Stochastik Abitur 2009 Stochastik Beilage eA (erhöhtes Anforderungsniveau) gA (grundlegendes Anforderungsniveau) 1 ISBN 978-3-8120-0108-3 und ISBN 978-3-8120-0223-3 Stochastik Aufgabe 2 (eA) Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit, über 110 000 auf das Rauchen zurückzuführende Todesfälle sind pro Jahr in Deutschland zu verzeichnen. Umso wichtiger ist es, bereits Jugendliche vom Tabakkonsum fernzuhalten. Der Drogen- und Suchtbericht im Jahr 2004 der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Marion Caspers-Merk, kommt zu dem Ergebnis, dass ca. ein Drittel aller Schüler, die eine 9. oder 10. Klasse besuchen, täglich Zigaretten rauchen. Befragt wurden mehr als 11 000 Schülerinnen und Schüler an verschiedenen Schulformen. a) Mit welchem mathematischen Modell lässt sich eine Stichprobe von 100 Schülern beschreiben? b)Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass von 100 Schülern höchstens 20 rauchen bzw. mindestens 27 rauchen. c) Wie viele Schülerinnen und Schüler müsste man wenigstens befragen, um mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 0,99 mindestens einen Raucher zu finden? d)Bei der Prävention nehmen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Sportvereine eine wichtige Rolle ein. Als Beispiel sei die Kampagne „Kinder stark machen“ genannt, die bereits seit den 90er Jahren läuft. In einer aktuellen Umfrage an einer Schule ist erfasst worden, wie viele Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse regelmäßig rauchen und Mitglied in Sportvereinen sind. 43 Raucher gaben an, Mitglied in einem Sportverein zu sein, 65 Raucher hin gegen zählen zu den Nichtmitgliedern. Bei den Nichtrauchern waren 77 Schüler im Sportverein und wiederum 65 nicht. Zeigen Sie, dass die Ereignisse „Mitgliedschaft im Sportverein“ und „Raucher“ nicht unabhängig sind. e) Die BZgA ergreift verschiedene Maßnahmen zur Suchtprävention. Die von der BZgA beauftragte Werbeagentur behauptet, dass die präventiven Kampa gnen bereits Erfolg hatten. Die BZgA möchte dies überprüfen und lässt dazu 1200 zufällig ausgewählte Schüler/innen befragen (α = 0,05). Erläutern Sie, warum sich ein einseitiger Hypothesentest anbietet und geben Sie eine ausführlich begründete Entschei dungshilfe: Bis zu welcher Anzahl von Rauchern kann die Raucherprävention als gelun gen angesehen werden? Welche Fehler können bei der Interpretation der Daten unterlaufen? f) Bei einer aktuellen Befragung geben 400 von 1500 Schülern der Klassen 9 und 10 an, regelmäßig zu rauchen. Lässt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,5 % sagen, dass sich der Anteil der Raucher verringert hat? (Teile aus Abitur, Hessen.) 2 Stochastik Lösung Aufgabe 2 (eA) a) Eine Stichprobe von 100 Schülern kann als Bernoulli-Experiment angesehen werden, da nur die Ergebnisse „Schüler raucht“ und „Schüler raucht nicht“ interessieren. Nach Aufgabe raucht jeder Schüler mit einer Wahrscheinlichkeit von p = __13 . Die Auswahl der Schüler muss zufällig erfolgen. 1 -verteilt b)X: Anzahl der Raucher; X ist B 100; __ 3 P(X ≤ 20) = 0,0024 P(X ≥ 26) = 1 – P(X ≤ 25) = 1 – 0,0715 = 0,9285 c) Bestimmung über das Gegenereignis: P(X ≥ 1) ≥ 0,99 n P(X ≥ 1) = 1 – P(X = 0) = 1 – ( __23 ) Bedingung für n: n 1 – (__ 23 ) ≥ 0,99 n ln(0,01) 11,36 = ( __23 ) ≤ 0,01 <=> n ≥ ______ 2 __ Logarithmieren ergibt: ln( 3 ) Mindestens 12 Schüler sind zu befragen. d)R: Raucher; S: Mitglied im Sportverein Vierfeldertafel S R 43 __ 77 R 120 __ S 108 ___ R 250 65 108 65 142 130 250 __ 142 ___ 250 R 43 ___ 108 S 65 ___ 108 S 77 ___ S 65 S 142 ___ 142 __ __ Die Wahrscheinlichkeiten ergeben sich durch die angegebenen Häufigkeiten, die sich in einer Vierfeldertafel darstellen lassen. Sind die Ergebnisse „Rauchen“ und „Mitglied“ unabhängig, so gilt: P(R ∩ S) = P(R) · P(S) Berechnung der Wahrscheinlichkeiten: 108 43 108 120 ___ ___ ___ P(R ∩ S) = ___ 250 · 108 = 0,172; P(R) = 250 = 0,432; P(S) = 250 = 0,48 P(R) · P(S) = 0,432 · 0,48 = 0,20736 ≠ 0,172 Die beiden Merkmale „Raucher“ und „Mitglied im Sportverein“ sind nicht unabhängig, da die beiden berechneten Wahrscheinlichkeiten voneinander abweichen. 3 Stochastik Lösung Aufgabe 2 (eA) e) Es eignet sich ein einseitiger Hypothesentest, da die Vermutung p < __13 lautet. Die Nullhypothese wird man ablehnen, wenn die Prüfgröße sehr kleine Werte annimmt. H 0: p = __13 Die Anzahl der Raucher ist unverändert. H 1: p < 3 Die Anzahl der Raucher ist gesunken 1 __ 0gilt, Der Fehler 1. Art bedeutet, dass die BZgA die Hypothese H 1annimmt, obwohl H also irrtümlich einen Erfolg feiert, obwohl die Anzahl der Raucher nicht gesunken ist. Beim Fehler 2. Art wird H 0angenommen, obwohl die Anzahl der Raucher gesunken ist. Die BZgA bringt sich damit um ihren Erfolg. Falls H 0wahr ist, ergibt sich die Zufallsvariable als B __________ 1 -verteilt 1200; __3 √ = 16,33 > 3; σ = 1200 · __13 · __23 die Binomialverteilung kann durch die Normalverteilung approximiert werden. Die Irrtumswahrscheinlichkeit soll höchstens 5 % betragen. α = P(weniger als g Raucher) = P(x < g) = 0,05 α = Ф(– z) = 1 – Ф(z) = 0,05 => Ф(z) = 0,95 Aus der Tafel: z = 1,645 x–μ folgt durch Einsetzen: x = 373,1 Aus z = ____ σ Werden bis zu 373 Raucher gezählt, so sollte man sich für die Alternativhypothese entscheiden. Bei einer größeren Anzahl von Rauchern kann man der Raucherprävention nur wenig Erfolg bescheinigen. f) Berechnung des Vertrauensintervalls zur Sicherheitswahrscheinlichkeit γ = 95,5% Ansatz für die Wahrscheinlichkeit p: 4 Mit n = 1500, dem Schätzwert h n = __ 15 und c = 2 (für γ = 95,5%) erhält man 2 p(1 – p) 4 2 ______ ( __ 15 – p) = 2 1500 Lösung der quadratischen Gleichung:p 1 = 0,2445; p 2 = 0,2901 95,5%-Konfidenzintervall: [0,2445; 0,2901] Der Wert p alt = __13 ist nicht enthalten; die Zahl der Raucher hat sich verringert. Bei Wahrscheinlichkeiten von p 1 = 0,24 bis p 2 = 0,29 ist eine Raucherwahrscheinlich- keit von __13 nicht mehr verträglich, so dass unter diesen Vorgaben von einer Abnahme des Raucheranteils ausgegangen werden kann. 4 Stochastik Aufgabe 2 (gA) Seite 1/2 Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit, über 110 000 auf das Rauchen zurückzuführende Todesfälle sind pro Jahr in Deutschland zu verzeichnen. Umso wichtiger ist es, bereits Jugendliche vom Tabakkonsum fernzuhalten. Der Drogen- und Suchtbericht im Jahr 2004 der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Frau Marion Caspers-Merk, kommt zu dem Ergebnis, dass ca. 35 % aller Schüler, die eine 9. oder 10. Klasse besuchen, täglich Zigaretten rauchen. Befragt wurden mehr als 11 000 Schülerinnen und Schüler an verschiedenen Schulformen. a) Es werden 120 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9/10 einer Schule befragt. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass • höchstens 33 rauchen, • mindestens 50 rauchen. Begründen Sie Ihren mathematischen Ansatz. b)Wie viele Schülerinnen und Schüler müsste man wenigstens befragen, damit die Wahrscheinlichkeit mindestens einen Raucher zu finden, größer als 99 % ist? c) Bei der Prävention nehmen laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Sportvereine eine wichtige Rolle ein. Als Beispiel sei die Kampagne „Kinder stark machen“ genannt, die bereits seit den 90er Jahren läuft. In einer aktuellen Umfrage an einer Schule ist erfasst worden, wie viele Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse regelmäßig rauchen und Mitglied in Sportvereinen sind. 43 Raucher gaben an, Mitglied in einem Sportverein zu sein, 65 Raucher hin gegen zählen zu den Nichtmitgliedern. Bei den Nichtrauchern waren 77 Schüler im Sportverein und wiederum 65 nicht. Zeigen Sie, dass die Ereignisse „Mitgliedschaft im Sportverein“ und „Raucher“ nicht unabhängig sind. d)Die BZgA ergreift verschiedene Maßnahmen zur Suchtprävention. Die von der BZgA beauftragte Werbeagentur behauptet, dass die präventiven Kampa gnen bereits Erfolg hatten. Die BZgA möchte dies überprüfen, sie vertritt die Hypothese, dass der Anteil der Raucher unverändert ist. Sie befragt 65 zufällig ausgewählte Schüler innen und Schüler und will ihre eigene Hypothese verwerfen, wenn höchstens 18 Raucher angetroffen werden. 5 Stochastik Aufgabe 2 (gA) Seite 2/2 d)Erklären Sie, warum hier einseitig getestet wird und welche Fehler bei der Interpretation der Daten unterlaufen können. Beurteilen Sie die Entscheidungsregel und verändern Sie den Test so, dass der Fehler 1. Art unter 5 % liegt und berechnen Sie für diesen Fall den Fehler 2. Art, wenn der Anteil der Raucher tatsächlich auf 20 % gesunken ist. e) Bei einer aktuellen Befragung geben 400 von 1500 Schülern der Klassen 9 und 10 an, regelmäßig zu rauchen. Lässt sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,5 % sagen, dass sich der Anteil der Raucher verringert hat? (Teile aus Abitur, Hessen.) 6 Stochastik Lösung Aufgabe 2 (gA) a) X: Anzahl der Raucher; X ist B 120; 0,35-verteilt P(X ≤ 33) = 0,0499 P(X ≥ 50) = 1 – P(X ≤ 49) = 0,0768 Eine Stichprobe von 120 Schülern kann als Bernoulli-Experiment angesehen werden, da nur die Ergebnisse „Schüler raucht“ und „Schüler raucht nicht“ interessieren. Die Zufallsvariable X beschreibt die Anzahl der Raucher. Nach Aufgabenstellung raucht jeder Schüler mit einer Wahrscheinlichkeit von p = 0,35. Die Auswahl der Schüler muss zufällig erfolgen. b)Bestimmung über das Gegenereignis: P(X ≥ 1) = 1 – P(X = 0) = 1 – 0,65n Bedingung für n: 1 – 0,65n > 0,99 ln(0,01) = 10,69 0,65n < 0,01 <=> n > ______ ln(0,65) Logarithmieren ergibt: Mindestens 11 Schüler sind zu befragen. c) R: Raucher; S: Mitgleid im Sportverein Vierfeldertafel S R 43 __ 77 R 120 __ S 65 108 65 142 130 250 108 ___ R 250 __ R 142 ___ 250 43 ___ 108 S 65 ___ 108 S 77 ___ S 65 S 142 ___ 142 __ __ Sind die Ergebnisse „Rauchen“ und „Mitglied“ unabhängig, so gilt: P(R ∩ S) = P(R) · P(S) Berechnung der Wahrscheinlichkeiten: 108 43 108 120 ___ ___ ___ P(R ∩ S) = ___ 250 · 108 = 0,172; P(R) = 250 = 0,432; P(S) = 250 = 0,48 P(R) · P(S) = 0,432 · 0,48 = 0,20736 ≠ 0,172 Die beiden Merkmale „Raucher“ und „Mitgleid im Sportverein“ sind nicht unabhängig, da die beiden berechneten Wahrscheinlichkeiten voneinander abweichen. 7 Stochastik Lösung Aufgabe 2 (gA) d)Es eignet sich ein einseitiger Hypothesentest, da die Vermutung p < 0,35 lautet. Die Nullhypothese wird man ablehnen, wenn die Prüfgröße sehr kleine Werte annimmt. H 0: p = 0,35 Die Anzahl der Raucher ist unverändert. H 1: p < 0,35 Die Anzahl der Raucher ist gesunken 0gilt, Der Fehler 1. Art bedeutet, dass die BZgA die Hypothese H 1annimmt, obwohl H also irrtümlich einen Erfolg feiert, obwohl die Anzahl der Raucher nicht gesunken ist. Beim Fehler 2. Art wird H 0angenommen, obwohl die Anzahl der Raucher gesunken ist. Die BZgA bringt sich damit um ihren Erfolg. Falls H 0wahr ist: X ist B 65; 0,35-verteilt Fehler 1. Art: P(X ≤ 18) = 0,1338 Die Irrtumswahrscheinlichkeit erscheint sehr hoch. Die Wahrscheinlichkeit, einen Fehler 1. Artzu begehen beträgt mehr als 13%. Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner 5%: P(X ≤ 16) = 0,0492 < 0,05 Werden höchstens 16 Raucher gezählt, sollte H 0verworfen werden. Fehler 2. Art für diesen Fall: Falls H 1wahr ist: X ist B 65; 0,2-verteilt P(X > 16) = 1 – P(X ≤ 16) = 0,1396 e) Berechnung des Vertrauensintervalls zur Sicherheitswahrscheinlichkeit γ = 95,5% Ansatz für die Wahrscheinlichkeit p: 4 Mit n = 1500, dem Schätzwert h n = __ 15 und c = 2 (für γ = 95,5%) erhält man 2 p(1 – p) 4 2 ______ ( __ 15 – p) = 2 1500 Lösung der quadratischen Gleichung:p 1 = 0,2445; p 2 = 0,2901 95,5%-Konfidenzintervall: [0,2445; 0,2901] Der Wert p alt = 0,35 ist nicht enthalten; die Zahl der Raucher hat sich verringert. Bei Wahrscheinlichkeiten von p 1 = 0,24 bis p 2 = 0,29 ist eine Raucherwahrscheinlich keit von 0,35 nicht mehr verträglich, so dass unter diesen Vorgaben von einer Abnahme des Raucheranteils ausgegangen werden kann. 8