Aus der Klinik- und Poliklinik für Urologie Campus Benjamin Franklin, der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin DISSERTATION „Analyse der Korrelation des Transrektalen Ultraschalls (TRUS) mit dem korrespondierenden histologischen Befund in der Prostata “ Zur Erlangung des akademischen Grades Doctor medicinae (Dr. med.) vorgelegt Medizinischen Fakultät der Charité – Universitätsmedizin Berlin von Alexander Moschkowitsch aus Odessa, Ukraine Gutachter: 1. Priv.-Doz. Dr. med. M. Schostak 2. Prof. Dr. med. S. Höcht 3. Priv.-Doz. Dr. med. C. Wülfing Datum der Promotion: 18.09.2009 3 Abkürzungsverzeichnis 3D Dreidimensional BMI Body-Mass-Index BPH Benigne Prostatahyperplasie DRU Digital rektale Untersuchung M Musculus PPW Positiver prädiktiver Wert PSA Prostataspezifisches Antigen PZ Periphere Zone TNM Stadieneinteilung der Union internationale contre le cancer TZ Transitionszone TRUS Transrektaler Ultraschall TUR-P Transurethrale Resektion der Prostata USA Vereinigte Staaten von Amerika v. Vene vv Venen vs Versus (Gegen) UICC Union Internationale Contre Le Cancer WHO World Health Organization (Weltgesundheitsorganisation) 4 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 6 1.1 6 Verbreitung und Ursachenfaktoren des Prostatakarzinoms 1.1.1 Epidemiologie 6 1.1.2 Ätiologie und Pathogenese 7 1.1.2.1. Ethnographische Faktoren 7 1.1.2.2. Diätische Faktoren 7 1.1.2.3. Genetische Faktoren 8 1.1.2.4. Sexuelle Aktivität 8 1.2 Prognose des Prostatakarzinoms 9 1.3 Anatomie der Prostata 9 1.3.1 Morphologie und Lage 9 1.3.2 Anatomische Unterteilung 11 1.3.3 Arterien, Venen, Lymphe, Nerven 11 1.3.4 Tumorausbreitung und Metastasierung 12 2. Das Prostatakarzinom 14 2.1 14 Pathologie der Prostata: 2.1.1 Klassifikation der Prostatakarzinome 14 2.1.2 Grading 15 2.1.3 Formen des Prostatakarzinoms 16 2.2 Diagnostik 17 2.2.1 Digital rektale Untersuchung (DRU) 17 2.2.2 Prostata Spezifische Antigen (PSA) 17 2.2.3 Transrektaler Ultraschall (TRUS) 18 2.2.4 Prostatastanzbiopsie 19 2.2.5 Computertomographie und Magnetresonaztomographie 20 2.2.6 Knochenszintigraphie 21 5 3. Material und Methoden 22 4. Ergebnisse 23 5. Diskussion 26 6. Fazit 28 7. Zusammenfassung 29 8. Literaturverzeichnis 30 9. Lebenslauf 39 10. Erklärung 41 6 1. Einleitung 1.1 Verbreitung und Ursachenfaktoren des Prostatakarzinoms 1.1.1 Epidemiologie Das Prostatakarzinom ist in den westlichen Industrieländern der am häufigsten diagnostizierte maligne Tumor des älteren Mannes und die dritthäufigste zum Tode führende Neubildung [Jemal et al. 2005, Luboldt et al. 2001]. In den USA erhöhte sich die Zahl der Neuerkrankungen von ehemals 64.000 im Jahre 1979 auf 244.000 im Jahre 1995 [Parker et al. 1997]. Heute liegt die Inzidenz bei über 235.000 Fällen pro Jahr. Diese Zahl übersteigt weit die Häufigkeit anderer neu entdeckter Malignome: Bronchialkarzinom 92.000, Kolon- und Rektumkarzinom 71.000, Blasenkarzinom 50.000 Erkrankte pro Jahr (American Cancer Society 2006). In der Bundesrepublik Deutschland ist seit Ende der 80er Jahre ebenfalls ein kontinuierlicher Anstieg der Inzidenz zu verzeichnen, jedoch weniger deutlich als in den USA. Erkrankten 1991 etwa 16.000 Männer an einem Prostatakarzinom, waren es 1995 20.000 Neuerkrankungen [Hölzel et al. 1995]. Derzeit werden jährlich etwa 58.000 Prostatakarzinome diagnostiziert. Damit ist die Prostata mit ca. 25,4% inzwischen die häufigste Lokalisation bösartiger Neubildungen beim Mann und hat damit 1998 erstmals das Bronchialkarzinom als führenden Tumor der Männer abgelöst [Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland 2008]. Der Anstieg der Erkrankungsraten beruht neben dem zunehmenden Alter der Patienten auch auf der Einführung und Anwendung neuer spezifischer Methoden in der Diagnostik, insbesondere der Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) [Smart et al. 1997]. In den USA ist das Prostatakarzinom zur zweithäufigsten Todesursache geworden. Über 27.350 amerikanische Männer sterben jährlich an den Folgen des Karzinoms [American Cancer Society 2006], in Deutschland sind es jährlich etwa 11.000 Patienten. Bei den zum Tode führenden Krebserkrankungen steht das Prostatakarzinom in Deutschland somit mit 7 ca. 10% an dritter Stelle. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 71 Jahren, 5 Jahre höher als für Krebs insgesamt. [Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland 2008]. 1.1.2 Ätiologie und Pathogenese Die genaue Ätiologie des Prostatakarzinoms ist nicht abschließend geklärt. Es ist von einem multifaktoriellen Geschehen auszugehen, wobei folgende Einflussgrößen diskutiert werden: 1.1.2.1. Ethnographische Faktoren Die schwarze Bevölkerung der USA erkrankt im Gegensatz zu anderen Bevölkerungsgruppen häufiger. So liegt die alterskorrigierte Inzidenz bei schwarzen Amerikanern bei 90/100.000 pro Jahr, bei weißen Amerikanern und Nordwesteuropäern bei 40-60/100.000 und bei Asiaten bei 2-10/100.000 pro Jahr [Keeley, Gomella 1996]. Die unterschiedliche Häufigkeit des Prostatakarzinoms zwischen den ethnischen Gruppen wird von einigen Autoren auf eine abweichende Androgenkonzentration zurückgeführt [Wu et al. 1995]. 1.1.2.2. Diätische Faktoren Neben der rein ethnographischen Prädisposition scheinen auch Einflüsse der Umwelt und diätische Faktoren wie Verzehr fettreicher, faserarmer Nahrung, niedriger Konsum von Getreide, grüngelbem Gemüse und Soja in der Ausbildung eines Prostatakarzinoms bedeutend zu sein. So unterliegen Asiaten, die in die USA immigrierten, dem gleichen Erkrankungsrisiko wie die einheimische amerikanische Bevölkerung [Wingo et al. 1995, Whittemore et al. 1995]. 8 Auch der Body-Mass-Index (BMI) scheint einen Einfluss auf das Prostatakarzinom aufzuzeigen. In einer Studie von Moul et al. wurden bei Patienten mit einem BMI über 30 kg/m² häufiger pT3-Karzinome mit einem höheren Anteil von Lymphknotenmetastasen gefunden als bei Männern mit einem BMI unter 30 kg/m² . Des Weiteren waren adipöse Patienten zum Zeitpunkt der initialen Diagnosestellung deutlich jünger. [Amling et al. 2001]. 1.1.2.3. Genetische Faktoren Eine positive Familienanamnese ist mittlerweile als Risikofaktor für die Entstehung eines Prostatakarzinoms anerkannt [Kalish et al. 2000, Walsh et al. 1997, Waterbor et al. 1995]. Das Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken, ist umso höher, je mehr Fälle in der eigenen Familie zu finden sind [Villers et al. 1997]. Ebenso ist das Risiko vom Verwandtschaftsgrad abhängig. Sind Verwandte des 1. Grades (Vater oder Bruder) erkrankt, ist das Risiko am höchsten [Steinberg et al. 1990]. Außerdem wird das Erkrankungsrisiko umso größer, je jünger der Angehörige bei Diagnosestellung war [Carter et al. 1992]. Über eine schlechtere Prognose für ein familiär gehäuft auftretendes Prostatakarzinom konstatieren viele Arbeitsgruppen [Wilson et al. 1984, Kupelian et al. 1997]. Dieser Zusammenhang konnte allerdings in aktuelleren Studien nicht belegt werden [Bratt et al. 1998, Bauer et al. 1998]. 1.1.2.4. Sexuelle Aktivität Eine große epidemiologische Studie aus Australien und Neuseeland zeigte einen reziproken Zusammenhang der sexuellen Aktivität mit der Wahrscheinlichkeit, an einem Prostatakarzinom zu erkranken. Je früher die erste Ejakulation des Befragten eintrat und je höher die Ejakulationsfrequenz pro Woche, v.a. in der zweiten und dritten Lebensdekade, desto niedriger liegt das relative Risiko, an einem Prostatakarzinom zu erkranken [Giles et al. 2003]. 9 1.2 Prognose des Prostatakarzinoms Prognosefaktoren zur Vorhersage eines Rezidivs sind nach radikaler Prostatektomie der Gleason-Score des Prostatektomiepräparats, der Umfang der Kapselpenetration und der Status der chirurgischen Absetzungsränder [Kupelian et al. 1996]. Aktuelle Studien zeigen nach radikaler Prostatektomie bei klinisch organbegrenztem Prostatakarzinom tumorspezifische Überlebensraten von über 90%. [Catalona et al. 1999]. Die aktuarische Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 10 Jahren nach einer radikalen Prostatektomie bei klinisch organbegrenztem Prostatakarzinom ein biochemisches Rezidiv (= Wideranstieg des PSA) zu erleiden, liegt bei etwa 25 - 50% [Wirth und Fröhner 2000]. Hat das Prostatakarzinom die Kapsel des Organs überschritten (Stadium T3), sinkt die Heilungswahrscheinlichkeit beträchtlich. Ein langfristig rezidivfreies Überleben kann durch die radikale Prostatektomie allein kaum erzielt werden [Gerber et al. 1997]. Gelingt es jedoch, den kapselüberschreitenden Tumor mit negativen Absetzungsrändern zu resezieren, so ist dennoch mit Heilungsraten von etwa 50% zu rechnen [Iselin et al. 1999]. 1.3 Anatomie der Prostata 1.3.1 Morphologie und Lage Die Prostata ist ein ca. 3 cm langes, 4 cm breites und 2 cm dickes, kompaktes Organ und wiegt bei ausgewachsenen jungen Männern etwa 20-30 g [Benninghoff 2002]. Jenseits des 40. Lebensjahres beginnt eine allmähliche Umstrukturierung der Prostata: Teile der Transitionszone verdicken sich, die periphere Zone hingegen bildet sich eher zurück [Lippert 2000]. Die Prostata ist an ihrer nach oben gerichteten Basis mit dem Boden der Harnblase verwachsen. Nach kaudal verjüngt sich die Drüse und hat somit eine leicht konische Form. Ihrer nach unten gerichteten Spitze, Apex, erreicht das Diaphragma urogenitale. Die Ampulle des Rektums liegt ihrer Facies posterior durch ein rektovesikales Septum getrennt von dorsal an. Das Ligamentum puboprostaticum fixiert ihre Facies anterior ventral an der Symphyse. Durch die Prostata zieht der erste Abschnitt der Harnröhre, die Pars prostatica 10 urethrae. Die Ductus ejaculatorii dringen vom hinteren oberen Rand in die Prostata ein und ziehen in einem Winkel von etwa 40° schräg nach vorn unten. Sie haben ihre Öffnungen auf dem Colliculus seminalis [Benninghoff 2002]. Die Prostata wird zum größten Teil von einer derben bindegewebigen Kapsel umgeben. Apikal und anterior sowie basal ist diese jedoch nicht bzw. unvollständig ausgebildet [McNeal 1980]. Fasern quergestreifter Muskulatur, ausgehend vom Diaphragma urogenitale, dehnen sich v.a. apikal und anterior zwischen peripheren Anteilen der Prostatadrüsen aus [Kost et al. 1964]. Seitlich wird die Prostata vom anterioren Blatt der lateralen periprostatischen Faszie umgeben. Das posteriore Blatt dieser Faszie geht dorsal von Prostata und Samenblasen und ventral des Rektums in eine lockere fibroadipöse von glatten Muskelfasern durchzogene Schicht, die Denonvillier-Faszie über. Diese bedeckt auch die Samenblasen und Anteile der Vasa deferentia. Sie endet kaudal am Apex, wo sie in Bindegewebe der posterioren Raphe der quergestreiften Muskulatur des Sphincter urethrae externus übergeht und sich in glatte Muskelfasern des M. rectourethralis erstreckt. An Apex und Basis der Prostata, speziell in der Mittellinie sowie an den Samenblasen und an den Ducti ejaculatorii, besteht eine Kontinuität von fibromuskulären Fasern zur Denonvillier-Faszie [Villers et al. 1993]. An der Grenze zwischen lateraler und posteriorer Prostataoberfläche beinhaltet die laterale periprostatische Faszie die paarigen neurovaskulären Bündel, die sich – in Längsrichtung der Prostata verlaufend – zu den Corpora cavernosa des Penis erstrecken [Walsh et al. 1983]. Abzweigende superiore und inferiore Nervenfaszikel breiten sich in die lateralen Abschnitte der Denonvillier-Faszie aus. Der größte Teil der Prostata wird aus dem oberen Nervenbündel versorgt, das mit 3 Stämmen dorsolateral im Bereich der Prostatabasis vom Gefäßnervenbündel abzweigt. Ein kleineres Nervenbündel versorgt den Apex der Prostata [Villers et al. 1993]. Autonome Ganglien und Nervenfaszikel finden sich schwerpunktmäßig in den neurovaskulären Bündeln bzw. im periprostatischen Fettgewebe[Mc Neal 1969], von wo aus sie ein Netzwerk an der Prostataoberfläche bilden, die Prostatakapsel durchdringen und feinfrasig verzweigt im Prostataparenchym enden [Bostwick 1997]. 11 1.3.2 Anatomische Unterteilung Die Prostata wird nach McNeal anatomisch unterteilt in eine Zentrale Zone, dorsokranial gelegen, mit weitlumigen Drüsen und aufgelockertem Stroma; Transitionszone (TZ) oder präprostatisches Segment bzw. periurethrale Mantelzone, mediolateral der Urethra gelegen, mit englumigen Drüsen und straffem Stroma; Periphere Zone (PZ) mit lockerem Stroma und Drüsen wie in der Transitionszone (sie umgibt die zentrale Zone); Aglanduläre Stromazone Abbildung 1: Anatomische Unterteilung der Prostata (modifiziert nach McNeal 1965) 1.3.3 Arterien, Venen, Lymphe, Nerven Die Prostata wird dorsal und lateral von Ästen der A. rectalis media und der A. vesicalis inferior versorgt. Ventral enthält sie Äste von der A. pudenda interna. Die Drüsenkapsel enthält ein arterielles Geflecht. Kleine Gefäße erreichen das Drüsenparenchym und die periurethrale Zone. Die Venen der Prostata haben Anschluss an den ausgedehnten Plexus vesicoprostaticus im kleinen Becken, de über die Vv. vesicales die V. iliaca interna erreicht. 12 Die Lymphgefäße verlassen die Prostata über die versorgenden Arterien und schließen sich dem Ductus deferens an. Verbindungen bestehen zu Lymphbahnen der Harnblase und des Rektums. Regionäre Lymphknotenstationen sind die Nodi lymphoidei iliaci externi und interni. Die Nervenversorgung der Prostata erfolgt durch den Plexus prostaticus, der eine Fortsetzung des Plexus hypogastricus inferior ist und zahlreiche Nervenzellen enthält. Sympathische Fasern stammen aus dem Sakralmark. Sensorische Fasern, die teils von Vater-Pacinischen Körperchen stammen, projizieren hauptsächlich ins Sakralmark [Benninghoff 2002]. 1.3.4 Tumorausbreitung und Metastasierung McNeal (1965) konnte durch Untersuchungen der Morphologie der Prostata zeigen, dass fast alle Adenokarzinome (70%) in den peripheren Drüsen der Prostata entstehen. Histogenetisch handelt es sich um Adenokarzinome des Epithels der tubulo-alveolären Drüsen. Es entsteht sehr häufig multifokal [Jewett 1980]. Diese Verteilung wurde 2000 von Chen et al. erneut überprüft. Obwohl in den 35 Jahren zwischen der ersten und dieser Veröffentlichung ein klinischer Stadienshift hin zu nicht tastbaren Tumoren stattfand, blieb die durchschnittliche Verteilung im Wesentlichen wie vorbeschrieben [Chen 2000]. 13 Abbildung 2: Tumorausbreitung der Prostata (modifiziert nach McNeal 1965) Die Ausbreitung des Karzinoms erfolgt zuerst in der äußeren und mittleren Organzone. Der periurethrale, innere Drüsenbereich wird erst gegen Ende der intraprostatischen Ausbreitung infiltriert [Kastendieck, 1980]. Die Kapsel ist hingegen schon sehr früh betroffen [Byar et al. 1972], ein Kapseldurchbruch mit Infiltration des Rektums wird aber durch die Denonvillier´sche Faszie verzögert [Byar et al. 1972]. Die Wahrscheinlichkeit einer Tumorausdehnung in Samenblasen, Blasenboden und regionäre Lymphknoten nimmt aber mit Penetration der Kapsel zu [McCollough 1977]. Zudem bestimmt eine Tumorausdehnung außerhalb der Kapsel auch die Prognose, da ein Kapseldurchbruch erst im fortgeschrittenen Tumorstadium auftritt [Byar 1972]. Das Prostatakarzinom metastasiert sowohl lymphogen als auch hämatogen. Die hämatogene Metastasierung tritt im Allgemeinen später ein als die lymphogene. Dabei ist bevorzugt das Skelettsystem betroffen, aber auch Lunge und Leber, seltener andere Organsysteme [Saitoh 1984]. 14 2. Das Prostatakarzinom 2.1 Pathologie der Prostata: 2.1.1 Klassifikation der Prostatakarzinome Bei 95% der Prostatakarzinome handelt es sich um sogenannte gewöhnliche Tumoren, aus dem drüsigen Teil der Prostata entstehend (sog. Adenokarzinome). Diese werden von den ungewöhnlichen (5%) unterschieden [Jocham/Miller]. An ungewöhnlichen Tumoren sind zu erwähnen: 1 Muzinöses AdenoCa 2 Adeno-zystisches Ca 3 BasallzellCa 4 Neuroendokrines differenziertes AndenoCa/Karzinoid 5 Kleinzelliges Ca 6 Undifferenziertes(weist an keiner Stelle eine Differenzierung im Sinne der genannten Karzinomtypen auf) 7 Duktales Ca 8 Übergangszell Ca 9 PlattenepithelCa 15 2.1.2 Grading Die im Vordergrund stehenden Adenokarzinome zeigen große Unterschiede in Struktur und Zytologie. Diese bedingen den Grad der Bösartigkeit des Tumors (Grading). Um diese Unterschiede, wie auch die unterschiedlichen biologischen Verhaltensweisen miteinander vergleichen zu können, wurden verschiedene Klassifikationssysteme entwickelt. Drei histologische Gradingsysteme haben sich in der Praxis durchgesetzt. 1. Gleason – System 2. Grading nach Mostofi/WHO 3. Gradingsystem des Pathologischen - Urologischen Arbeitskreises Ein Vergleich dieser Systeme ist in Tabelle 1 wiedergegeben. 16 Tabelle 1: Vergleich derzeit verwendeter Gradingsysteme des Prostatakrebses Gleason: Patholog- Mostofi/WHO Prognose: Grad 1 Günstig urolog, Arbeitskreis 1. Sehr gut differenziertes G1a Adenokarzinom 2. Gut differenziertes G1b Günstig Adenokarzinom 3. Mäßig differenziertes G2a Grad 2 Günstig G2b Grad 3 Ungünstig Adenokarzinom(glandulär) 4. Mäßig differenziertes Adenokarzinom(kribriform) 5. schlecht differenziertes G3a Ungünstig Adenokarzinom 6. Undifferenziertes Ungünstig Adenokarzinom 2.1.3 Formen des Prostatakarzinoms Man kann zwischen Karzinomträgern und Karzinomkranken unterscheiden. Aus Autopsiestudien ist bekannt, dass 55% der 80jährigen ein klinisch inapparentes Prostatakarzinom aufweisen (sogenanntes latentes Karzinom), ohne je manifest daran zu erkranken. Zufällig entdeckte maligne Tumoren, beispielsweise im Rahmen einer Adenomoperation, werden als inzidentelle Karzinome bezeichnet. Als okkulte Tumoren werden Karzinome beschrieben welche erstmals durch Metastasen auffällig werden. 17 2.2 Diagnostik Das Proststakarzinom ist ein Tumor der lange klinisch unbemerkt bleiben kann. Das Fehlen von pathognomonischen Zeichen im Frühstadium ist ein Grund hierfür. Das Adenokarzinom der Prostata entsteht zumeist in der peripheren Zone der Drüse [Mc Neal 1969]. Erst wenn der langsam wachsende Tumor die Harnröhre erreicht kommt es zu obstruktiven Miktionsbeschwerden / Hämaturie. Von ossären Metastasen verursachte Kreuzschmerzen sind charakteristisch [Saitoh 1984]. Der frühzeitigen Diagnostik kommt daher ein besonderer Stellenwert zu. 2.2.1 Digital rektale Untersuchung (DRU) Die DRU ist fester Bestandteil der klinischen Prostatakarzinomdiagnostik. Sie erfolgt in Steinschnittlage, Seitenlage oder beim vorgebeugten Patienten. Beurteilt werden können der Sphinctertonus, Hämorrhidalveränderungen, Rectumampulle, sowie die Größe, Konstizenz, Abgrenzbarkeit, und Druckschmerzhaftigkeit der Prostata. Als karzinomsuspekt gelten verhärte, knotige Strukturen. Differentialdiagnostisch müssen jedoch gutartige Veränderungen wie granulomatöse Prostatitis, Prostatatuberkulose, Prostatasteine und andere seltene Prostatapathologien abgegrenzt werden. Eine Prostatastanzbiopsie ist daher bei suspektem Tastbefund obligat. Die Sensitivität der DRU liegt bei unterschiedlichen Studien zwischen 69%-92%, die Spezifität bei 48%-89%. 2.2.2 Prostata Spezifische Antigen (PSA) Das PSA wurde erstmals von Wang et al. 1979 isoliert Das Prostataspezifische Antigen (PSA) gilt als zentraler diagnostischer Parameter in Diagnose und Verlaufskontrolle des Prostatakarzinoms. Es handelt sich um ein Kallikrein, das KLK3, innerhalb der Familie der 18 Glykoprotein-Serin-Proteasen und hat ein Molekulargewicht von 34.000. Das Protein wird in normalem, hyperplastischem und malignem Prostatagewebe gebildet und dient der Verflüssigung des Samensekretes. Es handelt sich nicht um einen karzinomspezifischen, sondern um einen gewebsspezifischen Marker. Eine Erhöhung des PSA- Wertes kann durch ein Adenom, einen entzündlichen Prozess oder ein Karzinom bedingt sein. Die Tumorzelle produziert im Gegensatz zur Epithelzelle einen 10mal höheren PSA Wert. Nach Manipulation an der Prostata kann das Serum PSA ebenfalls ansteigen. Nach TURP bis auf das 53fache, variabel ist der Effekt nach DRU oder sexueller Aktivität. Das PSA hat eine Halbwertszeit von ca.1, 5 Tagen Ob die PSA Sensitivität bzw. Spezifität durch PSA Dichte(=PSA-Wert/Prostatagewicht) und PSA Anstiegsgeschwindigkeit (=PSA- Veränderung/Zeit) verbessert werden kann wird momentan nicht einheitlich beurteilt. Die Messung des freien PSA´s (Molekül liegt im Serum zu etwa 80% gebunden vor) kann insbesondere im „Graubereich“(PSA zwischen 4 und 10ng/ml) hilfreich bei der Unterscheidung benigne Prostatahyperplasie(BPH) und Tumor sein, indem es die Spezifität erhöht. Zur frühzeitigen Entdeckung des Prostatakarzinoms und damit Verbesserung der Heilungsaussichten und Überlebenszeit ist die „diagnostische Trias“ (DRU, PSA und Sonographie) sinnvoll. Bei konstant erhöhtem PSA-Wert, entsprechend der Altersnorm, sollte eine Prostatastanzbiopsie durchgeführt werden. 2.2.3 Transrektaler Ultraschall (TRUS) Die transrektale Ultraschallsonographie wird in Seitenlage, oder in Steinschnittlage durchgeführt. Watanabe brachte in den 70er-Jahren erstmals ein funktionsfähiges Sonographiesystem zur Anwendung. Die TRUS dient der Diagnosefindung, Volumetrie und Verlaufsbeobachtung. Noch Anfang der 80er-Jahre galt ein hyperechogener Bereich als typisches Malignitätskriterium. In den letzten Jahren konnte jedoch durch eine Vielzahl von Studien belegt werden, dass das Erscheinungsmuster des Prostatakarzinoms in der Mehrzahl hypoechogen, jedoch ebenso auch iso- oder hyperechogen sein kann. Die 19 Häufigkeit des nichthypoechogenen Prostatakarzinoms wird derzeit in der Literatur mit ca. 35% angegeben (Loch et al.2000, Norberg et al.1997). Der häufigste Befund eines Prostatakarzinoms in der transrektalen Sonographie ist das echoarme, oft unregelmäßig begrenzte Areal, das zumeist im Bereich der peripheren Zone lokalisiert ist. Weitere Malignitätskriterien sind das Überragen des auffälligen Areals über die als heller Saum gut nachweisbare Prostatakapsel sowie die Ausdehnung des suspekten Bereichs in den echoreichen Rektumwall. Finden sich hypoechogene Strukturen in der Übergangszone, die vom umgebenden Gewebe deutlich abgrenzbar sind, kann auch hier ein Prostatakarzinom vorliegen, obwohl gerade die Übergangszone ohnehin schon eine strukturgemischte Echodichte zeigt. Die Lappenasymmetrie stellt ein weiteres Kriterium dar. Sie lässt sich in den meisten Fällen am besten in der Mittellinie unter transversaler Schnittführung erkennen. Eine Vielzahl von Studien kommt hinsichtlich Sensitivität und Spezifität der rektalen Sonographie bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen. Der gemeinsame Nenner ist jedoch die gute Sensitivität bei nur geringer Spezifität. 2.2.4 Prostatastanzbiopsie Grundsätzlich besteht eine Indikation zur Durchführung einer Biopsie der Prostata, wenn bei klinischer Notwendigkeit zur Klärung der Dignität des Organs ein suspekter PSA-Wert, ein digital rektal suspekter Tastbefund oder auch ein suspekter transrektaler Ultraschallbefund in Kombination mit suspekten anderen Befunden besteht. Zurzeit gilt die Sextantenbiopsie der Prostata als Goldstandard in der invasiven Diagnostik des Prostatakarzinoms. [Nakagawa et al. 1997, Imai et al. 1994, Ogawa et al. 1996, Hammerer et al 1995, Wolf et al 1997]. Hierbei werden aus dem Apex, der Mitte und der Basis bds. jeweils ein Stanzzylinder entnommen und histologisch untersucht. Komplikationen dieses invasiven diagnostischen Untersuchungsverfahrens sind Hämaturie, Prostatitis und Schmerzen durch die Entnahme der Biopsiezylinder. 20 Die transrektale Biopsie der Prostata hat einen hohen diagnostischen Wert. Lee et al. berichteten 1989 erstmals von der Ultraschall gesteuerten transrektalen Prostatabiopsie . In den letzten Jahren wurden mehrere Biopsieprotokolle mit mehr Biopsien pro Sitzung veröffentlicht [Chen et al. 1997, Chen et al. 2000; Philip et al. 2004]. Neueste Konzepte enthalten computergestützte Verfahren, um die Detektion bei der Biopsie zu erhöhen [Chen et al. 1997]. Die meisten dieser Arbeiten vergleichen die beobachteten Ergebnisse jedoch nicht mit dem pathologischen Befund des Präparates nach radikaler Prostatektomie. Chen et al. [Chen et al. 1997] untersuchten wie schon zuvor McNeal et al. [McNeal et al. 1992] Prostatapräparate nach radikaler Prostatektomie auf deren Durchsetzung mit Tumor. Die Digitalisierung der Großflächenpräparate erlaubte eine dreidimensionale Computerauswertung. Auf diese Weise entwickelte Chen ein virtuelles Biopsieschema mit insgesamt zehn Biopsien, welches in der Summation seiner pathologischen Präparate die höchste Detektionsrate erreichte. 2.2.5 Computertomographie und Magnetresonaztomographie Die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT) eignen sich nicht zur Erfassung des Prostatakarzinoms wenn die Organgrenzen noch nicht überschritten sind [Hricak 1991]. Die Abgrenzung zur BPH ist auch schwierig [ Ling et al.1986]. Die diagnostische Zuverlässigkeit in Bezug auf das T-Stadium erreicht lediglich 56% [Bretan und Williams 1987]. Bei der Suche nach Mikrometastasen ist das CT ebenfalls nicht geeignet [Campbell´s Urology]. Demgegenüber ist die Rate falsch-positiver Lymphknotenmetastasen niedrig, sie erreicht eine Spezifität von nahezu 100% [Altwein et al. 1994]. Wenn die Lymphknotenmetastasen Vermutung besteht, durch ist es hohes PSA oder empfehlenswert Tumorvolumen das Vergleichbare Ergebnisse liefert das MRT [Hammerer und Huland 1991]. CT auf einzusetzen. 21 2.2.6 Die Knochenszintigraphie wichtigste Untersuchung für die Erkennung von Fernmetastasen ist die Knochenszintigraphie. Die Sensitivität beträgt nahezu 100% [Kurth 1991]. Die Spezifität wird durch differentialdiagnostische Abgrenzungen gegenüber entzündlichen oder degenerativen Erkrankungen eingeschränkt. Durch gezielte Röntgenaufnahmen können differentialdiagnostische Erkrankungen ausgeschlossen werden [Hautmann 1997]. 22 3. Material und Methoden In der Urologischen Klinik der Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin wurde eine ultraschallgesteuerte Zehnfachbiopsie der Prostata nach dem Modell von Chen [Chen 1997] zur Detektion eines Prostatakarzinoms durchgeführt. Die Indikation zur Durchführung der Biopsie wurde gestellt, wenn bei klinischer Notwendigkeit zur Klärung der Dignität des Organs ein erhöhter PSA-Wert, ein digital-rektal suspekter Tastbefund oder ein auffälliger transrektaler Ultraschallbefund vorlag. Gerinnungsstörungen oder die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente waren Ausschlusskriterien der Studie. Ab dem Vorabend des geplanten Eingriffs wurde eine Antibiose mit Cotrimoxazol oder Ciprofloxacin verabreicht. Zwei erfahrene Urologen führten die Ultraschalluntersuchungen sowie die Biopsien durch. Die transrektale Ultraschalluntersuchung erfolgte mit Hilfe eines KRETZ® Combison 530 Gerätes sowie einem 7.5 MHz TRUS Schallkopf. Für jede Biopsie wurde das Echo im TRUS bestimmt und dokumentiert. Unterschieden wurde zwischen folgenden Signalen: homogen, echoreich, echoarm, zystisch und gemischt. Das histologische Ergebnis jeder einzelnen Biopsie wurde mit dem Ultraschallbefund in Korrelation gebracht. Zur Durchführung der Biopsie selbst wurde eine Biopsienadel Modell TRU-CUT der Firma Storz mit der dazugehörigen Bioptic Gun verwendet. Zur Überprüfung einer Korrelation zwischen den TRUS-Befunden und der Histologie wurde der zweiseitige Lambda-Test angewandt sowie der Kontingenzkoeffizient berechnet. Ein zweiseitiger p-Wert <0,05 wurde als signifikant gewertet. 23 4. Ergebnisse Zwischen Januar 2000 und Februar 2001 wurden 187 Patienten mit geplanter Biopsie der Prostata in die Studie eingebracht. 1841 von 1870 Biopsien aller Patienten waren auswertbar. 1841 der dabei erfassten 1870 Ultraschallbilder waren eindeutig dokumentiert und es lag ein histologischer Befund dieser Lokalisation vor. Diese 1841 Befunde wurden für die weitere Analyse verwandt. Das Alter der Patienten lag im Median bei 65,4 Jahren, das PSA im Median bei 7,9 ng/ml. Bei 21 der Patienten handelte es sich um eine wiederholte Biopsie. Die epidemiologischen Daten sind in Tabelle 2 dargestellt. Tabelle 2: Epidemiologische Daten: Alter, PSA, Prostatavolumen N Volumen Volumen digital rektal im TRUS Alter PSA 187 187 187 187 0 0 0 0 Mittelwert 65,8 25,5 34,3 36,7 Median 65,4 7,9 30,0 30,0 Standardabweichung 7,8 143,8 15,3 20,3 Minimum 40,9 0,2 10,0 14,0 Maximum 82,0 1817,0 100,0 160,0 Gültig Fehlend 24 Sowohl bei der digital-rektalen Untersuchung, als auch im transrektalen Ultraschall wurde eine Prostataorgangröße von im Median 30 Gramm festgestellt. Bei 64 Patienten war der digitale Tastbefund suspekt. Der TRUS-Befund war bei 148 Patienten nicht homogen. Als Komplikationen traten in 24% der Fälle gering- bis mäßiggradige Hämaturien auf. In keinem Fall wurde eine Blasenspülung oder die Gabe von Blutkonserven nötig. Zwei der 187 Patienten (1,1%) entwickelten eine fieberhafte Prostatitis, die einen stationären Aufenthalt, verbunden mit der intravenösen Gabe zweier Antibiotika (Cefotiam + Gentamycin) notwendig machte. In keinem Fall kam es zum Auftreten eines Prostataabszesses. Weitere Komplikationen wurden nicht beobachtet. Bei 66/187 (35,3%) der Patienten wurde ein Karzinom festgestellt. Der digital-rektale Tastbefund war bei 34 dieser Patienten (51,5%) auffällig, 62/66 (93,9%) wiesen erhöhte PSA-Werte auf. Bei 49 (74,2%) der 66 Karzinompatienten zeigte der TRUS suspekte Signale. Nur bei 2/66 (3%) Karzinompatienten lagen neben dem nichthomogenen TRUS keine weiteren auffälligen Befunde (DRU, PSA) vor. Bei 99 von 121 Patienten (81,1%) mit benignen Erkrankungen war der Ultraschallbefund suspekt. Die Sensitiviät des TRUS zur Detektion eines Prostatakarzinoms lag bei 15%, die Spezifität bei 84%. Tabelle 3 stellt die festgestellten Diagnosen dar, Tabelle 4 das Verhältnis zwischen den verschiedenen TRUS-Signalen und Histologien. 25 Tabelle 3 : Histologische Befunde Häufigkeit 678 12 673 1 24 92 72 17 21 146 105 1841 29 1870 BPH BPH + akute Prostatitis BPH + chronische Prostatitis Akute Prostatitis Chronische Prostatitis Pin I Pin II Pin III Prostatakarzinom G1 Prostatakarzinom G2 Prostatakarzinom G3 Gesamt Fehlend Gesamt Gültige Prozente Prozent 36,3 0,6 36,0 0,1 1,3 4,9 3,9 0,9 1,1 7,8 5,6 98,4 1,6 100 36,8 0,7 36,6 0,1 1,3 5,0 3,9 0,9 1,1 7,9 5,7 100 Tabelle 4: Korrelation Histologie / TRUS-Signal Anzahl TRUS-Signal H i s t o l o g i e BPH BPH + akute Prostatitis BPH + chronische Prostatitis Akute Prostatitis Chronische Prostatitis Pin I Pin II Pin III Prostatakarzinom G1 Prostatakarzinom G2 Prostatakarzinom G3 Gesamt Homogen 470 9 433 0 14 59 52 13 13 119 42 1224 Zystisch 95 1 94 0 6 21 7 0 3 12 11 250 Echoreich 95 2 114 0 0 10 13 4 5 12 48 303 Echoarm 7 0 9 0 0 1 0 0 0 1 0 18 Gemischt 11 0 23 1 4 1 0 0 0 2 4 46 Gesamt 678 12 673 1 24 92 72 17 21 146 105 1841 Die Korrelation zwischen einem Ultraschallsignal und einem histologischen Befund war nicht signifikant. Die symmetrische Lambda-Korrelation lag bei 0,22 (p<0,001), der Kontingenzkoeffizient bei 0,29 (p<0,001). Weder eine maligne, noch eine benigne Erkrankung ließ sich durch das Ultraschallsignal allein vorhersagen. 26 5. Diskussion Die Sextantenbiopsie gilt als Goldstandard in der invasiven Diagnostik des Prostatakarzinoms. Lee et al. propagierte den transrektalen Ultraschall ursprünglich nicht allein zur Führung der Biopsienadel, sondern auch zur Prostatakarzinomentdeckung [Lee 1989]. Die Ultraschallauflösung sowie die digitale Nachbearbeitung der Befunde spielt bei der Detektion eine maßgebliche Rolle. Zur Sensitivität und Spezifität sowie zum prädiktiven Wert des TRUS gibt es jedoch divergierende Angaben. Den Daten zufolge erhöht der TRUS in Kombination mit anderen Verfahren und Parametern (PSA, DRU) die Sensitivität zur Detektion eines Prostatakarzinoms um nur 3%. Isoliert betrachtet, z.B. in Fällen mit niedrigem PSA und unauffälligem DRU, ermittelten auch andere Autoren wenig eindeutige Ergebnisse [Yamamoto 2001, Ciatto 2001, Babaian 1993, Lee 1989, Simak 1993]. Einzelne Autoren berichten jedoch von einer sehr guten Sensitivität [Renty 1996, Tang 2001]. Insbesondere zur Bestätigung suspekter digital-rektaler Befunde kann der TRUS eine wichtige Rolle spielen [Tzai 1995]. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass der konventionelle transrektale Ultraschall allein keinerlei Vorhersage eines histologischen Befundes erlaubt. Es fand sich keine signifikante Korrelation zwischen einem Ultraschallund einem histologischen Ergebnis. Weist der TRUS keine Homogenität auf, so kann nur eine Biopsie weiteren Aufschluss über die Dignität bringen. Insofern bestätigt die Studie die Aussage anderer Autoren [Oyen 1993]. Insbesondere ergibt die gezielte Biopsie sog. suspekter Areale keine Erhöhung der Sensitivität. Die Gesamtsensitivität des TRUS zur Detektion eines Karzinoms liegt nach den Daten dieser Arbeit bei 15%. Werden die Patienten abgezogen, bei denen weitere suspekte Faktoren bestehen, ergibt sich eine Erhöhung der Detektionsrate um 3% durch den TRUS allein. Histologisch zeigten sich in keinem der sonografisch auffälligen Areale signifikant mehr Karzinome als in sonografisch unauffälligen Bereichen. Immerhin besteht jedoch eine rel. hohe Spezifität des Verfahrens von 84%. Ein unauffälliger TRUS könnte zur Vermeidung einer Biopsie beitragen, wenn keine weiteren Faktoren (DRU u. PSA) hinzukommen. In der vorliegenden Arbeit traf diese Konstellation jedoch nur für 1/187 Patienten (0,5%) zu. De la Rosette et al. fanden eine Spezifität zur Vorhersage einer Prostatitis von 94,6%, die Sensitivität lag jedoch nur bei 50% [De la Rosette 1995]. Weitere Angaben zur Prädiktion eines benignen histologischen 27 Befundes gibt es bislang nicht. Der TRUS liefert wichtige Informationen über anatomische Konformation und Größe des Organs [Grossfeld 2000] sowie zusätzliche Angaben bei lokal fortgeschrittenen Tumoren. Die Sensitivität zur Erkennung eines lokal organüberschreitenden Wachstums wird zwar von Colombo et al. als zu niedrig [Colombo 1999], durch mehrere andere Autoren [Rorvik 1994, Vijverberg 1992, Lee 1998] hingegen als relativ hoch beschrieben. Insofern ist die Untersuchung vor einer radikalen Prostatektomie weiterhin indiziert. Technische Neuerungen des TRUS wie der Einsatz einer (Power)-Duplexsonografie [Bogers 1999, Okihara 2000, Maruzzi 2000], der 3DSonografie [Chin 1999] oder der farbkodierten 3D-Sonografie [Merkle 2002] können möglicherweise sinnvolle Ergänzungen sein. Der konventionelle transrektale Ultraschall ist hingegen in Klinik und Praxis weit verbreitet. Diese Technik ist jedoch nicht geeignet, ein Prostatakarzinom oder eine bestimmte benigne Histologie allein aufgrund des Ultraschallsignals vorherzusagen. Um die diagnostischen Möglichkeiten des transrektalen Ultraschalls ( TRUS ) in der Prostatakarzinom-Früherkennung und –Stadieneinteilung zu erhöhen, wurde eine Artifizielle Neuronale Netzwerkanalyse ( ANNA ) von T.Loch et al 2000 eingesetzt [Loch 2000], die zusätzliche subvisuelle , graustufendifferente Informationen des TRUS erfassen und auswerten kann. Dieser Ansatz erscheint vielversprechend, da Artifizielle Neuronale Netzwerke die im Ultraschallbild vorhandenen komplexen Datenformationen erkennen können, sie gleichsam „lernen“ und diese dann bei noch nicht gesehenen Datenformationen wiedererkennen und korrekt klassifizieren können. 28 6. Fazit Die Sensitiviät des konventionellen TRUS zur Detektion eines Prostatakarzinoms liegt bei 15%, die Spezifität bei 84%. Es besteht keinerlei signifikante Korrelation zwischen TRUSSignal und histologischem Befund. Der konventionelle transrektale Ultraschall ist daher nicht zur Vorhersage der Histologie geeignet. Die relativ hohe Spezifität kann jedoch ein zusätzlicher Hinweis zur Vermeidung einer überflüssigen Biopsie sein. 29 7. Zusammenfassung Einleitung: Die Prostatasextantenbiopsie gilt als Goldstandard in der invasiven Diagnostik des Prostatakarzinoms. Die Vorhersagekraft des konventionellen transrektalen Ultraschalls bleibt bislang unklar. Dies wird durch die vorliegende Studie prospektiv untersucht. Material und Methodik: In der urologischen Klinik der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde eine Ultraschall gesteuerte Zehnfachbiopsie der Prostata durchgeführt. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde das Echo im TRUS für jede Biopsie bestimmt und mit dem histologischen Befund korreliert. Unterschieden wurde zwischen folgenden Ultraschallsignalen: Homogen, Echoreich, Echoarm, Zystisch und Gemischt. Ergebnisse: Zwischen Januar 2000 und Februar 2001 wurden 187 Patienten mit geplanter Zehnfachbiopsie der Prostata in die Studie eingeschlossen. In allen Fällen ergaben sich auswertbare Ergebnisse. Bei 49/66 (74,2%) der Karzinompatienten bestanden suspekte Signale im TRUS, Bei 34/66 (51,5%) fand sich digital rektal ein suspekter Befund, bei 62/66 (93,9%) bestand ein erhöhtes PSA. Nur bei 2/66 (3%) Karzinompatienten lagen neben dem nichthomogenen TRUS keine weiteren suspekten Faktoren (DRU, PSA) vor. Innerhalb der Gruppe der Patienten mit benignen Erkrankungen lag bei 99/121 (81,1%) ein suspekter Ultraschallbefund vor. Insgesamt wurden 1841 histologische Befunde mit dem jeweiligen TRUS-Signal in Beziehung gesetzt. Es bestand keinerlei signifikante Korrelation zwischen einem Ultraschallsignal und einem histologischen Ergebnis. Weder eine Malignität, noch eine benigne Erkrankung ließ sich durch das Ultraschallsignal allein vorhersagen. Fazit: Die Sensitiviät des konventionellen TRUS zur Detektion eines Prostatakarzinoms liegt bei 15%, die Spezifität bei 84%. Es besteht keinerlei signifikante Korrelation zwischen TRUS-Signal und histologischem Befund. Der konventionelle transrektale Ultraschall ist daher nicht zur Vorhersage der Histologie geeignet. 30 8. Literaturverzeichnis Altwein JE, Faul P, Rübben H. Beeinflußt eine abwartende Therapie Überleben und Progression beim Prostatakarzinom? (1994)Urologe B 34: 159-164. American Cancer Society 2006 Amling C.L., Kane C.J., Riffenburgh, R.H. et al. Relationship between obesity and race in predicting adverse pathologic variables in patients undergoing radical prostatectomy. Urology 2001; 58(5):72-728. Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland. 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Erklärung „Ich, Alexander Moschkowitsch, erkläre, dass ich die vorgelegte Dissertation mit dem Thema: „ Analyse der Korrelation des Transrektalen Ultraschalls (TRUS) mit dem korrespondierenden histologischen Befund in der Prostata“ selbst verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, ohne die Hilfe Dritter verfasst und auch in Teilen keine Kopien anderer Arbeiten dargestellt habe.“ Datum Unterschrift 42 Danksagung Ich danke Herrn Prof. Dr. med. K .Miller für die Überlassung des Themas. Herrn Priv.- Doz. Dr. med. M. Schostak möchte ich für die ausgezeichnete Betreuung danken. In enger Zusammenarbeit und konstruktiver Diskussion half er mir unermüdlich. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie für die vielfältige Unterstützung.