Der nackte Wahnsinn - beim Theater Oberhausen

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Michael Frayn
Der nackte Wahnsinn
Übersetzt von Ursula Lyn
Mit Susanne Burkhard Belinda Blair (FLAVIA BRENT), Angela Falkenhan Brooke Ashton (VICKI), Laura Angelina
Palacios Poppy Norton-Taylor (REGIEASSISTENTIN), Anna Polke Dotty Otley (MRS.CLACKETT ) / Torsten Bauer
Frederick Fellowes (PHILIP BRENT/SCHEICH), Martin Müller-Reisinger Selsdon Mowbray (EINBRECHER), Moritz
Peschke Lloyd Dallas (REGISSEUR), Michael Witte Garry Lejeune (ROGER TRAMPLEMAIN), Klaus Zwick Tim Allgood
(INSPIZIENT UND BÜHNENMEISTER)
Regie Sarantos Zervoulakos Bühne Thea Hoffmann-Axthelm Kostüme Christian Kiehl Dramaturgie Simone Kranz
Musikalische Einstudierung Kai Weiner Regieassistenz Bastian Kabuth Regiehospitanz/Sounddesign Fahri
Sarimese Bühnenbildassistenz Yuan Gao Kostümassistenz Joana Ganser Inspizienz Stephanie Simons InspizienzAssistenz Charlotte Bischoff Soufflage Markus Henkel Technischer Direktor Gerhard Pichler Bühnenmeister
Gunther Elsasser Licht Alexandra Sommerkorn Ton Simon Vieth, Philipp Schmidt, Heiko Jooß Maske Thomas Müller,
Jürgen Korkesch Schneiderei Daphne Kitschen, Marion Kaiser Requisite Rainer Taegener
Premiere am 08. Mai 2015 im Großen Haus
Dauer ca 2 Std. 40 Min., eine Pause
Aufführungsrechte Gerhard Pegler Verlag, München
Theater Oberhausen
Spielzeit 14 / 15, Nr. 7
Will-Quadflieg-Platz 1
46045 Oberhausen
Telefon0208/85 78 - 184
Telefax0208/800 703
[email protected]
Intendant Peter Carp
Redaktion Simone Kranz
Design Benning, Gluth & Partner, Oberhausen
Probenfotos Birgit Hupfeld
Druck Walter Perspektiven
www.theater- oberhausen.de
Komödie von Michael Frayn
Der nackte Wahnsinn
„There’s no business like show business“ – diesen Evergreen
schrieb und komponierte Irving Berlin für sein Musical Annie Get
Your Gun, das 1946 in New York uraufgeführt wurde. Das Lied
beschwört den Glanz und Enthusiasmus des Theaterlebens. In
Michael Frayns Komödie Der nackte Wahnsinn wird die Kehrseite dieses Kosmos gezeigt.
Zu Beginn scheint noch alles friedlich. Der – in der Oberhausener
Inszenierung jung besetzte – Regisseur Lloyd Dallas probt mit
seinem Ensemble. Die sechs Schauspieler, mehrheitlich älter als
Lloyd und somit leicht überheblich ihm gegenüber, erarbeiten das
dubiose Boulevardstück Nackte Tatsachen. Es ist bereits kurz
vor Mitternacht und in wenigen Stunden soll die Premiere beginnen.
Noch versucht man einigermaßen respektvoll miteinander um­
zugehen. Blitzableiter für emotionale Ausbrüche sind die Regie­
assistentin Poppy und der völlig übermüdete Inspizient und
Bühnenmeister Tim. Sie sind die Schlusslichter eines hierarchischen
Systems, in dem man Verständnis und Zugewandtheit heuchelt,
bei dem es aber in Wirklichkeit nur darum geht, sich selber in
Szene zu setzen.
Dieser Mechanismus steigert sich im zweiten Teil. Jetzt sehen wir
eine der Repertoirevorstellungen von Nackte Tatsachen, diesmal
von der Hinterbühne aus. Die gruppendynamischen Prozesse
im Ensemble sind inzwischen eskaliert. Es kommt zu gezielten
Sabotageakten. Trotzdem läuft im Hintergrund – also auf der
eigentlichen Bühne – das Stück weiter. „The Show must go on“ –
egal was für menschliche Dramen sich hinter der Szene abspielen.
Der dritte Teil zeigt die Bühne wieder vom Zuschauerraum aus. Es
wird die letzte Vorstellung von Nackte Tatsachen gegeben. Die
Inszenierung ist nur noch in Rudimenten vorhanden. Die Bühnenkrieger schleppen sich müde durch die Vorstellung, für Racheakte
und Scharmützel hat kaum noch jemand Kraft. Die inszenierte
Unterhaltungsmaschinerie kommt schleppend und scheppernd
zum Stillstand.
Michael Frayns Der nackte Wahnsinn wurde nach seiner Uraufführung 1982 zum vielgespielten Kassenschlager. Was macht
dieses Stück so anziehend, warum können wir uns als Zuschauer
so famos über die desaströse Theaterwelt amüsieren? „Das
Lächerliche ist ein mit Hässlichkeit verbundener Fehler, der indes
keinen Schmerz und kein Verderben verursacht.“, heißt es in
Aristoteles’ Poetik, einer der frühesten Schriften zur Theorie des
Komischen. Und wirklich kümmert es die Zuschauer wenig, wenn
sich die Schauspieler auf der Bühne zerfleischen. Alles nur Theater!
Dabei funkelt und blitzt die Unterhaltungsmaschinerie, die Michael
Frayn vorführt: Schauspieler als Theater-Akrobaten in Höchstform. Denn Frayns Blick ist der eines Theaterliebhabers. Augenzwinkernd macht er sich über die Theaterwelt, ihre Egozentrik
und Selbstbespiegelung lustig und ist ihr zugleich hemmungslos
verfallen.
Simone Kranz
1 Anna Polke, Michael Witte, Angela Falkenhan
2 Anna Polke, Michael Witte, Moritz Peschke, Angela Falkenhan,
Martin Müller-Reisinger
3 Laura Angelina Palacios, Torsten Bauer, Susanne Burkhard
4 Laura Angelina Palacios, Klaus Zwick
5 Michael Witte
6 Torsten Bauer, Susanne Burkhard, Angela Falkenhan, Martin Müller-Reisinger
7 Klaus Zwick, Anna Polke, Michael Witte, Torsten Bauer, Moritz Peschke,
Susanne Burkhard, Angela Falkenhan, Martin Müller-Reisinger
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