DIE TRICHTEBRUST NEUE WENIGER BELASTENDE KORREKTURMETHODE Prim. Univ. Prof. Dr. A.M. Rokitansky (www.kidsdoc.at) Neben PHYSISCHEN sollten auch PSYCHISCHE PROBLEME bei der Entscheidung zur Operation berücksichtigt werden. Die Trichterbrust ist eine Deformität mit einer oberen Knickbildung und Einsenkung des distalen Sternums wobei die Rippen wesentlich an der Trichterbildung beteiligt sind. In der Regel ist die 4. -7. Rippe betroffen, wobei fallweise auch die 3. Rippe beteiligt sein kann. Beim jüngeren Patienten ist die symmetrische Trichterbrust häufiger, während bei älteren Patienten häufiger asymmetrische Formen beobachtet werden. Der tiefste Punkt findet sich dann rechts paramedian neben dem bereits verkippten Sternum. Auf der linken Thoraxseite bietet das Herz einen relativen Widerstand und verhindert dort die Verstärkung der Trichterbildung. Das Resultat ist ein unsymmetrischer Trichter. Die oftmals kosmetisch störende trichterförmige Einsenkung der vorderen Thoraxwand ist in annähernd 90% der Fälle bereits im 1. Lebensjahr sichtbar. Spontane Rückbildungen sind die Ausnahme. Die herkömmliche, weit verbreitete Meinung, dass sich die "Sache" schon auswachsen wird ist in der Regel falsch. Die eigentliche Ursache, die diese Deformität des Brustkorbes auslöst, ist nach wie vor nicht endgültig geklärt. Nur bei einem Drittel der Patienten deutet eine positive Familienanamnese auf eine familiäre Disposition hin. Veränderungen im Bereich der Rippenknorpel sind in der Pathogenese von größerer Relevanz. Bei der Korrekturoperation fällt auf, wie sich die Position des Sternums bereits nach Resektion der betroffenen Rippenanteile verbessert. Veränderungen im Knorpelgewebe, die auch im Zusammenhang mit einem veränderten Mucopolysacharid-Stoffwechsel gesehen werden, unterstreichen die Bedeutung der Rippenanomalie in der Pathogenese dieses Krankheitsbildes. Zusätzlich findet sich im oberen Anteil des Sternums eine typische Knickbildung, die bei der Korrekturoperation ausgeglichen werden muß. Das männliche Geschlecht überwiegt mit einem Verhältnis von etwa 3:1. Begleitpathologien treten bei etwa 20 % der Kinder auf, wobei die Skoliose am häufigsten vorkommt. Weiters findet sich typischerweise eine schlecht ausgebildete Rücken- und Schultermuskulatur sowie eine schlechte Haltung. Diese Kinder haben eine verminderte Atembeweglichkeit des Thorax und bei hochgradiger Trichterbrust eine reduzierte Belastungskapazität. Durch die Linksverlagerung des Herzens, die meist mit einer Drehung kombiniert ist, findet sich im Thoraxröntgen nicht selten eine Abrundung der Herzspitze und ein Vorspringen des Pulmonalarterienbogens. Soweit keine hämodynamisch relevanten Klappeninsuffizienzen vorliegen spricht man auch von einer Pseudomitralkonfiguration. Nachgewiesen ist eine vermindere kardiale Füllung, wodurch diese Patienten ihre Herzauswurfleistung in erster Linie mit Steigerung der Herzfrequenz erhöhen können. Die Beeinträchtigung der kardialen Leistung kommt besonders bei Wechsel der Körperhaltung z.B. von der liegenden zur sitzenden Position zur Geltung. Die Patienten haben in der Regel in Ruhe und bei leichter Belastung keine Beschwerden, erst bei größeren Anstrengungen treten entsprechende Symptome auf, besonders bei vorgebeugten Oberkörper, wo das Herz in engeren Kontakt zu dem eingesunkenen Brustbein gerät. Die Folge sind Unregelmäßigkeiten der Herzfrequenz, sog. "Herzstolpern" oder "Herzrasen". Für die Untersuchung genügt ein herkömmliches Thoraxröntgen, eventuell ergänzt, und das besonders bei asymmetrischen Formen, durch eine Schnittbilduntersuchung (Magnetresonanz - Darstellung oder eine Computertomographie). Ein Herzultraschall, erweitert durch ein Langzeit “Holter”- EKG, ergeben weitere Informationen über eine physische Situation. Etwa ab dem 6. Lebensjahr erweist sich eine Spirometrie (Prüfung der Atemfunktion) als sinnvoll. Kleinere Kinder sind für diese Untersuchung zu wenig kooperativ. Oftmals sind es aber nicht die physischen, sondern die, sich zunehmend bei Kindern im Schulalter entwickelnden, psychischen Probleme. Das therapeutische Management der Trichterbrust umfaßt zwei Komponenten. Es sind dies einerseits die physikalischen Maßnahmen, wie Atemübungen und Haltungsgymnastik, wobei die Kräftigung der Rückenmuskulatur, des Schultergürtels und der Brustmuskulatur besondere Beachtung finden soll. Diese konservativen Maßnahmen werden durch die spezielle operative Korrektur ergänzt. Eindeutig zu bevorzugen sind Verfahren, wo das Brustbein angehoben wird. Die Indikationen zur operativen Korrektur sind: • Die Progression des Befundes trotz physikalischer Maßnahmen. • Eine Funktionsstörung des Herzens, einhergehend mit inadäquaten Tachykardien. • Eine merkbare, störende eingeschränkte Belastbarkeit. • Die psychische Belastung. Als Standardkorrektur hat man früher in einer mehrstündigen Operation die betroffenen, übermäßig lang gewachsenen Rippenknorpel aus ihrer Knorpelhaut geschält (n. Welsh 1958), danach entfernt (n. Ravitch 1949) und das Brustbein teilweise durchtrennt. Im Anschluß wurde der Brustkorb vorübergehend mit implantierten Metallspangen gestützt (n. Rehbein 1957), bis zu dem Zeitpunkt, wo sich neue Rippenknorpel gebildet hatten. Diese große Operation wollte man nur in sehr ausgeprägten Formen der Trichterbrust dem Patienten zumuten. Als Alternative wird an der Kinder- und Jugendchirurgie im SMZOst / Donauspital in WIEN eine deutlich weniger belastende, in den USA entwickelte, neue Korrekturmethode angewandt. Dabei werden 2 - 3 kleine, nur einige Zentimeter lange Hautschnitte gesetzt, durch die ein individuell angefertigter Metallbügel vorübergehend in den Brustkorb eingepflanzt wird. Er hebt das Brustbein an und zwingt, nach dem Prinzip, vergleichbar der herkömmlichen Zahnregulation, über einen Zeitraum von 2 - 3 Jahren, den Brustkorb zurück zu seinem normalen Wachstum, so dass der Bügel wieder in einer zweiten Operation entfernt werden kann. Das Positive ist der deutlich weniger belastende kürzere Eingriff und die augenblickliche Herstellung einer normalen Thoraxform. D.h., dass sich neben dem kosmetischen Resultat auch die Lungen ausdehnen, gegebenenfalls wachsen können und das Herz seinen Platz für eine einwandfreie Funktion zurückgewinnt. Vorteile der frühen Korrektur ist das, noch zu erwartende, Lungenwachstum bis etwa zum 8. Lebensjahr mit einer numerischen Zunahme der Lungenbläschen. Dazu kommt, dass bei den jüngeren Patienten die Krümmung der Rippe noch vom knorpeligen und nicht bereits vom knöchernen Anteil der Rippe ausgemacht wird. Die knöcherne Rippendeformität und die häufiger beobachtete Asymmetrie des Trichters erschwert die Eingriffe im höheren Lebensalter. Großer Wert wird auf eine frühe Atemtherapie und die entsprechende Gymnastik gelegt. Anschließend kann mit dem Haltungstraining und schließlich mit dem Schwimmen begonnen werden. Sportarten, die die Rücken-, Schulter- und Brustmuskulatur stärken sind regelmäßig durchzuführen. Nur das regelmäßige, d.h. tägliche, über einen langen Zeitraum durchgeführte Training führt zu optimalen Resultaten und bleibendem Erfolg. Extremsportarten sind bei implantiertem Bügel zu vermeiden. Die gängigen Sportarten, wie Fußball, Tennis, Laufen, Rad fahren, Eis laufen, Schi fahren etc. sind möglich. Angeraten wird besonders der Schwimmsport. Adresse: Prim. Univ. Prof. Dr. A.M. Rokitansky Kinder- und Jugendchirurgie im SMZOst / Donauspital WIEN A - 1220 Langobardenstraße 122 www.kidsdoc.at