Grundlagen der Ökonomie (Teil II) Grundlagen der Makroökonomik und der Wirtschaftspolitik Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Modul: Referent: Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann 55 Grundlagen der Ökonomie (Teil II) Grundlagen der Makroökonomik und der Wirtschaftspolitik 1. Zusammenfassung von Akteuren zu Gruppen a. Private Haushalte b. Unternehmen c. Staat (öffentl. Haushalte) d. Ausland 2. Zusammenfassung von Transaktionen nach Kategorien e. Konsumausgaben f. Investitionsausgaben g. Export h. Import i. Transfers j. Steuern 3. Abbildung der Transaktionsströme zwischen den Gruppen von Akteuren mittels • Konten • Matrix • Kreislaufschema • Gleichungen Wirtschaftskreislauf Ersparnisse Volksvermögen Nettoinve stition Produkte/Güter Geld HH Kap itale xpo rt Deviseneinn. U Ausland Export Import Lohn/Gewinn Devisenausg. Arbeit, Boden, Kapital Modul: Referent: Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann 56 Grundlagen der Ökonomie (Teil II) Grundlagen der Makroökonomik und der Wirtschaftspolitik Produktionskonto eines Sektors BPW = „Umsätze eines Sektors“ Preis x Menge – Vorleistungen = BWS - Abschreibungen - Indirekte Steuern (z.B. Mehrwertsteuer) + Subventionen = NWSF oder: Produktionskonten 1. Produktionskonto eines Unternehmens (vgl. Gewinn-und Verlustrechnung) Inputseite Outputseite Käufe von Vorleistungen Verkäufe von Vorleistungen Abschreibungen Verkäufe für privaten Konsum Indirekte Steuern1 / Subventionen Verkäufe für Bruttoinvestitionen Wertschöpfung: (Löhne, Zinsen, Pacht Selbsterstellte Anlagen usw. Gewinn) = Faktoreinkommen Veränderung des Lagerbestandes Bruttoproduktionswert Bruttoproduktionswert NPW = Nettoproduktionswert Sozialproduktrechnung Vom Statistischen Bundesamt u.a. wird im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung das Produktionskonto in anderer Aufgliederung präsentiert: Entstehungsrechnung: Y mn = Summe der Wertschöpfungen der verschiedenen Wirtschaftszweige (Land- und Forstwirtschaft, produzierendes Gewerbe usw. ). 1 Indirekte Steuern (einschließlich Zölle) werden auf Umsätze, Produktion usw. erhoben. Nicht an den Einkommens- oder Vermögensverhältnissen des Steuerpflichtigen orientiert. Am wichtigsten: Mehrwertsteuer. Modul: Referent: Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann 57 Grundlagen der Ökonomie (Teil II) Grundlagen der Makroökonomik und der Wirtschaftspolitik Verteilungsrechnung: Y fn = Einkommen aus unselbständiger Arbeit (Lohneinkommen) + Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (fälschlicherweise oft als „Gewinne“ bezeichnet). NSP F =VE ( Volkseinkommen) = Löhne + Gewinne ( in einer Relation von 30:70) + Steuer – Sub (Subventionen) + D (Abschreibungen) Verwendungsrechnung: Ymn = C + I n + Ex − Im . C : Konsum BSP M =C Pr ivat + C Staat + Bruttoinvestitionen Pr ivat +Bruttoinvestitionen Staat + Exportgüter – Import – D = NSP M + Sub - T IND - NSP F = Volkseinkommen Nettoposition (Handelsbilanz) Übersicht: Berechnung des Volkseinkommens nach der Güterentstehung BPW ( Bruttoproduktionswert) aller Sektoren – Vorleistungen = BIP M (BIP zu Marktpreisen) ___________________________________________________________________________ BIP M -D +EvA (Eink. vom Ausl.) – EaA (Eink. an Ausl.) = BSP M (Abschreibungen) NIP M -D NSP M - T IND (indirekte Steuern) - T IND + Sub (Subventionen) + Sub NIP F (NIP/ NSP zu Faktorkosten) Wertschöpfung Aufteilung des VE an die Haushalte: NSP VE (Volkseinkommen) (entsteht durch Produktion) NSP F = VE = C + S (Ersparnisse) Verwendung – Aufteilung : Nettoinvest. I n = S + NP ⇒ Export > Import In< S Modul: Referent: Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann 58 Grundlagen der Ökonomie (Teil II) Grundlagen der Makroökonomik und der Wirtschaftspolitik Sozialprodukt und Inlandsprodukt NSP: die Wertschöpfung , die von Angehörigen eines bestimmten Gebietes (Inländer) während der betrachteten Periode innerhalb und außerhalb ihres eigenen Gebietes erwirtschaftet wird. NIP: die Wertschöpfung, die von Gebietsangehörigen (Inländern) und Nichtgebietsangehörigen (Ausländern)auf einem bestimmten Territorium während der betrachteten Periode erwirtschaftet wird. NIP F : Entlohnung der gesamten Volkswirtsch. für deren Bereitstellung der drei Produktionsfaktoren (Arbeit, Boden, Kapital) . Der Unterschied zwischen beiden Größen besteht im Saldo der über die Gebietsgrenzen fließenden Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Es geht also um: - grenzüberschreitende Arbeitseinkommen von Pendlern (Grenzgänger, die z.B. Im Elsass wohnen und in Freiburg arbeiten und umgekehrt), Monteuren usw. - Zins-, Dividenden, Miet-, Pachteinkommen, Gewinne usw., die Ausländer im Inland bzw. Inländer im Ausland erzielen (z.B. Konto in der Schweiz). NSP F (=Volkseinkommen) = Inlandsprodukt (BIP F , NIP F , NIP M ) – EaA + EvA Vermögensänderungskonto Vermögensänderung Iub (Investitionen Unternehmen, brutto) Sh (sparen der Haushalte) Istb (Investitionen Staat, brutto) Sst (sparen des Staates) Ex – Im (Export - Import) D (Abschreibungen) (8) Iub + Istb +Ex – Im = Sh + Sst + D setzt man Ib = Iub + Istb , In = Ib – D und S = Sh + Sst so folgt: (8a) S = In + Ex - Im Das Vermögensänderungskonto zeigt, welcher Teil des Nettosozialprodukts gespart wird (Nettovermögenszuwachs der Inländer), und in welcher Form der Vermögenszuwachs zustande kommt: Investitionen im Inland (In) oder Nettokreditgewährung gegenüber dem Ausland (Ex – Im) Modul: Referent: Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann 59 Grundlagen der Ökonomie (Teil II) Grundlagen der Makroökonomik und der Wirtschaftspolitik Kritikpunkte an der Sozialproduktrechnung Kritikpunkte am Bruttosozialprodukt zur Wohlfahrtsmessung (1) Berücksichtigung der Freizeit Wenn die Produktivität pro Stunde nicht mit dem Weltmarkt mithalten kann, bricht das System zusammen => Arbeitslose (2) Berücksichtigung von Gütern, die nicht in die Sozialproduktrechnung eingehen z.B. : Hausfrauentätigkeit (wenn der Hausherr seine Haushälterin heiratet, zahlt er ihr gewöhnlich keinen Lohn mehr und statistisch gesehen sinkt so der Wohlstand des Volkes) (3) Berücksichtigung der Schattenwirtschaft wegen 10-20 % Schattenwirtschaft (Schwarzarbeit) ist der reale Wohlstand höher als der statistische (4) Einbeziehen von Gütern, die Wohlfahrt negativ beeinflussen (5) Berücksichtigung des Verbrauchs von Rohstoffen entscheidend in Erdölexportierenden Ländern: Abbau von Kapital, wenn alles abgebaut => Armut Das bedeutet, dass man noch zu Zeiten des Kapitals sich mit diesem ein neues zukünftiges Standbein aufbauen muss (6) Umweltbelastungen werden nicht mit einbezogen wenn man die Qualität (Gesundheit, Landschaft, was wir der Umwelt alles für Schäden zugefügt haben) mit einbezieht, ist Wohlstand niedriger (7) Berücksichtigung der Verteilung (8) Berücksichtigung der Mengen an kollektiven Gütern Straßenschäden beispielsweise gehen nicht mit ein ( Straßen in USA schlechter als hier) (9) Bewertung der Öffentlichen Güter mit den Kosten der Bereitstellung z.B. Kosten für Studium an FH (10) Bewertung mit Marktpreisen SP ist falsch bei Außenhandelsschutz (11) International stiften einzelne Güter einen sehr unterschiedlichen Nutzen, bzw. werden nicht benötigt wenn beispielsweise ein Mittelmeerland und ein nordisches Land statistisch den gleichen Wohlstand haben, so sind die unterschiedlich hoch anzunehmenden Heizkosten nicht mit einbezogen Wohlstandsvergleich Methode 1: Befragungen des Volkes Sehr schlecht nur möglich Methode 2: Heranziehen sozialer Indikatoren: * Arbeitslosenquote * Krankheitsstand * Ärztedichte * Selbstmordquote Modul: Referent: Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann * Freizeit * Bildung * Krankenhausdichte * (Kriminalität) 60