten. Bei rigider, strenger Erziehung kann es zur Ausbildung eines rigiden „Über-Ichs“ kommen. Psychodynamisch entsteht ein Zwang in der analen Phase. Sie wird auch als Ursprung für die zwanghafte Persönlichkeit betrachtet. Lerntheoretisch kommen die klassische und operante Konditionierung in Frage. Das Vermeidungsverhalten ist auch hier für die Aufrechterhaltung des Zwangs von großer Bedeutung. Kognitive Ansätze bieten die Erklärung, dass ursprünglich normalpsychisch vorhandene aggressive oder magische Gedanken subjektiv als inakzeptabel bewertet werden. Es entstehen Unwohlsein und/oder Neutralisationsversuche. In beiden Fällen wird den Gedanken mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Aufrechterhaltende Faktoren sind ebenso relevant. An erster Stelle steht hier das Vermeidungsverhalten. Dadurch verhindert der Betroffene die Erfahrung, dass ein Verbleiben in der auslösenden Situation wieder zur Erleichterung führen würde. Über Neutralisierungsrituale kommt er zu einer Entlastung (primärer Krankheitsgewinn). Auch kann er evtl. durch seine Störung eine Machtposition in der Partnerschaft aufrechterhalten oder sich durch Arbeitsunfähigkeit entlasten (sekundärer Krankheitsgewinn). Diagnostik Oft kommen Zwangspatienten spät und auf Anraten von anderen zu einem Arzt. Er muss die Motivation zur Behandlung erst aufbauen. Kriterien nach ICD-10 sind: Die Zwangsgedanken oder zwanghaften Handlungsimpulse müssen vom Patienten als seine eigenen erkannt werden. Mindestens gegen einen Zwangsgedanken oder gegen eine Zwangshandlung muss der Patient noch Widerstand leisten. Der Zwangsgedanke oder die Zwangshandlung dürfen nicht an sich angenehm sein. Die Zwangssymptome müssen sich in unangenehmer Weise wiederholen. Zwänge werden vom Betreffenden als unsinnig erkannt. Die Vermeidung der Zwangshandlung oder des Zwangsgedanken verursacht eine nicht oder schwer auszuhaltende Angst. Das Vermeiden dieser Angst verstärkt den Zwang oder hält ihn zumindest aufrecht. Psychodynamisch wird die Entstehung der Zwangsstörung mit einer Fixierung in der analen Phase erklärt. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 18 Differentialdiagnose Differentialdiagnostisch kommen in Frage: Depression Hier ist abzuklären, ob der Zwang Teil der Depression oder die Depression aus dem Zwang heraus entstanden ist. Angststörungen Angst kommt bei Zwangsstörungen bei Reizkonfrontation vor. Sie kann sich bis zur Panikattacke steigern. Auch kann es zu einer phobischen Vermeidung der auslösenden Reize kommen. Drogen und Medikamente Kokain und Amphetamine können Zwangssymptome auslösen. Schizophrenie Zwänge können als Vorzeichen (prodromal) oder bei einer akuten Schizophrenie auftreten. Dabei haben sie einen bizarren Charakter. Bei akuter Schizophrenie bekommen sie einen wahnhaften Charakter und sind somit abgrenzbar. Umgekehrt ist die Schizophrenie nicht so leicht vom Zwang zu unterscheiden: Schwere, chronische Zwangszustände gehen auch mit verlangsamten Bewegungen, Murmeln von Satzfetzen oder Identifizierung mit den Zwangsinhalten einher. Zwanghafte Persönlichkeitsstörung Sie bewerten ihre Ideen als richtig, rational und gerechtfertigt (Pedanterie, Übergenauigkeit, etc.) Impulskontrollstörungen Bspw. Glücksspiel oder Stehlen. Auch hier besteht eine gewisse Zwanghaftigkeit, jedoch gepaart mit Lustgefühlen. Frühkindlicher Autismus Die Störung beginnt typischerweise im frühen Kindesalter und geht mit Zwängen einher. Leitsymptome sind jedoch Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung und der sozialen Interaktion. Organische Erkrankungen Insbesondere bei Krankheitsbeginn nach dem 40. Lebensjahr sollte an eine organische Erkrankung gedacht werden (Tumor, Abszess, Intoxikation). Therapie Die Behandlung sollte ambulant erfolgen, so dass der Patient in seinem gewohnten Umfeld bleibt, es sei denn die schwere der Störung, eine schwere Depression, ein massiver familiärer Konflikt, eine bereits erfolglos durchgeführte ambulante Behandlung, ein fehlendes adäquates Therapieangebot in der Nähe des Patienten erfordern eine stationäre Behandlung. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 19 Psychotherapeutische Behandlungen Psychotherapeutisch kommen alle gängigen Verfahren in Betracht. Verhaltenstherapeutische Verfahren haben sich allerdings bei der Behandlung besonders bewährt und werden bei starken Zwangsstörungen auch stationär durchgeführt. Reizkonfrontation bei Zwangshandlungen Hier lernt der Patient, gefürchtete Situationen bis zum Abklingen der Anspannung auszuhalten. Dadurch wird das Vermeidungsverhalten verhindert. Der Patient macht die Erfahrung, dass sich seine Angst nicht bis ins Unermessliche steigert, sondern sogar wieder abflacht. Reizkonfrontation bei Zwangsgedanken Hier wird der Patient gebeten, die Gedanken detailliert zu schildern, die ihm Angst oder Unruhe bereiten, ohne sie durch Rituale (beten, etc.) abzubrechen oder zu vermeiden. Die Stimuli können auch auf Band gesprochen werden. Kognitive Verfahren Hier werden verzerrte Gedanken erfasst (bspw. in einem Tagebuch) und auf die Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens überprüft. Vor allem haben sich verhaltenstherapeutische Maßnahmen bei der Therapie von Zwängen bewährt. Auch Antidepressiva können zum Einsatz kommen. Angehörigenarbeit Hier steht die Aufklärung über Entstehung und Therapie im Vordergrund. Psychodynamische Therapie Hier soll der Betroffene Einblicke in die Psychodynamik des Konfliktes (Autonomie-Abhängigkeit) bekommen, sein „Über-Ich“ entlasten und Schuldgefühle abbauen. So kann er bislang tabuisierte Wünsche und Bedürfnisse äußern. Pharmakotherapie Hier kommen in erster Linie auf den Serotonin-Haushalt wirkende Antidepressiva (SSRI) zum Tragen. Bei der Therapie von Zwängen werden sie etwa doppelt so hoch verabreicht als bei der Behandlung der Depression. Komplettremission ist durch alleinige medikamentöse Behandlung sehr selten. Schwere Zwangsstörungen können durch die Gabe eines atypischen Neuroleptikums günstig beeinflusst werden. Prognose und Verlauf Unbehandelt verlaufen Zwangsstörungen fast immer chronisch. Durch eine Multimodale Verhaltenstherapie ist bei 60-80% eine deutliche Besserung zu erreichen. Ebenso durch die Behandlung mit Antidepressiva. Hier allerdings erleiden ca. 75% der Behandelten einen Rückfall. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 20 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen (F.43) Die Reaktion eines Menschen auf kritische Belastung zeigt sich auf emotionaler, körperlicher und kognitiver Ebene. Die Eigenschaft, solche Belastungen zu verarbeiten hängt vom Ausmaß des Traumas und von der individuellen Belastungsgrenze des Betroffenen ab. Diese wiederum hängt von der Persönlichkeitsstruktur, biologischen Faktoren, entwicklungsgeschichtlichen Aspekten und dem verfügbaren sozialen Netz ab. Belastungssituationen können nach Ihrem Schweregrad eingeteilt werden in Traumata Dies sind Belastungen, die als lebensbedrohend und katastrophal empfunden werden. Sie gehen mit körperlicher Verletzung oder Bedrohung der psychischen Integrität einher. Dies können Kampfhandlungen, schwere Unfälle, Miterleben des gewaltsamen Todes anderer Menschen, Vergewaltigung, etc. sein. Kritische Lebensereignisse Sie stellen eine einschneidende, als Bedrohung angesehene Veränderung der bisherigen Lebensführung dar. Beispiele sind ein schwerer Unfall, Verlust von Arbeitsplatz oder Tod eines nahe stehenden Menschen. Traumata oder Ereignisse, die eine starke Veränderung unseres Lebens in negativer Weise bewirken, können zu weitreichenden Störungen führen.. Übergänge Dies sind Lebensveränderungen, die über einen längeren Zeitraum vorhersehbar sind, wie Auszug aus dem Elternhaus, Heirat, Antritt der ersten Arbeitsstelle, etc. Die Dauer lässt sich in akut und chronisch klassifizieren. Für viele psychische Störungen stellt das belastende Lebensereignis einen wichtigen Teil zur Entstehung dar (Schizophrenie, affektive Störungen). Bei anderen wiederum ist es Grundvoraussetzung zur Diagnose. Sie werden in der ICD-10 (als einzige, die über ein ätiologisches (ursächliches) Konzept definiert werden) wie folgt eingeteilt: F43.0 F43.1 F43.2 akute Belastungsreaktion posttraumatische Belastungsstörung Anpassungsstörung Auf den folgendenSeiten gehen wir gesondert auf die einzelnen Störungsbilder ein. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 21 Akute Belastungsreaktion (F.43.0) Sie tritt Minuten bis einer Stunde nach einem Ereignis auf und dauert zwischen 8 und 48 Stunden. Sie äußert sich in einem Gefühl der Betäubung und einer Einengung des Bewusstseins mit verringerter Aufmerksamkeit. Es kann auch eine motorische Unruhe bestehen mit Fluchttendenzen. Es wurde keine psychische Erkrankung beim Betroffenen bisher festgestellt. Weitere Bezeichnungen sind „Schock“, „Nervenzusammenbruch“ oder „Nervenschock“. Symptomatik Die akute Symptomatik besteht aus Betäubtheit oder innerer Leere, Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, etc. Danach folgt Antriebsminderung, Interessenlosigkeit, Rückzug oder auch Angst, Panik und Weglauftendenzen, evtl. verbal aggressives Verhalten und auch Suizidalität. Bei akuten Belastungsreaktionen ist eine Krisenintervention vor Ort das erste Mittel. Später können deprimierte Stimmung, Hoffnungslosigkeit, Schlafstörung und Suizidalität hinzukommen. Verbreitung Die Symptomatik tritt akut auf, nach schweren Unfällen, Gewaltverbrechen oder Naturkatastrophen, und ist daher besonders für Ersthelfer von Bedeutung. Ursachen Hier spielt Neigung zu überschießenden Reaktionen bei Stress eine Rolle, genauso wie die Entwicklungsgeschichte und spezifische Persönlichkeitszüge. Diagnostik und Differentialdiagnose Die Diagnose ist in der Regel leicht zu stellen, da bestimmte, belastende Ereignisse direkt vorausgehen. Natürlich können auch andere psychische und organische Erkrankungen mit einhergehen. Dies sind bspw. Angststörungen (Panikstörungen), depressive Episoden, akute Schizophrenie oder auch endokrine Störungen (Hyperthyreose), Demenz oder Medikamenten-Vergiftung. Therapie Als Therapie kommen ruhige Ansprache, Entfernen vom Ort des Geschehens (Unfall), Abschirmen und Herbeirufen der Angehörigen in Frage – eben eine Schock-Betreuung. Evtl. ist eine stationäre Krisenintervention nötig (Fluchttendenzen, Depersonalisationserlebnisse, etc.). Verlauf und Prognose Die Symptome klingen in der Regel nach 2 Tagen ab. Bei längerem Anhalten sollte das Bestehen einer anderen psychischen Erkrankung geprüft werden. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 22 Anpassungsstörungen (F.43.2) Sie sind der akuten Belastungsreaktion ähnlich, werden von einem belastenden Lebensereignis ausgelöst, beginnen innerhalb eines Monats und sollten nicht länger als 6 Monate andauern. Symptomatik Auslöser sind Erkrankung und Tod eines Angehörigen, Zerbrechen einer Beziehung, länger anhaltende Probleme in Beruf oder Schule, die allerdings als ausweglos und unkontrollierbar erlebt werden. Die Beschwerden sind vielfältig, am häufigsten finden sich jedoch Depressive und ängstliche Reaktionsformen Bei Kindern regressives Verhalten (Daumenlutschen, Babysprache) Nicht selten treten Suizidgedanken oder Impulse auf. Diese sind abzuklären! Die Beschwerden dauern in der Regel bis zu sechs Monaten. Eine Ausnahme bildet die längere depressive Reaktion in Folge einer chronischen Belastungssituation. Sie kann bis zu zwei Jahren anhalten. Die Verarbeitung einer veränderten Lebensituation hängt im hohen Maße von bereist gelernten Bewältigungsstrategien ab. Einteilung In der ICD-10 werden die Anpassungsstörungen unterteilt, abhängig davon, welche Symptome im Vordergrund stehen. Sie können von Depression über Angst bis hin zum gestörten Sozialverhalten (Rückzug z.B.) gehen. Hierzu zählen auch die Trauerreaktion Trauer um einen nahe stehenden Menschen. Dies ist eine normale Reaktion, der entsprechenden Kultur angepasst, mit charakteristischen Emotionen und Phasen. Am Ende stehen das Wiedergewinnen von Zuversicht und die Fähigkeit, wieder positive Emotionen zu erleben. Abnorme Trauerreaktion Sie kann dadurch gekennzeichnet sein, dass Trauer und Wut nicht gelebt werden, stattdessen Versteinerung und Selbstvorwürfe auftreten bis hin zur Verleugnung. Verbreitung Wahrscheinlich sind Frauen und jüngere Menschen häufiger betroffen. Das Suizidrisiko ist erhöht! Ursachen Eine Rolle spielen beim Auftreten einer belastenden Situation bereits erlernte Bewältigungsstrategien, individuelle lebensgeschichtliche Ereignisse, Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Einschätzungen bezgl. belastender Situationen. Diagnostik und Differentialdiagnostik Der Anpassungsstörung geht immer ein Ereignis voraus, das auch als Auslöser für die Störung betrachtet werden kann. Es sollte immer auch an eine affektive Störung gedacht werden, besonders wenn die Störung länger als zwei Wochen anhält. Sie erfordert dann auch eine medikamentöse und psychotherapeutische Intervention. Therapie Die Therapie kann psychotherapeutisch als ambulante Krisenintervention oder, wenn keine sozialen Bindungen vorliegen, auch stationär erfolgen. Medikamentös kommen akut auch Beruhigungsmittel in Frage. Verlauf und Prognose Die Anpassungsstörung sollte nicht länger als sechs Monate, bzw. zwei Jahre bei längerer depressiver Reaktion dauern. Der Verlauf ist günstig, ca. 80% der Patienten sind nach 5 Jahren gesund. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 23 Posttraumatische Belastungsstörungen (F.43.1) Sie resultieren aus einer schwersten Belastungssituation oder einem katastrophalen Ereignis. Sie sind charakterisiert durch ein ständiges Wiedererleben der Situation und ein phobisches Vermeidungsverhalten. Sie treten in der Regel Wochen bis Monate nach dem Ereignis auf. Leitsymptome Ständiges Wiedererinnern und Wiedererleben der traumatischen Situation, Vermeidungsverhalten bezüglich aller Reize, die mit dem Trauma assoziiert sind, Abflachung der allgemeinen Reagibilität (Teilnahmslosigkeit, Gefühl der Entfremdung), Schnell erregbar. Es wird unterschieden in Akute PTBS, Symptome halten bis zu drei Monaten an, Chronische PTBS, Symptome dauern länger als drei Monate an, PTBS mit verzögertem Beginn, Beginn frühestens nach 6 Monaten. Traumatische Ereignisse werden meist zunächst in ein Traumagedächtnis verschoben und schrittweise verarbeitet. Komorbidität Komorbide treten Missbrauch oder Abhängigkeit von Alkohol und Benzodiazepinen (auch oft in Folge einer Selbstbehandlung) auf. Außerdem depressive Episoden und Angststörungen (Agoraphobie). Das Suizidrisiko ist auf das Achtfache erhöht! Ursachen Nicht alle Traumatisierten entwickeln eine PTBS. Deshalb geht man neben der eigentlichen auslösenden Situation noch von anderen Faktoren aus: Neurobiologisch Die Traumainhalte werden vermutlich ohne weitere kortikale Verarbeitung unbewertet abgespeichert und können durch äußere Auslöser leicht abgerufen werden (Traumagedächtnis). Ein erniedrigter Serotoninspiegel soll Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und Panikattacken verursachen. Psychologische Aspekte Aus psychodynamischer Sicht bewirkt das Trauma eine veränderte Sicht auf das Selbstkonzept und auf andere Menschen. Es werden Abwehrreaktionen wie Dissoziation und Spaltung zur Bewältigung der schmerzlichen Empfindungen unbewusst eingesetzt. Aus kognitiv-behavorialer Sicht Konditionierung führt zu einem Wiedererleben. Aufgenommene Stimuli während des Ereignisses (Gerüche, Ort des Traumas, etc.) werden als bedrohlich abgespeichert und lösen bei erneutem Auftreten wieder Angst aus. Ebenso spielt die Art der Bewertung des Ereignisses eine große Rolle. Kognitive Verzerrungen können zur Aufrechterhaltung beitragen („Ich hätte es wissen müssen“, „Ich hätte es verhindern können“) Andere Risikofaktoren Psychische Erkrankungen in der Vorgeschichte Belastende Lebensereignisse vor dem Trauma Weibliches Geschlecht Fehlende soziale Unterstützung Geringer Bildungsgrad Frühere Traumata Bestimmte Persönlichkeitszüge Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 24 Diagnose Betroffene stellen sich häufig erst nach längerer Zeit und aufgrund vegetativer Symptome wie Schlafstörung, Erschöpfung, etc. beim Arzt oder in der Klinik vor. Auch schämen sie sich häufig und nennen deshalb keine wegweisenden Informationen. Hinzu kommen negative Erfahrungen, die bezüglich des Leidens gemacht wurden. Wichtig für die Diagnose ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Therapeuten. Kardinalsymptome sind: Wiedererinnern des Traumas Vermeidungsverhalten und Einschränkung der allgemeinen Reagibilität Erhöhtes Erregungsniveau Differentialdiagnose Agoraphobie mit Panikstörung Kein traumatisches Ereignis und kein Wiedererinnern Panikstörung Kein traumatisches Ereignis und kein Wiedererinnern Generalisierte Angststörung Kein traumatisches Ereignis und kein Wiedererinnern Dissoziative Störung Meist kein Vermeidungsverhalten oder vegetative Übererregbarkeit Borderline-Persönlichkeit Unterscheidung ist schwierig, da oft auch ein Trauma in der Kindheit vorliegt. Ein Trauma kann viele weitere Störungen nach sich ziehen und wird von vielen Faktoren aufrecht erhalten. Therapie Die Therapie kann psychotherapeutisch und medikamentös erfolgen. Im Vordergrund stehen zunächst aufklärende und beratende (psychoedukative) Elemente, die die Normalität einer solchen Reaktion erklären. Es sollte ein integratives Therapiekonzept aus Frühintervention, psychodynamischer- und Verhaltenstherapie und medikamentöser Therapie stattfinden. Kognitiv-behavoriale Verhaltenstherapie Zentraler Bestandteil ist die Reizkonfrontation. Hier geht es in erster Linie um die Neubewertung der Situation („Schuld war nicht ich sondern der Täter“) durch Vermittlung neuer Informationen in Verbindung mit der Furchtstruktur. Psychodynamische Verfahren Sie haben zum Ziel, die pathologischen Symptome (extremes Vermeidungsverhalten) zu lindern, um so eine Verarbeitung des Traumas zu ermöglichen und haben zum Inhalt: Aufbau einer Vertrauensbeziehung Mehrfache Schilderung des Erlebnisses, Erarbeiten der Bedeutung des Traumas für das Selbstkonzept, Aufzeigen unreifer Abwehrmechanismen und Herstellung der Beziehung zu früheren traumatischen Erlebnissen EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) Während der Patient das Trauma schildert, bewegt der Therapeut seinen zu fixierenden Finger schnell und regelmäßig vor den Augen des Patienten, bis dieser ein Nachlassen der Schmerzen empfindet. Danach wird eine hilfreiche neue Kognition der vorgegebenen Szene eingeführt. Kontrollierte Studien belegen bereits eine Wirksamkeit. Medikamentöse Therapie Hier werden vor allem Antidepressiva eingesetzt, die Anfangs u.U. geringer dosiert werden müssen, da Angst vor den Nebenwirkungen bestehen kann. Die Zieldosierung kann höher sein als bei antidepressiver Behandlung und die Wirkung setzt erst nach ca. 8-12 Wochen ein. Für die Erhaltungstherapie werden 2 Jahre empfohlen. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 25 Verlauf und Prognose Ca. 1/3 der Patienten haben eine Spontanremission. Bei einem weiteren Drittel sind nach 10 Jahren noch Symptome der PTBS zu erkennen. Die Fähigkeit, das Erlebnis in seine Gesamtbiografie zu integrieren, ist von großer prognostischer Bedeutung. Andauernde Persönlichkeitsänderungen nach Extrembelastung (F.62.0) Sie entstehen insbesondere nach lang anhaltendem Trauma (Internierung in ein KZ, Krieg, etc.). Anzeichen sind: Generelles Misstrauen Intensive, anhaltende Angst Reize (vergitterte Fenster, Uniformierte) lösen Angst und Panik aus Schlaflosigkeit Vermeidungs- und Rückzugsstrategien Bisherige Wertvorstellungen, Ideale, Ziele sind verändert Die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist verändert Massive Schuld- und Schamgefühle (Überlebensschuld) Mindestens zwei Jahre andauernd In der ICD-10 ist dafür die Diagnose der „andauernden Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastungen“ geschaffen. Sie fällt, wie Sie an der Codierung nach der CD-10 sehen können, in den Bereich der Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (F.60 - F.69). Ansonsten stehen in der ICD-10 noch folgende Codierungen zur Verfügung: F43.8 - Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung F43.9 - Reaktion auf schwere Belastung, nicht näher bezeichnet Weitreichende Veränderungen, Tod oder katastrophale Ereignisse können eine Vielzahl an Störungen hervorrufen - sowohl akut, als auch über lange Zeiträume hinweg oder chronisch. Ziel einer Therapie ist es, solche Ereignisse zu verarbeiten und sie in einen ertragbaren Rahmen zu setzen, so dass der Patient mit Ihnen umgehen und angemessen mit ihnen leben kann. Ansonsten führen Sie zu chronischer Angst und Isolation auf Grund eines Vermeidungsverhaltens. Ebenso ist auf eine erhöhte Suizidalität zu achten. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 26 Dissoziative Störungen (F.44) Dissoziation bedeutet die Abspaltung bestimmter Gedächtnisinhalte oder auch körperlicher Funktionen (Bewegungen) vom Bewusstsein des Betreffenden. Sie können so nicht mehr in das eigene Erleben oder in eigene Erfahrungen integriert werden. Am häufigsten kommen dissoziative Lähmungen vor. Außerdem gibt es eine Desintegration bestimmter Gedächtnisinhalte (dissoziative Amnesie). Hysterie, Konversionsneurosen und dissoziative Störungen Als Hysterie wurde über viele Jahrhunderte eine Krankheit bezeichnet, die nur Frauen zugeordnet wurde und die keine körperlichen Ursachen aufzeigte. Die beschriebene Krankheit ging mit unbestimmten und wechselnden Symptomen einher. Mit der Einführung der Wissenschaft wurde der Begriff von Jean-Martin Charcot neu beschrieben. Für ihn entstand die Hysterie durch Abspaltung bestimmter Erlebnisanteile aus dem Bewusstsein. Dissoziationen sind Abspaltungen, die unbewusst stattfinden. Freud, ein Schüler von ihm, griff diese Definition auf und beschrieb schwere traumatische Ereignisse in der Kindheit und belastende Erfahrungen kurz vor dem Auftreten hysterischer Symptome. Er schloss daraus, dass unerträgliche Gefühlsreaktionen auf Grund eines Traumas eine Bewusstseinsveränderung herbeiführten, die zur Hysterie führten. Dieser Zustand wurde als „doppeltes Bewusstsein“ oder als „Dissoziation“ beschrieben. Ihnen liegt die Konversion eines intrapsychischen, unbewussten Konfliktes in ein körperliches Symptom zugrunde. Den hysterischen Symptomen wurde ein gewisser Symbolcharakter für das auslösende Ereignis zugeschrieben. Freud beschrieb die Wirkung solcher Konversionen als Reduktion (Vermindnerung) intrapsychischer Spannungen (primärer Krankheitsgewinn) Entlastung von Verpflichtungen, Zuwendungen durch das Umfeld (sekundärer Krankheitsgewinn) In der ICD-10 wurde der Begriff der Hysterie aufgegeben und folgendermaßen eingeteilt: Dissoziative Störungen auf psychischer Ebene Konversionsstörungen auf neurologischer Ebene Somatisierungsstörungen (multiple, wiederholt auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome) Histrionische Persönlichkeit Symptomatik Die Dissoziativen und Konversionsstörungen haben per Definition keine organische Ursache und sind auf psychogene Faktoren zurückzuführen. Der Beginn der Störung in Verbindung mit einer vorher aufgetretenen Belastung wird vom Patienten verneint, auch wenn sie offensichtlich ist. Allen gemeinsam ist die Belastung, die sie hervorrufen wie subjektives Leiden, Beeinträchtigung von Partnerschaft und Beruf, Selbstverletzung, aggressiven Impulsen und Suizidalität. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 27 Dissoziative Störungen auf psychischer Ebene Dissoziative Amnesie (F.44.0) Gedächtnislücke, die sich auf einen wesentlichen Lebensabschnitt oder ein aktuelles traumatisierendes Ereignis bezieht. Sie ist nicht durch Vergesslichkeit oder Müdigkeit erklärbar. Die übrigen kognitiven Fähigkeiten sind ungestört. Dissoziative Fugue (F.44.1) Der Betreffende begibt sich plötzlich für eine bestimmte Zeit an einen anderen, meist für ihn bedeutsamen Ort. Bisherige Beziehungen und Verbindungen werden abgebrochen. Für die Zeit der Reise nimmt er eine veränderte oder völlig neue Identität an. Die Alltagsbewältigung kann er dabei ausführen. Für den Fuguezustand besteht fast immer eine mehr oder weniger vollständige (dissoziative) Amnesie. Dissoziative Störungen haben keinen körperlichen Befund. Dissoziativer Stupor (F.44.2) Der Betreffende sitzt oder liegt teilnahmslos und bewegungslos da und reagiert nicht auf Ansprache. Sein Bewusstsein wirkt eingeengt und nach innen gerichtet. Meist geht dem Stupor ein Zustand extremer innerer Anspannung und hoher Emotionalität voraus. Er kommt besonders auch bei PTBS oder BorderlinePersönlichkeitsstörungen vor. Trance und Besessenheitszustände (F.44.3) Der Betreffende verliert vorübergehend das Gefühl für die eigene Identität, seine Wahrnehmung ist eingeschränkt und konzentriert sich auf ein oder zwei Aspekte. Er verhält sich, als sei er von einer höheren Macht besessen und spricht monoton, sich wiederholend. Dissoziative Identitätsstörungen (multiple Persönlichkeitsstörungen) (F.44.81) Hierüber wird kontrovers diskutiert. Es handelt sich um zwei oder mehr Persönlichkeiten, die in sich schlüssig sind, getrennt auftreten können, und unter Umständen keine Kenntnis voneinander haben. Für die Entstehung werden schwerste Traumata in der Kindheit angenommen. Dissoziative Störungen der Bewegung oder Sinnesempfindungen Sie äußern sich in verschiedenen körperlichen, scheinbar neurologischen Störungen, ohne dass eine körperliche Ursache gefunden wird. Dissoziative Bewegungsstörung (F.44.4) Dies ist eine Schwäche oder Lähmung bestimmter Körperpartien. Außerdem können Koordinationsstörungen (Ataxie), die Unfähigkeit, selbst zu gehen oder zu stehen auftreten. Auch Schütteln oder Zittern von Körperteilen ist möglich. Die Symptome folgen der subjektiven Vorstellung des Betreffenden von einer körperlichen Krankheit, die ihm aus seinem Umfeld auch bekannt sein kann. Dissoziative Krampfanfälle (F.44.5) Sie können einen epileptischen Krampfanfall imitieren oder Ohnmachtsanfälle (Synkopen). Im Vergleich zum epileptischen Anfall fehlen Ohnmacht, Zungenbiss, Einkoten, Einnässen und Sturzverletzungen. Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen (F.44.6) Hier werden Empfindungsstörungen auf der Haut erlebt, bspw. als handschuhoder strumpfförmig. Auch können Störungen des Sehens (Tunnelblick, Verlust der Sehschärfe, Blindheit), seltener Hör- oder Geruchsstörungen auftreten. Beim gleichzeitigen Auftreten von motorischen- und Sinnesstörungen spricht man von einer gemischten dissoziativen Störung. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 28 Depersonalisations- und Derealisationserlebnisse (F.48.1) Hier beklagt der Betroffene phasenweise sich selbst (Depersonalisation) oder seine Umgebung (Derealisation) als fremd zu empfinden. Hierbei erlebt er seine Umgebung oder eigene Gedanken als entfernt, leblos, farblos. Er kann seinen Körper als von sich entfernt fühlen oder das Gefühl haben, nicht länger sein eigenes Denken oder Fühlen zu erleben. Auch erlebt er, sich aus seinem Körper zu entfernen, um sich selbst zu beobachten. Man kann solche Erlebnisse im normalpsychischen Bereich bei Müdigkeit, beim Erwachen oder Einschlafen beobachten oder auch bei zahlreichen psychischen Erkrankungen wie Panikstörung Depressive Episoden Schizophrenie Vergiftung Ein isoliert auftretendes Depersonalisationssyndrom ist eher selten. Sonstige Dissoziative Störungen (F.48.88) Hier ist das Ganser-Syndrom noch zu nennen. Hierbei sind ein demonstrativ wirkendes Vorbeiantworten und systematisch erscheinende Fehlhandlungen zu beobachten. Bspw. wird auf die Frage, wieviel 3+4 sei, 11 geantwortet oder der Betroffene versucht, seine Kleider zu kämmen. Es scheint, als wolle sich der Betroffene bewusst verrückt verhalten. Es treten gleichzeitig noch andere dissoziative Symptome wie eine Amnesie für die Zeit des Verhaltens auf. Diese Reaktionsform ist sehr selten und soll bspw. bei Verhaftungen auftreten. Verbreitung Angaben über die Häufigkeit sind schwer zu machen. Einzelne dissoziative Störungen kommen recht häufig vor, dissoziative Störungen im engeren Sinne jedoch eher selten. Frauen sollen eher betroffen sein als Männer. Die Komorbidität zu anderen Erkrankungen ist hoch. Sie treten gemeinsam mit Persönlichkeitsstörungen, v.a. Borderline-Störungen, Angsterkrankungen und somatoformen Störungen auf. Ursachen Psychodynamisch wird die Dissoziation als Abwehrmechanismus verstanden. Hierbei werden traumatische Erlebnisse oder unerträgliche intrapsychische Konflikte vom Bewusstsein und somit der Kontrolle durch das „Ich“ abgespalten. Kognitiv-behaviorale Modellvorstellungen gehen vom Vulnerabilitäts-Stress-Modell aus, das lerntheoretische (entwicklungsgeschichtliche) und biologische Faktoren vereint. Dabei wird das Phänomen der Dissoziation nicht per se als unnormal empfunden. Im künstlerischen Bereich oder in Meditation ist dies ein durchaus gewünschter Effekt. Auch in Lebensbedrohlichen Situationen kann sie (Bspw. Totstellen) eine überlebenswichtige Fähigkeit sein. Das dissoziative Verhaltensmuster kann ebenso gelernt sein und sich im Laufe des Lebens verselbstständigen. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 29 Diagnostik Die Diagnose ist nicht leicht zu erstellen und sollte zunächst körperliche Ursachen ausschließen. Außerdem sollte ein überzeugender zeitlicher Zusammenhang zwischen dem Auftreten dissoziativer Symptome und dem belastenden Ereignis festzustellen sein. Weitere Schwierigkeiten sind: Die Symptomatik wirkt häufig unscharf und muss sehr genau exploriert werden. Häufig tritt die Störung in Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen auf (v.a. PTBS und Borderline-Störung). Dies muss berücksichtigt werden. Die belastenden Situationen werden vom Patienten oft nicht erinnert. Gleichzeitig besteht oft eine körperliche Erkrankung, die allerdings nicht das Ausmaß der vom Patienten geschilderten Beschwerden erklärt. Der Patient hat oft bereits eine Odyssee an Ärzten und Befunden hinter sich. Es ist nicht leicht, ihm vollstes Vertrauen und Annehmen seiner Beschwerden zu signalisieren. Neben der Anamnese ist die Fremdanamnese ein wichtiges Hilfsmittel. Auch nahe stehende Personen können Auskunft über ein evtl. belastendes Ereignis geben, nicht der Patient selbst. Differenzialdiagnostisch bestehen zahlreiche Möglichkeiten. Zunächst muss eine organische Erkrankung durch Fachärzte ausgeschlossen werden. Psychische Erkrankungen können sein Suchterkrankungen und Drogenmissbrauch Schizophrenie (katatone) Affektive Störungen (Stupor) Angststörungen, PTBS Borderline-Persönlichkeitsstörung Akute Belastungsreaktion Somatisierungsstörung Therapie In erster Linie kommt die Psychotherapie hier zum Tragen. Die Schwierigkeit besteht immer, den Patienten davon zu überzeugen, dass er nicht an einer körperlichen Erkrankung leidet. Diese Einsicht kommt meist erst nach vielen Jahren und zahlreichen Untersuchungen ohne körperlichen Befund. Daher ist eine das Leiden des Patienten ernstnehmende Grundhaltung unerlässlich. Die psychotherapeutische Intervention sollte die körperliche Symptomatik genau erfassen und mögliche Auslösefaktoren ermitteln. Auch das Krankheitskonzept des Patienten ist wichtig. Körperliche Therapien können bei Lähmungserscheinungen eingesetzt werden. Psychotherapeutisch können Entspannungstechniken (Muskelentspannung), später auch eine verhaltenstherapeutische oder psychodynamische Therapie einschließen. Psychoedukation zielt auf Informationen bezüglich der Auswirkung belastender Ereignisse auf intrapsychische Prozesse, ohne den Patienten als Simulant darzustellen. Verlauf und Prognose Meist beginnen dissoziative Störungen plötzlich und remittieren spontan. Bei einem Verlauf länger als zwei Jahre sind Spontanremissionen selten. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 30 Somatoforme Störungen (F.45) Dies sind Störungen mit andauernden körperlichen Beschwerden mit wechselnder Intensität und Ort, ohne dass eine ausreichende organische Erklärung gefunden werden kann. Es wird ein komplexes Zusammenspiel von psycho- physiologischen Vorgängen und unangenehmen Lebensereignissen, Problemen und Konfliktsituationen angenommen. Der Betroffene ist meist von einer körperlichen Erkrankung überzeugt und verlangt immer wieder neue organdiagnostische Befunde. Nach der ICD-10 werden die folgenden somatoformen Störungen, abhängig von ihrem dominierenden Merkmal unterschieden: Somatisierungsstörungen (F.45.0) Hypochondrische Störungen und dysmorphophobe Störungen(F.45.2) Somatoforme autonome Funktionsstörungen (organische Erkrankungen) (F.45.3) Anhaltende somatoforme Schmerzstörungen (F.45.4) Das Konzept der somatoformen Störung leitet sich von dem Begriff der „Hysterie“ ab (siehe oben). Somatoforme Störungen sind körperliche Erscheinungen, ohne dass ein (ausreichender) medizinischer Befund vorliegt. Symptomatik Körperliche Schmerzen ohne einen entsprechenden Befund sind nicht selten. Die Behandlungsbedürftigkeit ergibt sich erst aus der Dauer, der Intensität der Schmerzen, das Ausmaß der Beeinträchtigung und der daraus resultierenden psychosozialen Folgen. In der Klinik werden meist unterschieden: Somatisierungsstörungen (F.45.0) Es treten immer wieder körperliche Symptome in wechselnder Stärke und Qualität auf, für die keine körperliche Ursache ausgemacht werden können. Es können verschiedene Organsysteme betroffen sein, v.a. aber Magen-Darm und Herz. Die Patienten beschäftigen sich sehr mit der Symptomatik und ziehen sich auch oft sozial zurück. Hypochondrische Störung (F.45.2) Hier werden sowohl die hypochondrische als auch die dysmorphophoben Störungen zusammengefasst: Hypochondrische Störung Der Betreffende ist davon überzeugt, an einer unheilbaren Krankheit oder einem bösartigen Tumor zu leiden. Er kann die Krankheit genau benennen und schildert die entsprechenden Symptome. Alle bei ihm auftretenden Symptome werden mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Obwohl Untersuchungen kein Ergebnis bringen, kann ihn das allenfalls kurzfristig beruhigen. Dysmorphophobe Störung Hier erlebt sich der Betreffende von einer körperlichen Anomalie entstellt. Besonders betriff dies Frauen und ihr Gesicht. Oft haben sie den Wunsch, diese „Missbildung“ durch eine kosmetische Operation beseitigen zu lassen. Abzugrenzen ist diese Störung von dysmorphophoben Ängsten (überwertige Ideen) oder dem manifesten Wahn mit der Überzeugung, missgebildet zu sein. Somatoforme autonome Funktionsstörung (F.45.3) Auch „psychovegetatives Syndrom“, weil die Patienten vornehmlich über vegetative Symptome klagen, wie Herzklopfen und –rasen, Schweißausbrüche, Hitzewallungen, ohne dass sich organische Ursachen finden lassen. Sie werden auch bspw. Da-Costa-Syndrom bei kardialen Beschwerden genannt. Anhaltende somatoforme Schmerzstörungen (F.45.4) Dies sind lang anhaltende Schmerzzustände, für die keine organische Ursache gefunden werden kann, wobei die Schmerzdauer, -qualität, und -intensität wechseln. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 31 Somatoforme Störungen Neurasthenie (F.48.0) Sie ist gekennzeichnet durch Anhaltende oder quälende Erschöpfung nach geringer geistiger Anstrengung Andauernder Müdigkeit und Schwäche nach leichten körperlichen Tätigkeiten Es bestehen Überschneidungen zum Chronique-Fatigue-Syndrom und zum Fibromyalgie-Syndrom (siehe unten). An ihrer Entstehung sind vermutlich körperliche Erkrankung, belastende Lebensereignisse oder Konfliktsituationen und die individuelle Persönlichkeitsstruktur beteiligt. Andere Störungen mit körperlicher Symptomatik unklarer Genese Sie werden kontrovers diskutiert und sind durchaus fraglich. Die bekanntesten sind Chronique-Fatigue-Syndrom Mindestens sechs Monate anhaltende Müdigkeit mit unspezifischen körperlichen Beschwerden, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen. Möglicherweise spielen abgeklungene Virusinfektionen eine Rolle. Multiple Chemical Sensitivity Verstärkte Geruchsempfindlichkeit, neurologische Beschwerden und Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Vermutlich spielen Umweltfaktoren wie Umweltgifte oder Elektrosmog eine Rolle. Fibromyalgie-Syndrom zunächst lokalisierbare, später sich über den ganzen Körper ausbreitende schubartige Schmerzen der Muskeln. Verbreitung Die Lebenszeitprävalenz wird auf 13% geschätzt, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind. Am häufigsten ist die somatoforme Schmerzstörung, insbesondere Rücken und Kopf. Komorbide Erkrankungen Depressiven Syndrome (hier ist die „larvierte Depression“ abzuklären) Angststörungen Persönlichkeitsstörungen (histrionische, antisoziale) Substanzmittelgebrauch und -abhängigkeit Ursachen Es besteht kein einheitliches Bild über die Ursachen. Man geht von biologischen und psychologischen Faktoren aus. Auslöser Im Vordergrund stehen belastende Ereignisse und Ausnahmesituationen, denen mit unterschiedlichen kognitiven und emotionalen Reaktionen begegnet wird. je nach dem, wie der Betroffene das Ereignis einstuft, nimmt seine Erregung zu und die Aufmerksamkeit kann auf körperliche Probleme eingeengt werden. Dies wiederum führt zu deren Verstärkung. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 32 Aufrechterhaltung Die Beschäftigung mit der Symptomatik führt vermutlich zu vermehrter Beobachtung, Arztbesuchen und Eigenbeobachtungen. Daraus kann sozialer Rückzug, Vermeiden körperlicher Tätigkeiten und Entziehen aus Verantwortungen folgen, was zur Aufrechterhaltung der Symptomatik führt. Vulnerabilität (Verletzlichkeit) Auch hier stehen wieder genetische Faktoren und entwicklungsgeschichtliche Aspekte im Vordergrund. Bei letzteren sind besonders Traumata im Kindesalter durch sexuelle und/oder körperliche Gewalt zu beachten. Aus tiefenpsychologischer Sicht wird zur Erklärung häufig das Konzept des „emotionalen Analphabetentums“ herangezogen (Alexithymie). Hier fällt es dem Betroffenen schwer, emotionale von körperlichen Schmerzen zu unterscheiden. Diagnostik Es bestehen bei der Diagnostik ähnliche Probleme, wie bei den dissoziativen Störungen (Überzeugung einer körperlichen Ursache, Misstrauen gegenüber dem Therapeuten). Es sollte auch hier Beschäftigung mit dem Problem führt immer zur Aufrechterhaltung. die Symptomatik das subjektive Krankheitsbild Voruntersuchungen Konsequenzen der Erkrankung ernsthaft erfragt werden. Organische und psychische Erkrankungen müssen auch hier ausgeschlossen werden. Differenzialdiagnostisch müssen alle in Frage kommenden organischen Erkrankungen ausgeschlossen werden. Bei Erstmanifestation nach dem 40. Lebensjahr oder Änderung des Beschwerdebildes sollte unbedingt an eine organische Verursachung gedacht werden! Häufigste psychische Erkrankungen, bei denen unklare körperliche Störungen auftreten können sind: Affektive Erkrankungen („larvierte Depression“) Angststörungen Schizophrenien Dissoziative Störungen Artifizielle Störungen (selbst herbeigeführte Störungen) Simulation Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 33 Artifizielle Störungen (F.68.1) Sie wird auch Münchhausen-Syndrom genannt und ist in der ICD-10 bei den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen zu finden. Hier fügen sich die Patienten selbst körperliche Symptome zu, um als krank zu gelten (bspw. Selbstverletzung). Auch psychische Störungen werden (durch Einnahme psychotroper Substanzen) vorgetäuscht. Therapie In Betracht kommt hier u.a. die kognitiv-Verhaltenstherapeutische Therapie. Vorraussetzung ist der Aufbau einer Vertrauensbeziehung und einer Motivation (Krankheitseinsicht). Schritt für Schritt können dann Zusammenhänge zwischen psychischen Faktoren und körperlichen Symptomen erörtert werden (Führen von Symptomtagebüchern). Daneben spielen Entspannungsverfahren und gezielte Ablenkungsstrategien bei Schmerzeintritt eine Rolle. Auch die Ermutigung, wieder soziale Kontakte zu pflegen und genussvollen Aktivitäten einzugehen spielen eine Rolle. Pharmakotherapien sind wenig abgesichert. trizyklische Antidepressiva sollen eine schmerzmindernde Wirkung haben. Auf die Gabe von Benzodiazepinen sollte wegen ihrer Nebenwirkungen verzichtet werden Verlauf und Prognose In der Regel verlaufen somatoforme Störungen chronisch mit wechselnder Symptomatik, Spontanheilungen sind selten. Ein hoher sekundärer Krankheitsgewinn, ein Festhalten an organischen Ursachen und komorbide psychische Erkrankungen gelten als prognostisch ungünstig. Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 34 Prüfungsfragen 1. 1) 2) 3) 4) Wie beurteilen Sie die folgenden Aussagen zur Selbsttötungstendenz zwangskranker Menschen? Ein zwangskranker Mensch ist nie gefährdet. Zwangsgedanken und Zwangsrituale blockieren die Ausführung einer suizidalen Handlung. Zwangsgedanken und Zwangsrituale können ein Schutz vor dem Suizid sein. Bei der Abnahme von Zwangsgedanken und Zwangsritualen kann die aktuelle Gefahr der Selbstgefährdung zunehmen. A) B) C) D) E) Nur Aussage 1 ist richtig. Nur die Aussagen 3 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 2 und 4 sind richtig. Keine der Aussagen ist richtig. Alle Aussagen sind richtig. 2. Eine 45jährige Frau leidet seit mehreren Jahren unter anhaltenden und stark wechselnden Beschwerden, wie Hautbrennen und Jucken, schmerzhaften Magen u. Darmbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen verbunden mit Unpässlichkeit, Kreislaufbeschwerden mit dem Auftreten inner-familiärer Spannungen. Eine körperliche Ursache war immer auszuschließen. Es handelt sich um eine/n multiple psychosomatische Störung hypochondrischen Wahn somatisierte Depression Zuckerkrankheit typische Wechseljahresbeschwerden A) B) C) D) E) 3. 1) 2) 3) 4) Autogenes Training... ist die Methode der Wahl beim Abbau von Zwangshandlungen. ist die Methode der Wahl zur Behandlung des Korsakow-Syndroms. beeinflusst in der Regel Verspanntheit eines akut psychotischen Patienten günstig. wird zumeist induziert in der melancholischen Phase bei Zyklothymien. A) B) C) D) E) Nur die Aussage 1 ist richtig. Nur die Aussagen 2 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. Keine der Aussagen ist richtig. 4. Die folgenden Fähigkeiten eines Therapeuten: Echtheit, völliges emotionales Akzeptieren und positive Wertschätzung des Patienten sowie ein emphatisches Verstehen werden am stärksten gefordert bei der Psychoanalyse nach Freud Verhaltenstherapie Hypnose Gesprächstherapie nach Rogers Fokalpsychotherapie A) B) C) D) E) Lösungen 1B 2A 3E Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 4D 35 5. A) B) C) D) E) 6. 1) 2) 3) Eine 30jährige Patientin leidet zum wiederholten Male unter gedrückter Stimmung, ist wehleidig, klagsam, entschlusslos, psychomotorisch und im Denkablauf gehemmt. Die patientenseitig geschilderten Befürchtungen um das körperliche Wohl drehen sich in der Hauptsache um den Stuhlgang. Eine internistische Untersuchung hat keinen pathologischen Organbefund erbracht. Wie lautet die zutreffende Beschreibung für dieses Beschwerdebild? Zoenästhetisches Syndrom Phobie Depressiv-hypochondrisches Syndrom Psychovegetatives Syndrom Zwangssyndrom Man unterscheidet in der Psychotherapie üblicherweise zwischen Übertragung und Gegenübertragung. Mit dem Begriff der Übertragung wird/werden üblicherweise... das Wiederfinden persönlichkeitseigener Tendenzen des Therapeuten im Patienten in bestimmter Weise gesehen. Reaktionen des Therapeuten auf ihm entgegengebrachte Gefühle des Patienten beschrieben. die Gesamtheit aller Gefühle, Wahrnehmungen und Erwartungen, die ein Therapeut seinem Patienten entgegenbringt, beschrieben. A) B) C) D) Nur die Aussage 3 ist richtig. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Keine der Aussagen ist richtig. 7. 1) 2) 3) Sowohl bei der klassischen, als auch bei der operanten Konditionierung können auftreten: Reizgeneralisation Reizdiskriminination Extinktion A) B) C) D) E) Nur Aussage 1 ist richtig. Nur Aussage 2 ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 8. 1) 2) 3) Die Zwangserkrankung beginnt meist in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter wird zum Teil verhaltenstherapeutisch behandelt ist überzählig häufig mit einem depressiven Syndrom vergesellschaftet A) B) C) D) E) Nur Aussage 3 ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. Lösungen 5C 6D 7E Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 8E 36 9. A) B) C) D) E) 10. A) B) C) D) E) 11. A) B) C) D) E) 12. A) B) C) D) E) 13. A) B) C) D) E) Persönlichkeitsdiagnostische Untersuchungen, die mit Hilfe standardisierter Persönlichkeitsfragebögen durchgeführt werden, sind im testtheoretischen Sinne wenig objektiv, weil Ergebnisse standardisierter Persönlichkeitsfragebögen auf der Basis der subjektiven Selbsteinschätzung des Probanden gewonnen werden. Die Aussage 1 ist richtig, die Aussage 2 ist richtig, die Verknüpfung ist richtig. Die Aussage 1 ist richtig, die Aussage 2 ist richtig, die Verknüpfung ist falsch. Die Aussage 1 ist richtig, die Aussage 2 ist falsch, Verknüpfung nicht möglich. Die Aussage 1 ist falsch, die Aussage 2 ist richtig, Verknüpfung nicht möglich. Die Aussage 1 ist falsch, die Aussage 2 ist falsch, Verknüpfung nicht möglich. Die Stabilität und die Steigerung von Phobien sind aus lerntheoretischer Sicht durch Vermeidungsverhalten erklärbar, weil Vermeidungs- und Fluchtverhalten durch Reduktion der ängstlichen Erregung negativ verstärkt wird. Die Aussage 1 ist richtig, die Aussage 2 ist richtig, die Verknüpfung ist richtig. Die Aussage 1 ist richtig, die Aussage 2 ist richtig, die Verknüpfung ist falsch. Die Aussage 1 ist richtig, die Aussage 2 ist falsch. Die Aussage 1 ist falsch, die Aussage 2 ist richtig. Beide Aussagen sind falsch. Nach psychoanalytischer Auffassung bewirkt eine Fixierung auf die ödipale (phallische) Phase der psychosexuellen Entwicklung die Herausbildung folgender Persönlichkeitsmerkmale: Neigung zu Ess-Störungen Innerer Zwang zum Konkurrieren und Rivalisieren Verstärkter Drang nach Ordnung und Sauberkeit Geiz und autoritäre Charaktereigenschaften Keine der vorstehenden Aussagen ist richtig In der psychoanalytischen Theorie versteht man unter dem Abwehrmechanismus der Projektion, dass... eine Person sich mit jemandem identifiziert, vor dem sie eigentlich Angst hat. eigene unerwünschte Triebregungen anderen unterstellt werden. unerwünschte Triebregungen ins Unbewusste verdrängt werden. Eigenschaften einer Person, die man gut kennt, auf eine fremde Person übertragen werden, die ihr äußerlich ähnlich sieht. Triebregungen, die als bedrohlich erlebt werden, in einer Form befriedigt werden, die gesellschaftlich akzeptabel ist. Die Schilderungen eines Patienten lösen bei einem Psychotherapeuten ungewöhnlich starke Gefühle aus, weil dieser Patient jemandem sehr ähnlich ist, den der Psychotherapeut früher gut kannte. Diesen Vorgang bezeichnet man als: Projektion Identifikation Gegenübertragung Empathie Generalisierung Lösungen 9D 10A 11B Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 12B 13C 37 14. 1) 2) 3) 5) Für die Panikstörung gilt: Die Dauer vieler Panikattacken liegt im Bereich zwischen 10 und 30 Minuten. Nur bei täglichem Auftreten von Panikattacken spricht man von Panikstörung. Bei vielen der Patienten mit dieser Erkrankung besteht eine ausgeprägt Erwartungsangst. Die Panikattacken treten typischerweise in Situationen auf, in denen keine objektive Gefahr besteht. Häufig findet sich in Panikattacken Angst vor Kontrollverlust A) B) C) D) E) Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 3, 4 und 5 sind richtig. Nur die Aussagen 2, 3, 4 und 5 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 15. 2) 3) 4) Welche der folgenden Vorgehensweisen gehört/gehören zum Repertoire operanter Verfahren der Schmerztherapie? Schmerzkontingente statt zeitkontingente Medikation (Medikamente nach Bedarf statt nach Zeit nehmen) Nichtbeachtung des Schmerzverhaltens durch den Therapeuten Entwicklung von Plänen für die körperliche Aktivierung des Patienten Schmerzkontingente Zuwendung A) B) C) D) E) Nur Aussage 2 ist richtig. Nur Aussagen 3 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 16. 1) 2) 3) 4) Ein Mann ist Kettenraucher. Sein Freund, ein Heilpraktiker, will ihn über die Risiken des Rauchens informieren. Doch der Kettenraucher unterbricht ihn mit den Worten: „Lass es gut sein, ich will nichts hören. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“ Das Verhalten des Kettenrauchers kann mit folgenden Begriffen erfasst werden: Dissimulation Verdrängung Sensitivierung Sublimierung A) B) C) D) E) Keine der Aussagen ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 3 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 4 sind richtig. 17. 1) 2) 3) Zu den klassisch-psychoanalytischen Wegen, um unbewusste psychische Anteile zu erkennen und zu verstehen, gehört/gehören: Freies Assoziieren währen der Therapiestunden Autosuggestion des Patienten währen der Therapiestunde Interpretation von sog. Fehlleistungen A) B) C) D) Nur Aussage 1 ist richtig. Nur Aussage 2 ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. 4) 1) Lösungen 14C 15C 16A Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 17D 38 18. A) B) C) D) E) 19. Welche der Aussagen über emotionale und dissoziale Störungen des Kindesund Jugendalters sind richtig? Emotionale Störungen des Kindesalters gehen in der Regel in Neurosen des Erwachsenenalters über. Emotionale Störungen des Kindesalters gehen in der Regel in Psychosen des Erwachsenenalters über. Emotionale Störungen des Kindesalters haben in der Regel eine schlechte Prognose, dissoziale Störungen hingegen in der Regel eine sehr gute Prognose. Emotionale und dissoziale Störungen treten bei Kindern nicht gleichzeitig auf. Keine der vorstehenden Aussagen ist richtig. 1) 2) 3) Welche Aussage/n ist/sind richtig? Einer Patientin wird bewusst, dass sie sich in der Beziehung zu ihrem Psychotherapeuten zunehmend als kleines Mädchen erlebt mit Wünschen an ihn wie damals an ihren eigenen Vater, obwohl sie sich gleichzeitig bewusst ist, in einer Therapie an sich zu arbeiten. Welche psychischen Prozesse sind – mit großer Wahrscheinlichkeit – an diesem Geschehen beteiligt? Regression Dysmorphophobie Übertragung A) B) C) D) E) Nur Aussage 3 ist richtig Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 2 und 3 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 20. 1) 3) Welche Aussage/n über sexuelle Störungen ist/sind richtig? Masturbation mit Überwertigkeit gegenüber dem normalen sexuellen Vorgang kann in Einzelfällen den Charakter einer sexuellen Störung bekommen. Pathologisches, heimliches, sexuell motiviertes Beobachten des sexuellen Vollzuges anderer bezeichnet man als Voyeurismus. Unter Nekrophilie versteht man die sexuell motivierte Lust am Töten. A) B) C) D) E) Nur Aussage 1 ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 2, und 3 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 21 Welche Aussage ist richtig? Die Führungsintensität des Arztes und die Abhängigkeit des Patienten sind typischerweise am stärksten ausgeprägt bei der Gesprächstherapie nach Rogers. der Hypnose. der Verhaltenstherapie. der psychoanalytischen Behandlung. dem katathymen Bilderleben (Symboldrama). 2) A) B) C) D) E) Lösungen 18E 19C 20B Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 21B 39 22. 1) 2) 3) 4) Welche der folgenden Aussage treffen zu? Die Technik der Krisenintervention bei akuten abnormen Erlebnisreaktionen umfasst: Abklärung von Hospitalisationsbedürftigkeit Förderung von Realitätsprüfung Einbeziehung sozialer Kontakte (Angehörige, nahe Bekannte) kurzdauernde Psychopharmaka-Medikation A) B) C) D) E) Nur die Aussagen 1 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 3 und 4 sind richtig. Nur die Aussagen 1, 2 und 3 sind richtig. Nur die Aussagen 2, 3 und 4 sind richtig. Alle Aussagen sind richtig. 23. Welche der folgenden Aussage trifft zu? Unter dem Begriff des erweiterten Suizids fällt nach üblicher Definition folgendes: den vorzeitigen Tod bewusst in Kauf nehmendes potentiell lebensverkürzendes Verhalten (z.B. exzessives Rauchen, extrem leichtsinniges Verhalten im Straßenverkehr) Suizid einer Person, um einer nahestehenden Person, die einige Zeit vorher Suizid begangen hat, „in den Tod zu folgen“ und ihr auf diese Weise wieder nahe zu sein die Tötung anderer Personen (z.B. des Ehepartners), ohne deren Einverständnis, verbunden mit dem (bereits zuvor geplanten) Suizid des Täters Tötung auf Verlangen durch eine andere Person (z.B. bei unheilbaren Krankheiten); entweder direkt oder durch Verschaffung eines geeigneten Mittels (z.B. Zyankali) Tod in Aufopferung für nahe Mitmenschen (z.B. Familienmitglieder) angesichts tödlicher Gefahr A) B) C) D) E) 24. A) B) C) D) E) Welche Aussage ist richtig? Nach dem Tod seiner Mutter entwickelt ein 7jähriges Mädchen aufgrund eines Verkehrsunfalls ein psychopathologisches Bild, das von depressiver Verstimmtheit, Schlafstörung, Appetitlosigkeit, Leistungsabfall in der Schule und Kontaktschwäche bestimmt wird. Die Symptome bilden sich unter begleitender Psychotherapie innerhalb weniger Monate vollständig zurück. Die Diagnose heißt: depressive Neurose Anpassungsstörung endogene Depression Autismus vom Asperger Typ Larvierte Depression Lösungen 22E 23C 24B Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 40 25. 1) 2) 3) Welche Aussage/n ist/sind richtig? Unter „Gegenübertragung“ versteht man in der Psychoanalyse: eine feindselig gegen den Arzt gerichtete Übertragung des Patienten das Reagieren des Patienten auf den Therapeuten, als wäre dieser eine lebensgeschichtlich früher bedeutsame – Beziehungsperson von ihm eine spezifische Reaktion des Therapeuten auf eine ihm entgegengebrachte Übertragung A) B) C) D) E) Nur Aussage 1 ist richtig. Nur Aussage 2 ist richtig. Nur Aussage 3 ist richtig. Nur die Aussagen 1 und 2 sind richtig. Nur die Aussagen 1 und 3 sind richtig. 26. Welches Phänomen ist bei Personen mit abnormer Trauerreaktion am wenigsten wahrscheinlich? hypochondrische körperliche Beschweren, die in der Organwahl der Krankheit des Verstorbenen ähnlich sind Wahrnehmung der verstorbenen Person in Form von Pseudohalluzinationen Feindseligkeit gegen Ärzte, welche die verstorbene Person behandelt haben Schlaflosigkeit ambivalente Einstellung gegenüber der verstorbenen Person A) B) C) D) E) 27. A) B) C) D) 28. A) B) C) D) E) Welche Aussage ist nicht Bestandteil der psychoanalytischen Theorie der Sexualität? die 3 Phasen oral, anal, phallisch-ödipal Urvertrauen und Urmisstrauen entstehen in der oralen Phase. Die Libido entsteht in der phallisch-ödipalen Phase. phallisch-ödipale Liebesimpulse zum gegengeschlechtlichen und Rivalität zum gleichgeschlechtlichen Elternteil Wenn eine Extinktion klassisch konditionierter Angstreaktionen über Jahre hinweg nicht erfolgt, dann kann es sich bei der Aufrechterhaltung der Angst um einen hinzugetretenen weiteren Lernprozess (z.B. eine operante Konditionierung) handeln weil normalerweise bedingte Angstreaktionen zu verlöschen pflegen, wenn der ihnen vorausgehende Reiz oft genug ausbleibt. Aussage 1 ist richtig, Aussage 2 ist richtig, Verknüpfung ist richtig. Aussage 1 ist richtig, Aussage 2 ist falsch, Verknüpfung nicht möglich. Aussage 1 ist falsch, Aussage 2 ist falsch, Verknüpfung nicht möglich. Aussage 1 ist falsch, Aussage 2 ist richtig, Verknüpfung nicht möglich. Aussage 1 ist richtig, Aussage 2 ist richtig, Verknüpfung ist falsch. Lösungen 25C 26B 27C Wissen zum Heilpraktiker für Psychotherapie Neurotische Störungen 28A 41 Vielen Dank, dass Sie dieses Skript bestellt haben. Auf www.PegasusZentrum.de finden Sie noch weitere Produkte zu diesen Themen: Hörbücher zu allen Themen: Ein Hörbuch bietet Ihnen die Möglichkeit, den Stoff jederzeit zu wiederholen, ob im Zug, im Auto oder auch zu Hause im gemütlichen Sessel. Unsere Hörbücher für den Heilpraktiker für Psychotherapie richten sich nach dem entsprechenden Skript. DVDs zu allen Themen: Eine Unterrichts-DVD bietet Ihnen die Möglichkeit, jederzeit den Lehrplan zu wiederholen, am besten zu Hause im gemütlichen Sessel vor dem Fernseher, oder am Computer. Die DVDs sind ansprechend gestaltet und stammen vom Autor der entsprechenden Skripte und Hörbücher. 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