Beispielsammlung Beispiel 1 Ein Haus hat 10 Stockwerke. Es steigen r = 7 Personen in einen Lift. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass mindestens 2 Personen in demselben Stockwerk aussteigen? Beispiel 2 Auf einer Tanzveranstaltung befinden sich n Ehepaare. Es werden zufällig Tanzpaare zusammengestellt. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass kein Ehepaar zusammen tanzt? Beispiel 3 (Ziehen ohne Zurücklegen) Wir betrachten 2-faches zufälliges Ziehen ohne Zurücklegen aus einer Urne mit N Kugeln, von denen R rot sind (2 ≤ R < N ). Wir betrachten folgende Ereignisse: A : die erste gezogene Kugel ist rot, B : die zweite gezogene Kugel ist rot, Ck : es werden k rote Kugeln gezogen (k = 0, 1, 2). Wie groß sind P (A), P (B) und P (Ck ) für k = 0, 1, 2 ? Beispiel 4 (Qualitätskontrolle) In der Tagesproduktion einer Firma ist ein bestimmter Massenartikel N mal produziert worden. Von diesen N produzierten Artikeln seien R defekt. Zur Kontrolle werden zufällig n Artikel aus der Tagesproduktion entnommen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis Ak : “es treten genau k defekte Artikel in dieser Stichprobe auf” für 0 ≤ k ≤ n und k ≤ R ? Beispiel 5 Zu Beginn der Röntgenreihenuntersuchung zur TBC-Diagnose ergab sich folgende Situation: Bei TBC-Trägern lieferte die Untersuchung in 94% aller Fälle einen positiven Befund (richtiges Ergebnis). Bei gesunden Personen lieferte die Untersuchung in 1% aller Fälle einen positiven Befund (falsches Ergebnis). Der Anteil der TBC-Kranken in der Bevölkerung betrug 0, 1%. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass a) eine TBC-Erkrankung bei der Untersuchung nicht erkannt wird? b) der Teilnehmer gesund ist, obwohl ein positiver Befund vorliegt. Wie ändern sich die Werte, wenn der Anteil der TBC-Erkrankungen bei 2% liegt? Beispielsammlung WS 03/04 (Fortsetzung) Beispiel 6 Jemand hat vergessen, seine Uhr aufzuziehen und diese bleibt stehen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass der große Zeiger zwischen 3 und 6 stehen bleibt? Beispiel 7 Ein Stab der Länge 1 wird zufällig in zwei Stücke zerbrochen. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das grüßere Stück mehr als doppelt so lang ist wie das kleinere Stück? Beispiel 8 (Paradoxon von Bertrand) Man wählt in einem Kreis eine zufällige Sehne. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass diese Sehne länger ist als die Seite des in demselben Kreis einbeschriebenen regelmäßigen Dreiecks? (In diesem Beispiel gibt es keine “eindeutige Lösung”, denn die Wahrscheinlichkeit hängt davon ab, nach welchem Zufallsmechanismus man die Sehne zieht. Die Wahrscheinlichkeit für ein interessierendes Ereignis A hängt stets vom Modell ab.) Beispiel 9 (Inverse Stichprobenentnahme) Man führe eine Folge von unabhängigen Bernoulli-Experimenten mit den möglichen Ergebnissen 0 und 1 aus. Der Wert p ∈ [0, 1] bezeichne die Erfolgswahrscheinlichkeit für das Auftreten von 1. (Konkretes Modell: Münzwurf). Die Zufallsvariable X gebe die Nummer des Experiments an, bei dem zum ersten Male das Ergebnis “1” auftritt. Man bestimme die Verteilung von X. Erweiterung: Die Ergebnisse 0 werden als ‘Mißerfolg’ und 1 als ‘Erfolg’ in dem Bernoulliexperiment interpretiert. Sei r ∈ N . Die Zufallsvariable Y gebe die Anzahl der Mißerfolge an die vorliegen, bis der r-te Erfolg auftritt. Man bestimme die Verteilung von Y . Beispiel 10 Y bezeichne den Ausgang eines fairen Würfelexperiments. Sei a ∈ R mit 1 ≤ a ≤ 6. Es wird ein Spiel vereinbart, in dem X = Y − a Mark als Gewinn ausgezahlt wird. Die Verteilung P X berechnet sich als 6 P X 1X = εi−a 6 i=1 Wie groß sind Erwartungswert E(X) und Varianz V ar(X)? Für welche Werte von a würden Sie als Spieler an diesem Spiel teilnehmen? Beispiel 11 Ein schwarzbunter Zuchtbulle besitzt in einem Jahr hundert Nachkommen, die durch Paarung mit schwarzbunten Köhen hervorgegangen sind. Mit welcher Wahrscheinlichkeit sind unter den 100 Kälbern gerade k rotbunte? Beispielsammlung WS 03/04 (Fortsetzung) Beispiel 12 Eine KFZ-Versicherung hat N Kunden, von denen jeder Kunde mit Wahrscheinlichkeit p einen zufälligen Schaden in einem Kalenderjahr verursacht. Tritt ein Schaden ein, so ist bekannt, dass die Schadenhöhe (angegeben in Euro) nach einem Wahrscheinlichkeitsmaß µ auf N verteilt ist. Es bezeichne Y die Gesamtschadensumme aller N Kunden in einem Jahr. Gesucht ist die Verteilung von Y sowie E(Y ). Was ergibt sich für die gleiche Fragestellung, wenn die Anzahl N der Kunden ebenfalls eine Zufallsvariable ist, falls N verteilt gmäß einem Wahrscheinlichkeitsmaß ν auf N? Beispiel 13 Eine Versicherung schließt mit 1000 Kunden einer bestimmten Altersgruppe eine Lebensversicherung ab. p = 0.002 ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine Person der Kundengruppe im folgenden Jahr stirbt. Problem: Man bestimme approximativ die Verteilung der Anzahl der Toten des nächsten Jahres. Beispiel 14 Durch eine Befragung soll der Prozentsatz der Raucher in der Bevölkerung ermittelt werden. Dazu werden n = 10000 Personen zufällig ausgewählt und befragt (Doppelbefragungen seien zugelassen). Der Prozentsatz der Raucher innerhalb der Stichprobe wird als Schätzwert gewählt. Frage: Kann man mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 35/36 behaupten, dass der Schätzwert um weniger als 3% vom wahren Wert abweicht? Beispiel 15 Wie oft muss man eine faire Münze werfen, damit die relative Häufigkeit für das Ergebnis “Zahl” mindestens mit 95%-iger Sicherheit zwischen 0.48 und 0.52 liegt? Beispiel 16 Die Herstellung eines bestimmten Produkts ergibt mit Wahrscheinlichkeit p = 0.1 einen defekten Artikel. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass bei einer Produktion von n = 10000 Produkten nicht mehr als 1030 defekte Artikel auftreten? Beispiel 17 Um die unbekannte Anzahl N der Fische in einem See zu schätzen, werden r Fische gefangen, durch einen Fleck markiert und wieder im Teich ausgesetzt. Nach einigen Tagen werden n Fische gefangen, darunter x markierte. Für welches N = N̂ (x) ∈ N ist die Wahrscheinlichkeit h(x, N ), dass unter den n gefangenen Fischen sich genau x markierte befinden, am größten? Ist N̂ (x) eindeutig bestimmt? (Hinweis: Man untersuche den Quotienten h(x, N )/h(x, N + 1)) Man gebe im Fall r = 1000, n = 2000, x = 200, N̂ (x) mit obiger Optimalitätseigenschaft numerisch an. Beispiel 18 Ein schwarzbunter Zuchtbulle besitzt in einem Jahrgang 100 Nachkommen, die aus Paarungen mit schwarzbunten Kühen hervorgegangen sind. Unter den Nachkommen befinden sich sieben rotbunte Tiere, also besitzt der Bulle das rezessive Farbmerkmal “rot”. Schätzen Sie mit Hilfe der ML-Methode den Prozentsatz p der Muttertiere in der Population, die das rezessive Merkmal “rotbunt” tragen. Beispiel 19 In einer Stadt sind die Taxis von 1, . . . , N durchnummeriert. Zufällig begegnen uns Taxis mit den Nummern x1 , . . . , xn . Man schätze den unbekannten Parameter N . Beispiel 20 Seien X1 , ..., Xn unabhängige B(1, p)-verteilte Zufallsvariablen mit 0 ≤ p ≤ 1. Man bestimme den Maximum-Likelihood-Schätzer p̂ für den unbekannten Parameter p. Beispiel 21 Seien X1 , ..., Xn unabhängige N (µ, σ 2 )-verteilte Zufallsvariablen. Man bestimme den Maximum-Likelihood-Schätzer (µ̂, σ̂ 2 ) für den unbekannten Parameter (µ, σ 2 ). Beispiel 22 Gegeben sei eine Urne mit N = 5 Kugeln (rote und schwarze), aus der n = 10 mal zufällig mit Zurücklegen gezogen wird. Es werde vorausgesetzt, dass 3 der Kugeln von der einen Farbe und 2 der Kugeln von der anderen Farbe sind, aber es sei nicht bekannt, welcher der beiden möglichen Fälle vorliegt. Gesucht ist ein “gutes Entscheidungsverfahren”, welches für jedes konkrete Ergebnis der 10 Ziehungen eine Entscheidung zwischen den beiden Fällen angibt. Beispiel 23 Die Keimfähigkeit eines Saatgutes betrage p · 100% mit unbekanntem p ∈]0, 1[. Es wird davon ausgegangen, dass bei p ≤ 0.75 die zu erwartenden Ernteverluste untolerierbar hoch sind. Um die Qualität des Saatgutes zu testen, werden n = 200 Körner gepflanzt. Die Zufallsvariable X beschreibe die Anzahl der gekeimten Körner (die nach angemessener Zeit ermittelt werden). Man diskutiere Entscheidungsverfahren (Tests), die eine Entscheidung über die Verwendung des Saatgutes herbeiführen können. Beispiel 24 Sie haben den Verdacht, dass bei einem vorliegenden Würfel die Sechs nicht mit Wahrscheinlichkeit 1/6 auftritt. Sie haben aber keine Vermutung darüber, ob Abweichungen der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit für das “Ergebnis 6” nach oben oder unten vorliegen. Die Zufallsvariable X beschreibe die Anzahl der Sechsen, die in einer Versuchsreihe von n = 180 unabhängigen Würfelwurfexperimenten mit dem Würfel auftreten. Geben Sie einen Test an, der Ihre Vermutung zum Niveau α = 0.05 statistisch absichern soll. Welches Ergebnis erhalten Sie für die Realisierung k = 42 von X? Beispiel 25 In einer landwirtschaftlichen Versuchsanstalt erhielten 4 von 9 Tieren eine zusätzliche Grünfuttermischung, die übrigen 5 Tiere erhielten lediglich das übliche proteinhaltige Marktfutter. Nach 6 Monaten wurde für alle Tiere die Gewichtszunahme in kg festgestellt. Frage: Führt die Grünfutterzugabe signifikant zum Niveau 0.1 zu größerer Gewichtszunahme? Konkrete Daten: i 1 2 3 4 5 m = 4 xi 16.7 14.3 19.8 15.1 n = 5 yi 19.5 11.5 14.7 12.1 13.8